Willkommen! Einloggen Ein neues Profil erzeugen

erweitert
Eisenbahnverkehr für Fuzzis
geschrieben von Daniel Vielberth 
Hallo allseits,

ich hoffe der Titel war Abschreckend genug, das die üblichen Diskussionsunterbinder hier erst gar nicht rein schauen, falls doch: Bitte jetzt auf das x rechts oben klicken, danke.

Da ja momentan viel über Tschechien die Rede im Forum ist, wollte ich mal das Augenmerk auf einen Aspekt des dortigen Bahnverkehr lenken, den ich mir auch hier wünschen würde. Schaut mans ins Tschechische Kursbuch fallen einen zahlreiche Strecken auf, bei denen die Wochenedbedienung sehr von der werktags abweicht. Aber anders als bei uns. So gibt es Strecken, dort enden werktags alle Züge auf halber Strecke, wochenends wird bis an den tatsächlichen Endpunkt gefahren.

Manche Strecken existieren komplet nur für das Wochendende. Nur werden manche Sagen: Ja klar, sind halt Museumsbahnen. Ja und nein, teils schon, teils fahren historische Fahrzeuge. Oft ist es ganz normales Rollmaterial wie eine aktuelle Brotbüchse in Najbrt-Design, teilweise sind es sogar Rangierloks die einfach ein paar Beiwagen ziehen, die sonst hinter Triebwägen hängen.

Die Besonderheit: Das alles zu Regeltarifen, wer Tickets wie das ONE-Ticket kauft, kann zu diesen Stationen ganz normale Standartfahrscheine lösen. Und Regionskarten bzw die Tageskarte Tschechien gilt in zumindest all den Zügen, deren Betreiber die CD ist und ettliche dieser Strecken werden durch die CD selbst gefahren. Dort gelten diese Fahrscheine dann auch. Diese Wochenendsausflugzüge sind tariflich voll integriert. Auch kein Museumszuschlag oder ähnliches. Und dennoch werden die Strecken nur gefahren, damit Fuzzis sie benutzen können. Bahnfreaks, Fotografen und Familien, die mit ihren Kinder schöne Ausflüge machen wollen.

Ich fände sowas für uns auch nicht verkehrt, Strecken deren Betrieb sonst eigentlich nicht mehr lohnt, die aber noch befahrbar sind, oder sowieso wegen Güterverkehr vorgehalten werden müssen, können so zumindest Samstag Sonntag noch für Personenzüge nützlich sein. Natürlich wird es tausende Gründe geben, warum so etwas gerade bei uns nicht machbar ist, trotzdem möchte ich die Frage stellen: Warum nicht zumindest mal drüber nachdenken? Was haltet ihr von dem Konzept? Und erweiternd: Angenommen man könnte diese Gründe im Laufe der nächsten Jahre aus dem Weg schaffen, welche Strecken würden es sich bei uns lohnen? Es sind in Cz auch nicht alle Strecken, wo so verfahren wird, sondern bevorzugt besondere, oft landschaftlich reizvolle Strecken und solche die Abseits der Hauptstrecken an oder über Landesgrenzen führen (z.B betrifft das auch viele Strecken an die sächsische Grenze).

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 04.02.2025 21:30 von Daniel Vielberth.
Dass diese Idee von einem Deutschlandticketverweigerer kommt, ist schon erstaunlich. Einerseits bekunden, dass die Preise zu niedrig sind und man doch die teureren alten Verbundkarten kaufen soll, andererseits befürworten, dass völlig unwirtschaftliche Zugfahrten, nur weil es schön ist, dass hier und dort was fährt, durchgeführt werden. Da beißt sich aber gewaltig etwas...
Die Fixkosten des Vorhaltens von Bahnstrecken sind relativ unabhängig davon ob da nur einmal die Woche oder im Stundentakt ein Zug fährt. Und die Züge, die nur am Wochenende fahren müssen ja auch erst einmal vorhanden sein. Stehen die den Rest der Woche nur rum oder werden die von anderen Strecken abgezogen, deren Takt also ausgedünnt?

Generell gilt das "Alibizugpaar" bzw der "parliamentary train" ja eher nicht als wünschenswert.

Zuletzt kommt dazu: wie viele Strecken gäbe es, die noch nicht entwidmet sind und wo eine Reaktivierung im Regelverkehr mit vernünftigen Takt (also mindestens unter der Woche tagsüber alle zwei Stunden ein Zug) nicht sinnvoll wäre...

____________
Selbstverständlich sollten wir mehr Schienen bauen!
an willischiri

Das Deutschlandticket hatte ich bei der Themenstellung in der Tat nicht auf dem Schirm, da hast du recht, hier müsste man solange es noch das Deutschlandticket noch gibt, wohl tatsächlich die Einschränkung machen, das dieses dort dann nicht gilt. In Tschechien sind die Fahrpreise seriöser kalkuliert, die Tageeskarte Tschechien für alle Züge der CD kostet mit 799 Kronen umgerechnet 31,78 Euro also Länderticketpreise, ab da kann man das verantworten. Ländertickets und QdL ja, Einzelfahrscheine sowieso, D-Ticket nein. ONE-Tickets incl Privatbahn sind dort z.B auch teurer als reine CD-Tickets.

an Nukebro

> Und die Züge, die nur am Wochenende fahren müssen ja auch erst einmal vorhanden sein. Stehen die den Rest der Woche nur rum oder werden die von
> anderen Strecken abgezogen, deren Takt also ausgedünnt?

Fahrzeugtechnisch läuft das so, das man Fahrzeuge nimmt, die Sonntags abgestellt wären. Werktags pendelt man z.B eine halbe Strecke im Stundentakt (oder dichter), Sonntag die ganze dafür im Zweistundentakt.

> Generell gilt das "Alibizugpaar" bzw der "parliamentary train" ja eher nicht als wünschenswert.

Naja wir reden dabei meist schon von Taktverkehr, viele im Zwei-Stundentakt, das gibt dann je nach Betriebszeit und Streckenlänge 4-5 Zugpaare für die Strecken. Aber eben nur Wochenends.

> Zuletzt kommt dazu: wie viele Strecken gäbe es, die noch nicht entwidmet sind und wo eine Reaktivierung im Regelverkehr mit vernünftigen Takt (also
> mindestens unter der Woche tagsüber alle zwei Stunden ein Zug) nicht sinnvoll wäre...

Auch um das Herauszufinden gibt es dieses Thema.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)
Auch nach mehrmaligem Lesen des Ausgangsbeitrags kann ich nicht erkennen, welchen Sinn es gibt, was die Tschechen da machen.

Übertragbarkeit bei uns: Die Strecken, die noch Personenbetrieb haben, da wird auch am Wochenende ein vernünftiger Taktverkehr gefahren.
Strecken nur noch für Güterverkehr? Wo gibt es die noch? Z. B. ab Strullendorf ins Ebrachtal. Wenn, dann müsste diese überhaupt wieder den Personenverkehr aufnehmen. Nicht nur am Wochenende.
Nicht mehr betriebene oder gar stillgelegte Strecken. Die müssen halt reaktiviert werden.

Sehe ich schon keinen Sinn im tschechischen Vorgehen wie beschrieben. So kann ich erst recht keine Strecke finden, wo dieses kopiert werden könnte. Und wenn es möglich wäre, so kann ich bei uns erst recht keinen Sinn dafür entdecken. Außer dass ein paar Leute auf einer Museumsbahn-Strecke fahren könnten, ohne dass sie Museumsbahn-Preise zahlen. So etwas muss man nicht subventionieren.

Wir brauchen Zugangebote für den Alltag. Und keine Angebote nur für Eisenbahn-Fuzzies.
Hallo allseits,

nachdem es offenbar etwas am Vorstellungsvermögen hapert, greife ich mal heraus, was das Tschechische Schema auf uns übertragen heißen könnte.

Bei Strecken die werktags nur halb befahren werden, fiele mein Blick als erstes auf die RB62, die dann Wochenends schon bis Nördlingen verkehren könnte, werktags eben bei Wassertrüdingen bliebe.
Oder die Strecke Nördlingen - Dinkelsbühl - Dombühl könnte vor der eigentlichen Reaktivierung schon aus Ausflugslinie noch mit den alten Bahnsteigen betrieben werden.
Auf der Schnaittenbacher Strecke könnte man Gebenbach - Hirschau - Schnaittenbach anbieten und so Ausflugsverkehr zum Monte Kaolino bieten. Evtl ließe sich auch mit Erlangen - Frauenaurach oder Neumarkt - Sengenthal was sinnvolles auf die Beine Stellen. Schlüsselfelder Strecke wird eher schwer, denn außer Schlüsselfeld selbst sind die die Personenverkehrsanlagen so derart abgängig, das wohl nur Non-Stop-Züge angeboten werden könnten, was dem Konzept zuwider liefe.

Letztlich ist es das Konzept der Freizeitbuslinien, nur eben auf die Schiene übertragen. Auch die Betriebszeiten von März bis meist um den Oktober rum decken den selben Zeitraum ab. Gab es z.B früher mal auf der Rennsteigbahn ebenfalls. Oder die Erfurter Bahn bietet als Eigenwirtschaftlichen Verkehr Regioshuttles zum Freilichtmuseum Fladungen an. Solcher Verkehr sichert einerseits den Strecken oft ein zweites Standbein, verhindert gänzliche Einstellungen, und könnte wie bei Gotteszell - Viechtach und hoffentlich irgendwann auch Passau - Freyung der Einstieg in eine Bestellung durch die BEG sein. Im Gegensatz zu uns, wo Ilztalbahn und Staudenbahn bislang vom Staat komplett im Stich gelassen wurden.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.02.2025 15:15 von Daniel Vielberth.
Tja ein gutes Beispiel das so etwas funktionieren kann war lange Zeit Forchheim - Zeckern/Hemhofen - Höchstadt Aisch... allerdings ist deren Geschichte mit traurigem Ende (auch teils mangelder Wollenspolitik) ja hinreichend bekannt :(

Viele Grüße
Christian0911
(Mein YouTube-Kanal)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.02.2025 13:45 von Christian0911.
Nochmal: wenn die Strecke im Zustand ist, dass Personenverkehr möglich und rechtlich zulässig ist, warum dann nicht Taktverkehr? Züge Rum stehen lassen kostet Geld....

____________
Selbstverständlich sollten wir mehr Schienen bauen!
Nukebro

Die Schnaittenbacher z.B. wäre es, aber werktags hat keiner Züge übrig. Bzw. muss ausgeschrieben werden, dann kommen wieder die ganzen Umbauforderungen, wo bei den Freizeitverkehren der Altbestand reicht, hat man ja Gotteszell - Viechtach gesehen.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)
> Nochmal: wenn die Strecke im Zustand ist, dass Personenverkehr möglich und rechtlich zulässig ist, warum dann nicht Taktverkehr? Züge Rum stehen lassen kostet Geld....

Ergänzung: Die Gründe warum jede einzelne Strecke nicht bestellt wird, sind vielfältig. Du kannst ja jede erwähnte Strecke dir Anschauen, woran die Reaktivierung jeweils scheitert. Oft versuchen die Anliegergemeinden alles, aber Land/ Bund spielt nicht mit.

Dann gibt es betiebliche Hürden. Oft ist es bei den heute reinen Güterstrecken so, das als Auflage für Personenverkehr auf der Strecke gemacht wird, das sich kein anderer Zug auf der Strecke befinden darf. Das heißt, man kann nur dann drauf, wenn kein Güterzug fährt. Und so kommt man wieder auf das Samstag/ Sonntag Kriterium. Will man Gz + PV gleichzeitig, müssten Kreuzungsbahnhöfe geschaffen, LST, Technik bis hin zu ESTW/ DSTW gebaut werden, und die ganzen Investitionen lassen es dann oft unrentabel erscheinen. Beim Tschechischen Modell verdienen diese Strecken schon mal Geld mit Ausflüglern, und wenn dann der Bedarf steigt, wird regulär reaktiviert, manchmal auch nicht die Gesamtstrecke sondern soweit wie man eben verantworten kann. Genau das ist der Nutzen des Models.

Und (klammert man mal das Deutschlandticket aus, das Regionalverkehr zu Ramsch macht), kann man es auch damit begründen, das die Leute ja Woenends das gleiche Gled zahlen, bei uns oft aber nur halbe Leistung kriegen. Ein Quer-durch-Landticket kostet auch Samstag und Sonntag soviel wie Werktags, und die paar Züge zwischen 4 und 9 Uhr die dazu kommen, gleichen den Unterschied kaum aus. Man kann also Arguemntieren, das die zusätzlichen Züge ein Ausgleich für die seltneren Verbindungen sind.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)
Sorry, in diesem Forum dürfen nur registrierte Benutzer schreiben.

Hier klicken, um sich einzuloggen