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Fahrdratlose Straßenbahn
geschrieben von Fahrgastbetreuer 
"Was spricht also WIRKLICH gegen das Primove-System?"

Es wurde wohl hinreichend erläutert, dass das herkömmliche Stromübertragungs-System per Fahrdraht erhebliche Vorteile hat. Dass "Primove" bei bestimmten Anwendungen eine (trotzdem aufwändige und teure) Alternative zum Fahrdraht sein kann, wurde nicht bestritten.

Doch genauso wenig, wie man hierzulande nicht auf die Idee kommt, nur noch mit dem Panzer herumzufahren, weil ein Baum auf die Straße stürzen könnte, wird die Primove-Anwendung auf Sonderfälle beschränkt bleiben.

Der Hintergrund für die Siemens-Hopper-Lösung in einer spanischen Stadt, wo die Tram an jeder Haltestelle nachgeladen wird, sind Karneval-ähnliche Umzüge, für die der Fahrleitungsdraht einmal im Jahr abgebaut werden müsste.
Tattergreis schrieb:
-------------------------------------------------------
> Ich verstehe nicht ganz, warum es hier ein Für und
> Wider gibt.

Weil das ein wichtiger Prozess ist, um ein komplett neues System einzuführen. Das wird schon jedem Schüler eingebleut, dass man anhand einer Pro-Contra-Diskussion abwägen muss und nicht blindlinks was neues und unbekanntes einführt, auch wenn die Pro-Argumente deiner Meinung nach zunächst überwegen. Was gibt es daran nicht zu verstehen?


> Endlich gibt es eine praktikable
> Lösung, warum also nicht auch über die Umsetzung
> im täglichen Betrieb nachdenken ?

Wie bereits von vielen dargelegt ist das eben nicht so leicht praktikabel.


> Natürlich kann ein bestehenden Netz nicht von
> heute auf morgen ersetzt werden - aber das hat ja
> auch niemand verlangt. Langfristig hat aber die
> Fahrdrahtlose Straßenbahn etliche Vorteile, egal
> ob bei Demonstrationen Wasserwerfer eingesetzt
> werden, ob LKW mit ausgefahrenen Ladekränen die
> Trasse kreuzen oder ob im Winter Schnee und Eis
> die Fahrleitung unbrauchbar machten, viele
> alltägliche Probleme ließen sich damit lösen oder
> zumindest besser handhaben als mit der bisherigen
> Lösung.

Aber auch etliche Nachteile.
Die von dir aufgeführten Beispiele sind Einzelfälle, die nicht jeden Tag vorkommen. Es sein denn wir haben in naher Zukunft Revolutionen an jeder Ecke, bei der jeden Tag Wasserwerfer im gesamten Straßenbahnnetz umherfahren. Und ich bezweifel dass es nur noch LKWs mit ausgefahrenen Ladekränen geben wird, die ihn auch wärend der Fahrt von Kunde zu Kunde diesen ausgefahren lassen.
Schnee und Eis wird bei einer Unterleitung m. E. genau so viele Probleme verursachen. Das konnte man bereits bei den ersten Versuchen 18./19. Jahrhundert in Berlin erkennen.


> Was spricht also WIRKLICH gegen das Primove-System ?

Anhand der von dir aufgeführten möglichen Konfliktpunkten, die eben nicht alltäglich (im Sinne von jeden Tag oder jede Woche) sind, lässt sich der sehr kostenintensive Umbau der gesamten Anlagen nicht rechtfertigen.

Die Frage ist, warum du nach "wirklichen Gründen" fragst. Die von den anderen Usern aufgeführten Gründe sind aussagekräftig genug. Ich vermute mal, dass du diese nicht akzeptieren willst und hoffst, dass es doch noch ein gewichtiges Pro-Argument gibt, was hier noch nicht genannt wurde.

Viele Grüße
Florian Schulz

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 01.08.2009 09:28 von Florian Schulz.
Bisher scheiterte es an der technisch machbaren Lösung. Ob das Primove-System wirklich teurer ist (und bleibt) mag ich mal bezweifeln.
Schwierig zu realisieren wäre nur eine halb-und-halb-Lösung, also einen Neubauteil ohne Fahrleitung mit einem größeren Netz mit Fahrleitung zu kombinieren.
Da müssten Sonderkonstruktionen bei den Fahrzeugen geschaffen werden.

Auch das ist sicher ein Lösung, besonders wenn es interessierte Straßenbahnbetriebe gäbe.

Und mit "wirklichen Gründen" meinte ich Gründe, die unbedingt FÜR die Oberleitung sprechen.
Noch ist Primove nicht ausgereift, und so denke ich, dass die berührungslose Energieübertragung auch das Niveau der Oberleitung erreicht. Deshlab glaube ich, dass bald nichts mehr für einen unbedingten Oberleitungsbetrieb spricht, einschließlich der damit verbundenen Wartungs- und Reparaturkosten.

Ich bin ein Befürworter der neuen Technik.
Tattergreis schrieb:
-------------------------------------------------------
> Bisher scheiterte es an der technisch machbaren
> Lösung.

Allein das ist schon der wichtigste Grund für Oberleitungen: Sie haben sich weltweit unter allen möglichen Bedingungen bewährt.
Es gibt also an Oberleitungen nichts auszusetzen.
Warum die Technik aufgeben, die sich durchgesetzt hat, um Alternativen umzusetzen, die sich bisher noch immer als nachteilig herausgestellt haben?

Ob das Primove-System wirklich teurer ist
> (und bleibt) mag ich mal bezweifeln.

Die Kosten werden nicht genannt, Vergleiche mit Oberleitungen vermieden.
Warum wohl?

> Schwierig zu realisieren wäre nur eine
> halb-und-halb-Lösung, also einen Neubauteil ohne
> Fahrleitung mit einem größeren Netz mit
> Fahrleitung zu kombinieren.

Unterflurkonstruktionen sind bei den üblichen Niederflurfahrzeugen schwieriger unterzubringen als Aufbauten.
Wagenpark und Streckennetz müssen umgestellt werden, was zumindest temporär zu halb-und-halb-Lösungen führt.
All das führt zu zusätzlichen Kosten gegenüber Oberleitungsbetrieb.

> Da müssten Sonderkonstruktionen bei den Fahrzeugen
> geschaffen werden.
>
> Auch das ist sicher ein Lösung, besonders wenn es
> interessierte Straßenbahnbetriebe gäbe.

Eben. Konjunktiv. Gäbe!
>
> Und mit "wirklichen Gründen" meinte ich Gründe,
> die unbedingt FÜR die Oberleitung sprechen.
> Noch ist Primove nicht ausgereift, und so denke
> ich, dass die berührungslose Energieübertragung
> auch das Niveau der Oberleitung erreicht.

Störungen und Verluste wird es immer in höherem Maße geben, als bei einer direkten Übertragung.

Deshlab
> glaube ich, dass bald nichts mehr für einen
> unbedingten Oberleitungsbetrieb spricht,

Warum soll denn bitte zuverlässiger und preiswerter Straßenbahnbetrieb riskiert werden?

> einschließlich der damit verbundenen Wartungs- und
> Reparaturkosten.

Entfallen die bei Primove?
>
> Ich bin ein Befürworter der neuen Technik.

Ich bin ein Befürworter einer zuverlässigen und preiswerten Straßenbahn.

Berlins Straßen sind zu eng, um sie nur dem MIV zu opfern!
dubito ergo sum schrieb:
-------------------------------------------------------
> Tattergreis schrieb:
> --------------------------------------------------
> -----
> > Bisher scheiterte es an der technisch machbaren
> > Lösung.
>
> Allein das ist schon der wichtigste Grund für
> Oberleitungen: Sie haben sich weltweit unter allen
> möglichen Bedingungen bewährt.
> Es gibt also an Oberleitungen nichts auszusetzen.
> Warum die Technik aufgeben, die sich durchgesetzt
> hat, um Alternativen umzusetzen, die sich bisher
> noch immer als nachteilig herausgestellt haben?
>

Komisch, dass Ihr hier manchmal so furchtbar konservativ denkt, und nichts Altes aufgeben wollt. An Oberleitungen gibt es viel auszusetzen, angefangen bei der Wetterabhängigkeit, dann gibt es den rein "optischen" Aspekt, nämlich dass sie bei vielen Stadtplanern das Stadtbild stören (hat natürlich nichts mit der Technik zu tun).
Es gibt also mindestens so viele Gründe dagegen wie dafür.
Bisher war es aber nicht möglich, eine vergleichbare Lösung OHNE die Fahrleitung umzusetzen, die induktive Übertragung von Energie funktionierte bisher nicht mit den erforderlichen Stromstärken.
Noch vor eineinhalb Jahren hatte ich ein paar Fachleute befragt, ob es denn schon Lösungen für eine Straßenbahn ohne Oberleitung, mit induktiver Energieübertragung gäbe - da hörte ich überall nur ein klares Nein.
Nun hat Bombardier mit Primove eine erste Lösung angeboten, und es wird nicht die einzige bleiben.
Jetzt heißt es abzuwarten, wie der Markt darauf reafiert.
Natürlich gibt es auch wirtschaftliche Überlegungen, die derzeit dagegen sprechen (höhere Kosten, Umbau vorhandener Strecken und Fahrzeuge notwendig).

Dennoch sehe ich nicht, dass man damit diese Lösung totreden kann.

Ich sehe darin die Zukunft der Straßenbahn, da sicher die Städte, die bisher Bedenken gegen einen Straßenbahnbetrieb hatten wegen der "Verschandelung des Stadtbildes", dies nun überdenken werden (oder können).
Zwischen Busbetrieb und U-Bahn liegt die Zukunft der Straßenbahn, und sobald Städte soweit wachsen, dass der Busverkehr nicht mehr ausreicht um die Fahrgastkapazitäten zu bewältigen, kommen auch diese Lösungen wieder ins Gespräch.

Da können wir gerne unterschiedlicher Meinung sein, so ist das nun einmal in einem Forum
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