Willkommen! Einloggen Ein neues Profil erzeugen

erweitert
Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin
geschrieben von Arnd Hellinger 
Zitat
PassusDuriusculus
Zum Thema Konflikte mit Radlern:
Also die meisten Konflikte mit Radfahrenden habe ich, wenn ich selbst Fahrrad fahre.
(PS: Ideologisch hasse ich Autos, trotzdem halte ich diese nach meiner Erfahrung für korrektere Verkehrsteilnehmer)

Hauptgrund: Fahrradfahrende, die ohne zu gucken fahren, die zwischen mir und Autotüren überholen, Rote ampeln missachten, mir die Vorfahrt nehmen. spontan, verkerswidrig abbiegen ohne Schulterblick oder rausgehaltenen Arm und ich dadurch halb in sie reinfahre, notbremsen muss o.ä.
Wenn ich an einer Bushaltestelle warte um Ein-/Aussteiger nicht zu gefährden (z.B. S+U Zoo/Jebenstr.) dann wird wütend von hinten geklingelt und überholt.

Nehme ich komplett anders wahr. Habe das vieles, von dem was Du schreibst, zwar auch schon erlebt. Aber selten. Dass mir als Radfahrer andere Radfahrer die Vorfahrt nehmen.. passiert, aber alle paar Wochen mal. Mit Autofahrern erlebe ich das täglich. (Ich denke, das liegt auch daran, dass Autos schlichtweg mehr Platz brauchen; einem unaufmerksamen Radfahrer kann man leichter ausweichen)

Und wenn Radfahrer rote Ampeln missachten, behindern sie mich im Regelfall nicht dabei. Das ist deren Problem.
Und dass ich beim Warten auf Fahrgäste an einer Bushaltestelle weggeklingelt wurde, habe ich in den letzten Jahren nicht erlebt.

Die meisten meiner Konflikte mit Radfahrern erlebe ich dagegen als Fußgänger.


Zitat

Autofahrer verhalten sich verglichen dazu sehr korrekt in meiner Wahrnehmung.

Auch hier ist meine Wahrnehmung komplett eine andere. Wie gesagt, als Radfahrer erlebe ich das minütlich anders. Und was das von def angesprochene Problem der Geschwindigkeitsüberschreitungen angeht: ich kenne niemanden, mit dem ich in den letzten Jahren im Auto mitgefahren bin (und das waren einige), der sich stets an alle Geschwindigkeitsbegrenzungen gehalten hätte.

Zitat

Was aber gefragt werden muss: Ist das Verhalten der Radelnden vielleicht auf fehlende, unausreichende Infrastruktur zurückzuführen? Und die Autofahrenden in meiner Umgebung können sich dank der zu vielen Spuren und Möglichkeiten besser an Verkehrsregeln halten?

Wie gesagt, ich denke nicht, dass sich Autofahrer wesentlich besser an Verkehrsregeln halten würden als andere Verkehrsteilnehmer.
Wobei natürlich fehlende Infrastruktur mitunter eine Rolle spielt; teilweise auch, weil Regeln nicht für Radfahrer geschaffen wurden (und manche davon für die alleine auch völlig überflüssig wären), aber trotzdem da sind.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.03.2019 10:37 von Global Fisch.
Zitat
Global Fisch
Die Frage ist wirklich die nach einer Statistik. Wie hoch ist das Unfallrisiko tatsächlich?

Und ja, je mehr Leute Fahrrad fahren und je weniger Auto, desto niedriger wird es.

Ich wollte mit meinem Beispiel ja gerade darlegen, dass es für die Entscheidung meist keiner objektiven Statistik bedarf. Ich habe für mich persönlich den Entschluss gefasst, dass ich nur noch selektiv mit dem Rad fahren werde. Wenn die Infrastruktur anders ist, werde ich neu bewerten, ob ich an den Gewohnheiten etwas ändere, vorher eher nicht. Ich vermute aber stark, dass das keine Minderheitenmeinung ist.

Wobei auch die Statistik das subjektive Gefühl nicht ganz aus der Welt schafft: Zwar ist die Wahrscheinlichkeit, mit dem Verkehrsmittel "Fahrrad" an einem Unfall beteiligt zu sein, nicht sehr groß (Zahlen für 2017: 3,5 % der Unfallbeteiligten - allerdings hohe Dunkelziffer zu vermuten; beim "PKW" sind es 75,8 %, beim "LKW" immer noch 10 %). Der Anteil der Radfahrer unter allen getöteten Verkehrsunfallopfern liegt jedoch in den vergangenen Jahren im Schnitt bei etwas mehr als einem Viertel.

Zitat
PassusDuriusculus
Zum Thema Konflikte mit Radlern:
Also die meisten Konflikte mit Radfahrenden habe ich, wenn ich selbst Fahrrad fahre.
(PS: Ideologisch hasse ich Autos, trotzdem halte ich diese nach meiner Erfahrung für korrektere Verkehrsteilnehmer)

Witzig, da ist es bei mir genau umgekehrt. Das liegt sicherlich auch daran, dass die Zahl der Radfahrenden in Spandau eher niedrig ist und ehrlicherweise bei der großen Zahl der Autofahrer nur eine ganz kleine Zahl von schwarzen Schafen dabei ist, die sich dennoch in bleibender Erinnerung halten. Anders herum übrigens genauso: Wenn mir als Autofahrer ein Radfahrer vor die Motorhaube fährt, nur weil er nicht hingeschaut hat, war das eine brenzlige Situation, die man nicht vergisst. Dagegen nehme ich die hundert anderen Radfahrer auf dem Hochbordweg kaum wahr.

Bedenklich aber finde ich den Trend - und der ist auch empirisch nachgewiesen (Verkehrsunfallstatistik Berlin) - dass Ampelsignale verstärkt von Autofahrern missachtet werden. Hier wird es sehr schnell brandgefährlich für alle Verkehrsteilnehmer, wohingegen Radfahrer und noch mehr Fußgänger v.a. sich selbst gefährden.
Zitat
Global Fisch
Zitat
IsarSteve
Zitat
Global Fisch
Oder gibt es eine Idee für eine neue U-Bahn, die wirklich soviel bringen würde, wie einst die U9?

Das vielleicht? ;-) Es heißt 'Natural Progression'. 'Stadt'buslinien werden zu Metrobuslinien werden zu Strassenbahnlinen werden zu U-Bahnlinein.

Nee, das ganz bestimmt nicht. Selbst, wenn solche U-Bahn-Projekte sinnvoll wären: sie würden nur eine Reisezeitverkürzungen auf den betreffenden Korridoren um ein paar Minuten bringen. Keine wirklich neuen Verbindungen.

Witzigerweise, würden alle meine 'ÖPNV unbefangenen' Freunde und Kollegen, die in Weißensee leben, möglichst gestern eine U-Bahn-Linie nach Weißensee haben wollen, die gefühlte Freiheit eines U-Bahn-Anschlusses geniessen und ans Netz angeschlossen zu sein. Die 'Paar Minuten' sollte man nicht relativieren. +8 Weißensee > Alexanderplatz, +12 Potsdamer Platz, +24 Kleistpark usw (Orig. U10). Übrigens, meine Antwort bleibt immer gleich. Sie haben sich entschieden, im Loch des U-Bahn-Netzes zu ziehen und müssen damit fertig werden. Schön oder praktisch stelle mir anders vor. Die Frage ist, wie lang können Straßenbahnenwagen sein? Mit 10er Züge alle 3 Minuten ist sicherlich Schluss - Irgendwann ist die Grenze erreicht, und BTW, der Bezirk Pankow und Weißensee wachsen am schnellsten. Wie Railroader schon schrieb, ich sehe Probleme kommen.

IsarSteve
In den weiter oben verlinkten Tagesspiegelartikel ist eine Bildergalerie eingebettet: 621 Bilder, hauptsächlich beschreiben sie wie man Radwege unbrauchbar macht.
Zitat
IsarSteve
Witzigerweise, würden alle meine 'ÖPNV unbefangenen' Freunde und Kollegen, die in Weißensee leben, möglichst gestern eine U-Bahn-Linie nach Weißensee haben wollen, die gefühlte Freiheit eines U-Bahn-Anschlusses geniessen und ans Netz angeschlossen zu sein. Die 'Paar Minuten' sollte man nicht relativieren. +8 Weißensee > Alexanderplatz, +12 Potsdamer Platz, +24 Kleistpark usw (Orig. U10).

Wie kommen sie denn auf diese Zeiten? Von wo (genau) bis wo ist das gerechnet? Bei Antonplatz - Alexanderplatz braucht die M4 heute 14 min. Die U-Bahn soll nur 6 min brauchen? Für 5 km? Das wären im Schnitt 50 km/h. Ziemlich unrealistisch. Wenn wir einmal durchschnittlich 30 km/h zugrundelegen, wäre man bei 10 min Fahrzeit - für diejenigen, die direkt an einer künftigen Station wohnen. Wenn der Weg zur Station länger ist, sind die 4 min Fahrzeitersparnis schnell weg.

Vielleicht wäre es auch einfacher, Leute für die U10 zu begeistern, wenn es nicht mal wieder offensichtlich darum ginge, Straßenraum für Autos freizuräumen, indem man die pöhse Straßenbahn beseitigt. Ein Konzept, das eine schnelle U-Bahn mit wenigen Halten (irgendwo im Zentrum Weißensees, Greifswalder Straße, Danziger Straße, Mollstraße, Alex) mit erhaltener Straßenbahn zur Flächenerschließung könnte vielleicht mehr Freunde gewinnen.

Zitat
IsarSteve
Die Frage ist, wie lang können Straßenbahnenwagen sein? Mit 10er Züge alle 3 Minuten ist sicherlich Schluss - Irgendwann ist die Grenze erreicht, und BTW, der Bezirk Pankow und Weißensee wachsen am schnellsten. Wie Railroader schon schrieb, ich sehe Probleme kommen.

Meines Erachtens 75 m. Davon sind wir noch weit entfernt.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.03.2019 11:28 von def.
Zitat
def


Zitat
IsarSteve
Die Frage ist, wie lang können Straßenbahnenwagen sein? Mit 10er Züge alle 3 Minuten ist sicherlich Schluss - Irgendwann ist die Grenze erreicht, und BTW, der Bezirk Pankow und Weißensee wachsen am schnellsten. Wie Railroader schon schrieb, ich sehe Probleme kommen.

Meines Erachtens 75 m. Davon sind wir noch weit entfernt.

75m sind die Grenze, die laut BOStrab im Straßenverkehr ohne weiteres zu genehmigen ist. Darüber hinaus kann die Aufsichtsbehörde des Senats Ausnahmen genehmigen. Fährt die Bahn auf eigenem Gleiskörper, darf sie unbegrenzt lang sein. Das heißt, es gibt keine harten Grenzen. Will man über 75m gehen muss man allerdings nachweisen, dass die Sicherheit weiterhin gewährleistet ist.

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Zitat
hvhasel

Ich wollte mit meinem Beispiel ja gerade darlegen, dass es für die Entscheidung meist keiner objektiven Statistik bedarf. Ich habe für mich persönlich den Entschluss gefasst, dass ich nur noch selektiv mit dem Rad fahren werde. Wenn die Infrastruktur anders ist, werde ich neu bewerten, ob ich an den Gewohnheiten etwas ändere, vorher eher nicht. Ich vermute aber stark, dass das keine Minderheitenmeinung ist.

Kann ich völlig verstehen. Meine persönlichen Entscheidungen richten sich doch auch nicht nach objektiven Statistiken sondern nach allem Möglichen. Geht jedem Menschen so.

Aber da hinein spielt auch das, was einem so von seinem Umfeld gesagt wird. Niemand ist frei davon. (Das Stichwort "Framing" tauchte ja neulich mal wieder in anderen Zusammenhängen in den öffentlichen Debatten auf)

Und wenn man den Leuten halbwegs glaubhaft suggeriert: "Radfahren ist wirklich gefährlich" hält man sie vom Radfahren ab.
Das halte ich für inhaltlich falsch. Das objektive Risiko ist weit geringer als der gesundheitliche Nutzen.
Und ja, dass halte ich für schädlich. Treibt die Leute weg vom Rad zum Auto oder, wenn sie schon Radfahren, auf die Bürgersteige.


Wie es mit anderen Framing aussieht, kann man zumindest in der wärmeren Jahreshälfte tagtäglich in Mitte beobachten:

Touristenhorden (darunter etliche, die nicht wirklich Fahrrad fahren können) fahren in Gruppen (was die Sache nun gefährlicher macht) irgendwo über die Hauptstraßen (Karl-Liebknecht & Co) mit mehr oder weniger tauglichen Leihrädern und schauen sich nebenbei irgendwelche Sehenswürdigkeiten an. Ganz locker und ohne Angst davor, dass Radfahren ach so gefährlich ist.
Anonymer Benutzer
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin
06.03.2019 12:01
Zitat
Global Fisch

Schauste Du hier:

Vielen Dank.

Zitat
Global Fisch
Ich bin nicht immer Deiner Meinung, aber ich schätze Deine Beiträge sehr. Dieser Absatz allerdings gehört ausdrücklich nicht dazu.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: natürlich habe ich solche Beobachtungen auch gemacht. Ich erlebe auch als Fußgänger rücksichtslose Radfahrer auf den Gehweg etc. Radfahrer sind keine besseren Menschen als andere. Aber es gibt wenig Grund zur Annahme, dass sie schlechtere Menschen sind oder per se rücksichtsloser.

Das habe ich auch nicht gesagt, aber sie sind eben auch nicht, wie von Radlern gerne dargestellt, stets in der Opferrolle. Da wo ich jetzt wohne, hatte ich mit Radfahrern noch nie Probleme. Hier sind es eher die Fußgänger, die ohne zu gucken auf den Radweg laufen, weshalb die Radler ausweichen müssen. In Friedrichshain empfand ich das Problem mit rücksichtslosen Radfahrern aber tatsächlich als sehr massiv. Stell dich einfach mal Samstag gegen 21 Uhr bei Dunkelheit irgendwo im Boxhagener Kiez / Sonntagstr. hin und zähle allein die, die ohne Licht fahren. Vom aggressiven Fahrstil durch Menschengruppen ganz zu schweigen.
Es sind in diesem Kiez eben leider keine Ausnahmen.

Ich bin der Meinung, wenn Radler gleiche Rechte haben wollen, sollten sie auch gleiche Pflichten erfüllen. Dazu zählt ein Kennzeichen und eine schärfere Promillegrenze.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.03.2019 12:32 von Railroader.
Zitat
def
Meines Erachtens 75 m. Davon sind wir noch weit entfernt.

Ich habe vor ein paar Monaten eine Frage zu diesem Thema in einem anderen Forum gestellt, hier einige Antworten, die ich dazu erhielt:

Zitat

Zitat
Zitat von BOStrab § 55
§ 55 Teilnahme am Straßenverkehr
(1) Auf straßenbündigem Bahnkörper nehmen die Züge am Straßenverkehr teil. Dabei müssen die Fahrzeugführer die sie betreffenden Vorschriften der Straßenverkehrs-Ordnung beachten.
(2) Züge, die am Straßenverkehr teilnehmen, dürfen nicht länger als 75 m sein.
(3) Auf besonderen und unabhängigen Bahnkörpern einschließlich der Bahnübergänge im Sinne des § 16 Absatz 4 Satz 4 und 6 nehmen die Züge nicht am Straßenverkehr teil.

Aus den Absätzen 2 und 3 ergibt sich, dass sie in dem beschriebenen Fall tatsächlich länger als 75 Meter sein dürfen.

Zitat

Übrigens kann es von der 75-Meter-Regel auch Ausnahmegenehmigungen geben. In Stuttgart ist eine Doppeltraktion aus DT8.1-8.11 schon über 77 Meter lang, die DT8.12 und DT8.14 sogar über 78 Meter, aber die dürfen aber trotzdem am Straßenverkehr teilnehmen.

Zitat

in Hannover sind zu Messetagen auch 4-Wagenzüge (100m) erlaubt (bzw. mit Genehmigung)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.03.2019 13:02 von J. aus Hakenfelde.
Zitat
Railroader

Ich bin der Meinung, wenn Radler gleiche Rechte haben wollen, sollten sie auch gleiche Pflichten erfüllen. Dazu zählt ein Kennzeichen und eine schärfere Promillegrenze.

In der StVo steht nur drin, dass ich als Radfahrer nicht rechts überholen darf und das ich keine freie Fahrstreifenwahl habe. Falls es mehrere Fahrbahnen gibt, muss ich auch die rechte nehmen. Und das darf ich alles nicht wegen Promillegrenze und fehlendem Kennzeichen?

Oder darf man wenn ich ein Kennzeichen habe den Radweg nichtmehr zuparken und man muss meine Vorfahrt beim Rechtsabbiegen beachten?

Und was ist mit den Fußgängern? Die haben auch keine Kennzeichen!

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Anonymer Benutzer
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin
06.03.2019 13:20
@Nemo: Was ist gegen die Kennzeichenpflicht bei Radfahrern einzuwenden? Es geht einfach darum, dass sie schnell unerkannt über alle Berge sind, wenn sie Mist bauen. Zudem wurde hier zurecht geschrieben, dass Radfahrer durch fehlenden "Käfig" besonders gefährdet sind und es ist bekannt, dass Alkohol in größeren Mengen die Reaktionsfähigkeit einschränkt. Ich halte also eine striktere Promillegrenze für durchaus vernünftig. Dass das Fehlverhalten von Autofahrern ebenfalls in vielen Fällen strikter geahndet werden sollte, steht außer Frage. Das Eine schließt ja das Andere nicht aus.
Gegen Kennzeichen spricht nur der Verwaltungsaufwand. Was passiert denn, wenn ich einen Autofahrer anzeige, weil er mich angeblich geschnitten hat oder er mir die Vorfahrt genommen hat?

In den meisten Fällen nichts!

in den anderen Fällen kann der Täter immer irgendwas vom Pferd erzählen und es steht Aussage gegen Aussage. Selbst wenn es ein Video gibt, passiert nichts (s. aktueller Fall mit den Lkw). Ermittelt wird erst, wenn irgendwas ernsthaftes Passiert ist, also Sachbeschädigung, Körperverletzung usw.

Warum sollte das bei Radlern anders sein, wenn Oma Erna sagt er sei zu schnell auf dem Bürgersteig gefahren? Falls es zum Unfall kommt werden die Unfallopfer das Kennzeichen sowieso nicht mitbekommen und ob die Zeugen schnell genug reagieren, weiß man nicht.

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Das wohl einzige Land, das früher einmal Fahrrad-Kennzeichen (also Versicherungskennzeichen) hatte, war die Schweiz: Velo-Vignette
Zitat
Nemo
Gegen Kennzeichen spricht nur der Verwaltungsaufwand. Was passiert denn, wenn ich einen Autofahrer anzeige, weil er mich angeblich geschnitten hat oder er mir die Vorfahrt genommen hat?

In den meisten Fällen nichts!

[...] Warum sollte das bei Radlern anders sein, wenn Oma Erna sagt er sei zu schnell auf dem Bürgersteig gefahren? Falls es zum Unfall kommt werden die Unfallopfer das Kennzeichen sowieso nicht mitbekommen und ob die Zeugen schnell genug reagieren, weiß man nicht.

Eins weiß man aber, wenn es kein Kennzeichen gibt, kann man es sich ganz sicher nicht merken. Andernfalls bestünde jedoch eine Wahrscheinlichkeit. Manchmal reicht da auch schon "Es fing mit G an, das Rad war silber und in der Richtung unterwegs" - die Aufklärungsrate ist sicher höher.

Noch besser ist natürlich, dass mit der Kennzeichungs- auch eine Versicherungspflicht kommen sollte. Das wirkt sich dann positiv auf ALLE Unfallbeteiligten aus.
Wir werden ja bald alle erleben, welchen Vorteil (Versicherungs-)Kennzeichen haben. Die Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung steht schließlich kurz vor dem Inkrafttreten. Dann bevölkern allerlei Elektrogeräte die Straßen, Rad- und Gehwege der Republik. Dann sind wir auch ganz schnell wieder beim Thema Infrastruktur.
Zitat
PassusDuriusculus
Da ich (zwangsläufig) viel von/nach Moabit unterwegs bin: Man könnte vorurteilend denken (wie ich anfangs) im Autofahrer-Bezirk wie z.B. Moabit, hat man als Radler viel Konflikte mit Autofahrenden. Diese Ansicht musste ich aber mittlerweile revidieren. Was gegenseitigen Respekt und Hilfe betrifft hat mich Moabit positiv überrascht.


Zum Thema Konflikte mit Radlern:
Also die meisten Konflikte mit Radfahrenden habe ich, wenn ich selbst Fahrrad fahre.
(PS: Ideologisch hasse ich Autos, trotzdem halte ich diese nach meiner Erfahrung für korrektere Verkehrsteilnehmer)

Hauptgrund: Fahrradfahrende, die ohne zu gucken fahren, die zwischen mir und Autotüren überholen, Rote ampeln missachten, mir die Vorfahrt nehmen. spontan, verkerswidrig abbiegen ohne Schulterblick oder rausgehaltenen Arm und ich dadurch halb in sie reinfahre, notbremsen muss o.ä.
Wenn ich an einer Bushaltestelle warte um Ein-/Aussteiger nicht zu gefährden (z.B. S+U Zoo/Jebenstr.) dann wird wütend von hinten geklingelt und überholt.

Autofahrer verhalten sich verglichen dazu sehr korrekt in meiner Wahrnehmung. Lassen mich in Ihre Spur einscheren (nach meinem rausgehaltenen Arm und meinem Blick), etc.
Als mir einmal eine rechtsabbiegende Fahrerin in Gedanken die Vorfahrt nahm, war ihr das super peinlich und sie hat sich überschwänglich entschuldigt.

Soweit kann nach meiner Wahrnehmung schnell das Bild eines rücksichtslosen Radelnden entstehen.

Das deckt sich mit meinen Erfahrungen als gelegentlicher Schönwetter-Radler in Berlin. Klar gibt es auch den knappen Überholer und die kleinen Vorfahrtsmißachtungen und hier besonders bei rechts-vor-links-Reglung aber wenn man das weiß und entsprechend umsichtig fährt, passiert meistens gar nichts.

Zitat
PassusDuriusculus
Was aber gefragt werden muss: Ist das Verhalten der Radelnden vielleicht auf fehlende, unausreichende Infrastruktur zurückzuführen? Und die Autofahrenden in meiner Umgebung können sich dank der zu vielen Spuren und Möglichkeiten besser an Verkehrsregeln halten?

Ich glaube dieses Verhalten hat wenig mit der Infrastruktur für Radfahrer zu tun sondern mit einem Grundübel aus Unkenntnis der StVO und Egoismus bzw. LMAA.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.03.2019 17:28 von Havelländer.
Zitat
Nemo
Je kürzer die Entfernung, desto eher schafft man das. Mit etwas Ortskenntnis schafft man es auch Ampeln zu umfahren, sodass man keine Rotlichtverstöße braucht, um den Stau zu überholen. Es gibt da auch so ein paar Abkürzungen, die für Autos gesperrt sind. Dann entfällt beim Fahrrad meistens die Parkplatzsuche - das kann, sofern man auch als Autofahrer die StVO einhält durchaus mehr Zeit kosten als man mit dem Fahrrad auf der gesamten Strecke braucht. Bei mir liegt tagsüber die Grenze bei der ich mit dem Fahrrad schneller bin bei ca. 5 km. Und ich bin nicht besonders sportlich und auch kein Kampfradler und ich halte mich zum allgemeinen Mißfallen an die StVO. Meine Höchstgeschwindigkeit liegt bei ca. 25km/h.

Entfernungen unter 5km sehe ich generell nicht als KFZ affin/geeignet. Mag es sicherlich auch geben wenn das Fahrzeug vorhanden ist aber für diese Strecke kauft sich doch niemand ein Auto.
Es werden schon eher 10 und mehr Kilometer sein die täglich im PKW gependelt werden. 25km/h auf dem Rad erreiche ich auch wenn es bergab geht oder bei starkem Rückenwind. Über eine längere Strecke schaffe ich das nicht! und so wird es wohl der großen Mehrheit der Radfahrer gehen. Ich fahre irgendwo zwischen 18-20km/h.
Ein Arbeitskollege läuft jeden Tag zur Arbeit jeweils ~30min pro Strecke. BVG kommt für ihn nicht in Frage weil es genauso lange dauert und er umsteigen müßte und die Wege von und zu den Haltestellen auch bleiben. "Dafür gebe ich kein Geld aus" sagte er mir mal. Auto haben er und seine Frau aber damit fährt seine Frau zur Arbeit (18km pro Strecke) und für einen eigenen 2. Wagen ist er zu geizig :-)
Zitat
Global Fisch
Nee, das ganz bestimmt nicht. Selbst, wenn solche U-Bahn-Projekte sinnvoll wären: sie würden nur eine Reisezeitverkürzungen auf den betreffenden Korridoren um ein paar Minuten bringen. Keine wirklich neuen Verbindungen.

Muss es denn zwingend neue Verbindungen (er)geben um einen Neubau einer Bahnstrecke zu rechtfertigen? Unter der Prämisse könnte man die Straßenabhnpläne im Westteil auflassen.
Zitat
Havelländer
Zitat
Nemo
Je kürzer die Entfernung, desto eher schafft man das. Mit etwas Ortskenntnis schafft man es auch Ampeln zu umfahren, sodass man keine Rotlichtverstöße braucht, um den Stau zu überholen. Es gibt da auch so ein paar Abkürzungen, die für Autos gesperrt sind. Dann entfällt beim Fahrrad meistens die Parkplatzsuche - das kann, sofern man auch als Autofahrer die StVO einhält durchaus mehr Zeit kosten als man mit dem Fahrrad auf der gesamten Strecke braucht. Bei mir liegt tagsüber die Grenze bei der ich mit dem Fahrrad schneller bin bei ca. 5 km. Und ich bin nicht besonders sportlich und auch kein Kampfradler und ich halte mich zum allgemeinen Mißfallen an die StVO. Meine Höchstgeschwindigkeit liegt bei ca. 25km/h.

Entfernungen unter 5km sehe ich generell nicht als KFZ affin/geeignet. Mag es sicherlich auch geben wenn das Fahrzeug vorhanden ist aber für diese Strecke kauft sich doch niemand ein Auto.
Es werden schon eher 10 und mehr Kilometer sein die täglich im PKW gependelt werden. 25km/h auf dem Rad erreiche ich auch wenn es bergab geht oder bei starkem Rückenwind. Über eine längere Strecke schaffe ich das nicht! und so wird es wohl der großen Mehrheit der Radfahrer gehen. Ich fahre irgendwo zwischen 18-20km/h.
Ein Arbeitskollege läuft jeden Tag zur Arbeit jeweils ~30min pro Strecke. BVG kommt für ihn nicht in Frage weil es genauso lange dauert und er umsteigen müßte und die Wege von und zu den Haltestellen auch bleiben. "Dafür gebe ich kein Geld aus" sagte er mir mal. Auto haben er und seine Frau aber damit fährt seine Frau zur Arbeit (18km pro Strecke) und für einen eigenen 2. Wagen ist er zu geizig :-)

Es schafft sich niemand ein Auto an, weil er einen Weg von 2km zur Arbeit hat, das mag sein. Aber es fahren Leute 2 km mit dem Auto zur Arbeit, weil sie ein Auto haben und nicht nur weil sie nachher noch in den Baumarkt müssen oder Getränke einkaufen.

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Vorhin an der Haltestelle Hegemeisterweg war wieder schön zu beobachten, wie unterschiedliche Menschen auf mangelhafte Infrastruktur reagieren. Dort kreuzen sich die Kfz- und ÖPNV-Nord-Süd-Achse Treskowallee mit dem Europa-Radweg R1.

Wegen der Verschwenkung einer MIV-Fahrspur wurde dort eine Ampel installiert, die offensichtlich klare Prioritäten setzt - der Radverkehr wird überhaupt nicht signalisiert. können sich die Radfahrer Richtung Osten wenigstens noch an der Fußgängerampel orientieren, bleibt Richtung Westen nur die illegale Nutzung von 10 Meter Gehweg und ebenfalls Nutzung der Ampel oder der Blindflug über 4 Fahrspuren und 2 Straßenbahngleise.

Da die Verschwenkung ebenso die Straßenbahn kreuzt, können Bahn und MIV nicht zeitgleich grün bekommen. Das sah dann so aus, dass Richtung Norden schon eine M17 an der Haltestelle stand, und Richtung Süden 2 Züge warten mussten. Ich habe beim Warten nicht auf die Uhr geschaut, aber es dauerte bestimmt länger als eine Minute, bevor die Züge nach Süden fahren durften. Der Zug nach Norden blieb stehen. Während die Fahrerin dieses Zuges hektisch telefonierte, fuhren Richtung Süden beide Züge über die Kreuzung, obwohl bei der Einfahrt des 2.Zuges in den Haltestellenbereich die Fußgänger bereits grün hatten und sie wegen des 1.Zuges den Überweg blockiert hat.
Sorry, in diesem Forum dürfen nur registrierte Benutzer schreiben.

Hier klicken, um sich einzuloggen