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Bundesweiter Warnstreik im ÖPNV
geschrieben von STZFa 
Bitte erst informieren, dann Meinung bilden.

Die Hochbahn hat einen Kompromissangebot von Verdi abgelehnt, das vorsah, aufgrund der Corona-Krise relevante Gespräche weit in die nächste Jahreshälfte hinein zu vertagen. Es war auch die Hochbahn, die die Verhandlungen als gescheitert betrachtet. Offenbar wollen die Arbeitgeber die Corona-Krise ausnutzen, um sich mit einen schlanken Fuß aus der Affäre zu ziehen.

Nur wenn der Beruf wieder aufgewertet wird wird und soziale Bremsen eingebaut werden, die den immer größeren Belastungen im Straßenverkehr Rechnung tragen, wird man auch in Zukunft genug Fahrer für die geplanten Angebotserweiterungen rekrutieren können.

Zugunsten einer ausgewogenen Berichterstattung werde ich nun, nachdem bisher nur Propaganda der Arbeitgeber veröffentlicht wurde nun die Pressemitteilung von Verdi posten:


Tarifverhandlungen ÖPNV
ver.di Hamburg ruft die Beschäftigten von HOCHBAHN und VHH zum Warnstreik auf!
24.11.2020
Für den 28. November 2020, also kommenden Sonnabend, ruft ver.di Hamburg die Beschäftigten bei HOCHBAHN und VHH ganztägig – also von Betriebsbeginn bis Betriebsende - zum Warnstreik auf. Nachdem die Geschäftsführung der HOCHBAHN in der vierten Verhandlungsrunde am 18. November 2020 die Verhandlungen für gescheitert erklärt hatte und die drei Verhandlungen mit der VHH auch keinen Fortschritt gebracht haben, ist dieser Schritt unumgänglich geworden. Ziel ist es, endlich ein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt zu bekommen, das insbesondere auf die Forderungen von ver.di HH nach Entlastung der Beschäftigten als Kompensation für die anstrengende Schichtarbeit eingeht.

„Die Geschäftsführungen von HOCHBAHN und VHH verweisen auf die Politik, die ihnen die Hände gebunden habe. Herr Tjarks, Herr Dressel, als Senatoren für Verkehr und Finanzen in Hamburg sind Sie jetzt gefragt: Sie müssen den Weg freimachen für eine bedarfsgerechte Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs in Hamburg. Die jetzigen Forderungen sind Resultat politischer Entscheidungen, als Politiker müssen Sie unverzüglich umsteuern für eine Nahverkehrsinitiative, die die Beschäftigten nicht im Regen stehen lässt“, erwartet Natale Fontana, Landesfachbereichsleiter Verkehr bei ver.di Hamburg.

„Selbstverständlich wissen die Kolleginnen und Kollegen, dass dieser Streik die von Corona ohnehin gebeutelte Innenstadt trifft. Leider haben ihnen die Arbeitgeber aber keine andere Wahl gelassen. Streiks sind nervig, sie führen zu Verspätungen und Unannehmlichkeiten. Sie sind aber auch das letzte Mittel in einem Kampf, der sich ebenso um die Sicherheit der Fahrgäste dreht: denn nur gesunde, ausgeruhte Beschäftigte sorgen für einen sicheren Nahverkehr. Dafür treten die Kolleginnen und Kollegen an“, sagt Gabriel Riesner, Gewerkschaftssekretär für den ÖPNV bei ver.di Hamburg.

Sieglinde Frieß, stellv. Landesleiterin ver.di HH, kritisiert:

„Wir erwarten vom Hamburger Senat, endlich Verantwortung zu übernehmen! Legen Sie verfehlten Ausgliederungen und die unökologische Verkehrspolitik ad acta! Eine gut ausgebaute Daseinsvorsorge muss das Gebot der Stunde sein! Herr Tjarks, Herr Dressel, vielleicht gerade wegen Corona haben Sie jetzt die Chance, eine ökologische und arbeitspolitische Wende im ÖPNV herbeizuführen. Die Beschäftigten und die Bürger*innen brauchen das jetzt!“

Hintergrund:

Im ÖPNV läuft eine bundesweite Aufwertungstarifrunde. In Hamburg hat ver.di Forderungen zur Entlastung der Beschäftigten erhoben, z.B. Entlastungstage für Schichtarbeit, die Erfassung von Überstunden ab der ersten Minute bei Fahrzeug-verspätungen, eine Begrenzung der täglichen Höchstarbeitszeit auf neun Stunden und die Erfassung der Vor- und Nachbereitungsarbeiten, sogenannte Rüstzeiten, als Arbeitszeit. Sowohl der Mantel- als auch der Entgelttarifvertrag sind gekündigt



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 24.11.2020 16:27 von Wolf Tiefenseegang.
Moin,

Zitat
Wolf Tiefenseegang
...
Es geht um eine Reduzierung der Belastungen. Also keine Dienste mehr von bis zu Max 10 Stunden Länge, dass... Selbstverständlichkeiten, die in den 90er Jahren einfach gestrichen wurden. Auch die Zeit der Vor- und Nachbereitung der Dienste wie die Fahrzeugkontrolle und das Fahrgeldeinzahlen... endlich wieder entsprechend vergütet werden.

dann empfehle ich aber dringend, das offensiv auch so zu kommunizieren.
Das sind ja Forderungen, für die "man" durchaus ein gewisses Verständnis aufbringen kann, aber das jetzige Vorgehen der "Gewernerschaft" führt in der Öffentlichkeit eher zu Unverständnis.
Zitat
Sonnabend
Moin,

Zitat
Wolf Tiefenseegang
...
Es geht um eine Reduzierung der Belastungen. Also keine Dienste mehr von bis zu Max 10 Stunden Länge, dass... Selbstverständlichkeiten, die in den 90er Jahren einfach gestrichen wurden. Auch die Zeit der Vor- und Nachbereitung der Dienste wie die Fahrzeugkontrolle und das Fahrgeldeinzahlen... endlich wieder entsprechend vergütet werden.

dann empfehle ich aber dringend, das offensiv auch so zu kommunizieren.
Das sind ja Forderungen, für die "man" durchaus ein gewisses Verständnis aufbringen kann, aber das jetzige Vorgehen der "Gewernerschaft" führt in der Öffentlichkeit eher zu Unverständnis.

Hab’s gerade im Beitrag vor deinem gepostet. Es ist nich mein Versäumnis, dass bisher nur einseitige Propaganda hier verbreitet wurde. Und deshalb habe ich ja auch schon betont, dass die Arbeitgeber hier bewusst versuchen, der Öffentlichkeit falsche Eindrücke zu vermitteln a la Mehdorn und Suckales.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 24.11.2020 17:08 von Wolf Tiefenseegang.
Zitat
Wolf Tiefenseegang
Bitte erst informieren, dann Meinung bilden.

Die Hochbahn hat einen Kompromissangebot von Verdi abgelehnt, das vorsah, aufgrund der Corona-Krise relevante Gespräche weit in die nächste Jahreshälfte hinein zu vertagen. Es war auch die Hochbahn, die die Verhandlungen als gescheitert betrachtet. Offenbar wollen die Arbeitgeber die Corona-Krise ausnutzen, um sich mit einen schlanken Fuß aus der Affäre zu ziehen.

Nur wenn der Beruf wieder aufgewertet wird wird und soziale Bremsen eingebaut werden, die den immer größeren Belastungen im Straßenverkehr Rechnung tragen, wird man auch in Zukunft genug Fahrer für die geplanten Angebotserweiterungen rekrutieren können.

Zugunsten einer ausgewogenen Berichterstattung werde ich nun, nachdem bisher nur Propaganda der Arbeitgeber veröffentlicht wurde nun die Pressemitteilung von Verdi posten:

[...]

Propaganda!? Jetzt kommt hier die Gegenpropaganda von ver.di, oder wie? Vielleicht mal ein bisschen abrüsten und einen Mittelweg finden ...

Ein paar Punkte, die mir einfallen:

Wie erklärt sich denn, dass ver.di gerade vor zwei Wochen in NRW genau dem Vorschlag der Hochbahn zugestimmt hat: Übernahme des Tarifabschlusses im TVÖD und keine Änderung im Manteltarifvertrag. Das Ganze für eine Laufzeit bis Ende 2023! In Bayern hat man sich per Corona-Sonderzahlung ins nächste Jahr vertagt. Positiv für beide Seiten: Die Corona-Zahlung erfolgt steuer- und abgabenfrei.

Hier mal die aktuelle PM von ver.di NRW:

PM ver.di

Hier in HH versucht man scheinbar weiter alte ver.di-Forderungen durchzusetzen, die vor Corona schon teils fragwürdig waren. In den letzten Jahren ist in allen Betrieben die Produktivität abgesunken und es kam zu Entlastungen (in Bayern z.B. zusätzliche freie Tage etc.). Bei der Hochbahn werden m.E. schon immer "nur" 30' je Dienst als unbezahlt abgezogen. Da sind andere ver.di-Verträge deutlich strenger. Die Entlastungen haben branchenweit entgegen der Erwartungen zu einer weiter gesteigerten Abwesenheit in den letzten Jahren geführt. Gegenpol: Im Privattarif sind Vergütungen geringer, Produktivitäten höher und Krankenstände niedriger. Da ergeben sich schon Fragen aus AG-Sicht, welche Strategie jetzt die richtige ist ...

Gleichzeitig muss man natürlich auch schlicht feststellen, dass sich die Verhandlungsposition für ver.di jetzt durch Corona deutlich verschlechtert hat. Der aufgezogene Mangel an Arbeitskräften hat sich deutlich reduziert (Zulauf von Flug- und Reisebusbranche etc.), so dass die Arbeitgeber jetzt in der besseren Position sind. Ich will das gar nicht bewerten, aber es wird in den Verhandlungen eine Rolle spielen und folgt - so hart es klingt - den Marktgesetzen in unserem Land.
Ist denn eine Lösung in sicht? Das schlimme ist doch immer dann wenn beide Seiten sich garnicht mehr einigen und das hin- und her bis sonst wann läuft. Nächstes Jahr kommt dann noch die (DB) S-Bahn dazu...
Die Statements von VVM und HOCHBAHN finde ich auch etwas überflüssig. Das füllt nicht die Taschen der Mitarbeiter und bringt den Fahrgast nirgendwo hin. Das die DAGEGEN sind, ist doch logisch. Mich ärgert aber immer die Ausrede "wir könnten noch paar Züge einsetzen, aber zuwenig um Corona-Konform zu fahren, deswegen nix". Was ist das denn? Solche Typen auf der Titanic hätten wohl gesagt "wir haben Rettungsboote, aber zuwenig für alle, also lassen wir sie oben".
Zitat
Kirk
Ist denn eine Lösung in sicht? Das schlimme ist doch immer dann wenn beide Seiten sich garnicht mehr einigen und das hin- und her bis sonst wann läuft. Nächstes Jahr kommt dann noch die (DB) S-Bahn dazu...
Die Statements von VVM und HOCHBAHN finde ich auch etwas überflüssig. Das füllt nicht die Taschen der Mitarbeiter und bringt den Fahrgast nirgendwo hin. Das die DAGEGEN sind, ist doch logisch. Mich ärgert aber immer die Ausrede "wir könnten noch paar Züge einsetzen, aber zuwenig um Corona-Konform zu fahren, deswegen nix". Was ist das denn? Solche Typen auf der Titanic hätten wohl gesagt "wir haben Rettungsboote, aber zuwenig für alle, also lassen wir sie oben".

Der VVM hat ein Statement zum Streik veröffentlicht?

Ich habe nur die Pressemitteilungen von Hochbahn und Verdi reinkopiert, da mir nur diese in Textform Vorlagen – die von Verdi hingegen nur als Bild.

Freundliche Grüße

Roman – Der Hanseat
Zitat
Der Hanseat


Ich habe nur die Pressemitteilungen von Hochbahn und Verdi reinkopiert, da mir nur diese in Textform Vorlagen – die von Verdi hingegen nur als Bild.

Komisch. Ich habe von dir nur Pressemitteilungen von Hochbahn und VHH gesehen. Die von Verdi habe ich dann später ergänzend nachgeliefert.



Essener Verhältnisse kenne ich nicht, ich weiß nur, dass dort das Befördern auf den am stärksten frequentierten Strecken Bahnen obliegt, während hier auf immer mehr Strecken, auf denen Bahnen gehören, der Betrieb mit immer größeren Bussen abgewickelt wird. Je größer der Bus, desto mehr Fahrgäste, desto störanfälliger der Betriebsablauf durch Auskunftsersuche, Ticketverkauf und -kontrolle, desto öfter den Bus verlassen und die Rollstuhlrampe bedienen. Verspätungen, die Stress verursachen, sind damit immer mehr vorprogrammiert.

Mir persönlich als jemand ohne Kinder würde finanziell der Inflationsausgleich als Lohnzuwachs genügen. Übrigens dürften in Hamburg auch die Lebenshaltungskosten um einiges höher sein als in Essen. Ich weiß nicht, ob da in Essen und in anderen Teilen der Republik und auch bei gänzlich anderen Berufen und Betrieben etwas schief gelaufen ist, aber wenn, tut es mir für jeden dort Beschäftigten leid. Vielleicht ist auch manchmal aufgrund eines zu geringen Organisationsgrades in den Gewerkschaften nicht mehr zu erreichen.

Was wir dringend benötigen, ist eine Entlassung. Seit den massiven Verschlechterungen, die die Beschäftigten in den 90er Jahren erlitten, ist die Arbeitsbelastung durch immer mehr Verkehr, aber auch immer mehr Fahrgäste gewachsen.

Es ist heute mehr Regel als Ausnahme, dass Fahrzeuge in zweiter Reihe parken, sei es durch Falschparker (z. B. durch immer mehr Liefer- und Paketdienste) oder auch an erlaubten Stellen wie z. B. in den Straßen Bekassinau oder Am Diebsteich. Dies erfordert wesentlich mehr Aufmerksamkeit, aber auch Stress durch Fahrzeitverluste, weil es immer erst weiter geht, wenn kein Gegenverkehr mehr kommt.

Obwohl ich die neuen Radfahrstreifen begrüße erfordert das Führen von Bussen auch hier noch mehr Aufmerksamkeit beim Abfahren von Haltestellen als früher. Radfahrer, die eben noch im toten Winkel hinter dem Bus und damit nicht zu sehen waren hat man nach dem Anfahren von der Haltestelle plötzlich links neben sich.

Die Menge an Baustellen mit staubildenden Einschränkungen, die immer mehr zu nimmt macht die Arbeit auch nicht entspannter.

Aus diesen Gründen wäre die geforderte Begrenzung der maximalen täglichen Arbeitszeit auf 9 Stunden nicht nur der Gesundheit der Fahrer zuträglich, sondern auch der Sicherheit der Fahrgäste und der anderen Verkehrsteilnehmern. Es wird keine Verringerung der Gesamtarbeitszeit gefordert, nur, damit keine Missverständnisse entstehen. Die 39-Stunden-Woche wird von Verdi nicht infrage gestellt.

Wenn die Pausen auch Pausen wären wäre es ja in Ordnung, wenn diese nicht bezahlt werden würden. Solange der Fahrer aber ständig in Lauerstellung sein muss, um für nachfolgende Kollegen aufzurücken, sobald der Bus auf dem Platz davor abgefahren ist, damit der nachfolgende Kollege auch Platz für seine "Pause" hat, und solange man das Funkgerät während der Pause nicht ausschalten kann, solange Fahrgäste an die Türen klopfen, solange ist dies keine Pause, da keine Entspannung möglich ist und der Fahrer diese Zeit auch nicht als Freizeit nutzen kann. Daher gehören diese Zeiten vergütet. Punkt.

Mehr möchte ich dazu auch nicht mehr schreiben. Nur noch so viel. Nachdem die GDL ihre Forderungen bei der Deutschen Bahn (ich glaube, das war 2007) durchsetzte und den Beruf des Lokführers massiv aufwertete, ist die Welt hinterher auch nicht untergegangen.

Übrigens ist genügend Geld da, um die Vorstandsbezüge bei der Hochbahn satt zu erhöhen, stand u. a. kürzlich in der Hamburger Morgenpost.

Als seinerzeit für Günther Elste ein vierter Vorstandsposten bei der Hochbahn geschnitzt wurde war die Begründung, dass die Hochbahn sich mit Tochterunternehmen fortan auch an Ausschreibungen außerhalb der hamburger Heimat betätigte. Von diesen in der BENEX gebündelten Unternehmen bzw. von der BENEX selbst musste sich die Hochbahn aus rechtlichen Gründen zwischenzeitlich trennen. Trotzdem werden weiterhin vier Vorstände durchgefüttert.

Edit: einige Grammatik- und Rechtschreibfehler korrigiert.



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 24.11.2020 22:11 von Wolf Tiefenseegang.
Der VVM hat ein Statement zum Streik veröffentlicht?

------------------

Ab sofort wird von Montag bis Freitag, jeweils ganztägig, die Strassenbahn am Schönberger Strand bestreikt?
Zitat
Wolf Tiefenseegang
Was wir dringend benötigen, ist eine Entlassung.
Wen soll es denn treffen?
Zitat
Wolf Tiefenseegang
Es ist heute mehr Regel als Ausnahme, dass Fahrzeuge in zweiter Reihe parken, sei es durch Falschparker (z. B. durch immer mehr Liefer- und Paketdienste) oder auch an erlaubten Stellen wie z. B. in den Straßen Bekassinau oder Am Diebsteich. Dies erfordert wesentlich mehr Aufmerksamkeit, aber auch Stress durch Fahrzeitverluste, weil es immer erst weiter geht, wenn kein Gegenverkehr mehr kommt.

Obwohl ich die neuen Radfahrstreifen begrüße erfordert das Führen von Bussen auch hier noch mehr Aufmerksamkeit beim Abfahren von Haltestellen als früher. Radfahrer, die eben noch im toten Winkel hinter dem Bus und damit nicht zu sehen waren hat man nach dem Anfahren von der Haltestelle plötzlich links neben sich.

Die Menge an Baustellen mit staubildenden Einschränkungen, die immer mehr zu nimmt macht die Arbeit auch nicht entspannter.

Das klingt für mich als Laie so als ob der Beruf des Busfahrers anspruchsvoller geworden ist als der des Zugführers. Sind die Gehälter eigentlich identisch?



Zitat
STZFa
Der VVM hat ein Statement zum Streik veröffentlicht?

------------------

Ab sofort wird von Montag bis Freitag, jeweils ganztägig, die Strassenbahn am Schönberger Strand bestreikt?
Da streiken eher vielleicht mal die Bahnen ;-), ich denke es sollte VHH heißen. Der V-gewohnheits-Fehler ist mir auch schon passiert ;-)
Zitat
Wolf Tiefenseegang
Essener Verhältnisse kenne ich nicht, ich weiß nur, dass dort das Befördern auf den am stärksten frequentierten Strecken Bahnen obliegt, während hier auf immer mehr Strecken, auf denen Bahnen gehören, der Betrieb mit immer größeren Bussen abgewickelt wird. Je größer der Bus, desto mehr Fahrgäste, desto störanfälliger der Betriebsablauf durch Auskunftsersuche, Ticketverkauf und -kontrolle, desto öfter den Bus verlassen und die Rollstuhlrampe bedienen. Verspätungen, die Stress verursachen, sind damit immer mehr vorprogrammiert.

Wie kommst Du auf Essen? Der Tarifabschluss gilt für das gesamte Bundesland NRW. Da sind auch ausgesprochene Busstädte dabei. Ich denke z.B. an Aachen und Münster. Erstere haben ja sogar ähnliche Fahrzeuge wie die Hochbahn im Einsatz.

Kleiner Faktencheck im Vergleich der VDV-Statistiken 2008 zu 2018 (längster Zeitraum). In 2008 31,2 Fahrgäste im Durchschnitt je Fahrzeug der Hochbahn, 2018 34,1. Plus 9%. Ok, Haken dran. Im Mittel etwas mehr zu tun, vielleicht auch mehr Abwechslung?

Zitat
Wolf Tiefenseegang
Vielleicht ist auch manchmal aufgrund eines zu geringen Organisationsgrades in den Gewerkschaften nicht mehr zu erreichen.

Oh, da braucht man sich keine Sorgen machen. In Nordrhein-Westfalen mangelt es in den zur Hochbahn vergleichbaren kommunalen Unternehmen sicher nicht am Organisationsgrad :-).

Zitat
Wolf Tiefenseegang
Was wir dringend benötigen, ist eine Entlassung. Seit den massiven Verschlechterungen, die die Beschäftigten in den 90er Jahren erlitten, ist die Arbeitsbelastung durch immer mehr Verkehr, aber auch immer mehr Fahrgäste gewachsen.

Es ist heute mehr Regel als Ausnahme, dass Fahrzeuge in zweiter Reihe parken, sei es durch Falschparker (z. B. durch immer mehr Liefer- und Paketdienste) oder auch an erlaubten Stellen wie z. B. in den Straßen Bekassinau oder Am Diebsteich. Dies erfordert wesentlich mehr Aufmerksamkeit, aber auch Stress durch Fahrzeitverluste, weil es immer erst weiter geht, wenn kein Gegenverkehr mehr kommt.

M.E. werden die Fahrzeiten doch enstprechend regelmäßig angepasst? Oder reicht das nicht aus?

Außerdem stimmt es einfach nicht, dass der Verkehr immer stärker bzw. überproportional ansteigt. Die Fahrleistung im MIV stagniert seit Jahren. Nach der letzten Auswertung Mobilität in Deutschland lagen die täglichen Autowege der Hamburger 2002 und 2017 bei jeweils 40 Mio. km unverändert. Die Gesamtleistung aller Verkehrsarten ist um 17% gestiegen. Diese Steigerung fand aber nicht beim Auto statt, so dass der Anteil des Autos entsprechend zurückgegangen ist. Steigerungen gab es bei Einpendlern und Wirtschaftsverkehr, die aber einen deutlich geringeren Anteil gegenüber den Binnenwegen haben.

Zitat
Wolf Tiefenseegang
Aus diesen Gründen wäre die geforderte Begrenzung der maximalen täglichen Arbeitszeit auf 9 Stunden nicht nur der Gesundheit der Fahrer zuträglich, sondern auch der Sicherheit der Fahrgäste und der anderen Verkehrsteilnehmern. Es wird keine Verringerung der Gesamtarbeitszeit gefordert, nur, damit keine Missverständnisse entstehen. Die 39-Stunden-Woche wird von Verdi nicht infrage gestellt.

Hier würde ich eher sagen, dass bei längeren Diensten darauf geachtet werden sollte, dass diese nicht so stressig sind. Mehr als 9 Stunden Schicht an einem Sonntag wären doch sicher vertretbar, wenn man dafür sonntags seltener kommen muss. Kürzere Dienste heißt entsprechend mehr Dienste und damit mehr Köpfe, die den Sonntag als freien Tag verlieren. Daher hier vielleicht eher dosiert vorgehen? Mo-Fr zur HVZ eher kürzer, dafür in Randzeiten eher länger?

Ist mit 9 Stunden eigentlich die Schichtlänge gemeint (also mit unbezahlter Pause) oder die bezahlte Arbeitszeit, d.h. Anwesenheit wäre dann 9 Stunden plus Pause?

Zitat
Wolf Tiefenseegang
Wenn die Pausen auch Pausen wären wäre es ja in Ordnung, wenn diese nicht bezahlt werden würden. Solange der Fahrer aber ständig in Lauerstellung sein muss, um für nachfolgende Kollegen aufzurücken, sobald der Bus auf dem Platz davor abgefahren ist, damit der nachfolgende Kollege auch Platz für seine "Pause" hat, und solange man das Funkgerät während der Pause nicht ausschalten kann, solange Fahrgäste an die Türen klopfen, solange ist dies keine Pause, da keine Entspannung möglich ist und der Fahrer diese Zeit auch nicht als Freizeit nutzen kann. Daher gehören diese Zeiten vergütet. Punkt.

Eine Unterbrechung der Pausen geht gar nicht. Volle Zustimmung. Da muss der Arbeitgeber für sorgen, dass diese frei von Arbeit sind. Wenn dies nicht sicherzustellen ist, hilft es auch nicht, diese zu bezahlen. Das würde das arbeitsschutzrechtliche Vergehen nicht heilen. Der gesetzliche Mindestanspruch muss in jedem Dienst gewährleistet werden. Ob nun bezahlt wird oder nicht, ist eine andere Frage. In der Regel werden Pausen in ihrer vollen Länge allerdings nicht bezahlt.

Zitat
Wolf Tiefenseegang
Mehr möchte ich dazu auch nicht mehr schreiben. Nur noch so viel. Nachdem die GDL ihre Forderungen bei der Deutschen Bahn (ich glaube, das war 2007) durchsetzte und den Beruf des Lokführers massiv aufwertete, ist die Welt hinterher auch nicht untergegangen.

Übrigens ist genügend Geld da, um die Vorstandsbezüge bei der Hochbahn satt zu erhöhen, stand u. a. kürzlich in der Hamburger Morgenpost.

Als seinerzeit für Günther Elste ein vierter Vorstandsposten bei der Hochbahn geschnitzt wurde war die Begründung, dass die Hochbahn sich mit Tochterunternehmen fortan auch an Ausschreibungen außerhalb der hamburger Heimat betätigte. Von diesen in der BENEX gebündelten Unternehmen bzw. von der BENEX selbst musste sich die Hochbahn aus rechtlichen Gründen zwischenzeitlich trennen. Trotzdem werden weiterhin vier Vorstände durchgefüttert.

Absolut richtig, dass sich auch die Vorstände an geringeren Steigerungen beteiligen sollten. Da eher sogar Reduzierungen. Mir fällt auch gerade kein ÖPNV-Unternehmen in D ein mit vier Vorständen? BVG hat drei, München einen Geschäftsführer, Düsseldorf drei ... Es kommt allerdings darauf an, was unter den Vorständen noch so alles an Führungspersonal folgt, bis der Busfahrer, der Handwerker oder Sachbearbeiter folgt. Vielleicht ist die Hochbahn da ja ganz schlank aufgestellt :-).

Zusammenfassend wäre ich dafür, dass im Ergebnis mehr bezahlt wird. Ich würde aber an der Produktivität festhalten, da es ja perspektivisch immer schwerer wird, Personal zu finden. Es wäre also eher wenig förderlich, den Bedarf an Fahrern erheblich zu erhöhen. Das benötigte Geld für die Leistungsausweitungen würde ich soweit es geht auf die bestehenden Fahrer aufteilen, dann hätten die mehr davon. Bedarfsweise kann man den Mitarbeitern die Wahl lassen: Willst du mehr Geld gegen mehr Produktivität oder lieber entspannter arbeiten gegen weniger/gleichbleibendes/geringer steigendes Geld? Das hat ja m.E. auch die GDL für ihre Lokführer vereinbart. Viele EVU zahlen auch erhebliche Prämien für Zusatzarbeit an freien Tagen, um mit weniger Personal auszukommen.
Zitat
M2204
Absolut richtig, dass sich auch die Vorstände an geringeren Steigerungen beteiligen sollten. Da eher sogar Reduzierungen. Mir fällt auch gerade kein ÖPNV-Unternehmen in D ein mit vier Vorständen? BVG hat drei, München einen Geschäftsführer, Düsseldorf drei ... Es kommt allerdings darauf an, was unter den Vorständen noch so alles an Führungspersonal folgt, bis der Busfahrer, der Handwerker oder Sachbearbeiter folgt. Vielleicht ist die Hochbahn da ja ganz schlank aufgestellt :-).

München hat auch einen vierköpfigen Vorstand, ebenso Köln.

Ich kenne die Unternehmensstrukturen von BVG, KVB und MVG nicht, wage aber mal zu behaupten, dass die hierarchische Abstufung dort nicht entscheidend größer ist als bei der Hochbahn.

Freundliche Grüße

Roman – Der Hanseat
Zitat
M2204

Absolut richtig, dass sich auch die Vorstände an geringeren Steigerungen beteiligen sollten. Da eher sogar Reduzierungen.

Ich denke das die Vorstände ihre Bezüge gemessen ihrer eigenen Arbeit , als angemessen empfinden. Sollte die Politik dann reduzieren, würden diese dann halt schauen welche Stellen auf dem Arbeitsmarkt noch so frei sind...

Vor paar Jahren hat man mal einen ziemlich hochbezahlten, langjährigen aber gut vernetzten und beliebten Handelskammer-Chef aus dem Amt "gehebelt". Zuteuer. Die neue Chefin (die man erstmal suchen musste) hat dann aber ganz schnell wieder das Handtuch geschmissen.
Zitat
Der Hanseat
München hat auch einen vierköpfigen Vorstand, ebenso Köln.

Köln: Korrekt, hatte ich nicht auf dem Schirm. In München gibt es den winzigen Unterschied, dass die vierköpfige Geschäftsführung die des gesamten Stadtwerkekonzerns ist. Somit ergibt sich gegenüber der Hochbahn ein leicht erweitertes Aufgabenspektrum vom Atomkraftwerk bis zum Schwimmbad :-). Einer der vier GF ist der Geschäftsführer Mobilität. Dieses Teilressort der Stadtwerke erbringt zudem eine Verkehrsleistung, die mit 596 statt 392 Mio. FG etwas über der Hamburger liegt.

Aber nichts für ungut, im Rahmen der Gesamtorganisation können ja auch vier Vorstände sinnvoll und angemessen sein. Das habe ich nicht bestritten. Es kommt auf das Gesamtbild an und da ist man in München sicher auch kein Einzelkämpfer im Verkehrsbetrieb.
Einigung - mit Verschiebung auf '21 - jetzt auch in Berlin:

Link zur BZ Berlin

Während in Villahamburg noch gestreikt wird, wird in Villaberlin schon die Coronaprämie verprasst ;-).
Die Luft für ver.di Hamburg wird dünner.. mir fallen gerade NRW, Hessen, Baden-Württemberg, Berlin, Bayern und Sachsen ein, die schon abgeschlossen haben. Entweder hat ver.di mit geringen Sonderlocken den Tvöd-Abschluss übernommen oder es wurde gegen eine Corona-Einmalzahlung auf 2021 vertagt.
Ich frage mich da gerade, was ver.di in Hamburg bei diesen Fakten noch erreichen möchte. V.a. weil sie ja immer so auf deutschlandweite einheitliche Regelungen pochte..
Zitat
janf
Die Luft für ver.di Hamburg wird dünner.. mir fallen gerade NRW, Hessen, Baden-Württemberg, Berlin, Bayern und Sachsen ein, die schon abgeschlossen haben. Entweder hat ver.di mit geringen Sonderlocken den Tvöd-Abschluss übernommen oder es wurde gegen eine Corona-Einmalzahlung auf 2021 vertagt.
Ich frage mich da gerade, was ver.di in Hamburg bei diesen Fakten noch erreichen möchte. V.a. weil sie ja immer so auf deutschlandweite einheitliche Regelungen pochte..

Kleiner Hinweis: Man fordert immer am Anfang mehr als am Ende rauskommt, damit überhaupt Verhandlungsspielraum besteht. Schon mal auf einem Bazar gewesen?

Warum wird die Tatsache vernebelt, dass Verdi auch in Hamburg den Verkehrsunternehmen angeboten hat, gegen Coronazahlungen und Gehaltszuwachs die übrigen Verhandlungen weit ins nächste Jahr hinein zu vertagen. Das erwähnst du mit keiner Silbe, wie du auch die Tatsache mit keiner Silbe erwähnst, dass es die Hochbahn war, die dann statt über das Angebot zu verhandeln die Verhandlungen als gescheitert erklärt hat.

So, ich gehe jetzt zum Frühdient. Dreht ihr euch alle mal schön noch mal um!



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.11.2020 03:36 von Wolf Tiefenseegang.
Zitat
Wolf Tiefenseegang
Zitat
janf
Die Luft für ver.di Hamburg wird dünner.. mir fallen gerade NRW, Hessen, Baden-Württemberg, Berlin, Bayern und Sachsen ein, die schon abgeschlossen haben. Entweder hat ver.di mit geringen Sonderlocken den Tvöd-Abschluss übernommen oder es wurde gegen eine Corona-Einmalzahlung auf 2021 vertagt.
Ich frage mich da gerade, was ver.di in Hamburg bei diesen Fakten noch erreichen möchte. V.a. weil sie ja immer so auf deutschlandweite einheitliche Regelungen pochte..

Kleiner Hinweis: Man fordert immer am Anfang mehr als am Ende rauskommt, damit überhaupt Verhandlungsspielraum besteht. Schon mal auf einem Bazar gewesen?

Warum wird die Tatsache vernebelt, dass Verdi auch in Hamburg den Verkehrsunternehmen angeboten hat, gegen Coronazahlungen und Gehaltszuwachs die übrigen Verhandlungen weit ins nächste Jahr hinein zu vertagen. Das erwähnst du mit keiner Silbe, wie du auch die Tatsache mit keiner Silbe erwähnst, dass es die Hochbahn war, die dann statt über das Angebot zu verhandeln die Verhandlungen als gescheitert erklärt hat.

So, ich gehe jetzt zum Frühdient. Dreht ihr euch alle mal schön noch mal um!

Ja klar geht man mit höheren Forderungen in eine Verhandlung, aber in der 4. Runde sollten im Grunde die beiden Seiten nur noch Millimeter auseinander liegen. V.a. wenn es in anderen Bundesländern bereits fertige Abschlüsse gab.
Ver.di wollte aber neben der Coronaprämie rückwirkend ab September 2020 135 € monatlich mehr, zum Vergleich im Tvöd gibt es die erste Erhöhung im Frühjahr kommenden Jahres und dann auch nur 50 EUR.
Gerne kann man seine Forderungen mit einem Streik erkämpfen, deswegen bin ich auch Mitglied einer Gewerkschaft.

Ich halte aber den kommenden Samstag und die Zeit vor Weihnachten als Streiktag für völlig unsozial gegenüber anderen Beschäftigungsgruppen in unserer Arbeitswelt.
Vor allem vor dem Hintergrund der jetzt verlängerten Einschränkungen und der für viele im stationären Handel und der Gastro einhergehenden, noch größeren wirtschaftlichen Schwierigkeiten.
Das Weihnachtsgeschäft ist für viele der Strohhalm zum Überleben und da fehlt es mir an verdi-Weitsicht.
Zitat
Djensi
Gerne kann man seine Forderungen mit einem Streik erkämpfen, deswegen bin ich auch Mitglied einer Gewerkschaft.

Ich halte aber den kommenden Samstag und die Zeit vor Weihnachten als Streiktag für völlig unsozial gegenüber anderen Beschäftigungsgruppen in unserer Arbeitswelt.
Vor allem vor dem Hintergrund der jetzt verlängerten Einschränkungen und der für viele im stationären Handel und der Gastro einhergehenden, noch größeren wirtschaftlichen Schwierigkeiten.
Das Weihnachtsgeschäft ist für viele der Strohhalm zum Überleben und da fehlt es mir an verdi-Weitsicht.

Wenn nur gestreikt wird wenn es keinen stört, wird nichts erreichen. Und gerade als Gewerkschaftsmitglied solltest du wissen dass deine Chancen bessere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung zu erreichen (ob mit oder ohne Streik) auch davon abhängt wie gut es anderen Gewerkschaften gelingt durch Streik ihre Forderungen durchzusetzten. 'Ich bin im Prinzip für Streik aber bitte nicht wenn es anderen schadet' ist meiner Meinung nach das Ende der Gewerkschaften, mit allem was das bedeutet.
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