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Gewinnabführung oder Kreditrückzahlung ?
geschrieben von Tattergreis 
Bei allen Berichten über die Gewinnabführung der S-Bahn an die DBAG beschäftigt mich, ob die Aussage von Tobias Heinemann eine Lüge war oder nicht.

Er hatte behauptet, dass die S-Bahn einen Kredit von 1 Milliarde Euro bei der DB aufgenommen hätte, um neue Fahrzeuge zu beschaffen. Und nun würde die Rückzahlung des Kredites erfolgen, daher die jährlichen Zahlungen an den Mutterkonzern.

Ohnehin wunderte mich immer, dass der Berliner Senat so tatenlos zusieht, wenn von den 250 Millionen jährlicher Zuschüsse etliche Millionen als "Gewinn" an die DB abgeführt werden, ohne dass man mit dieser Begründung die Zuschüsse um eben diesen "Gewinn" kürzt.

Vielleicht hat jemand dazu bessere Infos als ich
Beides ist richtig: die S-Bahn GmbH hat erstens einen Kredit beim Mutterkonzern abzuzahlen, von dem noch einige hundert Millionen offen sind, zweitens werden dort Leistungen bezogen und drittens gibt es einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit der DB AG.

Es gibt also 3 große Geldströme, die von der S-Bahn GmbH an den Mutterkonzern fließen und gegen die zunächst an sich mal nicht viel spricht, sie sind im Verhältnis zwischen Mutter- und Tochterunternehmen Standard, es ist ja eher willkürlich, dass die S-Bahn eine eigenständige GmbH ist, wäre sie eine DB Regio Abteilung würden diese Geldströme niemanden etwas angehen und auch nicht publiziert.

Kritisieren kann man natürlich die Höhe der einzelnen Zahlen, die Kredite werden schneller getilgt, als die Abschreibungen für die Fahrzeuge erfolgen, die Preise, die für Netz und Energie gezahlt werden, werden nur eingeschränkt überwacht und sind recht hoch.
Eine Kreditrückzahlung beeinflusst übrigens nicht die Höhe des ausgewiesenen Gewinns bzw. bestenfalls durch geringere Aufwendungen für Zinsen.

*******
Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.
Also fasse ich mal zusammen:

Hier wird einiges verschwiegen in der öffentlichen Diskussion und Berichterstattung über die Zahlungen der S-Bahn an die DBAG.
Man kann dann fast davonausgehen, dass die gesamten 250 Millionen Zuschüsse, die von Berlin gezahlt werden, an die DB abgeführt werden.
Wen wundert es da noch, dass Fahrzeuge und Betriebsanlagen in so schlechten Zustand sind.
Tattergreis schrieb:
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> Hier wird einiges verschwiegen in der öffentlichen Diskussion und Berichterstattung über die Zahlungen der S-Bahn an die DBAG.

Das sehe ich auch so.
Daher kommt wohl auch der Konstrukt mit der GmbH, die ihre Geschäftsberichte nicht veröffentlichen muss. Im Gegensatz dazu sind landeseigene Unternehmen wie die BVG AöR nach dem Berliner Betriebegesetz dazu verpflichtet.
Die Pflicht zur Offenlegung der Bilanzen nach Prüfung durch unabhägige Betriebsprüfer sollte man in Verkehrsverträge, die unter Verzicht auf Ausschreibungen sozusagen freihändig abgeschlossen werden, unbedingt mit aufnehmen.

so long

Mario
Tattergreis schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hier wird einiges verschwiegen in der öffentlichen
> Diskussion und Berichterstattung über die
> Zahlungen der S-Bahn an die DBAG.

Das will ich auch nicht abstreiten, dennoch einige kleine Klarstellungen, denn wenn man darüber seriös in der Öffentlichkeit diskutieren will, sollten die Argumente sauber sein.

> Man kann dann fast davonausgehen, dass die
> gesamten 250 Millionen Zuschüsse, die von Berlin
> gezahlt werden, an die DB abgeführt werden.

Es dürfte sogar noch mehr sein, was allerdings auch nicht alles verwerflich ist, aber Spielraum für Manipulationen lässt. Die 250 Mio. gehen fast vollständig als Aufwendungen für bezogene Leistungen drauf, diese "enthalten im Wesentlichen Nutzungsentgelt für die Schienentrasse und Stationen", gehen also an andere DB-Töchter. Dazu kommen knappe 30 Mio. an Zins und Tilgung für unternehmensinterne Darlehen und eben die 56 Mio. Gewinnabführung.

Nicht alles bilanztechnisch vergleichbar, aber eben schon ne ganze Menge.

> Wen wundert es da noch, dass Fahrzeuge und
> Betriebsanlagen in so schlechten Zustand sind.

Was die Betriebsanlagen angeht, hinkt das Argument, denn Kritikpunkt ist ja auch, dass die S-Bahn zuviel an Trassen- und Stationspreisen zahlt, was sich theoretisch ja in übermäßig guten Zuständen der Betriebsanlagen niederschlagen müsste.

Und im übrigen sind die Geschäftsberichte ja sehr wohl veröffentlicht, sonst könnte ich auch nicht alles, was ich grad geschrieben habe, daraus zitieren ;)
Hallo!

Wenn Du schon zitierst!
Wie hoch sind denn die Fahrgeldeinnahmen der S - Bahn?
In der Vergangenheit gab es da immermal Streit mit der BVG um die Fahrgeldeinnahmen.

MfG
strolch
Wo findet man die Geschäftsberichte der S-Bahn ?
Habe wahrscheinlich nicht intensiv genug gesucht.

Und was die Einnahmenaufteilung angeht, da dürfte die BVG inzwischen schlecht abschneiden, da sie unter Tom Reinhold etliche Verkaufsstellen geschlossen hat. Ein paar sind inzwischen wiedereröffnet worden, aber wenn man alle Zahlungswilligen zur S-Bahn schickt, darf man sich nicht wundern, wenn die dann mit einem Fahrgastplus auftrumpft.
Inzwischen ist es sogar so schlimm, dass Firmentickets und Kombitickets fast nur noch mit der S-Bahn vereinbart werden, da bei der BVG keiner mehr Interesse an diesen Einnahmen zeigt. Eine Mitarbeiterin ist in ihren verdienten Ruhestand gegangen, ein Mitarbeiter war lange krank - plötzlich sind ihre Geschäftsfelder verschwunden, es gibt keine Vertreter, keine Nachfolger, obwohl in den genannten Bereichen durchaus Einnahmen zu erzielen waren.

Da gab es wohl ganz krasse Fehlentscheidungen beim Management
Zu finden ist der Geschäftsbericht - wie eigentlich alle Geschäftsberichte - im elektronischen Bundesanzeiger. Und zu den Fahrgeldeinnahmen steht drin, dass die Vereinbarungen zur Einnahmeaufteilung bereits berücksichtigt sind. Also kann man diesbezüglich da nicht viel herauslesen, außer dass die S-Bahn im Ergebnis der Neuverhandlungen 12 Mio. mehr bekommen hat.
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