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Achte auf deine Linie! - BVG startet Sicherheitskampagne
geschrieben von BahnInfo-Redaktion 
Unter dem Namen "Achte auf deine Linie" starten die Berliner Verkehrsbetriebe am Samstag (25. April) auf dem Alexanderplatz eine neue Informationskampagne zur Sicherheit von Straßenbahnen. Hintergrund der Kampagne ist die Auswertung der Unfallstatistik 2008 und die öffentlichkeitswirksame Diskussion der tödlichen Unfälle in den Medien. Entgegen häufiger Vermutungen werden die meisten Unfälle nicht durch Auswärtige und Touristen, sondern durch unachtsame Berliner und Brandenburger verursacht.

2008 wurden 687 Verkehrsunfälle mit Straßenbahnbeteiligung registriert, 24 weniger als im Jahr 2007. Gegenüber 2000 mit 1008 Unfällen ist die Zahl bereits um 1/3 gesunken. Dennoch waren 2008 mit 7 Unfalltoten gegenüber den Vorjahren fast doppelt so viele Tote zu beklagen. Schwer verletzt wurden 15 (2007: 13) und leicht verletzt wurden 12 (2007: 20) Personen. Weit größer ist die Zahl der Personen die durch Gefahrenbremsungen und Unfällen im Fahrzeug verletzt wurden. Registriert sind 125 Leichtverletzte (2007: 135) und 3 Schwerverletzte (2007: 3). Dennoch ist die Straßenbahn ein sicheres Verkehrsmittel, denn die statistischen 1,9 Unfälle pro Tag im Jahr 2008 sind bei zirka 5000 Fahrten mit bis zu 339 Zügen und 500.000 Fahrgästen am Tag verschwindend gering. Häufigste Unfallursachen waren Unaufmerksamkeit und Fehleinschätzung der Verkehrssituation. Die meisten Unfälle finden zwischen 8 und 18 Uhr, sowie in der Spitze zwischen 15 und 16 Uhr statt.

Häufigster Unfallgegner sind PKW, doch im Gegensatz zu Kraftfahrzeugen haben Fußgänger und Radfahrer keine Knautschzone und Airbags, daher sind vor allem sie das Ziel der Kampagne. Bereits seit 1994 fahren die Straßenbahnen der BVG auch tagsüber mit Licht um so besser gesehen zu werden. Eine entsprechende Verordnung für PKW ist immer wieder im Gespräch, bisher gibt es jedoch nur eine Empfehlung des Bundesministeriums. An Fußgängerüberwegen wird in die Sicherheit investiert. Sogenannte "Z-Übergänge" sollen die Passanten dazu zwingen in die Fahrtrichtungen zu gucken und so eine herannahende Bahn rechtzeitig zu erkennen. 62 dieser Übergänge gibt es bereits, doch viele Personen sehen sie eher als Hindernis und umgehen die Gitter. Und selbst der Richtungszwang sorgt oft nicht dafür, dass Passanten auch tatsächlich in die Richtung gucken. Mangelnde Aufmerksamkeit und Gewohnheit gilt es daher zu bekämpfen. §1 der Straßenverkehrsordnung fordert für dei Teilnahme am Straßenverkehr "ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht" und besagt in Satz 2: "Jeder Verkehrsteilnehmer hat sich so zu verhalten, daß kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird."

Häufig unterschätzt wird auch der lange Bremsweg einer Straßenbahn. Während ein PKW fast sofort steht, braucht eine Straßenbahn selbst bei einer Gefahrenbremsung etwa 32 Meter um aus 50 km/h zum Stehen zu kommen. Bei einer normalen Betriebsbremsung ist der Bremsweg fast doppelt so lang. Doch obwohl bei einer Gefahrenbremsung "nur" eine mittlere Bremsverzögerung von 2,5 bis 3,0 m/s² erreicht werden (Kfz 12 m/s²), stellt sie für die Fahrgäste im Innenraum eine große Gefahr dar, denn im Gegensatz zum PKW-Insassen tragen Fahrgäste keine Sicherheitsgurte - viele stehen sogar ohne sich festzuhalten, daher zielt die Informationskampagne auch darauf ab die eigenen Fahrgäste in Bus und Bahn zu sensibilisieren.

Besonders stolz ist Straßenbahn-Direktor Matschke auf den Fahrsimmulator. Regelmäßig kann dort das Fahrpersonal im frühzeitigen Erkennen von Gefahren und der richtigen Reaktion gezielt geschult werden und so noch besser vorausschauend fahren. Statistisch nicht erfassbar sind all jene Fälle, bei denen die Fahrer durch ihre vorausschauende Fahrweise Unfälle verhindern können. Doch wenn das Auto oder der Fußgänger völlig unerwartet kurz vor der Bahn in das Lichtraumprofil eindringt, dann ist ein Unfall kaum zu vermeiden. Daher gilt: "Achte auf deine Linie!"

(Foto: Bremswegvergleich zwischen Auto und Straßenbahn bei einer Gefahrenbremsung aus 30 km/h - Tom Gerlich)

Artikel geschrieben von Tom Gerlich
BahnInfo-Redaktion schrieb:
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Hintergrund der Kampagne ist die
> Auswertung der Unfallstatistik 2008 und die
> öffentlichkeitswirksame Diskussion der tödlichen
> Unfälle in den Medien.

Entgegen häufiger
> Vermutungen werden die meisten Unfälle nicht durch
> Auswärtige und Touristen, sondern durch unachtsame
> Berliner und Brandenburger verursacht.
>
Dennoch waren
> 2008 mit 7 Unfalltoten gegenüber den Vorjahren
> fast doppelt so viele Tote zu beklagen. Schwer
> verletzt wurden 15 (2007: 13) und leicht verletzt
> wurden 12 (2007: 20) Personen.

Dennoch ist die
> Straßenbahn ein sicheres Verkehrsmittel, denn die
> statistischen 1,9 Unfälle pro Tag im Jahr 2008
> sind bei zirka 5000 Fahrten mit bis zu 339 Zügen
> und 500.000 Fahrgästen am Tag verschwindend
> gering.

Und wie sieht es bei den BVG Bussen aus? Wieviele Leute sind im letzten Jahr durch Unfälle mit Bussen umgekommen?

Ich vermute, dass wenn die Tram als 'sicher' bezeichnet werden darf (was ich nicht bestreite), dass der Bus die Note 'sehr sicher' bekommen sollte.. oder nicht?

IsarSteve



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.04.2009 12:44 von IsarSteve.
Also, ich vermute mal, dass Busse weit häufiger scharf bremsen müssen als Straßenbahnen - jedenfalls in dieser Stadt.

Meist bleibt's dann aber bei leichten Blessuren - wenn überhaupt.
Die Statistik wurde nur für die Straßenbahn vorgestellt, vom Bus war kein Vertreter da. Allerdings ist eine Ausdehnung der Kampagne angedacht.

Genau das festbeißen auf irgendwelchen statistischen Werten will die BVG aber vermeiden, weil es der Sache nicht dienlich ist. Und die Zahl verhinderter Unfälle ist eben auch garnicht erfassbar.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Hehe,

in Verbindung mit der "Fat Tax" von Ryan Air bekommt der Slogan gleich ne ganz andere Bedeutung! *lach*
*wieder still ist*
Die war aber vorher da, ich finde, die wurde für unsere Problematik ganz nett adaptiert ;)
Hallo

Ein wie immer sehr interessanter Artikel, dem ich allerdings diesmal leider in einem Punkt widersprechen muss:

BahnInfo-Redaktion schrieb:
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> ...
> Häufig unterschätzt wird auch der lange Bremsweg
> einer Straßenbahn. Während ein PKW fast sofort
> steht, braucht eine Straßenbahn selbst bei einer
> Gefahrenbremsung etwa 32 Meter um aus 50 km/h zum
> Stehen zu kommen. ...

Es steht zwar außer Frage, dass der Bremsweg einer Straßenbahn länger ist, als der eines Autos, aber zu behaupten, dass "ein PKW fast sofort steht" halte ich für unverantwortlich falsch. Jeder Autofahrer weiß, dass Bremswege nicht zu verachten sind und hat im Rahmen der Fahrschule auch die zur Berechnung des Bremsweges üblichen Formeln gelernt (und hinterher wieder vergessen, weil man sie nicht braucht). Dennoch wird gerne die Faustregel genutzt, nach der der Bremsweg in Metern der Geschwindigkeit in km/h geteilt durch 2 entspricht, was nicht ganz korrekt ist, aber recht nahe kommt. Bei Nässe oder gar Glatteis ist der Bremsweg beim Auto wesentlich länger, während sich eine Straßenbahn um solche Witterungseinflüsse kaum kümmern muss. Es könnte jedenfalls bei Glatteis sehr schwierig werden, ein Pkw innerhalb von 32 m aus Tempo 50 zum stehen zu bringen.
Kleine Kinder fallen gelegentlich dem fatalen Irrtum zum Opfer, ein Auto könne sofort stehen bleiben. Solche Irrtümer sollte man keinesfalls weiter verbreiten.

Viele Grüße

Ulrich C.

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