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Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin
geschrieben von Arnd Hellinger 
Zitat
hansaplatz
Was bleibt als einzige wirkliche Alternative? Die Kant als Durchgangs- und Parkplatzstraße abschaffen und sie zur reinen Umweltverbund-Zone machen, also nur für Fußgehende, Radler, ÖPNV und Lieferverkehr. Alle Parkplätze in den kreuzenden Straßen werden zu reinen Anwohnenden-Parkplätzen, um die wegfallenden Parkplätze auf der Kant ein wenig zu kompensieren. Abbiegen auf die Kant wird untersagt.

Das wäre eine radiale, aber sinnvolle Maßnahme. Ich muss da an die (innere) Mariahilfer Straße in Wien denken, der wichtigsten Einkaufsstraße der Stadt. Sie wurde vor einigen Jahren in eine Begegnungszone umgestaltet und vom Durchgangsverkehr (und von einem Großteil des Autoverkehrs) befreit. Das war Geschrei und Gezeter, dass der Autoverkehr zusammenbräche, nach Beginn der Bauarbeiten wurden von Projektgegner/innen sogar Falschmeldungen in den Verkehrsmeldungen lanciert, demzufolge es in der (parallelen) Burggasse ein riesiges Stauchaos gäbe. Wirtschaftsvertreter gingen fest davon aus, dass im Grunde der gesamte Einzelhandel zusammenbricht.

Trotz Geschreis und Gezeters wurde der Umbau durchgesetzt - und wurde ein voller Erfolg. Nach dem Bau weiterer Begegnungszonen ist es nun sogar so, dass Wirtschaftsvertreter (also die ehemals größten Gegner des Umbaus!) weitere solcher Zonen fordern.

Es braucht allerdings für die Durchsetzung eines solchen Projekts Politiker/innen eines bestimmten Formats, die auch so an dem Projekt hängen, dass sie diese Durchsetzungsfähigkeit auch einsetzen. Da wüsste ich in Berlin leider niemanden, der/die das sein sollte.

In der (inneren) Mariahilfer Straße fährt leider nur auf einem Abschnitt ein Bus, und das nur in eine Fahrtrichtung (leider auch deshalb, weil deshalb einer der am besten ausgelasteten Abschnitte des Wiener U-Bahn-Netzes zusätzlich mit Kurzstreckenverkehren belastet wird) - rein von der Straßengestaltung her spräche aber nichts gegen eine Buslinie, die dem Straßenverlauf folgt. Auf die Kantstraße übertragen hieße das, dass die Busse sicher langsamer fahren müssten als heute. In der Realität hieße das aber: tagsüber wären sie unterm Strich vielleicht sogar schneller als heute, weil sie nicht im Stau stünden, abends ein paar Minuten langsamer, was m.E. aber angesichts der Gesamtvorteile (und der parallelen Stadtbahn und U2) vertretbar wäre.

Die Frage ist also: warum eigentlich nicht?
Zitat
Marienfelde
Vielleicht sollten wir uns umgekehrt fragen, wie man mittelfristig in einem größeren Teil der Berliner CDU eine größere Sympathie für die Tram befördern könnte.

Durch Erfolg. Wenn auch nach der dritten Straßenbahnstrecken, die zulasten von Pkw-Fahrspuren eingerichtet wurde, kein Verkehrschaos ausbricht, dafür aber die Fahrgastzahlen gegenüber dem vorherigen Busverkehr stark gestiegen sind, kann und wird sich selbst die CDU irgendwann nicht mehr verschließen.

Zitat
Marienfelde
Die Gestaltung der Fahrdrahtanlage im westlichen Teil der Invalidenstraße hätte hinsichtlich ihres Erscheinungsbilds womöglich noch etwas hübscher ausfallen können, um mal ein Beispiel zu nennen.

Ich denke, in derlei gestalterischen Fragen ließe sich einiges bei den französischen Revolutionären lernen: Weniger "technisch optimierte", eher "untergrundbahnaffine" Regelwerke wie die BOStrab, mehr ganzheitliche, die stadtplanerische Seite viel mehr einbeziehende Entwicklungen der deutschen Regelungen würde ich mir wünschen.

Jein. Ich gehe zwar mit, dass eine grundlegende und ästhetische Umgestaltung des Stadtraums sicher auch (spätestens nach ein, zwei positiven Beispielen) die Zahl der Straßenbahnbefürworterinnen* in der Bevölkerung erhöhen könnte, aber derzeit ist ja die Gestaltung nicht das Hauptargument der Gegnerinnen*.
_____
* Männer sind mitgemeint. Wenn T6Jagdpilotin sagt, dass ich nicht gendern darf, tue ich das natürlich auch nicht.
Zitat
def

Zitat
Marienfelde
Die Gestaltung der Fahrdrahtanlage im westlichen Teil der Invalidenstraße hätte hinsichtlich ihres Erscheinungsbilds womöglich noch etwas hübscher ausfallen können, um mal ein Beispiel zu nennen.

Ich denke, in derlei gestalterischen Fragen ließe sich einiges bei den französischen Revolutionären lernen: Weniger "technisch optimierte", eher "untergrundbahnaffine" Regelwerke wie die BOStrab, mehr ganzheitliche, die stadtplanerische Seite viel mehr einbeziehende Entwicklungen der deutschen Regelungen würde ich mir wünschen.

Jein. Ich gehe zwar mit, dass eine grundlegende und ästhetische Umgestaltung des Stadtraums sicher auch (spätestens nach ein, zwei positiven Beispielen) die Zahl der Straßenbahnbefürworterinnen* in der Bevölkerung erhöhen könnte, aber derzeit ist ja die Gestaltung nicht das Hauptargument der Gegnerinnen*.
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* Männer sind mitgemeint. (...)


Ich halte mal mit einem Zitat von Christoph Groneck (Französische Planungsleitbilder für Straßenbahnsysteme im Vergleich zu Deutschland, Dissertation aus dem Mai 2007, S. 175) dagegen:

"Die sorgfältige städtebauliche Gestaltung von Straßenbahnstrecken ist kein Selbstzweck. Sie ist vielmehr entscheidend dafür, ob Straßenbahninfrastruktur über ihre reine Verkehrsfunktion hinaus einen positiven oder negativen Einfluss auf ihre städtische Umgebung ausübt. Damit beeinflusst sie direkt das Image eines Straßenbahnsystems in der öffentlichen Meinung sowie die Beurteilung des Verkehrssystems durch (potenzielle) Fahrgäste sowie politische Entscheidungsträger.

Ein positives Image ist wiederum ein wesentlicher Garant für einen langfristigen Erhalt von Straßenbahnsystemen und für die Durchsetzbarkeit von Ausbauvorhaben – bis hin zu solchen, deren Ziel eine offensive Veränderung des Modal Split vom MIV eben zur Straßenbahn hin ist."

Interessierte seien gewarnt. Der Link führt zu einem großen Textbaustein. Nach dem lesen weiß man allerdings etwas mehr über die Entwicklung städtischer Schienenverkehre in Frankreich und Westdeutschland: [core.ac.uk]

Einen schönen Freitag wünscht Euch
Marienfelde
Wieso hältst Du es dagegen? Ich habe doch (wesentlich kürzer) das gleiche gesagt. :)

Die Sache war eine andere: wenn das Hauptargument gegen neue Straßenbahnstrecken vor allem die Befürchtung ist, es breche ein Verkehrschaos aus, reicht es eben nicht aus, auf die Vorteile für die Aufenthaltsqualität im Stadtraum (bzw. auf die Qualität des Stadtraums) zu verweisen. Denn den Verteidigern der autogerechten Stadt ist die Qualität des Stadtraums relativ egal, sonst würden sie nicht selbst in Innenstädten jede Fahrspur, jeden Parkplatz mit einer Vehemenz verteidigen, als handele als sich um einen Welpen, den man einschläfern möchte.

Man muss Argumenten widersprechen, die kommen - und dafür sind Erfolge das beste Mittel. Natürlich muss man ZUSÄTZLICH an der räumlichen Qualität neuer und umgebauter Straßenbahnstrecken arbeiten und damit auch werben. Beide Strategien sind notwendig: Falschinformationen widersprechen und eine positive Vision entwickeln.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.06.2020 09:15 von def.
Zitat
def
Durch Erfolg. Wenn auch nach der dritten Straßenbahnstrecken, die zulasten von Pkw-Fahrspuren eingerichtet wurde, kein Verkehrschaos ausbricht, dafür aber die Fahrgastzahlen gegenüber dem vorherigen Busverkehr stark gestiegen sind, kann und wird sich selbst die CDU irgendwann nicht mehr verschließen.

Müssten die in den Jahren 1995-2015 gebauten und eröffneten Strecken da nicht genug Vorschub geleistet haben? Solange der verstaubte Westberliner Ungeist dort nicht ausstirbt, wird das nichts. Da ist die Straßenbahn zu oft einfach nur Osten und damit IIIIH!

x--x--x--x

Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Zitat
B-V 3313
Zitat
def
Durch Erfolg. Wenn auch nach der dritten Straßenbahnstrecken, die zulasten von Pkw-Fahrspuren eingerichtet wurde, kein Verkehrschaos ausbricht, dafür aber die Fahrgastzahlen gegenüber dem vorherigen Busverkehr stark gestiegen sind, kann und wird sich selbst die CDU irgendwann nicht mehr verschließen.

Müssten die in den Jahren 1995-2015 gebauten und eröffneten Strecken da nicht genug Vorschub geleistet haben? Solange der verstaubte Westberliner Ungeist dort nicht ausstirbt, wird das nichts. Da ist die Straßenbahn zu oft einfach nur Osten und damit IIIIH!

Bei welchen dieser Strecken wurden denn so radikal Fahrspuren zurückgebaut wie es nun in der Leipziger Straße geplant ist? Im Gegenteil, die Straßenbahn zum Hauptbahnhof war ja auch Vorwand für einen starken Ausbau der Invalidenstraße.

Und das "Dumme" ist, dass die in diesem Zeitraum gebauten und eröffneten Strecken (Ausnahme: Osloer Straße/ Seestraße) eben auch mit z.T. sehr deutlichen Angebotsverbesserungen einhergegangen sind, so dass der Schienenbonus kaum nachzuweisen ist.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.06.2020 10:39 von def.
Zitat
andre_de
Hallo,

eine Kleine Anfrage beschäftigt sich mit den Popup-Radwegen. In der Antwort wird m.E. erstmals offiziell klar ausgesagt, dass diese überwiegend dauerhaft bleiben werden:

"Nach derzeitigem Stand wird der ganz überwiegende Teil der temporär angeordneten Radfahrstreifen künftig dauerhaft etabliert."

http://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/18/SchrAnfr/S18-23416.pdf

Viele Grüße
André

Das wurde von den Verantwortlichen in Presse, Veranstaltungen und Aussendungen immer so kommuniziert. Wirklich von der ersten Minute. Die Verwirrung fing erst an als in der Presse das "temporär" in "kommt wieder weg" umgedeutet wurde.
Zitat
def
Bei welchen dieser Strecken wurden denn so radikal Fahrspuren zurückgebaut wie es nun in der Leipziger Straße geplant ist?

Alex I/II und in der Friedrichstraße, sonst nirgendwo. In der Osloer und Seestraße wurde ja die Busspur als Kompensation für die wegfallenden Parkplätze auf dem Mittelstreifen dem Verkehr "zurückgegeben".

Zitat
def
Im Gegenteil, die Straßenbahn zum Hauptbahnhof war ja auch Vorwand für einen starken Ausbau der Invalidenstraße.

Leider wahr.

Zitat
def
Und das "Dumme" ist, dass die in diesem Zeitraum gebauten und eröffneten Strecken (Ausnahme: Osloer Straße/ Seestraße) eben auch mit z.T. sehr deutlichen Angebotsverbesserungen einhergegangen sind, so dass der Schienenbonus kaum nachzuweisen ist.

Na gut, aber das "Problem" werden wir überall haben, wenn man nicht irgendwann einmal eine komplette Buslinie 1:1 umstellt.

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Zitat
def
Zitat
hansaplatz
Was bleibt als einzige wirkliche Alternative? Die Kant als Durchgangs- und Parkplatzstraße abschaffen und sie zur reinen Umweltverbund-Zone machen, also nur für Fußgehende, Radler, ÖPNV und Lieferverkehr. Alle Parkplätze in den kreuzenden Straßen werden zu reinen Anwohnenden-Parkplätzen, um die wegfallenden Parkplätze auf der Kant ein wenig zu kompensieren. Abbiegen auf die Kant wird untersagt.

Das wäre eine radiale, aber sinnvolle Maßnahme.

Wie wäre es denn, wenn in der Stadt erstmal die StVO durchgesetzt wird? Vorhin standen 17 (!) PKW auf dem schönen neuen Radweg in der Kantstraße. Ich vermisse dazu eine klare Linie im Senat und nicht nur diese halbjährlichen Alibiaktionen. Man kann durchaus das Gefühl bekommen, dass die "Berliner Linie" - aka Knolle reicht (wenn überhaupt) weiterhin durchgezogen wird. Wovor hat man denn Angst, bestehende Regeln und Gesetze durchzusetzen? Ist da immer noch das Bild vom "bösen Bullen, auf den man Steine wirft" in den Köpfen?

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schallundrausch
Zitat
andre_de
Hallo,

eine Kleine Anfrage beschäftigt sich mit den Popup-Radwegen. In der Antwort wird m.E. erstmals offiziell klar ausgesagt, dass diese überwiegend dauerhaft bleiben werden:

"Nach derzeitigem Stand wird der ganz überwiegende Teil der temporär angeordneten Radfahrstreifen künftig dauerhaft etabliert."

http://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/18/SchrAnfr/S18-23416.pdf

Viele Grüße
André

Das wurde von den Verantwortlichen in Presse, Veranstaltungen und Aussendungen immer so kommuniziert. Wirklich von der ersten Minute. Die Verwirrung fing erst an als in der Presse das "temporär" in "kommt wieder weg" umgedeutet wurde.

Das ist ein wenig wie mit Drosten, der angeblich ständig seine Meinung ändert. Dieser Eindruck entsteht, weil seine Aussagen stark verkürzt wiedergegeben werden. So hält sich z.B. hartnäckig die Legende, er hätte erst behauptet, dass Masken nichts bringen, um sie später zum Nonplusultra zu erklären. Verfolgt man seine Aussagen genauer (z.B. durch den Podcast), dann sieht das etwas anders aus. Tatsächlich war seine Aussage "einfache Masken haben (fast) keinen Nutzen zum Eigenschutz". Aber schon die simple Unterscheidung zwischen Eigen- und Fremschutz scheint in der Eichhörnchen-Gesellschaft zu überfordern.

Mit den Radstreifen ist es ähnlich. Die temporäre Anordnung wird tatsächlich irgendwann wieder aufgehoben. Und zwar dann, wenn das vollständige Verfahren für die dauerhafte Anordnung abgeschlossen ist. Dazu gehört auch die Anhörung Betroffener, die bei der temporären Anordnung entfällt. Die Forderung aus CDU, FDP oder AfD für eine temporäre Anordnung entsprechende Anhörungen durchzuführen sind absurd, denn in Konsequenz hieße das, dass (Gleichheitsgrundsatz) keine Baustellen ohne eine solche Anhörung angeordnet werden könnten. Der Aufschrei bei den Genannten wäre enorm und würde dann "Behinderung/Gängelung des MIV" lauten.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Zitat
B-V 3313
Na gut, aber das "Problem" werden wir überall haben, wenn man nicht irgendwann einmal eine komplette Buslinie 1:1 umstellt.

Ja, aber mal stärker und mal weniger stark. Mit der Straßenbahn zum Hbf (inkl. Abschnitt Bernauer Straße) ging ja wirklich eine deutliche Angebotsverbesserung einher - teilweise wurde ja nur alle 20 min gefahren.
Zitat
B-V 3313
Zitat
def
Zitat
hansaplatz
Was bleibt als einzige wirkliche Alternative? Die Kant als Durchgangs- und Parkplatzstraße abschaffen und sie zur reinen Umweltverbund-Zone machen, also nur für Fußgehende, Radler, ÖPNV und Lieferverkehr. Alle Parkplätze in den kreuzenden Straßen werden zu reinen Anwohnenden-Parkplätzen, um die wegfallenden Parkplätze auf der Kant ein wenig zu kompensieren. Abbiegen auf die Kant wird untersagt.

Das wäre eine radiale, aber sinnvolle Maßnahme.

Wie wäre es denn, wenn in der Stadt erstmal die StVO durchgesetzt wird? Vorhin standen 17 (!) PKW auf dem schönen neuen Radweg in der Kantstraße. Ich vermisse dazu eine klare Linie im Senat und nicht nur diese halbjährlichen Alibiaktionen. Man kann durchaus das Gefühl bekommen, dass die "Berliner Linie" - aka Knolle reicht (wenn überhaupt) weiterhin durchgezogen wird. Wovor hat man denn Angst, bestehende Regeln und Gesetze durchzusetzen? Ist da immer noch das Bild vom "bösen Bullen, auf den man Steine wirft" in den Köpfen?

Da hast Du ja absolut Recht. Es löst aber auch das Problem nicht, dass die Busse im Stau stehen.
Zitat
def
Da hast Du ja absolut Recht. Es löst aber auch das Problem nicht, dass die Busse im Stau stehen.

Na zumindest jene Staus und Verzögerungen die durch Falschparker und zugeparkte Haltestellen entstehen.

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Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
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B-V 3313
Zitat
def
Da hast Du ja absolut Recht. Es löst aber auch das Problem nicht, dass die Busse im Stau stehen.

Na zumindest jene Staus und Verzögerungen die durch Falschparker und zugeparkte Haltestellen entstehen.

Entweder einfach die 110 wählen, die sind (inzwischen) sehr verständnisvoll in diesen Fällen und schicken auch zeitnah eine Streife. Oder Handyfotos machen und an die dafür extra eingerichtete Adresse bei der Bußgeldstelle schicken:
https://www.berlin.de/polizei/aufgaben/bussgeldstelle/anzeigenerstattung/

Macht man das an einer bestimmten Stelle für eine Weile konsequent, hilft es auch, da es zum großen Teil immer die gleichen ignoranten Autofahrer sind, die falsch parken. Und nach dem 2. oder 3. Mal tut es selbst denen weh.

Viele Grüße
André
Zitat
B-V 3313
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def
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hansaplatz
Was bleibt als einzige wirkliche Alternative? Die Kant als Durchgangs- und Parkplatzstraße abschaffen und sie zur reinen Umweltverbund-Zone machen, also nur für Fußgehende, Radler, ÖPNV und Lieferverkehr. Alle Parkplätze in den kreuzenden Straßen werden zu reinen Anwohnenden-Parkplätzen, um die wegfallenden Parkplätze auf der Kant ein wenig zu kompensieren. Abbiegen auf die Kant wird untersagt.

Das wäre eine radiale, aber sinnvolle Maßnahme.

Wie wäre es denn, wenn in der Stadt erstmal die StVO durchgesetzt wird? Vorhin standen 17 (!) PKW auf dem schönen neuen Radweg in der Kantstraße. Ich vermisse dazu eine klare Linie im Senat und nicht nur diese halbjährlichen Alibiaktionen. Man kann durchaus das Gefühl bekommen, dass die "Berliner Linie" - aka Knolle reicht (wenn überhaupt) weiterhin durchgezogen wird. Wovor hat man denn Angst, bestehende Regeln und Gesetze durchzusetzen? Ist da immer noch das Bild vom "bösen Bullen, auf den man Steine wirft" in den Köpfen?

Alles was André sagt, 110 anrufen, auf Umsetzung bestehen (oft machen die es schon 'freiwillig'), Rolle kommt.
Kleine Korrektur/Ergänzung - Zuständig ist hier nicht der Senat, sonder der Ordnungsstadtrat von ChaWi, Arne Herz. Den einfach mal anschrieben (hab ich auch schon gemacht). Das OA bestreift die Kantstraße und schleppt auch 'von sich aus', also ohne Bürgerbeschwerde ab. Aber bisher noch zu selten.
Zitat
def
Zitat
hansaplatz
Was bleibt als einzige wirkliche Alternative? Die Kant als Durchgangs- und Parkplatzstraße abschaffen und sie zur reinen Umweltverbund-Zone machen, also nur für Fußgehende, Radler, ÖPNV und Lieferverkehr. Alle Parkplätze in den kreuzenden Straßen werden zu reinen Anwohnenden-Parkplätzen, um die wegfallenden Parkplätze auf der Kant ein wenig zu kompensieren. Abbiegen auf die Kant wird untersagt.
Es braucht allerdings für die Durchsetzung eines solchen Projekts Politiker/innen eines bestimmten Formats, die auch so an dem Projekt hängen, dass sie diese Durchsetzungsfähigkeit auch einsetzen. Da wüsste ich in Berlin leider niemanden, der/die das sein sollte.

Leider wahr, ich auch nicht. Günther wohl am wenigsten, alle Verkehrssenatoren/innen vor ihr wohl auch nicht. Ein Berliner Dilemma.

Zitat
def
Auf die Kantstraße übertragen hieße das, dass die Busse sicher langsamer fahren müssten als heute. In der Realität hieße das aber: tagsüber wären sie unterm Strich vielleicht sogar schneller als heute, weil sie nicht im Stau stünden, abends ein paar Minuten langsamer, was m.E. aber angesichts der Gesamtvorteile (und der parallelen Stadtbahn und U2) vertretbar wäre.

Auf der Kant ist doch bereits zumindest auf den knapp 1.800m zwischen Amtsgerichtsplatz und Savignyplaz Tempo 30 angeordnet. Dieses Tempo erreicht dort in der Hauptverkehrszeit kein einziges Fahrzeug. In der Nebenverkehrszeit erledigen die vielen Ampeln durch die vielen querenden Straßen ihr übriges, dass dort wohl niemand einen Schnitt jenseits der 25km/h erreicht. Wenn dort zukünftig kein normaler MIV mehr zulässig wäre, sehe ich absolut kein langsameres Vorwärtskommen von Bussen, egal zu welcher Tageszeit. Und wenn schon, wir reden hier über maximal 2.500m verkehrsberuhigten, nur dem Umweltverbund vorenthaltenen Verkehrsraum.

Mal ein wenig gerechnet, Ampeln und Haltestellen ignoriert, also sehr idealisierte Situation:

Kantstraße zwischen Amtsgerichtsplatz und Savignyplatz, 1.800m

- Tempo 50 = 130s
- Tempo 30 = 216s


Kantstraße zwischen Amtsgerichtsplatz und Joachimsthaler Str., 2.500m

- Tempo 50 = 180s
- Tempo 30 = 300s


Auf dem bereits auf Tempo 30 reduzierten Abschnitt zwischen Amtsgerichtsplatz und Savignyplatz braucht man auf dem reinen Weg-Zeit-Diagramm stolze 86 Sekunden länger. Irre. Davon ausgehend, dass man mit 30 vielleicht sogar flüssiger durchkommt und nicht an jeder Ampel halten muss, könnte der Unterschied durchaus nicht selten bei Plusminusnull liegen.

In meiner idealen Vorstellung würde man die Kant im Osten bis zur Joachimsthaler Straße verkehrsberuhigen. Bis dorthin würde würde man mit Tempo 30 exakt 2 Minuten länger brauchen, als mit Tempo 50. Selbige Annahme wie paar Zeilen obendrüber, dass Tempo 30 ggf. viel besser zur Ampelschaltung auf einer Straße mit dermaßen vielen querenden Straßen passt und man kann vermuten, dass der Zeitverlust mit Tempo 30 absolut zu vernachlässigen ist. Und da haben wir die vielen Haltestellen der Busse noch gar nicht einkalkuliert, welche den Zeitvorteil von Tempo 50 gegenüber Tempo 30 nochmal schmälern. Ich bezweifle, dass man überhaupt den Busfahrplan anpassen müsste.

Alles in allem wäre eine Verkehrsberuhigung zwischen Amtsgerichtsplatz und Joachimsthaler Straße und durchgängiges Tempo 30 für alle noch zulässigen Fahrzeuge die konsequenteste und sinnvollste Lösung.

Zitat
def
Zitat
Marienfelde
Vielleicht sollten wir uns umgekehrt fragen, wie man mittelfristig in einem größeren Teil der Berliner CDU eine größere Sympathie für die Tram befördern könnte.

Durch Erfolg. Wenn auch nach der dritten Straßenbahnstrecken, die zulasten von Pkw-Fahrspuren eingerichtet wurde, kein Verkehrschaos ausbricht, dafür aber die Fahrgastzahlen gegenüber dem vorherigen Busverkehr stark gestiegen sind, kann und wird sich selbst die CDU irgendwann nicht mehr verschließen.

Das ist eine wohlwollende und sehr romantisierende Vorstellung, dass Parteien wie die CDU lernfähig und rational denkend sind, im Sinne von "Was ist das beste für Mensch und Natur?".

Wir leben aber im Kapitalismus, die Interessen des Kapitals wiegen immer höher als andere Dinge. Deswegen werden in Deutschland nach wie vor AKW betrieben, neue Kohlekraftwerke gebaut und auch nur versucht, eine Abwrackprämie für Verbrennerautos durchzubekommen. Entgegen jeglicher Vernunft und entgegen jeglichen Wissens, dass wir radikal umsteuern müssen, um das ökologische Gleichgewicht unseres Planeten nicht vollends zum Kippen zu bringen. Hier passt dein Wort "radikal" übrigens viel besser, als an der Stellen, wo du meine Idee der Verkehrsberuhigung der Kant radikal genannt hast ;) Eine Straße vom Autoverkehr zu befreien ist alles andere als radikal im Sinne von notwendigen Maßnahmen, um klar definierte Ziele zu erreichen. Es wurden Probleme erkannt und Lösungen definiert. Es ist logisch und folgerichtig, aber nicht radikal.

Radikal wäre es höchstens für das Großkapital, Aktionäre und sonstige unappetitlichen Teile unserer Gesellschaft, die diesen Planeten und all seine Ressourcen als Selbstbedienungsladen zur eigenen Gesundung ansehen und nutzen. Und genau da kommt die CDU ins Spiel, welcher eben nicht irgendwann die Erleuchtung wie Schuppen von den Augen fallen wird, nur weil der Erfolg von Straßenbahnstrecken für sich spricht.

Solange die CDU die Interessen der Industrie und des Großkapitals vertritt (und das ist ihre einzige Daseinsberechtigung), wird sie nicht für etwas sein, was gegen die Kapitalinteressen derer ist, für die die CDU spricht. Sie wird sich eher noch weiter entblöden und sich die haarsträubendsten "Argumente" ausdenken sowie die niederträchtigsten Lügen verbreiten, nur um an ihrer Linie festhalten zu können. Die Medien mischen hier und da natürlich auch mit und so steht dann z.B. in der Berliner Zeitung, dass die Busse auf der Kant jetzt wegen der Radler im Stau stehen. Bewusste Ignoranz von Ursache und Wirkung, stattdessen das alte Prinzip von Teile und herrsche, immer schön zwei gegeneinander ausspielen, der lachende Dritte wäre dann in diesem Falle wieder mal das Auto.

Fairer Weise sollte man an der Stelle sagen, dass man hier CDU auch durch FDP oder SPD ersetzen könnte. Selbst die Grünen in BaWü mit ihrem Chef Winfried Kretschmann sind sehr wirtschaftsliberal bzw. wirtschaftshörig. Der Einfluss der dortigen Automobilindustrie ist einfach sehr mächtig, dass man muss man als links denkender Mensch einfach anerkennen.

Zum Rest dieser sehr lesbaren und informativen Beiträge in diesem Strang in letzter Zeit hat B-V 3313 bereits alles gesagt. Solange Regelungen nicht konsequent durchgesetzt bzw. deren Einhaltung konsequent überprüft werden, sind alle netten Ideen eben nur nette Ideen.
Zitat
hansaplatz
Zitat
def
Wenn auch nach der dritten Straßenbahnstrecken, die zulasten von Pkw-Fahrspuren eingerichtet wurde, kein Verkehrschaos ausbricht, dafür aber die Fahrgastzahlen gegenüber dem vorherigen Busverkehr stark gestiegen sind, kann und wird sich selbst die CDU irgendwann nicht mehr verschließen.

Das ist eine wohlwollende und sehr romantisierende Vorstellung, dass Parteien wie die CDU lernfähig und rational denkend sind, im Sinne von "Was ist das beste für Mensch und Natur?".

Bei der CDU sehe ich da gar nicht so schwarz (anders als bei der FDP oder der AfD). Es ist ja nicht so, dass unter der CDU in den 90er Jahren keine Straßenbahnstrecken gebaut worden, dabei sind die Strecken in der Osloer und der Seestraße, zur Guyotstraße sowie Alex I aus der Zeit (hinzu kommen kleinere Streckenverlegungen an der Friedrichstraße [die allerdings die Attraktivität enorm gesteigert hat] und in der Altstadt Köpenick und die Stilllegung der Strecke in Altglienicke). Letztlich gibt es in der CDU eben verschiedene Pole, und die Frage ist, welcher zum jeweiligen Zeitpunkt jeweils der Mächtigere ist.

Und ich denke, dass die CDU in anderer Hinsicht rational denkt, sie ist nämlich auf einen möglichst großen Stimmenanteil bei Wahlen bedacht. Und je stärker die Straßenbahn entdämonisiert wird, weil (aus meiner Sicht: erwartungsgemäß) kein Chaos ausbricht, wenn man eine Straßenbahnstrecke baut, je stärker die breite Bevölkerung einen Vorteil vom Straßenbahnausbau hat, desto wahrscheinlicher, dass sie zumindest ihren standardmäßigen Widerstand aufgibt.

Zitat
hansaplatz
Solange die CDU die Interessen der Industrie und des Großkapitals vertritt (und das ist ihre einzige Daseinsberechtigung), wird sie nicht für etwas sein, was gegen die Kapitalinteressen derer ist, für die die CDU spricht.

Wenn die Interessen der Industrie und des Großkapitals die einzige Daseinsberechtigung der CDU ist - wieso hat sie eigentlich dann beim aktuellen Konjunkturprogramm die Abwrackprämie nicht durchgesetzt?



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.06.2020 17:07 von def.
Vielleicht ist die CDU auch weiter als man denkt und die U-Bahn-Wunschverlängerungsliste
ist nichts weiter als das Ködern der "Altwähler". Also man möchte mit der Zeit gehen aber
keine Wähler verlieren. Je mehr U-Bahn-Wünsche drauf sind, desto weniger verschreckt
man die "Altwähler".
Was denkt ihr?
Volle Zustimmung !

Zitat
B-V3313
Müssten die in den Jahren 1995-2015 gebauten und eröffneten Strecken da nicht genug Vorschub geleistet haben? Solange der verstaubte Westberliner Ungeist dort nicht ausstirbt, wird das nichts. Da ist die Straßenbahn zu oft einfach nur Osten und damit IIIIH!

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1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.06.2020 17:48 von Wollankstraße.
Zitat
TomB
Vielleicht ist die CDU auch weiter als man denkt […]
Was denkt ihr?

Über diese Partei denke ich lieber nicht so viel nach, da mir dabei regelmäßig der Kamm schwillt und die Zornesröte zu Kopf steigt. Dabei bringt mich sonst nichts so schnell aus der Ruhe.
Schon der Name ist nichts, als eine riesengroße Lüge. Darüber hinaus erhebt diese Partei den Anspruch, eine Volkspartei zu sein, betreibt aber zum größten Teile nur Lobbyismus.


Das Gegenteil von pünktlich ist kariert.
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