S-Bahn-Waggon völlig ausgebrannt - 300 Feuerwehrleute im Einsatz - Drei Verletzte - Ursache noch unklar
von Michael Behrendt und Guido Hartmann
Berlin ist gestern Morgen nur knapp einer Katastrophe entgangen: Aus bislang noch ungeklärter Ursache geriet der letzte Waggon eines S-Bahnzugs der Linie 2 in Flammen, in der Station Anhalter Bahnhof in Kreuzberg brannte der Wagen schließlich völlig aus. Nur dem mutigen Handeln zweier Zugführer ist es zu verdanken, dass niemand in dem Chaos aus Feuer und tiefschwarzem Qualm zu Tode kam. Lediglich drei Fahrgäste erlitten leichte Rauchvergiftungen, sie wurden in verschiedene Krankenhäuser transportiert. Zeitweise waren bis zu 300 Feuerwehrleute mit mehr als 50 Fahrzeugen im Einsatz.
Kurz nach 7 Uhr war im letzten Waggon des Zugs der Baureihe 480 Feuer ausgebrochen, die Leitstelle der S-Bahn erreichte der Alarm um 7.11 Uhr. Noch ist unklar, ob sich die eingeschlossenen Fahrgäste beim Fahrer bemerkbar machen konnten und möglicherweise die Notbremse zogen. Möglich ist auch, dass der Fahrer des Unglückszugs durch entgegenkommende Kollegen gewarnt wurde - denn selbst konnte er Feuer oder Qualm zunächst nicht sehen. Jedenfalls gelang es dem Fahrer, den vom Potsdamer Platz Richtung Lichtenrade fahrenden Zug in der S-Bahn-Station Anhalter Bahnhof zum Stehen zu bringen. Über den Ausgang und möglicherweise auch über Notausstiege gelang es den Fahrgästen, den Bahnhof unter Anleitung des Fahrers und zweier Aufsichtskräfte zu verlassen.
Doch die Insassen einer nachfolgenden S-Bahn saßen in der Falle. Der Führer dieses Zuges stoppte das Fahrzeug auf der Strecke, durch den Tunnel und zwei Notausstiege führte er etwa 30 Fahrgäste in Sicherheit. Zu diesem Zeitpunkt warteten bereits Dutzende Feuerwehrleute auf den Straßen, mehr als 80 Polizeibeamte sperrten die Umgebung ab, es gab Staus in alle Richtungen. Feuerwehrleute mit schwerem Atemgerät stiegen hinunter in den Bahnhof, sie hatten Fluchthauben auf dem Rücken, um notfalls zusammengebrochene Menschen ins Freie bringen zu können. Gegen 8.30 Uhr dann die erlösende Nachricht: Tunnel und Bahnsteige waren leer, niemand wird vermisst.
Der Bahnhof wird wohl vorerst für den Verkehr gesperrt bleiben, die S-Bahn empfiehlt insbesondere die U 6 als Alternativstrecke. S-Bahn-Sprecher Ingo Priegnitz verwies gestern darauf, dass erst Ende Mai am Nordbahnhof eine große Notfallübung stattgefunden hatte, bei der der Brand eines S-Bahn-Zuges simuliert worden war. Auch bei der BVG sieht man sich für ähnliche Unglücke gerüstet. Auf der im vergangenen Jahr am Bahnhof Jungfernheide eröffneten Übungsanlage für Tunnelbrände seien bereits rund 1100 eigene Mitarbeiter sowie zahlreiche Polizisten und Feuerwehleute geschult worden, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz.
Artikel erschienen am Mi, 11. August 2004
Als Erster im verqualmten Bahnhof: Hauptbrandmeister Michael Lubinski
Der 46 Jahre alte Hauptbrandmeister Michael Lubinski war gestern einer der ersten Feuerwehr-Männer, die in den verqualmten Anhalter Bahnhof hinunterstiegen. "Wir haben überhaupt gar nichts gesehen", berichtet Lubinski später. Ruß hat seine Stirn schwarz gefärbt. "Mein Kollege und ich haben den richtigen Aufgang erwischt und uns so zu dem Bahnsteig durchkämpfen können, an dem der Zug stand."
Die beiden Männer mussten sich an einer Wand entlangtasten, um sich überhaupt orientieren zu können. "Wir konnten nicht ausschließen, dass sich noch Menschen in dem dicken Rauch befanden", erzählt Lubinski. "Deswegen hatten wir auch Fluchthauben für Verletzte dabei." Am Zug angekommen sahen sie jedoch, dass keine Menschen mehr in Not waren. "Wir begannen deshalb gleich mit den Löscharbeiten."
Später stand Lubinski an sein Fahrzeug gelehnt, abseits von dem Trubel, den der Einsatz auslöste. Nach und nach wurden die Reporter auf ihn aufmerksam. Sicher habe man Angst, wenn man in die Dunkelheit steige. Um das eigene Leben, ja, auch um die Menschen, die noch in der Falle sitzen könnten. Aber: "Wir sind einfach rein. Es ist unser Job, Menschen zu retten. Und den machen wir, so gut wir können." mb
Personal muss bleiben
Kommentar
Die Berliner S- und U-Bahn sind in der Regel sichere Verkehrsmittel. Absolute Sicherheit gibt es indes nicht, das hat die gestrige Brandkatastrophe am Anhalter Bahnhof gezeigt. Vor allem dem beherzten Handeln der beiden Zugführer ist es zu verdanken, dass die meisten Fahrgäste unbeschadet den Unglücksort verlassen konnten. Sowohl S-Bahn als auch BVG schulen ihr Fahrpersonal mittlerweile regelmäßig bei Brandübungen. Doch auch zwei Aufsichtskräfte und ein Fahrdienstleiter waren glücklicherweise am Ort, konnten bei der schnellen Evakuierung des Bahnhofs helfen. Deshalb ist es völlig unverständlich, dass die S-Bahn-GmbH vom kommenden Jahr an ihre Zugabfertiger einsparen will. Wohin diese Entwicklung führt, sieht man bei der BVG, wo viele U-Bahnstationen bereits an "Geisterbahnhöfe" erinnern. Im Katastrophenfall nützen Videokameras gar nichts. Wenigstens drückt die Konzernmutter Deutsche Bahn beim Bau zweiter Ausgänge aufs Tempo. Bis zum kommenden Frühjahr sollen auch die Stationen Anhalter Bahnhof und Oranienburger Straße mit einem zweiten Fluchtweg ausgestattet sein. Und bis 2006 werden wohl auch endlich alle BVG-Bahnhöfe einem zweiten Ausgang haben.
Quelle:
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www.welt.de]
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Kleine Vorabinfo was morgen wieder in einigen Gazetten wieder zur Schau getragen wird , wobei dieser obenaufgeführte Artikel wohl der noch sachliste sein wird.
Der Boulevard wird morgen wieder seine helle Freude haben , da es doch u.a solche Ereignisse sind , die die Auflagen wieder zum Siegeszug antreten lassen.
Hoffen wir mal dass keine weiteren Katastrophen folgen .........
Gruß aus HH
Alex