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Industriebahnen in Lichtenberg (Fotobericht)
geschrieben von Micha 
Hallo zusammen,

als Schüler erkundete ich Berlin - soweit es damals ging - mit dem Fahrrad. Natürlich auch meinen damaligen Heimatbezirk Lichtenberg. Dabei fielen mir die vielen Gleise auf, die die Straßen des Industriegebietes im Norden Lichtenbergs kreuzten. Näher beschäftigt hatte ich mich damals aber nicht damit. Auch nicht später, als ich in einigen der dortigen Betriebe mein Taschengeld aufbesserte. Nur anhand des Stadtplanes versuchte ich mir zu verdeutlichen, was dies eigentlich für Gleise waren.

Als sich über Modelleisenbahnen und Berliner Busse mehr und mehr auch der Berliner Nahverkehr insgesamt in den Fokus meiner Interessen schob, kehrte die Neugier auf die Geschichte hinter diesen Gleise wieder zurück. Im Internet gibt etliche Seiten, die darüber Auskunft geben, so zB. auf den Seiten von "Bahnanlagen in und um Berlin", "Fotowiesel.de" und "Gleispläne DB und DR". Auch hier im Forum waren diese Anlagen Gegenstand von Diskussionen, zB. hier.

Die letzten Wochen nutzte ich, mir vom früheren Verlauf und den verbliebenen Resten der Lichtenberger Industriebahnen ein eigenes, aktuelles Bild zu verschaffen. Ich möchte hier nach und nach ein paar Eindrücke dieser Spaziergänge zeigen. In der Hoffnung, dass es auch andere interessiert. Und der Umstand, dass der allergrößte Teil dieser Schienen nicht dem Personen- sondern dem Güter-Nahverkehr dienten, nicht allzu sehr stört.



1. Vom Friedhof ins Krankenhaus

Beginnen will ich mit der Kohlebahn zur Versorgung der neu errichteten "Städtischen Irrenanstalt" in Herzberge. Mit diesem Anschlussgleis begann 1890 die Geschichte der Lichtenberger Industriebahnen. Das Gleis verlief vom damaligen Rangierbahnhof Lichtenberg westlich des Zentralfriedhofes Friedrichsfelde in einem weiten Bogen nach Norden bis in das Krankenhausgelände hinein. Da heute kaum noch erkennbar, habe ich diesen Verlauf in den folgenden Bildern durch rote, in Richtung Krankenhaus weisende Pfeile dargestellt. Auf einer am Schluss dieses Beitrages angefügten Karte kann anhand der unter den Fotos in []-Klammern genannten Nummern der Foto-Standort ersehen werden.

Ausgangspunkt der Wanderungen war der Vorplatz des Zentralfriedhofes Friedrichsfelde.


[1] Das Gleis verläuft noch heute quer über den Vorplatz.


[1] Hinter diesem Zaum am Südrand des Platzes lag einst der Anschluss an die Ostbahn.


[1] Auch auf der anderen Seite des Platzes endet das Gleis bereits am Zaun.

Nördlich des Friedhofsvorplatzes beginnt auf der ehemaligen Gleistrasse ein von Fußgängern und Radfahrern gerne genutzter Spazierweg.


[2] Ein altes Signal zeugt von der Vergangenheit des Weges.


[3] Nach einer Weile biegt der Weg nach links ab ...


[3] ... doch die Strecke zum Krankenhaus ging hinter diesem Zaun geradeaus weiter.

Dieser Zaun, Strauchbarrieren und Reste früherer Gärtnereigebäude verhindern auf einem kurzen Stückchen das weitere Verfolgen der früheren Trasse.


[4] Hinter der Gärtnerei lässt sich anhand der Friedhofsumzäunung der Streckenverlauf wieder erahnen.


[5] Im heutigen Landschaftspark erinnert nichts mehr an die Bahnstrecke, es wurden dafür landwirtschaftliche Geräte in Betonbögen eingesperrt.

Nördlich des Landschaftsparks wurde die Trasse teilweise durch Wohnhäuser überbaut. Erst jenseits der damals noch nicht vorhandenen Straßenbahnlinie (M8), bereits auf dem Krankenhausgelände, lässt sich die Trasse wieder erahnen:


[6] Der noch erkennbare Bahndamm nördlich der Straßenbahnlinie.


[7] Eine Umlenkrolle kurz vor dem früheren Heizhaus des Krankenhauses.


[7] Direkt am Platz vor dem Heizhaus dient eine Schiene zur Sicherung der Stützmauer.


[7] Ganz am Schluss noch ein Gleisrest. Das Heizhaus links ist heute Bibliothek und Museum.

Nach Umstellung des Krankenhauses Herzberge auf Fernwärme wurde in den 80er Jahren der Zugbetrieb auf dieser Strecke eingestellt.


Kartenbasis: OpenRailwayMap / OpenStreetMap

Gruß
Micha


Hinter dem jetzt schon ziemlich verfallenen BVB-Stadion in der Siegfriedstraße kam die Bahn auch vorbei,
schöner Beobachtungs-Zeitvertreib in den 70igern für mich, solange mein Alte Herr in der Kegelbahn herumwuselte.

T6JP
Hallo!
Recht vielen Dank für den schönen Nostalgiebeitrag an die Zeit des umweltfreundlichen schienengebundenen Güterverkehrs.
Ich verbinde diese Bilder mit der Erinnerung an eine aufwendige Untersuchung in den 80-igern wie und ob man einen Kesselwagen der Sowjetischen Eisenbahn von Kietz aus in das Anschlußgleis des Zentralen Pflanzenöllagers in der Orloppstr. hineinbekommt und ihn auch leermachen kann. Nachdem alle Eisenbahner bereitstanden, das notfalls mit Gleitcreme und Brechstangen zu realisieren, hatte die SShD
keine sauberen Kesselwagen. Paßte ins Gesamtbild.
Grüße
[www.youtube.com]

Als Ergänzung eine Zugkreuzung dieser Bahnstrecken mit der Berliner Straßenbahn.

Die Strecke übers Krankenhaus Gelände existiert seit 1982 ist jedenfalls der älteste Eintrag den ich dazu finde.

[www.berliner-verkehr.de]
Zitat
Sasukefan86
Die Strecke übers Krankenhaus Gelände existiert seit 1982 ist jedenfalls der älteste Eintrag den ich dazu finde.

Die Neubaustrecke zwischen Herzberg-/Siegfriedstraße und Alt-Friedrichsfelde (Straße der Befreiung) wurde am 2. November 1975 in Betrieb genommen: [www.saschateichmann.de]
Die Gleiskreuzung mit der Anschlussbahn der damaligen Deutschen Reichsbahn am Eingang des Krankenhausgeländes war die letzte neu gebaute höhengleiche Eisenbahnkreuzung der Berliner Straßenbahn.

so long

Mario
Zitat
Sasukefan86
[www.youtube.com]

Als Ergänzung eine Zugkreuzung dieser Bahnstrecken mit der Berliner Straßenbahn.

Vielen Dank für den interessanten Videolink. Der dort die Straßenbahn in der Siegfriedstraße kreuzende Güterzug fährt offenbar in die zwischen Herzbergstraße und Josef-Orlopp-Straße liegende Gleisgruppe A.

Gruß
Micga

Zitat
Micha
Zitat
Sasukefan86
[www.youtube.com]

Als Ergänzung eine Zugkreuzung dieser Bahnstrecken mit der Berliner Straßenbahn.

Vielen Dank für den interessanten Videolink. Der dort die Straßenbahn in der Siegfriedstraße kreuzende Güterzug fährt offenbar in die zwischen Herzbergstraße und Josef-Orlopp-Straße liegende Gleisgruppe A.

Gruß
Micga

...ja das ist richtig...und der Kameramann befindet sich in der Linie 20 vom Bahnhof-Lichtenberg zum Hackeschen-Mark bzw. Rosa-Luxemburg-Platz...so genau kann ich mich nicht mehr erinnern.

Zeitraum müsste so um Pfingsten (mitte Mai) gewesen sein...ich kann mich noch sehr leidvoll an das "Riesenrad" auf dem Parkplatz Ecke Ho-Chi-Minh-Str./Herzberg-Str. erinnern...

...vor allem der Teil zwischen Kreuzung Herzberg-/Siegfried-Str. und Ho-Chi-Minh-Str./Hohenschönhauser-Str. fand ich interessant...

Ich bin gespannt, ob später noch was über die Anschlussbahn zum EKL kommt...

schönen Abend noch



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 07.04.2016 22:07 von angus_67.
Hallo Micha,

ganz lieben Dank für diesen tollen Beitrag. Das ist ein sehr interessantes Thema, ich war just heute wieder mal vor Ort. Bin auf Deine Fortsetzung sehr gespannt - und hoffe gleichzeitig sehr, dass man Dich damit in diesem Forum weitermachen lässt.

Viele Grüße
Manuel
Auch von mir die Bitte:mehr davon!

Es grüßt - der Fuchs ;-)
hat jemand dazu auch Dokus von Schöneweide???
Hallo,

ich möchte mich den Dankesworten meiner Vorredner anschließen und freue mich ebenfalls bereits auf die Fortsetzungen. Im September vergangenen Jahres bin ich an der Strecke D von der Herzbergstr. via Stellwerk am Hof Lichtenberg vorbei zur Siegfriedstr. entlanggeradelt.

Viele Grüße vom Oberdeck...


Kann ich am Baum zundern?
Zitat
ttdragan
hat jemand dazu auch Dokus von Schöneweide???

Hab ich mal vor Jahren von einem alten Kollegen bekommen:


Vielen Dank für diese Doku, in Lichtenberg habe ich damals die noch aktive Industriebahn an vielen Stellen zu
Gesicht bekommen. Das Netz war recht verwirrend, die Gleise verschwanden irgendwo hinter Toren, Mauern und Hallen.
Auch die Stecke Nordost-Weißensee war stellenweise recht geheim, irgendwo kam sie dann wieder raus.

Größtes Rätsel: Der VEB Elektrokohle, hinter einer Mauer an der Straße "Am Wasserwerk" steht bis heute ein Lokschuppen,
auf dem gesamten Gelände kann man Reste von den Masten der Oberleitung erkennen.
Was für Elektroloks fuhren dort? Die einzigste Maschine, die ich aktiv dort mal sah, war eine (Werk-)V10/V22 mit Wagen nach
Anschluss Roeder. Ich hätte nach der Stillegung in den 90ern dort mal stöbern sollen, zu spät.
Auch das Rathaus Weißensee hatte über einen Bü an der Ruschestr. einen Anschluss, wahrscheinlich für Brennstroffe. Dort
wurde ich damals von einem netten Herrn in Lederjacke weggeschickt "hier gibt es nichts zu sehen". Das nähere Ansehen des
alten Fernmeldeamtes Dottistr. brachte mir fast eine Festnahme ein. Dabei interessierte ich mich nur für die alte Schalterhalle
mit seinen Kachelsäulen, dort war irgendeine Zahlstelle drin. Der Rest war noch Original-Postschalterhalle mit notdürftig übermalten
Schriftzügen aus 1000jähriger Zeit. Uralte Telefonzellen waren auch noch drin. Aber das schweift jetzt ab.

Geheimnisvolles Lichtenberg...
Danke für das Bild!!! Kann mich ein bissel daran erinnern....
Nicht zu vergessen die Strecke die zum Stasi Knast ging, wurde sicher auch Geheimgehalten das ganze.
Zitat
Sasukefan86
Nicht zu vergessen die Strecke die zum Stasi Knast ging, wurde sicher auch Geheimgehalten das ganze.

Da war nichts mit Geheimhaltung. In den Unterlagen stand immer Ministerium für Staatsicherheit drin. Das galt auch für die anderen beiden Anschlußgleise in Adlershof und Hohenschönhausen.
Zitat
Nordender
Größtes Rätsel: Der VEB Elektrokohle, hinter einer Mauer an der Straße "Am Wasserwerk" steht bis heute ein Lokschuppen,
auf dem gesamten Gelände kann man Reste von den Masten der Oberleitung erkennen.
Was für Elektroloks fuhren dort? Die einzigste Maschine, die ich aktiv dort mal sah, war eine (Werk-)V10/V22 mit Wagen nach
Anschluss Roeder. Ich hätte nach der Stillegung in den 90ern dort mal stöbern sollen, zu spät.

...also ich kann mich an die "Hauptstrecke" bis zum Materiallagerplatz an der Vulkanstrasse erinnern...aber ums Verrecken nicht an eine Elektrolok...was nix heissen soll...ein Jugendkumpel war dort auch Rangierer und hat mich öfters mal auf "seiner" Lok mitgenommen...es war eine Diesellok...
sehr gut sind mir die Drehscheiben in Erinnerung und der/die Traktor/en der/die Drehscheiben gedreht haben...zum Teil wurde auch per Seilwinde rangiert...unter anderem auch mit tödlichen Folgen

Zitat
Nordender
Auch das Rathaus Weißensee hatte über einen Bü an der Ruschestr. einen Anschluss, wahrscheinlich für Brennstroffe.

ähm...hier irrst du offensichtlich "Rathaus Weissensee" befindet sich nicht in der Lichtenberger Ruschestr.
Das Rathaus Lichtenberg befindet/befand sich in der Rathausstr./Möllendorfstr.

Zitat
Nordender
Dort
wurde ich damals von einem netten Herrn in Lederjacke weggeschickt "hier gibt es nichts zu sehen". Das nähere Ansehen des
alten Fernmeldeamtes Dottistr. brachte mir fast eine Festnahme ein. Dabei interessierte ich mich nur für die alte Schalterhalle
mit seinen Kachelsäulen, dort war irgendeine Zahlstelle drin. Der Rest war noch Original-Postschalterhalle mit notdürftig übermalten
Schriftzügen aus 1000jähriger Zeit. Uralte Telefonzellen waren auch noch drin. Aber das schweift jetzt ab.

Die ganze Gegend wurde nach und nach vom MfS "anektiert"...irgendwann in den 80ern wurde auch die Normannenstr. für den Durchgangsverkehr gesperrt...ein Fussballspieler im Hans-Zoschke-Stadion wurde sogar mal angeschossen...aus Versehen selbstverständlich

Grüß Angus
Hallo zusammen,

vielen Dank für die ermunternden Antworten. Und für die Ergänzungen, wie zB. das Bild von T6Jagdpilot aus Schöneweide und Nordender's Erinnerungen. Zum Rätsel um Reste von Oberleitungsmasten auf Elektrokohle weiß ich keine Antwort. Ich kann mich auch nur am Dieselloks erinnern. Auf dem Elektrokohlegelände sind mir diese Reste zwar nicht aufgefallen (verdammt), aber entlang der südlichsten Gleisgruppe (A) zu den früheren Konsumfabriken findet man in regelmäßigen Abständen
Betonsockel, die vielleicht Fundamente solcher Masten gewesen sein könnten.

Heute will ich jedoch erst mal zum Zentrum des damaligen Geschehens vorstoßen. Die roten Pfeile in den Bildern zeigen in Richtung des zentralen Stellwerkes der Anlage.


2. Mittendrin - Industrieumschlagbahnhof Roeder

1856 hatte Albert Roeder vom Berliner Magistrat das Amtsgut Lichtenberg für 158 Taler erworben (-> Wikipedia, Luise). Er begann, das Land in Parzellen aufzuteilen und diese gewinnbringend als Bauland wieder zu verkaufen. Sein Sohn Leo Roeder forcierte dies. Er konnte 1892 Lichtenbergs Gemeindevorsteher werden und so entscheidenden Einfluss auf eine förderliche Anpassung der Lichtenberger Gemeinderechtsverfassung nehmen. Und er versprach allen Industriebetrieben, die sich ansiedeln wollten, einen eignen Gleisanschluss. So entstand in der Folge die Industriestadt Lichtenberg, durchzogen von den Anlagen der Industriebahn, die bis zuletzt auch Anschluss Roeder oder einfach nur Roeder genannt wurde.

Angeschlossen wurde die Industriebahn über die kurz zuvor für das Krankenhaus Herzberge gebaute Kohlenbahn an den Bahnhof Lichtenberg. Im ersten Teil konnte man sehen, dass heute westlich vom Eingang des Zentralfriedhofes Friedrichsfelde auf der ehemaligen Bahntrasse ein asphaltierter Wanderweg angelegt wurde. Nach wenigen hundert Meter biegt dieser Weg nach links ab, während die Trasse der Kohlenbahn geradeaus weiterging, nur noch über den Zaun hinweg zu verfolgen. Der nach links abbiegende Weg liegt dagegen auf der für den Anschluss der Industriebahn neu angelegten Trasse.


[3] Die nach links abbiegende Trasse der Industriebahn.

Schienen liegen hier nicht mehr. Aber wenn man genau hinschaut, sieht man rechts welche im Wald stehen:


[3] Schienen mit Zuneigung - ist das Kunst oder hat(te) das doch mal einen Zweck?


[8] Leider verlässt der Weg auch diesmal bald die ehemalige Bahntrasse


[8] Der Zaun kann umgangen werden, viel gibt es aber nicht mehr zu sehen.


[8] Doch dann öffnet sich das Gestrüpp und man steht ratlos vor einer großen Freifläche.

Der hier errichtet "Landschaftspark" lässt hier keinerlei Erinnerung mehr an die Geschichte des Geländes zu. Die sicher einst quer über diese heutigen rechteckigen Weideflächen verlaufende Trasse musste zudem damals auch noch das jenseits der Weiden als Hang erkennbare Niveau erreichen. Es ist nicht nur schwer, sich die damals hier irgendwie verkehrenden Güterzüge vorzustellen, es ist leider auch nicht so einfach, überhaupt einen Weg zum anderen Ufer dieses seltsamen Areals zu finden.


[9] Hier könnte die Anschlussstrecke den Industrieumschlagbahnhof Lichtenberg erreicht haben.

An dieser Stelle ein kleiner Einschub. Hinter den Bäumen erstreckt sich das Gelände des früheren Industrieumschlagbahnhofes (IUB) und dahinter sieht man die Anlagen des BVG Betriebshofes Lichtenberg. Die dort leuchtenden Farben Orange und Weiß weckten meine Neugier:


[10] BVB Ikarus 260 (B-V 5027) hinter dem Zaun des BVG Betriebshofes Lichtenberg


[10] 5027 und 1337 in der hintersten Ecke des Betriebshofes - was bedeutet das?

Doch zurück zum Industrieumschlagbahnhof:


[9] Noch einmal die Stelle, an der der IUB erreicht wurde. Hinten sieht man bereits das Stellwerk.


[11] Das Stellwerk des IUB. Steht heute auf der Weide.


[9] Auch das Rangierfeld des IUB südlich des Stellwerkes dient heute als Schafweide.

Die hohen Lampen neben dem Weg erinnern noch an die Bahnnutzung. Auf diesem Gleisplan von 1984 erkennt man 13 Gleise, andere Quellen nennen bis zu 20 Gleise, die hier einst nebeneinander lagen.


[12] Weiter südlich wachsen bereits hohe Bäume auf dem ehemaligen Gleisfeld.


[12] Die Gleise reichten bis zur Gotlindestraße hinunter.

Ende der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde der IUB Roeder von Norden her an den neuen Rangierbahnhof Berlin Nord-Ost angeschlossen. Der hier beschriebene Anschluss an den Bahnhof Lichtenberg entfiel ab 1984.


Kartenbasis: OpenRailwayMap / OpenStreetMap

Gruß
Micha




3 mal bearbeitet. Zuletzt am 09.04.2016 23:54 von Micha.
Hallo zusammen,

die durch die Anschlussbahn Lichtenberg zu erschließenden Industriebetriebe erstreckten sich westlich des durch das Stellwerk markierten IUB bis hin zur Ruschestraße und Vulkanstraße, zum Teil auch darüber hinaus. Dazu zweigten vom IUB vier Gleisgruppen in dieses Gebiet ab, in alten Gleisplänen mit den Buchstaben A, B, C und D bezeichnet. Die auf den folgenden Bildern den früheren Gleisverlauf andeutenden roten Pfeile weisen wieder jeweils in Richtung des IUB-Stellwerkes,


3. Gleisgruppe D - Vom BVG Betriebshof zur Ruschestraße

Die südlichste Gleisgruppe D zweigte am IUB in südwestlicher Richtung ab und verlief zwischen Bornitzstraße und Josef-Orlopp-Straße. Die Trasse zwischen Stellwerk und Siegfriedstraße lässt sich heute noch auf einem in weitem Bogen nördlich des Straßenbahnhofes der BVG verlaufenden, asphaltierten Weg begehen.


[11] Das Stellwerk auf dem früheren IUB - hier begann die Gleisgruppe D


[13] Der asphaltierte Weg verläuft etwas ungemütlich zwischen abweisenden Zäunen ...


[13] ... hinter denen man nördlich noch Gleisreste und Laderampen erkennen kann, ...


[13] ... während auf der anderen Seite offenbar die BVG Gift mit dem blauen Engel transportieren will.


[14] An der Siegfriedstraße endet dieser Weg.

Auch auf der Siegfriedstraße kreuzen heute keine Industriebahngleise mehr die der Straßenbahn. Aber auf der anderen Straßenseite, hinter einer Plakatwand und einem alten Zaun, lässt sich noch Einiges entdecken. Zwischen Zaun und einer Tankstelle gelangt man zum Parkplatz eines Fitnessclubs. Früher befand sich hier mit dem Wälzlagerwerk der wichtigste Hersteller der DDR von Kugellegern jeglicher Art. Der Gleisanschluss ist noch gut erkennbar:


[15] Die von der Siegfriedstraße kommende Trasse ...


[15] ... erreicht die Rangiergleise des Wälzlagerwerkes.

Das kleine, weiße Gebäude rechts beherbergt noch heute die Reste einer für das Rangieren der Waggons genutzten Seilwinde:


[15] Die alte Seilwinde. Das Drahtseil wurde durch die Wandöffnung unten ...


[15] ... nach draußen und über die davor gelagerten Umlenkrollen ...


[15] ... auf das Gleisfeld zu den zu bewegenden Waggons geleitet.


[15] Am Prellbock rechts endeten einst die Gleise des Wälzlagerwerkes, ...


[15] ... die Gleisgruppe D ging aber hinter dem Zaun weiter und reichte noch weit bis hinter den Schornstein der Konsumbäckerei im Hintergrund.

Etwa auf halber Länge verläuft die Trasse oberhalb eines Sportplatzes an der Bornitzstraße. Hier bietet sich die Möglichkeit, durch eine Zaunlücke von der Bornitzstraße über die Straße 15 zur Josef-Orlopp-Straße zu wechseln. Früher kam man an dieser Stelle an der Feuerwache vorbei noch weiter bis zur Herzbergstraße.


[16] Der "Aufstieg" zur Trasse oberhalb des Sportplatzes


[16] Neben überwucherten Gleisen findet man hier in regelmäßigen Abständen ...


[16] ... diese Betonfundamente für offenbar runde Maste.

Vor der Ruschestraße erreichte die Gleisgruppe D das ausgedehnte Gelände der Berliner Konsumgenossenschaft mit Großbäckerei (da habe ich mal in den Schulferien gearbeitet) und Wurstfabrik und mehr.


[17] Gleisreste an der Konsumbäckerei


[17] Die letzten hundert Meter vor der Ruschestraße


[18] Ganz am Schluss ein Prellbock mit Umlenkrolle?


[18] Nein, nur fast. Im Strauchwerk erkennt man dahinter noch ein Signal Richtung Ruschestraße.

Tatsächlich überquerten die Gleise früher auch die Ruschestraße und reichten bis in den heutigen Gutspark hinein. Abgesehen von diesem Signal erinnert heute nichts mehr daran.


[18] Blick von der Ruschestraße aus.

Diese Strecke wurde ab 1913 bis zum Ende der DDR genutzt.


Kartenbasis: OpenRailwayMap / OpenStreetMap

Gruß
Micha

PS.: An dieser Stelle auch ein Dankeschön an einen unbekannten Hundebesitzer, dessen Spaziergänge öfters meine Erkundungen kreuzten, für seine Tipps und Erzählungen.


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