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Die Express-S-Bahn (Berlin) als Option für das Havelland - Wenn: Wie? Und woanders auch sinnvoll?
geschrieben von Anonymer Benutzer 
Wir haben das eigentlich längst so verstanden, dass das ein Plan der Reichsbahn war. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass es sich nicht durchgesetzt hat, zumindest nicht bis in die 50er jahre, als man anfing das Konzept Nahschnellverkehr S-Bahn auch in weiteren Städten zu übernehmen. So wurde daraus, dass man in Berlin unter der S-Bahn die bekannten rot/gelben und in Hamburg die heute rot/weißen versteht, die seit einiger Zeit auch mal auf Ferngleisen unterwegs sind.
Zitat
Heidekraut
Wir haben das eigentlich längst so verstanden, dass das ein Plan der Reichsbahn war. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass es sich nicht durchgesetzt hat, zumindest nicht bis in die 50er jahre, als man anfing das Konzept Nahschnellverkehr S-Bahn auch in weiteren Städten zu übernehmen.

Doch, das hatte sich schon durchgesetzt, nur hat sich die Bedeutung der Marke S-Bahn im eingemauerten Berliner Rahmen in den 1960er Jahren gewandelt, und hat sich -- aber nur für Berlin -- reduziert auf die Berliner Sackgasse mit der inkompatible Stromversorgung.

Das Primat der Politik ... wobei viele in Westberlin offenbar immer noch nicht aus der Frontstadtmentalität herausgefunden haben.


immer noch keine richtige sig
Zitat
L.Willms
Zitat
Ronny_Sommer, am 23.05.2016 um 23:50
Hier in Berlin gab es das weiße S auf grünem Grund, als bekanntes S-Bahn Symbol, nur an den mit Stromschiene elektrifizierten Strecken.

Aber ein einziges nachgewiesenes Vorkommen der Bildmarke "S-Bahn" an einer noch nicht elektrifizierten S-Bahn-Strecke würde Ronny Sommers unbelegte Behauptung Lügen strafen.

Da du weit und breit der Einzige zu sein scheinst, der keinen Unterschied zwischen einer Stromschienen-S-Bahn und allen anderen in den S-Bahn-Tarif einbezogenen Strecken erkennen möchte, wäre es doch ein kluger Schachzug von dir, diesen Bildbeweis zu erbringen. Ein einziges Foto eines weißen S auf grünem Grund aus Fürstenwalde, Nauen oder Michendorf würde zumindest mich überzeugen, dass du recht hast.
Nach Fürstenwalde fuhr eine "dampfbetriebene" und später "nicht elektrisch betriebene" S-Bahn-Strecke.
Stand so im Kursbuch der Deutschen Reichsbahn.


Immer dieser Fehldruck ;)
(Dunkelgrün ist ein Stück nach rechts verschoben, schaut mal auf die schwarzen Quadrate in Priesterweg oder Papestr)
Hier ein Link zu einem Plan von 1973:
[s-bahn-galerie.de]

Bäderbahn
Zitat
Bäderbahn
Hier ein Link zu einem Plan von 1973:
[s-bahn-galerie.de]

Und hier nochmal der Plan aus dem Jahr 1933 zu dem Artikel von Karl Remy über "Die Elektrisierung der Wannseebahn in ihrer baulichen, wirtschaftlichen und städtebaulichen Entwicklung" in der "Verkehrstechnischen Woche", Heft 1 des 27. Jahrgangs vom 4. Januar 1933. Der Scan ist leider etwas unscharf. Ich muß mal einen besseren machen oder machen lassen.



immer noch keine richtige sig



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 11.07.2016 23:11 von L.Willms.
Zitat
Bäderbahn
Hier ein Link zu einem Plan von 1973:
[s-bahn-galerie.de]

Und hier der Link zu dem Plan von 1972

Man beachte die kleine Veränderung der Legende rechts oben:

1972: "{ elektrisch | nicht elektrisch } betriebene S-Bahnstrecken"
1973: "{ elektrisch | nicht elektrisch } betriebener S-Bahn-Tarifbereich"
(meine Hervorhebung)

Und man erinnere sich an das für die westberliner Eisenbahnfans prägende Erlebnis von "S-Bahn" im eingemauerten Westberlin als ausschließlich an Stromschiene fahrender elektrischer Züge. Nach dieser Jugenderinnerung muß sich jetzt die ganze Welt richten. "Hier ist die Wahrheit, knie nieder!"


immer noch keine richtige sig



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 11.07.2016 23:46 von L.Willms.
Es heißt zwar Karte der Berliner S-Bahn, aber eigentlich haben nur die Elektrischen Strecken das Beiwort S-Bahn, die "mit Dampf betriebenen" kann man auch mit Bahnen, oder Vorortbahnen ergänzen. ;-)

In dem oben gezeigten Grünen Plan ist eigentlich auch das weiße S auf dunkelgrünem Grund nur mit den elektrischen Stromschienen-Linien kohärent, denn diese sind dunkelgrün, die anderen Hellgrün. ;-))) das betrifft ja auch den ganzen Außenring. So schnell sind wir nciht zu überzeugen.
Zitat
Heidekraut
eigentlich haben nur die Elektrischen Strecken das Beiwort S-Bahn

Was kümmern einen Tatsachen, wenn man einen Glauben hat.


immer noch keine richtige sig



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 11.07.2016 23:52 von L.Willms.
Alles schon tausendmal durchgekaut. Der Sputnik wurde ja von der DR auch als S-Bahn bezeichnet, nicht aber von der Bevölkerung und die hatte keine Westberliner Stromschienen Erfahrung mehr. Also nix mit Käfig und so. Die Leute sahen das bestimmt im Krieg schon ganz genauso. Schiene = S-Bahn, Dampf = Vorortbahn. So ist halt der Berliner, da half kein Marketing und keine Bösen Bonner Ultras mit neumodischem S-Bahnbegriff.
Sag mal, es steht doch da im Plan von 1933, wie ich es beschrieben habe, das Beiwort steht nur bei den elektrisierten Strecken. Erfahrung ist was anderes als Glaube. Was Du betreibst ist Scholastik und Pharisäeertum, Bücherweisheit, die nix mit der Realität zu tun hat, oder eher wenig.
Ich wollte ja nix mehr zu der Diskussion schreiben, aber die teilweise damals mit Ferkeltaxen betriebenen Strecken im S-Bahn-Tarif als S-Bahn gelten zu lassen ist doch etwas abwegig. (Mir fallen die drei ? Zugpaare zwischen Bln-Blankenfelde nach Basdorf von Montag bis Freitag, die Pendelzüge Mahlow-Blankenfelde TF und der Pendel Babelsberg-Werder spontan ein)

Und ob heute die nicht mit Gleichstrom betriebenen Strecken als S-Bahn oder RB und RE bezeichnet werden, interessiert mich als Fahrgast herzlich wenig. Hauptsache man kommt von A nach B und kann sich an den Linienbezeichnungen orientieren.
Zumal die meisten (oder sogar alle ?) Regios über den Tarifbereich C hinaus verkehren. Da hätten wir dann bis zum Ende von C Doppelbezeichnungen, z.B S33/RB12. Nicht sehr hilfreich zur Orientierung finde ich.

**** Viele Grüße **** bleibt gesund !



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 12.07.2016 00:52 von Wollankstraße.
Zitat
Heidekraut
Es heißt zwar Karte der Berliner S-Bahn, aber eigentlich haben nur die Elektrischen Strecken das Beiwort S-Bahn, die "mit Dampf betriebenen" kann man auch mit Bahnen, oder Vorortbahnen ergänzen. ;-).

Hier kollidieren zwei Extrempositionen. Beide Extrempositionen haben Recht mit der (von beiden Seiten jeweils dutzendfach wiederholten) Aussage, dass die Gegenseite nicht Recht hat. ;-)
Aber sie treffen eben beide selbst den Kern nicht so richtig.

Einerseits ist belegt, dass die nicht-elektrischen Vorortstrecken offiziell auch als "S-Bahn" bezeichnet wurde. Siehe die Pläne, und siehe die Kursbücher zu DDR-Zeiten.

Es ist ein Faktum, dass auch nicht-elektrifizierte Strecken als "mit Dampf" (später "nicht elektrisch") "betriebene S-Bahn-Strecken" und als "Berliner S-Bahn-Verkehr" jahrzehntelang in den Kursbüchern standen!
Siehe online als Beispiel Kursbuch 1981 (Übersichtskarte) oder paar Tabellen. Auch auf DDR-Stadtplänen aus den 1980ern von Potsdam trugen Babelsberg, Bergholz, Bornim-Grube, Drewitz, Golm, Potsdam Hbf, Stadt, West, Rehbrücke, Saarmund und Wildpark S-Bahn-Symbole.

Auf der anderen Seite wurden die Strecken ohne Stromschiene aber keineswegs als vollwertige S-Bahnen angesehen, weder in der Umgangssprache noch in der Literatur! Von Berlin nach Potsdam fuhr man zur Mauerzeit mit dem "Sputnik", nicht mit der "S-Bahn".

"Bahnland DDR" (Transpress 1981) beschreibt unter "Berliner S-Bahn" nur das Gleichstromnetz, auch die "Fahrzeuge der Berliner S-Bahn" sind nur Gleichstromfahrzeuge, im Abschnitt zum Berliner Außenring ist vom Begriff "S-Bahn" nicht die mindeste Rede.

Und nein, mit der Insel West-Berlin, wie hier gerne polemisch behauptet wird, hat das nicht das mindeste zu tun.

Genauso ist es völlig abwegig zu behaupten, der Unterschied zwischen Gleichstromnetz und den anderen Strecken hätte nur in der Stromschiene gelegen. Es gab auch eine deutliche Unterscheidung im Fahrplanangebot. Hier mindestens 20 Minuten-Takt (von kurzzeitigen einzelnen Ausnahmen und den 40-Minuten-Takt nach Strausberg Nord mal abgesehen), dort spätestens nach 1945: bestenfalls angenäherter starrer Fahrplan (kein sauberer Takt), bestenfalls stündliches Angebot mit Verdichtern. Das geht runter bis zu drei, vier Fahrtenpaaren werktags (wie Wollankstraße für Berlin-Blankenfelde schon erwähnte)

Die Linien, die 1930 einen mit den Gleichstrombahnen vergleichbares Fahrtenangebot hatten, waren spätestens Ende der 1940er umgestellt oder ganz verschwunden.

Hinzu kommen gewisse einheitliche Standards in der Bahnhofssausstattung (Hochbahnsteige), die es außerhalb des Gleichstromnetzes nicht gab.



4 mal bearbeitet. Zuletzt am 12.07.2016 11:39 von Global Fisch.
-hatte bearbeiten und zitieren verwechselt.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 12.07.2016 11:39 von Global Fisch.
Zitat
Global Fisch
Zitat
Heidekraut
Es heißt zwar Karte der Berliner S-Bahn, aber eigentlich haben nur die Elektrischen Strecken das Beiwort S-Bahn, die "mit Dampf betriebenen" kann man auch mit Bahnen, oder Vorortbahnen ergänzen. ;-).

Hier kollidieren zwei Extrempositionen. Beide Extrempositionen haben Recht mit der (von beiden Seiten jeweils dutzendfach wiederholten) Aussage, dass die Gegenseite nicht Recht hat. ;-)
Aber sie treffen eben beide selbst den Kern nicht so richtig.

Einerseits ist belegt, dass die nicht-elektrischen Vorortstrecken offiziell auch als "S-Bahn" bezeichnet wurde.
und so weiter und so fort.

Das Problem ist, daß die Heilige Kirche der Pufferküsser und Nietenzähler der Anbetung des Bestehenden von einer historischem Entwicklung absolut nichts wissen will, daß da jemand in der Frische seiner Jugend ein Element der Wirklichkeit in seiner zufälligen Erscheinung dieses Momentes in der Zeit kennenlernt, und diese seine Impressionen dann zur ewigen Wahrheit erklärt, die ehern seit Adam und Eva unverändert bestand habe. Bezeichnend für die Obeflächlichkeit dieser Glaubensgemeinschaft ist auch, daß man grundsätzlich die phyische Strecke mit den darauf gefahrenen Zugsverbindungen gleichsetzt, daß man z.B. Güterverkehrsstecken nach den Tabellennummern des Personenverkehrskursbuches bezeichnet.

Mein Vorredner, der globale Fisch, versteht z.B. absolut nicht, daß die Berliner S-Bahn am 1. Oktober 1891 als besonderes Netz für sich durch den besonderen Tarif für die Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen geschaffen wurde, weshalb die Strecken dieses dann später als S-Bahn vermarkteten Netzes eben nicht einfach "Vorortbahnen" der "Eisenbahn als solcher" sind, sondern Strecken der besonderen Abteilung "Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen", vulgo S-Bahn. DAs ist anders also z.B. in London, wo die Vorortstrecken nach Kent etc mit den Stadtbahnen (Metropolitan, Circle etc) nicht zu einer organisatorischen Einheit verschmolzen wurden, weswegen das Stromschienennetz im Südosten der Insel eben nicht Teil der Londoner "Underground" geworden ist.

Die Wirklichkeit ist nicht starr, nicht einmal "definiert" und von Anbeginn der Zeiten bis zum Weltuntergang immer einheitlich dasselbe und absolut keiner Wandlung unterworfen. Man muß verstehen, daß das Sein und das Nichts zusammenfließen im Werden. Man verstehen, daß jedes Ding im Wandel begriffen ist, und gleichzeitig mit sich identisch und von sich verschieden ist.

Zitat
Friedrich Engels in seinem Brief vom 12. März 1895 an Conrad Schmidt
sind die in der Naturwissenschaft herrschenden Begriffe Fiktionen, weil sie sich keineswegs immer mit der Realität decken? Von dem Augenblick, wo wir die Evolutionstheorie akzeptieren, entsprechen alle unsre Begriffe vom organischen Leben nur annähernd der Wirklichkeit. Sonst gäbe es keine Veränderung; an dem Tag, wo Begriff und Wirklichkeit in der organischen Welt sich absolut decken, ist es am Ende mit der Entwicklung. Der Begriff Fisch schließt ein Leben im Wasser und Atmen mit Kiemen; wie wollen Sie vom Fisch zum Amphibium kommen ohne Durchbrechen dieses Begriffs? Und er ist durchbrochen worden, und wir kennen eine ganze Reihe von Fischen, die ihre Luftblase zur Lunge weiterentwickelt haben und Luft atmen können. Wie wollen Sie vom eierlegenden Reptil zum Säugetier kommen, das lebendige Junge austrägt, ohne einen oder beide Begriffe mit der Realität in Konflikt zu bringen? Und in Wirklichkeit haben wir in den Monotremen eine ganze Unterklasse eierlegender Säugetiere - ich habe die Eier des Schnabeltiers 1843 in Manchester gesehn und in hochmütiger Borniertheit die Dummheit verspottet, als ob ein Säugetier Eier legen könnte, und jetzt ist's bewiesen! Tun Sie also nicht dem Wertbegriff dasselbe an, weswegen ich nachträglich das Schnabeltier um Verzeihung bitten mußte!

Die Marke S-Bahn wurde Ende Dezember 1930 geschaffen, und zwar -- wie in der kurzen Notiz zu lesen, für die die "Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen" als Einheit, als Gesamtheit, und nicht etwa nur für die bereits elektrifizierten Strecken. Siehe unten eine Netzspinne aus dem Jahre 1949 (Quelle: Landesbildstelle Berlin).

Krieg und die Abspaltung der BRD und Westberlins haben die geplante Entwicklung unterbrochen. Ob man nun wie ich sagt, daß der Begriff "S-Bahn" in den 1950er und 1960er Jahren einen Bedeutungswandel durchgemacht hat, oder wie (ich weiß nicht mehr wer) sagen will, daß der Begriff sich nicht durchgesetzt hat, und deswegen auf die spezielle inkompatible Technik reduziert hat, ist zweitrangig. Wichtig ist, daß der Begriff sich gewandelt hat und sich noch weiter wandeln wird.

Wobei für das Publikum vielleicht die Farbgebung der Triebzüge das wichtigere Merkmal war als die Technik unter dem Fahrzeug, die unterhalb der Bahnsteigkante unsichtbar bleibt. Mir scheint nach Ansicht einiger Fotos aus dem interessanten Band "Arbeitshefte der Berliner Denkmalpflege" Nr 2 "Die BAuwerke der Berliner S-Bahn. Die Vorortstrecke nach Zossen", daß diese besondere Berliner Farbgebung in Ockergelb und Rubinrot erstmals mit den elektrischen Triebzügen an Stromschiene aufkamen, während die Wagen der übrigen S-Bahnen wohl in einem dunklen Eisenbahngrün geblieben waren.


immer noch keine richtige sig


Ob nur "Pufferküsser und Nietenzähler" den Begriff auf die S-Bahn Berlin auf die Gleichstromzüge beschränken bezweifel ich stark. Leuten, denen die Bahn völlig egal ist und nur von zuverlässig und bequem A nach B wollen, meinen mit dem Begriff S-Bahn eben auch nur die rot-gelben Züge. Da brauch ich mich nur im Verwandten- und Bekanntenkreis umhören.
Von der Vermarktung damals stimmte die Bezeichnung, die sich aber in der Bevölkerung für die Vorortzüge nie durchgesetzt hat, auch vor 1961 und vor 1945 nicht.

**** Viele Grüße **** bleibt gesund !
Übrigens in Hamburg gab es auch mal eine "S 4" Richtung Ahrensburg, die nicht mit Stromschiene betrieben wird und seit langer Zeit wieder als "RB" bezeichnet wird.

Der Begriff S-Bahn wird erst wieder zurückkommen, wenn -wie geplant- S-Bahn-Triebzüge (wahrscheinlich Zwei-System-Züge) auf der Strecke verkehren werden.

**** Viele Grüße **** bleibt gesund !
Zitat
L.Willms
Zitat
Global Fisch

Einerseits ist belegt, dass die nicht-elektrischen Vorortstrecken offiziell auch als "S-Bahn" bezeichnet wurde.
und so weiter und so fort.

Das Problem ist, daß die Heilige Kirche der Pufferküsser und Nietenzähler der Anbetung des Bestehenden von einer historischem Entwicklung absolut nichts wissen will, daß da jemand in der Frische seiner Jugend ein Element der Wirklichkeit in seiner zufälligen Erscheinung dieses Momentes in der Zeit kennenlernt, und diese seine Impressionen dann zur ewigen Wahrheit erklärt, die ehern seit Adam und Eva unverändert bestand habe. Bezeichnend für die Obeflächlichkeit dieser Glaubensgemeinschaft ist auch, daß man grundsätzlich die phyische Strecke mit den darauf gefahrenen Zugsverbindungen gleichsetzt, daß man z.B. Güterverkehrsstecken nach den Tabellennummern des Personenverkehrskursbuches bezeichnet.

Interessant. Das ist explizit auf mich bezogen, mit dem interessanten Komplimente Heilige Kirche der Pufferküsser und Nietenzähler der Anbetung des Bestehenden gewürzt mit der Behauptung, daß man z.B. Güterverkehrsstecken nach den Tabellennummern des Personenverkehrskursbuches bezeichnet.

Könnte bitte schön diese auch mir zugeschriebene These mit konkreten Beiträgen von mir (Zitat) in Bezug gebracht werden? Ich denke eigentlich, dass mir der Unterschied zwischen Infrastruktur und Verkehr bewusst ist, wenn ich mal in einem Beitrag etwas falsches geschrieben habe, wäre ich über Korrekturhinweise dankbar!

Zitat

Mein Vorredner, der globale Fisch,

Neugierige Frage am Rande: ist diese Namensverhunzung eigentlich Absicht?

Zitat

versteht z.B. absolut nicht, daß die Berliner S-Bahn am 1. Oktober 1891 als besonderes Netz für sich durch den besonderen Tarif für die Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen geschaffen wurde,

Das ist völlig richtig. Ich verstehe in der Tat absolut nicht, wie 1891 etwas geschaffen werden konnte, was belegtermaßen erst um 1930 entstand. Man kann vielleicht sagen, dass 1891 ein Vorläufer des 1930er Systems entstand, das ist aber auch schon alles.

Und wie sich durch einen bestimmten Tarif ein "besonderes Netz" bilden kann, verstehe ich auch nicht. Siehe oben den Unterschied zwischen Infrastruktur und Verkehr. Ein "besonderes Netz" bildete sich in der Tat damals schrittweise durch die Trennung der Vorort- und Ferngleise. Das Tarifgebiet war immer nur ein Tarifgebiet, mehr nicht. Es gab immer Vorortzüge, die über die Tarifgrenzen hinausfuhren.

Zitat

weshalb die Strecken dieses dann später als S-Bahn vermarkteten Netzes eben nicht einfach "Vorortbahnen" der "Eisenbahn als solcher" sind, sondern Strecken der besonderen Abteilung "Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen", vulgo S-Bahn. DAs ist anders also z.B. in London, wo die Vorortstrecken nach Kent etc mit den Stadtbahnen (Metropolitan, Circle etc) nicht zu einer organisatorischen Einheit verschmolzen wurden,

Das ist keineswegs anderes als in London, denn eine besondere organisatorische Einheit der "Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen" gab es nicht. (Erst in den 1990er Jahren mit der S-Bahn GmbH, das allerdings nur für die Gleichstromstrecken).

Zitat

Die Marke S-Bahn wurde Ende Dezember 1930 geschaffen, und zwar -- wie in der kurzen Notiz zu lesen, für die die "Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen" als Einheit, als Gesamtheit, und nicht etwa nur für die bereits elektrifizierten Strecken. Siehe unten eine Netzspinne aus dem Jahre 1949 (Quelle: Landesbildstelle Berlin).

Hinreichend bekannt und unbestritten.

Zitat

Krieg und die Abspaltung der BRD und Westberlins haben die geplante Entwicklung unterbrochen. Ob man nun wie ich sagt, daß der Begriff "S-Bahn" in den 1950er und 1960er Jahren einen Bedeutungswandel durchgemacht hat,

Ich weiß nicht, welche Entwicklung geplant war.

Und welchen Bedeutungswandel? Es stimmt ja nicht, dass der Begriff in den 1930er Jahren so wahnsinnig populär war. Er stand meisten klein unter "Stadt-, Ring- und Vorortbahnen", das wars. In Kursbüchern jener Zeit finde ich ihn nicht. Im Gegenteil stehen in der Abteilung "Berliner Nahverkehr" auch solche Strecken, die keineswegs zum Tarifgebiet zählten, in bunter Reihe mit Strecken innerhalb des Tarifgebietes.
Kursbuch 1939

Zitat

oder wie (ich weiß nicht mehr wer) sagen will, daß der Begriff sich nicht durchgesetzt hat, und deswegen auf die spezielle inkompatible Technik reduziert hat, ist zweitrangig.

Wie schon eins höher: ich denke nicht, dass die inkompatible Technik der Hauptunterschied ist (und auch nicht Marginalien wie die Farbgebung). Sondern: dichter Takt (mindestens 20 Minuten), schnelle Beschleunigung (heute kein Alleinstellungsmerkmal mehr, aber jahrzehnte lang gewesen), separate Infrastruktur, einheitliche Hochbahnsteige...

Zitat

Wichtig ist, daß der Begriff sich gewandelt hat und sich noch weiter wandeln wird.

Ja. Insofern sagen die 1930er Jahre eben relativ wenig über die heutige Zeit aus.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 12.07.2016 19:44 von Global Fisch.
Hallo, die Beiträge im Rahmen des Streits um die verschiedenen Bedeutungen des Begriffes S-Bahn finde ich lesenswert! Ich möchte =off topic= auch mal etwas beitragen, allerdings aus geisteswissenschaftlicher, nicht technisch-historischer Perspektive:

Zeichentheorie

Der Sprachwissenschaftler Ferdinand de Saussure (1857-1913) hat sich in seinen Arbeiten ausführlich damit befasst, was ein "Zeichen" ist und wie ein solches "funktioniert".

Ein Zeichen besteht aus zwei Seiten - Der Ausdrucksseite und der Inhaltseite. Der Ausdruck bezeichnet den Inhalt. Zum Beispiel bezeichnet die zweisilbige Vokal-Konsonant-Kombination "essen" (englisch, eine Silbe: "iht") den in der realen Welt stattfindenden Vorgang der Nahrungsaufnahme.
Das Verhältnis zwischen Ausdrucks- und Inhaltsseite ist willkürlich (Fachsprache: "arbiträr") und wandelbar. Bedeutung wird im sozialen Austausch erzeugt.

Ein konkretes Bespiel für die Wandelbarkeit von Zeichen ist das englisch-deutsche "to starve" - "sterben". Beide haben dieselbe Wurzel, eines bedeutet "verhungern", das andere "sterben". Beim Wandel der Bedeutung kann es zu Bedeutungsverengung oder Bedeutungserweiterung kommen. Zu verschiedenen Zeitpunkten kann ein und dieselbe Sache unterschiedlich bezeichnet werden beziehungsweise ein und dieselbe Bezeichnung unterschiedliche Dinge meinen. Es gibt noch Leute, die mit der "20" vom Frankfurter Tor zur Eberswalder Straße fahren.

Übrigens, "Schürze", "shirt" und "skirt" haben auch alle eine Wurzel, die Bedeutung hat sich mit der Zeit ausdifferenziert. Wenn es um nicht-technische Begriffe geht, dann kann man aus sprachwissenschaftlicher Perspektive auf lange Sicht eigentlich nur feststellen: "Die Sprachgemeinschaft (=der Volksmund) siegt". Bei technischen Begriffen - wie hier - ist das allerdings eine andere Sache.



Links:

[de.wikipedia.org]

[www.christianlehmann.eu]

[de.wikipedia.org]
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