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Umbenennung (U-Bahnhof) Mohrenstraße
geschrieben von Lopi2000 
Hallo

Prinz Eisenherz schrieb:
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> Fakt: Die Straße hat ihren Namen von den hier
> einquartierten "Mohren" (nordafrikanische Mauren),
> die Friedrich Wilhelm I. aus den Niederlanden als
> Geschenk bekommen hatte und zu Militärmusikern für
> seine Regimenter ausbilden ließ. Ob es sich dabei
> um einen Gewaltakt gehandelt hatte oder ob die
> Verhältnisse sogar besser waren als bei
> einheimischen Soldaten ist dabei tatsächlich nicht
> bekannt. Musizieren lernt man jedenfalls nicht mit
> Gewalt.

Da hast du recht. Ich kann mir zwar kaum vorstellen, dass sie sich freiwillig nach Preußen verschenken ließen, aber zumindest sollen sie hier einen hohen sozialen Status genossen haben. Es ging ihnen also vermutlich nicht so schlecht, wie vielen anderen Menschen damals.
Dennoch erkenne ich in dieser Diskussion einen Widerspruch: Es geht doch hier nicht darum, dass die Straße nach jemandem benannt ist, der sich politisch unbeliebt gemacht hat, sondern einfach nur darum, dass es sich anscheinend heute nicht mehr gehört Schwarzafrikaner als "Mohren" zu bezeichnen, weil das diskriminierend sein soll. Nun behaupte ich einfach mal ganz gewagt, dass zur Diskriminierung auch ein Wille dazu vorhanden sein muss, denn andernfalls würde eine scheinbare Diskriminierung nur auf einem Missverständnis beruhen. Als die Mohrenstraße vor "ewigen Zeiten" diesen Namen bekam, wäre niemand auf die Idee gekommen, damit die preußischen Militärmusiker aus Afrika zu diskriminieren. Im Gegenteil, man wollte sie ehren, weil sie hoch angesehen waren. Daraus heute eine Diskriminierung abzuleiten, kann daher nur auf einem Missverständnis beruhen. Missverständnisse sollte man aber aufklären, weshalb vielleicht eine erklärende Tafel tatsächlich gut wäre. Eine Umbenennung würde jedoch erst wirklich diese afrikanischen Musiker, die aus ihrer Heimat sicher nicht freiwillig herausgerissen wurden, diskriminieren, weil ihrem Schicksal dann niemand mehr gedenken würde. Sie würden endgültig in der Vergessenheit versinken, was sie sicher nicht verdient haben.
Zudem sollte man auch beachten, dass diese Afrikaner bestimmt nicht böse über den Namen Mohrenstraße wären, da ihnen dieser Begriff in der damaligen Zeit sicher völlig normal erschien. Von Diskriminierung kann daher keine Rede sein.

> Und wer schließt denn aus, dass sich die
> Mauren nicht schon vorher als niederländische
> Soldaten angedient hatten bevor sie nach Berlin
> geschickt wurden? Wo ist hier konkret das große
> Unrecht, dass uns mit unserer heutigen Brille ganz
> doll bewegen müsste?

Ein Unrecht bestand sicher, denn warum hätten Afrikaner in der damaligen Zeit freiwillig nach Berlin kommen und hier dem preußischen Militär dienen sollen? Das ist nahezu unvorstellbar. Die "Mohren" waren aber nicht Täter, sondern die Opfer eines solchen Unrechts. Warum soll man Opfer nicht ehren?

> > In einer kleinen Aktion wurde übrigens kürzlich
> > schon eine vorzeitige Umbenennung des Bahnhofs und
> > der Straße in "Möhrenstraße" durch einen pinken
> > Hasen vorgenommen, um auf den problematischen
> > Namen hinzuweisen..

Das hinzufügen von Pünktchen über dem "U" ist allerdings nichts anderes als Graffiti, stellt damit eine Sachbeschädigung dar und ist somit zu verurteilen! Daher bin ich prinzipiell gegen eine Umbenennung in "Möhrenstraße", denn ein solches Vorgehen darf nicht auch noch Erfolg haben. Eine "Maurenstraße" könnte ich jedoch akzeptieren, wenn das Wort "Mohren" wirklich nicht mehr genutzt werden darf.

> Aber wenn wir schon im Zirkus sind: schließt doch
> einfach die Mohrenstraße - das macht die U2
> schneller ...

Das wäre natürlich die billigste Variante. :-)

Viele Grüße

Ulrich C.

Was spräche dagegen, auf der U2 Mohrenstraße und Klosterstraße zu schließen?

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Nicht-dynamische Signatur
Lehrter Bahnhof schrieb:
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> Was spräche dagegen, auf der U2 Mohrenstraße und
> Klosterstraße zu schließen?

Wahrscheinlich jeder, für den es unbequemer wäre, bis Alexanderplatz oder Stadtmitte laufen zu müssen.

Mit besten Grüßen
Wuhletal
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Säh Dohrs will oupänn onnsä läft zeit.
@Ulrich Conrad:

Vollste Zustimmung, zur Mohrenstraße haben wir eine ähnliche bzw. gleiche Interpretation.

Eine Ergänzung / Erklärung noch:

> Ein Unrecht bestand sicher, denn warum hätten
> Afrikaner in der damaligen Zeit freiwillig nach
> Berlin kommen und hier dem preußischen Militär
> dienen sollen? Das ist nahezu unvorstellbar.

In der Regel stimmt das. Allerdings wollte ich auf die Option hinweisen, das eine Freiwilligkeit bestanden haben könnte. Auch wenn der Begriff Kollaboration mehr in der jüngeren Geschichte verwendung findet, ist so ein Verhältnis zum Besatzer weitaus älter. Zudem, auch wenn es meist so war, nicht jede Kolonariesierung lief ausschließlich feindlich ab.

> Die
> "Mohren" waren aber nicht Täter, sondern die Opfer
> eines solchen Unrechts. Warum soll man Opfer nicht
> ehren?

Richtig. Aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte heißt das Zauberwort, nicht Giftreflexe aus der Mottenkiste pauschaler Begriffe! Da wäre Geld sinnvoller angelegt als in eine dumme Umzeichnungsaktion von Straßennamen.

----
Fahr lieber mit der Bundesbahn
Nun, die U-Bahnstation hieß mal nach Ernst Thälmann, heißt bisher Mohrenstr., wie wäre es mit Ernst-Neger-Str.?
Politisch korrekt, da die Person wirklich so hieß und weder ein Kriegstreiber, noch ein Kommunist war.

Mit besten Grüßen
Wuhletal
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Säh Dohrs will oupänn onnsä läft zeit.
Wuhletal schrieb:
-------------------------------------------------------
> Nun, die U-Bahnstation hieß mal nach Ernst
> Thälmann, heißt bisher Mohrenstr., wie wäre es mit
> Ernst-Neger-Str.?
> Politisch korrekt, da die Person wirklich so hieß
> und weder ein Kriegstreiber, noch ein Kommunist
> war.

Nein, nicht korrekt - in Mitte sollen alle neu benannten Straßen weibliche Namen tragen, bis der Ausgleich zwischen männlichen und weiblichen Straßennamen hergestellt ist.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Hm, dabei hätte er es schon verdient.
[www.mainzer-carneval-verein.de]

Nun gut, dann machen wir daraus eine "Trude-Herr-Str."

Mit besten Grüßen
Wuhletal
---------------------
Säh Dohrs will oupänn onnsä läft zeit.
Jay schrieb:
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> in Mitte sollen alle neu
> benannten Straßen weibliche Namen tragen, bis der
> Ausgleich zwischen männlichen und weiblichen
> Straßennamen hergestellt ist.

Nee, oder? Ich habe nichts gegen Frauen, aber die Emanzipation nimmt zuweilen skurrile Formen an.

Viele Grüße
Florian Schulz

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.
Anonymer Benutzer
...
26.02.2009 22:57
...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 08.01.2011 16:35 von 54E.
Jay schrieb:
> Nein, nicht korrekt - in Mitte sollen alle neu
> benannten Straßen weibliche Namen tragen, bis der
> Ausgleich zwischen männlichen und weiblichen
> Straßennamen hergestellt ist.

Aber nicht nur die Menge zählt. In Hamburg Allermöhe gab es Zoff, weil die Durchgangsstraßen nach Männern und die abzweigenden Stichstraßen nach Frauen benannt wurden. Das Thema ist ja sooooo sensibel. ;-)

Freundliche Grüße
Horst Buchholz - histor
54E schrieb:
-------------------------------------------------------
> Florian Schulz schrieb:
> --------------------------------------------------
> -----
> Ich habe nichts gegen Frauen...
>
> Das ändert sich nach der Hochzeitsnacht... ;-)

Das kann ich mangels Erfahrung nicht beurteilen ;-)

Viele Grüße
Florian Schulz

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.
Anonymer Benutzer
...
26.02.2009 23:15
...



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 08.01.2011 16:36 von 54E.
histor schrieb:
-------------------------------------------------------
> Jay schrieb:
> > Nein, nicht korrekt - in Mitte sollen alle neu
> > benannten Straßen weibliche Namen tragen, bis
> der
> > Ausgleich zwischen männlichen und weiblichen
> > Straßennamen hergestellt ist.

Gute Nacht, Berlin, kann man da nur sagen ...

> Aber nicht nur die Menge zählt. In Hamburg
> Allermöhe gab es Zoff, weil die Durchgangsstraßen
> nach Männern und die abzweigenden Stichstraßen
> nach Frauen benannt wurden. Das Thema ist ja
> sooooo sensibel. ;-)

Geenau-auh! Das sollten wir jetzt unbedingt bedenken, sonsnt meldet sich Alice, die sonst nur noch als TV-Clown und Tätschelfreundin von Angela auftritt, hier auch noch ...

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Fahr lieber mit der Bundesbahn
In diesem Forum gibt es ja offenbar nur sehr wenige Frauen,
was sagen die dazu? Und warum ist das eigentlich so?? ;-)

Gruss von
'Möckernbrücke'
Zitat

Nein, nicht korrekt - in Mitte sollen alle neu benannten Straßen weibliche Namen tragen, bis der Ausgleich zwischen männlichen und weiblichen Straßennamen hergestellt ist.

Welch unterforderte Kleingeist denkt sich so einen Schwachsinn aus? Dürfte aber typisch für Deutschland nach 1989 sein :-(

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ÖPNV und SPNV um jeden Preis ist mir zu teuer!
Wer wohl? Jemand mit zuviel Zeit für so ein Gernerve, der Zuhause oder im Büro den ganzen Tag in der Nase bohrt und Arbeit nur als Fremdwort kennt.

Halb so schlimm, dass groooße Iiii-gittigitt mitten im Wort hat sich auch irgendwann im Wohlgefallen aufgelöst, nicht wahr? ;-)

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Fahr lieber mit der Bundesbahn
Jay schrieb:
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> Nein, nicht korrekt - in Mitte sollen alle neu
> benannten Straßen weibliche Namen tragen, bis der
> Ausgleich zwischen männlichen und weiblichen
> Straßennamen hergestellt ist.

Wie wär's mit "MohrInnenstraße"?
hotte789 schrieb:
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> Welch unterforderte Kleingeist denkt sich so einen
> Schwachsinn aus? Dürfte aber typisch für
> Deutschland nach 1989 sein :-(

Das ist kein ausgedachter Schwachsinn, sondern lediglich die Übertragung einer etablierten Methode der Gleichstellungspolitik auf einen anderen Bereich. Selbst wenn man heute gleichberechtigt Stellen besetzen würde, könnte man vielleicht in 50 Jahren erreichen, dass eine Chancengleichheit im Berufsleben bestünde. Auch nach der Einstellung bestehen ja noch genügend Hürden für Frauen, Karriere zu machen, insofern sind da unterstützende staatliche Eingriffe schon sinnvoll.

Klar sind Straßennamen - wie ich schon mehrfahr erwähnt habe - vor allem ein Symbol und keiner Frau ist im Alltag wirklich damit geholfen, wenn ein paar mehr Straßen nach Frauen benannt sind. Aber eben weil sie ein Symbol sind, sind sie auch gut dafür geeignet, symbolische, kulturpolitische Gesten zu setzen.

Die "besondere Berücksichtigung von Frauen, die gegenüber Männern in der Benennung immer noch die Minderheit sind" ist übrigens schon 2002 einstimmig von der BVV beschlossen worden, also mitnichten ein Ausdruck irgendwelcher links-alternativen Mehrheiten.

Und nochmal zum Thema demokratische Gesinnung: auch dies ist im BVV-Beschluss verankert. Bei Umbenennungen sollen Namen beseitigt werden, die für nationalistische, militaristische und antidemokratische Haltungen stehen. Nachdem die Mohrenstraße faktisch alle drei Haltungen repräsentiert: nationalistisch aufgrund der rassistischen Konnotation des Begriffs aus der Kolonialzeit ("Der Mohr" wurde eben in der Regel nicht als gleichberechtigter Mitmensch betrachtet, sondern aus Exot, der mit bestimmten Rollenklischees verbunden war.), militaristisch (Benennung nach einer militärischen Einheit) und antidemokratisch (Das Verschenken von Menschen ist nicht grad Eigenart einer demokratischen Gesinnung.).
Lopi2000 schrieb:
> Bei Umbenennungen sollen Namen beseitigt werden, die
> für nationalistische, militaristische und
> antidemokratische Haltungen stehen. Nachdem die
> Mohrenstraße faktisch alle drei Haltungen
> repräsentiert: nationalistisch aufgrund der
> rassistischen Konnotation des Begriffs aus der
> Kolonialzeit ("Der Mohr" wurde eben in der Regel
> nicht als gleichberechtigter Mitmensch betrachtet,
> sondern aus Exot, der mit bestimmten
> Rollenklischees verbunden war.), militaristisch
> (Benennung nach einer militärischen Einheit) und
> antidemokratisch (Das Verschenken von Menschen ist
> nicht grad Eigenart einer demokratischen
> Gesinnung.).

Ich habe eher den Eindruck, dies ist eine unbedarfte Strategie der "Böswortvermeidung". Wenn denn der geschichtliche Hintergrund so ist wie in diesem thread geschildert, so bringt gerade die Beibahaltung dieses Namens mehr an geschichtlicher Aufklärung als das schamhafte Verstecken des Wortes "Mohr".

Freundliche Grüße
Horst Buchholz - histor
Lopi2000 schrieb:
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> Das ist kein ausgedachter Schwachsinn, sondern
> lediglich die Übertragung einer etablierten
> Methode der Gleichstellungspolitik auf einen
> anderen Bereich.

Es ist schon ausgewiesener Schwachsinn, mangels sinnvoller Realpolitik für die Betroffenen, Gleichstellung ersatzweise auf Symbole wie Straßennamen zu übertragen.

> Aber eben weil sie ein Symbol sind, sind sie auch
> gut dafür geeignet, symbolische, kulturpolitische
> Gesten zu setzen.

Das ist eine wertlose und selbstgefällige Inszenierung - sonst gar nichts.

> Und nochmal zum Thema demokratische Gesinnung:
> auch dies ist im BVV-Beschluss verankert. Bei
> Umbenennungen sollen Namen beseitigt werden, die
> für nationalistische, militaristische und
> antidemokratische Haltungen stehen ...

Das erinnert an die Regierungszeit von Ping-Pong-Spieler, Dachdecker, Maurer und Co. - solche Umbenennungen passen nicht in eine aufgeklärte Welt.

> ... Nachdem die
> Mohrenstraße faktisch alle drei Haltungen
> repräsentiert: nationalistisch aufgrund der
> rassistischen Konnotation des Begriffs aus der
> Kolonialzeit ("Der Mohr" wurde eben in der Regel
> nicht als gleichberechtigter Mitmensch betrachtet,
> sondern aus Exot, der mit bestimmten
> Rollenklischees verbunden war.),

Eben, "der Mohr" wurde als ... betrachtet - nicht wird! Oder sieht man das in Mitte nach Art einer No-Go-Area etwa anders?

> .... militaristisch
> (Benennung nach einer militärischen Einheit)

"Mohren" ist kein Name einer militärischen Einheit. Und die frisch renovierten Zieten-Standbilder präsentieren in Mitte wohl nur eine Pfadfindertruppe. Merkt die BVV Mitte noch was?

> und
> antidemokratisch (Das Verschenken von Menschen ist
> nicht grad Eigenart einer demokratischen
> Gesinnung.).

Selbstverständlich wird durch den Straßennamen "Mohrenstraße" nicht dokumentiert, dass heutzutage Menschen verschenkt werden sollen.

Die Schablone "nationalistische, militaristische und antidemokratische Haltungen" zeigt sich genauso zusammengeklaubt wie die pseudokritische Auseinandersetzung mit der Mohrenstraße.

Nach diesem Raster und seiner noch komischeren Auslegung dürfte so gut wie alles aus der Zeit vor dem 20. Jahrhundert (Adel, Bürger,...) aus dem Straßenbild verschwinden - späte Rache für den weggeräumten Palast der Republik? Ach Gottchen. Am besten läßt die BVV Mitte ihre Pfoten von diesen Dingen.

----
Fahr lieber mit der Bundesbahn
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