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(Mainz) Viele Zugausfälle wg. Personalmangel
geschrieben von micha774 
Da von 15 Fahrdienstleitern momentan 7 a.D. sind, gibt es arge Probleme in der Anbindung Mainz´an das Fern-und Regionalnetz. Das hat jetzt personelle Konsequenzen.

[www.spiegel.de]
Dasselbe Problem, wie in den meisten Unternehmen heute: das Personal wird runtergefahren bis es nicht mehr geht. Sobald auch nur eine Person außerplanmäßig ausfällt, bricht alles zusammen. Aber Personal kostet ja, bloß nicht mehr einstellen als unbedingt nötig...
Tagesspiegel Stellwerk Strausberg

Naja wie im Artikel oben beschrieben, ist das bei der Berliner S-Bahn an der Tagesordung, dass ein Stellwerk stillgelegt wird.
Nur jetzt hat es auch mal ein großes Stellwerk getroffen. ;)
Und auf einmal hat die Bahn ein weiteres Problem, was völlig aus dem nichts kam und wo man schon längst gegensteuert. :)
Hat die Bahn überhaupt noch eine Pressestelle oder werden die Zitate einfach nur noch von einem Computer generiert.
Es passt halt einfach nicht, einerseits im Regio-Bereich 70% aller Ausschreibungen gewinnen zu wollen, um dann wiederum mit reduziertem und seit Jahren unzufriedenem Personal (die Stimmung überträgt sich zwangsläufig auf die Kunden - auch dazu gibt es Untersuchungen) Milliardengewinne der Konzernteile über den Großeigentümer BRD abführen zu wollen.

Da stimmt schon lange der Anspruch (moderne und pünktliche Züge) mit der Realität (volle und verspätete bzw. häufig ausfallende Züge) nicht überein. Schön, dass mit dieser Debatte - vielleicht, aber nur vielleicht - das auch mal in der Politik ankommt.

Mainz ist halt nach Berlin wieder mal so ein Beispiel, an dem man es sehr schön an Zahlen festmachen kann, ohne, dass man gleich als Meckerer abgetan werden kann:
[www.faz.net]

Wenn man aber mal genau hinschaut und sich ein bisschen selbst kundig macht - und dabei freundlich bleibt - so kann man genügend Missstände auch in Hamburg oder Köln ausmachen - allein die Verspätungsanzeigen zur Hauptverkehrszeit an einem beliebigen Großbahnhof sprechen Bände. Nur werden sie dort halt geschickter kaschiert als in Mainz.

Aber insgesamt liegen der Bahn genug Zahlen und Statistiken vor, die für einen - ganz trocken gesagt - heftigen Arschtritt ihrer Betriebsqualität ausreichen. Da kann ich es durchaus verstehen, wenn sich viele Gemeinden für einen Bahnkonkurrenten entscheiden (siehe ersten verlinkten Artikel).
Wobei die Fahrdienstleiter jetzt ja mal nix mit den Ausschreibungen und DB Regio zu tun haben - auch von den Wettbewerbern fallen die Züge aus wenn die DB-Fahrdienstleiter nicht mehr da sind. Für die Fdl werden ja von DB Regio und den anderen Betrieben auch genug Trassengebühren an DB Netz abgeführt um diese zu finanzieren. Da kommt keiner drum rum. Nur sollte DB Netz auch mal die Leistungen erbringen für die sie den Kunden die Gelder abknöpfen.

Tschö
UHM
Zumindest ist es ein Teilgrund für die Schlechtleistungen, eine Säule unter mehreren in einem großen Bauwerk.

Ich muss zugeben, dass ich auf der anderen Seite irgendwo auch wieder froh bin, dass die Situation in Mainz so eskalierte, denn zum einen bekommt das Thema nun erfreulicherweise eine sehr große Medienaufmerksamkeit ohne, dass es wirklich erst zu einem Unfall mit Toten und Verletzten durch menschliches Versagen kommen musste, wie es sonst oft (nicht nur im Schienenverkehr, sondern auch auf der Straße und hauptsächlich in der Luftfahrt) der Fall ist.

Das Problem steckt aber meiner Meinung nach tiefer im System. Zum einen natürlich der ganze Sparwahn und die Tatsache, dass im Allgemeinen bei Ausschreibungen tendenziell der Zuschlag an den geht, der billig ist, ohne sich tiefergehend die Frage zu stellen warum ein Angebot billig ist. Da kommt dann doch ein gewisser Unterschied zum Vorschein, ob jemand billiger ist, weil er besser und effektiver wirtschaften kann, oder weil per se alles auf Sparflamme läuft.

Ein anderer Grund ist für mich die Zerklüftung in so vielen am Bahnbetrieb beteiligten Unternehmen, Unternehmensgruppen und Organisationen. Der Betrieb der Bahnhöfe, der Unterhalt der Strecke, der Verkauf der Fahrkarten, der Besteller, das EVU. Es sind viele Akteure beteiligt, was dazu führen kann, dass die rechte Hand nicht weiß, was die linke macht und eine gute Gelegenheit dazu bietet, den schwarzen Peter zwischen den Beteiligten hin- und her schieben zu können. ("Wir können nichts extra fahren, der Aufgabenträger hat ja auch nichts bestellt"). Das führt zum nächsten Punkt: Die Infrastruktur. Das ein privates EVU eine eigene Infrastruktur hat, ist die Ausnahme. Sprich, egal ob nun die DB selbst mit ihrer DB Regio oder ein privates EVU den Zuschlag einer Ausschreibung bekommt, ändert es nichts an der Dienstleistungsqualität, wenn der Fehler auf Netzebene liegt. Und die Infrastruktur halte ich mittlerweile in vielen Teilen leider für sehr unterentwickelt und unterfinanziert.

Dazu gehört für mich auch die Tatsache, dass es fast keinerlei getrennte Trassen für Regionalverkehr einerseits und Fern-/Hochgeschwindigkeitsverkehr sowie Güterverkehr andererseits gibt. Damit kommen wir auch zu den von dir erwähnten Verspätungsanzeigen. Mir kommt es (zumindest subjektiv rein gefühlsmässig) vor, dass hier in Schleswig-Holstein ein nicht unerheblicher Teil von Verspätungen aus anderen Landesteilen "importiert" werden durch verspätete Fernzüge und den daraus resultierenden Abwarten auf Anschlussreisende und vor allem aufgrund der abweichenden Trassenbelegung. Ein Blick in die Pünktlichkeitsstatistik der LVS zeigt, dass (welch Wunder) eben grade jene hochfrequentierten Hauptstrecken wie Hamburg-Elmshorn und Hamburg-Lübeck starke Probleme mit der Pünktlichkeit haben, während es z.B. bei der AKN mit ihrem eigenständigen Netz oder auch auf anderen Nebenstrecken kaum Probleme mit der Pünktlichkeit gibt.
Zitat
lasy
Tagesspiegel Stellwerk Strausberg

Naja wie im Artikel oben beschrieben, ist das bei der Berliner S-Bahn an der Tagesordung, dass ein Stellwerk stillgelegt wird.
Nur jetzt hat es auch mal ein großes Stellwerk getroffen. ;)
Und auf einmal hat die Bahn ein weiteres Problem, was völlig aus dem nichts kam und wo man schon längst gegensteuert. :)
Hat die Bahn überhaupt noch eine Pressestelle oder werden die Zitate einfach nur noch von einem Computer generiert.

DIe Zitate werden wohl vom Computer generiert ;) Im Forum Süddeutschland hatte ich mal ein Text von der Bahn bezüglich kopiert und das untere Zitat war der berühmte Satz: ....wir bitten währen der Bauarbeiten um....

Ich wusste gar nicht, dass wenn Personal fehlt, dass das auch schon zu Bauarbeiten zählt ;)
Naja genau genommen ist das ja eine Baustelle... *duckundweg* :D
Zitat
UHM
Wobei die Fahrdienstleiter jetzt ja mal nix mit den Ausschreibungen und DB Regio zu tun haben - auch von den Wettbewerbern fallen die Züge aus wenn die DB-Fahrdienstleiter nicht mehr da sind. Für die Fdl werden ja von DB Regio und den anderen Betrieben auch genug Trassengebühren an DB Netz abgeführt um diese zu finanzieren.

Das stimmt absolut und dem würde ich auch nicht widersprechen wollen.

In der täglichen Betriebspraxis haben die einzelnen Konzernbereiche der DB erstmal organisatorisch wenig miteinander zu tun, außer den üblichen Freigaben vom Stellwerk für die Züge usw., handeln aber nach eigenen, bereichsinternen Vorgaben.

Nur:
Bei der DB handelt es sich heutzutage um eine Konzerngruppe, deren Personalpolitik letztlich von oben vorgegeben wird und damit sind die Probleme (Personalmangel, technische Ausfälle) auch bei DB Regio dieselben wie bei DB Netze:
Sprich: Es fallen auch bei der DB Regio auch Züge aus, weil Personal fehlt oder Zugtechnik versagt. Die Strategie aus Mehdorns Zeiten, keinerlei Reserven zuzulassen (personaltechnisch wie auch von den bestellten Zügen her) ist in Zeiten steigendem Mobilitätsbedarfs sowie einem nicht sauber getrennten Fern- und Nahverkehrsnetz einfach überholt und muss in Berlin anders vorgegeben werden.

Deshalb formulierte ich auch meine Hoffnung, dass man eben auch in anderen Konzernteilen der DB aus Mainz lernt, weil es eben dort auch ähnliche Probleme gibt, die formaljuristisch und streng genommen erstmal mit Mainz nichts zu tun haben.

Insofern:
Eine echte Problemlösung für Verspätungen und Zugausfälle wird es nur geben, wenn die entscheidenden Verantwortlichen der einzelnen Konzernbereiche über ihren Tellerrand hinausschauen (wollen) und die Komplexität der Probleme erkennen:
[www.faz.net]

Es gibt zumindest z.Zt. Anzeichen, dass dies geschehen soll. Ich bleibe gespannt.
Zwangsgeld für DB NETZ im Gespräch:
[www.faz.net]
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