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Vor- und Nachteile von Verkehrsverbünden
geschrieben von VonycBln 
Hi,
ich erarbeite zzt das Thema Verkehrsverbund. Dazu hab ich folgende Frage. Was sind denn die Nachteile von Verkehrsverbünden?
Die Vorteile liegen ja auf der Hand
Einbeziehung aller im Linienverkehr tätigen Verkehrsunternehmen (Schiene, Busse, städtische Verkehrsunternehmen),

ein einheitliches Tarifsystem für Bahn und Bus (Verbundtarif),

ein günstiger Tarif,

Ausgabe gemeinsamer Fahrkarten,

freie Verkehrsmittelwahl ("Mit dem Bus hin, mit der Bahn zurück") und

Angebotsverbesserungen durch Kooperationsbereitschaft der Verkehrsunternehmen.

Wäre cool, wenn ihr mir nen Paar Anregungen geben könntet...

Gruß
Nachteile oder zumindest Probleme, die bei Verbünden oder auch schon Tarifgemeinschaften gern mal auftreten:
Tarifgerechtigkeit/Sozialverträglichkeit: Insbesondere, wenn die Verbünde sehr groß werden, stellt sich die Frage, wie dies ohne zu krasse Brüche geregelt werden kann. Während in dicht besiedelten Gegenden 30 km schon eine große Entfernung sind für die kein "Alltagsfahrpreis" mehr genommen werden muss, ist es in dünn besiedelten Gegenden eher die Standardstrecke, die täglich gependelt wird.

Gleichzeitig gilt es ein abstraktes Tarifzonenmodell an die geographisch-politische Realität anzupassen. Wie bringt man z.B. das Bedürfnis innerhalb einer Großstadt einen überschaubaren Tarif anzubieten mit dem Bedürfnis kurze Strecken auf dem Land sehr kostengünstig und von Mittelstrecken differenziert zu bepreisen in Einklang. Und vor allem: wie vermeidet man damit besondere tarifliche Härten.

Einnahmenaufteilung: Hier gibt es sehr unterschiedliche Modelle, die alle wiederum ihre Vor- und Nachteile haben. Gibt z.B. einen einheitlichen Fahrkartenvertrieb und die Verkaufsstellen werden durch den Verbund geregelt, behält jedes Unternehmen seine Einnahmen für sich und erkennt andere Fahrausweise nur an oder gibt es einen Verteilungsschlüssel (was in Deutschland die Regel ist). Hier haben zum einen Busunternehmen den Vorteil, oftmals die erste Adresse für den Fahrkartenbarverkauf zu sein, während größere Unternehmen eher die Infrastruktur für einen Onlinevertrieb von Zeitkarten aufziehen können.

Aufgabe von Entscheidungsfreiheit: Die Unternehmen wie die Kommunen müssen stets auch ein Stück weit Entscheidungsfreiheit an Verbundgremien abgeben und sich gleichzeitig in diesen Gremien auch engagieren. So kann z.B. nicht mal schnell und unkompliziert ein Sonderverkehr zum verkaufsoffenen Sonntag oder zum nächsten Badesee mit Sondertarifen angeboten werden, wenn dies den Verbundstatuten entgegensteht.

Fahrplanabstimmung: Ein kleines Busunternehmen, das z.B. vor allem den Schülerverkehr in einer Kleinstadt betreibt, muss sich u.U. deutlich umstellen, wenn es in einem Verbund ist. In einem Verbund wird z.B. stärker auf einen Anschluss zur Bahn geachtet, der die Wegeketten im Verbund komplettiert. Nur, ob dies z.B. mit den Schulzeiten auch unter einen Hut passt, ist die Frage.

All dies sind Sachen, die man sicher regeln kann und wenn sie gut abgestimmt sind, durchaus statt vermeindlicher Nachteile dann doch Vorteile sind, aber es Bedarf stets einer ziemlichen Überzeugungsarbeit, um Kommunen und Verkehrsbetriebe dazu unter einen Hut zu bringen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.05.2008 12:37 von Lopi2000.
Für Nahverkehrs-Fahrten innerhalb eines Verbundes gelten vielfach DB-Ermäßigungen nicht. Je größer der Verbund, desto schlechter die Möglichkeiten, "einfach" über die Verbundgrenze hinaus zu lösen und die Ermäßigung doch noch in Anspruch zu nehmen.
VonycBln schrieb:
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> Angebotsverbesserungen durch
> Kooperationsbereitschaft der Verkehrsunternehmen.

Hmmmm, leider muss ich sagen, dass das häufig nicht der Fall ist.

Ein Beispiel: S5 und U5: U5 fährt alle 5 Minuten - die S5 auch.
Die S3 hat auf dem Abschnitt Ostkreuz<>Köpenick(<>Friedrichshagen) sogar mehr Fahrgäste, als die S5, trotzdem: hier gibt es keine Konkurenz von Seiten der BVG, deshalb sagt man sich wohl, dass hier auch ein 10-Minuten-Takt locker reicht, schließlich haben die Fahrgäste keine andere Möglichkeit in die Stadt zu kommen.
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