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Kleine Anfrage der Bundestagsgrünen "Kapazitätsabbau und Einschränkungen der Leistungsfähigkeit der Berliner S-Bahn"
geschrieben von L.Willms 
Link zur PDF-Version: [dip21.bundestag.de]

25 konkrete Fragen. Hier zunächst mal der Einleitungstext:

Zitat
Grüne Bundestagsfraktion
Die Berliner S-Bahn hat im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) einen
festen Platz als wichtiges Bindeglied zwischen den Ländern Berlin und Brandenburg.

Sie ist der größte Anbieter von ÖPNV-Leistungen im Berliner Umland
und der zweitgrößte in Berlin. Jahrzehntelang war die Berliner S-Bahn
trotz einer maroden Infrastruktur und eines veralteten Fahrzeugparks bekannt
für ihre Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit.

Im Zuge der Wiedervereinigung wurde das dringend überholungsbedürftige
Berliner S-Bahn-System mit erheblichem Milliardenaufwand überwiegend
durch den Bund finanziert, weitgehend instand gesetzt. Zudem übernahm der
Bund die direkte Finanzierung von Zügen für die Berliner S-Bahn GmbH im
Rahmen der Beseitigung der Lasten der deutschen Einheit.

Spätestens zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 konnte sich --
unter anderem bei einem Zwei-Minuten-Takt zum Olympia-Stadion und dem
fünfwöchigen durchgehenden Tag-und Nachtverkehr -- alle Welt davon überzeugen,
dass das attraktive und leistungsfähige Berliner Nahverkehrssystem
wieder zu einem der Besten der Welt geworden ist.

Seit 2006 wurde die Berliner S-Bahn GmbH jedoch vom DB-Konzern im Hinblick
auf die geplante Teilprivatisierung der DB AG auf Sparkurs gebracht und
die Gewinnvorgaben wurden deutlich erhöht. Hatte die Berliner S-Bahn GmbH
nach Angaben aus Aufsichtsratskreisen im Jahr 2006 noch 24 Mio. Euro Konzernumlage
an die DB AG abgeführt, so waren es 2007 bereits 34 Mio. Euro.
Im Jahr 2008 stiegen die Gewinne weiter auf 56,3 Mio. Euro. Diese werden
ebenfalls vollständig an die Deutsche Bahn AG fließen.

Zur Erreichung dieses beachtlichen Gewinnziels wurden in den letzten Jahren
durch die Berliner S-Bahn GmbH u. a. Züge verschrottet, die erst Anfang der
1990er Jahre angeschafft worden waren, Zugabfertiger von den Bahnhöfen abgezogen
und Werkstattkapazitäten um fast die Hälfte reduziert. Zudem wurde
der noch im Jahr 2006 auskömmliche, aber nach Einschätzung von Fachleuten
durchaus "schlanke" Personalbestand von 3766 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
um fast ein Viertel auf aktuell 2885 reduziert.

Die Effekte dieses neue Kurs der Berliner S-Bahn GmbH zeigen sich besonders
bei Wintereinbrüchen wie im Januar 2009 überdeutlich: Da die Wartung von
Weichen, Fahrsperren und Türschließeinrichtungen vernachlässigt wird und
Ersatzzüge bei Störungen nicht mehr zur Verfügung stehen, kam es vielfach zu
systematischen Zugausfällen sowie zu schlecht gewarteten und in der
Geschwindigkeit gedrosselten Zügen.

Erschwerend hinzu kommt, dass die Berliner S-Bahn GmbH absichtlich den
vom Bund zugesagten Ersatz der mechanischen Fahrsperren durch wartungsgünstigere
elektronische Systeme verzögert, da sie die fahrzeugseitige Ausrüstung
aus Eigenmitteln aufbringen muss. Die veralteten mechanischen Fahrsperren
aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, arbeiten jedoch nicht mehr
zuverlässig, so dass es bereits zu Signalüberfahrten und Auffahrunfällen kam.
Zudem frieren sie bei sehr niedrigen Temperaturen ein und werden dadurch
funktionsuntüchtig. Das Eisenbahn-Bundesamt hat wegen des Zustandes der
Fahrsperren entsprechende Geschwindigkeitsreduzierungen veranlasst.

Immer häufiger sehen sich die Fahrgäste der Berliner S-Bahn daher in den letzten
zwei Jahren mit massiven Verkehrseinschränkungen konfrontiert: Verspätungen,
Taktausdünnungen, verkürzte, überfüllte und schlecht gereinigte Zügen
sowie Zugausfälle sind nicht mehr die Ausnahme sondern kommen regelmäßig
vor. Zudem führen der Abzug von Personal und der Verzicht auf Videoüberwachung
in den Fahrzeugen zur deutlichen Zunahme von Vandalismus.

Der Erfolg der Berliner S-Bahn, den sie aufgrund der in den letzten Jahren
erfolgten Grundsanierungen mit stetig steigenden Fahrgastzahlen aufweisen
konnte, wird damit massiv aufs Spiel gesetzt.


MfG,
L.W.


Bearbeitung: Zeilenumbrüche im zitierten Text eingefügt, um überlange Zeilen zu verhindern



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 18.05.2009 10:53 von L.Willms.
Ich bin ja gespannt auf die Antworten...
Im Gegensatz zu den anderen Parteien scheinen die Grünen als einzige noch an einer funktionierenden S-Bahn interessiert zu sein. Aber es ist auch nicht weiter verwunderlich, sind doch die Grünen die einzigen, die gegen den Weiterbau der Stadtautobahn sind.

Wer Autobahnen baut, braucht eben auch keine leistungsstarke S-Bahn mehr.
Also ich bin auch sehr gespannt auf die Antworten...

nicht erwähnt wird ein zweigleisiger Ausbau bis Tegel... (im Gegensatz zu Lankwitz und Wannsee-Potsdam). Ist dies komplett abgeblasen oder der Bau schon im Auftrag gegeben? (Dabei: Wie ist es mit dem S-Bahnhof Borsigwalde?)


MfG
Robert
Die SPD-Fraktion und die die.Linke-Fraktion sind auch gegen die Verlängerung der Stadtautobahn...
Adenosin schrieb:
-------------------------------------------------------
> Die SPD-Fraktion und die die.Linke-Fraktion sind
> auch gegen die Verlängerung der Stadtautobahn...

War es nicht erstmal der SPD-Parteitag und die Fraktion muss sich noch ihre Meinung bilden zwischen den Plänen des Senats und dem Parteitagsbeschluss?
Stimmt... na jedenfalls sind SPD und PDS eigentlich auch gegen die Autobahn...

Aber darum muss sich Frau Junge-Reyer nicht zwangsläufig kümmern... Würde ich ihr aber empfehlen, immerhin wird sie als Wowereits Nachfolgerin gehandelt...
Wa-as? Wer die da handelt ist selbst schuld...
Auch wenn das vom Thema abschweift jetzt, aber wer wirklich gegen die Stadtautobahn ist, muss das Autofahren in einem größeren Radius als dem S-BahnRing finanziell untragbar machen, dabei gleichzeitig den ÖPNV attraktiver...

nur SO herum wird ein Schuh draus...

Da DIES!!! aber politisch nicht mal in Berlin durchsetzbar ist, muss die Stadtautobahn kommen...


MfG
Robert
nein, muß sie nicht, wenn SPD und PDS Linke mehrheitlich gegen den Autobahnbau stimmen sollet das wohl auch für Frau Junge Rheyer oder wie sie nochmal heisst gelten. Oder haben wir hier schon wieder das "Führerprinzip": einer entscheidet, die anderen haben die Schnauze zu halten??
"Führer" Wowereit agiert doch teilweise so und beim letzten SPD Landesparteitag wurde lediglich über einen Antrag gegen die A100 abgestimmt. LINKE hat sich bis auf eine Distanzierung zum A100 Ausbau nicht weiter geäußert.
Im übrigen gilt immer noch Bundesrecht vor Landesrecht.

Sollte die A100 nicht ausgebaut werden fließen die 420 Millionen Euro keinesfalls in den Berliner ÖPNV sondern sind für Berlin weg.
Verbessern tut an der Verkehrssituation gar nichts,lediglich die Stammtische der Autohasser dürften dem Wirt einmalig etwas mehr Umsatz verschaffen.

Gruß KB
----------------------
Lehrter Bahnhof 1871-1959(!)

Gegen Tempo 30 auf Hauptstrassen
Wieso niemals die Alternativen ordentlich beleuchtet werden... Die geplante SO-Autobahn könnte man auch größtenteils als Stadtstraße mit 2x2 Fahrstreifen ausführen und dann auf die A100 verzichten, das würde unter anderem auch die Treskowallee für den ÖPNV entlasten.
Lieber fließen die Mittel ganz von Berlin weg als in innerstädtische Autobahnen.

*******
Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.
Hallo? Das Geld, das vom Bund kommt, ist doch nicht geschenkt! Das ist auch Steuergeld! Da kann man bessers mit machen als Autobahnen mit bauen!

...

hm...

...die nächste Bank retten vielleicht... :(

______________________

Nicht-dynamische Signatur



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 31.05.2009 12:29 von Lehrter Bahnhof.
Lehrter Bahnhof schrieb:
-------------------------------------------------------
> ...die nächste Bank retten vielleicht... :(

Ach, damit das Geld besser genutzt wird, geben wir noch am besten das Geld an Opel. Dann wird eben keine Autobahn daraus, sondern ein halbwegs geretteter Autobauer. :(

Die Berliner Linienchronik (+Stationierungen S-Bahn/BVG) 1858-2024
Ich möchte damit nur sagen, dass man das Geld nicht nur deshalb ausgeben sollte, weil man es hat. Es muss wirklich ein sinnvolles Projekt sein. Und das ist die A100 nicht.

ich bin hier grad bei 'nem Freund, der wohnt am Dreieck Charlottenburg...sowas wollt Ihr in Treptow bestimmt nicht!

______________________

Nicht-dynamische Signatur



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 31.05.2009 13:51 von Lehrter Bahnhof.
Lehrter Bahnhof schrieb:
-------------------------------------------------------
> Ich möchte damit nur sagen, dass man das Geld
> nicht nur deshalb ausgeben sollte, weil man es
> hat. Es muss wirklich ein sinnvolles Projekt sein.
> Und das ist die A100 nicht.

Darüber kann man streiten bis man schwarz wird. Es wird immer Stimmen dagegen geben, egal wobei.


> ich bin hier grad bei 'nem Freund, der wohnt am
> Dreieck Charlottenburg...sowas wollt Ihr in
> Treptow bestimmt nicht!


Bekommen sie ja auch nicht wenn die Pläne so umgesetzt werden.

Gruß KB
----------------------
Lehrter Bahnhof 1871-1959(!)

Gegen Tempo 30 auf Hauptstrassen
les_jeux schrieb:
-------------------------------------------------------
> Wieso niemals die Alternativen ordentlich beleuchtet werden...

Genau das ist Aufgabe des bevorstehenden Planfeststellungsverfahrens. Beim Seanatsbeschluss geht es nicht um den Beschluss zum Bau der A100-Verlängerung, sondern um Durchführung des Verwaltungsverfahrens, in dem alle für und gegen das Bauprojekt sprechenden Gesichtspunkte geprüft und gegeneinander abgewogen werden.

> Die geplante SO-Autobahn könnte man auch größtenteils als Stadtstraße mit
> 2x2 Fahrstreifen ausführen und dann auf die A100 verzichten, das würde unter anderem auch die
> Treskowallee für den ÖPNV entlasten.

Verwechselst du hier die Autobahn A100 mit der ebenfalls vom Senat geplanten TVO (Tangentialverbindung Ost), die als normale Stadtstraße mit 2x2 Fahrstreifen, Geh- und Radwegen entworfen wurde und möglichst weit von Wohngebäuden entfernt errichtet werden soll? Diese würde im Endzustand die A113 über Adlershof, den fertigen Abschnitt bis Straße an der Wuhlheide, Kaulsdorf, Biesdorf, Marzahn (vorhandene Mehrower Allee), Ortsumgehung Ahrensfelde mit der A10 verbinden. Vielleicht wäre das auch eine mögliche Strecke für eine neue ExpressBus-Linie.

so long

Mario
der weiße bim schrieb:
-------------------------------------------------------
>
> Genau das ist Aufgabe des bevorstehenden
> Planfeststellungsverfahrens. Beim Seanatsbeschluss
> geht es nicht um den Beschluss zum Bau der
> A100-Verlängerung, sondern um Durchführung des
> Verwaltungsverfahrens, in dem alle für und gegen
> das Bauprojekt sprechenden Gesichtspunkte geprüft
> und gegeneinander abgewogen werden.

In der Regel geschieht ja in Planfeststellungsverfahren nicht besonders viel Tolles, von der plötzlichen Umsetzung einer räumlichen Alternative ganz zu schweigen.

>
> Verwechselst du hier die Autobahn A100 mit der
> ebenfalls vom Senat geplanten TVO
> (Tangentialverbindung Ost), die als normale
> Stadtstraße mit 2x2 Fahrstreifen, Geh- und
> Radwegen entworfen wurde und möglichst weit von
> Wohngebäuden entfernt errichtet werden soll? Diese
> würde im Endzustand die A113 über Adlershof, den
> fertigen Abschnitt bis Straße an der Wuhlheide,
> Kaulsdorf, Biesdorf, Marzahn (vorhandene Mehrower
> Allee), Ortsumgehung Ahrensfelde mit der A10
> verbinden. Vielleicht wäre das auch eine mögliche
> Strecke für eine neue ExpressBus-Linie.

Garantiert nicht. Du bist nur nicht so richtig informiert, aber ein Blick in den StEP Verkehr hilft weiter: Da steht nämlich, dass auf die TVO verzichtet wird. Gleichzeitig wird dort als Alternative zur A100 eine Südost-Autobahn vorgestellt, die im nördlichen Abschnitt der TVO entspricht und dann entlang der U5 und der Bahnstrecke Rummelsburg - Biesdorfer Kreuz nordwestlich an Karlshorst vorbei über die Spree (wo ohnehin demnächst eine neue Brücke als Südostverbindung gebaut werden soll) und hinter Baumschulenweg am Teltowkanal entlang zur A113 führt. Diese Straßenverbindung hat an sich ein enormes Potenzial, denke ich; SenStadt will aber um jeden Preis die Innenstadt vom MIV entlasten und hält daher an der A100 fest. Die Südostautobahn hat leider den Nachteil, dass sie zahlreiche Ingenieurbauwerke und Eingriffe in bestehende Strukturen erfordert. Diesen Effekt könnte man eventuell durch den Bau einer Stadtstraße ähnlich der bereits gebauten südlichen TVO (An der Wuhlheide - Glienicker Straße) abmindern. Insgesamt denke ich, dass man mit mehreren kleinen Maßnahmen hier sehr viel besser fährt, aber wie gesagt, SenStadt hat nur eines im Sinne, nämlich die möglichst absolute Bündelung der Verkehrsströme.
Schade, daß hier weit am eigentlichen Thema vorbeidiskutiert wird, es geht ja doch um den Zustand der S-Bahn und die hat erstmal nichts mit der Autobahn zu tun.
Um die S-Bahn nicht weiter herunterzuwirtschaften muß als erstes verboten werden, daß bei subventionierten Nahverkehrsmitteln für den Betreiber und übergeordnete Konzerne massive Gewinne abgeführt werden! Der Zweck der Subventionen ist ja der wirtschaftliche Betrieb der S-Bahn bei moderaten Preisen. Leider haben Politiker bis jetzt nicht geschnallt, daß "wirtschaftlich" von den von ihnen beauftragten Machern, sofort mit "profitabel" übersetzt wird. Pervers ist, daß der Eigner der Bahn, der Staat also, der die Subventionen ja bereitstellt, auch gleich danach der Profiteur ist. Der Staat als Eigner der Bahn wirtschaftet die S-Bahn herunter, die er vorher mit irre viel Geld aufgemotzt hat. Will das einer verstehen!?. Die Menschen, die dafür verantwortlich sind, haben schon lange vorher die Übersicht verloren und da sie namentlich bekannt sind, sollte der Staat, also nach öffentlicher Lesart wir, die Bürger, uns schleunigst von diesen Versagern verabschieden!!
Und nun könnt Ihr weiter über die Autobahn reden, für die ich übrigens bin, denn ich spare sehr viel Sprit durch diese und wenn das nicht wirtschaftlich und umweltfreundlich ist, dann weiß ich auch nicht was hier eigentlich geredet wird. Und wer gern auf dem Land wohnen will, der soll aus der Großstadt wegziehen, dahin wo Sandwege den Weg zur Arbeit auf einem Gaul vielleicht angenehmer machen.

Gruß O-37
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