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Altes Gleis Sonninstraße
geschrieben von Haldir 
Moin allerseits,

ich frage mich schon länger wozu dieses alte Gleis an der Nordkanalstr. Ecke Sonninstr. diente und von wann das ist... Auf alten Stadtplänen konnte ich es nicht finden und zur ehemaligen Straßenbahn scheint es auch nicht gehört zu haben. Vielleicht ein altes Gütergleis?

Jedenfalls lässt aufgrund der regen Bautätigkeit in der Umgebung und der generellen Verbautheit des Stadtteils nichts auf eine ehemalige Bahnanlage schließen.

Vielleicht wisst ihr ja mehr darüber.

Danke schonmal...

Übrigens heiße ich im richtigen Leben Benjamin (dieser Name war bei der Registrierung leider vergriffen) und wohne in der schönsten Stadt der Welt...



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.08.2015 20:02 von Haldir.


Hier noch ein Foto in die Richtung Nordkanalbrücke...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.08.2015 20:01 von Haldir.


Das ist ja mal interessant! Ja, da gab es mal was vor laaanger Zeit...

Vielleicht ein hartnäckiger Rest hiervon: [stadtundperspektive.files.wordpress.com] (Karte von 1910 mit Hbf)

Genauer hier: [www.christian-terstegge.de] ! ACHTUNG: 20 MB ! (Karte von 1895 ohne Hbf)

Vor dem Bau des Hbf gab es eine Gleisverbindung vom Lübecker Bf zum Gleisvorfeld des Berliner Bf durch die Sonninstraße, auch im Nagelsweg waren einige Gütergleise, wie auch in der Karte von 1895 zu sehen (2. Link). Die letzten Reste davon sollen aber in den 1980er Jahren ausgebaut worden sein. Das habe ich zumindest mal irgendwo gelesen. Bis wann es dort noch Güterverkehr auf der Schiene gab, kann ich leider auch nicht sagen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.08.2015 21:18 von Railjet.
Meines Wissens - Histor weiß das sicherlich genauer - gab es bis 1955 ein Verbindungsgleis zwischen der Linie 19 und den Harburger Linien 11, 12 und 13 ...
Ein Gleis der Straßenbahn ist das nicht. Eine Straßenbahn ist dort auch nie gefahren, denn selbst die parallele Nordkanalstraße gibt es erst seit um 1958. Und im Baustufenplan von 1955 fehlt das Gleis noch. Muss was güterbahniges gewesen sein. Hier ein Babauungsplan mit Gleis von 1978:
[www.daten-hamburg.de]

Östlich des Nagelswegs war doch mal für einige Jahre ein Güterbahnhof. Damit muss das zusammenhängen.
Übrigens: In den Grundkarten von 2009 (gerade nachgeschaut) ist es nicht mehr eingezeichnet.

Viele Grüße
Marcus



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.08.2015 21:43 von Netzspinne.
Gerade noch was gefunden:

Ein alter Hamburger Straßen- und Verkehrsatlas.
Das Gleis taucht in der 1968er Auflage erstmalig auf, in der 67er fehlt es noch.

Interessant ist, dass das Gleis bereits in der 1959er Auflage gezeigt wird und zwar in der Variante, wie im Baustufenplan von 1955. Der 1959er HSV-Atlas war die Erstauflage. In der 1960er Auflage fehlt das Gleis wieder, wohl weil man bei Schaffmann & Kluge zu voreilig war...

Der Baustufenplan von Hammberbrook von 1955: [www.daten-hamburg.de]

Hier der Ausschnitt im 1968er HSV-Atlas



Also, das Gleis ist danach zu urteilen aus der Zeit 1968

Viele Grüße
Marcus
Hier noch der 1959er Ausschnitt, der wohl nicht stimmt:
Oder war das dort mal so?



Nachtrag: Der HSV-Atlas 1959 liegt wohl richtig: Dabei handelt es sich offensichtlich um Gleisanlagen der Vorkriegszeit. Einige mir vorliegende (Vorkriegs-) ORFIX-Atlanten zeigen eine Gleisanlage entlang der Sonninstraße, aber eben parallel. Hierzu muss man wissen, dass sich dort östlich der Straße mal ein Kanal befand: Der Sonninkanal Lübecker Kanal. Er wurde mit Trümmern verfüllt, aber so machen die Gleise dort Sinn. Falk-Pläne aus den Nachkriegsjahren kann man hierzu nicht befragen, denn die haben derartige Gleisanlagen nicht erwähnt.
Und Ende der 50er Jahre hat man dort alles platt gemacht, was möglicherweise noch stand.

Viele Grüße
Marcus



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.08.2015 22:55 von Netzspinne.
Hallo alle zusammen!

Ich vermute auch, daß das Gleis erst in den 1950ern / 1960ern entstand und nicht schon vor dem Zweiten Weltkrieg.

Wenn man die Pläne vergleicht, dann macht der HSV - Plan von 1968 am meisten Sinn, auch wenn der Gleisbogen an der Nordkanalstraße Ecke Nagelsweg sicher nicht, wie gezeigt, so abrupt als Knick verlief. Das Gleis quer über die Sonninstraße verläuft (noch) geradlinig, daher kann die Darstellung im 1959 - Plan so nicht hinkommen.

Vielen Dank für die Links zu den offiziellen Karten - das ist ja echt spannend!

Viele Grüße
Karsten Leiding

Viele Grüße
Karsten Leiding

www.gleismann.de
Das Gleis gehört ziemlich sicher zum Plan von 1968, denn entlang des Nagelsweg kann (konnte?) man die Trasse sehr gut weiter verfolgen bis zum Kanal. Die Trasse liegt/lag zwischen Straße und Sharp(?)-Halle. Lag da bis vor kurzem nicht sogar noch der eine oder andere Schotterstein? Die Brücke über den Mittelkanal müsste in den 80ern neu gebaut worden sein, dann natürlich ohne Gleis. Die Überquerung der Amsinckstraße müsste wohl eine Brücke gewesen sein, um gegenüber oben am Bahndamm anzukommen. Aber an die müsste sich doch noch jemand erinnern?
Hier ein Versuch, die Ergebnisse zusammenzufassen:

Den Kanal westlich der Sonninstr gibt es in Teilen immer noch: den Sonninkanal. Der Kanal östlich der Sonninstr. nämlich der Lübecker Kanal, wurde in den 1950er zugeschüttet. Ebenso der Nordkanal nördlich der Sonninstr.

Zwischen dem ehemaligen Lübecker Kanal und der Sonninstr. lag ein Güterbahnhof mit Gleisanlagen, die bis an den Nordkanal (heute Nordkanalstr.) von Süden heranführten und vor dem 2. WK bis zum ehemaligen Lübecker Bhf führten. Siehe dazu: Karte von 1910 (Link s.o.)

Zwischenfrage: Bisher gibt es hier nur Karten von vor 1910 und nach 1950. Hat jemand Karten und Pläne aus den Jahren 1910-1945???

Weiter mit den Ergebnissen: Nach dem 2. WK wurden diverse Kanäle mit Trümmern verfüllt (Victoriakanal, Sonninkanal (teilweise), Gustavkanal, Lübecker Kanal).

In den Bebauungsplänen Ende der 1950er taucht dann das nach Westen abknickende Gleisstück parallel zum Nordkanal/Nordkanalstraße auf. Ebenso in den HSV-Plänen.

Meiner Meinung wurde also dieses Gleis so verlängert, um Trümmer besser an die zuzuschüttenden Kanäle zu transportieren.

Liege ich richtig? :)
Zitat
Haldir
Zwischenfrage: Bisher gibt es hier nur Karten von vor 1910 und nach 1950. Hat jemand Karten und Pläne aus den Jahren 1910-1945???

Hier gibt es viele Pläne:

http://www.archiv-hhnv.de/stadtplan.htm
Vielen dank für all die Links.

Ich denke das Ergebnis wird immer eindeutiger, denn auf dem Plan von 1930 ist noch kein "Abknicken" des Gleis nach Westen zu sehen. (siehe roter Kreis im Bild!)

Die Industriegleise sind hierbei in roten, schmalen Linien dargestellt.


Zitat
Ingo Lange
Die Brücke über den Mittelkanal müsste in den 80ern neu gebaut worden sein, dann natürlich ohne Gleis.

Das ist richtig, muss aber so um 1987 oder später passiert sein. Das Gleis lief im Bereich der Brücke diagonal über die Straße. War aber auch nur noch in diesem Bereich vorhanden. Überhaupt war die Straße damals in einem grauenhaften Zustand. Das war ja damals eine recht breite Straße, eben viel LKW-Verkehr. Was mir noch in Erinnerung ist, die Straße war zwar asphaltiert aber hatte in regelmäßigen Abständen regelrechte Absätze. Was das für "Hügel" im Straßenbelag waren, weiß ich nicht. Ich nahm damals folgendes an: Die Straße dürfte breiter sein, als sie vor dem Krieg war. Es wäre denkbar, dass diese Huckel die Fundamente der Hochbahn-Viadukte waren, die sich noch im Boden befanden. Ob dies so ist, wie gesagt, weiß ich nicht. Aber von den Abständen zueinander konnte das hinkommen und wenn wir annehmen, dass die Straße derart verbreitert wurde, dass sie nun auch im Trassenbereich der alten Hochbahn lag. Dem Baustufenplan nach zu urteilen, ist der Nagelsweg verbreitert worden. Und genau da auf dem neuen Straßenland befand sich der Hochbahnviadukt.
Erst als dort um 1987-90 die Besiedelung der "City Süd" begann, hat man den Nagelsweg komplett erneuert.

Zitat
Ingo Lange
Die Überquerung der Amsinckstraße müsste wohl eine Brücke gewesen sein, um gegenüber oben am Bahndamm anzukommen. Aber an die müsste sich doch noch jemand erinnern?

Richtig. War eine Brücke. Um 1978 herum hat es die Brücke noch gegeben. 1984 jedenfalls war sie schon weg.

Viele Grüße
Marcus



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.08.2015 18:40 von Netzspinne.
Moin,
ich kann mich noch gut an dieses Gleis erinnern. Bis zur wirklich ungewöhnlich scharfen (fast) 90° Kurve kurz vor dem Nagelsweg, war es für mich zwischen 1977 und ca. 1985 gut zu erkennen.
Es verlief am Rand dieser Freifläche auf dessen Wiese vor ein paar Jahren noch ein Zirkus gastierte und war stellenweise schon ziemlich zugewachsen.
Ich weiss noch, dass mir immer diese scharfe Kurve aufgefallen ist.
Hier sind noch ein paar weitere Links zu alten Karten - TK25-Vorgänger (Meßtischblätter der preußischen Landesaufnahme):

Blatt 2426 Wandsbek (1:25.000)

[greif.uni-greifswald.de] (1908)
[greif.uni-greifswald.de] (1878 / Auflagedruck 1917)
[greif.uni-greifswald.de] (1927)

[contentdm.lib.byu.edu] (1951)

Ältere Amtliche Topographische Karten der Nachkriegsjahre sind z.B. in der Kartensammlung der Stabi einsehbar.
Oder gibt es dafür auch schon irgendwo eine adäquate Online-Sammlung ähnlich derer der Uni Greifswald? Die Rechte dürften noch bei den Landesvermessungsämtern liegen.
Ein Straßenbahngleis ist es definitiv nicht. Ich tippe entweder auf Gütergleise des alten Lübecker Bahnhofes oder Trümmerbeseitigung (ehemaliger Nordkanal)

Freundliche Grüße
Horst Buchholz - histor
Moin, vielleicht kann ich ein klein bisschen helfen. Ich habe im Bürohaus Spaldingstrasse 70 ( heute leerstehendes Hotel) ab 1975 meine Lehre als Exportkaufmann absolviert und habe aus dem Bürofestern direkt auf die besagten Gleise gesehen. Es waren Gütergleise und es wurden Güterwagen per Unimog zur Laderampe einer Firma gefahren. Wenn ich mich recht entsinne, gab es auch eine kleine Drehscheibe, die von Hand bedient wurde. Der damaligen Reklame nach zu urteilen handelte es sich um eine Lager der Firma Persil (also damals schon "Unilever"??). Es waren gedeckte Güterwagen, die dort hingebracht wurden. Die Laderampe war direkt am Ende der Nordkanal-Strassenbrücke.

Im Plan von 1930 ist die Hochbahnstrecke nach Rothenburgsort zu sehen, die ja als Hochbahn verlief. Tunnelmund war bekannterweise im Besenbinderhaus noch sehr lange zu sehen.

Der Plan von 1950 stimmt genau. Die Eisenbahnstrecke kam aus Richtung Großmarkt und die Wagen wurden an der Verzweigung vor der Nordkanalstrasse dann vom Unimog abgeholt. Gebracht wurde die Wagen von einer Köf. Leider habe ich nie Fotos gemacht. War eben damals alles noch normal. Da ganze Areal war ja bis zum Bau der S-Bahn nach Harburg relativ unbebaut und erst in den 1990er wurde die "City-Süd" ja hochgezogen. Richtig bebaut waren nur die Spalding- und Nordkanalstrasse mit Bürogebäuden, der Rest war eher Brachland.

Hoffe, ein bisschen weitergeholfen zu haben.

Gruß von der Förde.
@Volker-Kiel

Persil von Unilever? Aber nein! Persil kommt von Henkel. Das passt auch gut mit den HSV-Karten weiter oben in diesem Thread zusammen (Henkel Wk an der Sonninstraße).

Fredrik

[fredriks.de]
@ Frederik: Sorry stimmt natürlich. Das gute Persil kommt aus dem Hause Henkel, nicht Unilever........ Und es war auch ein Henkel-Lager....ist eben schon 40 Jahre her......gegenüber war das Panalpina-Haus.....
Hallo zusammen,

ich kann Volker-Kiels Darstellung bestätigen: Mein (verstorbener) Vater war
von Ende der fünfziger bis Anfang der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts
als Kraftfahrer und Lagerarbeiter auf der Niederlassung der Firma Henkel in
der Sonninstraße beschäftigt. Er hat mir öfter erzählt, dass es zu seinen Aufgaben
gehörte, die von der Bundesbahn angelieferten Güterwagen mit dem Unimog über
die Sonninstraße hinweg auf das Henkel-Lagergelände zu befördern. Ich bin
sogar der Meinung, einmal ein Foto davon gesehen zu haben. Ich muss bei
meinem nächsten Besuch bei meiner Familie in Hamburg einmal die alten
Fotoalben durchforsten ...

Viele Grüße,

dislbentzien
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