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Bepreisung der Verstopfung von Straßen ("congestion pricing", "City-Maut" o.ä.)
geschrieben von Nukebro 
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HansL
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Axel25

Davon abgesehen: ÖPNV ist kein Allheilmittel. Soll er einen ordentlichen Beitrag zur Verkehrswende leisten, muss er dort ausgebaut werden, wo die Mengengerüste sowohl eine hohe relative als auch absolute Verlagerung erzielen. Und das sind primär die Verkehrsachsen, aber eben nicht "ländlicher" Punkt-zu-Punkt Verkehr wie z.B. Vach-Tennenlohe. Dort wird er im Verhältnis zur erzielten Wirkung einfach zu teuer.

Wenn Du nur betrachtest, was eine Buslinie quer durch das flache Land an Änderungen des model Split bringt, hast Du sicher Recht: das lohnt sich nie und nimmer.

Aber eines sollte man trotzdem bedenken: Wer mangels Alternative auf dem flachen Land ein Auto braucht, wird es so weit als möglich nutzen. Die Fixkosten sind bezahlt, die variablen Kosten werden unterschätzt, die Meisten rechnen nur mit ihrem Spritverbrauch.

Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Ich habe lange Jahre in einem Tal zwischen Altdorf und Neumarkt gewohnt. Bus gab es frühmorgens um 5:30 Uhr, zurück kam er abends. Radfahren war auf den stark befahrenen Straßen kaum möglich. Also hatten wir einen absurd großen Fuhrpark. Und trotzdem war es jedes Mal ein Drama, wenn ein Fahrzeug ausfiel. Was wir da an Shuttle zum Bahnhof gefahren sind, ging auf keine Kuhhaut.

Hätte es wenigstens stündlich einen Rufbus gegeben, hätten wir das sicher anders organisiert. Da wären Autos weggefallen und wir hätten viel mehr ÖPNV genutzt.

Ich denke, flächendeckender Taktverkehr ist eine dringend nötige Daseinsvorsorge. Die vorhanden sein muss, wenn wir ÖPNV nicht nur als Inseln in den Metropolen haben wollen.

Aber klar: noch wichtiger ist der Ausbau der Verkehre auf den Hauptachsen. Das geschieht ja, wenn auch für meinen Geschmack zu langsam.

Nun könnte man argumentieren, dass auf dem Land zumindest genug Platz auf den Straßen ist.... aber... Wenn die Leute dann in die Stadt rein fahren (und das ist ja oft der Fall) ist plötzlich kein Platz mehr. Und der beabsichtigte Pull-Faktor Park&Ride funktioniert eher so semi. Push-Faktoren wie höhere Parkgebühren und City-Maut sind aber leider in Deutschland per Bundesgesetz verunmöglicht....

Ich denke auch, dass Wohnraum und Verkehr zusammen gedacht werden müssen. Die Leute ändern ihr Verkehrsverhalten wenn überhaupt dann bei größeren Lebensereignissen - Hochzeit, Trennung, Kind wird geboren, Kind zieht aus, neuer Job usw. - all das sind Dinge die der Staat nicht steuern kann und auch nicht steuern sollte... aber ein Ereignis kann der Staat (begrenzt) steuern: Umzug. Wenn beim Einzug in die neue Wohnung keine Garage vorhanden ist, aber die U-, S- oder Straßenbahn einen quasi von der Haustür aus angrinst, dann ist das durchaus für viele eine Motivation das Auto nicht mit umzuziehen.

Und deswegen ist es eben auch relevant, wann die Bebauung in "Lichtenreuth" fertig wird und wann das ÖPNV Angebot. Und deswegen ist es auch so ein gutes Signal gewesen, dass CSU-OB König im Vorwort zum U-Bahn-Heft das geplante neue Viertel an der U3 so gelobt hat. Derartige Paradigmenwechsel müssen breit in den demokratischen Parteien verankert sein. Da reicht es nicht, wenn das ein paar Grüne fordern - das muss auch in SPD, CSU, vielleicht sogar FDP verankert sein.

Und nicht zuletzt würden viele Leute gerne in der Stadt wohnen, können es sich aber nicht leisten. Es ist doch kein Naturgesetz, dass das Einfamilienhaus in der Pampa weniger kostet als die Wohnung in der Stadt! Die economies of scale sind doch für größere Wohngebäude besser! Sei es Wärmedämmung (man heizt den Nachbarn, nicht die umgebende Luft), sei es Erschließung (Wasser, Fernwärme, Strom, Internet), sei es der Bau... Wir brauchen wieder einen breiten Konsens, dass die Orte, wo die Menschen gerne wohnen eben wachsen sollen, damit mehr Leute dort wohnen können! Wer seine Stadt liebt will doch, dass alle die das wollen dort leben können. Es kann doch nicht angehen, dass die Bäckerin oder der Krankenpfleger sich die Miete in der Stadt wo sie liebt nicht leisten können...

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Selbstverständlich sollten wir mehr Schienen bauen!
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Axel25
Davon ab: die gekaufte Leistung bleibt die gleiche. Woher kommt der Anspruch, dass nur weil es Familie ist, die Bahn die Beförderungsleistung günstiger produzieren kann? Oder das Theater die Aufführung günstiger produzieren kann?

Von mir kommt der Anspruch nicht. Ich sage damit, dass ÖPNV (und vieles andere einfach auch!) für Familien zu teuer ist und die sich das dann gut überlegen, diesen zu nutzen. Will man das ändern, muss man halt gucken, wie man es macht.
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Efchen
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Axel25
Davon ab: die gekaufte Leistung bleibt die gleiche. Woher kommt der Anspruch, dass nur weil es Familie ist, die Bahn die Beförderungsleistung günstiger produzieren kann? Oder das Theater die Aufführung günstiger produzieren kann?

Von mir kommt der Anspruch nicht. Ich sage damit, dass ÖPNV (und vieles andere einfach auch!) für Familien zu teuer ist und die sich das dann gut überlegen, diesen zu nutzen. Will man das ändern, muss man halt gucken, wie man es macht.

Hier ist tatsächlich eine Angebotslücke beim Deutschlandticket: für Familien ist es völlig uninteressant. Da es noch nicht mal ein Kinderticket gibt, geschweige denn eine Familienversion.

Aber für den VGN gilt das nicht. Das Tagesticket Plus ist gerade für Familien unschlagbar günstig. Noch mehr beim 9-Uhr-Monatsticket. Das auch noch übertragbar ist.

Dass Familien derart benachteiligt sind, dass sie gezwungen wären, alles mit dem Auto zu machen, stimmt einfach nicht. Wenn, dann ist vielmehr das fehlende Fahrtenangebot auf dem flachen Land das Problem.
Köln zeigt, wie es geht
29.01.2025 18:35
Wenn Parken endlich halbwegs so viel kostet, was es kostet, dürfte das Problem mit dem Pendlerverkehr bald entschärft sein:
[www.nordbayern.de]
Leider kann Nürnberg das nicht sofort nachmachen. Bisher verhindert das bayerisches Landesrecht.
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