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Neue historische Straßenbahn für Potsdam
geschrieben von BahnInfo-Redaktion 
Nach dem KT4-Prototypen steht in Potsdam nun die Rekonstruktion eines weiteren historischen Fahrzeugs kurz vor der Vollendung, die des Lindner-Motorwagens, einem 2-achsigen Triebwagen mit Fahrgestell und hölzernem Wagenkasten mit offenen Plattformen und Oberlichtdach. Im Jahr 1907 wurde mit diesem Fahrzeugtyp das elektrische Straßenbahnzeitalter in Potsdam eingeläutet und die seit 1880 verkehrenden Pferdebahnen abgelöst. In zwei Chargen lieferte die Ammendorfer Waggonfabrik Gottfried Lindner in Zusammenarbeit mit den Siemens-Schuckert-Werken Berlin 1907 ingesamt 22 Triebwagen, die auf den drei damals vorhandenen Linien vom Hauptbahnhof zum Bahnhof Charlottenhof (grüne Linie), zur Alleestraße (weiße Linie) und zur Holzmarktstraße (rote Linie, kurz darauf weiter bis Glienicker Brücke) eingesetzt wurden. Für die Eröffnung der vierten Linie nach Nowawes (heutiges Babelsberg, blaue Linie) wurden 1908 weitere 7 Triebwagen sowie 7 weitgehend baugleiche Beiwagen beschafft. Die letzten Triebwagen blieben, nach mehrmaligen Umbauten, bis 1968 im Linieneinsatz. Drei Fahrzeuge wurden darüber hinaus noch bis 1971 als Arbeitswagen genutzt. Anschließend wurden alle bis dahin noch vorhandenen Wagen verschrottet. Nur ein Fahrgestell eines Beiwagens wurde für eine Güterlore weiterverwendet. Auf diesem Original-Fahrgestell, welches bis 2005 der Güterlore diente und 2006 als Denkmal eingetragen wurde, erfolgte nun die Rekonstruktion des Wagens. Daneben fanden weitere noch vorhandene Originalteile Anwendung. Der Wiederaufbau erfolgte durch Fachfirmen unter anderem in Leipzig, Mariazell (Österreich) und Iasi (Rumänien).

Die Finanzierung erfolgte auf Basis von Zuwendungen und Spenden von Firmen und Privatpersonen. Um die hierfür nötigen Gelder einwerben zu können, wurde 2005 der Verein "Historische Straßenbahn Potsdam e. V." gegründet. Bisher wurden 355.000 Euro aufgewendet. Das Fahrzeug ist inzwischen fahrfähig. Es bleibt aber noch einiges zu tun: gewebte Sitzbezüge, Emaille-Schilder, eine Kleinspannungsanlage für die Weichensteuerung und eine gesicherte Unterstellmöglichkeit, für die der Verein weiterhin um Spenden bittet. Nähere Informationen hierzu finden sich auf der Webseite des Vereins.

Der Wagen soll anlässlich des Tages der offenen Tür der ViP am 17. September 2011 der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Es ist vorgesehen, auf dem Betriebshof kleine Runden zu fahren. Fahrten auf Bestellung oder zu besonderen Anlässen wird es erst ab 2012 geben, wenn weitere abschließende Arbeiten erledigt wurden.
Foto: Copyright Jens Fleischmann



Artikel geschrieben von Jens Fleischmann
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