Willkommen! Einloggen Ein neues Profil erzeugen

erweitert
"A developed country is not a place where the poor have cars. It's where the rich use public transport."
geschrieben von Ruhlebener 
"A developed country is not a place where the poor have cars. It's where the rich use public transport."

- ein interresanter Satz, den Forummitglied Logital als Signatur verwendet. Ein Satz, der mir zum Überlegen brachte.

"Ein entwickeltes Land ist nicht ein Ort, wo die Armen Autos haben. Es ist da, wo die Reichen die ÖPNV benutzen".

Warum, denn, benuten die Reichen hier die ÖPNV? Weil Autos verboten sind? Oder weil sie unpraktisch sind, etwa wegen Parkplatzmangel und scharfe Geschwindigkeitsbegrenzungen (unter denen übrigens auch Busse leiden würden)? Wegen höhere Spritpreisen, Autosteuern und Parkgebühren wohl weniger, denn wir reden ja hier über die Reichen.

Oder fahren die Reichen in diesen utopischen Land lieber ÖPNV aus eigener Wahl, weil die ÖPNV tatsächlich bequemer und schneller ist? Und wurde dies erreicht, dadurch daß die ÖPNV tatsächlich sehr bequem und sehr schnell ist, oder in dem Autos überall ausgebremst werden? Unter 'schnell' versteht sich übrigens nicht nur die Geschwindigkeit des Fahrzeugs, sondern auch die durchschnittliche Wartezeiten, auch beim Umsteigen. Und unter 'bequem' ist hier nicht nur die Sitzplatzpolsterung, -vorhandensein und -enge gemeint, sondern auch, daß die ÖPNV dem Fahrgast von überall nach überall bringt - ohne längere Fußwege, die denn die Schnelligkeit gegenüber denen des Autos unbegünstigt.

Oder fahren die Reichen ÖPNV etwa aus Umweltgewissen, oder Sozialbewußtsein?

Also: fahren die Reichen hier lieber, oder gezwungen, mit der ÖPNV? Welches ist zivilisierter, entwickelter?

Hier in Berlin sind wir aber weit davon hinweg: das eigene Auto ist bequemer, denn er fährt vom Ausgangspunkt zum Endpunkt ohne erst zur Haltestelle laufen zu müssen. Die Sitze sind bequemer und immer da, die Innenklima kann man nach eigener Befinden einstellen, man wird von Musik Anderer nicht gestört. Und man ist tatsächlich, Tür-zu-Tür, ofters schneller mit dem Wagen als per Bus oder gar per Bahn*.

Die Berliner ÖPNV, dagegen, fährt lange nicht überall. Die Sitze - wenn man eine kriegt, denn Busse und Bahnen sind öfters ziemlich voll - sind meistens nicht so bequem und etwas eng. Busse und Bahnen sind im Sommer öfters unerträglich heiss, weil nicht klimatisiert (oder wenn klimatisiert, dann nur wenig), und im Winter überheizt. Gegen 'Musikanten' und Bettler macht die BVG nichts (inzwischen wagt man es nicht mehr, die 'Musikanten' zum Aufhören zu bitten - man kann nur Ausschau halten und ggf. schnell am Bahnhof den Wagen wechseln). Zehnminutentakt in der HWZ ist nicht besonders attraktiv, und daß beim versuchten Umsteigen Bahnen und Bussen direkt vor der Nase der Umsteigewilligen wegfahren auch nicht.

Kein Wunder, daß in Berlin nicht nur die Reichen lieber Auto fahren...

Und anstatt die ÖPNV attraktiver, schneller, bequemer zu machen, versucht man nur, das Autofahren zu verlangsamen und zu verteuern.




*z.B. wenn ich morgens per PKW ins Arbeit fahre, brauche ich 25 bis 30 Minuten. Per U-Bahn sind's: 5 Minuten laufen, bis 10 Minuten warten, 17 Minuten U-Bahnfahren, bis 5 Minuten warten, 9 Minuten U-Bahn fahren, 5 Minuten laufen - macht 36 bis 51 Minuten. Auto gewinnt. Nachmittags zurück brauche ich mit dem PKW etwas länger, weil die Strassen voller sind - bis 45 Minuten. Auto gewinnt manchmal.
Das ist bei mir leider genauso. Öffentliche 45min, PKW 20min
Wobei der Ruhlebener vergisst, dass nicht jeder sofort einen Parkplatz vor der eigenen Tür bzw. an der gewünschten Stelle findet.
Zitat
Ruhlebener
"A developed country is not a place where the poor have cars. It's where the rich use public transport."

- ein interresanter Satz, den Forummitglied Logital als Signatur verwendet. Ein Satz, der mir zum Überlegen brachte.

"Ein entwickeltes Land ist nicht ein Ort, wo die Armen Autos haben. Es ist da, wo die Reichen die ÖPNV benutzen".

Warum, denn, benuten die Reichen hier die ÖPNV? Weil Autos verboten sind? Oder weil sie unpraktisch sind, etwa wegen Parkplatzmangel und scharfe Geschwindigkeitsbegrenzungen (unter denen übrigens auch Busse leiden würden)? Wegen höhere Spritpreisen, Autosteuern und Parkgebühren wohl weniger, denn wir reden ja hier über die Reichen.

Oder fahren die Reichen in diesen utopischen Land lieber ÖPNV aus eigener Wahl, weil die ÖPNV tatsächlich bequemer und schneller ist? Und wurde dies erreicht, dadurch daß die ÖPNV tatsächlich sehr bequem und sehr schnell ist, oder in dem Autos überall ausgebremst werden? Unter 'schnell' versteht sich übrigens nicht nur die Geschwindigkeit des Fahrzeugs, sondern auch die durchschnittliche Wartezeiten, auch beim Umsteigen. Und unter 'bequem' ist hier nicht nur die Sitzplatzpolsterung, -vorhandensein und -enge gemeint, sondern auch, daß die ÖPNV dem Fahrgast von überall nach überall bringt - ohne längere Fußwege, die denn die Schnelligkeit gegenüber denen des Autos unbegünstigt.

Oder fahren die Reichen ÖPNV etwa aus Umweltgewissen, oder Sozialbewußtsein?

Also: fahren die Reichen hier lieber, oder gezwungen, mit der ÖPNV? Welches ist zivilisierter, entwickelter?

Hier in Berlin sind wir aber weit davon hinweg: das eigene Auto ist bequemer, denn er fährt vom Ausgangspunkt zum Endpunkt ohne erst zur Haltestelle laufen zu müssen. Die Sitze sind bequemer und immer da, die Innenklima kann man nach eigener Befinden einstellen, man wird von Musik Anderer nicht gestört. Und man ist tatsächlich, Tür-zu-Tür, ofters schneller mit dem Wagen als per Bus oder gar per Bahn*.

Die Berliner ÖPNV, dagegen, fährt lange nicht überall. Die Sitze - wenn man eine kriegt, denn Busse und Bahnen sind öfters ziemlich voll - sind meistens nicht so bequem und etwas eng. Busse und Bahnen sind im Sommer öfters unerträglich heiss, weil nicht klimatisiert (oder wenn klimatisiert, dann nur wenig), und im Winter überheizt. Gegen 'Musikanten' und Bettler macht die BVG nichts (inzwischen wagt man es nicht mehr, die 'Musikanten' zum Aufhören zu bitten - man kann nur Ausschau halten und ggf. schnell am Bahnhof den Wagen wechseln). Zehnminutentakt in der HWZ ist nicht besonders attraktiv, und daß beim versuchten Umsteigen Bahnen und Bussen direkt vor der Nase der Umsteigewilligen wegfahren auch nicht.

Kein Wunder, daß in Berlin nicht nur die Reichen lieber Auto fahren...

Und anstatt die ÖPNV attraktiver, schneller, bequemer zu machen, versucht man nur, das Autofahren zu verlangsamen und zu verteuern.




*z.B. wenn ich morgens per PKW ins Arbeit fahre, brauche ich 25 bis 30 Minuten. Per U-Bahn sind's: 5 Minuten laufen, bis 10 Minuten warten, 17 Minuten U-Bahnfahren, bis 5 Minuten warten, 9 Minuten U-Bahn fahren, 5 Minuten laufen - macht 36 bis 51 Minuten. Auto gewinnt. Nachmittags zurück brauche ich mit dem PKW etwas länger, weil die Strassen voller sind - bis 45 Minuten. Auto gewinnt manchmal.

Hallo,

klingt doch irgendwie nach dem Wort zum Sonntag, oder den Kirchensprüchen abends im Radio, AMEN!

Aber es trifft den Kern der Sache genau, der letzte Satz trifft genau das Problem, welches übrigens nicht nur in Berlin besteht.
Ich würde mit dem PKW allen Ernstes weniger als halb so lange von zu Hause zur Arbeit benötigen.

Warum? Weil ich tangential fahren muss, nämlich von Buch nach Friedrichshagen.

Schon mal sehr schlecht, dass der Berliner ÖPNV solcherlei Verbindungen kaum kennt, nämlich Binnenverbindungen, die das Umland aufgrund der Geografie durchqueren. Es könnte ja das Land Brandenburg etwas davon haben - und das will sowas nicht bezahlen, es könnten ja auch Berliner davon profitieren. Zudem ist an der Landkreisgrenze Schluss.

Mag das Fahrgastpotential auf solchen Strecken bei Weitem nicht dasselbe wie auf radialen Strecken sein, so hielte sich sie dennoch für eine wichtige und erstrebenswerte Ergänzung.

So könnte eine Buslinie von Ahrensfelde nach Friedrichshagen die Aufgaben der Linien 390, 943 und 941 übernehmen und könnte mit der neuen Verbindung von Dahlewitz nach Friedrichshagen z.B. die 62 mit ihrem bislang noch nicht aufstockbaren 20'-Takt etwas entlasten.

Ich will keinen utopischen Unsinn, so eine Verbindung würde z.B. alle 60' ausreichen. Wenn der Bedarf besteht (in dem Beispiel vor Allem der im Bereich Hönow und Dahlwitz-Hoppegarten), dann wird mit E-Wagen auf Teilstrecken gefahren.

Mit dem Beispiel wäre ich auch noch nicht am Ziel für mich selbst, ich möchte nur darstellen, worum es mir geht.

Der Cluo wäre natürlich die BAR-S-Bahn durch Pankow, Marzahn und Köpenick.

So, warum fahre ich nun trotzdem täglich mit dem ÖPNV? Weil's schlicht billiger ist und ich meine Ruhe habe. Im Auto muss ich nämlich eines: Selbst fahren. Dazu muss ich mich - das mag bei manchem Verwunderung auslösen - konzentrieren. Und das möchte ich zum Feierabend einfach nicht mehr, und früh ist das auch nicht allzu förderlich für den Rest des Tages.

So oder so haben sie mich...

:/

~~~~~~
Sie befinden sich HIER.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.12.2012 17:08 von Philipp Borchert.
Das der ÖPNV in Berlin in manchen Stellen gegenüber dem Auto nicht der beste ist, das weiß wohl fast jeder. In meinen Augen sind die Begriffe bequem, Gewohnheit und Zeit die entscheidenen Punkte. Leider hat es fast jeder nur noch eilig...warum? Ich zB nehme mir auch mal die Zeit und laufe bei schönem Wetter auch mal ne halbe Stunde zum nächsten Bahnhof. Ich glaube, wenn der Ruhlebener mal ein paar Wochen am Stück die öffentlichen nehmen würde, dann würde ihn die 10-20 Minuten, die er dann immer länger unterwegs ist, gar nicht mehr interessieren (das ist die Gewohnheit, allerdings eine reine Vermutung dir gegenüber...). Nur beim Punkt bequem kann ich nicht unbedingt widersprechen...
Das ist mein persönliches Empfinden, aber jeder tickt nun mal anders!
Viele wägen in der Tat ab- was geht schneller..
jedenfalls die, die eben ausser der ÖPNV-Karte auch ein KFZ haben.
Das müssen nicht unbedingt "reiche" Menschen sein.

Die Handlungsweisen oder Ansichtssachen sind verschieden-
ob eben noch die Gören vorher bei Kita oder Schule abgekippt werden, der Einkauf miterledigt wird,
manche bilden Fahrgemeinschaften.

Oft zwingen auch unmögliche Dienstanfangs oder Endzeiten dazu, den privaten PKW etc. zu nutzen,
so geht es eben auch vielen BVGern im Schichtdienst, mich eingeschlossen.


Soweit meine Ansicht, das es von Reichtum unabhängig ist, ob ÖPNV oder KFZ genutzt werden.


Und es gibt eben auch diejenigen, die von u.a.S-Bahnchaos, stinkenden oder lärmenden Mitreisenden,
überfüllten Zügen, langen Fahrtaktungen oder unatraktiven Umsteigebeziehungen die Nase voll haben,
und auf das vorhandene Fahrzeug setzen, denn das kost Steuern und Versicherung, auch wenn
es nur zu Hause steht, weil eine ÖPNV Karte vorhanden ist.
Das ist schon oft die Klientel, die nicht zwingend auf ÖPNV angewiesen ist.

Zu den angesprochenen "Reichen" gehören aber auch eben die, die vor die Tore der Stadt gezogen sind,
weil es da so schön ruhig ist, und die mit der Pendelei genau den Lärm erzeugen,
vor dem sie aus der Stadt fliehen. Und dabei oft merken,
das Mutti auch ein Auto braucht, weil um 17.00 im Dorf xyz die Bürgersteige hochklappen,
weil Bus und Bahn nicht mehr fahren.

Wen ein schmales Einkommen zwingt, den ÖPNV zu nutzen, der hat halt keine Alternative.
Steigende Spritpreise und steigende Mieten werden dann auch über die ÖPNV Nutzung entscheiden.

Der Umweltaspekt-der spielt in dieser Wahl den kleinsten Nenner,
überzeugte Ökos machen den kleinsten Teil der Fahrgastmasse aus, vermute ich.

T6JP

Ach ja- diese Signatur hätts auch in Deutsch geben können...
Vielleicht hätte ich ergänzen sollen: ich fahre tatsächlich fast immer zur Arbeit mit der U-Bahn (zurück auch!). Den Wagen nehme ich nur, wenn's im Sommer stinkig heiß ist, weil ich die U-Bahn-Sauna nicht aushalte, oder wenn ich mal etwas schweres oder sperriges mitnehmen oder unterwegs kaufen will.

Manchmal frage ich mich, warum. Besonders dann, wenn schon wieder (wie letzte Woche gleich dreimal) die U2 mir beim Umsteigen am Wittenbergplatz direkt vor die Nase wegfährt (einmal letzte Woche besonders arg - ich und Andere gingen vorne 'rüber, winkten den Fahrer zu, der uns sah, zurückwinkte und lächelnd abfuhr - nächster Zug kam erst 'ne Viertelstunde später). Oder wenn besonders laute Musiker loslegen. Oder der Zug besonders voll ist (U1 mit 6 Wagen, öfters voll).

Trotz aller Mühe seitens der BVG mich loszuwerden mittels Linienumstellung und Teleskopieren (d.h. planmäßig hälfte der Zügen vor Linienende umzukehren) und Schnellwegfahrenundstehenlassen, fahre ich weiter mit der U-Bahn.

Aber schluß mit meiner Fahrgewohneiten: ich wollte nur den etwas utopischen Titelsatz näher betrachten, und mit der aktuellen ÖPNV-Lage in Berlin vergleichen.
Zitat
jan1144
Das der ÖPNV in Berlin in manchen Stellen gegenüber dem Auto nicht der beste ist, das weiß wohl fast jeder. In meinen Augen sind die Begriffe bequem, Gewohnheit und Zeit die entscheidenen Punkte.

Wenn ich mir gerade bei der aktuellen Witterung ansehe, wieviel Zeit der bequeme Automobilist benötigt, um sein Gefährt einigermaßen fahrtauglich zu machen, denke ich mir, daß ich in dieser Zeit mit dem ÖPNV bereits außer Landes sein könnte.


Das Gegenteil von pünktlich ist kariert.
Zitat
Alter Köpenicker
Wenn ich mir gerade bei der aktuellen Witterung ansehe, wieviel Zeit der bequeme Automobilist benötigt, um sein Gefährt einigermaßen fahrtauglich zu machen, denke ich mir, daß ich in dieser Zeit mit dem ÖPNV bereits außer Landes sein könnte.

Es gab vor Jahren mal eine Studie (leider weiß ich nicht mehr wo ich das gelesen habe), dass die meisten Pendler die Zeit im Auto als Freizeit betrachten, die Zeit in Bus und Bahn jedoch als Arbeitszeit.
Zitat
Pommes Schranke
Zitat
Alter Köpenicker
Wenn ich mir gerade bei der aktuellen Witterung ansehe, wieviel Zeit der bequeme Automobilist benötigt, um sein Gefährt einigermaßen fahrtauglich zu machen, denke ich mir, daß ich in dieser Zeit mit dem ÖPNV bereits außer Landes sein könnte.

Es gab vor Jahren mal eine Studie (leider weiß ich nicht mehr wo ich das gelesen habe), dass die meisten Pendler die Zeit im Auto als Freizeit betrachten, die Zeit in Bus und Bahn jedoch als Arbeitszeit.

Das ist alles relativ. Wenn man zum Beispiel Stress auf Arbeit und auch zu Hause hat kann der Weg wie Freizeit sein. Wer seinem traumjob hat, der kann sogar das wie Freizeit betrachten.

*******
Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.
Zitat
Ruhlebener
Warum, denn, benuten die Reichen hier die ÖPNV? Weil Autos verboten sind? Oder weil sie unpraktisch sind, etwa wegen Parkplatzmangel und scharfe Geschwindigkeitsbegrenzungen (unter denen übrigens auch Busse leiden würden)? Wegen höhere Spritpreisen, Autosteuern und Parkgebühren wohl weniger, denn wir reden ja hier über die Reichen.

In diesem Kontext bezieht sich "the rich" doch wohl auf die ganze "upper middle class", also leitende Angestellte, Selbstständige oder halt alle Leute, die ihr Häuschen finanzieren oder gekauft haben und nun Kinder mit Namen wie Justus-Constantin in die Welt setzen.

Zitat

Oder fahren die Reichen in diesen utopischen Land lieber ÖPNV aus eigener Wahl, weil die ÖPNV tatsächlich bequemer und schneller ist? Und wurde dies erreicht, dadurch daß die ÖPNV tatsächlich sehr bequem und sehr schnell ist, oder in dem Autos überall ausgebremst werden?

Wenn du dich mal umguckst, wirst du feststellen, dass dieser Situation in den Ballungsräumen der westlichen Welt doch bereits eingetreten ist. Sogar im vergleichsweise bettelarmen Berlin, vermutlich sogar in Ruhleben.

Die Gründe sind natürlich vielfältig:
Steigender Wohlstand führt in der Regel auch zu einem höheren Bildungsstandard. Das führt dann erstmals zu einem gewissen Umweltbewusstsein - und führt nach einigen Jahren dann dazu, dass junge Menschen von der Schule abgehen und keinen Satz ohne größere Fehler zu Papier bringen können - dafür können sie einem aber einen längeren Vortrag über das korrekte (korrekt im Sinne des Bundesumweltamts) Verfahren zur gelegentlichen Lüftung eines Raumes halten.

Zurück zum Thema: Ebenso braucht man heute nicht mehr den 12-Zylinder als Statussymbol. Die jüngere Generation kennt das Auto (Benzinpreise, Öko-Steuern bzw. -Abgaben aller Art, unbezahlbare Versicherungsbeiträge) ohnehin nur nach als Luxusgut und profiliert sich nun lieber durch den Besitz von Silicon-Valley-Produkten.
(Die interessante Frage ist, ob Länder wie China, in denen zurzeit von der neuen Wohlstandsgeneration jede Menge spaßiger Autos aus München oder Ingolstadt gekauft werden, diese Entwicklung ebenfalls durchmachen werden.)

Und da auch die ältere Generation nun plötzlich "green" sein möchte, ohnehin geschieden oder kinderlos oder sonstwas ist, zudem die Regierung (die möchte ebenfalls "green" sein), das Autofahren möglichst unangenehm gestaltet, dann nehmen halt viele Leute gleich die U-Bahn oder das Fahrrad.


Zitat

Unter 'schnell' versteht sich übrigens nicht nur die Geschwindigkeit des Fahrzeugs, sondern auch die durchschnittliche Wartezeiten, auch beim Umsteigen. Und unter 'bequem' ist hier nicht nur die Sitzplatzpolsterung, -vorhandensein und -enge gemeint, sondern auch, daß die ÖPNV dem Fahrgast von überall nach überall bringt - ohne längere Fußwege, die denn die Schnelligkeit gegenüber denen des Autos unbegünstigt.

Letztendlich möchte man einfach für den Weg von Haustür zu Bürotür nicht mehr Zeit verbringen als mit dem Auto - und idealerweise sollte die Fahrt dann auch noch einigermaßen angenehm sein.

Zitat

Oder fahren die Reichen ÖPNV etwa aus Umweltgewissen, oder Sozialbewußtsein?

Was verstehst du denn in diesem Zusammenhang (oder eigentlich generell) unter "Sozialbewusstsein"?

Zitat

Hier in Berlin sind wir aber weit davon hinweg: das eigene Auto ist bequemer, denn er fährt vom Ausgangspunkt zum Endpunkt ohne erst zur Haltestelle laufen zu müssen. Die Sitze sind bequemer und immer da, die Innenklima kann man nach eigener Befinden einstellen, man wird von Musik Anderer nicht gestört.

Das ist aber auch außerhalb Berlins nicht anders.

Zitat

Und man ist tatsächlich, Tür-zu-Tür, ofters schneller mit dem Wagen als per Bus oder gar per Bahn*.

Keine Frage, da müssten sich Senat und BVG (vielleicht auch die S-Bahn, aber die hat andere Probleme) mal an einen Tisch setzen und dann auch endlich mal Dinge wie Vorrangschaltung und Anschlusssicherung an dem üblichen Umsteigepunkten (abends und sonntags) einfach mal umsetzen.
Die reine Fahrtzeit ist ja in vielen Fällen durchaus konkurrenzfähig, wenn ich aber bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt mal eben 20 Minuten warten muss, weil der Anschlussbus in dem Moment losfährt, in dem man (direkt dahinter) aussteigt, überkommt mich das Verlangen, mit zittrigen Fingern auf Smartphone oder Tablet die Autoscout24-App aufzurufen.

Zitat

Die Berliner ÖPNV, dagegen, fährt lange nicht überall. Die Sitze - wenn man eine kriegt, denn Busse und Bahnen sind öfters ziemlich voll - sind meistens nicht so bequem und etwas eng. Busse und Bahnen sind im Sommer öfters unerträglich heiss, weil nicht klimatisiert (oder wenn klimatisiert, dann nur wenig),

Absolut richtig. Leider.
Ich verlange ja selbst nicht wirklich viel, aber einen Sitzplatz und ggf. eine funktionierende Klimaanlage wären schon auf der Wunschliste. Dann kann ich nämlich meine Zeitung lesen, was ich persönlich als ein Komfortmerkmal ansehe, den mir das Auto eben nicht bietet.

Zitat

und daß beim versuchten Umsteigen Bahnen und Bussen direkt vor der Nase der Umsteigewilligen wegfahren auch nicht.

Kein Wunder, daß in Berlin nicht nur die Reichen lieber Auto fahren...

Und anstatt die ÖPNV attraktiver, schneller, bequemer zu machen, versucht man nur, das Autofahren zu verlangsamen und zu verteuern.

Da kann ich allerdings dann auch nur noch zustimmen.


grüße
nic




*z.B. wenn ich morgens per PKW ins Arbeit fahre, brauche ich 25 bis 30 Minuten. Per U-Bahn sind's: 5 Minuten laufen, bis 10 Minuten warten, 17 Minuten U-Bahnfahren, bis 5 Minuten warten, 9 Minuten U-Bahn fahren, 5 Minuten laufen - macht 36 bis 51 Minuten. Auto gewinnt. Nachmittags zurück brauche ich mit dem PKW etwas länger, weil die Strassen voller sind - bis 45 Minuten. Auto gewinnt manchmal.[/quote]

Grüße
Nic
Das Zitat stammt vom Bürgermeister von Bogota. Der denkt bei "rich people" sicher an andere Menschen als wir. Meiner Ansicht nach geht es darum feststellen, dass der Fakt, dass sich jeder ein Auto leisten kann, kein Merkmal für ein entwickeltes Land ist, sondern dass ein hoch entwickeltes attraktives Nahverkehrssystem ein höheres Gut darstellt.

*******
Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.
Übrigens: Das Auto ist meist nicht wirklich schneller. Ihr könnt Euch ja mal ausrechnen, wie viel mehr das Auto im Vergleich zum ÖPNV kostet und wie lange ihr für diese Mehrkosten arbeiten müsst. Viele Leute könnten dann einfach deutlich weniger pro Woche arbeiten und stattdessen einfach etwas länger mit dem ÖPNV fahren.

Der Spruch des Bürgermeisters von Bogota lässt sich auch so deuten, dass Reiche nur dann mit dem ÖPNV fahren, wenn er sauber, schnell, zuverlässig und frei von Bettlern ist. Und das ist meist dann der Fall, wenn es allen Menschen in einem Land gut geht und die überwiegende Mehrheit ein entsprechendes Bildungsniveau erreicht hat. Und sehen wir mal der Wahrheit ins Auge: Autoverkehr in der Stadt ist dreckig, laut und sorgt für hässliche Straßenzüge. ÖPNV und Rad können dazu führen, dass eine Stadt wieder gemütlicher und schöner wird.

Übrigens: Bis 10km einfache Entfernung kann man in Berlin mit dem Rad oft Auto und ÖPNV schlagen (auch, wenn man sich penibel an die Verkehrsregeln hält und rücksichtsvoll fährt!).
Zitat
Beförderungsfall Nr. 8821
Übrigens: Bis 10km einfache Entfernung kann man in Berlin mit dem Rad oft Auto und ÖPNV schlagen (auch, wenn man sich penibel an die Verkehrsregeln hält und rücksichtsvoll fährt!).

Achso ? Deswegen hält sich keiner an die Regeln, weil Ampeln und Wartezeiten so penibel abgestimmt sind, dass es eine Freude ist in Berlin Rad zu fahren.

Zitat
Ruhlebener
Und anstatt die ÖPNV attraktiver, schneller, bequemer zu machen, versucht man nur, das Autofahren zu verlangsamen und zu verteuern.
+1
Ist schließlich viel einfacher etwas kaputt zu machen, als etwas zu erschaffen.
OT: Warum werden der Metrobüs Istanbul und Transmilenio Bogota nicht als O-Bus betrieben?
Immerhin sind die Taktabstände nur zwischen wenigen Sekunden und zwei Minuten (durch Linienüberlagerung)
Zitat
Denyo
Achso ? Deswegen hält sich keiner an die Regeln, weil Ampeln und Wartezeiten so penibel abgestimmt sind, dass es eine Freude ist in Berlin Rad zu fahren.
Das ist eigentlich ein anderes Thema. Mich wundert es auch immer, wie wenig rücksichtsvoll die Leute hier sind. Und zwar unabhängig davon, ob sie mit dem Rad, Auto oder zu Fuß unterwegs sind. Rote Ampeln werden ignoriert, es wird gegen die Fahrtrichtung auf engen Bürgersteigen geradelt und Autofahrer scheinen eine Freunde daran zu haben, andere Verkehrsteilnehmer zu beschimpfen und zu blockieren.

Nichtsdestotrotz kann man in Berlin recht gut mit dem Fahrrad vorankommen. Wobei es natürlich schon was hätte, wenn man Karl-Marx-Allee über UdL bis zur Bismarckallee in eine lange Fahrradstraße mit Busspuren umwandeln würde... ;-)
Zitat
Beförderungsfall Nr. 8821
Der Spruch des Bürgermeisters von Bogota lässt sich auch so deuten, dass Reiche nur dann mit dem ÖPNV fahren, wenn er sauber, schnell, zuverlässig und frei von Bettlern ist. Und das ist meist dann der Fall, wenn es allen Menschen in einem Land gut geht und die überwiegende Mehrheit ein entsprechendes Bildungsniveau erreicht hat.
Tja...

Zitat
Beförderungsfall Nr. 8821
Übrigens: Bis 10km einfache Entfernung kann man in Berlin mit dem Rad oft Auto und ÖPNV schlagen [...]
Ja, wenn man entsprechend jung und/oder fit ist, und nicht allzuviel mitnehmen muß, und das Wetter einigermaßen mitspielt, und am Zielort ggf. eine Dusche zur Verfügung steht.

Zitat
Beförderungsfall Nr. 8821
[...] (auch, wenn man sich penibel an die Verkehrsregeln hält und rücksichtsvoll fährt!).
Ein revolutionäres Idee...
Zitat
Logital
Das Zitat stammt vom Bürgermeister von Bogota. Der denkt bei "rich people" sicher an andere Menschen als wir. Meiner Ansicht nach geht es darum feststellen, dass der Fakt, dass sich jeder ein Auto leisten kann, kein Merkmal für ein entwickeltes Land ist, sondern dass ein hoch entwickeltes attraktives Nahverkehrssystem ein höheres Gut darstellt.

Wenn wir schon bei der Interpretation sind, werfe ich auch noch eine in den Ring:
Berücksichtigt man, dass er längere Zeit bei einer Guerillaorganisation untergekommen ist, die ihre Mitbürger mal eben gewaltsam von den Vorzügen des "revolutionären Sozialismus" überzeugen wollte, bin ich mir nicht sehr sicher, ob der Mann (Gustavo Petro heißt er übrigens) nicht doch eher an eine "hoch entwickelte Gesellschaft" ohne Privateigentum (und somit ohne Autos) dachte.

Zu seinen Gunsten sollten wir aber wahrscheinlich erst einmal unterstellen, dass er es so gemeint hat wie Logital es hier interpretiert.

Zitat
Beförderungsfall #8821
Nichtsdestotrotz kann man in Berlin recht gut mit dem Fahrrad vorankommen. Wobei es natürlich schon was hätte, wenn man Karl-Marx-Allee über UdL bis zur Bismarckallee in eine lange Fahrradstraße mit Busspuren umwandeln würde... ;-)

Aber auf der Bismarckallee im Grunewald ist doch gar kein Platz für eine Busspur... ;)
Ernsthaft: Tagsüber, insbesondere in der Rush Hour, ist das Fahrrad bei Fahrten innerhalb des S-Bahn-Rings in den allermeisten Fällen tatsächlich unschlagbar. Wenn dem nicht so wäre, gäbe es ja zum Beispiel auch keine Fahrradkuriere.

Ich überlege nur gerade noch, wo du auf der Str. d. 17.6. die Busse für die Busspur hernehmen willst. ;)

Grüße
Nic
Zitat
Ruhlebener
Ja, wenn man entsprechend jung und/oder fit ist, und nicht allzuviel mitnehmen muß, und das Wetter einigermaßen mitspielt, und am Zielort ggf. eine Dusche zur Verfügung steht.
Solange keine Sturzgefahr durch Eis oder Schneematsch gibt, kann man ohne Probleme das Rad nehmen (ein Hoch auf den Erfinder der wetterfesten Überkleidung). Selbst für Anzugträger gibt es
Galoschen, mit denen man den Straßendreck von seinen Lederschuhen fernhalten kann. Außerdem kann man selbst im Hochsommer am Zielort ankommen, ohne eine Dusche zu benötigen - man kommt schließlich auch im gemütlichem Tempo gut voran. Zudem ist Fahrradfahren gut für die Gesundheit und hält fit.
An dieser Stelle sei dann einfach mal auf Münster verwiesen, wo jung und alt ganz selbstverständlich das Rad verwenden - Auch im Winter.

Und wenn man dann als Radler doch mal größeres Gepäck mitnehmen möchte/muss, dann ist der ÖPNV ja auch noch da.

Ich würde mir wünschen, dass die Bahn endlich mal Gas beim Ausbau der Call-a-bike-Stationen gibt. Noch sind die viel zu weit auseinander und oftmals sehr ungünstig gelegen.

Bevor jetzt jemand das alles falsch versteht: Ich mag alle Verkehrsmittel und ich finde, man sollte jeweils das optimale nehmen.

@Nicolas Jost: Ähm... ich meinte natürlich die Bismarckstraße (warum ist das denn keine Allee?!?) :-)
Sorry, in diesem Forum dürfen nur registrierte Benutzer schreiben.

Hier klicken, um sich einzuloggen