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U1 zum Ostkreuz?
geschrieben von Tradibahner 
Re: U1 zum Ostkreuz?
31.01.2016 19:32
Zitat
angus_67
...seufz...hört denn diese unsägliche Diskussion nie auf!?

Es wird keine Verlängerung geben...Bis zum Jahr 2025 ist keinerlei Verlängerung im Stadtentwicklungsplan vorgesehen.
Weder die schon 1914 konzessionierte Verlängerung zum Frankfurter Tor, die baulich im dortigen Bahnhof der U5 berücksichtigt wurde, noch
eine Phantasterei Namens "U-Bahnhof Ostkreuz" wird es geben.

Wir können froh sein wenn es eines Tages eine Strassenbahnhaltestelle "Ostkreuz" gibt...sofern diese nicht durch irgendwelche "Verhinderungs-BIs" gekippt wird. Selbst wenn es eines schönen Tages ein Projekt "U1-Verlängerung" geben wird....bilden sich sofort wieder irgendwelche "Verhinderungs-BIs" die bis zum Sanktnimmerleinstag klagen werden...

Wenn es denn Widererwartens doch noch zu meinen Lebzeiten so etwas wie eine Verlängerung geben sollte....werde ich bis zu meinem Ableben freiwillig Graffitis abschrubben.

Also hört bitte mit dieser Phantasterei auf...

so long
Angus

Das spricht mir aus der Seele ! Wenn man sich die virtuellen U-Bahnpläne im bahninfo-forum einmal zu Gemüte führt und dann mit dem abgleicht, was der Senat plant bzw. überhaupt realisieren könnte, kommt einem durchaus das Hohnlachen. Sorry, das so deutlich zu sagen, möchte niemanden von Euch kränken. Nichts gegen Träumereien, wenn einen die Modelleisenbahn nicht mehr ganz ausfüllt, aber ein bisschen mehr Realitätsbezug kann m.E. wirklich nichts schaden ... Es gibt in Berlin nach meiner Auffassung in absehbarer Zeit kein einziges Tunnelbahnprojekt, für das eine echte Notwendigkeit bestünde. Was angesprochen wurde (U5 West, U1 zum Adenauerplatz, U2 nach Spandau), sind Relationen maximal mit Flexitiy-Nachfragestärke (z.T. noch nicht einmal für 40-Meter-Züge) , und eine U-Bahn würde, wenn überhaupt, hier nur Fahrzeitgewinne im Minutenbereich bringen. Dafür nimmt kein Planer den Stift in die Hand. Klar, Trassenfreihaltungen kann man fordern, aber noch besser wäre es doch, erst einmal für das wenige Machbare einzutreten, also z.B. ein S-Bahnhof Tiefwerder (zwischen Stresow und Pichelsberg), eine Verlängerung der Straßenbahnstrecke vom Hbf zur Turmstraße und vielleicht noch bis Jungfernheide/Westend. An diesem Gesamt-Zusammenhang wird auch das Wachstum Berlins in absehbarer Zeit für meine Begriffe nichts ändern, denn das findet eben vom Schwerpunkt her nicht dort statt, wo 1930 irgendwelche U-Bahnstrecken geplant waren. Nicht zuletzt gibt es im Berliner U-Bahnnetz nur wenige Abschnitte, wo man von echter Aus- oder gar Überlastung sprechen kann, jedenfalls nicht im Vergleich mit anderen großen Metropolen. Auch der Verweis auf die Gründerzeit der Berliner U-Bahn führt nach meiner Meinung in die Irre: Um 1900 musste die Stadt Berlin noch auf kein so großes Schnellbahn-Bestandsnetz Rücksicht nehmen wie heute, und es gab auch noch nicht die Konkurrenz zum MIV. Die Notwendigkeiten und Möglichkeiten waren eben vor 100 Jahren andere als heute.
def
Re: U1 zum Ostkreuz?
31.01.2016 20:53
@ Bovist66: Jetzt musst Du aber aufpassen, nicht gleich als Straßenbahn-Mafia bezeichnet zu werden. :) Aber ich sehe es ähnlich wie Du: das Bestandsnetz sollte ausgebaut und Fahrzeuge beschafft werden, um dichtere Takte zu ermöglichen, zusätzliche Fahrgastpotentiale zu erschließen (z.B. durch die Bahnhöfe Tiefwerder und Borsigwalde), Umsteigewege zu verkürzen und die Zuverlässigkeit zu erhöhen. Da gibt's genug zu tun.

Zitat
Bovist66
Nicht zuletzt gibt es im Berliner U-Bahnnetz nur wenige Abschnitte, wo man von echter Aus- oder gar Überlastung sprechen kann, jedenfalls nicht im Vergleich mit anderen großen Metropolen.

Ich würde sogar behaupten, dass kein Abschnitt wirklich überlastet ist. Wenn im Normalbetrieb bei einem 2-min-Takt noch Leute stehenbleiben, mag das anders aussehen, aber derzeit verkehrt die Berliner U-Bahn bekanntermaßen allenfalls alle 4 min (abgesehen von U1 und U3 zwischen Wittenberg- und Nollendorfplatz). Und solange man die Kapazität künstlich niedrig hält, indem ein Zug den Bahnhof erst verlassen darf, wenn der Weg zum nächsten Bahnhof (und nicht bis zum nächsten Signal) frei ist, läuft die Argumentation des überlasteten Netzes sowieso ins Leere.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 31.01.2016 20:54 von def.
Re: U1 zum Ostkreuz?
31.01.2016 20:59
Ich versteh nicht ganz was euer Problem ist angus_67 & Bovist66
Wenn man das Thema nicht mehr haben will, einfach nicht anklicken.
Dass sich die U1 in absehbarer Zeit nicht verlängern wird, ist allen klar.
Einigen hier ist aber wichtig zu klären, wie schlecht durchdacht, eine wie auch immer geartete U1 zum Ostkreuz ist.

Und dass sich im Ubahnnetz nach Fertigstellung der U5 bis 2025 nichts mehr tun wird, wage ich zu bezweifeln.
Denn die BVG hat ein Stellengesuch, das bis heute gültig ist:
Zitat
BVG
Unsere Abteilung Bautechnische Anlagen U- und Straßenbahn im Bereich Infrastruktur sucht eine Mitarbeiterin bzw. einen Mitarbeiter zur kompetenten Verstärkung.

[...]

Ihre Aufgaben:

Das Aufgabengebiet beinhaltet die Planung und Durchführung von projektbezogenen Aufgaben. Schwerpunkte bilden:

- Planung, Steuerung und Überwachung von Teilprojekten, z. B. den Endausbau U5/U55 und Aufzugsprogramme
- Vorbereitung der Verwendungsnachweisprüfung der „Grunderneuerung der U-Bahn Weststrecken (Rahmenantrag)“ und anderer sonderfinanzierter Maßnahmen
- Mitwirkung bei technisch-ökonomischen Begründungen und Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen
- Abwicklung und Darstellung der Projekte im SAP
- Anfertigung von Präsentationen und Projektberichten
- Erstellung von Bauablaufplänen und Abstimmung mit den beteiligten Fachabteilungen
- Erstellung relevanter Planungsunterlagen und Gutachten für Planfeststellungsverfahren bzw. Plangenehmigungsverfahren

Ich hab mal die Aufgaben zitiert, falls das Morgen nicht mehr erreichbar ist.

Die Stelle an sich ist zwar befristet, aber so wie ich die Sache sehe, kommt der Ausbau sämmtlicher schienengebundenen Verkehrsmittel langsam wieder ins Rollen.


Und def:
Die U3 ist durch Studenten und Schüler regelmäßig überlastet.
Wenn du morgens (7-10) zwischen Wittenbergplatz und Thielplatz unterwegs bist ist der zug voll, eben so mittags (12) bis nachmittag (~16)
Mir ists oft genug passiert, dass auf der strecke Züge ausfallen oder nur 4 Wagons in den Bahnhof einfahren und man sich dann entscheiden kann, ob man ne 20min längere route mit irgendwelchen Bussen nimmt oder ob man noch 20min wartet, bis mal ne leere Bahn vorbei kommt.
def
Re: U1 zum Ostkreuz?
31.01.2016 21:08
Zitat
BabelFisch
Die U3 ist durch Studenten und Schüler regelmäßig überlastet.
Wenn du morgens (7-10) zwischen Wittenbergplatz und Thielplatz unterwegs bist ist der zug voll, eben so mittags (12) bis nachmittag (~16)
Mir ists oft genug passiert, dass auf der strecke Züge ausfallen oder nur 4 Wagons in den Bahnhof einfahren und man sich dann entscheiden kann, ob man ne 20min längere route mit irgendwelchen Bussen nimmt oder ob man noch 20min wartet, bis mal ne leere Bahn vorbei kommt.

Das ist aber keine Überlastung, sondern schlechtes Management. Die U3 verkehrt derzeit im 5-min-Takt, da ist doch wohl durchaus noch Luft nach oben - vor allem, wenn regelmäßig Züge ausfallen oder als Kurzzüge verkehren. Ungefähr das (Streckenkapazitäten erhöhen, Fahrzeuge beschaffen) sprach ich auch in meinem ersten Absatz an. Ich meinte aber eben auch, es gibt derzeit und absehbar nirgends im Streckennetz Überlastungserscheinungen, die den Bau neuer Strecken unausweichlich machen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 31.01.2016 21:08 von def.
Re: U1 zum Ostkreuz?
31.01.2016 21:31
^

Das vielleicht nicht - aber bspw. im Bereich U-Bhf Pankow ist aufgrund der völlig verkorksten Haltestellenlösung jeden Tag im Berufsverkehr das pure Chaos. Eine kurze Verlängerung der U2 bis zur Kirche würde diesen Bereich enorm entlasten.
Eigentlich warte ich hier jeden Tag darauf, dass es Tote gibt - auch, wenn das makaber klingt. Taktänderungen bei U- oder Straßenbahn oder dem Bus würden das Problem wohl sogar noch verschärfen. Hinzu kommt das größte Bevölkerungswachstum aller Berliner Bezirke und die Planung, auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs nicht nur Wohnungen, sondern auch ein Einkaufszentrum direkt am Bahnhof zu verwirklichen.

Wenn alle Umsteiger Richtung Norden erst an der Kirche (sogar ohne Straßenquerung) umsteigen, ist hier sehr viel gewonnen.
Re: U1 zum Ostkreuz?
31.01.2016 21:32
Zitat
angus_67
Wenn es denn Widererwartens doch noch zu meinen Lebzeiten so etwas wie eine Verlängerung geben sollte....werde ich bis zu meinem Ableben freiwillig Graffitis abschrubben.

Ist notiert! Aber diese Zusage bitte noch bei einem Notar hinterlegen! Danke.


immer noch keine richtige sig
Zitat
Bovist66
für das wenige Machbare einzutreten, also z.B. ein S-Bahnhof Tiefwerder (zwischen Stresow und Pichelsberg),

Tiefwerder? Ortslage hier in Open Street Map

Wie soll man von der S-Bahn nach Tiefwerder kommen durch Wald und Wasser? Das wäre eher ein Bahnhof "Polizeiübungsgelände 'Fighting City Ruhleben'", aber die braucht nun wirklich keine S-Bahn. Die kommen mit ihren Wannen dorthin.

Oder geht es um eine zweite Station für die Waldbühne?

Man sollte sich auf das Sinnvolle konzentrieren, und nicht an selbstgesteckten "Grenzen des Machbaren". Die Bundeskriegsministerin will in den nächsten Jahren für über 100 Milliarden Euro das Militär aufrüsten, um in der ganzen Welt Krieg führen zu können. Von uns hier braucht das keiner, und von den mehr als drei Millionen Menschen in Berlin auch nur gaaaanz wenige.

Und es gibt Millionen von Menschen, die Zeit und Möglichkeiten haben, beim Bau mit anzupacken. Gerade sind mal wieder eine Million mehr davon ins Land gekommen. Also bitte nicht Trübsal blasen!


immer noch keine richtige sig
Re: U1 zum Ostkreuz?
31.01.2016 22:38
Zitat
m7486
Das vielleicht nicht - aber bspw. im Bereich U-Bhf Pankow ist aufgrund der völlig verkorksten Haltestellenlösung jeden Tag im Berufsverkehr das pure Chaos. Eine kurze Verlängerung der U2 bis zur Kirche würde diesen Bereich enorm entlasten.

Dass Pankow katastrophal schlecht gelöst wurde - geschenkt. Wenn alle mit der U2 kommenden Umsteiger in die Straßenbahn das bereits in der Vinetastraße erledigen würden, wäre das Problem praktisch schon gelöst.
Re: U1 zum Ostkreuz?
01.02.2016 03:31
^

Klar - aber verlängert sich a) dadurch die Fahrzeit und b) kommt am Bahnhof Pankow auch noch die S-Bahn und der M27 dazu, die das Problem noch verschärfen. Eine angedachte Verlängerung der M2 (oder einer beliebigen anderen Linie) entlang der Granitzstraße tut da noch ihr übriges dazu...

Nee, ich bleibe dabei - diese kurze Verlängerung hätte eine sehr wichtige Wirkung. Baulich geht der Tunnel ja auch fast bis unter die Kirche.
Re: U1 zum Ostkreuz?
01.02.2016 03:50
Was heißt eigentlich Träumen? Und was ist gegen einen Generalbebauungsplan zu sagen für die nächsten 50 Jahre, der sugzessive abgearbeitet wird, immer dann wenn Geld da ist und die Stadt mal wieder um ein paar tausend Einwohner gewachsen ist. So ein Plan fehlt, den hatten wir aber mal. Das halte ich für sehr viel sinnvoller, als dieses rinn in die Kartoffeln, raus aus de Kartoffeln im 4-jährigen Legeslaturzyklus, womit sich Politiker wichtig machen. So ein Bebauungsplan ist auch nichts für die Politik, sondern was für Fachleute, Stadtentwickler, Architekten, Planer. Aus meiner Sicht ist es dringend geboten, langfristig zu planen. Und da sollte man schon heute wissen, wie eine konkrete Verlängerung einer Linie aus zu sehen hat und nicht jedes Jahr ne andere Streckenführung. Gilt natürlich auch für die Bebauung neuer Wohngebiete.
Re: U1 zum Ostkreuz?
01.02.2016 07:31
@nicolaas:
Neben S-Bahn und M27 hast du X54, 107, 155
und 255 vergessen. Wer kann, steigt nicht in
Pankow um ^^
Zitat
Heidekraut
Was heißt eigentlich Träumen? Und was ist gegen einen Generalbebauungsplan zu sagen für die nächsten 50 Jahre, der sugzessive abgearbeitet wird, immer dann wenn Geld da ist und die Stadt mal wieder um ein paar tausend Einwohner gewachsen ist. So ein Plan fehlt, den hatten wir aber mal. Das halte ich für sehr viel sinnvoller, als dieses rinn in die Kartoffeln, raus aus de Kartoffeln im 4-jährigen Legeslaturzyklus, womit sich Politiker wichtig machen. So ein Bebauungsplan ist auch nichts für die Politik, sondern was für Fachleute, Stadtentwickler, Architekten, Planer. Aus meiner Sicht ist es dringend geboten, langfristig zu planen. Und da sollte man schon heute wissen, wie eine konkrete Verlängerung einer Linie aus zu sehen hat und nicht jedes Jahr ne andere Streckenführung. Gilt natürlich auch für die Bebauung neuer Wohngebiete.

Den gibt es doch. Er nennt sich Flächennutzungsplan und stellt die zukünftige städtebauliche Entwicklung einer Gemeinde dar. Darin sind neben einer allgemeinen Aussage über die Bodennutzung auch die Trassen zukünftiger wichtiger Verkehrswege eingezeichnet. Der Plan ist verwaltungsintern bindend, aber auch für Planer, Architekten und Investoren interessant, da sich Neuplanungen am FNP orientieren müssen. Dabei wird er im Schnitt alle 15 Jahre neu herausgegeben. Die aktuelle Fassung des Berliner FNPs ist von 2009, wobei er permanent der aktuellen Entwicklung angepasst wird. Das Ding heißt nur nicht mehr Generalbebauungsplan, weil die Zeit des großen (Nachkriegs-)Aufbaus vorbei ist.

Welche Verkehrstrassen konkret geplant sind und wie sich die Prioritäten untereinander aufteilen, wird in Strategiepapieren vereinbart. Der für den Verkehr zuständige Strategieplan ist der Stadtentwicklungsplan Verkehr. Auch er muss regelmäßig überarbeitet werden. Der aktuell gültige StEP Verkehr ist von 2011, am Nachfolger wird derzeit gearbeitet. Wenn er fertig ist, legt er Maßnahmen und Ziele für die nächsten 15 Jahre fest. Für das Thema Wohnen gibt es wieder einen separaten Stadtentwicklungsplan.

Für Berlin sind FNP und StEP Verkehr die zwei wichtigsten Planwerke, wenn es darum geht zu erfahren, wie sich Lokalpolitik und Verwaltung die zukünftige Stadt und ihre Verkehrsadern vorstellen. Darüber hinaus gibt es noch eine Unzahl weiterer Pläne und Strategiepapiere, je nachdem wie gebietsscharf man rangeht oder über welche Zeiträume man reden will. Damit arbeitet eine Vielzahl von Menschen, die irgendwie in der Planerzunft tätig sind.

Viele Grüße
Florian Schulz

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.
Re: U1 zum Ostkreuz?
01.02.2016 11:06
Zitat
m7486
^

Das vielleicht nicht - aber bspw. im Bereich U-Bhf Pankow ist aufgrund der völlig verkorksten Haltestellenlösung jeden Tag im Berufsverkehr das pure Chaos. Eine kurze Verlängerung der U2 bis zur Kirche würde diesen Bereich enorm entlasten.

Also bauen wir dann zur Enstpannung der Situation lieber für einen - vermutlich dreistelligen - Millionenbetrag eine U-Bahn-Verlängerung statt dass wir für - vermutlich - unteren einstelligen Millionenbetrag an der betreffenden Haltestellensituation etwas ändern?
Das wäre dann eine perfekte Berliner Planung: Das maximal teure auswählen, was dann aber auch kaum zur Lösung der Situation beiträgt...

Ingolf
Zitat
Heidekraut
Was heißt eigentlich Träumen? Und was ist gegen einen Generalbebauungsplan zu sagen für die nächsten 50 Jahre, der sugzessive abgearbeitet wird, immer dann wenn Geld da ist und die Stadt mal wieder um ein paar tausend Einwohner gewachsen ist.

Über längere Zeiträume als 15 Jahre nachzudenken ergibt wenig Sinn, da die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen nicht abschätzbar sind. Rechne mal 50 Jahre zurück. Da hatten wir das Jahr 1966. Konnte man fünf Jahre nach dem Mauerbau vorhersagen, dass wir 1990 ein vereintes Europa haben werden? Oder dass drei Jahre nach der Stilllegung der Linie 44 wieder Straßenbahnen durch die Invalidenstraße fahren werden? In den 1960er Jahren verfolgte man noch das Ideal der gegliederten und aufgelockerten Stadt, wo die Innenstadt kahlschlagsaniert wurde und stattdessen Großsiedlungen für zehntausend Menschen wie Blumen aus dem Boden sprießten. Mit der Folge dass der Individualverkehr extrem zunahm. Zu der Zeit konnte sich niemand vorstellen, dass die Ölreserven endlich sind und man als Folge daraus von der entmischten Stadt wegkommen muss, soll das Stadtgebiet nicht dem Verkehrsinfarkt erliegen. Probleme über die wir erst heute nachdenken und auch erst heute wirksame und politisch weitestgehend akzeptierte Lösungen parat haben.

Viele Grüße
Florian Schulz

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 01.02.2016 11:28 von Florian Schulz.
def
Re: U1 zum Ostkreuz?
01.02.2016 11:25
@ Florian Schulz:

Richtig. Ich möchte noch den Alten Schlachthof in Friedrichshain als Beispiel ergänzen: aus heutiger Sicht war es ein Wahnsinn, diesen zentralen Standort mit Reihenhäuschen und großflächigem Einzelhandel zu bebauen. Zur Bauzeit, also vor gerade mal 10, 15 Jahren, sah die Situation aber ganz anders aus: Berlin stagnierte, und aus dieser Situation heraus war man sicher froh, überhaupt etwas zu bauen. Zur gleichen Zeit wurden auch noch massiv Plattenbauten abgetragen, z.B. in Marzahn Nord oder selbst an der Frankfurter Allee (Ecke Möllendorffstraße). Aus damaliger Sicht war das alles vernünftig

Und genauso wenig, wie damals absehbar war, dass es innerhalb eines Jahrzehnts eine solche Kehrtwende in der Bevölkerungsentwicklung geben wird, wissen wir heute, dass das Wachstum wirklich dauerhaft sein wird.
Zitat
Florian Schulz
Über längere Zeiträume als 15 Jahre nachzudenken ergibt wenig Sinn, da die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen nicht abschätzbar sind. Rechne mal 50 Jahre zurück. Da hatten wir das Jahr 1966. Konnte man fünf Jahre nach dem Mauerbau vorhersagen, dass wir 2016 ein vereintes Europa haben werden?

Danke. Du hast damit EIGENTLICH völlig recht.

Grotesk finde ich auch immer die ganzen Bevölkerungsprognosen, wo man pseudowissenschaftlich aber mit großem öffentlichen Brimborium den Trend der letzten 5 Jahre auf die nächsen 50 Jahre extrapoliert.

Aber warum Du nur EIGENTLICH recht hast: bei der Berliner Verwaltung braucht man mittlerweile längere Zeiträume als 15 Jahre, damit selbst ein völlig unstrittiges Projekt auch tatsächlich umgesetzt wird.

SCNR
Re: U1 zum Ostkreuz?
01.02.2016 11:53
Ich möchte trotzdem behaupten, dass viele Dinge vorhersehbar waren und dass die auf 5 Jahre bezohenen "vernünftigen" Entscheidungen oft eben unvernünftig waren. Man kann sehr wohl viel langfristiger planen, wenn man die Politik zurück drängt und mehr auf die Wissenschaft hört. Es wird viel zu kurzsichtig und engherzig geplant. Die Fehler der 60er Jahre sind ja gerade Ausdruck einer zu kurzfristigen und kurzsichtigen Planung gewesen. So ist Europa eIn uraltes Projekt, man musste nur dran glauben. Das gleiche gilt für die Wiedervereinigung auf die ja übrigens auch alle Verkehrspläne bis zum Schluss abgestimmt waren. Mir kann keiner erzählen, dass man nicht schon jetzt ein vernünftiges Kontept für die Verlängerung der U1 oder der U2 haben kann, das dann bitte auch für die nächsten 50 Jahre verbindlich ist. Dabei ist unerheblich, ob sie in 10 oder erst in 20 Jahren auch verwirklicht wird. Das hat natürlich Konsequenzen für den Haushalt. Es müssen Mittel dafür langfristig eingeplant werden.
Jay
Re: U1 zum Ostkreuz?
01.02.2016 12:20
@Florian: Der FNP hat keine wirklich bindende Funktion, sondern ist eher ein buntes Blatt Papier auf dem Flächen eine tatsächliche oder potenzielle Nutzung zugeordnet wird. Der Charakter ist eher empfehlend. Er wurde schon häufiger ignoriert. Gerade bei den U-Bahn-Planungen stellt er auch überhaupt nicht den aktuellen Verwaltungsstand dar, denn nach wie vor ist z.B. die "U11" enthalten, die ja nun völliger Quatsch ist.

Genaugenommen fehlt ein echter Verkehrsentwicklungsplan. Auch im StEP Verkehr sind mehr oder weniger Einzelplanungen zusammengewürfelt ohne ein großes Ganzes zu ergeben.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
def
Re: U1 zum Ostkreuz?
01.02.2016 13:11
@ Jay: Das stimmt so aber auch nicht. Der FNP hat zwar keine unmittelbar bindende Wirkung an den Bauherrn, muss aber bei der Aufstellung eines Bebauungsplans (der dann wiederum sehr wohl bindende Wirkung an den Bauherrn hat) berücksichtigt werden - der Bebauungsplan muss sogar aus dem FNP entwickelt werden. Bei Vorhaben, die außerhalb der Gültigkeit eines Bebauungsplans liegen, ist der FNP entsprechend nicht bindend, sie müssen sich aber dennoch "in die Eigenart der näheren Umgebung" einpassen.
Re: U1 zum Ostkreuz?
01.02.2016 13:42
Sehr schöne Diskussion :-)

Da können wir direkt wieder den Schwenk nach Pankow machen. Da ist im Plan*
nämlich noch eine geplante Straße von der Mühlenstraße zur Granitzstraße (mit
Brücke?) über die Berliner Straße vorgesehen. Diese Straße möchte Herr Krieger
gerne aus dem Plan gestrichen wissen. Weil er dann nämlich bis an die Berliner
Straße ranbauen kann. Mit Straße im Plan kriegt er nur einen BPlan** mit
weniger Baufläche.

* [fbinter.stadt-berlin.de] (braucht Java.....)
** Bebauungsplan

Dieses ganze Projekt hat jedoch massive Auswirkung auf die Verkehrssituation
am Bahnhof Pankow, ist es doch gerade der (Quer-) Verkehr Florastr. - Berliner
Str. - Granitzstraße, der den Verkehrsfluss der Berliner Str. "stört" und dafür
sorgt, dass genau im schmalsten Bereich (unter der Bahnbrücke) 2 Spuren für
den MIV benötigt werden.

Streicht also Berlin diese Straße, können nicht 2 der 4 MIV-Spuren wegfallen
und die Verkehrssituation wird noch grottiger, insb. weil das Projekt Pankower
Tor zu noch mehr Verkehr führen wird. Mehr ÖPVN geht an der Haltestelle auch
nicht mehr. Und über eine Straßenbahn entlang der Granitzstraße wird ja auch
nachgedacht im Zuge des Bauprojekts.

Da beißt sich die Katze in den Schwanz und ich bin persönlich sehr gespannt,
wie der gordische Verkehrsknoten von Pankow in Zukunft gelöst werden wird.
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