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Sperrzeiten
geschrieben von christian schmidt 
Sperrzeiten
21.05.2021 16:01
Es ist doch nicht ganz unwahrscheinlich das auch wenn die Pandemie zu Ende ist so einige Leute zumindest an einigen Tagen weiter von zu Hause arbeiten werden. Das führt doch sicher dazu dass der Unterschied zwischen HVZ und tagsüber eingeebnet wird? D.h. dass die HVZ-Spitzen weniger stark sein werden? Und wenn das so wird, gibt es dann eigentlich noch eine Berechtigung für Sperrzeiten, z.B. bei den Teilzeit-Monatskarten und den 9-Uhr-Tageskarten?

(Ich bin wenn ich in HH bin morgens eigentlich nur auf der 15 unterwegs, da gibt es sowieso praktisch keine HVZ-Mehrleistung, und also meiner Meinung nach keinen Grund morgens mehr zu verlangen...)
LH
Re: Sperrzeiten
21.05.2021 17:04
Na ja, vorhandene Mehrleistungen sind sicherlich nicht Begründung, zur HVZ nur "Premium-Karten" zuzulassen.
Das ist schlichtweg eine Steuerungswirkung: Würde man z.B. die 9 Uhr-Grenze aufheben, wäre es in den Fahrzeugen noch voller.
NVB
Re: Sperrzeiten
21.05.2021 20:11
Zitat
LH
... Das ist schlichtweg eine Steuerungswirkung: Würde man z.B. die 9 Uhr-Grenze aufheben, wäre es in den Fahrzeugen noch voller.


Mir gefällt das Wort "Steuerungswirkung" sehr gut, denn es macht den Sinn und Zweck klarer als das Wort "Sperrzeit". Trotz Pandemie sind die Verkehrsmittel unterschiedlich ausgelastet und es ist sogar volkswirtschaftlich sinnvoll zu versuchen, Überlastungen gar nicht erst entstehen zu lassen.

Denn Fahrzeuge und Fahrpersonale, die nur zu Spitzenzeiten gebraucht werden, sind überproportional teuer. Einen (finanziellen) Anreiz für Fahrgäste zu schaffen, die nicht unbedingt zu Spitzenzeiten unterwegs sein müssen, macht also durchaus Sinn.

Das ist übrigens keine Erfindung der Neuzeit. Bei Verkehrsmitteln in vielen Städten war es vor hundert und mehr Jahren durchaus üblich, die Höhe der Fahrpreise nach den Abfahrtzeiten zu staffeln. Die damals verbreitete Eigenwirtschaftlichkeit hat das wirtschaftliche Denken quasi erzwungen.
Ich stimme meinen beiden Vorrednern zu.

Außerdem: Dann würde ja niemand mehr die Vollzeitmonatskarte kaufen. Wie soll der Einnahmeausfall ausgeglichen werden?
Re: Sperrzeiten
22.05.2021 05:58
Zitat
LH
Na ja, vorhandene Mehrleistungen sind sicherlich nicht Begründung, zur HVZ nur "Premium-Karten" zuzulassen.

Premiumkarten? Semesterticket, Bonusticket, Schülerfahrkarten... alles Premiumkarten? Eher nicht, diese sind deutlich billiger als Teilzeitkarten.


Zitat
LH
Würde man z.B. die 9 Uhr-Grenze aufheben, wäre es in den Fahrzeugen noch voller.

Warum?

Zitat
NVB
Einen (finanziellen) Anreiz für Fahrgäste zu schaffen, die nicht unbedingt zu Spitzenzeiten unterwegs sein müssen, macht also durchaus Sinn.

Wichtig ist, endlich das Angebot außerhalb der Spitzenzeiten dem Niveau der Spitzenzeitzen anzugleichen. Dann gibt es einerseits das Problem nicht mehr, dass Fahrzeuge und Fahrpersonale nur zu Spitzenzeiten gebraucht werden, andererseits sind Fahrgäste nicht mehr so auf die Spitzenzeiten angewiesen, weil es dann den ganzen Tag über ein vernünftiges Angebot gibt. Zudem ist eine solche Angebotsausweitung leicht machbar.

Zitat
NVB
Die damals verbreitete Eigenwirtschaftlichkeit hat das wirtschaftliche Denken quasi erzwungen.

Irgendwie immer noch das Denken von gestern.

Die Sperrzeiten sind schon überflüssig (bzw. werden es werden), weil einerseits das Angebot ausgeweitet wird (außerhalb der HVZ), andererseits die kalssischen Berufsverkehre zum Teil durch Homeoffice/Fernwartung erstzt werden. Der Berufsverkehr wird langfristig deutlich abnehmen, da sich die Beschäftigung ändert durch:
- Digitalisierung (Fernarbeiten),
- Flexibilisierung (Dienstleistungen 24/7 mit entsprechenden Arbeitszeiten) und
- Rationalisierung (Personalabbau).

Zitat
Wolf Tiefenseegang
Dann würde ja niemand mehr die Vollzeitmonatskarte kaufen.

Es gibt dann nur noch Vollzeitkarten.
Ermäßigte Zeitkarten gibt es dann nur noch für Einkommenslose.


Zitat
Wolf Tiefenseegang
Wie soll der Einnahmeausfall ausgeglichen werden?

Durch Steuergelder.
Re: Sperrzeiten
22.05.2021 15:39
Zitat
Computerfreak

Wichtig ist, endlich das Angebot außerhalb der Spitzenzeiten dem Niveau der Spitzenzeitzen anzugleichen. Dann gibt es einerseits das Problem nicht mehr, dass Fahrzeuge und Fahrpersonale nur zu Spitzenzeiten gebraucht werden, andererseits sind Fahrgäste nicht mehr so auf die Spitzenzeiten angewiesen, weil es dann den ganzen Tag über ein vernünftiges Angebot gibt. Zudem ist eine solche Angebotsausweitung leicht machbar.

Wie willst Du das Angebot denn angleichen? Wo nimmst Du dann die Fahrzeuge & das Personal her? Denn das Angebot in der HVZ wird von Personal gefahren, das geteilte Dienste macht (das heißt, das sie nicht den ganzen Tag fahren können). Du musst also mehr Personal & mehr Fahrzeuge beschaffen, sowie die Dienstpläne komplett umstellen.
Re: Sperrzeiten
22.05.2021 16:35
Ich würde erst einmal abwarten, wie sich die Fahrgastströme verändern. Es ist ja nicht so, dass zukünftig alle Büroarbeiter im Home Office arbeiten werden. Wie hoch der Anteil ist und wie sich dieser auf die Fahrgastzahlen auswirken wird, ist sicherlich erst ein ca. einem Jahr wirklich bewertbar.

Tobias
Re: Sperrzeiten
23.05.2021 11:39
Zitat
McPom
Ich würde erst einmal abwarten, wie sich die Fahrgastströme verändern. Es ist ja nicht so, dass zukünftig alle Büroarbeiter im Home Office arbeiten werden. Wie hoch der Anteil ist und wie sich dieser auf die Fahrgastzahlen auswirken wird, ist sicherlich erst ein ca. einem Jahr wirklich bewertbar.

So sehe ich es auch. Abwarten und dann vielleicht angleichen.zu hastig Fahrten einstellen oder reduzieren wirkt sonst in Zeiten von verkehrsoffensive eher kontraproduktiv.
Wer sich noch an die Zeiten vor der Pandemie erinnert, weiß noch, dass in Hamburg zur Berufspendelpeakzeiten die kleinste Unregelmäßigkeit immer recht schnell zu kollapsartigen Zuständen geführt hat.
Da wurden nicht mehr einzelne Buslinien genannt, auf denen es wegen Stau zu Verzögerungen kam, auch nicht einzelne Strecken oder Stadteile, da hieß es auch öfter mal "alles südlich der Elbe", "westliches Hamburg" oder "im gesamten Stadtgebiet".
Wer einen Blick auf Google Maps o.ä. geworfen hat, konnte verfolgen, wie sich eine rote Stauwelle in der Stadt aufgebaut hat und über Stunden langsam in die Außenbereiche gekrochen ist.
Ähnliches galt für die Bahnen, die regelmäßig mit 200% Auslastung unterwegs waren und man bspw. im Metronom froh sein konnte, noch einen Stehplatz zu ergattern.
Wir können fast froh sein, wenn die Verkehr postpandemisch wieder nur auf 100% oder 150% Auslastung anschwillt.
Die Abstandsregeln, die in der Pandemie so besonders wichtig sind, gelten eigentlich auch im "Normalzustand", weil man damit auch die üblichen Grippewellen, Erkältungsausbrüche etc. viel besser verhindern kann.
Wir haben gerade die Chance, zu lernen, dass Leute in Sardinenbüchsen gezwängt zur Arbeit zu fahren eine dumme Idee ist und mehr Luft und Platz für alle tatsächlich mehr Vorteile bringen, als krampfhaft mehr Leute zu transportieren.
Fahrten zu streichen ist Schwachsinn - vielleicht müssen wir eher an die Berechnungsgrundlage für die Kosten und deren Bewertung ran.
Ganz einfach gesagt: weniger Leute krank = weniger wirtschaftlicher Schaden = mehr Leute glücklicher = mehr Firmen glücklicher...
(Wer meint, dass man die Gesundheit von Menschen unbedingt gegen wirtschaftlichen Gewinn abwägen muss, kann das natürlich auch gerne tun.)
Re: Sperrzeiten
25.05.2021 04:17
Sehr gut auf den Punkt gebracht.
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