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Olympia: Maßnahmen für das ÖV-Netz
geschrieben von Herbert 
Um nochmal die Emotionalität aus der Diskussion zu nehmen:

Die Bedingung, den Nahverkehr nur bei erfolgreicher Bewerbung für Olympia auszubauen, wurde von Politikern vorgegeben.

Die Bedingung, Wohnungen zu bauen, wenn das IOC ein Mitspracherecht an der Gestaltung derer hat, wurde von Politikern gemacht.

Wir diskutieren hier im Forum seit Jahren, dass Hamburg in den vergangenen 20 Jahren einfach zu wenig ÖPNV auf die Wege gebracht hat. Warum sollte dies mit einer Olympiabewerbung (welche sich gegen Städte durchsetzen müsste, die bewiesen haben, dass sie Olympische Spiele ausrichten können) in Hamburg anders werden? Wer setzt denn diese Bedingung?

Ja, es ist Schade um die fehlenden Millionen für den Breitensport, aber diese Mittel wären sowieso bundesweit geflossen und hätten hamburgweit keinen einzigen Bus und keine einzige U-Bahn mehr bewegt.

Wenn Politiker der Meinung sind, man bräuchte immer den "Global Player" von außen, um die regionale Infrastruktur auszubauen, kann ich dem Gedanken nur widersetzen:
Es fehlt an einem zukunftsfähigen Verkehrskonzept für Hamburg - und das schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten. Und steckt man nun den Kopf in den Sand, so wird auch diese Linie von Politikern vorgegeben. Die Bevölkerung will einfach nur bequem von A nach B kommen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 01.12.2015 09:59 von Derbussbebt.
Ich muss noch einmal ernsthaft reingrätschen:

Die Finanzen waren auf Stand "0.1".

Weder war nachvollziehbar, ob die Kostenansätze seriös kalkuliert waren - Stichwort Sicherheit, wo Hamburg 2024 mit einem Bruchteil der Londoner Beträge 2012 ins Rennen gehen wollte. Das kam direkt nach den Pariser Anschlägen vielleicht nicht ganz so gut an und löste ein Nachdenken über eine Elbphilharmonie II aus.

Scholz bescheidene Aussage, bei der Bewerbung handele es sich um die "am Besten kalkulierte ever", einige Posten seien mit "dem Doppelten" der heute üblichen Kosten angesetzt, war angesichts einer Preisexplosion um das 15-fache bei einem anderen Prestigeobjekt im Hafen auch keine große Beruhigung. Wie stark die Elbphilharmoniekosten durch die Decke gegangen wären, hätte man von Hochtief auf Teufel komm' raus den Schlüssel im Sommer 2012 bekommen müssen und sich keinen mehrjährigen Baustopp für Verhandlungen leisten können - das war Geisterbahnstimmung abseits des Doms.

Zumal, und das machte das Fiasko komplett, schon für die ursprüngliche Kalkulation keine Deckung vorlag und Schäuble nach Abschuss der Bewerbung freimütig zugab, der Bund hätte sich nicht in dem Maße beteiligt, wie Hamburg das wollte.

Auf Deutsch wäre das Projekt damit so oder so gekippt gewesen, hätte der Bund auch bei einem positiven Votum diesen Standpunkt beibehalten. Scholz hatte im Vorfeld ausdrücklich gesagt, mehr als die etwa 1,2 Milliarden € werde die Stadt nicht zahlen müssen - und außer dem Bund, der seinen von Hamburg zugewiesenen Anteil so nicht getragen hätte, gibt es keinen anderen Financier. Also, es sei denn, Hamburgs Wirtschaft oder andere Sponsoren wären aus Nächstenliebe mit Milliardenbeträgen eingesprungen. Zur Erinnerung: das taten sie schon bei der Elphi nicht, nach anfänglichem Enthusiasmus und Spendenbeteiligung blieb die Stadt auf den Kostensteigerungen des Elitenprojekts allein sitzen.
Zitat
schmidi
Die Entscheidung ist eine Katastrophe. Ähnlich des Bombenangriffs auf Hamburg der Alliierten.

Ich habe selten etwas so Dummes gelesen.


Zitat
schmidi
Wenn ich etwas zu sagen hätte...

Gott sei Dank ist das nicht der Fall.
Zitat
Bus Nr. 1404
Man kann nicht von dem Volk verlangen, dass es sich bereitwillig mit einem Konzept wie diesem auseinandersetzt. Dann kann man aber auch nicht erwarten, dass es sinnvoll und objektiv entscheidet. Und so ist es jetzt leider gekommen.

Jeder, der sich mit Olympia in Hamburg auseinandergesetzt hat, hat absolut richtig mit NEIN entschieden.

Es fasziniert mich total, wie sich die Befürworter mit dem Ergebnis dieser Wahl abfinden - da wird dann den Gewinnern eben mal objektives Denken abgesprochen. Chapeau.
Und wenn ich dann jetzt in TV und Presse sehr und höre dass der Sport in Deutschland "tot" sei, ja klar, seit gestern gibt es keinerlei Sportveranstaltungen mehr im Land...
Zitat
Derbussbebt

Ja, es ist Schade um die fehlenden Millionen für den Breitensport, aber diese Mittel wären sowieso bundesweit geflossen und hätten hamburgweit keinen einzigen Bus und keine einzige U-Bahn mehr bewegt.

Genau das ist es. Bei der Debatte muss differenziert werden. Für die überfällige Weiterentwicklung des ÖPNV hätte Olympia nichts gebracht, sondern im Zweifel sogar das Gegenteil bewirkt. Wie ich an dieser Stelle ja bereits mehrfach hervorhob, sind die relevanten Bundesfördermittel wie GVFG völlig unabhängig von derlei Massenveranstaltungen. Wäre jedoch die Olympiade nach Hamburg gekommen, hätte der Senat das verkehrliche Erschließen der Sportstätten mit Sicherheit am stärksten priorisiert. Das aber hätte zur Folge gehabt, mithilfe eben jenes GVFG eine U-Bahnverlängerung zum Kleinen Grasbrook zu forcieren. Die großspurig angekündigten elementar und eminent wichtigen Relationen in die Horner Geest, nach Steilshoop oder Lurup wären wahrscheinlich rasch aufs Abstellgleis verschoben worden - immer unter dem Totschlagargument Olympia.

Jetzt indes mangelt es dem Senat an einer solchen Rechtfertigungsgrundlage. Er steht im Handlungszwang und wird sich nach dem Scheitern eines seiner selbst verschriebenen größten Projekte umso mehr an dem Erfolg der verbliebenen Großprojekte messen lassen müssen.

Zitat
janf
Die ganzen eh vorgesehenen Verkehrsprojekte, wie S4, S21, Ausbau des Hbf und so weiter, sind nun nicht mehr zeitkritische Projekte, die bis 2024 fertig gestellt werden müssten, sondern gehen zurück in die deutschlandweite Warteschlange an förderungswürdigen Verkehrsinfrastrukturprojekten. Über Nacht ist die Realisierungwahrscheinlichkeit der 2.Stammstrecke in München, der gefühlt 70. Stadtbahn-Verlängerung in Stuttgart und der 400. Ortsumgehung in Mittelsachsen deutlich gestiegen. Über Verzögerungen bei der S4 kann es dann auch Verzögerungen bei U5 und Co geben, da beide Projekte garantiert nicht gleichzeitig in die (geförderte) Realisierung gehen.

Keineswegs. Denn weder der Bau einer S4, S21 oder der Ausbau des Hauptbahnhofs noch die Verlängerung der U4 im Osten bzw. die Realisierung der U5 standen jemals im Kontext mit den Olympischen Spielen. Argumentationen wie diese heben ein Stück weit indirekt auf den mit Münchens Sommerspielen assoziierten Erfolgen ab, von denen bisweilen behauptet wird, dass sie den Anschub für einen drastischen U-Bahnbau in der bayerischen Metropole lieferten. Derweil ist diese Betrachtung äußerst unscharf, weil sich die Verhältnisse von damals vor dem Hintergrund der Subventionen mit denen von heute kaum vergleichen lassen.

Das mittlerweile bedeutendste Finanzierungsinstrument in diesem Zusammenhang namens GVFG gab es zum Zeitpunkt der Bewerbung Münchens für die Olympischen Spiele noch gar nicht. Ein Verantwortungsbewusstsein für die infrastrukturellen Belange der Länder und ihrer Gemeinden entwickelte sich beim Bund damals erst allmählich. Nicht zuletzt unter dem Druck von Städten wie Frankfurt, deren Stadtverordnetenversammlung zwischen 1964 und 1965 die langfristige Investitionsplanung von 2,7 Milliarden auf 1,7 Milliarden DM zusammenkürzte und androhte, die Eschersheimer Landstraße nach Abschluss der Tunnelarbeiten als „unbefahrbare Wüstenei“ zurückzulassen, wenn eine Förderung aus Bonn unterbliebe.

Sonach war die Entscheidung des IOC zugunsten Münchens als Austragungsort in der Tat zugleich ein Impuls für den U-Bahnbau. Allerdings vor allem deswegen, weil es seinerzeit aufseiten des Bundes ansonsten keine verlässlich garantierten Beihilfen zur Förderung kommunaler ÖPNV-Vorhaben gab.

Dieser Umstand jedoch wurde 1971 mit dem Inkrafttreten des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes korrigiert. Bis mindestens 2030 hat jedes Bundesland die Möglichkeit, entsprechende Finanzhilfen in Berlin zu beantragen. Als Grundlage dient hierbei ein zwar nicht unumstrittenes standardisiertes Verfahren, das sich aber nicht an der Ausrichtung von Events orientiert, sondern an nachhaltigen verkehrlichen Bedarfen.
Zitat
EBostrab
Für die überfällige Weiterentwicklung des ÖPNV hätte Olympia nichts gebracht, sondern im Zweifel sogar das Gegenteil bewirkt. Wie ich an dieser Stelle ja bereits mehrfach hervorhob, sind die relevanten Bundesfördermittel wie GVFG völlig unabhängig von derlei Massenveranstaltungen...
Das mittlerweile bedeutendste Finanzierungsinstrument in diesem Zusammenhang namens GVFG gab es zum Zeitpunkt der Bewerbung Münchens für die Olympischen Spiele noch gar nicht.
Es ist eine absurde Vorstellung, dasß die Bundesregierung mit Verweis auf
alternative Fördermöglichkeiten den SPNV-Ausbau für Hamburg platzen ließe.
Allerdings sind absurde Vorstellungen möglicherweise realitätsnah, wenn z. B.
die Bundesregierung Rom oder Budapest bei Olympia anfüttert.
Zitat
Fette Beute
Nicht Hamburg hat versagt, es war Angie.

Bitte? Verlieren ist eine Sache, aber die Schuld für das Versagen danach bei anderen Suchen ist mehr als nur fadenscheinig...

x--x--x--x

Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Zitat
B-V 3313
Zitat
Fette Beute
Nicht Hamburg hat versagt, es war Angie.
...aber die Schuld für das Versagen danach bei anderen Suchen.
Ich bin kein Hamburger.
Aber daß Angie Hamburg eine garantierte Kostenbeteiligung
versagt hat, steht außer Frage.
Hätte Paris oder Budapest 15 % angeboten, Francois bzw.
Viktor hätten sich die Augen gerieben.
Aber Angie dachte, nach dem Referendum könne sie HH
noch mehr Geld aus den Rippen leiern. Verzockt.
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