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Umdenken
geschrieben von NVB 
Re: Umdenken
04.08.2021 22:17
Zitat
masi1157
Zitat
Pommes Schranke
Und wenn, was bewegt zum Umsteigen in die Bahn / den Bus?
Da wären, so aus der Hüfte geschossen, ein dichtes Liniennetz, dichte Taktung, Pünktlichkeit, Sauberkeit, Sicherheit, moderner Wagenpark, vernünftige Preisgestaltung, schnelle Fahrzeiten.
Da hapert es nun mal überall.

Alles beliebte Ausreden für die Leute, die sowieso nicht Bus und Bahn fahren (wollen) und diese Missstände deshalb gar nicht selber erfahren, sondern nur vom Hörensagen kennen.

Gruß, Matthias

Matthias, ich schätze Deine Beiträge generell schon, aber mit dieser Aussage begibst Du Dich auf das sehr hohe Ross des Ich-habe-kein-Auto-und-bin-ÖPNV-Nutzer-und-wer-anders-denkt-hat-keine-Ahnung.
Re: Umdenken
04.08.2021 22:51
Auch wenn da zur besseren Lesbarkeit ein Absatz kam, meine Aussage ging noch weiter:

Zitat
masi1157
Natürlich sollte all das verbessert werden, aber es wird kaum einen Autofahrer zum "umdenken" bewegen. Für die müssen Bus und Bahn einen Vorteil ggü. dem Auto bieten. Billiger, schneller, verlässlicher planbar. Und dann natürlich so komfortabel nutzbar, dass es sie nicht gleich wieder abschreckt, aber das ist fast zweitrangig.


Gruß, Matthias
Re: Umdenken
04.08.2021 23:08
Zitat
NVB
...
5.
... Warum hat das Auto seine in Hamburg immer noch unangefochtene Stellung?

Wer Nutzer für den ÖPNV gewinnen will, muss aus Sicht der potentiellen Nutzer schauen.

Die Vorteile des Autos:
- immer
- überall
- zuverlässig
- in der Regel schnell
- komfortabel
- in Privatsphäre
- mit Gepäck
- das auch abgestellt werden kann

Die Nachteile:
- hohe Anschaffungskosten
- hohe Fixkosten

Dagegen der ÖPNV:
- ich kann komme spät abends nicht mehr weg von Ammersbek
- ich kann (außerhalb der Heidesaison) nicht nach Undeloh fahren
- immer mal wieder funktionieren Anschlüsse nicht
- ich muss lange zeitraubende Umwege auf dem Weg zu meiner Arbeit fahren
- ich friere im Winter durch bei langen Wartezeiten an Umsteigebahnhöfen
- meine Tochter fühlt sich unwohl alleine in der Nacht mit der Bahn nach Hause zu fahren
- ich kann keine schwere Lasten transportieren
- wenn ich nach der Arbeit zum Sport fahre, kann ich meinen Firmenlaptop nirgendwo sicher aufbewahren

Die hohen Fixkosten des Autos sind zum Nachteil bei der Wahl Auto oder ÖPNV: Wenn ich eh schon den Wagen, die Steuer und die Versicherung bezahlt habe, dann ist der Preis für den ÖPNV gerade bei kurzen Strecken unattraktiv hoch.

Das dürfte die Frage beantworten.



Wer das ändern will, darf sich nicht hinstellen und behaupten, dass das alles nur Ausreden der Autofahrer seien.

Wer das ändern will, muss den ÖPNV attraktiver machen.

Konkret für Hamburg sehe ich folgende Optionen:

1. Es gibt große Wohngebiete ohne eine schnelle ÖPNV-Anbindung. Beispiele: Steilshoop, Osdorf, Horner Geest, Kirchdorf.
=> Diese müssen an das Schnellbahnnetz angeschlossen werden.

2. Schnelle Querverbindungen sind fast nicht vorhanden, was auf diesen Relationen zu extrem langen Fahrzeiten im Vergleich zum MIV führt. Beispiele: Von Glinde nach Rahlstedt, von Neugraben nach Bahrenfeld, von Volksdorf nach Norderstedt.
=> Schnelle Querverbindungen müssen eingerichtet werden. Güterumgehungsbahn, Expressbusse, what ever.

3. Unzuverlässigkeit.
Das gilt insbesondere für die S- und Regionalbahnen. Betroffen sind vor allem diejenigen, die pünktlich zu einem Termin ihr Ziel erreichen müssen, etwa Schichtarbeiter.
=> Aufkauf der S-Bahn durch Hamburg und Überführung in einen städtischen Betrieb und Tausch des Managements.

4. Hoher Fahrpreis auf kurzen Strecken
Beispiele: Von Berliner Tor zur Sternschanze, von Veddel zum Überseequartier.
=> Lösung hier nur mit erheblich höherem Defizit möglich.

5. Die letzte Meile dauert zu lange.
=> Einbindung von Ride-Sharing-Diensten wie Moia in die ÖPNV-Kette.

6. Zu seltene Fahrten. Beispiel: von Hauptbahnhof nach Meckelfeld morgens nur alle Stunde
=> Dichtere Takte. Dabei die Regionalbahnen nicht vergessen. Da wo sich dichtere Takte nicht lohnen, Einbinden von Ride-Sharingdiensten in die ÖPNV-Kette.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.08.2021 09:02 von Neu Wulmstorf.
Re: Umdenken
04.08.2021 23:26
Zitat
masi1157
Wir leben nun mal in einer Großstadt, da leben eben auch solche Menschen. Und die gibt es nicht nur im ÖPNV, die fahren auch Auto.

Aber zum Glück sitzen sie nicht bei uns mit im Auto.

Es fehlen abriegelbare Abteile in Bussen und Bahnen, die nicht nur für ein privateres Ambiente während der Fahrt sorgen würden, sondern auch ein Reisen innerhalb der Abteile ohne Masken ermöglichen würden. Es würde aber das Problem bleiben, dass man in den Abendstunden immer damit rechnen muss, sich die Wartezeit an den Stationen mit unangenehmen Zeitgenossen teilen zu müssen. Es würde auch das Risiko bleiben, nach dem Aussteigen von unangenehmen Menschen belästigt zu werden. Das kann man, wenn man sein Auto abstellen will besser überblicken, ob man dort jetzt Unangenehmes droht, wenn man aussteigt.

Aber wie schon erwähnt ist dies nicht ein Problem der Rushhour. Als Hauptproblem der Rushhour sehe ich den Komfortverlust durch zu viele Fahrgäste in den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Edit:@Neu Wulmstorf: Deinen Beitrag lese ich erst jetzt. Alles sehr gut auf den Punkt gebracht. Einen kleinen Nachteil fürs Auto habe ich aber noch: Du musst immer halbwegs ausgeruht und nüchtern sein, weil du aktiv am Verkehrsgeschehen teilnehmen musst.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.08.2021 00:11 von Wolf Tiefenseegang.
Re: Umdenken
05.08.2021 04:40
Zitat
Wolf Tiefenseegang
Es fehlen abriegelbare Abteile in Bussen und Bahnen, die nicht nur für ein privateres Ambiente während der Fahrt sorgen würden, sondern auch ein Reisen innerhalb der Abteile ohne Masken ermöglichen würden.

Genau das wäre eine gute Lösung.


Zitat
Wolf Tiefenseegang
Als Hauptproblem der Rushhour sehe ich den Komfortverlust durch zu viele Fahrgäste in den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Auch hier auf den Punkt getroffen.
Darum muss neben der Angebotsausweitung der Pendlerverkehr reduziert und verteilt werden, durch:

- Rationalisierung (Arbeitsplatzabbau)
- Flexibilisierung (Einführung von Schichtdiensten, vor allem im Dienstleistungsbereich (Ämter))
- Digitalisierung (HomeOffice/Schooling(pflicht))

Zitat
Wolf Tiefenseegang
Einen kleinen Nachteil fürs Auto habe ich aber noch: Du musst immer halbwegs ausgeruht und nüchtern sein, weil du aktiv am Verkehrsgeschehen teilnehmen musst.

Genau das ist das Problem beim Automobil. Die Betriebssicherheit hängt komplett vom Menschen ab.
Re: Umdenken
05.08.2021 09:33
Zitat
Computerfreak

Auch hier auf den Punkt getroffen.
Darum muss neben der Angebotsausweitung der Pendlerverkehr reduziert und verteilt werden, durch:

- Rationalisierung (Arbeitsplatzabbau)
- Flexibilisierung (Einführung von Schichtdiensten, vor allem im Dienstleistungsbereich (Ämter))
- Digitalisierung (HomeOffice/Schooling(pflicht))

Ähm, verstehe ich das richtig, durch Arbeitsplatzabbau, also Menschen in die Arbeitslosigkeit schicken, nur damit in der HV weniger unterwegs sind?
Schichtdienste sind doch gerade das Problem, gerade in den Randzeiten ist das ÖPNV-Angebot ausgedünnt, so dass beispielsweise zu Frühschichten/Spätschichten die Dienstorte nur mit enormen Fahrzeitaufwand oder mit dem PKW erreicht/verlassen werden können, bzw. Dienste auf Abruf über den ÖPNV nicht zu realisieren sind.

Ich bezweifele, dass mit einer großflächigen Einführung von Schichtdiensten eine Entzerrung stattfindet, weil dann finden sich beisspielsweise zu den späteren Zeiten die Kolleg*innen aus dem Einzelhandel und aus den Ämtern oder Büros mit den Rückkehrern oder "Hinfahrern" zu kulturellen Veranstalungen wieder in einer Bahn. Von den Problematiken mit zweifelhaftem Klientel auf eineigen Strecken zu dieser Stunde einmal abgesehen. Spätestens dann würde ich wieder mein Auto benutzen.

Die weitere, vermehrte Nutzung von HomeOffice halte ich auch für OK, eine Homeschoolingpflicht würde das Ende der menschlichen Sozialisierung bedeuten.
Die negativen entwicklungsspezifischen Auswirkungen liegend derzeit klar auf der Hand, auch bei älteren Schüler*innen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.08.2021 09:41 von Djensi.
Re: Umdenken
05.08.2021 09:42
Zitat
Neu Wulmstorf
Wer das ändern will, darf sich nicht hinstellen und behaupten, dass das alles nur Ausreden der Autofahrer seien.

Das hat ja auch niemand (wenn Du mich damit meinen solltest).

Ich behaupte aber, dass die genannten Verbesserungen fast keinen "eingefleischten" Autofahrer zum umdenken bringen. Die Vorteile, die er dadurch gewinnt, sind viel zu klein. Die genannten Missstände ärgern die Leute, die ohnehin schon HVV fahren. Sie schrecken vielleicht einige ab, die den HVV zumindest schon in Erwägung ziehen. Aber für Autofahrer müsste der HVV einen deutlichen Vorteil ggü. dem Auto bei den Kosten, der Fahrtzeit, der Stressfreiheit, dem Komfort (z.B. Parkplatz weit weg, Bus hält vor der Tür) bieten, ggf. alles in wechselnden Anteilen.

Ich glaube nicht, dass der ÖPNV all das alleine bieten kann, nicht mal wenn er umsonst wäre. Gleichzeitig muss das Auto viel unattraktiver gemacht werden, zumindest innerhalb der Stadt. Mehr Platz für Bus, Fahrrad, Fußgänger auf Kosten der Autos. Parkplätze verknappen und teuer machen, auch und gerade Firmenparkplätze. Tempo 30 und Vorrang für Fußgänger und Radfahrer flächendeckend. "Pendlerpauschale" fürs Auto senken, für ÖPNV erhöhen. Und bestimmt noch mehr, das mir aber gerade nicht einfällt.

Man könnte auch noch bei dem Anreiz anfangen, der Leute dazu bringt, weit aus der Stadt rauszuziehen und dann zur Arbeit reinzupendeln. Aber da führt wohl zu weit.


Gruß, Matthias
Re: Umdenken
05.08.2021 14:22
Zitat
masi1157
Aber für Autofahrer müsste der HVV einen deutlichen Vorteil ggü. dem Auto bei den Kosten, der Fahrtzeit, der Stressfreiheit, dem Komfort (z.B. Parkplatz weit weg, Bus hält vor der Tür) bieten, ggf. alles in wechselnden Anteilen.
Trifft das nicht auf alle Verkehrsmittel zu? Ich benutze generell das für meine persönliche Situation das vorteilhafteste Verkehrsmittel.
Das Auto hat hier lediglich die Besonderheit, dass es relativ hohe "Eh-da"-Kosten verursacht und ein Wechsel zu einem anderen Verkehrsmittel oftmals nur dann vorteilhaft ist, wenn man das Auto komplett abschafft. Daher ist die Wechselhürde hier sicherlich höher.

Zitat
masi1157
Gleichzeitig muss das Auto viel unattraktiver gemacht werden, zumindest innerhalb der Stadt. Mehr Platz für Bus, Fahrrad, Fußgänger auf Kosten der Autos. Parkplätze verknappen und teuer machen, auch und gerade Firmenparkplätze. Tempo 30 und Vorrang für Fußgänger und Radfahrer flächendeckend. "Pendlerpauschale" fürs Auto senken, für ÖPNV erhöhen. Und bestimmt noch mehr, das mir aber gerade nicht einfällt.
Das halte ich nicht für richtig. Das ist eine destruktive Politik, die nur wenig Befürworter finden dürfte. Da geht sofort das Geschrei über die grüne Verbotspartei wieder los.
Re: Umdenken
05.08.2021 15:39
Zitat
masi1157
...
Gleichzeitig muss das Auto viel unattraktiver gemacht werden, zumindest innerhalb der Stadt. Mehr Platz für Bus, Fahrrad, Fußgänger auf Kosten der Autos. Parkplätze verknappen und teuer machen, auch und gerade Firmenparkplätze. Tempo 30 und Vorrang für Fußgänger und Radfahrer flächendeckend. "Pendlerpauschale" fürs Auto senken, für ÖPNV erhöhen. Und bestimmt noch mehr, das mir aber gerade nicht einfällt.

...
Gruß, Matthias

Den eigenen Vorteilen bei der Nutzung des Pkw stehen Nachteile der Gesamtheit entgegen. Die Stadt wird laut, es stinkt nach Abgasen, der Platz wird knapp. Im Allgemeinen sinkt die Aufenthaltsqualität. Diese Kosten und Nachteile dürfen natürlich den Verursachern in Rechnung gestellt werden.

Sozialpolitisches Aber: Wenn Autofahren deutlich teurer wird, wird Autofahren ein Privileg für die Wohlhabenden. Jeder, der sich das nicht mehr leisten kann und keine ÖPNV-Alternative hat, wird leiden.
Re: Umdenken
05.08.2021 15:44
Zitat
masi1157
...
Gleichzeitig muss das Auto viel unattraktiver gemacht werden, zumindest innerhalb der Stadt. Mehr Platz für Bus, Fahrrad, Fußgänger auf Kosten der Autos. Parkplätze verknappen und teuer machen, auch und gerade Firmenparkplätze. Tempo 30 und Vorrang für Fußgänger und Radfahrer flächendeckend. "Pendlerpauschale" fürs Auto senken, für ÖPNV erhöhen. Und bestimmt noch mehr, das mir aber gerade nicht einfällt.

...
Gruß, Matthias

Eine Klarstellung zur Pendlerpauschale: Diese ist eine bewusste Förderung des ÖPNV. Bevor sie eingeführt wurde, konnte jeder nur seine tatsächlichen Fahrtkosten zur Arbeit absetzen. Da Fahrten mit dem Pkw in der Regel teurer sind als mit dem ÖPNV, konnten die Pkw-Fahrer mehr von der Steuer absetzen. Dies wurde mit der Pendlerpauschale geändert. Jetzt können die ÖPNV-Fahrer mehr von der Steuer absetzen als sie tatsächlich an Kosten haben.

Es steht den Autopendlern immer noch frei, statt der Pendlerpauschale die tatsächlichen Kosten geltend zu machen. Insofern wird eine deutliche Senkung der Pendlerpauschale ins Leere laufen und nur mehr Arbeit in den Finanzämtern nach sich ziehen.
Re: Umdenken
05.08.2021 15:48
Zitat
masi1157
...
Gleichzeitig muss das Auto viel unattraktiver gemacht werden, zumindest innerhalb der Stadt. Mehr Platz für Bus, Fahrrad, Fußgänger auf Kosten der Autos. Parkplätze verknappen und teuer machen, auch und gerade Firmenparkplätze. Tempo 30 und Vorrang für Fußgänger und Radfahrer flächendeckend. "Pendlerpauschale" fürs Auto senken, für ÖPNV erhöhen. Und bestimmt noch mehr, das mir aber gerade nicht einfällt.

...
Gruß, Matthias

Mit dem Anwohnerparken subventioniert Hamburg den Pkw-Besitz. Knapper Straßenraum wird für ein Appel und ein Ei den Pkw-Fahrern zur Verfügung gestellt. Das ist mir unbegreiflich. Da wäre mein Vorschlag, einfach einheitliche Parkgebühren für alle zu nehmen. Und zwar die jetzigen für Nicht-Einwohner. Gerne mit Jahreskarte, die sich dann preislich an den Jahreskarten von Parkhäusern und Tiefgaragen orientiert.

Ich wundere mich, dass die unterschiedlichen Preise überhaupt verfassungskonform sind.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.08.2021 15:50 von Neu Wulmstorf.
Re: Umdenken
05.08.2021 16:03
Die Destruktion der Städte ist über Jahrzehnte betrieben worden, indem sie autogerecht gemacht wurden. Wenn jetzt die Autos aus der Stadt zurückgedrängt werden und sie wieder für Fußgänger, Radfahrer usw. belebbar wird, ist das ziemlich konstruktiv. Viele solche Ansätze gibt es ja schon in vielen Städten, und die werden nicht alle von "grünen Verbotsparteien" (was für ein dusseliger Begriff!) regiert.

Ich schrieb ja nicht ausschließlich "teurer", sondern "unattraktiver". Auch ein Besserverdiener kommt in einer Wohnstraße nicht schneller voran, in der er dann noch nicht mal parken kann. Im übrigen beziehe ich mich auf innerstädtischen Verkehr. Außerhalb wird es noch sehr lange nicht ohne Auto gehen. Das kann der ÖPNV gar nicht leisten und da muss er meinetwegen auch gar nicht versuchen, notorische Autofahrer zum Verzicht aufs Auto zu bringen.

Und wenn Du Dich an der "Pendlerpauschale" störst (die ich ja absichtlich in "Gänsefüßchen" gesetzt hatte): Es war doch auch so zu verstehen, dass ich eine steuerliche Besserstellung für ÖPNV-Nutzer gemeint hatte. Wie die dann auszugestalten ist, weiß ich auch nicht, aber dafür gibt es ja Experten.


Gruß, Matthias
Re: Umdenken
05.08.2021 16:14
Zitat
Neu Wulmstorf
...
Eine Klarstellung zur Pendlerpauschale
...
Dies wurde mit der Pendlerpauschale geändert. Jetzt können die ÖPNV-Fahrer mehr von der Steuer absetzen als sie tatsächlich an Kosten haben.
...

Sowas kommt bei sprachlicher Ungenauigkeit dabei heraus.
Es kann nichts "von der Steuer abgesetzt werden" - es verringert sich lediglich das zu versteuernde Einkommen und aus dessen Höhe errechnet sich am Ende die Steuer.
Wäre ja stark, wenn ich von meinen echt zu zahlenden Steuern mehr einbehalten könnte, als ich für ÖPNV-Fahrten jemals aufgewendet habe - eine echte Gelddruckmaschine.
Re: Umdenken
05.08.2021 17:04
Ob hier wohl irgendwer "von der Steuer absetzen" wirklich als "von der zu zahlenden Steuer abziehen" versteht und das dann mit "absetzen" statt mit "abziehen" ausdrückt? Ich bezweifle es. Und ohnehin müssen diese Korinthen nicht hier ausgeschieden werden.


Gruß, Matthias
Re: Umdenken
05.08.2021 20:58
Passend zum Thread führt die Uni Hamburg derzeit eine Studie zum Autoverzicht durch:

[www.uni-hamburg.de]

Freundliche Grüße

Roman – Der Hanseat
Re: Umdenken
05.08.2021 21:28
Moin,

Zitat
Der Hanseat
Passend zum Thread führt die Uni Hamburg derzeit eine Studie zum Autoverzicht durch:

[www.uni-hamburg.de]

danke für die Info.
Wenn ich das richtig überflogen habe, wendet sich diese Studie nur an Lokstedter?
Re: Umdenken
05.08.2021 22:16
Der Fahrpreis spielt für viele bei der Entscheidung für oder gegen den ÖPNV eine Rolle, wenn auch nicht die einzige. So gibt bereits einige Initiativen, bei denen es um günstigere Fahrpreise im HVV geht, zu nennen sind hier etwa die Versuche, Buxtehude, Buchholz und Winsen vom Tarifring D in den Tarifring C zu verschieden, die erfolgte Aufhebung der Sperrzeiten für Seniorenkarten und die kostenlosen Monatskarten für Hamburger Schüler.

Mit der zu erwartenden zunehmenden Verbreitung von Home-Office werden Monatskarten für Berufstätige eher unattraktiver, daher gewinnen die Einzelfahrscheine zunehmend an Bedeutung. Bei den Einzelfahrscheinen ist der HVV-Tarif nicht nur extrem unübersichtlich, sondern innerhalb des Großbereichs auch sehr teuer auf kurzen Strecken.

Eine generelle Fahrpreissenkung erscheint mir nicht nötig, sie würde vermutlich eher Mitnahmeeffekte zur Folge haben. Denn bei einer Fahrt von z.B. Neugraben in die Hamburger Innenstadt wird der jetzige Fahrpreis kaum jemanden von der ÖPNV-Nutzung abhalten.

Idee: Der HVV-Tarif muss vereinfacht werden und dabei müssen kurze Strecken deutlich günstiger als heute werden.

Ein Tarif muss übersichtlich und einfach sein. Den passgenauen Tarif für eine konkrete Einzelfahrt zu finden ist per App und am Automaten nicht schwierig, die Aufgabe übernimmt die Technik. Unübersichtlich wird es heute, wenn der Fahrpreis von der gewählten Route abhängig ist und wenn mehrere Fahrten kombiniert werden sollen. Und warum ist ein Kinderfahrtausweis von Neu Wulmstorf nach Buxtehude teurer als der für einen Erwachsenen? Abgesehen davon müssen Busfahrer und Fahrkartenkontrolleure auch den Tarif beherrschen können ohne langwierige Eingabe in technische Geräte.

Das Thema einer Tarifvereinfachung ist nicht neu, kommt aber seit vielen Jahren nicht voran. Eine reelle Chance sehe ich nach so langer Zeit nur noch, wenn der neue Tarif durch seine Einfachheit besticht.

Ich sehe mich nicht in der Situation, ein Tarifmodell durchzurechnen, möchte aber dennoch einige Anregungen mitgeben. Generell gibt es streckenbezogene Tarife, bei denen Kilometer, Stationen oder Zahlgrenzen gezählt werden, und gebietsbezogene Tarife, bei denen Zonen oder Ringe gezählt werden. Der HVV-Tarif ist eine Mischung aus beiden, was zur Unübersichtlichkeit beiträgt.

Für ein sehr zentrumsorientiertes Verkehrsnetz wie in Hamburg, bei der viele Wege über das Zentrum zurückgelegt werden müssen, ist ein streckenbezogener Tarif schwer zu vermitteln, da die Nutzer für die ungewollten Umwege auch noch extra bezahlen müssten. Von daher empfehle ich für den HVV einen gebietsorientierten Tarif, wie er bereits jetzt auch für Zeitkarten existiert. Idealerweise werden für Zeitkarten und Einzelkarten dieselben Gebiete (hier: Zonen und Ringe) verwendet.

Das führt fast direkt zu folgendem System, das ich nur als Beispiel verstanden haben möchte. Es zeigt, wie einfach ein Tarif aufgebaut sein kann.

Gebiet			Beispiel für Einzelkarten	Preis heute
1 Ring  oder 2 Zonen	1 * 1,80 € =  1,80 € 	  	 3,40 €, aber auch 1,80 € / 2,40€ / 3,10 € 
2 Ringe oder 3 Zonen	2 * 1,80 € =  3,60 €	  	 3,40 €, aber auch 3,10 €
3 Ringe oder 4 Zonen	3 * 1,80 € =  5,40 €	  	 5,50 €
4 Ringe			4 * 1,80 € =  6,20 €	  	 7,50 €
5 Ringe			5 * 1,80 € =  8,00 €	  	 9,10 €
6 Ringe			6 * 1,80 € = 10,80 €		10,80 €
Re: Umdenken
05.08.2021 22:20
Alle Bemühungen, den Kraftverkehr in Hamburg zu reduzieren, laufen ins Leere, wenn der freigewordene Straßenraum sofort aufgefüllt wird von Bewohnern außerhalb Hamburgs. Von daher ist es essenziell, dass auch die Metropolregion gut per Bahn an Hamburg angebunden wird.

Förderlich ist eine Ergänzung des Hamburg-Taktes um ein Versprechen für den Regionalverkehr, dass an jedem Wochentag eine akzeptable Mindestqualität angeboten wird, denn nur bei einem attraktiven, S-Bahn-gleichen Angebot steigen die Leute freiwillig auf die Bahn um.



Idee „ÖPNV-Versprechen für den Regionalverkehr“: Auf allen Regionalbahnlinien von und nach Hamburg fahren mindestens vier Züge pro Stunde vom und zum Hamburger Hauptbahnhof, davon mindestens alle halbe Stunde einer, der an allen Regionalbahnhöfen hält.



In Schleswig-Holstein wird dieses Versprechen bereits heute auf den Achsen nach Ahrensburg / Bad Oldesloe und nach Elmshorn erfüllt, nach Büchen nicht. In Niedersachsen wird dieses Versprechen auf der Achse nach Buxtehude unter Woche bereits heute erfüllt, nach Buchholz und nach Winsen nicht.

So gibt es etwa zwischen Meckelfeld und Hamburger Hauptbahnhof unter der Woche zwischen 9:04 Uhr und 14:04 Uhr keine einzige durchgehende Verbindung zum Hauptbahnhof, und den Einpendlern in den Landkreis Harburg stehen in Gegenrichtung auch zur Hauptverkehrszeit nur stündliche Verbindungen zur Verfügung.

Der Fahrplanentwurf für den Deutschlandtakt sieht derartige Trassen bis zum Jahr 2030 vor (außer für Büchen). Der Fahrplanentwurf dient als Grundlage für Infrastrukturmaßnahmen, die diese Trassen ermöglichen. Aber: Es sind dann zwar die Trassen möglich, das Angebot muss dennoch nach wie vor bestellt werden. Und darum geht es mir: diese Möglichkeiten zu nutzen, und dort wo es heute schon möglich ist, nicht erst bis 2030 warten.
Re: Umdenken
06.08.2021 07:50
Zitat
masi1157


Ich behaupte aber, dass die genannten Verbesserungen fast keinen "eingefleischten" Autofahrer zum umdenken bringen. Die Vorteile, die er dadurch gewinnt, sind viel zu klein. Die genannten Missstände ärgern die Leute, die ohnehin schon HVV fahren. Sie schrecken vielleicht einige ab, die den HVV zumindest schon in Erwägung ziehen. Aber für Autofahrer müsste der HVV einen deutlichen Vorteil ggü. dem Auto bei den Kosten, der Fahrtzeit, der Stressfreiheit, dem Komfort (z.B. Parkplatz weit weg, Bus hält vor der Tür) bieten, ggf. alles in wechselnden Anteilen.

Ich glaube nicht, dass der ÖPNV all das alleine bieten kann, nicht mal wenn er umsonst wäre. Gleichzeitig muss das Auto viel unattraktiver gemacht werden, zumindest innerhalb der Stadt. Mehr Platz für Bus, Fahrrad, Fußgänger auf Kosten der Autos. Parkplätze verknappen und teuer machen, auch und gerade Firmenparkplätze. Tempo 30 und Vorrang für Fußgänger und Radfahrer flächendeckend. "Pendlerpauschale" fürs Auto senken, für ÖPNV erhöhen. Und bestimmt noch mehr, das mir aber gerade nicht einfällt.

Man könnte auch noch bei dem Anreiz anfangen, der Leute dazu bringt, weit aus der Stadt rauszuziehen und dann zur Arbeit reinzupendeln. Aber da führt wohl zu weit.


Gruß, Matthias

Moin,

in einer Stadt wie Hamburg halte ich eine generelle Einführung von Tempo 30 für nicht zielführend. Wenn ich mir auf einigen Busstrecken, die ich nicht nur gelegentlich fahre Tempo 30 vorstelle, dann verlängern sich Fahrzeiten nicht unerheblich. Und gerade aus den cityfernen Stadtteilen, wo mit dem Transfer per Bus zur nächsten Schnellbahnstation ein paar Kilometer zurück zu legen sind, wird sich die Gesamtfahrzeit nach oben bewegen. Da würde ich persönlich dann wieder das Auto vorziehen.

Was den Anreiz betrifft aus der Stadt heraus zu ziehen liegt auf der Hand. Aber die Menschen kann man mit einem ordentlichen PR-System vor der Stadt abfangen,
da gibt es noch eine Menge Potenzial.
Re: Umdenken
06.08.2021 09:37
Zitat
Djensi
in einer Stadt wie Hamburg halte ich eine generelle Einführung von Tempo 30 für nicht zielführend.

Ich schon. Die Busse, mit denen ich so fahre, würden praktisch keine Zeit verlieren, wenn sie nur max. 30km/h fahren dürften, weil sie sowieso fast nie schneller fahren können. Sie würden aber erheblich Zeit gewinnen, wenn weniger PKW in der Stadt wären, fahrend oder mehr oder weniger korrekt am Straßenrand geparkt (und u.a. das will ich ja erreichen), und wenn sie an den PKW vorbei bis vorn an die Kreuzung/Ampel fahren könnten, z.B. auf gesonderten Spuren. Wenn denn nun wirklich irgendwo ein geringfügig ausgebremster Bus gegen die generelle Einführung von Tempo 30km/h (auch ganz woanders) spricht, dann muss der eben anderweitig Vorrang bekommen. Ich sehe da kein unüberwindbares Problem, das Tempo 30km/h "ausbremsen" könnte.


Gruß, Matthias
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