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Flugreisen verteuern - Bahnreisen begünstigen!
geschrieben von Jules 
"Es sei "nicht fair, dass mit unser aller Steuergeld das Kerosin subventioniert wird, während Fernfahrten mit der Bahn gerade zu Stoßzeiten teuer sind". Wer als Familie mit dem Zug reise, solle weniger zahlen als für die Kurzstrecke im Flugzeug, sagte Baerbock." Quelle: Zeit.de vom 16.5.2021
Das finde ich als langjähriger Bahnreisender mal eine gute Nachricht. Leider musst ich es schon erleben, bei Urlaubsgesprächen mit Bekannten mild belächelt zu werden, wenn ich von einer Bahnurlaubsreise erzählte. Es gäbe doch sooo günstige Angebote und viele Schnäppchen, so dass man kostengünstig mehrmals im Jahr sich Flugreisen gönnen könne.

Warum sollen eigentlich immer nur die Vernünftigen vernünftig sein? Es ist an der Zeit, dass auch Flugreisen-Junkies sich umorientieren. Und weil das viele nicht von selbst schaffen, ist es richtig, dafür staatliche Hilfestellungen zu organisieren.
Auch hier gelten leider immer noch diese absolut destruktiven Mantras aus "Geiz ist geil" und "der Markt wird's schon regeln".
Die Bahn ist zu teuer und das Fliegen zu billig und bei beiden gibt es mehr als eine Stellschraube an der man drehen kann und muss, um dieses Problem zu beseitigen.
Alle Flugverbindungen unter 1000km halte ich grundlegend für Unfug und mit Zügen besser abgedeckt, außer das Gegenteil lässt sich beweisen (z.B. keine (oder noch keine) Gleisverbindung vorhanden durch schwer überwindbares Hindernis, Meere, Gebirge, problematische politische Lage).
Dafür muss einerseits aber auch das mögliche Transportvolumen auf der Schiene erhöht werden (mehr Strecken, schnellere Strecken, ggf. durch neue Schienensysteme (Magnetschwebebahn)) und andererseits auch jedes Transportbedürfnis kritisch hinterfragt werden.

Vieles davon (Ausbau der Infrastruktur, Adaption neuer Technologien) haben wir in Deutschland traditionsgemäß auf die lange Bank geschoben, wenn nicht sogar verpennt und zwar über Dekaden - jetzt wird es plötzlich wichtig und daher ein klitzebisschen stressig.

Letzteres hat die Corona-Pandemie gerade angestoßen - wohl 2/3 aller Geschäftsreisen wurden durch Online-Meetings ersetzt.

Mit Urlaubsreisen ist das natürlich nicht so wirklich möglich - aber wenn die dadurch zu teuer werden, dass man die Schäden einpreist, die dieser Urlaub an der Umwelt hinterlässt, heißt das nur, dass diese Preiskomponente bisher gefehlt hat, dieser Urlaub zuvor zu billig war und wir alle bisher für diese Preisdifferenz aufkommen.
Zitat
Lost Crusader 42
Dafür muss einerseits aber auch das mögliche Transportvolumen auf der Schiene erhöht werden (mehr Strecken, schnellere Strecken, ggf. durch neue Schienensysteme (Magnetschwebebahn)) und andererseits auch jedes Transportbedürfnis kritisch hinterfragt werden.

Vieles davon (Ausbau der Infrastruktur, Adaption neuer Technologien) haben wir in Deutschland traditionsgemäß auf die lange Bank geschoben, wenn nicht sogar verpennt und zwar über Dekaden - jetzt wird es plötzlich wichtig und daher ein klitzebisschen stressig.

Letzteres hat die Corona-Pandemie gerade angestoßen - wohl 2/3 aller Geschäftsreisen wurden durch Online-Meetings ersetzt.

Mit Urlaubsreisen ist das natürlich nicht so wirklich möglich - aber wenn die dadurch zu teuer werden, dass man die Schäden einpreist, die dieser Urlaub an der Umwelt hinterlässt, heißt das nur, dass diese Preiskomponente bisher gefehlt hat, dieser Urlaub zuvor zu billig war und wir alle bisher für diese Preisdifferenz aufkommen.

Ich denke, dass Flüge nicht dadurch ersetzt werden können, dass die Bahn schneller wird. Oder mehr Hochgeschwindigkeitstrassen gebaut werden.
Eine andere Perspektive finde ich viel spannender:
Nachtzüge!
"Nachtzüge erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit – das liegt vor allem an einem wachsenden Umweltbewusstsein sowie an der Tatsache, dass man mit dem Zug mittlerweile sehr komfortabel und sicher an sein Ziel gelangt." Quelle: [reisetopia.de]

Wer nachts fährt, der spart sich eine Hotel- oder Pensionsübernachtung und kommt entspannt und ausgeschlafen am Ziel an.

Schnellzüge wie der ICE dagegen sind auf sehr hochwertige Strecken angewiesen, die nicht von Güterzügen benutzt werden können. Ein Nachteil, den ich auch beim Transrapid sehe oder bei anderen Magnetschwebebahn-Techniken.

Unsere moderne Formen von Mobilität sind ja vor allem deshalb mit Umweltschäden verbunden, weil bei gleich bleibenden Reisezeiten immer größere Entfernungen zurückgelegt werden. Das bringt aber zwangsläufig einen immer höheren Energieverbrauch mit sich. Auch bei einer Magnetschwebebahn dürfte der Energieverbrauch immens sein. Ich muss allerdings gestehen, dass ich das bislang noch nicht näher betrachtet habe.

Leider meinen viele, es müsse ganz selbstverständlich möglich sein, jeden Punkt auf der Erde in kürzester Zeit erreichen zu können. Warum ist das so?
Schon Jules Verne verdiente mit solchen Wunschträumereien Geld mit seinem Roman "In 80 Tagen um die Erde".
Zitat
Jules
...
Ich denke, dass Flüge nicht dadurch ersetzt werden können, dass die Bahn schneller wird.
...

Ich denke im Gegenteil, dass genau das der Weg ist, siehe z.B. www.tagesspiegel.de

Bis drei Stunden Reisezeit in der Bahn verzichten die Leute aufs Fliegen, ab vier Stunden wird geflogen. Daher ist es sogar sehr wichtig, schnelle Bahnverbindungen anzubieten um Kurzstreckenflüge zu verhindern.

Die jetzigen Reisezeiten Hamburg-Köln und München-Berlin sind ein kleines Bisschen zu lang.

Bei Hamburg-Köln gibt und gab es vereinzelte Züge, die 3,5 Stunden unterwegs sind. Das müsste der Regelfall werden. Der Deutschlandtakt sieht diese schnellen Fahrten nur alle 2 Stunden vor, deutlich seltener als die Flugverbindungen in der Vor-Corona-Zeit.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 31.05.2021 21:25 von Neu Wulmstorf.
Zitat
Neu Wulmstorf

(…)

Die jetzigen Reisezeiten Hamburg-Köln und München-Berlin sind ein kleines Bisschen zu lang.

Das kann ich jetzt nicht unterschreiben: Wenn ich von Berlin nach München gelangen möchte, dann habe ich die Möglichkeit binnen 4 Stunden entspannt umsteigefrei mit dem ICE-Sprinter zu fahren oder eine Stunde vor Abflug am BER sein zu müssen, eine Stunde bis MUC zu fliegen und dort dann mit der S-Bahn nach München fahren zu müssen. Im Endeffekt spare ich vielleicht eine Stunde beim Flieger, habe aber mehr Stress und Wartezeiten.
Zitat
Jules
1. "Es sei "nicht fair, dass mit unser aller Steuergeld das Kerosin subventioniert wird, während Fernfahrten mit der Bahn gerade zu Stoßzeiten teuer sind". Wer als Familie mit dem Zug reise, solle weniger zahlen als für die Kurzstrecke im Flugzeug, sagte Baerbock." Quelle: Zeit.de vom 16.5.2021

2. Das finde ich als langjähriger Bahnreisender mal eine gute Nachricht. Leider musst ich es schon erleben, bei Urlaubsgesprächen mit Bekannten mild belächelt zu werden, wenn ich von einer Bahnurlaubsreise erzählte. Es gäbe doch sooo günstige Angebote und viele Schnäppchen, so dass man kostengünstig mehrmals im Jahr sich Flugreisen gönnen könne.

3. Warum sollen eigentlich immer nur die Vernünftigen vernünftig sein? Es ist an der Zeit, dass auch Flugreisen-Junkies sich umorientieren. Und weil das viele nicht von selbst schaffen, ist es richtig, dafür staatliche Hilfestellungen zu organisieren.

Ich habe den jeweiligen Gedanken die Nummern 1, 2 und 3 vorangestellt.

Zu 1.: Es geht ja um die Nichtbesteuerung von Kerosin (im Gegensatz zur Besteuerung von Heizöl, Diesel und Autobenzin). Dies als "Subvention" zu kennzeichnen, ist ein weit verbreitetes Mißverständnis.

Selbstverständlich wäre eine Besteuerung von Kerosin geboten, unter anderem, um die externen Kosten des Luftverkehrs diesem auch anzurechnen (hier wird die FDP sicher übernehmen). Vielleicht noch ein Link zur deutschen Wikipedia-Seite über eine Kerosinsteuer: [de.wikipedia.org]

Ich glaube, die Chancen für so eine Steuer, die über einen etwas höheren Preis für die (zivile!) Fliegerei auch die Sensibilisierung für deren umweltpolitische Folgen ein wenig stärken mag, sind nicht so schlecht.

Zu 2.: Willkommen im Lager der "Ökospinner". Nein, umgekehrt: Ich finde es immer wieder erschreckend, wie selbstverständlich manche Kolleginnen und Kollegen in meiner Dienststelle z.B. von ihrer nächsten Kreuzfahrt oder eben auch dem Flug nach Florida erzähl(t)en, ohne auch nur einen einzigen Gedanken an die Konsequenzen des eigenen Handelns für die Umwelt zu verschwenden.

Vielleicht sollte man - ganz im Sinne der von der FDP ja immer so betonten zentralen Rolle der Eigenverantwortung - ja einmal eine Art "Budgetierung" des eigenen co2-Bedarfs vorschlagen: Wer dreimal im Jahr von Hamburg nach München und zurück fliegt, hat sein persönliches "co2-Budget" aufgebraucht und bewegt sich für den Rest des Jahres dann zu Fuß, mit dem Velo, dem HVV oder der MVG und natürlich der Bahn fort.

So eine "Budgetierung" würde die Eigenverantwortung für den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen womöglich sogar bei Wiesbadener Rechtsanwält/inn/en stärken.

Zu 3.: Anknüpfend an 2.: Ohne viel mehr staatliches Handeln wird der Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen nicht gelingen, das scheint mir sehr deutlich erkennbar.

Irgendwelche Wahlergebnisse können daran nichts ändern. Je mehr Menschen weltweit irgendwelchen Menschenfänger/inne/n hinterherlaufen, umso schlimmer die zu erwartende Kollektivstrafe in Form eines weniger lebenswerten (vielleicht auch eher kürzeren) irdischen Daseins für alle Menschen - auch für die Vernünftigeren.

Noch einmal umgekehrt: Wer beim vollkommen berechtigten Engagement für die Umwelt soziale Fragen (evtl. auch nur scheinbar) unterbewertet, begünstigt "unvernünftige Wahlergebnisse", weil die Unterschätzung der sozialen Frage einer zum Teil durchaus verlogenen Rechten "gute" Anknüpfungsmöglichkeiten bietet, um das Engagement für den Erhalt unserer natürlichen Existenzgrundlagen überhaupt in Mißkredit zu bringen,

Marienfelde.
Zitat
Marienfelde
Vielleicht sollte man - ganz im Sinne der von der FDP ja immer so betonten zentralen Rolle der Eigenverantwortung - ja einmal eine Art "Budgetierung" des eigenen co2-Bedarfs vorschlagen: Wer dreimal im Jahr von Hamburg nach München und zurück fliegt, hat sein persönliches "co2-Budget" aufgebraucht und bewegt sich für den Rest des Jahres dann zu Fuß, mit dem Velo, dem HVV oder der MVG und natürlich der Bahn fort.

Die FDP würde dafür jedoch einen "Markt" vorsehen, so dass die Nichtflieger ihr Budget an die Vielflieger verkaufen können :)
Zitat
TomB
Zitat
Marienfelde
Vielleicht sollte man - ganz im Sinne der von der FDP ja immer so betonten zentralen Rolle der Eigenverantwortung - ja einmal eine Art "Budgetierung" des eigenen co2-Bedarfs vorschlagen: Wer dreimal im Jahr von Hamburg nach München und zurück fliegt, hat sein persönliches "co2-Budget" aufgebraucht und bewegt sich für den Rest des Jahres dann zu Fuß, mit dem Velo, dem HVV oder der MVG und natürlich der Bahn fort.

Die FDP würde dafür jedoch einen "Markt" vorsehen, so dass die Nichtflieger ihr Budget an die Vielflieger verkaufen können :)

Ja, so etwas würde ich auch annehmen. Ergebnis: Die wirklich Reichen würden sich mehrheitlich um ihren "ökologischen Fußabdruck" nicht scheren und einfach weiter so machen - Klimaschutz würde abgewälzt auf die schlechter bezahlte breite Masse der Bevölkerung.

Auf der Basis so einer verlogenen Politik würde die Mehrheitsfähigkeit für eine nachhaltige Entwicklungsrichtung wahrscheinlich verspielt,

Marienfelde.
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