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Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin
geschrieben von Arnd Hellinger 
Zitat
Ruhlebener
"die Havelchaussee zur Fahrradstraße zu machen": fände ich nicht ganz so toll. Für nicht-Radfahrer gäbe es dann nur die 218

Also wenn ich an meinem Körper nach unten schaue, sehe ich noch eine weitere Alternative für nicht Radfahrende zum 218er. Vom S-Bahnhof Grunewald zum Grunewaldturm dürften es so 75 min Fußweg durch den Wald sein - so dass man nach einer Pause und Besteigung des Grunewaldturms nach ca. 3 Stunden wieder am S-Bahnhof Grunewald ist. In diesen drei Stunden erlebt man denn sehr intensiv das, weshalb man eigentlich dort ist: den Wald.

Das ist ein Waldgebiet. Dieser absurde Anspruch, selbst in den hintersten Waldwinkel mit dem Auto fahren zu können, um dort möglichst ohne Fußweg und am besten direkt aus dem Auto "die Natur" zu erleben, ist irgendwie albern. Wer partout nicht aufs Auto verzichten kann oder will, um "Natur zu erleben", hat genug andere Waldgebiete in Berlin und Umgebung zur Auswahl. (Angesichts dieses Anspruchsdenkens der totalen automobilen Erreichbarkeit eines Waldgebiets wundert es mich, dass noch keine Forderung nach Pkw-Aufzügen im Grunewaldturm aufkam, damit man den Ausblick ohne Verlassen des heiligen Blechs genießen kann.)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 29.05.2020 23:17 von def.
Diese Straße war schon einmal für Kfz gesperrt. Man sollte es lassen, wie es ist.

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Nicht-dynamische Signatur
Zitat
RF96
Eine Fahrradstraße einzurichten bedeutet nicht, dass kein Kfz-Verkehr mehr erlaubt wäre. Ferner kann man das wie eine 30er-Zone mit absolutem Vorrang für Radfahrer betrachten.
Das ist eben ein Trugschluss, Fahrradfahrer haben in einer Fahrradstraße keinen Vorrang. Die einzigen Unterschiede zur 30er-Zone sind, dass Radfahrer immer nebeneinander fahren dürfen und kein Kfz-Verkehr zugelassen ist. Zweiteres wird aber durch Zusatzschilder meist außer Kraft gesetzt.
Zitat
andre_de
Nun ist es passiert, die Hölle friert zu:
https://www.tagesspiegel.de/berlin/junge-union-fuer-fahrrad-und-bahn-die-berliner-cdu-erlebt-eine-verkehrswende/25883302.html

Viele Grüße
André

Hmm, ob die junge Union sich schon mal mit Friederici unterhalten hat? Der macht so weiter wir eh und je

[www.cdu-fraktion.berlin.de]

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Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.
Vorallem finde ich die beschriebenen Ansichten gar nicht so revolutionär.. Es soll neue S- und U-Bahnen geben (also solche Luftnummern wie U7 nach Kladow, oder vielleicht könnte auch die S1 unterm Wannsee...), grüne Welle [vermutlich für Autos], Individualverkehr hat einen hohen Stellenwert und zum MIV kommt nun als revolutionäre Forderung noch Fahrrad hinzu.

Das ist sehr erfreulich, dass war es aber auch schon.


Wobei ich zugeben muss, dass ich nur den Artikel gelesen habe und keine weiteren Hintergrund-Details kenne...
Alles Quatsch. Netter Versuch ein paar Buzzwords in die Arena zu werfen. Genau wie ein Andi Scheuer, der selbsternannte Fahrradminister, der gerne öffentlich mit Fahrrad posiert, wenn es aber ums Geld geht, Förderungen für auf Halde produzierten Verbrennerschrott fordert. Ironiefrei. (Hat gottseidank nicht geklappt.)

Aber ich bin ja ein Fan von Originaltext, und deswegen lade ich Euch ein anzuschauen, was die CDU so vorhat und für Prioritäten setzt. Sie haben eine neu Webpage, https://aufgehts.berlin/ (cdu.lol hätte mir besser gefallen, ist sogar noch frei!), kommen jetzt im Pornhub design daher (sehr hip, hihi) und präsentieren jetzt ihr Programm sehr schön im responsive design.
Spoiler: Mobilität und Verkehr findet überhaupt nicht statt, das Wort "Fahrrad" wird auf der Seite kein einziges mal erwähnt. Go figure. Wer hätte das erwartet.
Zitat
schallundrausch
Sie [die CDU] haben eine neu Webpage, https://aufgehts.berlin/ (cdu.lol hätte mir besser gefallen, ist sogar noch frei!), kommen jetzt im Pornhub design daher (sehr hip, hihi)

Man muss seine Zielgruppe eben da abholen, wo sie steht.
Hallo,

eine Kleine Anfrage beschäftigt sich mit den Popup-Radwegen. In der Antwort wird m.E. erstmals offiziell klar ausgesagt, dass diese überwiegend dauerhaft bleiben werden:

"Nach derzeitigem Stand wird der ganz überwiegende Teil der temporär angeordneten Radfahrstreifen künftig dauerhaft etabliert."

http://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/18/SchrAnfr/S18-23416.pdf

Viele Grüße
André
Zitat
andre_de
Hallo,

eine Kleine Anfrage beschäftigt sich mit den Popup-Radwegen. In der Antwort wird m.E. erstmals offiziell klar ausgesagt, dass diese überwiegend dauerhaft bleiben werden:

"Nach derzeitigem Stand wird der ganz überwiegende Teil der temporär angeordneten Radfahrstreifen künftig dauerhaft etabliert."

http://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/18/SchrAnfr/S18-23416.pdf

Viele Grüße
André

Ich begrüße die Popup-Radwege sehr, jedoch sehe ich v.a. am Schöneberger Ufer täglich, dass durch die fehlende Spur auch die Busse (hier: M29) lange im Stau stehen und dadurch auch die Kreuzung Potsdamer Str. blockiert wird.

Es gibt an der ein oder anderen Stelle verbesserungsbedarf.

Schade finde ich fehlende Popup-Radwege im Bereich Lichtenberg/Marzahn. Man könnte sehr viel tun um mehr Radfahrende aus den Bezirken auf die Straße zu locken. Auf dem miesen Radweg entlang der Landsberger Allee würde ich auch nicht fahren wollen.

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Tscheynsch hier vor Ju-Tu wis Sörvis tu Exebischn-Raunds änd Olümpick-Staydium
Zitat
PassusDuriusculus
Vorallem finde ich die beschriebenen Ansichten gar nicht so revolutionär.. Es soll neue S- und U-Bahnen geben (also solche Luftnummern wie U7 nach Kladow, oder vielleicht könnte auch die S1 unterm Wannsee...), grüne Welle [vermutlich für Autos], Individualverkehr hat einen hohen Stellenwert und zum MIV kommt nun als revolutionäre Forderung noch Fahrrad hinzu.

Das ist sehr erfreulich, dass war es aber auch schon.


Wobei ich zugeben muss, dass ich nur den Artikel gelesen habe und keine weiteren Hintergrund-Details kenne...

Wenn man sich den Beschluss des Landesvorstands der Jungen Union durchliest, ist sowohl in der Überschrift ("Weniger Auto - mehr Mobilität") als auch im Text immerhin eine deutlich veränderte Akzentuierung erkennbar.

Stammbahn, Siemensbahn, Heidekrautbahn, S 21, S-Bahn zweigleisig und alle 10 Minuten, Außenring besser bedienen und an Schnittstellen mit Turmbahnhöfen versehen - das erscheint mir alles nicht verkehrt.

Richtig schön (finanziell, aber auch aus anderen Gründen) irreal ist meines Erachtens das "U-Bahnpaket":

"Wir fordern die Verlängerung der …

• U2 bis zum Falkenhagener Feld und zur Elisabeth-Aue,
• U3 bis Mexikoplatz,
• U5 bis Turmstraße,
• U6 bis Lichtenrade und zum Flughafen Tegel (oder die ehemalige Fläche),
• U7 bis Heerstraße Nord sowie bis zum BER,
• U8 ins Märkische Viertel und der
• U9 bis Marienfelde
• sowie eine neue U-Bahnlinie 10 von Lichterfelde bis Blankenburg, Karow und Buch."

Die teilweise ungeliebte Straßenbahn soll wohl im wesentlichen in ihrem "Ostberliner Ghetto" (nicht abwertend gemeint) und bezogen auf die Gesamtstadt weiterhin marginal bleiben: "Auch die Straßenbahn ist vor allem im östlichen Stadtgebiet ein unverzichtbares Verkehrsmittel, das wir dort, wo es Sinn ergibt, ebenfalls ausbauen und ertüchtigen wollen."

Hinsichtlich der Bevorrechtigung der beiden Oberflächenverkehrsmittel gibt sich die Junge Union jedenfalls verbal fortschrittlich: "In den letzten Jahren sind die Fahrtzeiten der unterschiedlichen Buslinien aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens immer weiter gestiegen. Wir fordern deshalb wo sinnvoll zeitlich unbefristete Busspuren, Vorrangschaltungen für Busse und Straßenbahnen sowie nach Möglichkeit baulich getrennte Busspuren."

Auch der größten Gruppe von Verkehrsteilnehmern in Berlin (den Fußgängern) wird etwas Text gewidmet (u.a. für mehr Barrierefreiheit).

Im "Autoteil" findet sich u.a. dieser Satz: "Für einen flüssigen Verkehrsfluss ist gerade außerhalb der Stoßzeiten Tempo 50 notwendig." Meines Erachtens eine falsche, "unwissenschaftliche" Behauptung.

Die Parkraumbewirtschaftung wird in der Innenstadt ausdrücklich befürwortet: "In einem nächsten Schritt fordern wir eine Parkraumbewirtschaftung in der Innenstadt und eine allmähliche Verlagerung der Parkflächen von der Straße in Parkhäuser und Tiefgaragen.

Langfristig sollen KFZ-Zulassungen nur mit nachgewiesenem Parkplatz erfolgen. Die so freiwerdenden Flächen stehen dann für Lieferanten, Bus- und Tramspuren, Fahrräder, Fußwege oder Begrünung zur Verfügung."

Dann gibt es noch einen "Umlandteil": "wir sind zwei Bundesländer, aber eine Region. (...) Daher fordern wir:

• Einen massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs mit S-Bahn-Verlängerungen bis nach Nauen, Rangsdorf, Velten und Stahnsdorf sowie eine Wiederbelebung der Stammbahn auch für den Regional(verkehr, der Setzer).

• Eine Ausweitung der Tarifzone B auf die ersten drei S-Bahnhöfe im Land Brandenburg bzw. den ersten Regionalbahnhof sowie die Einführung weiterer Tarifzonen, die größere Teile des Landes Brandenburg umfassen."

Weiter werden mehr P & R - Plätze auch für PKW, "Semesterticketreichweiten" mit "ganz Brandenburg", mindestens 3 stündliche Züge in die Oberzentren des Nachbarlandes sowie mindestens 2 Züge pro Stunde nach Dresden, Leipzig, Halle, Erfurt, Magdeburg, Hamburg und Rostock gefordert.

Der letzte Satz ist natürlich zitierfähig: "Außerdem setzen wir uns für eine Transrapid- oder Hyperloop-Verbindung mit anderen europäischen Metropolen ein."

Gar nicht konsensfähig ist meines Erachtens nur der "U-Bahn-Katalog" und der daraus folgende "Straßenbahn-Nichtkatalog", beim Transrapid oder Hyperloop sehe ich natürlich keine Probleme.

Im Ernst: Abgesehen vom (allerdings wichtigen) U-Bahn- und Straßenbahnteil würde die Berliner CDU auf der Basis so eines Programms "koalitionsfähiger",

meint Marienfelde.


Hier noch ein Link zum Beschluss des Landesvorstands der Jungen Union: [www.ju-berlin.de]
Letztendlich stehen da noch genug Gründe im Text, warum es in diesem, also jedem, speziellen Fall dann doch nicht klappt mit der Straßenbahn, der Busspur und dem ÖPNV-Vorrang. Die Straßenbahn soll nur ausgebaut, werden, wo es Sinn ergibt - also nach dem Duktus der CDU nirgends - die U-Bahn jedoch auch vollkommen sinnfrei?

Für mich klingt das nach CDU wie eh und je! Straßenbahnen, dort wo sie sinnvoll (also nach CDU eigentlich nirgends) sind und U-Bahnen auch dort, wo sie nicht sinnvoll sind, Busspuren nur dann, wenn sie den Autoverkehr nicht behindern und keine Schikanen für Autos beim Schikanieren der anderen Verkehrsteilnehmer!

Gruß Nemo
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Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Zitat
LariFari
Schade finde ich fehlende Popup-Radwege im Bereich Lichtenberg/Marzahn. Man könnte sehr viel tun um mehr Radfahrende aus den Bezirken auf die Straße zu locken. Auf dem miesen Radweg entlang der Landsberger Allee würde ich auch nicht fahren wollen.

Deswegen steht die dortige CDU-Stadträtin bereits heftig in der Kritik:
https://leute.tagesspiegel.de/marzahn-hellersdorf/macher/2020/06/02/125339/pop-up-radwege-kein-personal-kein-geld-aber-politischer-druck/

Viele Grüße
André
Und jetzt auch Berliner Zeitung: Die BVG steht im Stau - wegen der Radwege:

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/wegen-pop-up-radwegen-steckt-die-bvg-im-stau-fest-li.85866?lid=true

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Tscheynsch hier vor Ju-Tu wis Sörvis tu Exebischn-Raunds änd Olümpick-Staydium
Zitat
LariFari
Und jetzt auch Berliner Zeitung: Die BVG steht im Stau - wegen der Radwege:

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/wegen-pop-up-radwegen-steckt-die-bvg-im-stau-fest-li.85866?lid=true

Speziell auf der Kantstraße wäre es wohl deutlich sinnvoller, statt eines expliziten Fahrradstreifens eine Busspur mit Freigabe für Fahrradfahrer einzurichten. Bei 6 Radfahrern pro Stunde sowieso, und auch bei 60 pro Stunde angesichts des umfangreichen Busverkehrs dort.

Die im Artikel beschriebene Problematik, dass das besonders laute Schreien der Fahrrad-Lobby (unabhängig davon, ob berechtigt oder nicht) aktuell die ÖPNV-Interessen weitgehend wegdrückt, sehe ich genauso. Dagegen dürfte die Anzahl der ÖPNV-Bus-Nutzer - selbst in Kreuzberg - höher liegen als die Anzahl der Radfahrer.

Das soll explizit KEINE Kritik an den Interessen der Radfahrer sein. Baut sich - so wie aktuell - aber ein derartiger Interessenkonflikt zwischen ÖPNV und Radverkehr auf, ist es zum Schaden beider.

Viele Grüße
André



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 04.06.2020 17:30 von andre_de.
Zitat
Nemo
Letztendlich stehen da noch genug Gründe im Text, warum es in diesem, also jedem, speziellen Fall dann doch nicht klappt mit der Straßenbahn, der Busspur und dem ÖPNV-Vorrang. Die Straßenbahn soll nur ausgebaut, werden, wo es Sinn ergibt - also nach dem Duktus der CDU nirgends - die U-Bahn jedoch auch vollkommen sinnfrei?

Für mich klingt das nach CDU wie eh und je! Straßenbahnen, dort wo sie sinnvoll (also nach CDU eigentlich nirgends) sind und U-Bahnen auch dort, wo sie nicht sinnvoll sind, Busspuren nur dann, wenn sie den Autoverkehr nicht behindern und keine Schikanen für Autos beim Schikanieren der anderen Verkehrsteilnehmer!

Meine Bewertung des "Unionsnachwuchsbeschlusses" mag ja zu positiv ausgefallen sein - aber Deine Bewertung erscheint mir umgekehrt als zu negativ. Die praktische Straßenbahnpolitik der Berliner CDU seit 1990 würde ich mit den drei Wörtern Bestandssicherung, Modernisierung und punktuellem Ausbau beschreiben.

Die Trampolitik der Berliner CDU in den "Einheitsjahrzehnten" unterscheidet sich damit z.B. sehr deutlich von der Verkehrspolitik des Westberliner "Brandt-Senats" (dem die West-CDU ja angehörte), was ich dieser Partei durchaus positiv anrechne.

Vielleicht sollten wir uns umgekehrt fragen, wie man mittelfristig in einem größeren Teil der Berliner CDU eine größere Sympathie für die Tram befördern könnte. Die Gestaltung der Fahrdrahtanlage im westlichen Teil der Invalidenstraße hätte hinsichtlich ihres Erscheinungsbilds womöglich noch etwas hübscher ausfallen können, um mal ein Beispiel zu nennen.

Ich denke, in derlei gestalterischen Fragen ließe sich einiges bei den französischen Revolutionären lernen: Weniger "technisch optimierte", eher "untergrundbahnaffine" Regelwerke wie die BOStrab, mehr ganzheitliche, die stadtplanerische Seite viel mehr einbeziehende Entwicklungen der deutschen Regelungen würde ich mir wünschen.

Die kürzlich erfolgte Abkehr vom Dogma des besonderen Bahnkörpers, die Hinwendung zur Straßenbahn, sehe ich als einen Schritt in dieser Richtung, der aber bei weitem nicht ausreicht. Zur Verdeutlichung: Eine "schöne", sich ins Stadtbild einfügende Tramhaltestelle sollte im Rahmen der standardisierten Bewertung positiv gewertet werden - und natürlich förderfähig sein.

Ein absolutes Rätsel bleibt für mich aber der "U-Bahnteil". Vollkommen unhistorisch und unreflektiert werden hier Forderungen aufgemacht, die eher dem (deutschen) Diskussionsstand der 1960er Jahre entsprechen dürften. Dieser Teil muß an den objektiven (insbesondere auch finanziellen) Rahmenbedingungen scheitern. Wenn man schon U-Bahnen fordert, sollten die vorgeschlagenen Erweiterungen vom erwartbaren Fahrgastaufkommen her wenigstens untergrundbahnwürdig sein - hier wäre weniger mehr gewesen.
Zitat
andre_de
Die im Artikel beschriebene Problematik, dass das besonders laute Schreien der Fahrrad-Lobby (unabhängig davon, ob berechtigt oder nicht) aktuell die ÖPNV-Interessen weitgehend wegdrückt, sehe ich genauso. Dagegen dürfte die Anzahl der ÖPNV-Bus-Nutzer - selbst in Kreuzberg - höher liegen als die Anzahl der Radfahrer.

Das soll explizit KEINE Kritik an den Interessen der Radfahrer sein. Baut sich - so wie aktuell - aber ein derartiger Interessenkonflikt zwischen ÖPNV und Radverkehr auf, ist es zum Schaden beider.

Richtig. Und der lachende Dritte ist die Autolobby. Das Problem ist meines Erachtens, dass das Auto bei der Stadtraumgestaltung noch immer zu wichtig genommen wird. Im letzten halben Jahrhundert war es so: der Autoverkehr nimmt sich die Flächen, die er braucht, der Rest wird zwischen sonstigen Verkehrsträgern und anderen Zwecken, zu denen der Stadtraum dient, aufgeteilt.

Nun gibt es ganz vereinzelt den Ansatz, dem Radverkehr den notwendigen Raum einzuräumen. Gleich danach kommt aber weiterhin der Autoverkehr, und der Rest kann schauen, wo er bleibt. Das ist ein Fortschritt, aber eben nur der erste. Viele weitere müssen folgen, der Autoverkehr auf der Prioritätenliste auf der Stadtraumgestaltung ganz nach hinten wandern.
Zitat
def
Zitat
andre_de
Die im Artikel beschriebene Problematik, dass das besonders laute Schreien der Fahrrad-Lobby (unabhängig davon, ob berechtigt oder nicht) aktuell die ÖPNV-Interessen weitgehend wegdrückt, sehe ich genauso. Dagegen dürfte die Anzahl der ÖPNV-Bus-Nutzer - selbst in Kreuzberg - höher liegen als die Anzahl der Radfahrer.

Das soll explizit KEINE Kritik an den Interessen der Radfahrer sein. Baut sich - so wie aktuell - aber ein derartiger Interessenkonflikt zwischen ÖPNV und Radverkehr auf, ist es zum Schaden beider.

Richtig. Und der lachende Dritte ist die Autolobby. Das Problem ist meines Erachtens, dass das Auto bei der Stadtraumgestaltung noch immer zu wichtig genommen wird.

Und dieser Framing sieht man leider auch (so sehr ich Peter Neumann schätze) auch in dem Artikel. Warum steht da als Überschrift: "Wegen Pop-Up-Radwegen steckt die BVG im Stau fest"? Warum nicht "Wegen parkender Autos steckt die BVG im Stau fest"? Und wieso überhaupt der Plural? Im Artikel ist doch nur von der Kantstraße die Rede.
Zitat
LariFari
Und jetzt auch Berliner Zeitung: Die BVG steht im Stau - wegen der Radwege:

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/wegen-pop-up-radwegen-steckt-die-bvg-im-stau-fest-li.85866?lid=true

Nicht wegen der Radspur, sondern wegen der Parkspur steht die BVG im Stau. Oder wo liegen eigentlich die Prioritäten?

*******
Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.
Zitat
Logital
Zitat
LariFari
Und jetzt auch Berliner Zeitung: Die BVG steht im Stau - wegen der Radwege:

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/wegen-pop-up-radwegen-steckt-die-bvg-im-stau-fest-li.85866?lid=true

Nicht wegen der Radspur, sondern wegen der Parkspur steht die BVG im Stau. Oder wo liegen eigentlich die Prioritäten?

So sieht's aus. Auf der Kant standen die Busse schon immer im Stau. Bis vor kurzem wegen der notorischen Zweite-Reihe-Parker, nun wegen insgesamt zu viel Verkehr auf der verbleibenden Spur. So was kommt bei raus, wenn man Entscheidungen nicht bis zur letzten Konsequenz durchführt.

In diesem Fall hätte das geheißen, dass praktisch alle Parkplätze hätten wegfallen müssen, damit nach wie vor zwei Fahrspuren für den MIV zur Verfügung stehen. Dann hätten zwar die Radler eine eigene Spur, was absolut überfällig war und aufgrund der Gefährdung von Leib und Leben auch die oberste aller Prioritäten zu sein hat. Praktisch wäre aber für den MIV wieder nur eine Spur zur Verfügung, weil die zweite Spur zugeparkt wäre. Änderung zum Vor-Corona-Status und aktuellen Status: effektiv gleich Null.

Da die Kant aber nun mal eine der Einkaufs- und Einzelhandelsstraßen des Bezirks ist, gibt es eine Menge Lieferverkehr und der muss nun mal auch irgendwo hin. Man könnte alle 150m 4 Parkplätze beseitigen und zu Lieferzonen machen bzw. deren Nutzung zeitlich festlegen/limitieren, damit in der restlichen Zeit normal geparkt werden kann. Das würde die Zweite-Reihe-Parker schon verringern, vermute ich.

Was bleibt als einzige wirkliche Alternative? Die Kant als Durchgangs- und Parkplatzstraße abschaffen und sie zur reinen Umweltverbund-Zone machen, also nur für Fußgehende, Radler, ÖPNV und Lieferverkehr. Alle Parkplätze in den kreuzenden Straßen werden zu reinen Anwohnenden-Parkplätzen, um die wegfallenden Parkplätze auf der Kant ein wenig zu kompensieren. Abbiegen auf die Kant wird untersagt.

Anders scheint es nicht zu gehen.
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