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Belästigung von Fahrgästen durch kommerzielle Spendensammler
geschrieben von Latschenkiefer 
Werte Mitforisten,
seit sich das öffentliche Leben wieder halbwegs normalisiert, sind auch wieder die kommerziellen Spendensammler aus ihren Löchern gekrochen. Wer nicht genau weiß, was das ist: das sind die meist sehr jungen, in farbigen Jacken gekleideten Menschen, die sich penetrant sämtlichen Passanten in den Weg stellen: "Hallo, junger Mann / junge Frau, bleiben Sie doch mal kurz stehen ..."

Gesammelt wird gefühlt jeden Tag für eine andere Organisation, daher sind es mal gelbe, mal rote, mal blaue Jacken; aber der grundsätzliche Ablauf bleibt immer gleich. Aber offensichtlich muss es sich lohnen.

Warum schreibe ich dies im Nahverkehrsforum? An zwei Stellen begegne ich diesen Damen und Herren regelmäßig, nämlich am Nordausgang des Hauptbahnhofs und am Westausgang des Wittenbergplatzes. In beiden Fällen sind zu fast 100% Nahverkehrsfahrgäste betroffen, die praktisch keine Möglichkeit haben, dieser Belästigung (so empfinde ich es) auszuweichen. Mit Sicherheit gibt es noch viele andere Stellen in der Stadt, wo diese anzutreffen sind.

Ich habe ein bisschen dazu recherchiert, und herausgefunden, dass es offenbar in Berlin (und auch anderen Bundesländern) keiner Genehmigung mehr bedarf, Spenden zu sammeln. Trotzdem kann ich mir kaum vorstellen, dass die sich einfach vor den Hbf stellen dürfen, um Spenden zu sammeln. Braucht man da nicht doch eine Genehmigung? Ist das jeweils noch Bahn / BVG-Gelände oder öffentlicher Grund? Dürfen die sich jedem Passanten in den Weg stellen (ja, die sind WIRKLICH aufdringlich)? Und vor allem: kann man irgendwas dagegen tun?

Für sachdienliche Hinweise bin ich dankbar. Ganz toll wäre es, wenn jemand selbst mal für diese Firma (Firmen?) gearbeitet hat, und daher über etwas Insiderinfos verfügt. Demjenigen wird natürlich sofort mit Hinweis auf Jugendsünden ("ich war jung und brauchte das Geld) verziehen. ;-)
Also das Bahngelände am Hauptbahnhof endet kurz hinter den Türen. Am Südausgang z. B. da, wo die "interessanten" Personen rumlumgern. Denn da endet auch der Einflussbereich der Bundespolizei und bis dahin dürfen sie Leute beim "Rausschmeißen" bringen.

Ich nehme also an, dass die Personen der Spendenorganisationen auf öffentlichem Grund stehen.
Ab wann aufdringliches Betteln einen Straftatbestand wie Nötigung oder so darstellt, weiß ich allerdings nicht. :)
Na das ist sehr lästig, genauso wie penetrante Schnorrer in den Zügen.
Bin die Leute oft losgeworden mit lauten Worten wie "Nein", "Weg da", "Von mir gibt es nichts". Wo es einmal nicht geholfen hat, hat den das russische "NJET" geholfen.

Ansonsten diese Typen mit Nichtachtung strafen.

Aber solange sich noch Mitmenschen bequatschen lassen oder beim Auftreten von "Bettlern" und "Musikanten" in den Zügen gleich brav die Geldbörse rausholen, wird sich da wohl nichts ändern. (Gleiches gilt bei den Hütchenspielern - ich weiß OI - wenn keiner sich drauf einlässt, verschwinden die von selbst.)

Aber es gibt ja leider immer noch Leute, oft Touris, die es toll finden, wenn viertklassiges Musikgedödel im Zug erklingt, eine Belästigung von allen "Bittstellern", ich will im ÖPNV nur meine Ruhe haben und nicht ständig angesprochen und beschallt werden.

**** Viele Grüße **** bleibt gesund !
@Latschenkierfer: Ja, das ist wirklich lästig. Und es sind ja nicht nur Spenden-, sondern auch Unterschriftensammelnde, oder Organisationen, denen man beitreten soll. Ich bin zum Glück gestählt, da ich in der Zeit aufgewachsen bin, als zusätzlich auch noch diverse Lokalzeitungen auf diese Art Abos an den Mann oder die Frau bringen wollten und man am Alex auf den paar Metern in der Verteilerebene zwischen BVG-Kundenzentrum und U5-Rolltreppen bis zu vier Leuten ausweichen musste.

Der wichtigste Trick (oder Livehack, wie ihr jungen Leute doch sagt? :)) - kurz hinter einem oder einer anderen Passant/in unterwegs sein, die oder der dann angesprochen wird. (Ja, ich weiß, etwas asozial, aber es funktioniert. Und beim nächsten Mal bin ich dann halt unfreiwilliges Schutzschild für andere.)

Zitat
Wollankstraße
Ansonsten diese Typen mit Nichtachtung strafen.

Ich denke, viele haben ein schlechtes Gewissen, weil es eigentlich gegen gesellschaftliche Konventionen verstößt, Menschen zu ignorieren, die einen ansprechen. Und genau das nutzen die Spenden- und Unterschriftensammelnden aus. Dies sollte man sich bewusst machen: diejenigen, die eigentlich sinnvolle gesellschaftliche Konventionen ausnutzen (und deshalb zu ihrer Erosion beitragen), sind in diesem Spiel "die Bösen", nicht diejenigen, die dieses Ausnutzen ablehnen.

Zitat
Wollankstraße
Aber solange sich noch Mitmenschen bequatschen lassen oder beim Auftreten von "Bettlern" und "Musikanten" in den Zügen gleich brav die Geldbörse rausholen, wird sich da wohl nichts ändern. (Gleiches gilt bei den Hütchenspielern - ich weiß OI - wenn keiner sich drauf einlässt, verschwinden die von selbst.)

Aber es gibt ja leider immer noch Leute, oft Touris, die es toll finden, wenn viertklassiges Musikgedödel im Zug erklingt, eine Belästigung von allen "Bittstellern", ich will im ÖPNV nur meine Ruhe haben und nicht ständig angesprochen und beschallt werden.

Ja, das nervt wirklich. Ich selbst habe einem Bekannten auf Berlin-Besuch auch schon erklärt, dass der Mist nur noch halb so toll ist, wenn man ihn jeden Tag mehrmals hat. Es wäre außerdem schön, wenn auch die Verkehrsunternehmen endlich mal ihre eigenen Beförderungsbedingungen durchsetzten.

Neben denen, die mit Musik im öffentlichen Raum ihren Lebensunterhalt verdienen (und/oder den ihres Bandenchefs), kommen ja seit einiger Zeit noch ach so kreative Hipster hinzu, die im Rahmen ihres Selbstfindungstrips die Welt mit ihren Machwerken belästigen (dass für Selbstfindung Selbstreflektion und -kritik wichtige Voraussetzung ist, damit es nicht bloß selbstgefälliges Marketingblabla ist, ist für diese Idiot:innen sowieso nebensächlich). Immerhin - ohne diese Gestalten hätte es einen der (lustig) bösesten Zeitungsartikel der letzten Jahre nicht gegeben:

Zitat
taz
Besinnungslose Netzklatschaffen

[...] Denn die Fahrgäste in der S-Bahn sind vielleicht müde. Sie haben den ganzen Tag gearbeitet, während die Mädchen vor dem Spiegel fröhliche Gesichter einstudierten, die am Ende doch nur wirken wie von einem Begeisterungsgenerator ausgeworfen, der wegen eines Kurzschlusses aus dem Fundus der Clownsschule aussortiert wurde.
Ja das nervt echt.

Von der russischen Methode ( die ich mit ein paar Worten mehr anreichere) bis zum wütenden Anfauchen der Leute ist bei mir alles drin.
Noch ist die rumänische Bettelmafia wieder allzu aktiv, den jungen Leuten die in der S3 betteln brülle ich auch gern"geh richtig arbeiten" entgegen.
BuPol und/oder Bahnsicherheit werden jedenfalls nicht aktiv-das ist die Quintessenz aus den Bettlerorgien.

Zeitungswerber haben gewöhnlicherweise eine Genehmigung, wenn U-Bahnverteilerebenen wie am Alex benutzt werden.

Das Revierartige Besetzen von Kaufhalleneingang/Sparkassentür durch rum. Bettler hat bei uns ruckartig nachgelassen,
als zu den Großkampftagen der Dinos aus dem Wohngebiet ( Markttag) die Pol. eine mobile Wache hinstellte und die grauen Panther aufgleiste,
das da keine armen Leute für Essen betteln, sondern das das organisierte Kriminalität ist.
Seitdem geben die nichts mehr und binnen weniger Tage waren die Bettler weg.
Und den gleichen Hinweis mit der OK bekommen Touris, die Bettlern was geben wollen, von mir auch.


Das alles ist allerdings kein Berliner Problem, vorm Hbf Antwerpen oder Stettin wurde ich auf gleiche Art angequatscht mit meinem Geld die Welt zu retten.

T6JP
Zitat
T6Jagdpilot
Zeitungswerber haben gewöhnlicherweise eine Genehmigung, wenn U-Bahnverteilerebenen wie am Alex benutzt werden.

Das macht's allerdings nicht besser.

Zitat
T6Jagdpilot
den jungen Leuten die in der S3 betteln brülle ich auch gern"geh richtig arbeiten" entgegen

OT: Viel perverser als die ist das vor allem in Südostasien (zumindest vor Corona) auftretende Phänomen des Begpacking: privilegierte Menschen aus dem Westen oder z.T. auch Russland gönnen sich ein One-Way-Ticket ans andere Ende der Welt und möchten sich die Weiter- und Rückreise erbetteln - in Ländern, in denen hunderttausende nicht wissen, woher sie ihr nächstes Essen bekommen.

[www.spiegel.de]
[kurier.at]
Zitat
Latschenkiefer
Für sachdienliche Hinweise bin ich dankbar. Ganz toll wäre es, wenn jemand selbst mal für diese Firma (Firmen?) gearbeitet hat, und daher über etwas Insiderinfos verfügt. Demjenigen wird natürlich sofort mit Hinweis auf Jugendsünden ("ich war jung und brauchte das Geld) verziehen. ;-)

In der Regel sind es ja seriöse Organisationen für die gesammelt wird, insofern gehe ich davon aus, dass diese Sammlungen ordnungsgemäß durchgeführt werden. Soweit Genehmigungen erforderlich sind, werden diese sicher eingeholt und auch weitere Auflagen eingehalten. Diese seriösen Organisationen, für die gesammelt wird (oft: Unicef, WWF, Greenpeace, Amnesty International), sind sicher auch Türöffner für die Genehmigung.

Die Menschen, die vor Ort stehen, wirken oft, als könnten sie auch inhaltlich hinter der Sammlung stehen. Insofern lässt sich dieses Modell sicher nur bedingt mit "ich war jung und brauchte das Geld" umschreiben. Auch wenn in der Regel Dienstleister die Sammlenden anstellen und bezahlen, wird diesen auch das Gefühl vermittelt, dass sie für einen guten Zweck arbeiten und nicht nur ein Produkt verkaufen. Aus zwei der Organisationen weiß ich auch, dass diese selbst die Schulung übernehmen.

Mir sind diese Sammlungen auch eher unangenehm und meine Bereitschaft, für diese Organisationen zu spenden, sinkt dadurch eher als dass sie steigt.
Die lesen hier mit ;-)

Heute sind rund um die Bushaltestelle am U Johannisth.Ch. Richtung Osten gleich drei (!) Stände aufgebaut.
Zitat
Lopi2000
Die Menschen, die vor Ort stehen, wirken oft, als könnten sie auch inhaltlich hinter der Sammlung stehen. Insofern lässt sich dieses Modell sicher nur bedingt mit "ich war jung und brauchte das Geld" umschreiben. Auch wenn in der Regel Dienstleister die Sammlenden anstellen und bezahlen, wird diesen auch das Gefühl vermittelt, dass sie für einen guten Zweck arbeiten und nicht nur ein Produkt verkaufen. Aus zwei der Organisationen weiß ich auch, dass diese selbst die Schulung übernehmen.

Dies ist leider schon lange nicht mehr der Regelfall. Auch dieser Bereich ist längst durchkommerzialisiert und wir von einigen zwischengeschalteten Agenturen beherrscht, die unabhängig vom Spendenzweck möglichst viel verdienen wollen. Und leider machen viele Hilfsorganisationen immer noch mit - und nehmen schlechte Arbeitsbedingungen, Betrug, Belästigungen in Kauf. Das betrifft Haustürgeschäfte ebenso wie Straßenstände.

Einige Artikel dazu - schon einige Jahre alt:

[www.brandeins.de]

[www.stimme.de]

[www.ndr.de]

Zitat
Lopi2000
Mir sind diese Sammlungen auch eher unangenehm und meine Bereitschaft, für diese Organisationen zu spenden, sinkt dadurch eher als dass sie steigt.

Das dürfte vielen so gehen.
Und ist auch kein guter Imageträger und Wohlfühlfaktor für die Nutzung des ÖPNV, wenn das alles überhand nimmt. Niemand möchte während seiner Fahrt gleich mehrmals angesprochen werden, um Geld zu spenden. Und dabei ist es in der Summe egal, ob tatsächlich Bedürftiger, mafiös organisierte Bettlerkolonnen, Pseudomusiker oder ganz legal zugelassene Spendenagenturen.

Ingolf
Hallo zusammen!

Zitat
def
[...] Und es sind ja nicht nur Spenden-, sondern auch Unterschriftensammelnde, oder Organisationen, denen man beitreten soll. [...]

Solche "Unterschriftensammlungen" sind ein beliebter Ablenkungstrick, um eine Person durch Taschendiebe bestehlen zu können. Das sollte einem dabei bewusst sein.

Genauso beim Hütchenspiel. Dass es sich dabei um Betrug handelt, ist sicherlich den meisten klar. Es gibt aber immer wieder Leute, die dabei zuschauen, um hinter den Trick zu kommen. Auch da lauert die Gefahr in Form von diebischen Komplizen von hinten.

Viele Grüße
Manuel



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 16.07.2020 13:36 von manuelberlin.
In erster Linie weiß man doch gar nicht was mit seinen Daten geschieht wenn man am Stand unterschreibt und vlt.sogar ne Kontonr.angibt.
In zweiter Linie haste dann noch unbewusst ein Zeitungsabo an der Backe und in dritter Linie wirste vlt.auch noch beklaut durch Ablenkung.
Zitat
micha774
In erster Linie weiß man doch gar nicht was mit seinen Daten geschieht wenn man am Stand unterschreibt und vlt.sogar ne Kontonr.angibt.
In zweiter Linie haste dann noch unbewusst ein Zeitungsabo an der Backe und in dritter Linie wirste vlt.auch noch beklaut durch Ablenkung.

So unseriös sind diese Stände dann normalerweise auch nicht. Auch wenn sie von Drückerkolonnen manchmal nicht weit entfernt sind, können sich die großen NGOs, die über diese sammeln lassen, auch keine ganz schwarzen Schafe leisten.
Egal ob NGO, genehmigter Zeitschriftenwerbestand oder Rumänenbettler.. ich empfinde sowas als Störung.
Das ist genauso widerlich wie irgendwelche Hausierer-auch wenn letzteres seit Corona schlagartig aufgehört hat.
Seit der Wende hab ich eins für solche Dinge gelernt: Misstrauen ist die erste Bürgerpflicht.
Da ist das Beispiel aus Manuels Beitrag nur ein Grund für das Misstrauen.

T6JP
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