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Kino-Tipp
geschrieben von schallundrausch 
Kino-Tipp
04.10.2018 01:22
Hallo,

gerade gibt es eine Wiederaufführung des Films BERLIN BABYLON von 2001 (nicht zu verwechseln mit der Fernsehserie von Tom Tykwer). Ich habe die heute zu ersten Mal gesehen und möchte die jedem Nahverkehrsinteressierten wärmstens empfehlen. Für Leute, die sich haupthobbyig mit der Eisenflechterei beschäftigen ist der schon fast kanonisch, ich denke da so an André, Thomas, Manuel... :D

[youtu.be]

BERLIN BABYLON ist eine künstlerische, recht kritische Dokumentation über den Bauboom der Neunzigerjahre in Berlin. Viele der damals verantwortlichen Akteure kommen zu Wort, vor allem Architekten, aber auch Politiker, Bauherren und Behördenleiter. Dazwischen gibt es lange unkommentierte Passagen, in denen Aufnahmen assoziativ in Montagesequenzen zusammengeschnitten sind zu eigens komponierter Musk der EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN. Dazu gibt es einige kurze Archivaufnahmen aus der Nachkriegszeit.

Der primäre Fokus ist nicht der Nahverkehr, sondern natürlich die Architektur in ihren unterschiedlichen Ausprägungen. Abgesehen, dass ständig irgendwelche zeitgenössischen Fahrzeuge im Hintergrund durchs Bild rollen (481 im Senftopflack, DBuz hinter 118er auf der Stadtbahn) gibt es einige sehr interessante Aufnahmen mit Bahnbezug:

- eine Kamerafahrt aus Straßenbahngleisen über den Hackeschen Markt, als die Gleise noch auf der Nordseite lagen und durch die Neue Schönhauser Straße
- Sprengung des Lehrter und des Anhalter Bahnhofs
- Sprengung der Hausdurchfahrt über dem U-Bahnviadukt an der Trebbiner Straße
- Überflug über den Tiergartentunnel im Bauzustand mit den gefluteten Baugruben
- Bau des Hauptbahnhofs mit dem Lehrter Stadtbahnhof als Insel
- Unterwasseraufnahmen von der Betonage am Potsdamer Platz
- in der Abbaukammer unter einem Tunnelsegment in Senkkastenbausweise
- Schildvortrieb im Tiergartentunnel

Architekten aus dem Film (zumindest an die ich mich noch erinnern kann):
Helmut Jahn
Josef Paul Kleihues
Meinhard von Gerkan
Renzo Piano
Rem Koolhaas
Hans Kollhoff
Axel Schultes
Norman Foster

Filmisch sehr schön gelöst ist die Tatsache, dass keine Interviews gezeigt werden oder Offtexte gesprochen, sondern immer Gespräche aus nächster Nähe gefilmt werden und die Architekten sehr ungefiltert über ihre Projekte reden. So sieht man Axel Schultes fluchend über die Baustelle des Kanzleramtes stapfen und über die Ausführungsqualität schimpfen, und von Gerkan regt sich auf über die DB auf, die den Hauptbahnhof auf einmal für 70 Mio. billiger haben will, worauf er scherzhaft meint, dass er dann halt die schöne Gewölbeverkleidung eben nicht bauen kann. Wir wissen ja, wie die Geschichte ausging.

Der youtube-link ist leider in räudigster Qualität. Im Gegensatz zu vielen 'Kino'dokus, die eigentlich Fernsehschrott sind und nur wegen Förderkriterien im Kino laufen bietet aber BERLIN BABYLON viele Aufnahmen, die erst auf der großen Leinwand ihre Wirkung entfalten. Allein der Opening Shot schon ist beeindruckend bis schwindelerregend...
Derzeit läuft der Film täglich im Hackesche Höfe Kino (Termine hier: http://www.hoefekino.de/filme/berlin-babylon), kommenden Sonntag auch ein Termin im Westen, um 15:15h in der FK66



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 04.10.2018 01:31 von schallundrausch.
Re: Kino-Tipp
04.10.2018 14:11
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2 mal bearbeitet. Zuletzt am 15.10.2018 04:29 von krickstadt.
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