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Big Data zur Bedarfsermittlung?
geschrieben von Nukebro 
Es werden ja im Stadtgebiet mehr und mehr Mobilitätsdaten erfasst - zum Beispiel über die Lichtschranken bei den U-Bahn-Stationen, die Fahrradzähler usw. Aber meines Erachtens geht da noch mehr: man könnte zum Beispiel die Parkautomaten so vernetzen, dass sie ausspucken wer wann ein Parkticket gelöst hat (kann das das "Parkschein über Handy" Ding heute schon?) Bei den Bussen ist ja inzwischen die Position und die Lage zum Plan (verspätet, pünktlich, zu früh) in Echtzeit nachvollziehbar. Haben die Busse und Straßenbahnen auch eine Echtzeit-Meldung zum Besetzungsgrad oder zur Zahl der Zustieg/Ausstieg?

Wenn man all diese Daten zusammen führen würde und evtl computergestützt auswerten würde, könnte man besser erkennen, wie sich die Menschen in Nürnberg fortbewegen. Zum Fußverkehr könnte man noch auf Daten von Google Maps zurück greifen (wenn das rechtlich und finanziell möglich ist) und für den Radverkehr wäre DB Rad plus (was in Erlangen bereits im Einsatz ist) eine kostengünstige Option.

Was macht man dann mit all den Daten? Nun, man könnte Erkenntnisse gewinnen: wo könnte eine Buslinie sinnvoll sein, die es bisher nicht gibt? Wo könnte es sinnvoll sein, eine Buslinie umzuleiten? Wie viele Parkplätze braucht es wirklich? (Leider kann die Stadt das Preis-Signal beim Parken nur sehr begrenzt senden) Und welche Schienenbahnen, die bisher noch gar nicht in Betracht gezogen wurden könnten sinnvolle Neubauprojekte sein.

Sicherlich ist Big Data nicht ein Allheilmittel - es ist zum Beispiel schwer bis unmöglich, den Verkehr auf einer Linie vorherzusagen, die heute garnicht möglich ist, oder das Mobilitätsverhalten im Zuge neuer städtebaulicher Entwicklungen. Aber ich habe die Befürchtung, dass einige Daten nicht erhoben werden, die sinnvoll wären und dass die Daten, die erhoben werden, nicht aggregiert werden...

Was denkt der Rest des Forums? Könnte und sollte Nürnberg vielleicht sogar eine eigene Stelle bei der Stadtverwaltung haben, die Mobilitätsdaten erhebt, aggregiert und auswertet?

____________
Selbstverständlich sollten wir mehr Schienen bauen!



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.11.2024 17:48 von Nukebro.
Hallo,

sehr interessantes Thema.

Big Data - wer die Daten hat, der hat die Macht!


Zitat
Nukebro
Was macht man dann mit all den Daten?

Anhand bestimmter Daten kann auf das Mobilitätsverhalten der Kunden/Fahrgäste reagiert werden.
Besteht bei bestimmten Linien im Stadtgebiet kurzfristig erhöhtete Nachfrage, so kann man flexibel darauf reagieren und den Takt von Bussen/Bahnen erhöhen, egal zu welchem Tag oder Tageszeit! On-Demand Verkehre gehören da sicher auch dazu.



Zitat
Nukebro
Könnte und sollte Nürnberg vielleicht sogar eine eigene Stelle bei der Stadtverwaltung haben, die Mobilitätsdaten erhebt, aggregiert und auswertet?

Wenn es zu dem Themengebiet noch keine Stelle in Nürnberg gibt, sollte schnellstmöglich dazu ausgeschrieben werden!
Daten verstehen, Daten erheben, Daten analysieren, um dann best- und schnellstmöglichen Nutzen für die Kunden/Fahrgäste bieten zu können!
Flexibilität ist der große Schwachpunkt beim ÖPNV.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.11.2024 13:29 von Mezzo.
Die Idee ist mit Sicherheit gut.

Ich wäre aber vorsichtig, daraus Bedarfe und Änderungen abzuleiten: Verkehrsströme reagieren sehr dynamisch auf Veränderungen. Und oft sind sinnvolle Verbindungen in den Ist-Daten nicht erkennbar, weil sie eben erst durch die Änderung im Verkehrssystem interessant werden. Ein gutes Beispiel sind Güterzugtrassen auf der elektrifizierten Allgäubahn: aus der bestehenden Verkehrsnachfrage hatte man abgeleitet, dass die Elektrifizierung der eingleisigen Variante ausreicht, weil dort kaum Güterzüge fahren.
Mit der Elektrifizierung wurde diese Strecke erst auch für den Güterverkehr attraktiv, im Nachhinein hätte man gleich zweigleisig ausbauen sollen.

Aber als Verbesserung für bestehende Verkehrsmodelle wäre das eine gute Sache. Man könnte dann auch die Auswirkungen von gerade durchgeführten Änderungen, neu eingeführten Linien oder Streichungen deutlich besser verstehen.

Thema Besetzungsgrad: viele Neufahrzeuge gibt schon vom Hersteller mit Fahrgastzähleinrichtungen, die relativ präzise sind. Die AKN macht darüber meines Wissens ihre Abrechnung mit Schleswig-Holstein und Hamburg.
Diese Daten könnte man zumindest dauerhaft erheben und z.B. nach Störungen, Großveranstaltungen oder Baustellen auswerten. Daraus müsste man schon Schlüsse ziehen können, wie sich die Fahrgäste verteilen und welche Ersatz- oder Zusatzverkehre wann sinnvoll sind.
Der Nahverkehrsentwicklungsplan NVEP 2025 und darauf basierend auch das ÖPNV-Maßnahmenpaket 2030 in Nürnberg basieren bekannterweise auf alten Daten, die u.a. auch noch den U-Bahnhof Marienberg inklusive Fahrgastprognosen dort beinhalten.

Jetzt aktuelle Daten kommen daher wohl frühestens nach 2030 in irgendeinem Konzept an.

Man sieht das derzeit auch gut im neuen Stadtquartier Lichtenreuth, wo man gross angekündigt hatte, eine Erschliessung per Strassenbahn einzubinden und wo derzeit bereits erste Häuser fertiggestellt werden (mit vorgeschriebener Tiefgarage) und kein Gleisbau auch nur in Sicht...
Zitat
Nukebro
Haben die Busse und Straßenbahnen auch eine Echtzeit-Meldung zum Besetzungsgrad oder zur Zahl der Zustieg/Ausstieg?

Ist aktuell bei der VAG beim Bus in der Testphase mit ausgewählten Fahrzeugen.
Zitat
Axel25
Thema Besetzungsgrad: viele Neufahrzeuge gibt schon vom Hersteller mit Fahrgastzähleinrichtungen, die relativ präzise sind. Die AKN macht darüber meines Wissens ihre Abrechnung mit Schleswig-Holstein und Hamburg.
Diese Daten könnte man zumindest dauerhaft erheben und z.B. nach Störungen, Großveranstaltungen oder Baustellen auswerten. Daraus müsste man schon Schlüsse ziehen können, wie sich die Fahrgäste verteilen und welche Ersatz- oder Zusatzverkehre wann sinnvoll sind.

Und genau sowas bräuchte man Zukünftig für S-Bahn und Regio Verkehre, damit das manuelle Erfassen von Fahrgästen durch Zähler wegfällt.

Oder damit EVUs und Besteller auf erhöhte Fahrgastzahlen reagieren können und dementsprechend Züge Verstärkern.
Wird dauerhaft Überfüllung eines Zuges erfasst, muss das EVU reagieren, sonst Strafzahlungen.
Zitat
Mezzo
Zitat
Axel25
Thema Besetzungsgrad: viele Neufahrzeuge gibt schon vom Hersteller mit Fahrgastzähleinrichtungen, die relativ präzise sind. Die AKN macht darüber meines Wissens ihre Abrechnung mit Schleswig-Holstein und Hamburg.
Diese Daten könnte man zumindest dauerhaft erheben und z.B. nach Störungen, Großveranstaltungen oder Baustellen auswerten. Daraus müsste man schon Schlüsse ziehen können, wie sich die Fahrgäste verteilen und welche Ersatz- oder Zusatzverkehre wann sinnvoll sind.

Und genau sowas bräuchte man Zukünftig für S-Bahn und Regio Verkehre, damit das manuelle Erfassen von Fahrgästen durch Zähler wegfällt.

Volle Zustimmung.

Zitat

Oder damit EVUs und Besteller auf erhöhte Fahrgastzahlen reagieren können und dementsprechend Züge Verstärkern.
Wird dauerhaft Überfüllung eines Zuges erfasst, muss das EVU reagieren, sonst Strafzahlungen.

Reagieren muss der Besteller, dass EVU kann nur das fahren, was vertraglich vereinbart ist und wirtschaftlich darstellbar ist.
Ein großes Problem sind dann noch die Bahnsteiglängen: sowohl im S-Bahn-Bereich als auch bei den REs lässt sich die Zuglänge meistens nicht mehr ohne Infrastrukturarbeiten verlängern.

Die 140/150m zwischen Nürnberg und Bamberg für die S-Bahn sind arg limitierend, genauso die 200/210m bei den Desiro HC. Ein weiteres Problem ist dann die Halbgleisfähigkeit in Nürnberg Hbf, die die Zuglänge je nach Gleis auf 150 bis 200m begrenzt.
Zitat
Axel25
Reagieren muss der Besteller, dass EVU kann nur das fahren, was vertraglich vereinbart ist und wirtschaftlich darstellbar ist.
Ein großes Problem sind dann noch die Bahnsteiglängen: sowohl im S-Bahn-Bereich als auch bei den REs lässt sich die Zuglänge meistens nicht mehr ohne Infrastrukturarbeiten verlängern.

Im Grundsatz richtig, aber das EVU kann natürlich auch mehr fahren als vertraglich vereinbart ist. Nur ist es vertraglich nicht dazu verpflichtet. Theoretisch könnte sich aber ein größeres Unternehmen mit mehr Reserven einen Vorteil für spätere Vergaben "erspielen", dass es so etwas mit abdeckt.

Es bestünde auch die Möglichkeit das EVU vertraglich dazu zu verpflichten, ausreichende Kapazitäten auch für steigende Nachfragen bereit zu stellen. Allerdings würden diese die zusätzlichen Kapazitäten natürlich auch einpreisen, selbst wenn sie nicht benötigt werden.

Zitat
Axel25
Die 140/150m zwischen Nürnberg und Bamberg für die S-Bahn sind arg limitierend, genauso die 200/210m bei den Desiro HC. Ein weiteres Problem ist dann die Halbgleisfähigkeit in Nürnberg Hbf, die die Zuglänge je nach Gleis auf 150 bis 200m begrenzt.

Solange man mit Zügen unterwegs ist, die nicht vollständig aus Doppelstockwaggons bestehen, gibt es aber eher keinen Grund, die Infrastruktur auszubauen, wenn man auch durch andere Fahrzeuge mehr Kapazität bereitstellen könnte.
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