Straßenbahn in der Hannoverschen und Hessischen Straße?

In einem Gespräch über die Vibrationen in unserem Haus in der Hannoverschen Straße, bedingt durch den LKW-Verkehr, erzählte mir ein leider mittlerweile verzogener Nachbar von angeblich weitaus größeren Vibrationen, die früher durch den Straßenbahnverkehr in der Hannoverschen Straße verursacht worden sein sollen.
Dieser Straßenbahnverkehr in der Hannoverschen soll in den Siebzigern bedingt durch den Bau des neuen Bettenhauses der Charite (auf der Philippstraße) und der dafür vorgenommenen Verlegung von Fernheizleitungen in der Torstraße (Wilhelm-Pieck Straße) und Hannoversche Straße eingestellt worden sein.

Durch diese Erzählung sensibilisiert, versuche ich jetzt schon geraume Zeit mehr über den früheren Straßenbahnverkehr in der Hannoverschen herauszufinden, stoße aber leider an Grenzen und auf Widersprüche.

Auffinden konnte ich bisher folgendes:

In den Stadtplänen von 1906 und 1921 sind Straßenbahnlinien, von der Torstraße (Elsässer Straße) kommend, mit den Linien in der Chaussee-/Friedrichstraße kreuzend und in die Hannoversche Straße bis etwa Haus Nr. 5 (wo auf der Nordseite der Friedhof beginnt) hineinreichend, eingezeichnet. Ob und welche Linien da verkehrten bzw. endeten, konnte ich nicht herausbekommen.

In BVG-Plänen aus den Dreizigern gibt es immer noch ein Stückchen Straßenbahn in der Torstraße (Elsässer Straße), allerdings nur zwischen Gartenstraße und Chaussee-/Friedrichstraße. In der Hannoverschen ist keine Straßenbahnlinie erkennbar.

Im BVG-Plan von 1950 gibt es dann weder in der Torstraße (Elsässer Straße) noch in der Hannoverschen Straße eine Straßenbahn.

In den Stadtplänen aus den Sechzigern bleibt die Straßenbahn in der Torstraße (Wilhelm-Pieck Straße) verschwunden, der Zipfel in der Hannoverschen von der Chaussee-/Friedrichstraße bis Hannoversche Straße Nr. 5 ist aber wieder eingezeichnet. Auf diesem Zipfel findet sich dann mal die Endhaltestelle der BVB-1 (vom Ostbahnhof) und mal die Endhaltestelle der BVB-11 (von der Heinrich-Heine-Straße). Die BVB-1 und die BVB-11 sind, soweit ich weiß, aber beide schon dem sozialistischen Ausbau des Alexanderplatzes Ende der Sechziger und nicht den Heizungsrohren der Charite Mitte der Siebziger zum Opfer geworden.

Und wer jetzt noch durchblickt wird spätestens verwirrt wenn er die Hannoversche und die Hessische offenen Auges entlang geht. Denn sowohl in der Hannoverschen als auch in der Hessischen gibt es an allen alten und bisher nicht sanierten Häusern die Halterungen (Vorkriegsausführung) für die Oberleitung der Straßenbahn.

Aus den Halterungen zu schleißen, müsste es also Straßenbahnen sowohl der gesamten Hannoverschen, von der Chaussee-/Friedrichstraße bis zum Robert-Koch-Platz folgend als auch von der Hannoverschen durch die Hessische bis zur Invalidenstraße gegeben haben.
Mir ist aber nicht ein einziger Plan bekannt, in dem eine Straßenbahnlinien in der Hessischen Straße noch eine Straßenbahn in der Hannoversche zwischen der oben angesprochenen Endstelle in Höhe Haus Nr. 5 und dem Robert-Koch Platz eingezeichnet ist.

Was wurde auf diesen Geleisen, wenn es sie dann gab, transportiert?
Wer kann mir da helfen?

In beiden Straßen fuhr nie eine Straßenbahn. Im BVG-Plan von 1936 sind beide Straßen garnicht erst eingezeichnet. Im Pharus-Plan von 1940 sind die Staßen zwar eingetragen, aber Bahn oder Bus sind Fehlanzeige. Die Halterungen für die Oberleitung stammen noch vom O-Bus 30.
In der Elsässer Straße fuhr mal eine Bahn von der Eberswalder, Bernauer und Gartenstraße komment Ri Oranienburger Tor (Li 109). Straßenbahnen fuhren nur Chaussee Str, Friedrichstraße, ehem.Karlstraße, Luisenstraße und Invalidenstraße.
Gruß Ulli

also ich kenne diese halterungen an den häuserwänden auch! aber kann es nicht sein, das die von den o-bussen sind die diese strassen mal durchfuhren??? denn eine strassenbahn in diesem gebiet ist mir auch unbekannt!

rico!

RicoBerlin schrieb:
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> also ich kenne diese halterungen an den
> häuserwänden auch! aber kann es nicht sein, das
> die von den o-bussen sind die diese strassen mal
> durchfuhren??? denn eine strassenbahn in diesem
> gebiet ist mir auch unbekannt!

Die Hannoversche Straße hatte noch nach dem Krieg Straßenbahnverkehr und 1951 bis 1972/73 Obusverkehr (O 30 + O 40).

Auf der Seite [www.berliner-verkehrsseiten.de] befinden sich verschiedene Netzplanausschnitte, die das beweisen, beispielsweise dieser:



In den 70er Jahren gab es noch Gleisreste in der Hannoverschen Str., die aber nicht mehr angeschlossen waren. Am Abzweig in der Invalidenstraße / Hessische Straße haben sich ja einige Gleisreste bis heute erhalten!


so long

Mario



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.12.2004 16:14 von der weiße bim.

Ich habe in meinem Fundus noch einen Plan von 1957 gefunden. Da endet/beginnt in der Hannoverschen/Ecke Chassee Str. die Li 11 und ein Stück weiter der O 40. In der Hessischen Straße ist aber auch hier nicht vermerkt.
Gruß Ulli

Danke Mario, Rico, Ulli

Von dem O-Bus wusste ich nichts, danke für den Hinweis, werde nach Weihnachten mal ein bisschen darüber „forschen“, obwohl, O-Busse mag ich nicht wirklich.

Interessant ist aber, dass in dem von dir eingebundenen Plan die Endhaltestelle der Straßenbahn 11 etwa an der Ausfädelung der Hessischen aus der Hannoverschen liegt.

Aber wie weit gingen die Geleise in den Hannoverschen, gingen die bis in die Hessische hinein? Dafür spricht, dass in der Hessischen kein O-Bus fuhr, denn die Wendeschleife (vom 40er und 57er) ist im Stadtpan von 1960 auf dem Robert-Koch-Platz eingezeichnet, wenn ich das jetzt recht interpretiere.

Also, wenn in der der Hessischen kein O-Bus fuhr, dann sprechen die Halterungen der Oberleitungen in der Hessischen für die Straßenbahn.

Gleisreste findet man in dieser Gegend heute nur noch in der Invaliden mit dem Abzweig in die Luisen und in der Luisen selber ein kurzes Stück südlich des Überbaus der Charite. Die Kreuzung Hessische/Invaliden ist vor einigen Jahren neu gemacht, dort sind jetzt keine Gleisreste mehr und ich kann mich leider selbst nicht mehr an Gleisreste dort erinnern.

Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf,
vielleicht kommt noch mehr
Eckehard

Ecke schrieb:
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> Von dem O-Bus wusste ich nichts, danke für den
> Hinweis, werde nach Weihnachten mal ein bisschen
> darüber „forschen“,

Ein spannendes Thema, zumal kaum von der aktuellen Literatur behandelt.

> obwohl, O-Busse mag ich nicht
> wirklich.


Warum?

Ecke schrieb:
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> Gleisreste findet man in dieser Gegend heute nur
> noch in der Invaliden mit dem Abzweig in die
> Luisen und in der Luisen selber ein kurzes Stück
> südlich des Überbaus der Charite.

Luisenstraße? Ich bin dieses Jahr im Sommer dort langgelaufen, um nach Gleisresten zu suchen, habe aber nichts entdecken können. Wäre mir sonst aufgefallen...

Kann es sein, dass das Gleis vielleicht unter der Teerdecke liegt?


Florian Schulz

PS.: Frohe Weihnacht!

Ich sah diesen Gleisrest im Spätsommer dieses Jahres.
Es war ein etwa 5-8 Meter langer Abschnitt des Gleises Richtung Süden. Der Teer war abgefahren, so dass beide Schienen sichtbar geworden waren. Es sah so aus, als sei wirklich nur dieser sichtbare Gleisabschnitt an dieser Stelle in der Straße verblieben, denn beide Schienen des Geleises waren an beiden Enden sauber abgeschnitten. Nichts deutete darauf hin, dass vor oder hinter dem sichtbaren Stück noch etwas unter dem Teer verborgen lag. Und auch von dem Gleis Richtung Norden war nichts zu erahnen. Ich überlegte noch, was das Belassen nur dieses Gleisabschnitts in der Straße denn wohl für einen Sinn machte. Auch überlegte ich, ob denn unter dem Überbau der Charite über der Luisen überhaupt einmal wieder eine Straßenbahn hindurchpassen wird. Und ich versuchte zu ergründen, ob die Luisen nach dem Einstellen des Straßenbahnverkehrs schmaler, bzw. der westliche Bürgersteig der Luisen verbreitert wurde, denn ein parkender Klein-LKW stand mit den linken Reifen im Gleis. Das war etwa 50 bis 200 Meter südlich des Überbaus der Charite über die Luisen.

Gruß
Eckehard

Hmm, muss ich wohl doch noch mal dahin... Frage mich gerade, wie ich es übersehen konnte?!

Gruß