Ich wundere mich, dass das hier noch nicht thematisiert wurde. Zuerst hatte ich das für einen Aprilscherz gehalten, doch dazu kommt die Meldung in der Berliner Zeitung rund einen Monat zu spät:

Am 1. Oktober 2017 soll an den letzten Betriebstag der Straßenbahn im alten West-Berlin erinnert werden, der sich dann zum fünfzigsten Mal jährt. Spektakulär: zwei Straßenbahnwagen, die 1967 beim Abschiedscorso mitgefahren sind, sollen dieselbe Strecke entlang der ehemaligen Linie 55 dieses Jahr noch einmal zurücklegen - huckepack auf Tiefladern. Begleitet werden sollen sie von mehreren historischen Omnibussen der ATB, deren Aktivisten sich die ganze Aktion auch ausgedacht haben.

Oragnisator des ganzen sei Frank von Rimann-Lipinski, ATB (mit-)Gründer.
Zitat

"„Es ist ehrgeizig, aber bis jetzt läuft es“, lobt er. „Bisher gab es noch keine verschlossene Tür bei den Behörden. Einige Gesprächspartner fanden die Idee kurios, aber keiner hat mir Steine in den Weg gelegt.“. Auch so kann Berlin sein. Für ungewöhnliche Liebeserklärungen an diese Stadt scheint man in der Verwaltung etwas übrig zu haben. „Einige Spender und Sponsoren brauchen wir allerdings noch. Rund 6000 Euro werden noch benötigt. Doch wir sind guten Mutes. Am Geld wird es wohl nicht scheitern.“

Weil uns das Thema bestimmt noch einige Monate begleiten wird, verstecke ich die Meldung mal nicht in den Kurzmeldungen.

Interessant fand ich noch dieses Statement:
Zitat

"Heute gibt es Pläne, das Netz weiter auszubauen – vor allem im Westen, wo seit Eröffnung der Strecke in den Wedding 1995 wieder Straßenbahnen fahren. Vielen Fans geht der Ausbau zu langsam voran. Doch in diese Diskussion will sich Frank von Riman-Lipinski nicht einmischen: „Ich habe nicht die Absicht, Verkehrspolitik zu machen.“

Das dürfte schwierig sein, diese Veranstaltung unpolitisch zu halten. Wenn nicht sogar unmöglich. Nostalgikern wird es den Verlust der Straßenbahn in Spandau und einer ganzen Stadthälfte noch einmal schmerzlich vor Augen führen, aber genauso wird es Entscheidungsträgern und Befürwortern eines Netzausbaus ein starkes Marketinginstrument in die Hand geben. Vor dem Hintergrund, dass sowohl in Bezirk als auch Senat derzeit Sympathien für eine Wiedereinführung der Straßenbahn in Spandau existieren, könnte der Zeitpunkt nicht besser gewählt sein, um Aufmerksamkeit in der Bevölkerung zu erzeugen. Oder was meint Ihr dazu?
So unbekannt ist dieses Thema gar nicht. Seit Monaten wird um Spenden geworben, denn 3495 wird mustergültig aufgearbeitet in Schönberger Strand bei Kiel. Selbst neue Doornkaat-Reklame ist schon wieder auf dem Dach:
[www.facebook.com]
Zitat
Ostkreuzi
So unbekannt ist dieses Thema gar nicht. Seit Monaten wird um Spenden geworben, denn 3495 wird mustergültig aufgearbeitet in Schönberger Strand bei Kiel. Selbst neue Doornkaat-Reklame ist schon wieder auf dem Dach:
[www.facebook.com]

Danke für den Hinweis, das war an mir vorbeigegangen! Ich war vor 15 Jahren mal in dem Museum in Schönberg, hab da mal gearbeitet bei den Nordlichtern ;)

Hier ist noch ein schönes Video von dem restaurierten Triebwagen in Aktion - seltsamerweise nicht gelistet. Ob man sich so unliebsame Spenden vom Leib halten will?
Projekt Straßenbahn 3495 bei Youtube
Hier kommt man auf die Startseite mit regelmäßigen Updates:
[www.facebook.com]
Ich kann mich für die Aktion nicht erwärmen. Was habe ich von einem Straßenbahnwagen auf einem Tieflader der eine Straße in Spandau entlangfährt? Die Kosten für den Tieflader etc. könnte man anderweitig besser investieren.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 01.05.2017 23:25 von GraphXBerlin.
Davon haben? Erst einmal direkt gar nichts.

Wichtig ist es jedoch, dass den Menschen überhaupt erst einmal wieder bewusst wird, wie groß das Berliner Straßenbahnnetz früher war und dass der Ist-Zustand eigentlich total "falsch" ist und der autogerechten Stadt der Nachkriegszeit zu verdanken war. Ein weltweites Phänomen, welches sich heute in der früheren Sowjetunion z.B. wiederholt. China ist da schlauer.

Für viele jüngere Berliner ist die Straßenbahn "aus dem Osten" bzw. sind auch viele Zugezogene immer wieder verblüfft, wenn man sie über die Vergangenheit der Straßenbahn auch in West-Berlin aufklärt. Umso wichtiger ist die gesellschaftliche und politische Debatte darüber. Ein Spandauer Inselnetz hat zwar Nachteile, andererseits ist das Know-How in Berlin ja trotzdem vorhanden und bis auf einen Betriebshof, der eh nötig wäre, braucht man auch keine zusätzliche Infrastruktur.
Zitat

Wichtig ist es jedoch, dass den Menschen überhaupt erst einmal wieder bewusst wird, wie groß das Berliner Straßenbahnnetz früher war und dass der Ist-Zustand eigentlich total "falsch" ist und der autogerechten Stadt der Nachkriegszeit zu verdanken war.
Und dies weckt man indem man einen Straßenbahnwagen auf einen Tieflader durch Spandau fahren läßt? Wieviele Bewohner werden wohl davon Notiz nehmen oder sich Gedanken machen? Sorry, aber diese Aktion ist für mich verpulvertes Geld. Ändern tut es noch lange nichts. Bis in Spandau wieder Straßenbahngleise gebaut werden vergehen noch Jahrzehnte die ich nicht mehr erleben werde.
Zitat
GraphXBerlin
Zitat

Wichtig ist es jedoch, dass den Menschen überhaupt erst einmal wieder bewusst wird, wie groß das Berliner Straßenbahnnetz früher war und dass der Ist-Zustand eigentlich total "falsch" ist und der autogerechten Stadt der Nachkriegszeit zu verdanken war.
Und dies weckt man indem man einen Straßenbahnwagen auf einen Tieflader durch Spandau fahren läßt? Wieviele Bewohner werden wohl davon Notiz nehmen oder sich Gedanken machen? Sorry, aber diese Aktion ist für mich verpulvertes Geld. Ändern tut es noch lange nichts. Bis in Spandau wieder Straßenbahngleise gebaut werden vergehen noch Jahrzehnte die ich nicht mehr erleben werde.

Lass die Kinder doch ihren Spaß haben... ;)

Also erstmal ist da überhaupt nichts verpulvert, das ist ja schließlich alles private Initiative und durch Spenden finanziert. Und wenn du das doof findest, dann kannst du ganz einfach dagegen protestieren... indem Du nicht spendest.
Dann hat von den Initiatoren ja keiner was von einer politischen Agenda gesagt. Außer: dass sie keine politische Agenda haben und sich aus dieser ganzen Straßenbahndebatte raushalten wollen. Die wollen einfach einen alten Wagen an der Ostsee wieder aufarbeiten und den zu einem passenden historischen Termin in der Heimatstadt ein bisschen spazierenfahren. Das ist ein wenig verrückt. Aber auch ganz schön großartig. Wenn es nicht so positiv-bekloppte Leute gäbe, dann gäbe es keine historischen Straßenbahnfahrten, keine Buscorsos, und keine funktionierende Vorkriegs-U-Bahn.
Und es gibt ja nicht nur die Spazierfahrt, sondern auch noch zwei Tage Straßen(bahn)fest in Hakenfelde. Und sie fahren ja nicht nur durch Spandau, sondern sie wollen bis zum Zoo und zurück. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so einfach an der öffentlichen Wahrnehmung vorbeirutscht ;)
Zitat

Lass die Kinder doch ihren Spaß haben... ;)
Stimmt...
Trotzdem bin ich so frech und sage: Eine Sonderfahrt oder mehrere zur Seestraße und zum Hbf in den Westen würden mir besser
gefallen.
Zitat
Nordender
Trotzdem bin ich so frech und sage: Eine Sonderfahrt oder mehrere zur Seestraße und zum Hbf in den Westen würden mir besser
gefallen.

Das ist nicht frech, sondern dummdreist. Miete dir die Bahnen und du kannst deine Sonderfahrten haben.

x--x--x--x

Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Zitat
Nordender
Trotzdem bin ich so frech und sage: Eine Sonderfahrt oder mehrere zur Seestraße und zum Hbf in den Westen würden mir besser gefallen.

So etwas kannst Du jederzeit gegen Bezahlung bei BVG und DVN bestellen . sogar mit T24 oder TM33. Nur in der Morgen- oder Nachmittags-HVZ wird der Verkehrsbetrieb Deinem Wunsch nicht ganz so gerne entsprechen...

Viele Grüße
Arnd
Also wäre es, bei entsprechender Bezahlung, ebenso möglich, eine Tram für private "Feiern" zu mieten?
Auch wenn es auf einer anderen Basis abläuft, kommt mir in diesem Kontext die Frankfurter Kneipentram "Ebbelwei-Express" in den Sinn...
Zitat
J. aus Hakenfelde
Also wäre es, bei entsprechender Bezahlung, ebenso möglich, eine Tram für private "Feiern" zu mieten?

Schon seit Kaisers Zeiten. ;-)

Zitat
J. aus Hakenfelde
Auch wenn es auf einer anderen Basis abläuft, kommt mir in diesem Kontext die Frankfurter Kneipentram "Ebbelwei-Express" in den Sinn...

In Berlin heißt der KT4D "Partytram".

x--x--x--x

Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Also ein Gedächtnis habt Ihr manchmal...
:P

Ich erinnere hier mal an den Beitrag des sehr geschätzen 'berliner':
http://www.bahninfo-forum.de/read.php?9,555173,555917#msg-555917

Diese Fahrt des DVN ging übrigens zur Gleisschleife Virchow-Klinikum. Und nein, niemand muss dreistellige Summen auf den Tisch blättern um mit einem TW 36 zu fahren. Einfach eine Monat warten und mit 6,- Euros bist du dabei ;)
Nächster Termin ist übrigens der 14. Mai, also schon bald!
Zitat
schallundrausch
Also ein Gedächtnis habt Ihr manchmal...
:P

Ich erinnere hier mal an den Beitrag des sehr geschätzen 'berliner':
http://www.bahninfo-forum.de/read.php?9,555173,555917#msg-555917

Diese Fahrt des DVN ging übrigens zur Gleisschleife Virchow-Klinikum. Und nein, niemand muss dreistellige Summen auf den Tisch blättern um mit einem TW 36 zu fahren. Einfach eine Monat warten und mit 6,- Euros bist du dabei ;)
Nächster Termin ist übrigens der 14. Mai, also schon bald!

Da liegt allerdings eine Verwechslung deinerseits vor. Auf dem Foto ist ein T24 zu sehen. TM36 ist für den Kenner dann doch noch mal ein ganz anderes Kaliber! Für die Nachwelt wäre ein einsatzfähiger Verbundzug nicht weniger als das Schließen einer historisch durchaus bedeutsamen Lücke. Die Verbundsteuerung nimmt da schon eine Sonderstellung in der Fahrzeugentwicklung ein. In Berlin kam die Mehrfachtraktion erst mit den Tatras wieder ins Straßenbild zurück.

Und nein, das ist ausdrücklich nicht als Kritik an jenen zu verstehen, die sich hingabevoll ehrenamtlich um die historischen Fahrzeuge kümmern. Im Gegenteil, die leisten großartige Arbeit!

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Zitat
Jay
.... TM36 ist für den Kenner dann doch noch mal ein ganz anderes Kaliber! Für die Nachwelt wäre ein einsatzfähiger Verbundzug nicht weniger als das Schließen einer historisch durchaus bedeutsamen Lücke. Die Verbundsteuerung nimmt da schon eine Sonderstellung in der Fahrzeugentwicklung ein. In Berlin kam die Mehrfachtraktion erst mit den Tatras wieder ins Straßenbild zurück.

Und nein, das ist ausdrücklich nicht als Kritik an jenen zu verstehen, die sich hingabevoll ehrenamtlich um die historischen Fahrzeuge kümmern. Im Gegenteil, die leisten großartige Arbeit!

Ein Verbundzug wäre heutzutage auch nur aus den Wagen vom Schönberger Strand und jenem im MVT zu bilden.

3344 ist wie bekannt, elektrisch so verbastelt, das es allein dafür ein innerlicher Neubau werden müsste.
3337 ist zwar Wagenkastenmäßig vorhanden, aber seit Jahren auch nur ein schöner Gedanke, mehr nicht.

3344 soll wie hier schon vermeldet, sowieso im Glaskasten vor die Triasbauten,
3337 bräuchte die eher eine Fremdvergabe in entspr. fähige Werkstätten, nebst Finanzpolster dazu.

Zum Rollen auf BVG eignem Schienennetz wäre für den MVT bzw Schönberger TW schon ein mächtiger Aufwand ,
zum fahren mit eigner Kraft ausserhalb von Betriebshöfen im Prinzip eine TAB-Abnahme wie bei jedem wiederaufgebauten hist. Fahrzeug nötig.


Also genieße man wenigstens die optisch mögliche Version des "Verbundzug-Korso" auf einem Tieflader, nebst Fotomöglichkeit auf einen Stück Schiene.

T6JP
Zitat
B-V 3313

Zitat
J. aus Hakenfelde
Auch wenn es auf einer anderen Basis abläuft, kommt mir in diesem Kontext die Frankfurter Kneipentram "Ebbelwei-Express" in den Sinn...

In Berlin heißt der KT4D "Partytram".

Nee, schon seit längerem heißt der "BerlinerFahrbar"

*******
Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.
@T6: Korrekt, das ist das Traurige an der Sache! Daher ist es schon eine große Leistung überhaupt zwei Wagen mal wieder zusammen zu bekommen, auch wenn es nur per Tieflader und auf einem Stück Ausstellungsgleis sein wird. Selbstfahrend auf Berliner Gleisen dürfte ein Traum bleiben. :(

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Hallo,

in der gestrigen rbb-Sendung "zibb" wurde die Ankunft des TM36 im Straßenbahnbetriebshof Marzahn gezeigt:



Die Route des Korsos könnte auch zu sehen gewesen sein ... ;-)



Viele Grüße, Thomas

--
Thomas Krickstadt, Berlin, Germany, usenet@krickstadt.de
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