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Das, was in Nürnberg keinen Sinn gemacht hat, war die vollwertige U-Bahn. Wie ein Nürnberger Stadtbahnnetz zu ähnlichen Kosten wie die U-Bahn hätte aussehen können, zeigt Jörg Schäfer schön auf seiner Website auf. Langfristig kann es, je nach städtischem Entwicklungskonzept, durchaus Sinn machen an neuralgischen Punkten den Verkehr in eine Tiefebene zu verlagern, um an der Oberfläche Platz für Aufenthaltsflächen, Fuß und Radverkehr zu gewinnen.
Re: Der Systemstreit in der Retrospektive und ein historisches Dokument zum Nachdenken 02.06.2025 00:37 |
Re: Der Systemstreit in der Retrospektive und ein historisches Dokument zum Nachdenken 02.06.2025 01:03 |
Re: Der Systemstreit in der Retrospektive und ein historisches Dokument zum Nachdenken 02.06.2025 02:23 |
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Daniel Vielberth
Zunächst, obwohl man nur die Straßenbahn runter legen wollte, legte man sich in jenem Schreiben der VAG darauf fest, Frankfurt nacheifern zu wollen, und das Kind Stadtbahn zu nennen.
Bei der Spurweite war man noch unschlüssig, ob man die 1432mm der Straßenbahn behalten sollte oder auf 1435 gehen sollte, jedoch schloss man bereit an dieser Stelle Gemeinschaftbetrieb mit der DB aus. Hier vielleicht ein Verweis auf die spätere Geschichte, in echt musste man die Gleise damals auf 1435 aufschleifen, als die Testfahrten mit den Münchner R1.1 (GT6N) Testwagen ständig aufkletterten und entgleisten, sodas man nur noch bei Regen oder wenn der Schleifwagen vorausfuhr in die Schienen nässte, testen konnte (Quelle: Ein damals beteiligter Siemens-Techniker). Vor Einführung der GT6N musste deshalb unser Netz weitgehen unbemerkt aufgeschliffen werden. Ob es bei Stadtbahnbetrieb je zum Wehcsel auf 1435 gekommen wäre, lässt sich nicht sagen - es ist absolut nicht auszuschließen, das auch mit der Stadtbahn kein Betrieb auf Gräfenbergbahn in Rangaubahn zustande gekommen wäre, einfach weil man bei 1432mm verharrt wäre. Während wie heute bei der StuB über größere Rillenweiten diskutieren, würden wir dann heute möglicherweise darüber diskutieren, das Nürnberger Stadtbahnnetz doch endlich auf 1435mm auf zu schleifen.
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Zurück beim Dokument, nächster Punkt Krümmungen:
auf der freien Strecken waren 100m Radien anzutreben, vor Haltestellen durfte aber auch enger trassiert werden wegen geringerer Geschwindigkeit. Die Stationen sollten möglichst gerade sein - nicht überraschend.
Für Betriebsgelsie war festgelegt, das alle Fahrzeuge 20m Radien können müssen, aber neu 25 anzustreben sind.
EDIT: Hier nochmal der Hinweiß, dass die spätere BoStraB diese Radien nicht mehr erlaubte, sodass der anfängliche Kostenvorteil der U-StraB wegfiel - ein heute selten erwähnter, aber in damaligen Akten häufig genannter Grund für den späteren Wechsel auf die U-Bahn.
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Wörtlich heißt es: "Neue Strecken müssen so gestaltet werden, daß sie anfänglich mit schmalen und später mit breiten Wagen befahren werden können." Man verweißt hierbei auf Stuttgart, Köln, und Frankfurt, und gerade letzteres darf aus heutiger Sicht als warnendes Beispiel verstanden werden, wenn man daran bedenkt, das dort nahezu jede Strecke andere Maße in Sachen Bahnsteige hatte, und die Frankfurter es erst jüngst geschafft haben, mit dem U5 Wagen endlich einen Standtart im ganzen Stadtbahnnetz zu erreichen - so wie ich Nürnberg kenne, hätte wir dann auch zueinander inkompatible Teilnetze. Selbst Jörg Schäfer hält die Teilung in einer Niederflurnetz und ein Hochflurnetz nötig, also genau die Krücke, die Frankfurt bis heute hat. Ja man kann die Züge wechselseitig überführen, aber Fahrgastzüge umleiten geht nur sehr eingeschränkt.
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Der nächste Punkt widmet sich der Bahnsteiglänge, die bemerkenswerter weise auch schon genau bei 90m liegt (na kommen die uns bekannt vor?). Man begründet ausführlich, dass bei Fahrzeugen mit 2,65m Breite 8 Plätze pro Meter sind, mit 12 000 Fahgäste rechnet man in der Spitzenstunde, man sollte aber die Fahrzeuge in selbiger besser nur zu 50% auslasten um genug resevre für die Spitzenviertelstunde zu haben, muss also 24 000 Plätze in jeder Stunde bieten. Man setzt auf 90 Sekundentakt (na, woher kennen wir den bloß?) rechnet deshalb mit 40 Zügen pro Stunde und kommt darauf, das jeder Zug mindesten 600 Plätze braucht, 600m: 8 =75m Zuglänge. Man schlägt vorne und hinten (warum eigentlich hinten?) 5m Bremsungenauigkeit drauf, dann ist man bei 85m, und weil man gute Laune hatte, schlug man nochmal 5 drauf, so entstanden die 90m.
[...]
Gehen wir im Dokument, wir sind inziwschen bei Punkt 10, die Wagenlänge. Man sah sich einen Frankfurter Gelenkwagen "U6" an, der hätte 21,16m lang werden sollen, und so käme man auf 84,64m. Interessant, als Gelenkwagen kann man sich die Messekurve durchaus mit einem 21m Wagen vorstellen. Vielleicht war dies der 21m Wagen, der in Publikationen bis heute herumgeistert? Man stellt im Anschluss eine weitere Erwägung, da bei der U-Bahn keine Schaffner vorhanden sind, braucht es nicht unbedingt Gelenkwagen, und so tendiert man zu vierachsigen Drehgestellwagen zu je 15m Länge ohne Wagenübergang und gedenkt daraus einen Zug von 5 zusammen zu stellen, was auf einem Kupplungsabstand von 80m rausliefe. Letzteren hat dann die BoStraB-Änderung die am Straßenverkehr teilnehmenen Züge auf 75m begrenzt später einen Riegel vorgeschoben. Gut möglich, das heute dann überall 4 Wagenzüge führen und die man den 5 Wagen außer bei rein im Tunnel verlaufen Strecken dann nicht führen dürfte - ich würde Nürnberg sowas zutrauen.
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Ich habe es zwar an derer Stelle schon erwähnt, die Planung alla Lambert wurde noch während des Entscheidungsprozesses hinfällig, weil eine Änderung der BoStraB Neuanlagen dieser Art nicht mehr zuließ. Sprich es hätte entweder nochmal eine entsprechend große Umplanung nebst zugehöriger Bauverzögerung gegeben - der Bau hätte dann ja auch nicht an unproblematischer Stelle in Langwasser sondern gleich im Herzen der Stadt begonnen. aber dennoch, um sich mal ein exatkteres Bild davon zu machen, was wir wirklich bekommen hätten, und was alles hätte schiefgehen können, fand ich besagtes Schreiben zu interessant. Vielleicht stellt es die oft leicht romatisierten Vorstellungen, wie eine Stadtbahn geworden wäre, auf eine sachlichere Basis.
Re: Der Systemstreit in der Retrospektive und ein historisches Dokument zum Nachdenken 02.06.2025 08:39 |
Re: Der Systemstreit in der Retrospektive und ein historisches Dokument zum Nachdenken 02.06.2025 08:47 |
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Axel25
Innerhalb von NRW hat man eine einheitliche Zielbahnsteighöhe durchgesetzt, auch wenn bis heute nicht jeder Bahnsteig diese höhe hat und noch einige Linien mit Klapptrittstufen verkehren müssen.
Re: Der Systemstreit in der Retrospektive und ein historisches Dokument zum Nachdenken 02.06.2025 11:34 |
Fahrgastsicht 02.06.2025 12:14 |
Re: Fahrgastsicht 02.06.2025 13:45 |
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Die BOStrab war hier nicht so sehr das Problem, sie schreibt sowohl in der Version von 1965 als auch der heute noch gültigen Version sinngemäß vor, dass nach Möglichkeit ohne Geschwindigkeitseinbruch trassiert werden soll. Praktisch ist das bisher aber kein Problem.
Problematisch ist hier eher die Stadtbahnrichtlinie NRW, die bis heute in einigen Punkten als Referenz gilt. Sie schreibt Trassierungsparameter vor, die sehr nahe an denen von Hauptbahnen in der EBO liegen. Darunter einen Mindestradius von 300m bzw. 240m im Ausnahmefall und 183,5m als Grenzwert.
Re: Der Systemstreit in der Retrospektive und ein historisches Dokument zum Nachdenken 02.06.2025 14:37 |
Re: Der Systemstreit in der Retrospektive und ein historisches Dokument zum Nachdenken 02.06.2025 21:43 |
Re: Der Systemstreit in der Retrospektive und ein historisches Dokument zum Nachdenken 03.06.2025 01:02 |
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401/402
Das Frankfurter Netz bewundert? Ich glaub, ich bin im falschen Film. Wenn man ein Netz in Deutschland loben kann, dann ist es das in Stuttgart. Denn nur dort hat man die Idee einer Stadtbahn konsequent umgesetzt.
Re: Der Systemstreit in der Retrospektive und ein historisches Dokument zum Nachdenken 03.06.2025 17:01 |