Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 14.07.2020 15:49 |
Zitat
Logital
Bei aller Liebe, aber dass "niemad" mit dem Fahrrad fährt behauptet ja nicht mal er. Einige der in der Antwort aufgeführten Zählstellen weisen dagegen durchaus eine Halbierung des Aufkommens auf.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 14.07.2020 16:14 |
Zitat
Logital
Bei aller Liebe, aber dass "niemad" mit dem Fahrrad fährt behauptet ja nicht mal er. Einige der in der Antwort aufgeführten Zählstellen weisen dagegen durchaus eine Halbierung des Aufkommens auf.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 16.07.2020 13:02 |
Zitat
B-V 3313
Zitat
def
Zitat
B-V 3313
Es gibt aber nicht schlimmeres, als wenn wie teilweisen in der Kantstraße, die Parkplätze zwischen Radweg und Fahrbahn sind. Kinder verschwinden so hinter den parkenden Autos und auch Erwachsene sind bei größeren Autos nicht mehr zu sehen.
Da bin ich bei Dir. Diese Radwege sind für alle Beteiligten (natürlich mit Ausnahme der Autofahrenden) extrem gefährlich: die Radfahrenden verschwinden aus dem Sichtbereich der Autofahrenden, im dümmsten Fall sind sie außerdem gezwungen, im Türschwenkbereich der parkenden Autos zu fahren. Zu-Fuß-Gehende müssen nach dem Überqueren der Straße hinter den parkenden Autos nochmal auf den Radweg achten, weil ansonsten für sie und die Radfahrenden gefährliche Situationen entstehen.
Für mich sind diese abgetrennten Wege auch ein weiterer Baustein der autogerechten Stadt. Anstatt den schweren Weg zu gehen und die StVO durchzusetzen, wird der leichte Weg gewählt und einfach jede Verkehrsart so gut es geht von der anderen getrennt und damit auch eine falsche Sicherheit vorgegaukelt. Man verkehrt nebeneinander und nicht miteinander. Dann wundern sich die Leute auch noch, dass es an Kreuzungspunkten zu Konflikten kommt.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 16.07.2020 13:11 |
Zitat
Ingolf
[...]
Insofern setzten gerade Länder, wie z.B. die Niederlande oder Dänemark mit erfolgreicher Radverkehrsstrategie auf bauliche separierte Radwege und gewinnen damit eine sehr hohe Akzeptanz. Und dortige Beispiele zeigen, dass es auch sehr viele Lösungen gibt, die städtebaulich verträglich und sicher sind. Ich kenne dort kaum Pollerorgien oder unübersichtliche, schlecht einsehbare Bereiche.
Ingolf
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 16.07.2020 13:43 |
Zitat
Jay
Wobei das auch zu Lasten der Fußgänger geht. In Amsterdam hatte ich da die eine oder andere Stelle, die mir nicht so zugesagt hat. Sei es zum Beispiel die zusätzlich nötige Querung der Radanlagen an Kreuzungen - das mag dort funktionieren, aber in der "ich zuerst"-Gesellschaft hier habe ich große Bauchschmerzen, so wie Radfahrende teilweise durch Fußgängerströme holzen.
Der Hammer war aber der Weg vom Hotel zur U-Bahn. Die klassische Baumscheibe verringerte den nominellen eh schon schmalen Fußweg auf etwa 10-20 Zentimeter. Als Fußgänger musste ich also zwangsweise auf den Radweg ausweichen.
Diese Gefahr ist da und da lohnt sich eben der Blick über die Grenzen hinaus, wie man bei separierten Radwegen eine gute Sichtbarkeit vor Kreuzungen schafft.Zitat
Jay
Bei der Gestaltung der Anlagen wird allerdings viel größeren Wert auf Sichtbarkeit vor Knotenpunkten gelegt, während hier bis kurz vor die Kreuzung geparkt und oft nur halbherzig abmarkiert wird. Gerade bei baulicher Trennung sehe ich da das weiterhin größte Gefahrenpotenzial und Kreuzungen lassen sich nicht vermeiden. ;)
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 16.07.2020 13:59 |
Zitat
Ingolf
Erfahrungen - auch aus vielen anderen Ländern - haben gezeigt, dass Mischverkehre auf Hauptstraßen bzw. nur leicht abmarkierte Radstreifen nicht die Akzeptanz aufweisen, um deutlich mehr Bevölkerungsgruppen, wie z.B. Ältere, Kinder etc. auf das Fahrrad zu bringen. Und selbst viele als fit einzustufende Erwachsene trauen sich bei solchen Bedingungen aufs Farrad.
Zitat
Es ist und bleibt ein objektives (im Zweifelsfall ist der Autofahrer immer der Stärkere und kommt bei einem Unfall mit einem Radfahrer meist nahezu unverletzt davon) und subjektives Sicherheitsproblem. Da hilft auch kein Verweis auf "Durchsetzung der StVO" - die Konfliktfelder wird es weiter geben. Es sei denn, wir bringen den Autoverkehr restriktiv überall auf das Geschwindigkeitsniveau des Radverkehrs - also 15-20 km/h. Das beträfe dann aber auch Busse und Bahnen.
Insofern setzten gerade Länder, wie z.B. die Niederlande oder Dänemark mit erfolgreicher Radverkehrsstrategie auf bauliche separierte Radwege und gewinnen damit eine sehr hohe Akzeptanz. Und dortige Beispiele zeigen, dass es auch sehr viele Lösungen gibt, die städtebaulich verträglich und sicher sind. Ich kenne dort kaum Pollerorgien oder unübersichtliche, schlecht einsehbare Bereiche.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 16.07.2020 14:01 |
Zitat
Jay
in der "ich zuerst"-Gesellschaft hier habe ich große Bauchschmerzen, so wie Radfahrende teilweise durch Fußgängerströme holzen.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 17.07.2020 00:04 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 17.07.2020 00:25 |
Zitat
Global Fisch
Kurzum: ich höre zwar oft, dass Separation toll ist. Aber ein sinnvolles Konzept, wie Separation im Berliner innerstädtischen Hauptstraßennetz flächendeckend funktioneren soll (dass es an einzelnen isolierten Stellen geht, ist unbestritten) habe ich noch nicht gesehen.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 17.07.2020 05:44 |
Zitat
VvJ-Ente
Zitat
Global Fisch
Kurzum: ich höre zwar oft, dass Separation toll ist. Aber ein sinnvolles Konzept, wie Separation im Berliner innerstädtischen Hauptstraßennetz flächendeckend funktioneren soll (dass es an einzelnen isolierten Stellen geht, ist unbestritten) habe ich noch nicht gesehen.
Die Separation direkt nebeneinander findet in den Niederlanden auch nicht überall statt, sondern neben den außerörtlichen Straßen vor allem an den großen Ausfall- und Ringstraßen. Da wäre auch in Berlin mehr als genug Platz, wenn man denn wollte. Man müsste nur mit baulichen Maßnahmen rigoros verhindern, dass z.B. die Nebenfahrbahnen der Heerstr. bei Stau als Schleichspur von den Autos benutzt werden. Und die Radspur müsste natürlich bei den Vorfahrtsregeln der Hauptfahrbahn gleichgestellt sein. [...]
Wenn wir aber die breite Masse zu mehr Fahrten mit dem Rad bringen wollen, kommen wir an separaten Wegen aber nicht vorbei. Aber nicht jede Straße braucht mit aller Gewalt einen solchen Radweg. [...]
Und wo weder Platz für eine extra Radspur, noch eine vernünftige Alternativverbindung in Häuserblockweite eingerichtet werden kann, da muss dann eben die stehende Blechlawine am Straßenrand weichen.
Zitat
Blog 'Radfahren in Stuttgart'
- Die Starken & Furchtlosen (ca. 1 Prozent, hauptsäch[l]ich junge Männer)
- Die Begeisterten & Zuversichtlichen (7 Prozent)
- Die Interessierten & Besorgten (60 Prozent)
- und die, die unter keinen Umständen jemals Fahrrad fahren wollen (33 Prozent)
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 17.07.2020 06:05 |
Zitat
andre_de
Hallo,
die Verlängerung der S2-Züge und die Einführung der neuen Linie S6 benötigt laut Verkehrsverwaltung noch 10 (!) Jahre:
https://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1814648/
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 17.07.2020 08:13 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 17.07.2020 08:14 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 17.07.2020 08:14 |
Zitat
Ingolf
Und ja, auch in habe in Amsterdam mal einige Minuten gebraucht, um einen Radweg zu Fuß zu queren - übrigens zeitkritisch auf dem Weg zum Bahnhof im Frühberfufsverkehr. Allein schon die Annäherung an den ununterbrochenen Fahrradstrom wurde mit Klingelei und frechen Kommentaren abgestraft...
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 17.07.2020 08:31 |
Zitat
eiterfugel
Zitat
Ingolf
Und ja, auch in habe in Amsterdam mal einige Minuten gebraucht, um einen Radweg zu Fuß zu queren - übrigens zeitkritisch auf dem Weg zum Bahnhof im Frühberfufsverkehr. Allein schon die Annäherung an den ununterbrochenen Fahrradstrom wurde mit Klingelei und frechen Kommentaren abgestraft...
Diese Form der Gestaltung ist ein Unding und es ist der nächste Mittelfinger für Fußgänger*innen ist es hier dann später lesen zu können, dass sie halt aufpassen sollen.
Es gibt diese Bauform übrigens auch in Berlin, vor allem in Mitte begegnet sie mir verhältnismäßig oft. (Wer weiß an welchem großen Kreuzungspunkte es sie gibt, kann sich einen Bonbon nehmen.) Hier mag es wegen der geringeren Massen nicht so schlimm wirken, trotzdem kann man sich eine Ampelphase oft genug abschminken, wenn man nicht bereits vor ihrem Beginn auf dem schmalen Streifen zwischen Radweg und Straße steht.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 17.07.2020 09:39 |
Zitat
Latschenkiefer
Zitat
eiterfugel
Zitat
Ingolf
Und ja, auch in habe in Amsterdam mal einige Minuten gebraucht, um einen Radweg zu Fuß zu queren - übrigens zeitkritisch auf dem Weg zum Bahnhof im Frühberfufsverkehr. Allein schon die Annäherung an den ununterbrochenen Fahrradstrom wurde mit Klingelei und frechen Kommentaren abgestraft...
Diese Form der Gestaltung ist ein Unding und es ist der nächste Mittelfinger für Fußgänger*innen ist es hier dann später lesen zu können, dass sie halt aufpassen sollen.
Es gibt diese Bauform übrigens auch in Berlin, vor allem in Mitte begegnet sie mir verhältnismäßig oft. (Wer weiß an welchem großen Kreuzungspunkte es sie gibt, kann sich einen Bonbon nehmen.) Hier mag es wegen der geringeren Massen nicht so schlimm wirken, trotzdem kann man sich eine Ampelphase oft genug abschminken, wenn man nicht bereits vor ihrem Beginn auf dem schmalen Streifen zwischen Radweg und Straße steht.
Ich kann Deinen Ärger nachvollziehen, aber machen wir uns nichts vor: Regelfall in Berlin ist derzeit die MIV-gerechte Ampelschaltung, wo der Fußgänger gerade so in seiner Grünphase über die Fahrbahn kommt und dann zwei Minuten warten darf, bis es wieder grün wird. Achtet mal darauf, wie viele Fußgänger im Laufschritt über die Ampel gehen.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 17.07.2020 09:54 |
Zitat
VvJ-Ente
Zitat
Global Fisch
Kurzum: ich höre zwar oft, dass Separation toll ist. Aber ein sinnvolles Konzept, wie Separation im Berliner innerstädtischen Hauptstraßennetz flächendeckend funktioneren soll (dass es an einzelnen isolierten Stellen geht, ist unbestritten) habe ich noch nicht gesehen.
Die Separation direkt nebeneinander findet in den Niederlanden auch nicht überall statt, sondern neben den außerörtlichen Straßen vor allem an den großen Ausfall- und Ringstraßen. Da wäre auch in Berlin mehr als genug Platz, wenn man denn wollte. Man müsste nur mit baulichen Maßnahmen rigoros verhindern, dass z.B. die Nebenfahrbahnen der Heerstr. bei Stau als Schleichspur von den Autos benutzt werden. Und die Radspur müsste natürlich bei den Vorfahrtsregeln der Hauptfahrbahn gleichgestellt sein.
Zitat
Ansonsten kommt mir immer noch zu kurz, dass Rad-Infrastruktur eigentlich für zwei unterschiedliche Zielgruppen benötigt wird. Die Hardcore-Radler brauchen gar nicht so viele Sonderspuren. Die fahren auch mitten auf der Leipziger oder Potsdamer Str. oder der Puschkinallee.
Zitat
Wenn wir aber die breite Masse zu mehr Fahrten mit dem Rad bringen wollen, kommen wir an separaten Wegen aber nicht vorbei. Aber nicht jede Straße braucht mit aller Gewalt einen solchen Radweg. Was die niederländischen Städte aus meiner Sicht am meisten von unseren unterscheidet, ist die Tatsache, dass es für jede Verbindung, die für den MIV angeboten wird, mindestens eine gleichwertige gibt, die mit dem Rad zurückgelegt werden kann.
Zitat
Ich hatte hier ja schon öfter das Beispiel Potsdamer Platz - Spittelmarkt angebracht, wo man AKTUELL die Wahl zwischen der lebensgefährlichen Leipziger Str. und einer Stop&Go-Fahrt mit Schleichverkehr, nachteiligen Ampelschaltungen und Stopschildwald über Niederkirchner- und Zimmerstr. (wo man am Ende doch auf der Axel-Springer-Str. landet) bzw. Voßstr. - Mohrenstr. - Niederwallstr. hat. Wenn man diese Straßenzüge mit derselben Qualität wie die Leipziger Str. asphaltieren würde, mit denselben Ampelschaltungen und Vorfahrtsrechten ausstattete und mit versenkbaren Pollern, die von Einsatzfahrzeugen per Funk binnen Sekunden aus dem Weg geräumt werden könnten, verhinderte, dass sich der motorisierte Durchgangsverkehr dort herumtreibt, dann wäre die fehlende Spur auf der Leipziger Str. überhaupt kein Problem mehr.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 17.07.2020 10:04 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 17.07.2020 11:06 |
Zitat
Global Fisch
Ich bin ein Stück weit bei eiterfugel: das von Dir genannte Problem wird ja dadurch noch verschärft, wenn auf beiden Seiten ein vielbefahrener Radweg dazu kommt. Nur dennoch: Radwege sind genausowenig Aufenthaltsort für Fußgänger wie Autofahrbahnen und beim Kreuzen des einen müssen Fußgänger genausoviel Vorsicht walten lassen wie beim Kreuzen des anderen.
PS: Ingolfs Problem hatte ich so verstanden, dass sich das an einer Stelle *ohne* Ampeln abspielte.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 17.07.2020 11:29 |
Zitat
eiterfugel
Zitat
Global Fisch
Ich bin ein Stück weit bei eiterfugel: das von Dir genannte Problem wird ja dadurch noch verschärft, wenn auf beiden Seiten ein vielbefahrener Radweg dazu kommt. Nur dennoch: Radwege sind genausowenig Aufenthaltsort für Fußgänger wie Autofahrbahnen und beim Kreuzen des einen müssen Fußgänger genausoviel Vorsicht walten lassen wie beim Kreuzen des anderen.
PS: Ingolfs Problem hatte ich so verstanden, dass sich das an einer Stelle *ohne* Ampeln abspielte.
Es geht darum, dass die Ampel die Straße abdeckt, den Radweg aber nicht. So gibt es das in Amsterdam zu hauf, so habe ich es in Gent erlebt - und so gibt es das eben auch in Berlin im Bezirk Mitte.