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Umdenken
geschrieben von NVB 
Re: Umdenken
21.08.2021 07:21
Zitat
NVB
Zitat
Wolf Tiefenseegang
... Auch Streiks müssen durch Verbeamtung im Bus- und Bahnbereich abgeschafft werden.

Solange also die DB-Plüschetage sich für massenhafte Schlechtleistungen Boni ohne Ende einschiebt und dies bei dem DB-Fußvolk einsparen will, wird das nichts. Die Eisenbahn ist ein sehr komplexes System, was für den Fall der Fälle ein Minimum an Reserven braucht. Solange der Vorstand das nicht begriffen hat, wird das nichts mit einer besseren Bahn. Ob mit oder ohne Streik, die DB ist und bleibt unzuverlässig.

Sei dir sich die bei DB wissen wie wichtig eine Reserve möglich, so fern dies betrieblich und finanziell möglich ist.

Aber die Politik hat ein großen Teil der Reserven geschluckt bzw soweit zusammen gestrichen im Regionalverkehr, dass die Resveren schnell verbraucht sind, bzw der Effekt verpufft.

Mfg

Sascha Behn
Re: Umdenken
21.08.2021 17:13
Zitat
Wolf Tiefenseegang
Auch Streiks müssen durch Verbeamtung im Bus- und Bahnbereich abgeschafft werden.

Richtig. Das gleiche gilt für die Post. Ich kann mich noch Erinnern wie wir 2015 mal 3...4 Wochen garnichts mehr an Briefen bekamen. Da war am ende so einiges bei Rechnungen und so zu klären.
Hamburg als Land, darf auch gerne wieder eigene Krankenhäuser haben, ist garnicht so verkehrt. So, genug vom Thema abgerutscht.
Re: Umdenken
21.08.2021 23:55
Zitat
Kirk
Zitat
Wolf Tiefenseegang
Auch Streiks müssen durch Verbeamtung im Bus- und Bahnbereich abgeschafft werden.

Richtig. Das gleiche gilt für die Post. Ich kann mich noch Erinnern wie wir 2015 mal 3...4 Wochen garnichts mehr an Briefen bekamen. Da war am ende so einiges bei Rechnungen und so zu klären.
Hamburg als Land, darf auch gerne wieder eigene Krankenhäuser haben, ist garnicht so verkehrt. So, genug vom Thema abgerutscht.

So abgerutscht vom Thema "Umdenken" ist das ja nicht, wäre ein weiterer Aspekt. Aus meiner Sicht sind Verbeamtungen allerdings in einer Branche mit Mangelberufen völliger Quatsch. Zudem muss das Unternehmen zu 100% in staatliche Obliegenheit zurückgesetzt werden, also mindestens Körperschaft öffentlichen Rechts.
Das Beamtentum ist doch mittlerweile nichts "Erstrebenswertes" mehr, wen will man da hinterm Ofen hervorlocken? Wer sich nicht blöd anstellt, läuft in einer Zeit von Fachkräftemangel auch nicht Gefahr gekündigt zu werden und in Zeiten, wo eher nach Arbeitszeitverkürzungen gerufen wird und Beamte die 40-41 Stundenwoche abzuleisten haben, ist das alles andere als attraktiv. Da gibt es noch viele weitere Dinge, warum ich nicht zum Beamtentum raten würde.
Re: Umdenken
22.08.2021 02:17
Zitat
Djensi

So abgerutscht vom Thema "Umdenken" ist das ja nicht, wäre ein weiterer Aspekt. Aus meiner Sicht sind Verbeamtungen allerdings in einer Branche mit Mangelberufen völliger Quatsch. Zudem muss das Unternehmen zu 100% in staatliche Obliegenheit zurückgesetzt werden, also mindestens Körperschaft öffentlichen Rechts.
Das Beamtentum ist doch mittlerweile nichts "Erstrebenswertes" mehr, wen will man da hinterm Ofen hervorlocken? Wer sich nicht blöd anstellt, läuft in einer Zeit von Fachkräftemangel auch nicht Gefahr gekündigt zu werden und in Zeiten, wo eher nach Arbeitszeitverkürzungen gerufen wird und Beamte die 40-41 Stundenwoche abzuleisten haben, ist das alles andere als attraktiv. Da gibt es noch viele weitere Dinge, warum ich nicht zum Beamtentum raten würde.

Es geht in erster Linie um Verlässlichkeit im ÖPNV, nicht um die Bahn- und Busberufe durch eine Verbeamtung attraktiver zu machen. Solange immer wieder alle paar Jahre mit Streiks gerechnet werden muss ist man vielerorts gezwungen, ein Auto vorzuhalten. Solange man ohnehin das Auto mit seinen Fixkosten vorhalten muss ist der Anreiz, für alltägliche Wege auf den ÖPNV umzusteigen, nicht mehr so groß.

Eine Verbeamtung bedeutet zwar nicht automatisch, dass die Beschäftigten adäquate Arbeitsbedingungen und regelmäßige Gehaltszuwächse für den Inflationsausgleich erhalten, verhindert aber, dass die Verkehrswende daran scheitert, dass durch Streiks immer wieder der ÖPNV/SPNV still steht und er dadurch für viele Bürger generell als Alternative zum eigenen Auto ausscheidet. Wenn du einen besseren Vorschlag hast, wie man Streiks in den Bereichen der Daseinsvorsorge verhindert, immer raus damit.

Natürlich müssen noch andere Stellschrauben justiert und Investitionen getätigt werden, damit es nicht immer wieder zu Ausfällen und ungeplanten Streckensperrungen kommt.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 22.08.2021 02:21 von Wolf Tiefenseegang.
Re: Umdenken
22.08.2021 13:37
ÖP(N)V-Mitarbeiter verbeamten, um die Zuverlässigkeit zu erhöhen? Ist das denn eine hoheitliche Aufgabe? Und wie steht es dann mit "systemrelevanten" Berufen und Aufgaben, allen voran die Lebensmittelversorgung (Produktion, Verarbeitung, Transport, Verteilung, Verkauf)? Auch alle verbeamten? Oder sollen einfach nur Streiks verboten werden?

Jemandem, der ein Auto "vorhält" mit der Begründung, es würde ja alle paar Jahre mal gestreikt, ist sowieso nicht zu helfen. Um den muss sich bspw. der HVV nicht kümmern. Wer nach Begründungen für die angebliche Notwendigkeit eines Autos sucht, hat hoffentlich die Fantasie, sich etwas sinnvolleres auszudenken.

Wer aber einmal im Kopf den Schalter umgelegt hat und "aktiv"/bewusst auf ein Auto verzichtet, der wird sich auch bei einem Streik oder anderen deutlich gewichtigeren weil regelmäßigeren Störungen zu helfen wissen. Zum Schalter umlegen kriegt man den aber nicht mit ein paar zusätzlichen Busse ins Umland oder sauberen Haltestellen oder so. Der muss den Sinn und Vorteil selber erkennen und sich ganz bewusst entscheiden.


Gruß, Matthias
Re: Umdenken
22.08.2021 14:10
Ich bleibe dabei, dass das größte Problem beim ÖPNV/SPNV die Unzuverlässigkeit ist.

Ich halte auch nicht Störungen für gewichtiger, weil Streiks, wenn sie mal da sind, in der Regel länger dauern, tagelang. Während Störungen meist nach Stunden wieder behoben sind. Die Frage ist ja auch immer, wo befinde ich mich. In der Stadt, wo es auch nicht bestreikte öffentliche Verkehrsmittel gibt, oder auf dem Land mit meinem kleinen Bahnhof, wo ich ohne die Bahn gar nicht weg komme.

Wir waren ja auch schon mal weiter. Früher waren die Bundesbahner ja verbeamtet. Auch die Busfahrer von Bahn und Post.

Bei den Lebensmitteln könnte man schon ausweichen. Wenn die eine Marmeladenfirma bestreikt wird kaufe ich eben das Glas einer anderen oder ich schwenke auf Honig um.

Edit: Und selbst, wenn deine immer wieder vorgebrachte Ansicht, dass man Autofahrer, was immer man auch tut nicht zum umsteigen auf den ÖPNV bewegen kann, stimmen sollte, so gilt es auch zu verhindern, dass bisherige Fahrgäste vergrault werden und künftig Auto fahren.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 22.08.2021 14:27 von Wolf Tiefenseegang.
Re: Umdenken
22.08.2021 20:41
Zitat
Wolf Tiefenseegang
Edit: Und selbst, wenn deine immer wieder vorgebrachte Ansicht, dass man Autofahrer, was immer man auch tut nicht zum umsteigen auf den ÖPNV bewegen kann, stimmen sollte, so gilt es auch zu verhindern, dass bisherige Fahrgäste vergrault werden und künftig Auto fahren.

Ich habe nicht von Autofahrern als solchen gesprochen (sogar ich fahre zuweilen Auto, und sogar gern), sondern von denen, die ihre Lebensplanung für Jahrzehnte auf die Verfügbarkeit eines Autos aufgebaut haben, auch wenn es ihnen in der Konsequenz in dem Moment vielleicht gar nicht bewusst war.

Viele von denen erfahren die Zuverlässigkeit des ÖP(N)V gar nicht selber, sondern "wissen" davon nur vom Hörensagen, und natürlich bevorzugt schlechtes. Ich selber höre Horrorgeschichten von der Bahn (speziell Fernverkehr) praktisch nur von Leuten, die entweder sowieso nicht Bahn fahren (weil die ja angeblich so unzuverlässlich ist) oder nur sehr selten fahren und dann jeden Schluckauf zu einem riesigen Problem aufblasen. Von Leuten, die regelmäßig Bahn fahren, höre ich vielleicht beiläufig, dass ein Zug verspätet oder ausgefallen ist, sie aber dann doch mit wenig Verspätung nach Hause gekommen sind.

Denn die informieren sich rechtzeitig und gucken nach Alternativen. Für Autofahrer ist das eine Selbstverständlichkeit, die fahren ohne online-Navi nicht mal zum Briefkasten. Bei der Bahn muss es aber genau so laufen, wie im Fahrplan ausgedruckt.


Gruß,Matthias
Re: Umdenken
22.08.2021 20:46
Zitat
Wolf Tiefenseegang


Bei den Lebensmitteln könnte man schon ausweichen. Wenn die eine Marmeladenfirma bestreikt wird kaufe ich eben das Glas einer anderen oder ich schwenke auf Honig um.

so ist es. Man kann sich ja auch einen kleinen Vorrat zulegen. Ist aber nicht nötig, da zwei größten Discounter über Branchentarif zahlen. Wenn das die Bahn mach würde, bräuchte man auch keine Verbeamtung.
Re: Umdenken
22.08.2021 21:01
Also doch ÖPV-Mitarbeiter verbeamten, damit in dem "systemrelevanten" Bereich nicht mehr gestreikt werden darf?

Dann gute Nacht, Matthias



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 22.08.2021 21:54 von masi1157.
Re: Umdenken
23.08.2021 04:15
Ich verstehe ga r nicht das Problem bei den Streiks. Eigentlich ist das ganze doch sehr einfach. Unverständlich ist mir vor allem die Haltung der Arbeitgeber bei der Bahn. Diese müssten doch einfach nur den Forderungen der Gewerkschaft stattgeben. Und dann gäbe es keinen Streik. Anders als in der "freien Wirtschaft" kann ja hier jede beliebige Geldforderung (der Arbeitnehmer/Gewerkschaften) erfüllt werden, da ja irgendwie (besonders bei der DB, wo der Staat auch Eigentümer ist) der Steuerzahler für die Kosten letztendlich aufkommt und nicht wie ein Kunde abspringen kann.

Langfristig wird nur GoA4 (fahrerloser Betrieb) das Problem lösen. Das ist die einzig (einzig sinnvolle) "Gegenwehr". Das Wort in Anführungszeichen, weil es sich nicht gegen die Interessen der Gewerkschaften richtet. Diese ist dafür verantwortlich gute Bedingungen für Arbeitnehmer herauszuholen und vor Ausbeutung durch die Arbeitgeber zu schützen. Werden diese wegrationalisiert und arbeitslos, sind sie keine Arbeitnehmer mehr, werden nicht mehr durch die Arbeitgeber ausgebeutet und sind keine Klientel mehr der Gewerkschaften.
Re: Umdenken
23.08.2021 07:36
Zitat
Computerfreak
Ich verstehe ga r nicht das Problem bei den Streiks. Eigentlich ist das ganze doch sehr einfach. Unverständlich ist mir vor allem die Haltung der Arbeitgeber bei der Bahn. Diese müssten doch einfach nur den Forderungen der Gewerkschaft stattgeben. Und dann gäbe es keinen Streik. Anders als in der "freien Wirtschaft" kann ja hier jede beliebige Geldforderung (der Arbeitnehmer/Gewerkschaften) erfüllt werden, da ja irgendwie (besonders bei der DB, wo der Staat auch Eigentümer ist) der Steuerzahler für die Kosten letztendlich aufkommt und nicht wie ein Kunde abspringen kann.

Langfristig wird nur GoA4 (fahrerloser Betrieb) das Problem lösen. Das ist die einzig (einzig sinnvolle) "Gegenwehr". Das Wort in Anführungszeichen, weil es sich nicht gegen die Interessen der Gewerkschaften richtet. Diese ist dafür verantwortlich gute Bedingungen für Arbeitnehmer herauszuholen und vor Ausbeutung durch die Arbeitgeber zu schützen. Werden diese wegrationalisiert und arbeitslos, sind sie keine Arbeitnehmer mehr, werden nicht mehr durch die Arbeitgeber ausgebeutet und sind keine Klientel mehr der Gewerkschaften.

Es gibt ja bereits eine tarifliche Einigung zwischen einer Gewerkschaft (EVB) und der Bahn. Die jetzigen Streiks sind lediglich dem Geltungsbedürfnis einer weiteren Gewerkschaft und ihres Vorsitzenden geschuldet, was dazu führt, das Bahnkunden von außerhalb aufs Auto umsteigen (soweit vorhanden) zunächst für den Moment aber in der Gesamtmenge an Unzulänglichkeiten, wie eine nicht nur gefühlte mangelnde Zuverlässigkeit, den Wiederumstieg aufs Auto erleichtern. Hier muss eine Tarifgemeinschaft her, die Situationen wie die jetzige verhindert.

Der fahrerlose Betrieb ist für die Zukunft eine zwingende Notwendigkeit, weil es jetzt schon schwierig ist, qualifiziertes Fahrpersonal zu rekrutieren.
Re: Umdenken
23.08.2021 07:36
Ein großes Ärgernis ist die nach wie vor oftmals katastrophale Informationspolitik, insbesondere bei den Verkehrsunternehmen der Deutschen Bahn. Es ist mir unverständlich, dass im Zeitalter der Digitalisierung Informationen über Störungen im Betriebsablauf häufig sehr spät, falsch oder garnicht angezeigt werden. Auch die Mitarbeiter der Bahn wissen häufig von nichts bei Störungen und können einem nicht weiterhelfen.
NVB
Re: Umdenken
23.08.2021 08:28
Zitat
Moskauer
Ein großes Ärgernis ist die nach wie vor oftmals katastrophale Informationspolitik, insbesondere bei den Verkehrsunternehmen der Deutschen Bahn. Es ist mir unverständlich, dass im Zeitalter der Digitalisierung Informationen über Störungen im Betriebsablauf häufig sehr spät, falsch oder gar nicht angezeigt werden. Auch die Mitarbeiter der Bahn wissen häufig von nichts bei Störungen und können einem nicht weiterhelfen.

Richtig!

Doch ich glaube, dass die ungenügende Informationspolitik der Deutschen Bahn nur das letzte Ende einer katastrophalen Firmenstruktur ist, wo keiner mehr so richtig weiß, was Sache ist. Und was den Streik betrifft, sind die Lokführer und Zugbegleiter von den miesen Verhältnissen bei der DB nicht genauso betroffen wie die Fahrgäste? Solange die Plüschetage der DB auch für schlechte Zeiten weiterhin fette Boni kassiert, kann man es der GDL wohl kaum verdenken, Lohnforderungen geltend zu machen, die vermutlich nicht mehr als ein Inflationsausgleich sind.

@Djensi:
Der Verweis auf die Abschlüsse der EVG sehe ich da als fehl am Platze. Die sind ja wohl mehr ein DB-Anbiederungsverein als eine echte Gewerkschaft, denen das Wohl ihrer Mitglieder über alles geht. Die Namensänderung von Transnet in EVG kann nicht vergessen machen, was Mehdorn und der damalige Chef Hansen ausgekungelt hatten. So etwas wirkt einfach nach.
Re: Umdenken
23.08.2021 10:22
[www.zeit.de]

Hamburg mal wieder ÖPNV-Schlusslicht.

Und ich interpretiere die durchschnittlich 0,3-fach längere Fahrt von ÖPNV gegenüber Auto in die City (Hamburg vs. München & Berlin) als mehr als nur "klein":
Bei 30min-Autofahrt sind das 9min länger in Hamburg mit ÖPNV (67min) als 58min in München & Berlin.

Oder anders ausgedrückt: knapp 15% braucht man länger in HH mit Bus & das-bisschen-Bahn als in den beiden anderen Städten.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.08.2021 10:29 von bukowski.
Re: Umdenken
23.08.2021 12:13
Zitat
Djensi
Die jetzigen Streiks sind lediglich dem Geltungsbedürfnis einer weiteren Gewerkschaft und ihres Vorsitzenden geschuldet, was dazu führt, das Bahnkunden von außerhalb aufs Auto umsteigen (soweit vorhanden) zunächst für den Moment aber in der Gesamtmenge an Unzulänglichkeiten, wie eine nicht nur gefühlte mangelnde Zuverlässigkeit, den Wiederumstieg aufs Auto erleichtern. Hier muss eine Tarifgemeinschaft her, die Situationen wie die jetzige verhindert.

Der fahrerlose Betrieb ist für die Zukunft eine zwingende Notwendigkeit, weil es jetzt schon schwierig ist, qualifiziertes Fahrpersonal zu rekrutieren.

Naja ganz so einfach ist das wohl nicht. Sonst hätte die Bahn ja schon längst mit dem Tarifeinheitsgesetz den Streik ein ende gesetzt.
Auch bei einem fahrerlosen Betrieb sitzen doch irgendwo Leute zur Überwachung. Wenige, aber wenn die in den Streik treten, kurzfristig erkranken oder sonst was, steht auch alles still. Vor mehreren Jahren haben mal die Fluglotsen gestreikt. Da ging dann garnichts mehr.
Re: Umdenken
23.08.2021 13:01
@Bukowski: Na ja - kann man so oder so sehen. Ich brauch von zu Hause genauso lange wie mit der Bahn mit dem Auto/Motorrad. Insofern sehe ich das nicht ganz so und Du musst halt nicht nur die absolute Fahrzeit nehmen sondern auch den Rest beim Individualverkehr dazu nehmen. Insofern relativiert sich das in meinen Augen auch wieder. Ich brauch ne Stunde von zu Hause bis zur Spitalerstrasse. Mit dem Auto würde ich die Strecke wahrscheinlich 10 Minuten schneller schaffen - wenn nicht wieder Staus sind aber trotzdem muss ich dann auch noch nen Parkplatz kriegen. Einziger Vorteil - ich könnte meine Einkäufe abstellen aber na ja - das krieg ich auch so gemanagt. So nehme ich lieber meinen EScooter mit und komm damit dann auch noch schnell an Hafen. Auch im Berufsverkehr - inzwischen gut hinoptimiert, so dass ich aus dem Kreis Segeberg immerhin nach Tonndorf mit der Kombi ÖPNV und EScooter 15 Minuten schneller in der Firma bin als mit dem Auto. Dafür, dass die Verbindungen diagonal durch Hamburg eher "suboptimal" sind find ich das nicht mal schlecht
Re: Umdenken
23.08.2021 13:40
Zitat
Djensi

Der fahrerlose Betrieb ist für die Zukunft eine zwingende Notwendigkeit, weil es jetzt schon schwierig ist, qualifiziertes Fahrpersonal zu rekrutieren.

Falls es tatsächlich zur Verkehrs- und Energiewende kommt, wird das auch Arbeitsplätze kosten. Dann sieht der Arbeitsmarkt schon ganz anders aus und es wäre gut, um die Menschen bei den eventuell stattfindenden Veränderungen auch mitzunehmen, wenn diese anderweitig beschäftigt werden können. Da sehe ich als neue Arbeitgeber die Verkehrsbetriebe sehr weit vorne.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.08.2021 13:41 von Wolf Tiefenseegang.
Re: Umdenken
24.08.2021 16:42
Zitat
Djensi
Das Beamtentum ist doch mittlerweile nichts "Erstrebenswertes" mehr, wen will man da hinterm Ofen hervorlocken? Wer sich nicht blöd anstellt, läuft in einer Zeit von Fachkräftemangel auch nicht Gefahr gekündigt zu werden und in Zeiten, wo eher nach Arbeitszeitverkürzungen gerufen wird und Beamte die 40-41 Stundenwoche abzuleisten haben, ist das alles andere als attraktiv. Da gibt es noch viele weitere Dinge, warum ich nicht zum Beamtentum raten würde.

Naja, in Zeiten von Grundsicherung nach Vollendung des 67. Lebensjahres ist Beamtentum schon eine feine Sache wo man "ohne was dafür zu tun" mit 70% des letzten Einkommens in Pension geht. Teilzeit geht auch im Beamtenreich, jedenfalls gibt es bei der S-Bahn verbeamtete Lokführer in Teilzeit und die Bahn beschäftigt bis heute tausende Beamte, obwohl sie seit 1994 privatisiert ist. Der Kniff dabei ist, dass die Bahn sich die Beamten vom BEV (=Bundeseisenbahnvermögen) "leiht", könnte theoretisch auch jede Privatbahn machen, ist in der Praxis aber die absolute Ausnahme und das wäre ein Weg den man auch heute gehen könnte und gerade in Zeiten von Liberalisierung im Nahverkehr und Personalnot an allen Enden. In der Praxis ist es heute ja so: Beim Metronom fallen wegen Personalmangel Züge aus und im Aufenthaltsraum von DB Regio sitzen zwei Lokführer rum die Bereitschaft haben und theoretisch auch nen Zug für den Metronom fahren könnten (Das Rollmaterial ist ja das Gleiche).

Die verschiedenen Anbieter würden sich ihr Betriebspersonal ganz oder Teilweise vom BEV leihen und das Personal muss sich wirklich keine Sorgen bei Betreiberwechseln etc. machen und man kann bei Knappheit einfach über Unternehmensgrenzen hinweg arbeiten, denn es ist ja nicht "mein" oder "dein" Personal.

Sicher, das würde in der Praxis scheitern weil es nicht dem "neoliberalen Geiste" der aktuellen Zeit entspricht wo es nicht mehr um Menschen, sondern ausschließlich um Kostenstellen geht. Aus Sicht der Mitarbeiter wäre es aber sicher keine schlechte Sache und am Ende auch nicht für den Kunden, der zumindest nicht mehr von Streiks gebeutelt werden kann und evtl. den einen oder anderen personalbedingten Zugausfall weniger hat.
Re: Umdenken
24.08.2021 17:35
Zitat
Djensi
Es gibt ja bereits eine tarifliche Einigung zwischen einer Gewerkschaft (EVB) und der Bahn. Die jetzigen Streiks sind lediglich dem Geltungsbedürfnis einer weiteren Gewerkschaft und ihres Vorsitzenden geschuldet, was dazu führt, das Bahnkunden von außerhalb aufs Auto umsteigen (soweit vorhanden) zunächst für den Moment aber in der Gesamtmenge an Unzulänglichkeiten, wie eine nicht nur gefühlte mangelnde Zuverlässigkeit, den Wiederumstieg aufs Auto erleichtern. Hier muss eine Tarifgemeinschaft her, die Situationen wie die jetzige verhindert.

Die Frage ist, was das für eine Einigung sein soll. Die EVG hat z.B. eine Beschäftigungssicherung für alle Beschäftigten ausgehandelt, dafür aber die (ausschließlich) arbeitgeberfinanzierte Betriebsrente "verkauft". Diese Beschäftigungssicherung nutzt dem direkten Personal wenig, denn da ist von Kündigungen zu keinem Zeitpunkt die Rede gewesen. Diese Beschäftigungssicherung nutzt aber dem Personal im -ich nenn es jetzt mal böse- Wasserkopf, wo man vlt. durchaus einige Stellen gestrichen hätte, dort wiederum verdient man in der Regel deutlich besser, sodass man über eine kleine zusätzliche Betriebsrente auch hinwegsehen kann.

Was da also vereinbart wurde geht an der Lebenswirklichkeit vieler Mitarbeiter vorbei und gerade an denen, die im Schichtdienst arbeiten.

Dann gibt es auch noch ganz andere Fragen:
In den meisten Arbeitsverträgen sind je nach Art der Anstellung Angaben zu einem konkreten Tarifvertrag einer der beiden Gewerkschaften genannt und jetzt kommt das Tarifeinheitsgesetz daher und bügelt da drüber hinweg. Was gilt denn jetzt? Das was der Arbeitgeber und ich im Arbeitsvertrag unterschrieben haben oder das, was sich eine sogenannte Arbeiterpartei vor ein paar Jahren mal dazu ausgedacht hat und jetzt auf einmal dazu im Widerspruch steht?
Oder wie genau grenzt man denn "den Betrieb" ab? Das ist in einem komplexen Konzern wie der Bahn auch schon eine Frage, bei den ganzen Tochtergesellschaften etc.

Das ganze Gesetz zur Tarifeinheit hat -so wie es ist- einfach viel zu viele Unklarheiten in sich und was daraus erblüht sehen wir jetzt gerade am Beispiel der Bahn, wenn die Lufthansa und Krankenhausbetreiber clever sind, lösen Sie diese Unklarheiten anders als es die Bahn gerade versucht.


Ich muss ehrlich sagen, ich komme mir beim aktuellen Konflikt vor wie im Kindergarten und stehe auch nicht voll und ganz hinter einem der Akteure. Bahn, EVG, GDL und die Politik, die sich das TEG ausgedacht hat, haben gleichermaßen ihren Anteil daran und jeder agiert momentan äußert ungeschickt und nicht sonderlich lösungsorientiert.

Die EVG freut sich, dass sie die Mehrheitsgewerkschaft ist und kann das Ganze "locker" sehen, nicht zuletzt weil eine Klausel in ihren Tarifverträgen regelt, dass alles was die GDL besser aushandelt auch für ihre Tarifverträge zu übernehmen ist. Auf gut deutsch: Was die GDL auf die unbequeme Art bei der Bahn aushandelt kriegt die EVG quasi geschenkt.

Die GDL möchte logischerweise für die bei ihr organisierten Mitglieder Tarifverträge abschließen und hat ja auch in einigen "Betrieben" die Mehrheit der Mitglieder organisiert, sodass es einen Abschluss geben muss und bei Punkten wie den Betriebsrenten (Etwas mehr als Grundsicherung im Alter wäre halt schon cool), Vertragslaufzeit oder einem Coronabonus möchte Sie halt besser verhandeln.

Die Bahn freut sich, dass die beiden Gewerkschaften im Klinsch liegen und sich gegenseitig schlecht reden. Das das alles zu Lasten des Betriebsklimas geht, nimmt sie offensichtlich billigend in Kauf - leider. Diese Lagerbildung in für und wider liegt zwar auch abseits der Bahn voll im "Trend" (Was auch immer das für ein beknackter Trend sein soll...), aber für Menschen wie mich, die immer versuchen einen Mittelweg zu finden und Dinge im Diskurs lösen wollen, bleibt da leider wenig Platz und man kommt unter die Räder.

Und zu guter letzt hat die Politik mit dem TEG das gemacht, was sie in letzter Zeit leider offenkundig immer besser hinbekommt: Lagen falsch einschätzen... Es kann mir doch keiner erzählen, dass sich wirklich Arbeitsrechtsexperten bei der Abfassung des Gesetzestextes mit dem was sie da eigentlich geschrieben haben auseinandergesetzt haben und solche Auswirkungen auf Tarifverhandlungen nicht geahnt haben wollen und am traurigsten ist die Tatsache, dass das kein Gesetz aus der Feder des Wirtschaftsflügels der Union oder der FDP ist, sondern von einer (ehemaligen) Arbeiterpartei.

Wer darüber ein geistreiches Gespräch mit mir per PN führen will oder sich geistreich hier im Forum dazu äußern will ist herzlich eingeladen dies zu tun, nur bitte geht mir weg mit schwarz-weiß-denken, denn dafür ist diese Welt zu komplex und werden Dinge nur all zu oft verkürzt dargestellt und nicht von allen Seiten beleuchtet.
NVB
@ Hochbahn-Fan
24.08.2021 18:58
Vielen Dank für Deine sehr fein differenzierte Betrachtung! Du hast meinen Horizont deutlich erweitert und ich würde hier eine sachliche Diskussion ausgesprochen gut finden. Es ist sicherlich auch ein Trugschluss, dass in naher Zukunft alles automatisch läuft und die Triebfahrzeugführer entbehrlich würden.

Ich muss da immer an die automatische Pariser Metro denken und auch an die in Sydney. Die laufen ziemlich störungsfrei, doch wenn mal der Wurm drin ist, dann geht manchmal stundenlang überhaupt nichts. Ich könnte mir dagegen vorstellen, dass Triebfahrzeugführer zukünftig von den Alltagsaufgaben etwas entlastet werden und als eine Art Universalgelehrte ausgebildet werden, die ihren Zug wieder wie früher beherrschen und selbst Störungen beseitigen können.

Ein 150 Kilometer entfernter Notfallmanager ist im Fall des Falles nämlich die schlechteste aller Lösungen und von einem universell ausgebildetem Tfz hätten alle etwas davon, die Bahn und die Fahrgäste. Muss die Plüschetage der Bahn nur noch begreifen ...
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