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Bundesverkehrswegeplan (BVWP) + Europ. HGV-Netz + Klimaschutz
geschrieben von Manfred Erlg 
Deutschland und seine Straßen und Schienen: Wie viel Vorfahrt bekommt der Klimaschutz?

>> Das Verkehrsministerium will in einem „Infrastrukturdialog“ klären, wie es mit dem Bundesverkehrswegeplan weitergeht. Grüne und Umweltschützer machen sich dafür stark, dass der Klimaschutz beim wichtigsten Instrument für die Verkehrsplanung Priorität haben soll. Juristen halten eine Umorientierung auch kurzfristig für machbar. <<

[www.rnd.de]


Kommentar: Es braucht mehr Transparenz und mehr Klimaschutz bei der Verkehrsplanung

>> Der Bundesverkehrswegeplan zeichnet sich durch Intransparenz und eine Fokussierung auf ein vermeintliches Verkehrswachstum aus. Er steht damit im Widerspruch zu den Zielen des Klimaschutzes. Das muss dringend anders werden. <<

>> Für den Ausbau des Verkehrssystems braucht es transparente Verfahren und das oberste Kriterium kann nur der Klimaschutz sein. Und dies wird in sehr vielen Fällen eine Priorisierung der Schiene vor der Straße bringen. <<

[www.rnd.de]


Bisher gibt es bei der Bewertung von konkurrierenden Projekten gar keinen direkten Vergleich Straße vs. Schiene. Kriterium ist das Nutzen-Kosten-Verhältnis für ein einzelnes Projekt.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 27.07.2023 10:36 von Manfred Erlg.
Zitat
Manfred Erlg
Kriterium ist das Nutzen-Kosten-Verhältnis für ein einzelnes Projekt.

Was meiner Meinung nach kein Problem wäre wenn der Klimaschutz ordentlich gewichtet würde. Wenn man berücksichtigen würde dass Fahrzeitverkürzungen für den Autoverkehr zu zusätzlichen Autoverkehr erzeugen (und dafür gibt es genug Zahlen), und dass diese zusätzliche Treibhausgase verursachen (ditto), und die Kosten dieser zusätzlichen Treibhausgase schwer genug bewertet werden (halt wie es gehört wenn man sich auf Net-Zero festgelegt hat), dann würde eine ordentliche Berechnung des Nutzen-Kosten-Verhältnis fast jedes Straßenprojekt versenken!
Ich schreib das Folgende hier hin, weil es um Zukunftsplanungen geht, jetzt auf europäischer Ebene. Und natürlich geht es auch um Klimaschutz bzw. die Einsparung von CO2.

Die DB hat diesen Monat eine Studie für ein europäisches Hochgeschwindigkeitsnetz vorgestellt:
"Metropolitan Network: A strong European railway for an ever closer union".

Dazu die Presseinformation vom 8. Juli:

Zitat

DB legt Studie zum Ausbau des Hochgeschwindigkeitsverkehrs in Europa vor

Vorschlag zu „Metropolitan Network“ umfasst Anbindung von zwei Dritteln der Europäer:innen bis 2050 •
Schnelles Netz wird von heute 11.000 auf 32.000 Kilometer erweitert •
„Green Deal“-Ziele im Verkehrssektor werden angepackt


Die Deutsche Bahn (DB) hat gemeinsam mit europäischen Partnerbahnen eine Studie zum Ausbau des Hochgeschwindigkeitsverkehrs (HGV) in Europa erarbeitet. Der Vorschlag zum „Metropolitan Network“ umfasst die konkrete Streckenerweiterung für schnelle Personenzüge auf dem gesamten Kontinent und die Simulation der damit möglichen wachsenden Verkehrsleistung auf der umweltfreundlichen Schiene. Ausgangspunkt der Studie ist der „Green Deal“ der EU-Kommission. Der europäische HGV soll danach mit einer geplanten Verdoppelung bis 2030 und einer Verdreifachung bis 2050 einen wichtigen Beitrag zur CO2-Reduktion im Transportsektor erbringen. Die Spezialisten haben in der Studie analysiert, wie ein solches „Green Deal“-Netzwerk aussehen muss, um die EU-Ziele zu erreichen.

Michael Peterson, DB-Vorstand Personenfernverkehr: „Eine Verdreifachung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs in Europa ist möglich. Wenn die Infrastruktur dafür steht, profitieren Millionen Menschen auf dem Kontinent von attraktiven Verbindungen und kürzeren Reisezeiten. Die Bahnländer in Mittel- und Westeuropa und noch mehr in Süd- und Osteuropa profitieren hiervon ganz besonders. Nach unseren Berechnungen und Simulationen ergeben sich attraktive Reisezeiten auf ganz neuen Achsen und über neue Verkehrsdrehkreuze auf der Schiene.“

Die wichtigsten Zahlen und Fakten zum „Metropolitan Network“:

-- Es bindet alle 230 Metropolregionen und die großen Städte in Europa mindestens im Stundentakt an den HGV an (als Metropolregionen sind Agglomerationen von mehr als 250.000 Einwohner:innen definiert).

-- Rund 60 Prozent der Europäer:innen leben in den Metropolregionen und erhielten damit einen direkten Zugang zum HGV – auch in Regionen, wo es heute noch gar keinen schnellen Bahnverkehr gibt.

-- Der Schlüssel liegt in der Infrastruktur: Insgesamt 21.000 Kilometer Schienennetz müssen europaweit neu- und ausgebaut werden. Die für den HGV ausgelegten Strecken würden sich von heute (Eurostat 2019) rund 11.300 Kilometern bis 2050 auf 32.000 Kilometer knapp verdreifachen. Das Netz soll Geschwindigkeiten von 300 km/h ermöglichen.

-- Für Deutschland heißt das: Würde der Streckenausbau einschließlich der bereits im Bau befindlichen und geplanten Trassen erfolgen, würde die Hochgeschwindigkeitsinfrastruktur hierzulande auf gut 6.000 Kilometer anwachsen. Gewinner wäre auch Polen, das sein Netz von heute 224 Kilometer um 2.760 Kilometer mehr als verzehnfachen würde.

Soll der „Green Deal“ gelingen, müssen die EU und die Mitgliedsländer erhebliche zusätzliche Investitionen in die Hand nehmen und europaweit in den Netzausbau stecken. Darüber wollen die beteiligten Eisenbahnen im kommenden Herbst mit der Politik in Austausch treten. Die derzeit in Planung oder im Bau befindlichen Infrastrukturmaßnahmen reichen nicht aus, um eine Verdoppelung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs bis 2030 zu erreichen.

[www.deutschebahn.com]#?

Die Studie und eine Netzgrafik (PDF) sind auf der Seite verlinkt.

Ich habe die Netzgrafik (kann vergrößert werden) zur besseren Orientierung an einzelnen Knotenpunkten mit Kfz-Kennzeichen ergänzt.

Im einleitenden Text stehen Absätze, die mit Parolen überschrieben sind. Sie lesen sich, als ob sie von einer Werbeagentur geschrieben sind:

Rail connects people to build an ever closer union.
Rail transport is climate protection.
Rail drives industrial development.
Rail ties Europe together.
Rail supports international aid and solidarity.
Rail strengthens European identity.


Der Plan ist nach eigener Einschätzung ambitioniert:

Ambitious EU target

Despite the rising demand for mobility, rail transport’s market share in Europe was merely 7.0 per cent in 2019 and has grown only slightly since 2000, while the market share of air transport increased from 6.1 per cent to 9.7 per cent.

In a discussion paper published in May 2022, Deutsche Bahn AG (DB) estimated that only around 75 per cent of the necessary traffic growth by 2030 can be achieved on the high-speed rail infrastructure that is currently in place or planned for construction.

A substantial expansion of HSR infrastructure is necessary to achieve the ambitious EU growth targets. However, investment in the expansion of existing infrastructure or the construction of new cross-border infrastructure has been very slow-moving. Current efforts to expand existing high-speed rail infrastructure leave many metropolitan regions unconnected to European high-speed rail and thereby much potential for HSR traffic growth untapped.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 27.07.2023 10:35 von Manfred Erlg.


Wie sinnvoll sind langfristige Planungen von Europaweiten HGV Strecken? Diese sind in der Regel immer ein massiver Eingriff in die Umwelt.

Wenn es Airbus schafft bis 2035 ein Wasserstoff Flugzeug zu entwickeln ist plötzlich dies die Umweltschonendere Variante.

[www.faz.net]
Also erstens ist nicht gesagt, dass die Bahn nicht immer noch umweltfreundlicher ist und zweitens ein einzelner(!) Prototyp wird nicht reichen, um den europäischen Fernverkehr einzustellen.

Außerdem sollten diese Techniken erstmal dafür eingesetzt werden, um Flüge weniger umweltschädlich zu machen, die nicht mit der Bahn ersetzt werden können. Also z.B. nach Chile, Japan u.ä.
Zitat
PassusDuriusculus
Also erstens ist nicht gesagt, dass die Bahn nicht immer noch umweltfreundlicher ist und zweitens ein einzelner(!) Prototyp wird nicht reichen, um den europäischen Fernverkehr einzustellen.

Außerdem sollten diese Techniken erstmal dafür eingesetzt werden, um Flüge weniger umweltschädlich zu machen, die nicht mit der Bahn ersetzt werden können. Also z.B. nach Chile, Japan u.ä.

Abgesehen davon muss technisch machbar noch lange nicht wirtschaftlich sinnvoll bedeuten. Auch ohne problematische Emissionen ist der Flugbetrieb deutlich personal- und energieaufwändiger, was durch die Wirkungsgrade bei der Wasserstoffproduktion nicht besser wird.
Dazu ein passender Artikel des TAGESSPIEGEL vom 20./21. Juli:

Wissing betont „unschlagbare Vorteile“ des Fliegens
Zugfahrt laut Greenpeace in 70 Prozent der Fälle teurer als Flug

Reisen mit dem Flugzeug ist in Europa viel zu günstig, kritisiert die Umweltorganisation Greenpeace.
Dafür macht sie die Politik verantwortlich.

[www.tagesspiegel.de]

2 Zitate aus dem Artikel:

>> Bei Reisen innerhalb Europas ist es nach Angaben von Greenpeace häufiger günstiger, zu fliegen, als mit dem Zug zu fahren.

Die Umweltorganisation verglich dazu Preise auf 112 europäischen Routen zu unterschiedlichen Buchungszeitpunkten und kam in ihrer am Donnerstag veröffentlichten Studie zu dem Ergebnis, dass die Bahn in 71 Prozent der Fälle teurer war als das Flugzeug. Nur auf 23 Strecken kann die Bahn demnach günstigere Tickets anbieten. <<

>> Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte zu der Studie, auf der Langstrecke habe das Flugzeug „unschlagbare Vorteile“. Hier werde es die Bahn im Vergleich zum Flugzeug „immer schwer haben“, betonte Wissing im Gespräch mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Freitag. „Wer zum Beispiel nach Spanien oder Portugal mit dem Zug fahren will, ist schnell länger als einen Tag unterwegs und muss mehrmals umsteigen.“

Wissing hob jedoch hervor, dass er mit europäischen Nachbarländern daran arbeite, den Schienenverkehr grenzüberschreitend attraktiver zu machen. <<
Gute Idee. Die jetzigen Verbindungen sind unter alle Kanone. Einfach mal schauen, wie man von Hamburg nach Oslo kommt. Zwischen 21 und 30 Stunden mit 5 bis 8 mal Unsteigen. Vom Ticketkauf ganz zu schweigen.

Auto: 12 Stunden.

Wer nicht Auto fahren mag, der fliegt: noch schneller, unter 200 Euro inklusive Flytoget in Oslo.
Zitat
Neu Wulmstorf
Gute Idee. Die jetzigen Verbindungen sind unter alle Kanone. Einfach mal schauen, wie man von Hamburg nach Oslo kommt. Zwischen 21 und 30 Stunden mit 5 bis 8 mal Unsteigen. Vom Ticketkauf ganz zu schweigen.

Auto: 12 Stunden.

Wer nicht Auto fahren mag, der fliegt: noch schneller, unter 200 Euro inklusive Flytoget in Oslo.

"Step 1, travel from Oslo to Gothenburg by Norwegian train, leaving Oslo Sentral 06:08, arriving Gothenburg Central 09:45, Monday-Friday only.

Step 2, travel from Gothenburg to Copenhagen by Öresund train, leaving Gothenburg Central at 10:40 arriving Copenhagen 14:29.

Step 3, travel from Copenhagen to Hamburg by Danish IC3 train leaving Copenhagen at 15:26 and arriving Hamburg Hbf 20:02."

Quelle: Seat 61

Dieses Wochenende ist die Große-Belt-Strecke dicht, und in Göteborg wird noch einen Monat gebaut, aber dann geht dass wieder.

Eine andere schöne Verbindung ist der Zug von Oslo Richtung Stockholm, und dann in Södertälje in den Nachtzug umsteigen. Technisch gesehen dauert dass natürlich auch 22 Stunden, aber praktisch genau so lang wie mit dem Auto zu fahren und dann irgendwo zu schlafen. (Und man spart noch eine Nacht Hotelkosten.)
Zitat
Neu Wulmstorf
Gute Idee. Die jetzigen Verbindungen sind unter alle Kanone. Einfach mal schauen, wie man von Hamburg nach Oslo kommt. Zwischen 21 und 30 Stunden mit 5 bis 8 mal Unsteigen. Vom Ticketkauf ganz zu schweigen.

Ich würde von Hamburg nach Kiel fahren (49€-Ticket) und dann per Colorline nach Oslo fahren. Abfahrt 14:00, Ankunft 10:00, also 20h, kein weiteres Umsteigen, netter Aufenthalt an Bord.

Zitat
Neu Wulmstorf
Wer nicht Auto fahren mag, der fliegt: noch schneller, unter 200 Euro inklusive Flytoget in Oslo.

Ich bin schon oft nach Oslo geflogen, deutlich unter 200€ pP, Flytoget war aber noch nie inklusive. Der Regionalzug tut's auch und ist viel billiger. Fliegen tue ich aber nicht, weil ich nicht "Auto fahren mag" (ich habe gar keins), sondern weil Colorline länger dauert und teurer ist. Aber schön.


Gruß, Matthias



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.08.2023 16:39 von masi1157.
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