Bislang war ich immer der Ansicht, Weichen mit "beweglichen Herzstücken" werden nur dort eingebaut, wo mit besonders hohen Geschwindigkeiten gefahren wird. Das ist beispielsweise auf den ICE-Neubaustrecken der Fall. Oder aber auch auf Strecken, die für den Fern-Schnellverkehr ausgebaut wurden.

Nun war ich aber echt erstaunt, als ich erfuhr, dass sogar die Hamburger U-Bahn solche innovative Weichen besitzt. Wer jetzt wissen will wo: Kurz vor Niendorf Nord.
In Hamburg scheint dies einmalig zu sein. In Berlin sind mir bei der U-Bahn solche Weichen nicht bekannt.

Meine Frage nun an die U-Bahnkenner dieser Welt: Wo gibt es noch derartige Weichen?

Viele Grüße
Marcus

Mit konkreten Beispielen bei der U-Bahn kann ich nicht dienen. Der Grund für den Einbau ist in der Regel eine Geräuschreduzierung, möglicherweise erhofft man sich auch eine Reduzierung der Radreifenbelastung.

Ich habe so eine Weiche schon mal bei einer Straßenbahn gesehen, könnte in Frankreich oder sogar Spanien gewesen sein, kann mich leider nicht erinnern.

Netzspinne schrieb:

> In Hamburg scheint dies einmalig zu sein. In
> Berlin sind mir bei der U-Bahn solche Weichen
> nicht bekannt.

Ja so ist es. Im Bereich deutscher U-Bahnen/Stadtbahnen gibt es nur die Anlage in Hamburg.

Aus eigener Erfahrung wäre eine Weiche ohne Lücke am Herzstück der Königsweg, was den Verschleiß betrifft. Wenn es sich in Niendorf-Nord um eine permanent im Kehrbetrieb spitz befahrene Weiche handelt ist dort der Verschleiß vermutlich sehr groß. Es kommt häufig zu Ausplatzungen und die Herzstücke müssen alle paar Jahre ersetzt werden. Ich glaube die Meisterrunde der HHA hat sowas mal erwähnt.

Sicherungstechnisch ist so eine Weiche mit einem größeren Aufwand (Preis) verbunden, aber es dürfte nicht so ein Unterschied sein wie bei der DBAG. Dort braucht man diese Weichen nur im HGV bei extrem großen Weichenradien. Interessant...

Gruß
Alex

Hallo,

in Niendorf Nord betrifft es die Weichen 11 bis 14,
also die 4 aus Richtung Schippelsweg kommend.

Diese Weichen wurden damals als die Strecke neu gebaut wurde, aus Lärmschutzgründen dort verbaut. Zur Inbetriebnahme waren aber noch nicht alle 4 Weichen mit bewegl. Herzstück geliefert worden, sondern nur 2, die fehlenden 2 wurden ein paar Monate später in einer WE Sperrung mit Busersatzverkehr eingebaut.

Sicherungstechnisch ist der Aufwand viel größer als bei herkömmlichen Weichen.
Das "bewegliche" Herzstück ist mit einem eigenen Antrieb versehen, der natürlich auch Stellwerkstechnisch überwacht werden muss.
Seitens der Rückfallebene, also Weichen von Hand umstellen, bedarf es auch hier ein wenig mehr aufwand, denn dieses Herzstück muss extra verzwinkt werden, so dass sichergestellt ist, dass sich hier nichts bewegen kann.
Ein Herzstück ist nicht auffahrbar ! D.h. Weichenzungen können, wenn sie in der falschen Lage liegen, durch den Radkranz der Züge zur Seite gedrückt werden ( Auffahren einer Weiche ), dieses ist bis zu einer Geschwindigkeit von ca 40 Km/h ohne nennenswerte Schäden möglich, der Fahrer würde es gar nicht bemerken.
Bei dem Herzstück ist dieses nicht möglich, der Radkranz würde über die Herzstückzunge fahren und mit hoher Wahrscheinlichkeit entgleisen.


Gruß B 432



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.06.2009 17:45 von b432.

Zitat
Netzspinne
... Meine Frage nun an die U-Bahnkenner dieser Welt: Wo gibt es noch derartige Weichen?

Gab es sogar bei der Hamburger Straßenbahn zur Blockumfahrung in Dehnhaide. Nach einer mir jetzt vorliegenden Notiz war der Grund nicht nur die Geräuschreduzierung, sondern die Dinger sollten auch die Entgleisungssicherheit erhöhen, weil damit auf die bei Straßenbahnen gerne verwendeten Flachrillen verzichtet werden konnte.

Ob der Versuch im Zusammenhang mit der Erprobung des PCC-Wagens stand, ergibt sich aus der Notiz nicht so richtig. Doch nur der PCC-Wagen nutzte die Blockumfahrung ständig, weil er nicht weiter als bis Dehnhaide fahren konnte.

Ich glaube in der Pflasterung der Beimoorstraße kann man den Gleisverlauf der Umfahrung "Dehnhaide" noch erkennen