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Corona Schutzmaßnahmen für den ÖPNV im Vergleich
geschrieben von Jules 
Wenn man so will, dann kann man die deutschlandweit getroffenen Corona Schutzmaßnahmen als einen Flickenteppich bezeichnen. Die taz beispielsweise hat eine Tabelle erstellt, die zeigt, dass der bundesdeutsche Förderalismus alles gibt, um seinem schlechten Ruf gerecht zu werden, Kleinstaaterei zu betreiben. Hier geht es zur Taz-Tabelle vom 27.3.2020:
[taz.de]
Das Datum ist zu beachten, denn bisweilen ändern sich die Maßnahmen über Nacht. Aber nicht nur zwischen den verschiedenen Bundesländern sondern manchmal auch von Stadt zu Stadt in ein und demselben Bundesland gibt es bisweilen unterschiedliche Vorgaben.
Mit diesem Thema möchte ich alle einladen, über die Situation vor Ort zu berichten und dann auch darüber zu diskutieren, wie die jeweils vor Ort getroffenen Maßnahmen zu bewerten sind im Vergleich zu andernorts getroffenen Maßnahnmen. Gerne auch mit Zitaten aus lokalen Nachrichten-Organen und Fotos, die die Situation vor Ort zeigen.
Als Beispiel aus Hannover Fotos, die ich zum Teil schon im Nehverkehrsforum Bremen / Niedersachsen benutzt habe (siehe unten).
Die örtlichen Nahverkehrsunternehmen Üstra und Regiobus schützen ihre Busfahrer und umgekehrt damit auch ihre Fahrgäste dadurch vor Ansteckung, dass die vordere Omnibustür nicht mehr geöffnet wird und kein Fahrkartenverkauf im Bus mehr stattfindet. Die vordere Sitzreihe im Bus, also die direkt hinter dem Fahrersitz, ist komplett mit rotweißem Flatterband gesperrt und darf nicht benutzt werden. (Siehe Foto). Diese Maßnahmen gelten bereits seit Freitag, 13. März 2020, wie die HAZ berichtete: "Corona-Schutz: Busfahrer verkaufen keine Tickets mehr und halten eine Sitzreihe frei" [www.haz.de]
Es soll bei diesem wichtigen Thema nicht so sehr darum gehen, nach Erbsenzählermanier kleinteilig die Unterschiede herauszuarbeiten, sondern vor allem darum, vergleichbare Handlungslinien zu erkennen und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit anzuerkennen!
Die auch auf den Fotos erkennbare Maßnahme halte ich für sehr sinnvoll. Der Omnibusfahrer hat zwar keine eigene Kabine, aber die durchgeführte Sperrung der vordersten Sitzreihe schafft Distanz. Wurden eigentlich andernorts behelfsmäßige Kabinen für die Busfahrer gebaut? An Supermarktkassen sieht man das ja inzwischen oft, auch in Apotheken oft in Form von einfachen Schutzscheiben aus Plexiglas.

Fotos: Erste Sitzreihe direkt hinter dem Busfahrer bei Regiobus und Üstra-Bussen in Hannover gesperrt.


"Die Stadt Jena und der Landkreis Nordhausen wollen das Tragen einer Schutzmaske in vielen öffentlichen Bereichen ab kommender Woche zur Pflicht machen. Wie die Stadtverwaltung Jena mitteilte, betrifft das alle Verkaufsstellen, den öffentlichen Nahverkehr und Gebäude mit Publikumsverkehr."
Quelle: mdr vom 31.3.2020, Corona: Jena und Nordhausen führen Mundschutz-Pflicht ein
[www.mdr.de]

Der Jenaer Bürgermeister Christian Gerlitz (SPD) formuliert es im Spiegel-Interview sehr zurückhaltend:
"Niemand ist ein Sonderling, wenn er eine Maske trägt."

Im Vergleich dazu formulierte es sein verstorbener Amtsbruder auf der anderen Seite des großen Teichs vor rund 100 Jahren sehr viel drastischer:
"Der Bürgermeister von San Francisco sagte geradeheraus: "Jeder, der seine Maske vergisst, wird sterben.""
Das war als weltweit die sogenannte spanische Grippe wütete, die eigentlich aus den USA stammt. Die USA aber unterdrückten Nachrichten über die Verbreitung des gefährlichen Grippevirus, wie auch die anderen Staaten am Ersten Weltkrieg beteiligten Staaten. In Spanien durfte dagegen darüber berichtet werden, sodass viele vermuteten, der gefährliche Grippevirus sei von Spanien aus auf "Weltreise" gegangen.
Quelle: ntv vom Montag, 16. März 2020: Spanische Grippe und Corona - Wie sich Fehler wiederholen
[www.n-tv.de]

War es nun ein Fehler, dass der Bürgermeister von San Francisco so wortstark die Maskentragepflicht anmahnte, die die Stadt angeordnet hatte? Unter anderem auch für den ÖPNV, den die Fahrgäste damals nur mit Maske benutzen durften? Und was ist mit den vielen Grippetoten San Franciscos, die trotz Maske gestorben sind?

Das Vorgehen der Jenaer Stadtverwaltung ist nicht unumstritten: "Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich am Montag mit klaren Worten gegen den breiten Einsatz von Gesichtsmasken zur Eindämmung des Coronavirus geäussert. «Wir empfehlen das Tragen von Gesichtsmasken durch gesunde Personen in der Öffentlichkeit nicht, da es keinerlei Nutzen bringt», erklärte Michael Ryan, der Verantwortliche für Notfallsituationen der WHO." aus Neue Züricher Zeitung vom 1.4.2020: "Der langsame Siegeszug der Gesichtsmaske ist ein Zeichen der Vernunft" [www.nzz.ch]
So gesehen ist die Überschrift der NZZ doch sehr irreführend, der WHO-Vertreter jedenfalls sieht keinen "vernünftigen" Grund für das Tragen von Gesichtsmasken in der Öffentlichkeit.

In Hannover keine Pflicht, trotzdem sieht man zunehmend mehr Menschen mit Mund-Nasen-Schutz, auch im ÖPNV wie auf diesem Foto. (Hinweis: Gesicht und Teile der Kleidung gepixelt, um Anonymität zu bewahren)


Die österreichische Zeitung "Die Presse" berichtete am 21.9.2017 unter dem Titel, "Mundschutz nur bei Smogalarm: Wie die Polizei das "Burkaverbot" handhabt", dass auch das Tragen eines Mundschutzes unter das "Anti-Gesichtsverhüllungsgesetz" fällt und deshalb verboten ist: "Somit droht etwa auch den in Tourismusregionen häufig anzutreffenden ostasiatischen Touristen mit Mundschutz eine Strafe - es sei denn, das Umweltbundesamt gibt Smogalarm."
[www.diepresse.com]
Vermutlich nicht wegen Smog-Alarm, wohl aber wegen "Corona-Alarm" ist das Gesetz derzeit wahrscheinlich außer Kraft gesetzt, denn seit dem 14. April gilt in Österreich eine Maskenpflicht: "Wo gilt die Maskenpflicht überall?
Seit 14. April müssen Masken in allen geöffneten Geschäftslokalen und in den öffentlichen Verkehrsmitteln getragen werden." Quelle: ORF vom 31.3.2020 [orf.at]
Fraglich ist allerdings, ob die zusätzliche Schutzfunktion durch das Maskentragen tatsächlich dazu beitragen wird, das Infektionsgeschehen weiter zu verlangsamen, denn gleichzeitig öffnen in Österreich viele Läden wieder und zwar alle bis 400 Quadratrmeter Verkaufsfläche, während bislang im Rahmen der Corona-Schutz-Maßnahmen nur wenige Läden, wie zum Beispiel Lebensmittelgeschäfte und Apotheken öffnen durften.
Und das bedeutet natürlich auch eine zusätzliche Auslastung in Bussen und Bahnen, so dass das Einhalten des Abstandsgebot zwangsläufig erschwert wird.
ÖPNV-Fahrgäste werden benachteiligt

Das Bußgeld für das Nichttragen einer Maske im ÖPNV wird höher sein als die Strafe fürs Schwarzfahren. Welt vom 25.4.2020 [www.welt.de]
Mitglieder einer Auto-Fahrgemeinschaft sind nicht verpflichtet eine Maske zu tragen.
Und dabei gibt es für diese Masken nicht einmal Mindestanforderungen hinsichtlich ihrer Beschaffenheit. Alleine das ist schon ein Grund, der ein Bußgeld für das Nicht-Tragen einer Maske ad absurdum führt.

Aber darum scheint es ja gar nicht zu gehen. Vielmehr sollen einmal mehr die Benutzer des ÖPNV einseitig belastet werden. Und dass, obwohl führende Virologen immer wieder davor warnen, das Masken sogar mehr schaden können als sie nutzen. Und dass es auf das Einhalten der Abstands-Regel ankommt. Und das lässt sich auch nicht massenhaft umgehen, indem man sich irgendwas vors Gesicht bindet.

Autofahrer dagegen werden anscheinend als für das Virus immun eingestuft. Obwohl das Virus für seine Verbreitung in einer Autofahr-Gemeinschaft beste Voraussetzungen vorfindet. Möglicherweise findet im Auto das Virus sogar noch besser seinen Weg von Mensch zu Mensch. Denn in einem großen Bus oder einer Stadtbahn ist bei ausreichendem Fahrzeugeinsatz deutlich mehr Platz. Und notfalls kann man auch mal auf die nächste Verbindung warten.
In Österreich, wo die Maskenpflicht schon länger gilt, müssen übrigens auch die Teilnehmer einer Autofahrgemeinschaft alle eine Maske tragen. Aber da gibt’s ja auch nicht so viel Autoindustrie!
Als ob das alles nicht schon absurd genug wäre, sollen auch noch Kinder ab 6 Jahre verpflichtet sein, eine Schutzmaske in Bus und Bahn zu tragen. Währenddessen hat der niedersächsische Kultusminister gerade verkündet, dass Kinder in der Schule keine Maske tragen sollen, denn es ist pädagogisch nicht leistbar das umzusetzen, weil die Kinder damit hoffnungslos überfordert sind.
Eltern jedoch müssen im schlimmsten Fall befürchten, mit 150 Euro Bußgeld belangt zu werden, wenn sich ihr Kind während der Fahrt in Bus und Bahn die Maske vom Gesicht nimmt. Sind halt die besseren Pädagogen die Eltern - Oder???
Zitat
Jules
ÖPNV-Fahrgäste werden benachteiligt

Das Bußgeld für das Nichttragen einer Maske im ÖPNV wird höher sein als die Strafe fürs Schwarzfahren. Welt vom 25.4.2020 [www.welt.de]
Mitglieder einer Auto-Fahrgemeinschaft sind nicht verpflichtet eine Maske zu tragen.
Und dabei gibt es für diese Masken nicht einmal Mindestanforderungen hinsichtlich ihrer Beschaffenheit. Alleine das ist schon ein Grund, der ein Bußgeld für das Nicht-Tragen einer Maske ad absurdum führt.

Aber darum scheint es ja gar nicht zu gehen. Vielmehr sollen einmal mehr die Benutzer des ÖPNV einseitig belastet werden. Und dass, obwohl führende Virologen immer wieder davor warnen, das Masken sogar mehr schaden können als sie nutzen. Und dass es auf das Einhalten der Abstands-Regel ankommt. Und das lässt sich auch nicht massenhaft umgehen, indem man sich irgendwas vors Gesicht bindet.

Autofahrer dagegen werden anscheinend als für das Virus immun eingestuft. Obwohl das Virus für seine Verbreitung in einer Autofahr-Gemeinschaft beste Voraussetzungen vorfindet. Möglicherweise findet im Auto das Virus sogar noch besser seinen Weg von Mensch zu Mensch. Denn in einem großen Bus oder einer Stadtbahn ist bei ausreichendem Fahrzeugeinsatz deutlich mehr Platz. Und notfalls kann man auch mal auf die nächste Verbindung warten.
In Österreich, wo die Maskenpflicht schon länger gilt, müssen übrigens auch die Teilnehmer einer Autofahrgemeinschaft alle eine Maske tragen. Aber da gibt’s ja auch nicht so viel Autoindustrie!
Als ob das alles nicht schon absurd genug wäre, sollen auch noch Kinder ab 6 Jahre verpflichtet sein, eine Schutzmaske in Bus und Bahn zu tragen. Währenddessen hat der niedersächsische Kultusminister gerade verkündet, dass Kinder in der Schule keine Maske tragen sollen, denn es ist pädagogisch nicht leistbar das umzusetzen, weil die Kinder damit hoffnungslos überfordert sind.
Eltern jedoch müssen im schlimmsten Fall befürchten, mit 150 Euro Bußgeld belangt zu werden, wenn sich ihr Kind während der Fahrt in Bus und Bahn die Maske vom Gesicht nimmt. Sind halt die besseren Pädagogen die Eltern - Oder???

Es ist sowieso Vorschrift, dass nicht mehr als zwei Personen (Haushalt ausgeschlossen) zusammen unterwegs sein dürfen. Eine Fahrgemeinschaft ist also nur bedingt zulässig. Das das die Sache besser macht, möchte ich hiermit jedoch nicht behaupten!



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 27.04.2020 01:19 von Flexist.
Keine Maskenpflicht, allerdings eine Empfehlung einen Mund-Nasenschutz zu tragen, gilt in der Schweiz: "Mit dem Schutzkonzept setzen die Transportunternehmen die Vorgaben des Bundesrats und des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zur Eindämmung der Corona-Epidemie im Bereich des öffentlichen Verkehrs (öV) um. Mit dem Konzept wird den Kundinnen und Kunden des öV dringend das Tragen von Hygienemasken empfohlen, falls der Abstand von zwei Metern nicht eingehalten werden kann. Pendlerzeiten morgens und abends sollen wenn möglich umgangen und schwächer frequentierte Verbindungen genutzt werden."
Quelle: Schweizer Bundesamt für Verkehr vom 30.4.2020 [www.bav.admin.ch]
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