willy.laaser schrieb:
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> Mir fiel auf, dass die neueren
> Wechselstrom-S-Bahn-Wagen der Reihen 423 und 422
> etwa in München nur zwei der offenen Abteile und
> so nur zwei Fenster zwischen Türen haben, während
> es beim 474 deren drei sind!
Man muß aber auch berücksichtigen, daß ein 423 4 statt nur 3 Wagen bei fast gleicher Fahrzeuglänge hat (ein 423 ist 1,40 m länger als ein 474!).
Ein 423 hat trotz der 12 Türräume dennoch nicht deutlich weniger Sitzplätze als ein 474 (192 zu 208 Sitzplätze). Rechnet man mal die größere Fahrzeuglänge heraus, sind es gerade mal 8 Plätze weniger - trotz dreier Türräume mehr...
> Ein früherer technischer Geschäftsführer der Hamburger
> S-Bahn meinte auf meine Frage, dass Stromschiene
> und Stromabnehmer in Hamburg wohl für 140 km/h gut
> sein sollten - anders als bei den Berliner
> Bankierzügen vor dem Krieg, bei denen bei dieser
> Geschwindigkeit die Stromabnehmer an den
> Auflaufschrägen zu Beginn eines
> Stromschienenabschnittes langsam aber sicher
> verbogen.
Das liegt aber vor allem am Stromschienensystem.
Meines Wissens wurde Mitte der 1930er Jahre, als die Erneuerung des Stromsystems bei der Hamburger S-Bahn anstand (einschließlich des damals aufgestellten 200km-Masterplans eines größenwahnsinnigen Diktators), bewußt auf das System der seitenbestrichenen Stromschienen gesetzt, eben weil dieses System höhere Geschwindigkeiten versprach als die von unten bestrichene Stromschiene des Berliner S-Bahn-Systems.
Daß nach mittlerweile 70 Jahren das Hamburger System mit der seitlich bestrichenen Stromschiene weltweit einmalig ist, liegt aber vor allem daran, daß sich für die von unten bestrichene Stromschiene wesentlich mehr Fahrzeuge absetzen lassen, also mehr Fahrzeuge "von der Stange" erhältlich sind -- schließlich ist das System eben weiter verbreitet.
Genauso ist auch das Londoner U-Bahn-System mit den vier Schienen weltweit nahezu einmalig -- und würde wohl in dieser Form wegen der aufwändigen Weichentechnik (Isolationen der Schienen gegeneinander) nicht mehr neu gebaut werden.
Und wenn man mal die derzeit geplanten oder im Bau befindlichen neuen Metro-Systeme weltweit betrachtet: Fast alle werden entweder als Oberleitungs-Bahnen gebaut (meist mit 750 V DC oder der landesweiten Fernbahnspannung) -- oder eben mit der von unten bestrichenen Stromschiene mit etwa 750 V DC.
Erweiterungen bestehender Systeme nutzen natürlich die bestehende Systeminfrastruktur.
Gruß Ingo