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Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin
geschrieben von Arnd Hellinger 
Zitat
Nemo
Naja, wenn sie im Recht wären, dann könnten sie auch ganz gelassen auf den Richterspruch warten oder sich mit der Entschädigung irgendwo eine neue Hütte bauen. Die müssen so laut schreien, damit sie überhaupt eine Chance haben. Deren einzige Möglichkeit ist es durch politischen Druck zu erreichen, dass das Depot woanders gebaut wird.

Meinst du, es ist nur das Depot? Das hört sich eher nach kompletter Besitzstandswahrung an. Wobei die U-Bahn-Wünsche vermutlich nur ein weiterer Strohhalm sind, damit sich gar nichts ändert.
Zitat
hvhasel
Stimmt es eigentlich, dass die erwähnte Erholungsanlage Blankenburg, aus der die Protestierenden wohl hauptsächlich kommen, einer geduldeten Dauernutzung einer erweiterten KGA entspricht? Dann würde ich als Anwohner aber mal deutlich kleinere Brötchen backen!

Außerdem, wenn ich mir die Vorzugsvariante der Straßenbahntrasse anschaue, wird es auch zu einer Entlastung der Anwohner in Heinersdorf kommen. Da sollte mal besser kommuniziert werden, was passiert, wenn keine Straßenbahn kommt. Vielleicht sollte man auch mal über einen offenen Tunnelbau der U-Bahn informieren und was das für die Anwohner bedeutet.

Jein. Da die Anlage aus der DDR übergegangen ist, ist es nicht ganz so einfach. Für mehrere Grundstücke besteht ein Dauerwohnrecht, so dass es sich nicht um eine klassische Kleingartenanlage (KGA) handelt. Dass die Senatsverwaltung hier nicht mit offenen Karten spielt, ist auch nur bedingt hilfreich und ich sehe die Planung, so wie sie aktuell eingebracht wurde, äußerst kritisch und Widerstand provozierend. Die Strecke wurde mehr oder weniger ohne Rücksicht auf Verluste durch die KGA geholzt. Für den Haltestellenbereich in Blankenburg wird ein komplettes Rechteck (also eine Querstraße) "geopfert". Das halte ich zwar für durchaus gerechtfertigt, wenn es entsprechenden Nutzen erzeugt, die angedachte Haltestellenanlage nimmt aber zum S-Bahnhof hin eine ungünstige Position ein (viel zu weit weg) und erfordert das Queren der Hauptstraße. Direkt hinter der Endhaltestelle biegt die Strecke aber zurück in die KGA und soll dort eine große Wendeschleife erhalten. Da stellt sich durchaus die Frage, ob das so notwendig ist oder nicht auch eine anders dimensionierte Wendeanlage möglich und sinnhaft ist.

Das Thema Betriebshof läuft separat zur Trasse. Ich ging aber eigentlich davon aus, dass der Standort nun eher im Bereich der Gewerbeansiedlung angedacht wäre. In jeden Fall kann ich nur schwer nachvollziehen, dass bei so einer grundhaften Entscheidung und solch erheblichen Eingriffen in Bestand (auch wenn es sich "nur" um eine "Zwischennutzung" handelt), die kurze Durchbindung zur 50 lapidar mit einer erforderlichen Tieferlegung der Straße unter der Brücke am Bahnhof Blankenburg und dem angeblich fehlenden Nutzen abgebügelt wird.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Immer wieder geil wenn man im Bus im Stau steht und liest warum die Autobahnzufahrten dicht sind.

"Zu hohes Verkehrsaufkommen". Macht dann natürlich Sinn die Zugangsstraßen zu verstopfen und damit den ÖPNV auszubremsen.

40min gebraucht von Alt-Buckow bis zum Bahnhof Hermannstraße...
Zitat
hvhasel
Zitat
Nemo
Naja, wenn sie im Recht wären, dann könnten sie auch ganz gelassen auf den Richterspruch warten oder sich mit der Entschädigung irgendwo eine neue Hütte bauen. Die müssen so laut schreien, damit sie überhaupt eine Chance haben. Deren einzige Möglichkeit ist es durch politischen Druck zu erreichen, dass das Depot woanders gebaut wird.

Meinst du, es ist nur das Depot? Das hört sich eher nach kompletter Besitzstandswahrung an. Wobei die U-Bahn-Wünsche vermutlich nur ein weiterer Strohhalm sind, damit sich gar nichts ändert.

Das Depot sorgt, dafür, dass die Leute ihre günstigen Pachtgrundstücke inklusive Wohnlauben verlieren und sich dann irgendwo in der Stadt eine neue - wesentlich teurere -Bleibe suchen müssen - soviel ich weiß ohne Entschädigung, da sie ja nicht Grundstückseigentümer sind. Die anderen, die in den Chor einstimmen werden verschiedene Motive haben. Ob sie nun wirklich glauben, die U-Bahnforderung wäre realistisch oder ob es hier nur um die Verhinderung der Straßenbahn und des Wohnungsbaus geht erschließt sich mir nicht. Wahrscheinlich ist es bei den einen so und bei den anderen so.

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Zitat
micha774
Immer wieder geil wenn man im Bus im Stau steht und liest warum die Autobahnzufahrten dicht sind.

"Zu hohes Verkehrsaufkommen". Macht dann natürlich Sinn die Zugangsstraßen zu verstopfen und damit den ÖPNV auszubremsen.

40min gebraucht von Alt-Buckow bis zum Bahnhof Hermannstraße...

Es ist genau das eingetreten, wovor Kritiker der A100-Verlängerung und A113-Durchbindung gewarnt haben. Der Entlastungseffekt der neuen Autobahn hat nur kurzzeitig gewirkt und sich inzwischen ins Gegenteil verkehrt, so dass die vorher schon stark belastete A100 jetzt nahezu täglich zur HVZ überlastet ist. Das Sperren der Zufahrten ist eine Zwangsmaßnahme, um einen Stau im Tunnel zu vermeiden und zugleich die Unfallgefahr durch einfädelnde Fahrzeuge zu umgehen. Mit dem angedachten Neubau des Autobahndreiecks Funkturm wird sich die Situation noch weiter verschärfen.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Ich habe zwar keine Zeit, jetzt auf alle für mich relevanten Beiträge zu antworten und alle entsprechenden Aussagen nochmals herauszusuchen und zu zitieren (zumal seit meinem letzten Besuch echt viele neue Seiten hinzugekommen sind), daher werde ich erstmal zu einigen Themenbereichen ohne Zitate oder direktes Ansprechen bestimmter User schreiben und diesen Beitrag editieren, wenn mit etwas neues Einfällt.

Zum Thema ideologisierte, U-Bahn-hassende Straßembahnfans:

Ich halte es für eine glatte Unterstellung ohne Beweise, um die Argumente der Gegenseite zu bagatellisieren, wegzudiskutieren und ins Lächerliche zu ziehen.

Ansonsten, ich kann mich nur wiederholen und die folgenden Absätze euch hinterlassen.

Es ist mitnichten so, dass die U-Bahn abgelehnt wird, weil es eine U-Bahn ist.
Es geht hier um ein anderes Problem, nämlich dass von einer U-Bahn nur Langstrecken- und eventuell auch Mittelstreckenverkehre profitieren und dieses Verkehrsmittel nur in diesem Bereich sinnvoll ist.

Wenn man weiterhin die U-Bahn befürwortet, weil sie eine höhere Kapazität hat, schneller ist, an der Oberfläche nicht stört, diese weiterhin nur als Alternative zur Straßenbahn, die man aus welchen auch immer Gründen nicht haben möchte, betrachtet sowie am verkehrspolitischen Dogma der Vermeidung von Parallelverkehren festhält (welches für Schnellbahnen anscheinend nicht gilt), dann wird man, gesetzt den Fall, dass die U-Bahn im betrachteten Korridor gebaut wird, die Situation auf Mittel- und Langstreckenverkehren (schnelle Verbindungen zwischen Bezirken, von Neubaugebiet am Stadtrand in Richtung Mitte bzw. Tarifgebiet A usw.) verbessern, die Situation der Kurzstreckenverkehre bleibt aber unverändert. Bei längeren Wegen wird es auch nicht besser, denn man muss ja noch irgendwie zur Schnellbahn kommen und die wenigsten Anwohner dürften im direkten Einzugsbereich einer Schnellbahnstation wohnen. Der Rest wird sich dann weiterhin in hoffnungslos überfüllte Busse reinzwängen müssen.

Daher ist die Verbesserung der Erschließung der Fläche sowie von Kurzstreckenverkehren überall in der Stadt notwendig, dafür ist ja die Straßenbahn da, welche ähnliche Funktionen erfüllt wie der Bus, bei erheblich größerer Kapazität.

In einer Betrachtung, wo Zeit, Geld und Personalkapazitäten (Planung, Durchführung usw.) keine Rolle spielen (es wird erstmal angenommen, dass diese zu genüge vorhanden sind), wäre ein gleichzeitiger Ausbau von Straßen- und U-Bahn gewiss sinnvoll und wünschenswert. Um alle Verkehrsbedürfnisse / Wegstrecken zu befriedigen, sollte die Existenz von U-Bahn- und Straßenbahnstrecken in jeweils gleichen Verkehrskorridoren möglich und nicht verkehrspolitisch ausgeschlossen sein. Als Beispiel nenne ich Alex-Weißensee, die M4 bleibt wie sie ist und übernimmt die Flächenerschließung sowie Kurzstreckenverkehre, die U-Bahn übernimmt Langstreckenverkehre; beide Verkehrsmittel ergänzen sich einander und kommen sich nicht ins Gehege, z.B. durch größere Bahnhofsabstände.

In der Realität kann man aber nicht alles gleichzeitig haben, egal wie wichtig und wünschenswert es wäre. Man ist durch viele Faktoren, allen voran die Finanzen, beschränkt und muss sich entscheiden.
Der Grund, wieso die sogenannten "Straßenbahnfans" sich so wehement für einen massiven Ausbau des Tramnetzes und gegen viele U-Bahnvorhaben aussprechen bzw. letztere ganz hinten anstellen würden, liegt schlicht daran, dass in vielen Teilen der Stadt ein enormer Verbesserungsbedarf im Bereich der Flächenerschließung und der Kurz- sowie Mittelstreckenverkehre besteht. Diese Defizite werden sich nie durch irgendwelche Tunnelprojekte beheben lassen, die U-Bahn ist weder universell noch ein Allheilmittel.

Da die westlichen Bezirke nunmal straßenbahnfrei sind und die meisten Verkehre durch Busse abgewickelt werden müssen, besteht hier der größte Nachholungsbedarf, daher wird von vielen Usern so stark dafür plädiert, erstmal konzentriert Straßenbahnstrecken in allen Ecken der Stadt zu errichten, um die Situation, welche durch Schnellbahnen nur unzureichend adressiert werden kann, zu verbessern.

Es geht nicht darum, dass man wegen des bekannten Kostenverhältnisses 10 Mal so viele Tramstrecken bauen kann und daher potenzielle U-Bahnprojekte durch Straßenbahnen ersetzt, es geht vielmehr darum, dass das wichtigste zuerst kommt, die verbesserte Erschließung der Fläche ist nunmal wichtiger, da dieser Bereich jahrzehntelang im Schatten des U-Bahnbaus stand.

Zum Kostenthema kommt ergänzend noch hinzu, dass bei einem gegebenen Budget nunmal weniger U-Bahnstrecken gebaut werden können und somit nur punktuelle Verbesserungen bringen, die nur relativ wenigen Menschen wirklich helfen, während bei gleichem Einsatz und der Bevorzugung des intensiven Straßenbahnbaus Fahrgäste in einer deutlich höheren Anzahl an Gebieten von spürbaren Verbesserungen profitieren, weil weitaus mehr Projekte verwirklicht werden können, die durchaus um die ganze Stadt verteilt werden können.

Was bringen mir wenige Bauprojekte im MV, Steglitz-Lankwitz und eventuell noch sonstwo, wenn ich mich weiterhin mit dem Spandauer Busverkehr herumschlagen muss, um überhaupt irgendwohin zu fahren? Richtig, gar nichts. Hier könnte man Spandau durch jeden anderen Bezirk ersetzen, welcher aktuell durch Busverkehr dominiert wird.

Nochmals, es geht nicht darum, überhaupt keine U-Bahnen mehr zu bauen und einzig auf die Straßenbahn zu setzen, es geht hier nicht um persönliche Präferenzen oder eine ominöse "Ideologie" (kurioserweise wird dieser Begriff eigentlich nur von U-Bahn-Befürwortern, sobald diese nicht das bekommen, was sie gerne hätten oder irgendwo ein Straßenbahnprojekt diskutiert wird, verwendet), sondern schlicht darum, ganz Berlin zuallererst auf einen möglichst gleichmäßigen Standard zu heben und über Jahrzehnte bestehende Defizite abzubauen. Erst wenn diese Prioritätsaufgabe erfüllt wurde, kann man sich mit Schnellbahnen beschäftigen. Es hat schon seinen Grund, wieso wir User immer skeptisch werden, wenn die U-Bahn im Gespräch ist bzw. warum wir schärfere Kriterien bezüglich Wirtschaftlichkeit und Sinnhaftigkeit anwenden. Es geht darum, kein Geld für Projekte zu verschwenden, wo es doch Wichtigeres gibt.

Diese gesamte Diskussion würde mit Sicherheit anders aussehen, hätte Westberlin die Straßenbahn nicht abgeschafft, sondern höchstens stellenweise "ausgedünnt" und sie ansonsten an den aktuellen Stand angepasst oder wenn man nach dem Mauerfall sich viel ernster und aktiver mit diesem Thema auseinandergesetzt hätte, der Wiederaufbau in den letzten 30 Jahren deutlich lebhafter erfolgte und die aktuell diskutierten Vorhaben längst umgesetzt wären. Wir hätten bestimmt weniger Probleme mit neuen U-Bahnvorhaben, da es keine wirklich großen Baustellen in diesem Themenkomplex gäbe.



4 mal bearbeitet. Zuletzt am 15.01.2020 13:04 von J. aus Hakenfelde.
Zitat
Christian Linow
Und weil 's gerade so zum Thema passt. Die Berliner Morgenpost berichtet heute:

"Blankenburger Süden: Pankower fordern Bau einer U-Bahn
Wenn ich mir das alles so durchlese, komme ich langsam zum Schluss: sollen sie doch ihre U-Bahn bekommen!

Die Mehrkosten für den Bau der Strecke ab Alex (gegenüber der Straßenbahn) wird dann einfach analog zum Straßenausbaugesetz auf die Anwohner in Pankow umgelegt - kostenneutral für die Stadt. Dann verstummen die Forderungen nach dem U-Bahn Bau garantiert in kürzester Zeit... :D

~ Mariosch

P.S.: kann Spuren von Sarkasmus enthalten ;)
Zitat
Jay
Zitat
micha774
Immer wieder geil wenn man im Bus im Stau steht und liest warum die Autobahnzufahrten dicht sind.

"Zu hohes Verkehrsaufkommen". Macht dann natürlich Sinn die Zugangsstraßen zu verstopfen und damit den ÖPNV auszubremsen.

40min gebraucht von Alt-Buckow bis zum Bahnhof Hermannstraße...

Es ist genau das eingetreten, wovor Kritiker der A100-Verlängerung und A113-Durchbindung gewarnt haben. Der Entlastungseffekt der neuen Autobahn hat nur kurzzeitig gewirkt und sich inzwischen ins Gegenteil verkehrt, so dass die vorher schon stark belastete A100 jetzt nahezu täglich zur HVZ überlastet ist. Das Sperren der Zufahrten ist eine Zwangsmaßnahme, um einen Stau im Tunnel zu vermeiden und zugleich die Unfallgefahr durch einfädelnde Fahrzeuge zu umgehen. Mit dem angedachten Neubau des Autobahndreiecks Funkturm wird sich die Situation noch weiter verschärfen.

Und das auf Kosten des ÖPNV. Aber warum wundert mich das wiederum nicht bei diesem Senat?
Zitat
micha774
Zitat
Jay
Zitat
micha774
Immer wieder geil wenn man im Bus im Stau steht und liest warum die Autobahnzufahrten dicht sind.

"Zu hohes Verkehrsaufkommen". Macht dann natürlich Sinn die Zugangsstraßen zu verstopfen und damit den ÖPNV auszubremsen.

40min gebraucht von Alt-Buckow bis zum Bahnhof Hermannstraße...

Es ist genau das eingetreten, wovor Kritiker der A100-Verlängerung und A113-Durchbindung gewarnt haben. Der Entlastungseffekt der neuen Autobahn hat nur kurzzeitig gewirkt und sich inzwischen ins Gegenteil verkehrt, so dass die vorher schon stark belastete A100 jetzt nahezu täglich zur HVZ überlastet ist. Das Sperren der Zufahrten ist eine Zwangsmaßnahme, um einen Stau im Tunnel zu vermeiden und zugleich die Unfallgefahr durch einfädelnde Fahrzeuge zu umgehen. Mit dem angedachten Neubau des Autobahndreiecks Funkturm wird sich die Situation noch weiter verschärfen.

Und das auf Kosten des ÖPNV. Aber warum wundert mich das wiederum nicht bei diesem Senat?

Nun gut, das haben aber eindeutig die Vorgängersenate verbrochen...

Gruß Nemo
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Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Zitat
Christian Linow

Eine Hetze kann ich bei der Straßenbahn gesellschaftlich pauschal nicht erkennen. Eher habe ich das Gefühl, dass aufseiten der emotionalisierten Straßenbahnbefürworter jedwede Kritik an dem System Tram schutzreflexartig so empfunden wird. Abhebend auf Deiner These, dass Menschen von der Komplexität einiger Inhalte und Sachverhalte überfordert sein könnten, hieße das, generell Wahlen hinterfragen zu können.

„Demokratie ist ein Verfahren, das garantiert, dass wir nicht besser regiert werden, als wir es verdienen.“ George Bernard Shaw

Über das Thema Straßenbahn wurde bzw. wird in den Medien teilweise deutlich anders berichtet als über Schnellbahnen. Selbst Verfasser mit akademischen Abschlüssen schreiben in Bezug auf die Straßenbahn gerne einmal von der "Gelben Gefahr" bzw. von "leise, aber tödlich". Andere Diskussionsteilnehmer bemühen Begriffe wie "Rumpelbahn" u.a.. Diese herabwürdigenden Bezeichnungen beziehen sich dabei oft gleich auf das gesamte System Straßenbahn. Soweit an Schnellbahn-Systemen Kritik geübt wird, ist sie in der Tendenz sachlicher, geht weniger unter die Gürtellinie oder bezieht sich auf einzelne konkrete Bereiche. Ebenso sehr wird gerade beim Thema Straßenbahn gerne mit frei erfundenen Behauptungen hantiert wie z.B., dass sich ein Straßenbahnnetz erst ab einer Größe von 40 Kilometern rentiert. Auffällig ist außerdem, dass Unfälle mit Straßenbahn-Beteiligung gleich als Straßenbahn-Unfälle in die Medien gelangen, während vergleichbare Unfälle bei S- und U-Bahn als Personenunfälle gelten. Das Thema Straßenbahn wird in den Medien oft manipulativ bzw. suggestiv behandelt. Dies überträgt sich dann natürlich auch auf die Diskussionskultur an sich, oder die Medien schnappen die Vorurteile über die Elektrische auf, transportieren sie weiter, ohne zu hinterfragen. Interessant übrigens, dass (gefühlt) jedes neue Verkehrssystem gleich so bewertet wird, dass es die Straßenbahn ersetzen wird. Kaum jemals wird das aber für Schnellbahnsysteme unterstellt, zumindest nicht so offen. An dieser Stelle zeigt sich wiederum, dass das Thema Straßenbahn von viel Polemik und Vorurteilen begleitet wird. Kein Wunder, dass es die Straßenbahn bei Plebisziten oftmals schwer hat.

Zum Thema Plebiszite und Wahlen allgemein: Zwischen beiden besteht ein fundamentaler Unterschied. Ein Plebiszit bezieht sich auf eine konkrete Entscheidung über ein bestimmtes Thema - und das funktioniert eben nicht ohne ein Mindestmaß an Wissen. Die Wahl zur Repräsentation beschreibt demgegenüber eine Tendenz, für die man sich entscheidet. Hier kann eben auch legitimerweise teilnehmen, wer von einzelnen Politikfeldern nicht unbedingt etwas versteht. Sicherlich ist es andererseits eine gute Sache, wenn zu bestimmten Einzelthemen die Menschen direkt abstimmen, z.B. in einer Kommune über den Bau eines Schwimmbads. Das Thema sollte dabei überschaubar sein, vor allem was die voraussichtlichen Folgen angeht. Etwas anderes ist es aber, wenn ein Land etwa über den Verbleib in der EU entscheidet, ohne dass die Abstimmenden die Tragweite der Entscheidung überblicken können. Wenn man solche Abstimmungen schon durchführt, dann wenigstens zwischen zwei konkret umrissenen und durchführbaren Alternativen. Für Verkehrssysteme muss für meine Begriffe dieses Prinzip ebenfalls gelten.
Zitat
Jay
Zitat
hvhasel
Stimmt es eigentlich, dass die erwähnte Erholungsanlage Blankenburg, aus der die Protestierenden wohl hauptsächlich kommen, einer geduldeten Dauernutzung einer erweiterten KGA entspricht? Dann würde ich als Anwohner aber mal deutlich kleinere Brötchen backen!

Jein. Da die Anlage aus der DDR übergegangen ist, ist es nicht ganz so einfach. Für mehrere Grundstücke besteht ein Dauerwohnrecht, so dass es sich nicht um eine klassische Kleingartenanlage (KGA) handelt. Dass die Senatsverwaltung hier nicht mit offenen Karten spielt, ist auch nur bedingt hilfreich und ich sehe die Planung, so wie sie aktuell eingebracht wurde, äußerst kritisch und Widerstand provozierend.

Genau das ist das Problem.
Die Erholungsanlage ist vor über 100 Jahren, lange vor der Entstehung von Schrebergärten in dieser Gegend gegründet worden. Letztere waren ja ursprünglich auf ungenutzten, potentiellen Baugrundstücken entstanden, die für kleines Geld an Vereine verpachtet wurden, damit sie nicht verwahrlosen.
Hier findet man die Selbstdarstellung der Bewohner der Erholungsanlage: [rettet-blankenburg.de]

Zitat

Die “Erholungsanlage Blankenburg” ist KEINE Kleingarten-Anlage, sondern eine große Wohnsiedlung mit massiven Wohnhäusern, die legal von den ca. 400 Eigentümern auf deren Eigentumsland errichtet worden sind! Medienberichte, in denen klischeehaft von “Kleingärtnern” die Rede ist, sind entweder tendenziös oder zumindest unseriös.

Größtenteils wird also Baurecht nur durch Enteignung der Besitzer der Parzellen herzustellen sein. Sowas kann sich über Jahrzehnte hinziehen, wie nicht nur in Berlin viele Beispiele zeigen. Davon sollte man Abstand nehmen und die Gegend als naturverbundener Wohnstandort erhalten.
Leider sind die Freiflächen östlich davon über Jahrzehnte als Rieselfelder genutzt worden, wodurch die Böden teilweise entsprechend schadstoffbelastet sind. Hier sind laut Flächennutzungsplan Gewerbegebiete und auch viel Platz für einen Betriebshof (Alternativstandort für die Strabhöfe Weißensee und Niederschönhausen) vorgesehen. Genau in der Mitte des FNP-Ausschnitts unten. Auch das von der DB aufgegebene Bw Pankow an der Stettiner Bahn (jetzt im Eigentum des Krieger-Möbelimperiums) ist mit dem runden B gekennzeichnet. Wäre auch ein guter Platz für den Straßenbahnhof, da direkt an der Verbindung Heinersdorf M2 - Linie 50 gelegen. Leider hat die DB-Immobilien das Gelände nicht dem Land Berlin, sondern an Privat verkauft.

so long

Mario


Soweit ich das im Kopf habe, ist an der Stelle jetzt aber doch Wohnbebauung vorgesehen und nur der südliche Teil für Gewerbenutzung. Das wäre jedenfalls der Bereich, wo ich den Betriebshof sinnvoll fände. Über die Tangente Weißensee - Pankow wäre er gut vernetzt und mit einer Durchbindung auf die 50 gäbe es eine zweite Zufahrt. Zwischenzeitlich gab es aber auch die Überlegung den Betriebshof westlich der Stettiner Bahn zwischen Bahnstrecke und Autobahn anzulegen. Ansich ein perfekter Ort, dummerweise sind dort aber auch Kleingärten.

--- Signatur ---
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Die Berliner Lokalpolitik und die U-Bahn: Best friends forever!

Heute habe ich ein besonders schönes Exempel aus Spandau. Ich lasse das gerne einfach nur unkommentiert so stehen:

Zitat
Fraktion Die Linke in der Spandauer BVV
Das Bezirksamt wird beauftragt in Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen zu prüfen, ob und ggf. in welchem Zeitraum eine Verlängerung der U-Bahnlinie 2 mittels jeweils einer Brücke über die Ruhlebener Chaussee und die Spree auf der Trasse der ehemaligen »Kohlebahn« bis zum U-Bahnhof Paulsternstraße und darüber hinaus bis zum Bahnhof Gartenfeld möglich ist (möglicherweise als Hochbahn wie in Ruhleben).

Begründung

Der städtebauliche Wettbewerb für den sogenannten Siemenscampus ist abgeschlossen. Nördlich des Campus wird bereits gebaut, die Entwicklung der Insel Gartenfeld steht unmittelbar bevor. Die Wasserstadt Oberhavel expandiert. Ab 2021 wird die Nachnutzung des Flughafen Tegel eine bessere ÖPNV-Anbindung der »Urban Tech Republic« erforderlich machen, die als Verlängerung der hier angedachten Trasse möglich wäre.

Auch wenn aktuell alle Beteiligten davon ausgehen, dass die Erschließung des sogenannten Siemenscampus durch Sanierung der »Siemensbahn« erfolgen soll, scheint dies keineswegs sicher: die Anbindung an den S-Bahnhof Jungfernheide ist nicht unproblematisch und wird durch die Sanierungsmaßnahmen an der A 100 nicht einfacher. Die Deutsche Bahn prüft die Verlängerung der Trasse bis Hakenfelde – mit einer Vorlage der Machbarkeitsstudie ist erst zum Jahresende zu rechnen.

Eine parallele Prüfung der vorgeschlagenen Alternative sollte schon deshalb erfolgen, um im Zweifel nicht ein Jahr Planungsvorlauf zu verlieren.
Zitat
hvhasel
Die Berliner Lokalpolitik und die U-Bahn: Best friends forever!

Heute habe ich ein besonders schönes Exempel aus Spandau. Ich lasse das gerne einfach nur unkommentiert so stehen:

Zitat
Fraktion Die Linke in der Spandauer BVV
Das Bezirksamt wird beauftragt in Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen zu prüfen, ob und ggf. in welchem Zeitraum eine Verlängerung der U-Bahnlinie 2 mittels jeweils einer Brücke über die Ruhlebener Chaussee und die Spree auf der Trasse der ehemaligen »Kohlebahn« bis zum U-Bahnhof Paulsternstraße und darüber hinaus bis zum Bahnhof Gartenfeld möglich ist (möglicherweise als Hochbahn wie in Ruhleben).

Begründung

Der städtebauliche Wettbewerb für den sogenannten Siemenscampus ist abgeschlossen. Nördlich des Campus wird bereits gebaut, die Entwicklung der Insel Gartenfeld steht unmittelbar bevor. Die Wasserstadt Oberhavel expandiert. Ab 2021 wird die Nachnutzung des Flughafen Tegel eine bessere ÖPNV-Anbindung der »Urban Tech Republic« erforderlich machen, die als Verlängerung der hier angedachten Trasse möglich wäre.

Auch wenn aktuell alle Beteiligten davon ausgehen, dass die Erschließung des sogenannten Siemenscampus durch Sanierung der »Siemensbahn« erfolgen soll, scheint dies keineswegs sicher: die Anbindung an den S-Bahnhof Jungfernheide ist nicht unproblematisch und wird durch die Sanierungsmaßnahmen an der A 100 nicht einfacher. Die Deutsche Bahn prüft die Verlängerung der Trasse bis Hakenfelde – mit einer Vorlage der Machbarkeitsstudie ist erst zum Jahresende zu rechnen.

Eine parallele Prüfung der vorgeschlagenen Alternative sollte schon deshalb erfolgen, um im Zweifel nicht ein Jahr Planungsvorlauf zu verlieren.

Das ist doch mal eine erfrischend neue Idee, die wir bisher noch nicht hatten!

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Könnnte man bitte, bitte den Bezirkspolitikern ihre Wachsmalstifte wegnehmen?

Eine komplett neue, bisher in keiner Planung vorgesehene U-Bahntrasse soll einfacher zu bewerkstelligen sein als der Wiederaufbau einer S-Bahn auf einer gewidmeten Bahntrasse?

Und zugleich verbaut man sich dann auf alle Ewigkeit die Verlängerung der U2 Richtung Spandau. Gerade wenn die S-Bahn einmal Richtung Staaken und Falkensee verkehrt, könnte zumindest eine U2-Verlängerung zur Charlottenburger Chaussee (und einem neuen S-Bahnhof) durchaus Potential haben. (Das heißt nicht, dass ich sie als vordringlich erachte. Aber verbauen sollte man sich diese Verlängerung nicht.)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 16.01.2020 09:52 von def.
Zitat
Nemo
Zitat
hvhasel
Die Berliner Lokalpolitik und die U-Bahn: Best friends forever!

Heute habe ich ein besonders schönes Exempel aus Spandau. Ich lasse das gerne einfach nur unkommentiert so stehen:

Zitat
Fraktion Die Linke in der Spandauer BVV
Das Bezirksamt wird beauftragt in Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen zu prüfen, ob und ggf. in welchem Zeitraum eine Verlängerung der U-Bahnlinie 2 mittels jeweils einer Brücke über die Ruhlebener Chaussee und die Spree auf der Trasse der ehemaligen »Kohlebahn« bis zum U-Bahnhof Paulsternstraße und darüber hinaus bis zum Bahnhof Gartenfeld möglich ist (möglicherweise als Hochbahn wie in Ruhleben).

Begründung

Der städtebauliche Wettbewerb für den sogenannten Siemenscampus ist abgeschlossen. Nördlich des Campus wird bereits gebaut, die Entwicklung der Insel Gartenfeld steht unmittelbar bevor. Die Wasserstadt Oberhavel expandiert. Ab 2021 wird die Nachnutzung des Flughafen Tegel eine bessere ÖPNV-Anbindung der »Urban Tech Republic« erforderlich machen, die als Verlängerung der hier angedachten Trasse möglich wäre.

Auch wenn aktuell alle Beteiligten davon ausgehen, dass die Erschließung des sogenannten Siemenscampus durch Sanierung der »Siemensbahn« erfolgen soll, scheint dies keineswegs sicher: die Anbindung an den S-Bahnhof Jungfernheide ist nicht unproblematisch und wird durch die Sanierungsmaßnahmen an der A 100 nicht einfacher. Die Deutsche Bahn prüft die Verlängerung der Trasse bis Hakenfelde – mit einer Vorlage der Machbarkeitsstudie ist erst zum Jahresende zu rechnen.

Eine parallele Prüfung der vorgeschlagenen Alternative sollte schon deshalb erfolgen, um im Zweifel nicht ein Jahr Planungsvorlauf zu verlieren.

Das ist doch mal eine erfrischend neue Idee, die wir bisher noch nicht hatten!

Übrigens wäre hier eine Seilbahn sinnvoll, da es über Gewerbegebiete und die Spree rüber geht...

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Könnte man vielleicht eine Art Mehrsystem-Seil-U-Bahn entwickeln, bei der die Wagen der U2 sich automatisch in Ruhleben ans Seil einhängen und dann gen Paulsternstraße schweben?

/Sarkasmus off
Zitat
def
Könnte man vielleicht eine Art Mehrsystem-Seil-U-Bahn entwickeln, bei der die Wagen der U2 sich automatisch in Ruhleben ans Seil einhängen und dann gen Paulsternstraße schweben?
/Sarkasmus off

Der ist gut!

Mit besten Grüßen

phönix
Zitat
Nemo
Übrigens wäre hier eine Seilbahn sinnvoll, da es über Gewerbegebiete und die Spree rüber geht...

Sag' ich doch!

Zitat
def
Könnte man vielleicht eine Art Mehrsystem-Seil-U-Bahn entwickeln, bei der die Wagen der U2 sich automatisch in Ruhleben ans Seil einhängen und dann gen Paulsternstraße schweben?

/Sarkasmus off

Ein ganz hervorragender Vorschlag! Dann könnten am anderen Ende der U2 in Pankow sich die Wagen nach einer herkömmlichen Rampe wieder aushängen und zum Blankenburger Süden schweben!

Immerhin kann man den Linken keine fehlende Weitsicht vorwerfen. Sowohl die Seilbahn-Idee von Bürgermeister Benn als auch die U2-Verlängerung in Spandau. Zu letzterer wäre zu ergänzen: Die genannte "Kohlebahn" für das HKW Reuter (West) ist natürlich noch aktiv. Aber nach dem gestern beschlossenen Kohleausstieg gäbe es spätestens nach 2038 tatsächlich keine andere Verwendung für die Bahnbrücke.
Zitat
def
Könnte man vielleicht eine Art Mehrsystem-Seil-U-Bahn entwickeln, bei der die Wagen der U2 sich automatisch in Ruhleben ans Seil einhängen und dann gen Paulsternstraße schweben?

/Sarkasmus off

Pass auf, was Du für Scherze machst, gibt nix was es nicht gibt ;)

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