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Wie kann Nürnberg (oder Erlangen, oder Fürth) künftig ÖPNV finanzieren?
geschrieben von Nukebro 
Wir wissen ja alle, dass die kommunalen Kassen klamm sind und da die Schuldenbremse vermutlich auch nach der nächsten Bundestagswahl nicht abgeschafft werden dürfte und man viele Steuern nicht erhöhen will (Mineralölsteuer, CO2-Steuer oder Vermögenssteuer sehe ich nicht unbedingt auf der Agenda einer kommenden Regierung in der Kategorie "mehr Einnahmen generieren") ist wohl auch nicht von üppig sprudelnden Zuschüssen des Bundes auszugehen.

Gleichzeitig wächst aber der Bedarf an ÖPNV insbesondere in Nürnberg (2024 gab es wieder einmal Rekord-Fahrgastzahlen bei der VAG) aber auch in Erlangen oder Fürth gewinnt der ÖPNV nach allem was ich weiß an Boden. Nur: wie soll insbesondere zukünftiges Wachstum finanziert werden? Braucht es eine — wie auch immer geartete — ÖPNV-Abgabe? Oder sollte es eine Querfinanzierung über z.B. Parkgebühren oder City-Maut geben? Alle diese Optionen würden eine entsprechende Gesetzesänderung auf Bundesebene erforderlich machen. Ist das realistisch? Ich fürchte nein. Aber ein unterfinanzierter ÖPNV macht den Standort weniger attraktiv und kostet deutlich mehr gesamtgesellschaftlich gesehen als ein ÖPNV der wächst und gedeiht...

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Selbstverständlich sollten wir mehr Schienen bauen!
Als in der Fürther Straße die U1 gebaut wurde, durften Bauherren die sonst nötigen Stellplätze nicht errichten. Sie wurden gezwungen, die geforderten Stellplätze abzulösen. Die damit eingenommenen Gelder gingen dann in den U-Bahn-Bau.

Als aber die U-Bahn fertig war, gab es diesen Möglichkeit nicht mehr. Da mussten noch völlig unsinnig Parkhäuser errichtet werden, trotz U-Bahn vor der Haustür. Das Parkhaus der DATEV gegenüber des Gerichtsgebäudes ist fast größer als der Neubau für die Entwickler. Das ließe sich sicher ändern, aber halt nicht auf kommunaler Ebene.

Aber was jetzt schon möglich sein müsste: Wie damals bei der U1 jetzt auch bei Straßenbahnprojekten wie die StUB eine Stellplatzablöse zu fordern. Entlang der Strecke gibt es ja einige Neubauprojekte, wo da etwas zu holen sein müsste.
Erstmal realere Preise ansetzen statt das für die ÖPNV Finanzierung desaströse 49€/58€ Ticket...
Zitat
Nordstadtkind
Erstmal realere Preise ansetzen statt das für die ÖPNV Finanzierung desaströse 49€/58€ Ticket...

Ich selbst habe das Ticket gebucht. Obwohl ich bisher noch nie soviel für ÖPNV ausgegeben habe. Nicht regelmäßig, aber oft für das 9-Uhr-Ticket Gesamtraum für 2 Personen. Aber sonst kaum.

Warum ich das Ticket trotzdem habe? Weil ich mir keinen Kopf mehr machen muss, wann ich wo welches Ticket haben müsste. Dieser Komfort ist mir die Mehrausgaben wert.

Das gilt nicht für alle. Aber ich hätte gern Zahlen: wie haben sich denn die Einnahmen im VGN verändert? Wo gab es Mehraufwand wegen zu vieler Fahrgäste? Dazu müsste es doch mittlerweile Zahlen geben. Wo findet man die?

Ja, das Deutschlandticket kostet, kein Zweifel. Aber es bringt auch Fahrgäste. Das ist volkswirtschaftlicher Nutzen. Jeder eingesparte MIV-Kilometer ist bares Geld wert. Das dürfte sich auch unter dem Strich auszahlen.

Und Geld kann man schon holen: selbst die viel zu niedrigen Obergrenzen für Parkgebühren wurden auch in Nürnberg noch lange nicht ausgeschöpft.

Und Geld kann man auch beim Straßenbau einsparen und in den ÖPNV stecken. Der größte Posten ist der geplante FSW-Ausbau, wo man Mittel umschichten kann. Aber da geht noch einiges mehr. Autoverkehr ist nicht gottgegeben. Sondern Ergebnis politischer Fehlentscheidungen.
Zitat
HansL
wie haben sich denn die Einnahmen im VGN verändert?

Lt. VAG Geschäftsberichten:

2018 70 Mio Verlust
2019 76 Mio Verlust
2020 90 Mio Verlust
2021 81 Mio Verlust
2022 102 Mio Verlust
2023 98 Mio Verlust

In den letzten 6 Jahren der vorliegenden Zahlen (2024 liegt noch nicht vor) also gesamt über eine halbe Milliarde Verlust...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 24.01.2025 16:36 von Nordstadtkind.
Zitat
Nordstadtkind
Erstmal realere Preise ansetzen statt das für die ÖPNV Finanzierung desaströse 49€/58€ Ticket...

Wenn man reale Preise für das Auto fordert wird man hier als Ideologe beschimpft und es wird gesagt, dass dadurch die Stadt stürbe....

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Selbstverständlich sollten wir mehr Schienen bauen!
Zitat
Nordstadtkind
Zitat
HansL
wie haben sich denn die Einnahmen im VGN verändert?

Lt. VAG Geschäftsberichten:

2018 70 Mio Verlust
2019 76 Mio Verlust
2020 90 Mio Verlust
2021 81 Mio Verlust
2022 102 Mio Verlust
2023 98 Mio Verlust

In den letzten 6 Jahren der vorliegenden Zahlen (2024 liegt noch nicht vor) also gesamt über eine halbe Milliarde Verlust...

Die Zahlen muss man sicher noch genauer ansehen. Aber so dramatisch erscheinen sie mir nicht.

Autoverkehr macht auch massiv Verlust! Und die halbe Milliarde erscheint mir gering im Vergleich zur Milliarde, die man für den FSW-Ausbau sinnlos verpulvern will.
Bin immer noch enttäuscht von der massiven (ca. 30%) Preiserhöhung von Egon.
Hatte das ganze nämlich so verstanden, dass die Fahrt teilweise finanziert wird duch Verwertung der Nutzerdaten.
Die bekannten sozialen Mediendienste werden ausschließlich durch Webung und Nutzerdaten finanziert.
So frage ich mich, warum es nicht möglich sein soll, dem ÖPNV zumindest teilweise ähnlich zu finanzieren.
Gerne könnt ihr folgend euer Gedanken dazu äußern.
Zitat
spulentonband
Bin immer noch enttäuscht von der massiven (ca. 30%) Preiserhöhung von Egon.
Hatte das ganze nämlich so verstanden, dass die Fahrt teilweise finanziert wird duch Verwertung der Nutzerdaten.
Die bekannten sozialen Mediendienste werden ausschließlich durch Webung und Nutzerdaten finanziert.
So frage ich mich, warum es nicht möglich sein soll, dem ÖPNV zumindest teilweise ähnlich zu finanzieren.
Gerne könnt ihr folgend euer Gedanken dazu äußern.

Wie sollen diese Daten monetarisiert werden? Soll die der VGN Werbung verkaufen? Oder sollen die Daten an Externe heraus gegeben werden? Gerade in Deutschland glaube ich nicht, dass das Begeisterungsstürme auslösen würde....

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Selbstverständlich sollten wir mehr Schienen bauen!
Zitat
Nukebro
Wie sollen diese Daten monetarisiert werden? Soll die der VGN Werbung verkaufen? Oder sollen die Daten an Externe heraus gegeben werden? Gerade in Deutschland glaube ich nicht, dass das Begeisterungsstürme auslösen würde....

Warum nicht? Punkteprogramme von Supermärkten, bei denen man noch intimere Daten als Bewegungsprofile zur Verwertung frei gibt, um ein paar Cent zu sparen, erfreuen sich ja auch einer großen Beliebtheit. So kann künftig die Krankenkasse, bevor sie ihre Mitglieder aufgrund ihres Alkoholkaufverhaltens als Alkoholiker einstuft, nochmal gegenprüfen, ob es sich vielleicht nur um die Person handelt, die Sammeleinkäufe macht und damit dann zu einem Vereinsheim fährt.
Lohnsteuer deutlich runter, dafür einen kleinen Obulus nur für ÖPNV abdrücken.
Zitat
Mezzo
Lohnsteuer deutlich runter, dafür einen kleinen Obulus nur für ÖPNV abdrücken.

Das fände ich eher falsch. Der ÖPNV ist die volkswirtschaftlich sinnvollste und gleichzeitig durch die geringe Zugangshürde sozialste Form der Mobilität und sollte daher durch die Gemeinschaft gestärkt werden. Lohnsteuern sind eines der wichtigste Instrumente des sozialen Ausgleichs in Deutschland, da sie sich stärker als vieles andere an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit orientieren. Sie sind also nicht nur ein zentrales Instrument der Staatsfinanzierung sondern gleichzeitig wichtig für den sozialen Ausgleich.
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