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Sicherheit im ÖPNV
geschrieben von New Yorker Subway 
Hier ein paar Meldungen aus der Presse und von der Polizei. Das ist nur die Spitze vom Eisberg.

Tatort U-Bahn: Erst waren es Übergriffe auf mehrere Fahrgäste in Berlin, jetzt legten Randalierer gleich eine komplette Linie lahm.

Der lahmgelegte Zug steht auf der Oberbaumbrücke

Am Neujahrsmorgen stoppten die Chaoten Züge, Fahrgäste mussten über die Gleise irren. Ein Zugfahrer wurde angegriffen, die Polizei musste einschreiten.

Stillstand zwischen Kottbuser Tor und Warschauer Straße: Um 0.45 Uhr hatten unbekannte Chaoten das erste Mal die Notbremse eines Zuges gezogen. Ein böses Spiel, das sich über mehrere Stunden hinzog und bis 3.46 Uhr den Verkehr teilweise zum Erliegen brachte.

Auf dem Bahnhof Schlesisches Tor wurde ein Zugführer (43) mit Tritten ins Kreuz attackiert, als er in einem Abteil die gezogene Notbremse lösen wollte.
Fotogalerie

Die knallig-rauschende Silvesternacht

Nachdem dann auch noch die ersten Fahrgäste auf eigene Faust durch das Schotterbett stolperten, musste die BVG den Strom abstellen. Lebensgefahr!

Die Polizei wurde zu Hilfe geholt „Insgesamt fielen dadurch zwölf Züge aus“, sagte BVG-Sprecherin Heike Müller der B.Z.. „Etwa 1000 Fahrgäste waren betroffen.“

Polizisten beschossen

Rund 100 Menschen brachten Polizisten sicher von den Gleisen an der Oberbaumbrücke. Wer hinter dem Bahnchaos steckt, ist noch unklar.


Einen Zusammenhang mit vorangegangenen Ausschreitungen in Kreuzberg schließt die Polizei derzeit aus. Hier hatten gegen Mitternacht etwa 50 Randalierer Polizisten mit Böllern und Raketen beschossen.

Erst Prügel-Attacken an Bahnhöfen, jetzt Chaos in Zügen – Wie sicher sind Fahrgäste eigentlich noch?

Die BVG setzt vor allem auf Videoüberwachung, die in diesem Jahr erneut ausgeweitet werden soll. Auch verstärkte Streifen sind im Gespräch.

Rauchen in der U-Bahn, Pöbeleien im Zug. Es waren Kleinigkeiten, die in den vergangenen Tagen zu schweren Prügel-Attacken in U-Bahnen führten. Jeder Tag eine neue Tat – hat die Gewalt seit dem Vorfall in München zugenommen? Schlägereien und Körperverletzungen, wie sicher sind unsere Bahnhöfe?

BVG-Sprecherin Monika Schmitt sagt: „Wir können keine Zunahme solcher Straftaten feststellen.“ Die Polizei will keine Angaben machen über einen neuen Gewalttrend und verweist auf ihre Kriminalstatistik für 2007, die im Februar erscheinen soll.

Ein Mann hat gestern Abend eine Metallschiene in das Gleisbett eines U-Bahnhofes in Charlottenburg geworfen. Zeugen beobachteten gegen 20 Uhr 30 einen Mann im U-Bahnhof Bismarckstraße auf dem Bahnsteig der Linie 7 in Richtung Rudow, wie dieser eine ca. drei Meter lange Aluminiumschiene, die er mit sich trug, in das Gleisbett warf. Einer der Zeugen hatte sofort eine der auf dem Bahnhof befindlichen Notsignaleinrichtungen betätigt, so dass ein heranfahrender Zug nicht in den Bahnhof einfahren konnte. Ein 31-jähriger Mitarbeiter einer Wachschutzfirma holte die Metallschiene aus dem Gleisbett wieder heraus. Alarmierte Polizeibeamte nahmen den 45-jährigen noch vor Ort fest. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

Aus einer Gruppe von sechs Jugendlichen heraus wurde gestern um 23 Uhr 20 in Kreuzberg in der Kochstraße ein BVG-Bus der Linie M 29 beschädigt. Die Täter warfen einen unbekannten Gegenstand gegen den in einen Haltestellenbereich einfahrenden Bus und beschädigten dadurch die vordere rechte Seitenscheibe des Fahrzeugs.

# 0002
In gleicher Manier agierten unbekannt gebliebene Täter gegen 3 Uhr 30 in Reinickendorf. Der 32-jährige Busfahrer bemerkte den Vorfall in der Calauer Straße, als eine hintere Seitenscheibe zersplitterte. Zum Tatzeitpunkt befanden sich keine Fahrgäste im Bus. Dieser wurde anschließend aus dem Linienverkehr genommen.

In der Vincent-van-Gogh-Straße in Lichtenberg zündete gestern gegen 20 Uhr 30 ein unbekannter Fahrgast in einem Bus der Linie x 54 einen Feuerwerkskörper. Durch den Knall erschrak der 47-jährige Fahrer und bremste den Bus. Ein weiterer Passagier warf daraufhin zwei weitere Feuerwerkskörper in Richtung des Führerstandes. Nachdem der Busfahrer nun alle Passagiere aussteigen ließ und den Bus inspizierte, stellte er fest, dass Unbekannte einen Nothammer aus der Verankerung gerissen und damit eine 160 cm x 80 cm große Scheibe zerstört hatten. Verletzt wurde niemand.




Schade das der Berliner Senat und die BVG von uns nix gelernt haben.



http://de.wikipedia.org/wiki/Broken-Windows-Theorie

http://de.wikipedia.org/wiki/Nulltoleranzstrategie


New York zählte 1990 zu den unsichersten Großstädten der Welt. Innerhalb von neun Jahren sank die Kriminalitätsrate um 70 Prozent. Ob die Null-Toleranz-Strategie fortgesetzt wird, ist fraglich.

Sichtbare Präsenz der Polizei auf der Straße und keine Toleranz bei Gesetzesverstößen: Mit diesen und anderen Strategien konnte in New York die Zahl der Straftaten drastisch gesenkt und das subjektive Sicherheitsgefühl der Bewohner erhöht werden. "Die Polizei griff bei leichten Delikten hart durch. Dadurch wurden größere Straftaten verhindert", berichtete Captain James F. Albrecht von der New Yorker Polizei bei einem Vortrag in Wien.
Vor zehn Jahren hatte New York mit 2.200 Morden und 150.000 Autodiebstählen die höchste Kriminalitätsrate seit Jahren. Die Polizei plante Strategien gegen die steigende Kriminalität. Zunächst sollte der Kontakt zur Bevölkerung verbessert werden; mehr Polizisten auf die Straße, war die erste Maßnahme. 1990 gab es in New York 25.000 Polizeibeamte; etwa 3.000 Beamte im Innendienst versahen wieder Dienst auf der Straße. Man benötigte zusätzliche 5.000 Beamte. An jeder Straßenecke der Millionenstadt sollte ein Polizist zu sehen sein.
Das Null-Toleranz-Prinzip wurde 1993 von Bürgermeister Rudolph Giuliani eingeführt. Er ordnete an, dass schon bei geringfügigen Delikten hart durchgegriffen werde. Giuliani befragte die Bürger, was ihnen am meisten Probleme mache und ob sie bereit wären, mehr Steuern zu zahlen, um die öffentliche Sicherheit durch mehr Polizei auf der Straße zu erhöhen. Die Steuererhöhung machte zehn Dollar pro Person im Jahr aus. Ein geringer Preis für mehr Sicherheit, den die acht Millionen Einwohner gerne zu zahlen bereit waren.
Mit dem Projekt Community Policing wurden die Bürger in die Polizeiarbeit eingebunden, sie konnten ihre Sorgen äußern und Verbesserungsvorschläge einbringen. "Erstaunlich war, dass die Probleme der Bürger nicht die Schwerkriminalität sondern geringfügige Dinge betrafen wie zu viele Bettler, lärmende Jugendliche und zu viele Taxis, die älteren Menschen das Überqueren der Straße erschwerten", erläuterte Albrecht. Viele Jugendliche schwänzten die Schule und begingen Straftaten. Die Polizei griff die Schulschwänzer auf und führte sie in Handschellen in die Schule. Angesichts dieser drastischen Methoden überlegten es sich viele Jugendliche, der Schule fernzubleiben. Schwerpunktmäßige Verkehrskontrollen erwiesen sich als erfolgreich. Festgenommene erhielten einen Fragenkatalog. Sie wurden befragt, ob sie andere Kriminelle kannten oder von Straftaten wussten. Täter sprechen nämlich lieber über andere Personen, als über sich selbst. "Das Verblüffende ist, dass 90 Prozent der Angaben stimmten", sagte Captain Albrecht.
Der Polizeichef als "Konzernleiter" hat die Aufgabe, das Produkt Sicherheit zu erhöhen. Die Revierkommandanten führen ihre Reviere wie Filialen eines Großbetriebs, sie führen monatliche Statistiken über die zehn häufigsten Delikte. Bei den monatlichen Besprechungen mit dem Polizeichef müssen sie Strategien vorlegen, wie sie die Zahl der häufig vorkommende Delikte senken würden. Gelingt ihnen das nicht, besteht Gefahr, dass sie abgelöst werden. Nicht überall finden die Strategien der New Yorker Polizei Zustimmung. Wegen des rigorosen Einschreitens der Polizei befürchten Bürgerrechtler, New York könnte zu einem "Polizeistaat" werden. Die Kritiker wiesen auf ein Ansteigen von Polizeiübergriffen hin. Die Amtsperiode Rudolph Giulianis läuft demnächst aus. Befürworter seiner Null-Toleranz-Strategie sehen die Sicherheit der US-Metropole wieder in Gefahr: Der nächste Bürgermeiser könnte eine liberalere Politik der inneren Sicherheit einführen.
Siegbert Lattacher


Das nachgestellte Konzept entstand durch Modifizierung einer Theorie aus dem kriminologischen Bereich.

Die beiden US-Sozialforscher George L. Kelling und James W. Wilson stellten 1982 in einem Aufsatz in der Zeitschrift „Atlantic Monthly“ (34) ein relativ einfaches Modell zur Gewaltverminderung und -vermeidung auf, das als „Broken-Window-Theorie“ bekannt wurde und als Basis einer Vielzahl von Konzepten diente, die sich mit Verbrechensbekämpfung und Gewaltprävention befassen. Das bekannteste Konzept, das auf Kellings und Wilsons Theorie fußt, ist sicherlich die Null-Toleranz-Offensive von New Yorks Polizeichef William Bratton, der die Kriminalitätsrate „seiner Stadt“ zwischen 1990 und 1996 (35) um knapp die Hälfte senkte und damit Bürgermeister Giuliani zu einer ungeheuren Beliebtheit in der Bevölkerung verhalf. (36) Andere Beispiele mit gleichem Namen fanden sich in verschieden Ländern der Europäischen Union u. a. auf dem Verkehrssektor. Portugal pflasterte seine Schnellstraßen mit Plakaten, die empfindliche Strafen bei den kleinsten Geschwindigkeitsübertretungen oder anderen Bagatellvergehen androhten. Auch in den Innenministerien der Bundesrepublik blieb die Theorie nicht ohne Anklang.
Ausgerechnet im eher linksgerichteten „Kriminologischen Journal“ (37) fand sich 1996 der „Broken-Window-Aufsatz“ unter der genau übersetzten Überschrift „Polizei und Nachbarschaftssicherheit: Zerbrochene Fenster“.

Wie der Titel des Beitrags schon sagt, setzen sich die Autoren mit der Beziehung zwischen Polizei und der Bevölkerung eines Wohnviertels auseinander. Es geht vordergründig um ein Plädoyer für die polizeiliche Fußstreife. Die Leute fühlten sich durch die bloße Anwesenheit dieser Polizisten, die nicht im Auto oder auf dem Revier saßen, sicherer (das subjektive Sicherheitsbewusstsein stieg), ohne dass diese die objektive Kriminalitätsrate verringert hätten. Die Polizisten, die von Kelling begleitet wurden, waren sofort zur Stelle und konnten die Einhaltung sowohl formeller als auch informeller Regeln einfordern. „Diese Regeln wurden in Zusammenarbeit mit den ‚Ortsansässigen’ definiert und durchgesetzt. Andere Nachbarschaften mochten andere Regeln haben, diese jedoch waren für jedermann ersichtlich, die Regeln für diese Nachbarschaft.“ (38) Verstöße dagegen wurden sofort geahndet.
Von diesem Vorgehen sind die Autoren absolut überzeugt. Alle anderen Verhaltensweisen - Laissez-faire oder einfach Sorglosigkeit - würden zum Zusammenbruch von informeller Kontrolle und langfristig zum Einsturz der Gemeinschaft führen.
Wilson und Kelling beschreiben diesen Domino- oder Schmetterlings-Effekt beispielhaft folgendermaßen:

„Ein Grundstück ist verlassen, das Unkraut wächst und eine Scheibe wird eingeschlagen. Erwachsene schelten lärmende Kinder nicht mehr; die Kinder, dadurch ermutigt, werden rebellischer. Familien ziehen aus, ungebundene (‚unattached’) Erwachsene ziehen ein. Jugendliche treffen sich vor dem Laden an der Ecke. Der Ladenbesitzer fordert sie auf wegzugehen, sie weigern sich. Es kommt zu Auseinandersetzungen. Abfall häuft sich. Die Leute beginnen vor dem Laden zu trinken: und dann stürzt ein Betrunkener auf dem Bürgersteig, darf liegen bleiben und seinen Rausch ausschlafen. Fußgänger werden von Bettlern angesprochen.
[…] viele Einwohner werden glauben, daß die Kriminalität, insbesondere Gewaltverbrechen, ansteigt. Sie werden ihr Verhalten daraufhin entsprechend ändern. So werden sie weniger oft auf die Straße gehen und sich auf der Straße mit Distanz zu ihren Mitbürgern bewegen; sie werden sich mit abgewandten Augen, verschlossenen Lippen und schnellen Schritten fortbewegen. [Für viele] hört die Nachbarschaft auf zu existieren […].
Ein derartiges Gebiet ist sehr anfällig für die Entstehung von Kriminalität.“ (39)


In der obigen Passage findet man das „zerbrochene Fenster“, das der Theorie von Wilson und Kelling ihren Namen gab.

„Sozialpsychologen und Polizeibeamte stimmen darin überein, daß ein zerbrochenes Fenster in einem Gebäude, das nicht repariert wird, die Zerstörung der restlichen Fenster des Gebäudes innerhalb kürzester Zeit nach sich zieht. Dies gilt für gehobene Nachbarschaftsgegenden ebenso wie für heruntergekommene. Die Zerstörung von Fensterscheiben geschieht nicht deshalb übermäßig oft in einer Gegend, weil dort viele Zerstörer von Fensterscheiben leben, während sich in anderen Gegenden Fensterscheibenliebhaber aufhalten. Viel eher trifft zu, daß ein nicht wieder in Stand gesetztes Fenster ein Zeichen dafür ist, daß an diesem Ort keiner daran Anstoß nimmt. So können beliebig viele Fenster zerstört werden, ohne daß damit gerechnet werden muß, für den Schaden aufzukommen. (Es macht ja auch eine Menge Spaß.)“ (40)


Die Konsequenz, die daraus zu ziehen ist, wurde bei den Fußpatrouillen der Polizei bereits angesprochen - das Fenster muss schnellstens repariert werden („fixing broken windows“ (41)).

Wie repariert man nun das „zerbrochene Fenster“?
Bagatellvergehen und Kleinkriminalität müssen besonders vehement verfolgt und abgestraft werden. Kriminalität im großen Stil muss von unten her ausgetrocknet und damit ihr der Nährboden entzogen werden. Wer beispielsweise beim Graffitisprühen bereits schmerzhaft bestraft wurde, der wird sich auch nicht zum Serienmörder entwickeln, so die einfache Losung. (42) Nach Wilson und Kelling können die „Reparaturarbeiten“ oftmals ungerecht erscheinen, aber der Zweck heiligt hier die Mittel (43).
Dieser Umstand macht die Broken-Window-Theorie für die Praxis tauglich, gebrauchsfähig („utilitaristisch“). Sie ist nicht unbedingt ein Geniestreich der modernen Soziologie, weil sie Hintergründe von Aggression, Gewalt usw. völlig außer Acht lässt. „Das Konzept der ‚zerbrochenen Fenster’ reduziert komplexe Theorien von der Ätiologie der Gewalt. Ursache der Gewalt ist, kurz gesagt, der Gewalttäter. […] Die Broken-Window-Theorie steht damit den orthodoxen ‚root causes’-Theorien der 60er, 70er und 80er Jahre (Armut, Arbeitslosigkeit, soziale Ungleichheit etc. als ‚tiefere Ursachen’) in einem krassen Gegensatz entgegen.“ (44)
Solche Utilitaritätstheorien sind vor allem aus den Wirtschaftswissenschaften bekannt, in denen der Mensch in einfachsten Modellen auf den „homo oeconomicus“, reduziert wird. Hier, wie in der Broken-Window-Theorie lautet das Paradigma: Jeder Mensch strebt nach seinem persönlichen maximalen Nutzen, oder, differenzierter ausgedrückt: „Jeder individuelle Akteur optimiert seine Entscheidungen danach, zu minimieren, was er für Verluste hält, und zu maximieren, was er für Gewinne hält.“ (45)
Um es im Vergleich deutlich zu machen: Ob es um die Kaufentscheidung für ein Auto oder um die Entscheidung geht, ein fremdes Auto aus Spaß zu zerkratzen - der Entscheidungsprozess, der sich im Kopf abspielt ist der Gleiche: Ich wiege die realen Kosten mit den Opportunitätskosten für mein Handeln ab. Sind die realen Kosten sowohl für das Auto als auch für das Beschädigen eines Autos „bezahlbar“ oder noch besser „gering“, werde ich das Auto kaufen, bzw. werde ich das Auto beschädigen. Sind sie zu hoch bzw. sind die Opportunitätskosten weit reizvoller, kann ich mir die Handlung (Kauf oder Beschädigung) also „nicht leisten“, werde ich von Kauf bzw. Beschädigung Abstand nehmen.
Der Ansatz der „rationalen Wahl“ („rational choice“) reduziert den Menschen auf ein relativ eindimensionales Subjekt; aber genau dieses „einfache“ Moment lässt die Theorie so faszinierend erscheinen.

In der Broken-Window-Theorie wird nicht die Biographie des Einzelnen betrachtet („er hatte eine schwere Kindheit“), sondern sein sichtbares Verhalten und das soziale Umfeld, das seine rechtswidrige Tat begünstigt, werden in den Blick genommen und sollen verändert werden. Alle anderen Faktoren vernachlässigt man schlichtweg bzw. lässt sie unberücksichtigt. Hinter der Theorie von Wilson und Kelling steht ein negatives Menschenbild in Hobbescher Tradition - ähnlich wie bei den meisten Lerntheorien, besonders der behavioristischen, werden - auf der Folie von Reiz-Reaktions-Schemata - lediglich Teilaspekte des menschlichen Wesens fokussiert, analysiert und aus den daraus gewonnen Erkenntnissen Strategien konzipiert, die das Verhalten des Menschen perfektionieren sollen. Dass der „ganzheitliche Mensch“ dabei auf der Strecke bleibt und eine mechanistische Auffassung vorherrscht, ist dabei nicht verwunderlich.

Die Gefahren einer konzeptionellen Umsetzung liegen auf der Hand - Polizeiwillkür und prekäre Rechtsauslegung. Wenn sich irgendwo ein Sicherheitsrisiko eröffnet, soll die Polizei sofort eingreifen, nicht erst, wenn etwas passiert ist, nach den Tätern suchen. Das erinnert an den Ausnahmezustand, der in der Bundesrepublik für bestimmte Gebiete und Situationen gilt, in denen z.B. Castor-Behälter blockiert werden.

ÖPNV DER UMWELT ZUR LIEBE !



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 03.01.2008 16:31 von New Yorker Subway.
New Yorker Subway schrieb:
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> Hier ein paar Meldungen aus der Presse und von der
> Polizei. Das ist nur die Spitze vom Eisberg.
>
> Tatort U-Bahn: ...

Tolle Schlagzeile, könnte aus gewissen Presseerzeugnissen stammen, für die ich hier keine Reklame machen will und darf.
Was soll die BVG nun machen, den Betrieb einstellen? Das wird sie nicht tun. Immerhin wurden 99,999% der Fahrgäste auch in der Silvesternacht planmäßig und ohne Zwischenfälle an ihre Ziele gebracht. Die Verfolgung von Straftätern obliegt der Berliner Polizei, solche Personen hat es in Berlin schon immer gegeben, im Mittelalter wurden ihnen die Hände abgehackt oder sie an den Pranger gestellt, was aber auch nur begrenzt geholfen hat.

so long

Mario



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 04.01.2008 09:59 von der weiße bim.
New Yorker Subway schrieb:
-------------------------------------------------------
> BVG-Sprecherin Monika Schmitt sagt: "Wir
> können keine Zunahme solcher Straftaten
> feststellen." Die Polizei will keine Angaben
> machen über einen neuen Gewalttrend und verweist
> auf ihre Kriminalstatistik für 2007, die im
> Februar erscheinen soll.

Und wie passt das bitte zur Überschrift?!

> Die BVG setzt vor allem auf Videoüberwachung, die
> in diesem Jahr erneut ausgeweitet werden soll.
> Auch verstärkte Streifen sind im Gespräch.

Wenn die BVG meint, Millionen übrig zu haben, um Millionen unbescholtener Fahrgäste unter datenschutzrechtlich äußerst fragwürdigen Rahmenbedingungen in ihren Grundrechten zu beeinträchtigen, sollte das langsam mal dazuführen, daß diese unsinnigen Ausgaben durch entsprechenden Mittelkürzungen aus dem Verkehrsvertrag eingespart werden. Im Sozialhaushalt fehlen solche Mittel nämlich dringend, um die Ursachen der Probleme auch nur ansatzweise zu behandeln.
Zitat

Und wie passt das bitte zur Überschrift?!

Überschriften können wir uns hier alle ausdenken.
Wenn die Statistik aussagt, dass es weniger Straftaten gab, kann die Überschrift lauten wie man sie hier haben will. Die Überschrift zu dem ersten Artikel lautet in der Berliner Zeitung ganz harmlos: "Nach der Silvesterfeier die Notbremse gezogen"

Zitat

Im Sozialhaushalt fehlen solche Mittel nämlich dringend, um die Ursachen der Probleme auch nur ansatzweise zu behandeln.

Dann würde man eben Personal einstellen um die Bahnhöfe zu überwachen. In den nächsten 15 Jahren hättest du aber mit den Personalkosten 3x die Bahnhöfe und Fahrzeuge in Berlin mit Videoüberwachung ausrüsten können.
Wo spart man denn nun wirklich- auf Dauer?

KH
Lopi2000 schrieb:
-------------------------------------------------------
> New Yorker Subway schrieb:
> --------------------------------------------------
> -----
> > BVG-Sprecherin Monika Schmitt sagt: "Wir
> > können keine Zunahme solcher Straftaten
> > feststellen." Die Polizei will keine Angaben
> > machen über einen neuen Gewalttrend und
> verweist
> > auf ihre Kriminalstatistik für 2007, die im
> > Februar erscheinen soll.
>
> Und wie passt das bitte zur Überschrift?!


Eigendlich müsste es heissen Wir wollen keine Zunahme solcher Straftaten feststellen.Und die Polizei darf keine angaben machen ist ja schliesslich bald Wahlkampf.

Ah eine neue Statistik na ja Währe ja nicht die erste die Gefälscht wurde mit solchen Statistiken ist die Polizei ja schon öfter auf die Nase gefallen.

Traue nur der Statistik die du selbst gefälscht hast. Churchill

ÖPNV DER UMWELT ZUR LIEBE !



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 03.01.2008 16:58 von New Yorker Subway.
Lopi2000 schrieb:
-------------------------------------------------------
> Wenn die BVG meint, Millionen übrig zu haben, um
> Millionen unbescholtener Fahrgäste unter
> datenschutzrechtlich äußerst fragwürdigen
> Rahmenbedingungen in ihren Grundrechten zu
> beeinträchtigen, sollte das langsam mal
> dazuführen, daß diese unsinnigen Ausgaben durch
> entsprechenden Mittelkürzungen aus dem
> Verkehrsvertrag eingespart werden. Im
> Sozialhaushalt fehlen solche Mittel nämlich
> dringend, um die Ursachen der Probleme auch nur
> ansatzweise zu behandeln.


Ihre Täterschutz-Argumentation wird durch Wiederholung nicht besser.

Welche Taten sollen denn durch einen höheren Sozialetat vermieden werden?
Gibt es dadurch etwa weniger reisende Graffiti-Täter, die, sagen wir mal, aus Dänemark oder Holland in der Ferienzeit nach Berlin kommen, weil man hier in dieser herrlich abgeranzten Stadt - in der sie selbst nicht wohnen oder gar Bahn fahren müssen - so cool sprühen und scratchen und "Fame" erlangen kann?
Martin Kley schrieb:
-------------------------------------------------------
> Ihre Täterschutz-Argumentation wird durch
> Wiederholung nicht besser.

Muss sie ja auch nicht, sie ist schon gut genug. Aber scheint leider noch nicht überall angekommen zu sein. Schade eigentlich, daher auch die Wiederholung. Und wenn es um den Schutz von Grundrechten geht, gelten diese natürlich auch für Tatverdächtige.

> Welche Taten sollen denn durch einen höheren
> Sozialetat vermieden werden?

Zahlreiche. Zwar wäre auch das nur eine leichte Linderung der Schäden, die die neoliberale/kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung mit ihren Ausgrenzungsmechanismen so verursacht, aber sicherlich wirtschaftlicher als hinterher irgendwelche vermeindliche Schäden zu beseitigen und die Täter teuer "wegzuschließen". Aber derart sachlichen Argumenten wird weder in der diskutieren Presselandschaft noch seitens einiger User hier zugehört.
Welches Grundrecht wird denn eigentlich verletzt?

Und welche Schäden sind nur vermeintlich?



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 03.01.2008 18:10 von Martin Kley.
Re: Sicherheit im ÖPNV
03.01.2008 18:40
Das verletzte Grundrecht ist das der informationellen Selbstbestimmung. Hat schon seine Bewandtnis und ist auch wenn die Verletzung nicht auf der Stelle weh tut durchaus schützenswert.
Was nicht bedeuten soll, dass ich die Theorien zu den Schäden durch "neoliberale/kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung" unterstützen möchte. Das New-Yorker zero tolerance Prinzip scheint generell aufzugehen. Entsprechend ist eine bessere Präsenz von Sicherheitskräften und auch ein konsequentes Durchgreifen durchaus zu befürworten. Dafür helfen aber nicht ausschließlich neue Kameras oder mehr Sicherheitskräfte, sondern dafür müssen letztere auf Verstöße auch reagieren und das - wie wir von New-York lernen können auch bei verhältnismäßig harmlosen Verstößen.
Kritisch sind die zusätzlichen Kameras erst zu sehen, wenn die aufgenommenen Bilder auch gespeichert werden. Solange sie nur auf der Stelle ausgewertet werden und bei erkennbaren Verstößen jemand vor Ort geschickt wird, sehe ich das weniger kritisch. Die Privatsphäre ist so nicht mehr bedroht, als durch physisch anwesendes Aufsichtspersonal vor Ort.

Gruß

Jonas
Martin Kley schrieb:

> Welche Taten sollen denn durch einen höheren
> Sozialetat vermieden werden?

Das es einen Zusammenhang zwischen den (sozialen) Lebensbedingungen der Menschen und der Kriminalitätsrate gibt ist seit Jahrzehnten bekannt und es ist schon ein wenig erstaunlich, dass darüber noch diskutiert werden muss. Selbst konservative Politiker sehen hierzulande da einen Zusammenhang.
Wer für sich keine Chance für ein persönliches Vorankommen in der Gesellschaft sieht, wird sich auch weniger mit ihr identifizieren. So steigt die Akzeptanz von Kriminialität bzw. sogar die eigene Bereitschaft, kriminelle Taten zu begehen.
Und das es in unserer Gesellschaft bezüglich Chancengleichheit immer ungerechter zugeht, kann regelmäßig in allen Berichten zum Thema Wohlstands- und Einkommensverteilung oder Zugang und Qualität der Ausbildung nachgelesen werden. Im westeuropäischen Vergleich sind wir diesbezüglich inzwischen ein Schlusslicht. Und die Schuld darin allein in der individuellen Unfähigkeit bestimmter Bevölkerungsgruppen, zu Wohlstand zu kommen ist zu kurz gegriffen und hilft nicht weiter.

Doch insgesamt ist das Thema sehr komplex, als das man mit einfachen Rezepten, wie z.B. einem Ruf nach "Null Toleranz" eine schnelle Lösung herbeiführen kann.
Ein Blick auf New York zeigt zum Beispiel, das ein Kernelement der dortigen Polizeiarbeit die Präsenz vor Ort und die Zusammenarbeit mit den Einwohnern der jeweiligen Stadtteile war. Die Verankerung vor Ort hat vielleicht mehr zu einer Veränderung des Bewusstseins beigetragen, als die harte Bestrafung von Bagatellen.

Viele Grüße
Ingolf
Schade, warum hat man denn den Strom abgestellt?

Scheint wirklich nicht mehr so spaßig zu sein, als Bus-, Straßenbahn- oder U-Bahnfahrer in Berlin zu arbeiten. Habe schon von einigen gehört, dass sie lieber mit weniger Lohn auskommen, als Nachtschichten zu fahren.

Und Loopi2000, lass doch mal deine Sozialromatik sein! Die Typen in der Hochbahn wollten bestimmt nicht gegen das Datenschutzgesetz demonstrieren! Die waren besoffen und wollten ausprobieren, wie weit sie gehen können. Offensichtlich kann man in Berlin sehr weit gehen. Vermutlich wird es wieder keine oder Bewährungsstrafen geben und das nächste Mal werden sie wieder ausprobieren, ob sie wohl noch etwas weiter gehen können.

PS:
Übrigens schreibt man Silvester mit "i". Der Name stammt vom Papst Silvester, nicht von Sylvester Stallone. Aber das nur am Rande. ;)

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Nicht-dynamische Signatur



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 03.01.2008 18:50 von Lehrter Bahnhof.
jonpro schrieb:
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> Das verletzte Grundrecht ist das der
> informationellen Selbstbestimmung.

Dieses Grundrecht besagt, dass der Einzelne selbst über die Verwendung seiner personenbezogenen Daten bestimmen darf. Wenn ich in der U-Bahn gefilmt werde und die Leute, die die Aufzeichnung auswerten, meinen Namen natürlich nicht wissen, was wird dann Personenbezogenes weitergegeben? Theoretisch kann man meine Identität herausfinden, praktisch aber nicht mit vertretbarem Aufwand.
Ingolf schrieb:
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> Martin Kley schrieb:
>
> > Welche Taten sollen denn durch einen höheren
> > Sozialetat vermieden werden?
>
> Das es einen Zusammenhang zwischen den (sozialen)
> Lebensbedingungen der Menschen und der
> Kriminalitätsrate gibt ist seit Jahrzehnten
> bekannt

Das ist auch mir bereits bekannt. Daraus folgt aber nicht, dass jede Tat, bei der dies behauptet wird, aus sozialer Not begangen wird, vor allem nicht, wenn solche Taten und die dahinterstehende Attitüde eine Modeerscheinung geworden sind.
Re: Sicherheit im ÖPNV
03.01.2008 19:21
Zu diesem Thema empfehle ich grundsätzlich mal diesen Artikel von Telepolis: [www.heise.de]

Gruß, Tatra83
Tatra83 schrieb:
-------------------------------------------------------
> Zu diesem Thema empfehle ich grundsätzlich mal
> diesen Artikel von Telepolis:
> [www.heise.de]
>
> Gruß, Tatra83


Kostprobe:
> "Auch in diesem Fall hat dem Mann die Kamera nichts genützt - er muss mit den Folgen des Überfalls leben und hat trotz der Brutalität überlebt."

Dass Kameras im konkreten Fall eingreifen könnten, hat auch niemand behauptet. Dass eine - durch die Kamera mögliche - Bestrafung potenzielle Nachahmer abschreckt, ist dagegen durchaus vorstellbar.

> "Eine Ergreifung der Täter mag den Wiedergutmachungsgedanken und eine Art von Gerechtigkeit befriedigen, beseitigt aber nicht die Gefahr und die Umstände, die dazu führten."

Eine Ergreifung der Täter beseitigt also keine Gefahr? Schon mal was von Wiederholungsgefahr gehört?
Jede Bewegung spürt eine Gegenbewegung, wenn unser Staat nicht fähig ist, gegen diese Typen vorzugehen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis einige mal zurückschlagen.


D

In Bus und Bahn offenbaren sich die sozialen Abgründe unserer Mitbürger.
Martin Kley schrieb:

> Das ist auch mir bereits bekannt.
Dann war das alles etwas missverständlich formuliert.

Daraus folgt
> aber nicht, dass jede Tat, bei der dies
> behauptet wird, aus sozialer Not begangen wird,
> vor allem nicht, wenn solche Taten und die
> dahinterstehende Attitüde eine Modeerscheinung
> geworden sind.
Aber es gibt einen indirekten Zusammenhang. Woher kommt die "Mode" auf derartiges Verhalten? Das hat durchaus auch mit Frust und mangelnden Chancen zu tun. Was natürlich eben nicht bedeutet, dass eben nur sozial Schwache derartiges Verhalten an den Tag legen. Denn wie gesagt - das alles ist sehr komplex. Und ohne das das Problem der mangelnden Chancen an der Teilhabe an der Gesellschaft und ihrem Wohlstand ernstgenommen wird, bleibt jegliche Poliziearbeit, auch bei noch so guter Aufkärung und noch so hohen Strafen, nur die Behandlung von Symptomen. Das mag kurzfristig für Ruhe und einige "befriedete" Zonen sorgen, wird aber das Kernproblem nicht wirklich lösen. Auch dann nicht, wen man alle ins Gefängnis steckt...
Im Gegenzug - auch darüber muss man sich im Klaren sein - wird es auch bei günstigen gesellschaftlichen Bedingungen Kriminalität - und auch die besondere Erscheinung der Jugendkriminalität - geben, so dass man auf die Instrumente von Polizei und Justiz nicht wird verzichten können. Aber es dürfte weniger davon geben - und mehr Leute wären bereit, nicht nur gleichgültig wegzuschauen, wenn etwas passiert.

Ingolf
Stahldora schrieb:
-------------------------------------------------------
> Jede Bewegung spürt eine Gegenbewegung, wenn unser
> Staat nicht fähig ist, gegen diese Typen
> vorzugehen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis
> einige mal zurückschlagen.
>
>
> D

Ich habe hier im Forum vor einigen Jahren mal einen Beitrag gelesen, wo gesagt wurde, dass es mal eine private, freiwillige 'Schutztruppe' gegeben hat, die sich dann aber wieder aufgelöst hat. Sie hatte wohl auch keinen Rückhalt in der Bevölkerung...

Vielleicht wissen ja hier einige Experten mehr; -Täte mich auch mal interessieren!

Grüße
thomas
Ich wäre auf alle fälle für solche Trupps.
In Leipzig wird sowas von Arbeitslosen auch gemacht oder? Allein die Gegenwart von "Aufpassern" reicht ja manchmal schon für einige Chaoten aus um sie von kleineren Verstößen abzuhalten.

KH
Jay
Re: Sicherheit im ÖPNV
04.01.2008 00:35
Karten-Harten schrieb:
-------------------------------------------------------
> Ich wäre auf alle fälle für solche Trupps.
> In Leipzig wird sowas von Arbeitslosen auch
> gemacht oder? Allein die Gegenwart von
> "Aufpassern" reicht ja manchmal schon für einige
> Chaoten aus um sie von kleineren Verstößen
> abzuhalten.
>
> KH

Richtig, allerdings passiert es dann oft als Trotzreaktion, dass sie bei Nichtanwesenheit der "Aufpasser" umso stärker austicken oder sich dann eben am Haltestelleninventar 'abreagieren'.

Aber trotz der aktuell mal wieder gehäuft auftretenden Sicherheitsbedenken in den Medien, ist der ÖPNV noch immer sicherer als die Straße. Und soetwas gab es früher auch schon - nur wurde es eben nicht immer in den Medien breitgetreten.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Dieses Thema wurde beendet.