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Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin
geschrieben von Arnd Hellinger 
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Alter Köpenicker
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T6Jagdpilot
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Alter Köpenicker
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Balu der Bär
Kein Pendler steht morgens freiwillig im Stau.

Mein Eindruck ist da ein ganz anderer.
Im Übrigen stehen diese Personen nicht im Stau - sie sind der Stau.

Die Anwort ist mir zu einfach..
Wer wie darüber erwähnt aus Dörfern jenseits der Stadtgrenze kommt, steigt nicht um da wo der erste Bus irgendwann nach 6.00 im 20min Takt verkehrt,
der fährt bis zum Arbeitsplatz durch,

Und produziert mit diesem Verhalten ganz freiwillig einen Stau.
Wer dem Stau entgehen will, fährt nur bis zum nächsten Schnellbahnanschluß und dann weiter - ganz ohne Stau - bequem mit der Bahn. Eine Vielzahl von Pendlern stellt diese Methode der Fortbewegung tagtäglich unter Beweis.

Ein Beispiel: Dörfer hinter Neu Zittau..die von da kommen, haben bis S Köpenick oder Spindlersfeld den ersten Stau unfreiwillig..

T6JP
Heute wieder gesehen - da die S-Bahn in Buch nicht in Richtung Friedrichstraße fährt, ist der Rückstau in Alt-Blankenburg wieder deutlich länger. Ich würde sagen, dass die Hälfte der Autos sonst am S-Bahnhof Buch steht und die Besitzer von dort aus die S-Bahn nutzen.

OBWOHL sie auch einfach in ihren Wagen sitzen bleiben könnten, weil's ja so viel bequemer ist als im Stau. Bei einer solchen pauschalen Aussage...

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Vvj-Ente
Bequem ist das Bahn fahren ja leider nicht.

...schüttelt's mich. Dem setze ich die pauschale Aussage entgegen, dass vermutlich keiner der P+Rler rein aus Vernunft und Logik den Zug nimmt.

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Sie befinden sich HIER.
Eine spannende Studie zu dem Thema gibt es hier in der Zusammenfassung: [www.zukunft-mobilitaet.net]

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Die Untersuchung hat gezeigt, dass Park + Ride-Anlagen einen Teil des ÖPNV und des Radverkehrs im ersten Teil der Wegstrecke auf den MIV bzw. beim Radverkehr auf MIV und ÖPNV verlagern. Dieser unbeabsichtigte negative Effekt ist vergleichsweise groß. Ein weiteres interessantes Ergebnis der Befragung ist die recht hohe Akzeptanz von Parkgebühren auf P+R-Anlagen. Zwar differenziert sich der Zustimmungsgrad zwischen einzelnen Anlagen insbesondere aufgrund ihrer Lage, dennoch sollten Kommunen eine entgeltliche Nutzung der Anlagen durchaus als Refinanzierungsmittel prüfen lassen. Zudem lassen sich mit Parkgebühren die unbeabsichtigten Effekte von P+R-Anlagen mindern: Frühere Rad- und ÖPNV-Nutzer würden zu ihrer ursprünglichen Verkehrsmittelwahl zurückkehren, während ehemalige MIV-Nutzer zur Zahlung von Parkgebühren bereit sind. Die Entscheidung zur Einführung von Parkgebühren sollte jedoch eine Einzelfallentscheidung bleiben, da sich der Parkdruck um die jeweilige Anlage erhöhen kann bzw. die Pkw-Nutzung auf der Gesamtstrecke steigt.

Besonders interessant ist der beobachtete Unterschied zwischen den einzelnen P+R-Typen.

Der Bau von P+R-Anlagen in der Peripherie führt zu einem negativen Nettoeffekt hinsichtlich der zusätzlichen Fahrleistung und Fahrzeugemissionen. Da dieser Art der P+R-Anlage den Fahrer erst relativ kurz vor dem Ziel zu Umstieg auf den ÖPNV bewegen soll, ist der negative Effekt durch eine Verlagerung vom ÖPNV / Rad auf den MIV besonders groß. Dieser Effekt kann auch durch die Nutzung des ÖPNV im zweiten Teil der Wegstrecke nicht kompensiert werden. Periphere P+R-Anlagen haben daher den negativen Effekt, dass sie die Verlagerung hin zum MIV im ersten Teil der Wegstrecke fördern und daher einen übermäßig großen negativen Effekt hervorrufen. Der wohnortnahe Bau von P+R-Anlagen ist aus verkehrlichen und ökologischen Gründen daher eindeutig vorzuziehen!

Zur Pendlerproblematik: Es wurde von den Vorrednern fast alles schon sehr treffend gesagt.

Ich finde aber den Umkehrschluss aus Berliner Sicht relativ amüsant: Als Stadtstaat hätte Berlin (fast) alle Möglichkeiten, seine Verkehrspolitik ganz auf seine eigene Bevölkerung (i.e.S. Wahlvolk) auszurichten. Das würde bedeuten, man erschwert das MIV-Pendeln, zumal aus Brandenburg und macht alternative, weniger invasive Verkehrsträger attraktiver. Im Zweifel auch, indem man konkurrierende unattraktiver macht. Dass dies, zumindest in der Innenstadt, sogar honoriert würde, zeigen jüngere Erhebungen wie diese.

Nun wird diese Politik den Grünen vom eigenen Koalitionspartner angelastet und verächtlich gemacht. Erstere haben sich vielleicht nicht immer klug beim Voranbringen ihres Vorhabens angestellt, aber das konstruierte Storytelling der SPD, hart arbeitende(r), gering verdienende(r) Putzfrau oder Monteur aus Spandau oder Marzahn wird für das Autofahren nach Mitte zukünftig bestraft, fällt eben auch wie ein Kartenhaus in sich zusammen, wenn man jahrelang (mit)regiert und es offenbar nicht geschafft hat, den ÖPNV attraktiver zu machen. Am Ende hilft es ironischerweise und in viel größerem Maße gerade denjenigen, die Berlin bewusst den Rücken gekehrt haben, weil sie es sich leisten konnten, im Umland ein Eigenheim mit den bereits genannten Begleiterscheinungen als ihr Ideal zu finden.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 21.09.2020 17:49 von hvhasel.
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T6Jagdpilot
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Alter Köpenicker
Wer dem Stau entgehen will, fährt nur bis zum nächsten Schnellbahnanschluß und dann weiter - ganz ohne Stau - bequem mit der Bahn. Eine Vielzahl von Pendlern stellt diese Methode der Fortbewegung tagtäglich unter Beweis.

Ein Beispiel: Dörfer hinter Neu Zittau..die von da kommen, haben bis S Köpenick oder Spindlersfeld den ersten Stau unfreiwillig..

Die Dörfer hinter Neu-Zittau, das sind Wernsdorf, Burig und Erkner. Wer von Erkner mit dem Auto nach Köpenick fährt, hat schonmal ganz pauschal selber Schuld am Stau und dem ist wohl auch nicht mehr zu helfen. Von Wernsdorf sind es 4 km bis nach Schmöckwitz (68) und 7 km bis Eichwalde (S8, S46). Von Burig sind es 7 km bis Erkner (RE1, S3). Diesen Pendlern stehen also durchaus Möglichkeiten offen, staufrei ihr Ziel zu erreichen.


Das Gegenteil von pünktlich ist kariert.
Ich darf jeden Morgen und jeden Nachmittag von Friedrichshagen nach Alt-Mariendorf pendeln. Früher auch regelmäßig von Erkner.

Wie oft habe ich es als Nutzer vom ÖPNV verflucht. In der S3 bekommt man ja noch nen Sitzplatz. Im RE 1 wird es schon deutlich schwieriger. In der Ringbahn ist es im Berufsverkehr schon Glückssache. Wenn dann mal wieder die üblichen Störungen bestehen, dann kann man auch mal zwei drei Züge warten, um überhaupt in den Zug zu kommen. Dann darf man aber auch hoffen, dass der nächste auch in naher Zeit auch kommt und es pünktlich zur Arbeit schafft.

Durch das mehrmalige Umsteigen verschenkt man irre viel Zeit. Sind ja nur 5 Minuten. Aber bei zwei Umsteigen sind es eben 10. Das hin und zurück und jeden Tag.

Wie oft benötigt man dank Weichenstörung, Signalstörung, Verzögerung im Betriebsablauf, Polizeieinsatz, Notarzteinsatz, Fahrzeugmangel länger?

Mit dem Auto bin ich selbst im Berufsverkehr schneller an meiner Arbeitsstelle. Im Auto funktioniert immer die Heizung im Winter, im Sommer die Klimaanlage, der Sitzplatz ist immer frei und neben mir sitzen oder stehen keine Personen, die nicht wissen, was Körperpflege bedeutet. Nach dem Wochenende sehen die Züge wie Schwein aus.

Ich bin wirklich ein Nahverkehrsfan und fahre fast jeden Tag mit der Bahn. Aber so oft habe ich mir ein eigenes Auto gewünscht.

Jetzt durch Corona ist wirklich eine spürbare Entspannung eingetreten. Aber dieser Effekt wird irgendwann zu Ende sein. Neue Fahrgäste, die bereits ein Fahrzeug besitzen, werden es sich mehrfach überlegen, ob sie sich das antun möchten.

Solange durch die Grünen nur das Auto madig gemacht wird, ohne das der Nahverkehr massiv gestärkt wird, wird sich nichts an der Sache ändern.
Zitat
Silent-Eagle
Solange durch die Grünen nur das Auto madig gemacht wird, ohne das der Nahverkehr massiv gestärkt wird, wird sich nichts an der Sache ändern.

Solange renitente Autofahrer wie Du reflexartig als Standard-Ausrede bringen "zunächst muss aber mal der Nahverkehr gestärkt werden" (weil sie genau wissen, dass diese Ausrede immer funktionieren wird, da sie nicht messbar ist), so lange führt kein Weg daran vorbei, das Auto madig zu machen. Die Millionen Menschen allein in Berlin, die tagtäglich den "nicht gestärkten" Nahverkehr nutzen, haben nach Deiner Wahrnehmung vermutlich alle einen an der Klatsche.

Den Rest Deinen Beitrags zitiere und kommentiere ich mal nicht im Detail. Dass "Weichenstörung, Signalstörung, Verzögerung im Betriebsablauf, Polizeieinsatz, Notarzteinsatz, Fahrzeugmangel" auf jeder Strecke quasi täglich vorkommen, ist Deine sehr individuelle Wahrnehmung. Die Realität ist es zum Glück nicht. Real ist dagegen der alltägliche Stau-Wahnsinn auf den großen Einfallstraßen. Plus den Krach und den Dreck, den jeder einzelne Autofahrer tagtäglich tausenden Unbeteiligten absichtlich antut. Hast Du aber vermutlich bisher nicht so wahrgenommen...
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Silent-Eagle
Solange durch die Grünen nur das Auto madig gemacht wird, ohne das der Nahverkehr massiv gestärkt wird, wird sich nichts an der Sache ändern.

Super :-))))

, dann kann man ja ab Oktober die Autobahn Richtung Schönefeld und Richtung ex Flughafen Tegel auf je eine Spur reduzieren. Wenn 2026 die Dresdener Bahn eröffnet kann die Autobahn Ri. Schönefeld komplett durch eine Fahrradschnellstraße ersetzt werden.

Im Dezember wird dann Unter den Linden autofrei

Nächstes Jahr gibt es dann Autodurchfahrverbote in der Heidestr (S15) und der Groß Berliner Damm kann auch Fahrradstraße werden (M17 und co.)


Wenn dann ab 2023 dank neuer Fahrzeuge auch Mehrleistungen möglich sind, brauchen private Autofahrende dann innerhalb des Ringes den Passierschein A38
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Silent-Eagle
Ich darf jeden Morgen und jeden Nachmittag von Friedrichshagen nach Alt-Mariendorf pendeln. Früher auch regelmäßig von Erkner.

Wie oft habe ich es als Nutzer vom ÖPNV verflucht.

Geht mir auch so.

Von Tür zu Tür lt. Google zwar nur 13km und 22min mit den PKW, aber 34-37min in eine Richtung 24 bis 44min in die andere Richtung.
Dabei habe ich mehr Umstiege(warte)zeit als Fahrzeit und das ist es was nervt.
9min Neukölln, 13min Frankfurter Allee. Zurück 4min plus 2min.
Kurioserweise habe ich Samstagsfrüh weniger Wartezeit (3+7) aber mehr Fahrzeit durch die trödelnde Ringbahn.

Und wie oft ist die Ringbahn unzuverlässig? Leider zu oft.
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andre_de
Solange renitente Autofahrer wie Du reflexartig als Standard-Ausrede bringen "zunächst muss aber mal der Nahverkehr gestärkt werden" (weil sie genau wissen, dass diese Ausrede immer funktionieren wird, da sie nicht messbar ist), so lange führt kein Weg daran vorbei, das Auto madig zu machen. Die Millionen Menschen allein in Berlin, die tagtäglich den "nicht gestärkten" Nahverkehr nutzen, haben nach Deiner Wahrnehmung vermutlich alle einen an der Klatsche.

Sag mal, hast du überhaupt meinen Text gelesen? Ich fahre täglich mit dem ÖPNV zur Arbeit und zurück.

Und renitenter Autofahrer kann man wohl nicht sein, wenn man kein Auto besitzt oder?

Und ja du hast recht. Jeden Tag sind auf meiner Strecke keine Störungen. Aber an 5 Arbeitstagen (das heißt mindestens 10 Fahrten) in der Woche mindentens 2.

Übrigens gestern. Auch da hieß es Bauzeitüberschreitung. Weswegen die S3 maximal nur im 20 Minuten - Takt fuhr und auf Grund der Störung auch unregelmäßig.

Mir fällt noch ne tolle Sache ein. Dank Wasserrohrbruch in der Seelenbinderstr konnte der blöde ÖPNV-Fahrer (im übrigen auch ich) fast ein Jahr lang SEV zwischen Friedrichshagen und Köpenick/Spindlersfeld antun. Der geneigte Autofahrer stand da natürlich auch im Stau. Aber der konnte losfahren wie er wollte. Von Altes Wasserwerk oder Rahnsdorf/Waldschänke nach Spindlersfeld , musste man tollerweise 2 mal Umsteigen. Wie so oft gab es natürlich zwischen SEV und Straßenbahn keinen Anschluss. Der Höhepunkt war doch, dass der SEV lange Zeit zwischen Lindenstr und Hirschgarten nur im 20 Minuten - Takt fuhr.

Und du willst mir ernsthaft erzählen, dass renitente Autofahrer (zu denen du mich ja jetzt wohl auch zählst, weil ich es mir gewagt habe, dass ich zwischenzeitlich auch den Wunsch verspürt habe, auch ein Auto zu kaufen), bei solch einem Angebot umsteigen?



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 22.09.2020 06:35 von Silent-Eagle.
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andre_de
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Silent-Eagle
Solange durch die Grünen nur das Auto madig gemacht wird, ohne das der Nahverkehr massiv gestärkt wird, wird sich nichts an der Sache ändern.

Solange renitente Autofahrer wie Du reflexartig als Standard-Ausrede bringen "zunächst muss aber mal der Nahverkehr gestärkt werden" (weil sie genau wissen, dass diese Ausrede immer funktionieren wird, da sie nicht messbar ist), so lange führt kein Weg daran vorbei, das Auto madig zu machen. Die Millionen Menschen allein in Berlin, die tagtäglich den "nicht gestärkten" Nahverkehr nutzen, haben nach Deiner Wahrnehmung vermutlich alle einen an der Klatsche.

Den Rest Deinen Beitrags zitiere und kommentiere ich mal nicht im Detail. Dass "Weichenstörung, Signalstörung, Verzögerung im Betriebsablauf, Polizeieinsatz, Notarzteinsatz, Fahrzeugmangel" auf jeder Strecke quasi täglich vorkommen, ist Deine sehr individuelle Wahrnehmung. Die Realität ist es zum Glück nicht. Real ist dagegen der alltägliche Stau-Wahnsinn auf den großen Einfallstraßen. Plus den Krach und den Dreck, den jeder einzelne Autofahrer tagtäglich tausenden Unbeteiligten absichtlich antut. Hast Du aber vermutlich bisher nicht so wahrgenommen...

Ich finde diese Aussagen von Silent-Eagle vollkommen legitim! Das ist Meinung von zig tausenden Pendlern.

Natürlich werden selbst beim perfektesten Nahverkehr vermutlich sogar die Mehrzahl der Autofahrer weiter Auto fahren. Bequemlichkeit liegt in der Natur des Menschen. Es wird deshalb immer nur mit politischen Push & Pull-Maßnahmen einen wirklichen Wandel geben. Solange die Berliner Politik das nicht kapiert, kann ich keinem vorwerfen, bequem zu sein!
Nur wird eine schwache Politik, die nicht regelt, auch für Autofahrer schnell unangenehm, wenn sie ewig einen Parkplatz suchen müssen oder im Stau stehen. Bis zu einem gewissen Grad wird das hingenommen, irgendwann wird es zu offensichtlich.

Ich kann daher auch den Ansatz nicht verstehen, eine Citymaut als Umverteilungsmaschine zu verkaufen. Wie blöd ist das denn? Eine Citymaut ist zunächst mal eine Gebühr, die es Autofahrern ermöglicht, im Berufsverkehr Zeit zu sparen! Preisschilder sind nunmal am Ende die gerechteste Form der politischen Allokation, ein Kompromiss, der eine zusätzliche Form der Steuerung ermöglicht. Wer das nicht will, muss eben mit den Folgen leben.
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Silent-Eagle
Ich darf jeden Morgen und jeden Nachmittag von Friedrichshagen nach Alt-Mariendorf pendeln. Früher auch regelmäßig von Erkner.

Wie oft habe ich es als Nutzer vom ÖPNV verflucht. In der S3 bekommt man ja noch nen Sitzplatz. Im RE 1 wird es schon deutlich schwieriger. In der Ringbahn ist es im Berufsverkehr schon Glückssache. Wenn dann mal wieder die üblichen Störungen bestehen, dann kann man auch mal zwei drei Züge warten, um überhaupt in den Zug zu kommen. Dann darf man aber auch hoffen, dass der nächste auch in naher Zeit auch kommt und es pünktlich zur Arbeit schafft.

Durch das mehrmalige Umsteigen verschenkt man irre viel Zeit. Sind ja nur 5 Minuten. Aber bei zwei Umsteigen sind es eben 10. Das hin und zurück und jeden Tag.

Wie oft benötigt man dank Weichenstörung, Signalstörung, Verzögerung im Betriebsablauf, Polizeieinsatz, Notarzteinsatz, Fahrzeugmangel länger?

Mit dem Auto bin ich selbst im Berufsverkehr schneller an meiner Arbeitsstelle. Im Auto funktioniert immer die Heizung im Winter, im Sommer die Klimaanlage, der Sitzplatz ist immer frei und neben mir sitzen oder stehen keine Personen, die nicht wissen, was Körperpflege bedeutet. Nach dem Wochenende sehen die Züge wie Schwein aus.

Ich bin wirklich ein Nahverkehrsfan und fahre fast jeden Tag mit der Bahn. Aber so oft habe ich mir ein eigenes Auto gewünscht.

Jetzt durch Corona ist wirklich eine spürbare Entspannung eingetreten. Aber dieser Effekt wird irgendwann zu Ende sein. Neue Fahrgäste, die bereits ein Fahrzeug besitzen, werden es sich mehrfach überlegen, ob sie sich das antun möchten.

Solange durch die Grünen nur das Auto madig gemacht wird, ohne das der Nahverkehr massiv gestärkt wird, wird sich nichts an der Sache ändern.

Vorab: Der ÖPNV in seiner heutigen Form stößt selbstverständlich auch an Grenzen.
(Umsteige-) Freiheit, Sitzplatzgarantie, selbstbestimmte Temperatur im Fahrzeug, nur ausgesuchte Mitfahrende sowie zeitliche und räumliche "Rundumverfügbarkeit" - die große individuelle Freiheit, die mit dem eigenen PKW verbunden ist, kann der ÖPNV nicht bieten. Weil das so ist, schmiert er in "Beliebtheitsumfragen" in schöner Regelmäßigkeit ab, nicht nur gegenüber dem Auto.

Zur konkreten Verbindung (S-Bf Friedrichshagen - Ostkreuz - Tempelhof - U-Bhf. Alt-Mariendorf):

Von der von der DB angegebenen Reisezeit her (17+3+12+6+6 = 44 Minuten, aus der sich unter Einbeziehung zweier kurzer Fußwege eine Gesamtreisezeit von 50 - 55 Minuten ergeben dürfte) sehe ich auf dem jetzigen Stand wenig Verbesserungsmöglichkeiten, allenfalls im 5-Minutenbereich.

Einen Sitzplatz auf dem Ring zwischen Ostkreuz und Tempelhof würde ich fast ausschließen, auf der U 6-Fahrt entgegen der Lastrichtung sollte er dagegen sicher sein (die S 3 liegt irgendwo dazwischen).

Was könnte besser sein? Vollzüge auf dem Ring, die zu einer besseren "Stehplatzqualität" führen sollten, wären schon schön (an der Lösung dieses Problems wird ja seit Jahren mit Hochdruck gearbeitet, und ganz hinten am Horizont ist die Verbesserung schon zu sehen).

Die "hausgemachten" Störungen durch Weichenstörungen, Signalstörungen, Verzögerungen im Betriebsablauf und Fahrzeugmangel sollten seltene Ausnahmefälle werden. Es ist zwar weitaus besser als 2009, aber von der früheren sprichwörtlichen Zuverlässigkeit ist die Berliner S-Bahn schon noch einige Meilen entfernt.

Vor Covid 19 verging auf "meinem" Ringabschnitt vom Bundesplatz bis Südkreuz fast kein Tag, an dem nicht irgendetwas war mit der geliebten S-Bahn. Mit der Pandemie gelang der Berliner S-Bahn erstmals seit vielen Jahren eine zuverlässige Betriebsführung.

Bei der U-Bahn wird hoffentlich irgendwann eine Bedienung mit 18 Zügen zur HVZ kommen, woraus sich rein rechnerisch eine sagenhafte Fahrzeitkürzung von knapp einer Minute ergibt.

Ich bin durchaus für viel mehr Parkraumbewirtschaftung, evtl. auch eine City-Maut, die aber wegen ihres beachtlichen sozialpolitischen Sprengstoffs auch sehr sorgfältig mit den Parkgebühren abzuwägen wäre - überspitzt: Wenn sich nur noch Superreiche mit eigenem Parkplatz eine auch nur gelegentliche Autofahrt in der Innenstadt leisten könnten, wäre diese Art Verkehrspolitik womöglich nicht mehrheitsfähig.

Auch eine Flächenumverteilung zugunsten des Umweltverbunds ist vollkommen richtig und notwendig - aber der ÖV, der einen sehr großen Teil des dann geringeren MIV aufnehmen muß, muß die Kapazitäten auch bereitstellen können.

Einen schönen Dienstag wünscht Euch
Marienfelde
Aber warum muss eine Citymaut denn "nur für Superreiche" sein?

In Stockholm zahlt man als Höchstsatz weniger als den Preis eines VBB Einzelfahrscheins AB. Zudem geht es nur um die Ein-/Ausfahrt in die Innenstadt. Wenn ich im Berufsverkehr 20 oder 30 Minuten schneller mit dem Auto am Ziel, in der Innenstadt, bin, kann mir das doch diesen Preis wert sein. Ein Auto kostet locker 400 Euro im Monat, wenn es nur steht. Die Geringverdiener-Beispiele der Berliner Politik sind in 9 von 10 Fällen überhaupt nicht realistisch. Entweder weil die Betroffenen gar kein Auto haben, nicht mit dem Auto durch die Innenstadt müssen oder nicht zu den Zeiten der Mauterhebung fahren.

Ja, der ÖPNV muss ohne Frage ertüchtigt werden. Schon weil es das sozialste und umweltverträglichste Verkehrsmittel mit Motorantrieb ist. Aber das muss er ohnehin, das hat mit der Citymaut nichts zu tun. Andererseits dürfen wir nicht immer in Extremen denken. In den bereits vorhandenen Beispielen der Citymaut hat vor allem die Anzahl der überflüssigen Fahrten mit dem Kfz nachgelassen. Mit dem Auto pendeln trotzdem noch genug Leute.
Wobei das Freiheitsgefühl auch relativ ist.

Ganz nüchtern betrachtet, es gibt Wege, die sind mit Bahn am Schnellsten, solche die mit Auto am Schnellsten sind und solche die mit Fahrrad am Schnellsten sind. Das Verhältnis ändert sich auch je nach Verkehrszeit.

Mein Freiheitsgefühl ist es mit meiner Jahreskarte überall hin einsteigen zu dürfen, mich nicht um HU und TÜV kümmern zu müssen und spontan auch mal auf dem letzten Weg einen Spaziergang einzulegen.

Wenn ich jetzt jedes Mal mein Auto im Gepäck hätte, müsste ich ja immer erstmal wieder zum Parkplatz zurück.

Beispiele von vor zwei Wochen:
Konzert 17 Uhr Kirche Hermsdorf
Konzert 20 Uhr TIPI am Kanzleramt
Weg 1 mit Cembalo zu Hause bis Hermsdorf
Weg 2 ohne Cembalo zum TIPI
Weg 3 ohne Cembalo nach Hause

Ursprungsplan:
Veranstalter 1 bietet mir an mich mit Auto zu fahren, wegen Cembalotransport und damit das zeitlich machbar ist.
Beginn Weg 1: Auto ist zu klein, ich passe nicht mit rein, fahre S-Bahn. Eine S-Bahn fällt aus, 10 Minuten Fahrzeit Verlängerung, bin trotzdem vor(!) dem Auto vor der Türe.
Weg 2 dann gleich mit Bahn gemacht und sogar 15 Minuten früher am Ziel gewesen, als mir der Veranstalter mit Autotransport versprochen hat.
Zitat
Marienfelde
Was könnte besser sein? Vollzüge auf dem Ring, die zu einer besseren "Stehplatzqualität" führen sollten, wären schon schön (an der Lösung dieses Problems wird ja seit Jahren mit Hochdruck gearbeitet, und ganz hinten am Horizont ist die Verbesserung schon zu sehen).

Meines Erachtens wäre ein durchgehender Fünf-Minuten-Takt auf der Ringbahn (mit Vollzügen natürlich) ein gutes Ziel, und zwar mindestens zu den Zeiten, zu denen auch der Großteil des U-Bahn-Netzes im 5-min-Takt bedient wird. Gerade die Ringbahn bedient viele Umsteigeverbindungen, da spart man dadurch gern mal 5-10 min.
Zitat
PassusDuriusculus
Ganz nüchtern betrachtet, es gibt Wege, die sind mit Bahn am Schnellsten, solche die mit Auto am Schnellsten sind und solche die mit Fahrrad am Schnellsten sind. Das Verhältnis ändert sich auch je nach Verkehrszeit.

Da auch Fahrradfahren in Betracht genommen wird, ändert sich das Verhältnis auch je nach individueller Fitnessniveau, nach mitzutransportierende Sachen und Personen, und nach Witterung.
@hvhasel: Danke für den Hinweis zur Park-and-Ride-Studie, sehr spannend. Dass P+R auch seine Kehrseiten hat, war mir bewusst, aber dass sie so stark sind, überrascht mich doch. Was folgt daraus? Aus meiner Sicht:

1. Die Planung für den Umweltverbund endet auch im Umland nicht am Bahnhof. Es braucht attraktive ÖV-Anschlussverbindungen, Fuß- und Radwege, die den Bahnhof ohne Auto einfach erreichbar machen. Wenn neben dem Bahnhof ein großer, womöglich kostenloser Parkplatz ist, während Anschlussbusse nur im Schülerverkehr unterwegs sind, die Fußwege aus 50 cm breiten asphaltierten Restflächen bestehen und der Weg per Rad ein einziges Himmelfahrtskommando ist, weil man über eine für 100 km/h zugelassene Bundesstraße fahren muss, braucht man sich nicht zu wundern, wenn die meisten per Auto zum Bahnhof fahren.

1a. "Attraktive Anschlussverbindungen" meint: über die ganze Betriebszeit der Bahn (ggf. spätabends/nachts als Rufbus) mit gesicherten Anschlüssen von jeder Bahn aus der Hauptlastrichtung. Umgekehrt ausreichend Pufferzeit zum Umstieg Bus => Bahn mit attraktiven Wartemöglichkeiten - also mit Wetterschutz, der seinen Namen verdient hat, und zwar nicht nur (wirksam!) vor Regen, sondern auch vor Wind und greller Sonne schützt.

2. Sicher wird es immer Streusiedlungen geben, die man nicht sinnvoll an den ÖV anbinden kann, und für die braucht es selbstverständlich P+R-Anlagen. Diese Anlagen sollten auf den Großraum bezogen "möglichst weit draußen" sein, und tendentiell auch eher an abgelegenen Stationen als an Stationen im Ortszentrum (denn natürlich verursachen die P+R-Anlagen Verkehr, den man nicht im Ortszentrum haben möchte).

3. Die Raumordnung muss darauf hinwirken, dass solche Streusiedlungen weitab jeglicher ÖV-Anbindung nicht neu entstehen.

Etwas OT: Die im Artikel abgebildete P+R-Anlage an der Wiener U2-Station Donaustadtbrücke ist übrigens ein gutes Beispiel für "Den Sinn von Park+Ride komplett nicht verstanden". Die ist zwar an der Autobahn, aber auch innenstadtnah. Das wäre so, als würde man an der Hermannstraße ein P+R-Parkhaus errichten, statt den Verkehr vor der Stadtgrenze abzufangen.
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hvhasel
Aber warum muss eine Citymaut denn "nur für Superreiche" sein?

In Stockholm zahlt man als Höchstsatz weniger als den Preis eines VBB Einzelfahrscheins AB. Zudem geht es nur um die Ein-/Ausfahrt in die Innenstadt. Wenn ich im Berufsverkehr 20 oder 30 Minuten schneller mit dem Auto am Ziel, in der Innenstadt, bin, kann mir das doch diesen Preis wert sein. Ein Auto kostet locker 400 Euro im Monat, wenn es nur steht. Die Geringverdiener-Beispiele der Berliner Politik sind in 9 von 10 Fällen überhaupt nicht realistisch. Entweder weil die Betroffenen gar kein Auto haben, nicht mit dem Auto durch die Innenstadt müssen oder nicht zu den Zeiten der Mauterhebung fahren.

Ja, der ÖPNV muss ohne Frage ertüchtigt werden. Schon weil es das sozialste und umweltverträglichste Verkehrsmittel mit Motorantrieb ist. Aber das muss er ohnehin, das hat mit der Citymaut nichts zu tun. Andererseits dürfen wir nicht immer in Extremen denken. In den bereits vorhandenen Beispielen der Citymaut hat vor allem die Anzahl der überflüssigen Fahrten mit dem Kfz nachgelassen. Mit dem Auto pendeln trotzdem noch genug Leute.

Vielleicht noch einmal zurück zu Hermann Knoflacher, dessen sehr negatives Statement zur Citymaut mir schon zu denken gegeben hat - hier noch ein Link zu dem Beitrag, in dem folgendes Zitat enthalten ist: [www.bahninfo-forum.de]

Eine City-Maut hält der Verkehrsplaner aus Wien für Kappes:

"Die City-Maut wurde entweder für den weiteren Ausbau von Straßen wie in Skandinavien eingeführt oder in relativ kleinen Bereichen von Großstädten wie London – dort mit viel PR und wenig Systemkenntnis.

Eine solche Gebühr hat eine negative soziale Komponente und setzt zudem erst an, wenn der Mensch schon im Auto sitzt. Sie ist gut, um ideologisch Autofahrer abzuzocken und wenig wirksam, wenn die Kosten zum Beispiel über Betriebsausgaben kompensiert werden können.

City-Maut ist eine Maßnahme mit wenig Wirkung und viel Aufwand. Die Elektronik-Konzerne freuen sich darüber, künftigen Sondermüll auf Kosten öffentlicher Mittel verkaufen zu können."

Sicherlich gibt es eine große "soziale Spannweite" zwischen einer Mautfreiheit und auch innerhalb der Ringbahn meist freiem Parken (wie jetzt) oder einer City-Maut in Höhe von 10 € und deutlich höheren Parkgebühren im gesamten Gebiet innerhalb der Ringbahn. Solche Dinge müssen sorgfältig abgewogen werden. Ein schlüssiges, umsetzungsfähiges Konzept für Berlin ist jedenfalls noch nicht erkennbar. Bis dahin sollte man mit der jetzigen Form der Parkraumbewirtschaftung weitermachen, die ja auch zu positiven Effekten führt.

@ def: Ja, wegen der großen Netzwirkung wäre ein 5-Minutentakt auf dem Ring ein großer qualitativer Sprung, keine Frage.
Zitat
Marienfelde

Ich bin durchaus für viel mehr Parkraumbewirtschaftung, evtl. auch eine City-Maut, die aber wegen ihres beachtlichen sozialpolitischen Sprengstoffs auch sehr sorgfältig mit den Parkgebühren abzuwägen wäre - überspitzt: Wenn sich nur noch Superreiche mit eigenem Parkplatz eine auch nur gelegentliche Autofahrt in der Innenstadt leisten könnten, wäre diese Art Verkehrspolitik womöglich nicht mehrheitsfähig.

Du hast Recht: das ist überspitzt formuliert. Nur was ist die eigentliche Aussage dahinter?

Ich halte die SPD-Stellungnahme von einer angeblich unsozialen Citymaut für hochgradig heuchlerisch. Einerseits, weil man sie in Relation zu den ohnehin hohen Fixkosten des Autos setzen muss. Andererseits, ja, was bitte den sonst?

Soll man auf nachfragesenkende Maßnahmen für den Autoverkehr verzichten? Dann erreicht man doch nichts. Die Flächen in der Stadt sind nun mal begrenzt und der Autoverkehr steht in direkter Konkurrenz zu Fuß-, Radverkehr und Oberflächen-ÖV. Diese können (bis auf Peanutsmaßnahmen) nur dann verbessert werden, wenn man Flächen vom Autoverkehr zu den anderen verschiebt.

Und welche anderen nachfragesenkenden Maßnahmen soll man machen, wenn man keine Steuerung über den Preis will? Mir fielen da im wesentlichen nur direkte Verbote ein. Da wird die SPD erst recht rumheulen, wenn die Grünen/Linken so etwas vorschlagen würden.
Zitat
Ruhlebener
Zitat
PassusDuriusculus
Ganz nüchtern betrachtet, es gibt Wege, die sind mit Bahn am Schnellsten, solche die mit Auto am Schnellsten sind und solche die mit Fahrrad am Schnellsten sind. Das Verhältnis ändert sich auch je nach Verkehrszeit.

Da auch Fahrradfahren in Betracht genommen wird, ändert sich das Verhältnis auch je nach individueller Fitnessniveau, nach mitzutransportierende Sachen und Personen, und nach Witterung.

Hab' mal in Adlershof gearbeitet. Kollege kam aus Neuenhagen. Auto? Stau Köpenick. Fahrrad? Zu weit. ÖPNV? Muss man nicht erklären.

Also, was hat er gemacht? Fahrrad auf den Dachgepäckträger, mit dem Auto irgendwo zu einem Parkplatz in Hirschgarten, weiter mit dem Fahrrad nach Adlershof.
Zitat
Global Fisch
Hab' mal in Adlershof gearbeitet. Kollege kam aus Neuenhagen. Auto? Stau Köpenick. Fahrrad? Zu weit. ÖPNV? Muss man nicht erklären.

Also, was hat er gemacht? Fahrrad auf den Dachgepäckträger, mit dem Auto irgendwo zu einem Parkplatz in Hirschgarten, weiter mit dem Fahrrad nach Adlershof.

Echt, Tag für Tag, inkl. Heben aufs und vom Auto? Ich würde wahrscheinlich das Fahrrad dann in Hirschgarten stehen lassen.
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