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Umbau Bahnhof Ostkreuz - Bauzeitraum ab 03/2017
geschrieben von manuelberlin 
Hm, was spricht denn eigentlich gegen das Verfahren Taucherglocke? Vier Wände, eine (dichte) Decke drüber und dann unter Überdruck den Bereich ausbuddeln und dann die Sohle trocken einbauen. Die benötigten Drücke liegen bei 20m Tiefe der Baugrube ja nur bei knapp 2bar, sollten jetzt also auch nicht jenseits von Gut und Böse sein. Der Gegendruck hinter der Wand dürfte ja ungefähr der gleiche sein.
Welche Arbeiten stehen jetzt noch aus bis zur Einführung des Richtungsbetriebes?
Zitat
Ostkreuzi
Welche Arbeiten stehen jetzt noch aus bis zur Einführung des Richtungsbetriebes?

Sehr viele - vom Anschwenken der Gleise über ESTW-Inbetriebnahme bis zur Anpassung der Wegeleitsysteme auf den Bahnhöfen. Das Meiste (von Fahrgästen sichtbare) ist sicherlich in Warschauer Straße zu erledigen...

Viele Grüße
Arnd
Hallo zusammen!

Zitat
SaroEngels
Hm, was spricht denn eigentlich gegen das Verfahren Taucherglocke? Vier Wände, eine (dichte) Decke drüber und dann unter Überdruck den Bereich ausbuddeln und dann die Sohle trocken einbauen. Die benötigten Drücke liegen bei 20m Tiefe der Baugrube ja nur bei knapp 2bar, sollten jetzt also auch nicht jenseits von Gut und Böse sein. Der Gegendruck hinter der Wand dürfte ja ungefähr der gleiche sein.

Grundsätzlich sind viele Methoden denkbar, aber auch mit hohem Aufwand und unterschiedlichen, ich sage mal, Herausforderungen verbunden.

Die Caissonmethode (also mit Überdruck) hat ja zur Folge, dass alles Material (Aushub, Bewehrungsstahl, Beton usw.) durch eine Druckschleuse muss. Und wir reden hier über verdammt viel Material, nicht zu vergleichen etwa mit einer Pfeilergründung. Bei 2 bar wird man wohl auch eine Dekompressionskammer für die Arbeiter brauchen, das ist ja identisch mit Tauchen in 20 Meter Tiefe, da sollte man ja auch nicht blitzartig an die Oberfläche aufsteigen, wenn man sich danach noch seiner Gesundheit erfreuen will.

Ein weiteres Problem dürfte sein, das Ganze überhaupt dicht zu bekommen: In den Schlitzwandanschlüssen zwischen den einzelnen Blöcken und den Anschlüssen zwischen Schlitzwänden und Deckel sowie zwischen den Deckelsegmenten - ob diese Dichtungen einem Druck von 2 bar Stand halten, kann ich absolut nicht beurteilen.

Ich kann nur diese Punkte mal zum Nachdenken in die Diskussion werfen, ich kann die Frage nicht ernsthaft beantworten.

Vermutlich scheidet diese Methode allein aufgrund der Dimensionen aus: Der Tunnel wird etwa 100 Meter lang, mit Außenwänden schätzungsweise 17 Meter breit und zwischen Sohlenunterkante und Deckelunterkante schätzungsweise 12 Meter hoch. Damit hat man allein rund 20.000 Kubikmeter Aushub mit einer Masse von rund 50.000 Tonnen, der komplett durch die Druckschleuse gebracht werden müsste.


Zitat
Arnd Hellinger
Zitat
Ostkreuzi
Welche Arbeiten stehen jetzt noch aus bis zur Einführung des Richtungsbetriebes?

Sehr viele - vom Anschwenken der Gleise über ESTW-Inbetriebnahme bis zur Anpassung der Wegeleitsysteme auf den Bahnhöfen. Das Meiste (von Fahrgästen sichtbare) ist sicherlich in Warschauer Straße zu erledigen...

Und auf den Bahnsteigen noch dazu: Bodenbelag, Dächer, Löschwassereinspeisung und Hydranten, Beleuchtung, Beschallung, Zugzielanzeiger, ZAT-Installation, sonstige Möblierung, Rolltreppen ...

Auf der Fußgängerbrücke Dachdeckung, Fenster, Beleuchtung, Wegeleitsystem, Treppengeländer ...

Wie Arnd schon sagte, stehen die meisten Arbeiten noch am Bahnhof Warschauer Straße an. Da sind ja noch nicht einmal die Festtreppen fertig, und auch oben braucht es mindestens mal Beleuchtung und eine Einhausung, wenn die Fassade und das Dach montiert werden, auch Brandschutz.

Viele Grüße
Manuel
Aufzug zur S3 reparieren wäre eine Idee...
@Manuel: Auf die Gesundheit des Materials muss man ja nicht so viel Rücksicht nehmen ;-) Daher muss das auch nicht ausgeschleust werden, sondern wird bei einem solchen Verfahren einfach vermischt mit dem Grundwasser abgesaugt. Das gleiche Verfahren kam z.B. beim Bau der Senkkästen am Nord-Süd-Fernbahntunnel zum Einsatz, und da gings nochmal um eine Zehnerpotenz größer zu als am Ostkreuz.

Hier einige Daten dazu, leider lassen sich die Bilder am Ende des Artikels nicht vergrößern. Ich habe zum Verfahren aber noch ein Prospekt rumliegen.
http://www.bmg-group.de/index.php?aid=446

Viele Grüße
André
Hallo André,

danke!

Aber war es dort nicht so, dass innerhalb der Senkkästen kein Erdreich unter Druck entfernt werden musste, sondern diese von vornherein nur Luft enthielten?

Viele Grüße
Manuel




Zitat
andre_de
@Manuel: Auf die Gesundheit des Materials muss man ja nicht so viel Rücksicht nehmen ;-) Daher muss das auch nicht ausgeschleust werden, sondern wird bei einem solchen Verfahren einfach vermischt mit dem Grundwasser abgesaugt. Das gleiche Verfahren kam z.B. beim Bau der Senkkästen am Nord-Süd-Fernbahntunnel zum Einsatz, und da gings nochmal um eine Zehnerpotenz größer zu als am Ostkreuz.

Hier einige Daten dazu, leider lassen sich die Bilder am Ende des Artikels nicht vergrößern. Ich habe zum Verfahren aber noch ein Prospekt rumliegen.
http://www.bmg-group.de/index.php?aid=446

Viele Grüße
André
Für die Senkkästen muss man doch aber von oben an die Baugrube herankommen. Das ist ja bei Vorleistungen nicht gegeben. Denn dort will man ja die Oberfläche später nicht mehr öffnen. Ein Senkkasten ist doch auch unten geschlossen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man Senkkästen sozusagen in Längsrichtung einschieben kann.
Zitat
VvJ-Ente
Aufzug zur S3 reparieren wäre eine Idee...

Schon wieder? Vor einer Woche hatte ich mich am Sonntag auch geärgert, aber dann eben das Fahrrad runter getragen und auf dem Rückweg drauf eingestellt. Bei meinem nächsten Besuch unter der Woche ging er dann. Da scheint die Ausfallquote ja noch immer ziemlich hoch zu sein, wobei auch die Belastung nicht zu vernachlässigen ist.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Heute wurde mit der Eindeckung des Bahnsteigdaches von Bahnsteig E begonnen.

--
Neues vom Ostkreuz im Ostkreuzblog
Zitat
Heidekraut
Ich kann mir nicht vorstellen, dass man Senkkästen sozusagen in Längsrichtung einschieben kann.

Naja, hat man noch nie gemacht. Da kann man sich dann als Ingenieur etwas profilieren...

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Zitat
manuelberlin
Aber war es dort nicht so, dass innerhalb der Senkkästen kein Erdreich unter Druck entfernt werden musste, sondern diese von vornherein nur Luft enthielten?

Innerhalb der Senkkästen nicht, aber unten drunter, beim Absenken. Schade, dass man die kleinen Bilder auf der verlinkten Seite nicht vergrößern kann, da ist es eigentlich gut dargestellt. Ich suche mal den/das Prospekt raus und bringe es beim nächsten Mal mit.

Viele Grüße
André
Zitat

"andre_de" am 5.6.2017 um 23.12 Uhr:

Hier einige Daten dazu, leider lassen sich die Bilder am Ende des Artikels nicht vergrößern. [...] <http://www.bmg-group.de/index.php?aid=446>

Da scheint die Javascript-Funktion "openPictureWindow_Fever" entfernt worden zu sein, aber Pfade sind im Quelltext noch zu sehen:




Gruß, Thomas

--
Thomas Krickstadt, Berlin, Germany, usenet@krickstadt.de
Es wurde mal gesagt, dass es durch einen späteren Tunnelbau unter dem Bahnhof keinerlei Beeinträchtigungen des Bahnverkehrs gibt.
Wenn dem so ist, scheidet das oben gezeigte Modell schon mal aus.
Zitat
Ostkreuzi
Es wurde mal gesagt, dass es durch einen späteren Tunnelbau unter dem Bahnhof keinerlei Beeinträchtigungen des Bahnverkehrs gibt.
Wenn dem so ist, scheidet das oben gezeigte Modell schon mal aus.

Darum gings auch nicht! Sondern lediglich darum, wie man Material aus einem mit Druckluft beaufschlagtem Arbeitsraum rausbekommt. Natürlich wird man den A100-Tunnel dort nicht mittels Senkkästen bauen...

@Thomas: Vielen Dank für Deine Mühe mit dem Extrahieren der Abbildungen!



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.06.2017 20:34 von andre_de.
Okay, dann hat das mit dem Ostkreuz also gar nichts zu tun.
Moin!

Dieser YouTuber stellt alle paar Tage ein Video einer Führerstandsmitfahrt vom Ostbahnhof zum Nöldnerplatz ein. Natürlich kann man auf den hier oft eingestellten Fotos (vielen Dank dafür!) mehr erkennen, allerdings ergibt ein Video natürlich ein zusammenhängendes Bild und manche Perspektiven sind halt nur aus dem Führerstand möglich. Hier die Fahrt vom 1. Juni:

[www.youtube.com]

iGEL
Moin moin,

wurde eigentlich eine HDI-Sohle erstellt bevor man den Deckel auf die Schlitzwände auflegte?

Ich kann mir auch gut vorstellen das man einfach so vorgeht:
[www.google.de]

schliesslich wurde so schon der "Thames-Tunnel" unter der Themse 1825 gebaut...von Brunel und Cochrane.

achja...wie hat man eigentlich den U5-Bahnhof "Ratlos" und "Unter den Linden" gebaut? Hat man da nicht auch erst die Schlitzwände, HDI-Sohle und Deckel gebaut, um dann "Untertage" den Rest zu erledigen?

Also keine Panik...auch wenn mal was schiefgeht wie bei der Minna-Kauleiste

Gruß Angus
Danke für die Senkkästen. Ich staune über das Verfahren, dass man dazu noch immer Arbeiter im Untergrund benötigt. es sieht gefährlich aus.
Zitat

"Heidekraut" am 7.6.2017 um 22.42 Uhr:

Es sieht gefährlich aus.

Ist es. Am 10.7.1997 war es zu einem unerwarteten Wassereinbruch in den ersten Senkkasten am Landwehrkanal gekommen, Der Tagesspiegel vom 7.1.1998 berichtete über die Folgen (siehe auch BVB 8/1997, Seite 168, Kurzmeldungen Eisenbahn).

Gruß, Thomas

--
Thomas Krickstadt, Berlin, Germany, usenet@krickstadt.de
Dieses Thema wurde beendet.