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Notfallmanagement
geschrieben von HansL 
Re: Notfallmanagement
27.06.2024 22:28
Hallo Marco,

auch von dir hätte ich etwas mehr Zurückhaltung, in Bezug auf gesehene Leichenteile, erwartet!

Warum kommt immer das schreckliche Lokführerlatein so schnell nach oben?

Ich kenne einige Lokführer näher, aber die "prahlen" nicht damit herum, wie furchtbar doch, solche im Dienst selbst gesehene Tote seien.

Auch ich fuhr schon mal in Georgensgmünd in einem Personenzug durch Gleis 1, während auf Gleis 3 ein Zug stand, unter dem ein junges Mädchen lag. Sanitäter und Feuerwehr konnten jedoch nichts mehr für sie tun.

Im Gegensatz zu dir und allen hier im Forum, die immer auf Mitleid machen, habe ich jedoch in einem französischen Vorortbahnhof, mit eigenen Augen zusehen MÜSSEN (weil ich auf dem Bahnsteig stand) wie ein Mann mit zwei Schritten vom Bahnsteig, sich mit erhobenen Händen und dem Blick zur Lok, vor einen durchfahrenden Güterzug stellte. Solche Bilder wird nie ein Lokführer sehen, weil der Blickwinkel um auf seine Kupplung zu sehen, dies verhindert.

Über die dabei gesehen Bilder, möchte ich jedoch hier nicht weiter eingehen! Und die Geschichten zu den immer wiederkehrenden Träumen, habe ich auch nicht gehabt, weil ich wußte, er hat es so gewollt.

elixir

NB: Für mich ist damit hier das Thema beendet.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 27.06.2024 23:11 von elixir.
Zitat
Daniel Vielberth
dem empfehle ich den Straßenverkehr, dort herrscht genau diese Denkweise.

Und für alle die es nicht glauben das es auf den Straßen auch viel zu viele Idioten gibt, es gibt genug Dashcamkanäle die das Beweisen, unter anderem @EureVideosFahrnuenftig oder @DashcamDriversGermany

Zitat
elixir
Ich kenne einige Lokführer näher, aber die "prahlen" nicht damit herum, wie furchtbar doch, solche im Dienst selbst gesehene Tote seien.

Es gibt Lokführer die können sowas weg stecken es gibt aber auch welche die danach KEINEN Dienst mehr ableisten können weil deren Psyche danach völlig im Eimer ist, das kommt auf die Person selber eben an, so larifari wie du tust ist das nämlich nicht!

Zitat
marco2206

Schon mal eine halbierte Leiche gesehen? (war in den 90ern in Siegelsdorf, RB aus Markt Erlbach Nachdem zuerst in Langenzenn gewartet wurde dann doch dran vorbei)

Oder einen Kopf zwischen den Schienen und der Körper nebendran? (in den 2010ern am Esig Ansbach)

Nein? Will auch kaum jemand live sehen, auch wenn er vorher ne andere Meinung hätte. Von daher fährt auch bei Verdacht auf PU eben erstmal nichts.

Nein ich selber habe zum Glück noch kein menschliches Puzzle im Eisenbahnverkehr gesehen, leichen durchaus meine eigene Oma, aber die war am Stück und glaub mir danach war ich traumatisiert genug und hab mir Vorwürfe gemacht... -> Im April oder Mai hab ich von einem Zugbegleiter aber so ähnliche Geschichten gehört das die einen Torso irgendwo bei Gemünden gefunden haben und sich das als Mensch raus stellte... schön ist sicher was anderes.

Viele Grüße
Christian0911
(Mein YouTube-Kanal)



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 28.06.2024 03:29 von Christian0911.
Re: Notfallmanagement
28.06.2024 07:57
Zitat
elixir
Hallo Marco,

auch von dir hätte ich etwas mehr Zurückhaltung, in Bezug auf gesehene Leichenteile, erwartet!

Warum kommt immer das schreckliche Lokführerlatein so schnell nach oben?

Ich kenne einige Lokführer näher, aber die "prahlen" nicht damit herum, wie furchtbar doch, solche im Dienst selbst gesehene Tote seien.

Tut mir leid wenn das bei dir vielleicht wieder Erinnerungen geweckt hat.
Aber "Prahlen" soll das gewesen sein? Geht's noch?
Das waren eben eigene Erlebnisse, eins davon selbst aus Fahrgastsicht, das andere könnten auch alle Fahrgäste gesehen haben die in Fahrtrichtung links aus dem Fenster gesehen haben.
Und das sollte einfach ein anschauliches Beispiel sein, warum man eben hierzulande bei Verdacht auf PU in der Regel eben, entgegen zu Osteuropa, erstmal nichts mehr fährt.

Und ich selbst finde die Ausführungen im Detail von Daniel jetzt ehr als "schreckliches Lokführerlateinn" (auch wenn er keiner ist), als einfach nur meine Beschreibung einer Situation, ohne weiterer Details.

Zitat
Christian0911
Zitat
Daniel Vielberth
Solange zerflederete Leichen bei uns noch Tabuisiert sind, muss man das so handhaben.

Auch das ist in Osteuropa wohl anders, auch wenn ich es nicht live gesehen habe, aber da werden Züge an anderen Zügen die Verunglückt oder entgleist sind vorbei gefahren
Also ich will hier das Thema jetzt auch nicht mehr in epische Breiten führen, aber eines dann doch noch loswerden all jene, die so von sich überzeugt sind, das sie ganz genau wissen was der Fahrdienstleiter hätte anders tun sollen: Infra Go sucht Leute als Fahrdienstleiter, bewerbt euch, und beweißt, das ihr es anders macht, dann hat die Kritik nachher vielleicht sogar mal Substanz und ist nicht das Equivalent der berühmten 82 Millionen Bundestrainer, die auch immer ganz genau wissen, was andere hätten tun sollen.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)
Re: Notfallmanagement
28.06.2024 22:01
Finde schon auch, dass oft übermäßig gehandelt wird bei Streckensperrungen - dss Problem liegt aber ja nicht bei den FDLs (der Vorschlag, sich dafür zu bewerben ist also wenig hilfreich), sondern bei den doch etwas übertriebenen Vorschriften.
an Pro Tram
Der Vorschlag ist hilfreich. Wer sich nämlich mal die Mühe machen würde, heraus zu finden, welche Prozesskette da in Ganz gesetzt wird, das würden manche absurden Vorschläge dort stecken gelassen, wo sie hingehören. Tut mir leid, das ich jetzt doch mal so deutlich werden muss, aber wenn hier im Forum ernsthaft gefordert wird - wenn auch aus absoluter Unkenntnis heraus, was aber keine Entschuldigung ist - das der Fahrdienstleiter die Bundespolizisten und den Notfallmanager zamfahren lassen soll, die die Täter suchen, bloß weil wer selbst meint es eilig zu haben, und das die Züge fahren müssen, also sorry, da setzt es bei mir aus.

Hätten die Leute sich ein bisschen Mühe gegeben, sind das alles Dinge, die man herausfinden kann. Die Ril 123 ist auf jeden Fall öffentlich die habe ich in weniger als einer Sekunde gefunden: [fahrweg.dbnetze.com] und auch die Netzinterne bzw jetzt Infra Go 423 ist in ebendieser Zeit zu finden: [fahrweg.dbnetze.com]

Und wer meint, dort Änderungen Anstoßen zu wollen, darf das gerne tun, aber dabei muss man nicht den Fahrdienstleiter, der zumindest nach der Originalschilderung von HansL alles korrekt gemacht hat, ans Bein pinkeln. Oder man soll eben beweisen, das man den Mut (ode Leichtsinn) hat, sich über alle Regeln hinweg zu setzen, noch mehr Leben und ggf einen eigenen Gefängnissaufenthalt in Kauf zu nehmen, bloß um es paar Fahr Fahrgästen, die meinen es eilig zu haben, recht zu machen, die ihrerseits selbst lieber Bahnbashing betreiben, als mal ernsthaft herausfinden zu wollen, wer da warum wie handeln muss.

Wenn ich mal aus Unkenntnis wo Unfug schreibe, kriege ich zurecht meinen Anschiss, aber hier wo eben andere Unfug schreiben, muss eben diesmal ich den Rüffel erteilen. Und nein, ich bin nicht der betroffene FDL, Schwabach habe ich nicht, trotzdem finde ich unfair, was hier gegen den FDL gesagt wird. Zumal weder Wortlaut des Notrufs noch nachfolgenden Gespräche hier bekannt sind, um zu wissen, ab wann welche Information wem vorlag.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 29.06.2024 00:58 von Daniel Vielberth.
Zitat
Daniel Vielberth
Zumal weder Wortlaut des Notrufs noch nachfolgenden Gespräche hier bekannt sind, um zu wissen, ab wann welche Information wem vorlag.

Es ist auch gut das der Zugfunk bzw die Notrufe sowieso unter strenger Geheimhaltung liegt, nicht mal unser RegioTf darf das in youtube veröffentlichen und der darf schon mehr als manch andere!

Jedenfalls FDL Bashing in solchen Fällen ist wirklich untere Schublade, der sitzt ja fast schon im gleichen Boot wie die Fahrgäste und weiß wenig bis gar nichts, Schwabach is jetzt vor Ort noch besetzt aber wenn mal der FDL in München hockt und der PU oder die Gleislatscher in Oberdachstetten oder sonst wo passiert dann kriegt der das ja auch nicht mal wirklich mit... selbst der Schwabacher wird nix von der eigentlichen Situation mitbekommen haben denn wenn du auf die Arbeit usw konzentriert bist dann ist das sicher gar nicht so leicht die Blicke mal abschweifen zu lassen.

Viele Grüße
Christian0911
(Mein YouTube-Kanal)
Re: Notfallmanagement
29.06.2024 10:54
Zitat
Christian0911
aber wenn mal der FDL in München hockt und der PU oder die Gleislatscher in Oberdachstetten

Der zuständige Fdl für Oberdachstetten ist Würzburg-Heidingsfeld. Und soweit ich weiß müsste der tatsächlich in Würzburg sitzen. Da wurde vor einigen Jahren neben dem Zetralstellwerk am Hbf ein Anbau für eine Regionale Bz gebaut. Was aktuell an Estw nun aber wirklich aus Würzburg heraus gesteuert wird weiß ich nicht.

Für Ansbach gab es ja auch mal Planungen für eine Regionale Bz.

Wobei es für den konkreten Fall alles keinen Unterschied macht, da der Fdl trotzdem nicht vor Ort ist.
Dass dies nicht Aufgabe des FDL sein kann, ist mir auch klar. Das muss schon jemand sein, der vor Ort ist.

Ganz naiv dachte ich, es wäre die Bundespolizei, die veranlasst, dass die Sperre aufgehoben wird, wenn klar ist, dass die Gefahr behoben ist. Polizei und Rettungskräfte waren auch erstaunlich schnell und zahlreich vor Ort. Offensichtlich war da niemand befugt, Entwarnung zu geben.

Aber wer darf das? Wem ist diese Person zugeordnet? Wieviele davon gibt es? Wie lange dauert es, bis einer davon vor Ort ist? Ich habe gehört, dafür gäbe es Notfallmanager. Ich hätte schon erwartet, dass er genauso schnell vor Ort ist wie die Rettungskräfte. Also etwa nach 10 Minuten. Und dass er in diesem Fall nach weiteren 10 Minuten sich soweit ein Bild gemacht hat, um wenigstens den Teil der definitiv nicht betroffenen Gleise wieder freizugeben. Richtung Nürnberg bestand nie eine Gefahr.

Und weshalb ist niemand in der Lage, wenigstens ein klein wenig Information an die Fahrgäste weiterzugeben? Wenn ich weiß, dass es mindestens 2 Stunden dauert, bis es weitergeht, kann ich mir eine Kneipe in der Nähe suchen.

Tut mir Leid: Aber da stimmt aus Fahrgastsicht schon einiges am Verfahren nicht. Wenn noch nicht mal das DB-Personal erfährt, was Sache ist. Dem war so, ich habe freundlich mit den Leuten geredet. Und bekam genauso freundlich die Antwort, dass sie auch gern wüssten, was Sache ist.

Liegt es an den blösinnigen Einsparungen der letzten Jahrzehnte?
Fahrer unter Schock
Jugendliche in Franken nehmen Abkürzung über Gleise: ICE-Lokführer bremst gerade noch rechtzeitig

[www.nordbayern.de]
an HansL

Du hattest doch alle Puzzleteile beobachtet, kannst du sie nicht selbst zusammenfügen? Erst mussten alle Züge im Bahnhof logischerweise aufgrund des Notruf des ICE angehalten werden. Wenn ich dann mal davon ausgehe, das deine Version stimmt, und nicht die der Presse, nämlich das der ICE nicht am Bahnsteig zum halten kam, und es im ICE entweder Verletzte oder Verdacht auf Verletzte gab, müssen die Gleise in Bahnhof gesperrt werden damit die Sanitäter ungefährdet zum Zug kommen (bei anderen Unfällen kann auch das vorherige Erden der Oberleitung erforderlich werden, je nach örtlichen Verhältnissen durch den Notfallmanager oder in bestimmten Fällen nur durch die Fachlinie OL selbst). In welchen Umfang Gleise im Bahnhof gesperrt werden, ist etwas Ermessenfrage, aber wenn nicht ausgeschlossen werden kann, das einzelne Rettungskräfte möglicherweise sich von den hinteren Gleisen dem Zug nähern, trifft es im Zweifelsfall alle Gleise. Eine sogenannte UV Sperrung also zur Unfallverhütung. Bei einer UV Sperrung darf kein Fahrzeug mehr bewegt werden. Das ganze nicht zum Schutz für die ursprünglichen Täter, sondern für die Rettungskräfte, die die Verletzten im Zug betreuen, bzw durch den Zug durchgehen und schauen das keiner Verletzt ist. Der FDL meldet die Vollzogene Sperrung an in die Notfallleitstelle (das passiert i. d. R. wenige Minuten nach dem Notruf, bevor die ersten Helfer da sind), die wiederum den Notfallmanager vom Netz (es können mehrere Notfallmanager vor Ort sein, jedes beteiligte EVU kann auch einen da haben), und der wiederum an die Einsatzleiter von Landespolizei, Bundespolizei, Rettungsdienste, Feuerwehr, THW und wer sonst noch da ist.

Erst wenn keiner der Beteiligten mehr durch die Gleise muss, geht das Prozedere rückwärts, die einzelnen Sanitäter usw melden ihren Bereich je abgeschlossen, die Einsatzgruppenleiter weißen ihre Leute an, das die an sofort nicht mehr ins Gleis dürfen, wenn die das von allen ihren eigenen Beteiligten haben, geben die das den Notfallmanager, der sammelt wiederum von allen Sparten also Rettungsdienste Polizei usw (wie vorher) die Meldungen, das keiner mehr drin ist, kontrolliert ggf nach und erst wenn ganz ausgeschlossen ist das noch einer im Schotter ist oder nochmal rein muss, (und das alles auch schriftlich dokumentiert ist!) wird aufgehoben.

Das sowas keine Sache von 20 Minuten sein kann, sollte völlig logisch sein, zumal wir ja auch nicht wissen, ab wann genau die Meldung über Verletzte im Zug vorlag. In der Zeit wo die Sanitäter im Zug waren könnten ferner entweder eine Tür per Notentriegung freiegeben gewesen sein, oder der Tf hat zu deisem Zweck die Außentüren freigegeben (irgendwie müssen die Sanitäter ja reinkommen), in beiden Fällen muss man solange der Zug steht befürchten, das uneinsichtige Fahrgäste durchdrehen, und eigenmächtig das Fahrzeug zu verlassen suchen, sodass eine zwischendrin Aufhebung der Sperrung, solange die Sanitäter drinnen im Zug sind, ebenfalls absolut undenkbar ist.

Im Falle eines echten PU kommen da dann noch weitere Schritte dazu, die Fahrzeuge müssen auf Beschädigungen untersucht, Leichenteile entfernt und eingetütet werden, psychologische Betreuung des Tf (kann in dem Fall auch nötig gewesen sein, es stand ja unter Schock, vielleicht dachte er, den wirklich erwischt zu haben), heranschaffen eines Ablöser usw. also der Kreis der Beteiligten kann je nach Konstellation noch größer werden.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
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5 mal bearbeitet. Zuletzt am 29.06.2024 21:41 von Daniel Vielberth.
Nachtrag: Habe gerade entdeckt, das die noch wesentlich ausführlichere Version dessen, was ich hier gerade in Schnellzusammenfassung geschrieben habe auch hier [www.deutschebahn.com] nochmal nachzulesen ist, das sind ebenfalls Informtionen, die jedem Zugänglich sind.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)
Da es nun ja den Presseartikel gibt sollte auch klar sein das der Zug eben nicht so ohne weiteres weiter fahren konnte man musste erst eine Ablösung für den Lokführer organisieren und dann nach Schwabach bringen soweit ich das mit meinem Laienwissen im Kopf habe muss dies auch der Notfallmanager tun?

Viele Grüße
Christian0911
(Mein YouTube-Kanal)
Re: Notfallmanagement
29.06.2024 23:49
Muss bei einem PU nicht auch darauf gewartet werden, bis der Staatsanwalt, der Notdienst hat, vor Ort den Verkehr wieder freigibt? Dauert üblicherweise 2h.
Zitat
LaurenzBo
Muss bei einem PU nicht auch darauf gewartet werden, bis der Staatsanwalt, der Notdienst hat, vor Ort den Verkehr wieder freigibt? Dauert üblicherweise 2h.

In dem Fall war es ja "nur" ein beinahe PU, die jugendlichen wurden nicht erwischt, aber im Normallfall wenn es ein Puzzle gibt, dann ja, Staatsanwalt, Bestatter etc.

Viele Grüße
Christian0911
(Mein YouTube-Kanal)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 30.06.2024 05:49 von Christian0911.
Zitat
Daniel Vielberth
an HansL

Du hattest doch alle Puzzleteile beobachtet, kannst du sie nicht selbst zusammenfügen? Erst mussten alle Züge im Bahnhof logischerweise aufgrund des Notruf des ICE angehalten werden. Wenn ich dann mal davon ausgehe, das deine Version stimmt, und nicht die der Presse, nämlich das der ICE nicht am Bahnsteig zum halten kam, und es im ICE entweder Verletzte oder Verdacht auf Verletzte gab, müssen die Gleise in Bahnhof gesperrt werden damit die Sanitäter ungefährdet zum Zug kommen (bei anderen Unfällen kann auch das vorherige Erden der Oberleitung erforderlich werden, je nach örtlichen Verhältnissen durch den Notfallmanager oder in bestimmten Fällen nur durch die Fachlinie OL selbst). In welchen Umfang Gleise im Bahnhof gesperrt werden, ist etwas Ermessenfrage, aber wenn nicht ausgeschlossen werden kann, das einzelne Rettungskräfte möglicherweise sich von den hinteren Gleisen dem Zug nähern, trifft es im Zweifelsfall alle Gleise. Eine sogenannte UV Sperrung also zur Unfallverhütung. Bei einer UV Sperrung darf kein Fahrzeug mehr bewegt werden. Das ganze nicht zum Schutz für die ursprünglichen Täter, sondern für die Rettungskräfte, die die Verletzten im Zug betreuen, bzw durch den Zug durchgehen und schauen das keiner Verletzt ist. Der FDL meldet die Vollzogene Sperrung an in die Notfallleitstelle (das passiert i. d. R. wenige Minuten nach dem Notruf, bevor die ersten Helfer da sind), die wiederum den Notfallmanager vom Netz (es können mehrere Notfallmanager vor Ort sein, jedes beteiligte EVU kann auch einen da haben), und der wiederum an die Einsatzleiter von Landespolizei, Bundespolizei, Rettungsdienste, Feuerwehr, THW und wer sonst noch da ist.

Erst wenn keiner der Beteiligten mehr durch die Gleise muss, geht das Prozedere rückwärts, die einzelnen Sanitäter usw melden ihren Bereich je abgeschlossen, die Einsatzgruppenleiter weißen ihre Leute an, das die an sofort nicht mehr ins Gleis dürfen, wenn die das von allen ihren eigenen Beteiligten haben, geben die das den Notfallmanager, der sammelt wiederum von allen Sparten also Rettungsdienste Polizei usw (wie vorher) die Meldungen, das keiner mehr drin ist, kontrolliert ggf nach und erst wenn ganz ausgeschlossen ist das noch einer im Schotter ist oder nochmal rein muss, (und das alles auch schriftlich dokumentiert ist!) wird aufgehoben.

Das sowas keine Sache von 20 Minuten sein kann, sollte völlig logisch sein, zumal wir ja auch nicht wissen, ab wann genau die Meldung über Verletzte im Zug vorlag. In der Zeit wo die Sanitäter im Zug waren könnten ferner entweder eine Tür per Notentriegung freiegeben gewesen sein, oder der Tf hat zu deisem Zweck die Außentüren freigegeben (irgendwie müssen die Sanitäter ja reinkommen), in beiden Fällen muss man solange der Zug steht befürchten, das uneinsichtige Fahrgäste durchdrehen, und eigenmächtig das Fahrzeug zu verlassen suchen, sodass eine zwischendrin Aufhebung der Sperrung, solange die Sanitäter drinnen im Zug sind, ebenfalls absolut undenkbar ist.

Im Falle eines echten PU kommen da dann noch weitere Schritte dazu, die Fahrzeuge müssen auf Beschädigungen untersucht, Leichenteile entfernt und eingetütet werden, psychologische Betreuung des Tf (kann in dem Fall auch nötig gewesen sein, es stand ja unter Schock, vielleicht dachte er, den wirklich erwischt zu haben), heranschaffen eines Ablöser usw. also der Kreis der Beteiligten kann je nach Konstellation noch größer werden.

Der Zug kam definitiv erst nach dem Bahnsteig zum Stehen. Die Rücklichter waren am Ende des Bahnsteigs zu sehen.

Wenn es darum gegangen wäre, den Rettungs- und Einsatzkräften einen möglichst ungehinderten Zugang zur (Beinahe-)Unfallstelle während der ganzen Zeit des Stillstands zu ermöglichen, dann ist man alles andere als sinnvoll vorgegangen. Als der ICE durch den Bahnhof fuhr, war der Bahnsteig zwischen Gleis 2 und 3 voll mit wartenden Fahrgästen. Diesen und die Unterführung hätte man dann doch sinnvollerweise als erstes geräumt. Hat man nicht, alle möglichen Leute wuselten die ganze Zeit auf dem Bahnsteig hin und her. Aber es wurden auch keine Rettungskräfte behindert. Die standen alle nur herum und warteten, ob sie etwas zu tun bekommen. Da hat auch niemand Gerät zum Zug geschafft, um eventuelle Verletzte zu bergen. Es war offensichtlich sehr schnell klar, dass auch die Kaffeetassen, die durch den Speisewagen geflogen sind, niemanden verletzt haben. Laut Zeitung war der Einzige, der etwas abbekommen hat, der Lokführer, der eine Schock erlitten hatte.

Insbesondere hätte man auch dafür sorgen müssen, dass die Fahrgäste im RE auf Gleis 3 möglichst sitzen bleiben. Das hat auch mehr als die Hälfte der Leute gemacht, weil ohnehin nicht klar war, wie man weiterkommen könnte. Ich beobachtete auch erst so lange als möglich, was passiert und wartete geduldig, dass es schon irgendwann weitergehen wird. Aber dann wurden auch wir sogar noch gezwungen, den Zug zu verlassen, weil die Durchsage kam, dass er in Schwabach wenden wird. Ohne den geringsten Hinweis, wann und wie man dann noch nach Nürnberg kommen könnte.

Wir haben damit zwangsläufig das Chaos im Bahnsteig noch verstärkt. Aber eigentlich standen die Meisten, auch Bahnpersonal, Polizei und Rettungskräfte nur herum und warteten, wie es weitergeht. Klar habe auch ich versucht, irgend etwas zu erfahren. Aber damit habe ich keineswegs irgendwas noch behindern können.

Über und durch die Gleise musste niemand zu keiner Zeit. Zumindest nicht entlang der Bahnsteige und Richtung Nürnberg. Richtung Treuchtlingen war Gleis 2 ohnehin blockiert, Gleis 1 und Gleis 3 hätte man in dieser Richtung sicherheitshalber noch sperren können, bis klar war, dass man den ICE oder auch nur einen Teil der Fahrgäste evakuieren muss. Das war spätestens 20 Minuten nach dem Vorfall klar, dass das nicht sinnvoll war. Aber die Gleise Richtung Nürnberg und die S-Bahn-Gleise waren definitiv nicht betroffen.

Ich sehe schon ein, dass man im Zweifelsfall besser vorsichtig agiert und kein unnötiges Risiko eingeht. Aber in diesem Fall waren die gestrandeten Fahrgäste das potentielle Risiko, die jede sinnvolle Aktion behindert hätten, falls eine solche nötig gewesen wäre. Und den RE nach Nürnberg weiterfahren zu lassen, hätte dieses Risiko deutlich vermindert. Und noch mehr wäre es vermindert worden, wenn die S-Bahn dann auch eine Freigabe bekommen hätte. Aber zumindest eine sinnvolle Kommunikation dachte ich, könnte man erwarten.

Was mir schon auffällt: Wenn etwas ähnliches auf der Autobahn passiert, so denkt kein Mensch daran, beide Fahrtrichtungen stundenlang komplett zu sperren. Sobald die havarierten Fahrzeuge zur Seite geschafft wurden, beginnt man notfalls auch nur auf der verbliebenen halben Spur den Verkehr an der Unfallstelle vorbeizuleiten. Egal, wie schwer der Unfall war. Wegen eines Beinahe-Unfalls kommt niemand auf die Idee, alles abzuriegeln.

Aber Danke für die Broschüre, die Du verlinkt hast.
Zitat
Daniel Vielberth
Nachtrag: Habe gerade entdeckt, das die noch wesentlich ausführlichere Version dessen, was ich hier gerade in Schnellzusammenfassung geschrieben habe auch hier [www.deutschebahn.com] nochmal nachzulesen ist, das sind ebenfalls Informtionen, die jedem Zugänglich sind.

Schon auf Seite 9 dieser Broschüre steht das, was ich erwartet hätte: "Auch für die Nutzer der Bahn ist es wichtig, wenigstens ein Gleis zumindest mit reduzierter Geschwindigkeit wieder befahren zu können. Tatsächlich ist dies in den meisten Fällen auch möglich."

In diesem Fall wäre es möglich gewesen: Der RE und auch die S-Bahnen hätten mit entsprechender Vorsicht durchaus weiterfahren können. Bitte erzähle doch nicht hier, dass alles so gelaufen wäre, wie es laufen muss. Da ist definitiv etwas schief gelaufen, weil anscheinend niemand das Ganze sinnvoll in die Hand genommen hat.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 30.06.2024 10:32 von HansL.
Zitat
HansL
In diesem Fall wäre es möglich gewesen: Der RE und auch die S-Bahnen hätten mit entsprechender Vorsicht durchaus weiterfahren können. Bitte erzähle doch nicht hier, dass alles so gelaufen wäre, wie es laufen muss. Da ist definitiv etwas schief gelaufen, weil anscheinend niemand das Ganze sinnvoll in die Hand genommen hat.

Die DBAG ist seit 1994 keine Behörde mehr und damit grundsätzlich an die Entscheidungen der Behörden (z.B. Bundespolizei) gebunden.
Aufschiebende Argumente gegen deren Weisungen gelten nicht!

Gruß



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 30.06.2024 12:54 von Fahrdienstleiter ESTW.
Ohne jetzt Bezug auf den Fall in Schwabach zu nehmen: Das Nofallmanagement der DB hat sich in den letzten 10 - 15 Jahren massiv verschlechtert. Notfallmanager sind sehr häufig nicht innerhalb der vorgeschriebenen Zeit vor Ort. Rettungsketten funktionieren nicht. Externe Rettungskräfte werden oft von den Fahrgästen alarmiert, weil die DB hier wertvolle Zeit verstreichen lässt. Aktuelles Beispiel:

[www.schiene.de]

Das schlechte Nofallmanagement der DB kritisiert auch Claus Weselsky in diesem Video (ab Minute 13:53):

[youtu.be]


Gestern kam es zu einem unschönen Vorfall in Lauf (links Pegnitz):

[www.schiene.de]

Auch hier wieder Stundenlange Streckensperrung. Der Vorfall ereignete sich nicht im, sondern am Bahnhof.
Ich meine, wenn so etwas passiert, ist es vollkommen legitim und verständlich, wenn der gesamte Bahnhofsbereich weiträumig abgesperrt wird. Aber warum um Himmels Willen muss man die komplette S-Bahn-Linie bis Hartmannshof über Stunden hinweg lahmlegen? Warum kann man den Betrieb nicht zeitnah - ohne Halt in Lauf (links Pegnitz) - wieder aufnehmen? So hätten die Fahrgäste zumindest Lauf West als Alternative gehabt. Nicht einmal einen Inselbetrieb zwischen Hersbruck (links Pegnitz) und Hartmannshof gab es. So wäre man von diesem Teilstück zumindest noch mit dem Umweg über Hartmannshof und dem RE nach Nürnberg gekommen. Stattdessen wurde auf "X" die Einrichtung eines Schienenersatzverkehr bis Hartmannshof angekündigt. Und wir wissen ja, wie lange so etwas dauert. Außerdem kann der Ersatzbus den Bahnhof Lauf (links Pegnitz) auch nicht anfahren, wenn der Vorplatz weiträumig abgesperrt ist.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 01.07.2024 19:18 von RSB.
Sehr gutes Beispiel!
Als der Typ niedergestreckt war, hätte die S-Bahn wenigstens ohne Halt durchfahren können.
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