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Umbau S-Bahnhof Warschauer Straße - Bauzeitraum ab 10/2017
geschrieben von manuelberlin 
Zitat
manuelberlin
Hallo zusammen!

Zitat
Bauart Bernau
Ich halte die Antwort an Arnd Hellinger im Angesicht der aufgtrenenen Probleme und ihrer korrekten Darstellung in der Anfrage für eine Bankrotterklärung oder schlicht gesagt einen Witz. Sowas harmloses wie die Begründungen muß man sich erst einmal einfallen lassen. Irgendwie stimmt hier die Dimension nicht. Ich glaube behaupten zu können, daß ein Bauherr in Deutschland noch immer in der Lage ist, ein qualitativ hochwertiges und kompliziertes Projekt mit einer guten Vertragesgestaltung einigermaßen termingerecht zu realisieren. [...]

Ja, zuviel wollen und damit unnötige und später kaum beherrschbare Komplexität schaffen, nachträgliche Planänderungen, mangelhafte und teils regelrecht naive Vertragsgestaltung, die Notwendigkeit, die Anbieter mit dem niedrigsten Preis zu beauftragen ...

Aber auch in der Bauphase geht zu viel schief. Oft fehlt es schlicht an einem "Kümmerer", der ständig vor Ort präsent ist, den Fortschritt beobachtet und Probleme frühzeitig wahrnimmt und zu lösen versucht, ständig mit den Firmen in Kontakt ist und diese nötigenfalls auch antreibt. Typischerweise kann ein solcher "Kümmerer" nicht nur den Fortschritt enorm beschleunigen und Problemen rechtzeitig abhelfen - dadurch, dass er willkürliche Nachträge und Behinderungsanzeigen verhindert, spart er typischerweise weit mehr Geld ein, als er selbst kostet. Von einer zeit- und kostengerechten Fertigstellung ganz abgesehen.

Zu öffentlichen Auftraggebern hat sich das aber bisher anscheinend kaum herumgesprochen. Es wird ja auch das Geld anderer Leute (der Steuerzahler und Fahrgäste) ausgegeben. Ein privates Unternehmen, also ein Unternehmen, das Gewinne erwirtschaften muss, würde sich solche Missstände nicht erlauben.

Wie es im konkreten Fall aussieht, kann ich nicht beurteilen, aber es spricht viel dafür, dass am Bahnhof Warschauer Straße neben einer von vornherein mangelhaften Planung und einem mutmaßlich mit der Aufgabe überforderten Architekturbüro auch die Bauüberwachung von Anfang an und bis heute zu Wünschen übrig ließ und lässt.

Viele Grüße
Manuel

Ich kann ja mal ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern. Manuel, ich fürchte, Du tust den Leuten bei der Bahn dort unrecht. Sicher sein kann ich nicht, vielleicht ist das wirklich ein Haufen sorgloser Dilettanten. Aber so richtig vorstellen kann ich mir das nicht.
So einen 'Kümmerer', wie Du ihn Dir wünschst, gibt es tatsächlich auf _jeder_ Baustelle. Nennt sich Bauleitung. Meine Freundin macht das gerade - für eine Bauträger der öffentlichen Hand. Und Du glaubst gar nicht, wie da auf jeden Euro geschaut wird, wie oft geprüft, kontrolliert, nachgemessen, validiert und abgestimmt wird. Auch für Steuergelder muss ja irgendwer irgendwann mal geradestehen.

Was sie mir abends so erzählt reicht von vertrauensvoller, produktiver Zusammenarbeit bis hin zu blankem Wahnsinn. Gewerk A sind die coolsten Dudes. Gewerk B sind lahm und pfuschen. Gewerk C ist kompetent und arbeitet sauber, meldet aber wegen jeder Kleinigkeit Bedenken an, vor allem, weil Gewerk A nicht innerhalb der Toleranzen geblieben sei. Mit denen will man es sich aber nicht verscherzen weil coole Dudes und so. Gewerk D hat gute Leute auf dem Bau, aber der Chef ist unerträglich. Gewerk E ist unauffällig, aber man kann nicht mit ihnen kommunizieren, weil es alles Ukrainer sind. Gewerk F wollte den Job unbedingt haben, hat deswegen viel zu tief geboten und sitz nun in der Klemme und stellt wegen jedem und allem ständig Nachforderungen. Gewerk G ist hochnäsig und arrogant und antwortet nicht auf Anfragen. Gewerk H hat bis jetzt jedes Bauteil falsch produziert aber trotzdem eingebaut. Dadurch müssen Gewerke I, J und K komplett nochmal überarbeitet werden und haben deswegen Verzug angemeldet. Dazu ist in der letzten Woche dreimal die Baustelle abgesoffen.

Will sagen: das ist der ganz normale Wahnsinn. Und das ist eine relativ 'unkomplexe' Baustelle. Man darf sich von drehenden Baukränen nicht täuschen lassen, wenn man nur genau hinschaut, dann findet man überall dieselben Probleme. Wenn Du mit 'privaten Unternehmen' so gesichtslose flächenoptimierte Investorenarchitektur meinst, dann hast du natürlich recht. Das liegt aber vor allem in der geringstmöglichen Komplexität, Erdgeschoss, Keller, Regelgeschoss. Wenn eins passt, passen alle anderen auch.

Und dann die Architekten. Eine vollkommen zu unrecht vielgescholtene Zunft. Es ist vollkommen natürlich, dass ein Projekt nicht bis zum letzten Lichtschalter und jeder Fliesenfuge durchgeplant ist, bevor es begonnen wird. Viele Dinge wie Materialien für den Innenausbau werden ja erst entschieden, wenn der Rohbau schon längst begonnen ist. Jetzt besteht die Kunst darin, die Pläne mit dem Bau schritthalten zu lassen. Wenns auf dem Bau schlecht läuft, na, dann isses sowieso schlecht. Wenns gut läuft, dann fangen die Probleme an. Irgendwann überholt der Bau den Planungsstand und dann lässt du entweder nach Vorabplänen bauen, und riskierst, dass sich in der Freigabe noch was ändert, oder du akzeptierst, dass sämtliche Firmen Verzug anmelden und fürs rumsitzen Geld kassieren.
Das alles unter normalen Bedingungen, wenn nichts umgeplant wird. Bei der Warschauer Straße wurde aber so viel und so substanziell umgeplant, geändert, hinzugefügt, das ist schon außergewöhnlich. Neben den geänderten Bauteilen müssen ja auch die Anschlüsse zu allen anderen Bauteilen im Plan angepasst werden, ganz zu schweigen, wenn die schon gebaut wurden. Allein sicherzustellen, dass jedes Gewerk zu jeder Zeit die sie betreffenden Pläne korrekt und Fehlerfrei _in der aktuellsten Version_ zur Verfügung haben und auch verwenden ist eine Herkulesaufgabe. Da auf dem Bau arbeiten ja Menschen (und machmal nicht die Hellsten). Pfusch passiert immer, die Aufgabe einer guten Bauleitung ist eben, den rechtzeitig zu finden und darauf zu achten, dass er sich nicht auf das Gesamtprojekt auswirkt.

Bleibt zum Schluss noch die Abhängigkeit von Fachfirmen. Bei meiner Freundin am Bau gibt es zwei Firmen, die haben im Vorfeld schon so viel Ärger gemacht, die hätte man am liebsten rausgeworfen. Aber die Verzögerung für das Gesamtprojekt mit erneuter Ausschreibung, den ganzen Fristen, dem ungewissen Ausgang, der Ungewissheit ob sich überhaupt wer bewirbt, der nicht absehbaren Verfügbarkeit einer Ersatzfirma würde zu solch massiven Verzögerungen für das Gesamtprojekt führen, dass du lieber die Zähne zusammenbeißt, den Pfusch akzeptierst, brav jede Nachforderung erfüllst und dir jede Woche auf der Besprechung wieder über dieselben Kleinigkeiten die Köpfe heißdiskutierst.

Also: mag sein, mag sein. Aber wenn ich nicht zumindest mal bei einer Baubesprechung dabei war, dann mag ich nicht über die Verantwortlichen urteilen.
Zitat
schallundrausch
Allgemein und aus eigener (mittelbarer) Erfahrung kann man aber sagen, dass aktuell Bauherren den ausführenden Firmen relativ hilflos ausgeliefert sind. Man kann nur hoffen, dass die pünktlich und sauber arbeiten. Wenn nicht, gibt es kaum Möglichkeiten und Hebel, um Druck aufzubauen. Die stellen gerne Nachforderungen, für die Man als Bauherr aufkommen muss. Tut man das nicht, hat man schnell einen Bummelstreik an der Backe. Man kann da natürlich rechtlich gegen vorgehen und in letzter Konsequenz auch Verträge kündigen oder auflösen. nur dann hat man sich nicht nur ins knie geschossen sondern das Ganze Bein abgesägt, denn dann heißt das Neuauschreibung mit ungewissem Ausgang und unkalkulierbar lange Verzögerungen.

Einschub: Das ist ja kein Scherz oder Schutzbehauptung mit der angespannten Marktlage. Ich habe mittlerweile von drei Handwerksbetrieben oder ausführenden Firmen unterschiedlicher Branchen unabhängig voneinander aus erster Hand erfahren, dass die mittlerweile die Praxis eingestellt haben, 'Spaßangebote' zum doppelten oder dreifachen (!!!) Marktpreis abzugeben. Aus dem Grund, dass sie zu viele von denen gewonnen haben, und deswegen überhaupt nicht mehr mit der Arbeit hinterherkommen.

Ich frage mich deshalb schon seit längerem, ob es nicht sinnvoll wäre, wenn große öffentliche Infrastrukturunternehmen wie die DB oder auch die BVG nicht wieder verstärkt eigene Kapazitäten im Baubereich aufbauen sollten (gerade auch im Gleisbau, um mal etwas ins OT zu gehen), um dem Markt nicht dermaßen ausgeliefert zu sein. Ich verstehe ja, dass die SRS oder die Woltersdorfer Straßenbahn sowas nicht vorhalten können - aber ist die DB nicht groß genug, um einen Baukran immer irgendwo zu verwenden? Hat die BVG nicht genug Gleisanlagen, um entsprechende Gleisbaukapazitäten stets auszulasten?



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 11.06.2019 08:17 von def.
Zitat
schallundrausch
Dass da keine extra Ampel hinsoll, finde ich - solange man die Warschauer nicht zur Fußgängerzone macht - irgendwie logisch. Genauso logisch, wie den Fakt, dass Leute sich stets den kürzesten Weg suchen, egal ob der nun erlaubt ist oder nicht. Ich persönlich hasse diese Gitter, aber ich kann verstehen, warum SenUVK darauf besteht.
Genauso logisch finde ich, dass die Behörde keinen Finger rührt, solange der Vorhabenträger nicht mal aus dem Knick kommt. Er wollte ja schließlich den Reibach machen, indem er das 1. OG als EG vermarktet. Dann muss er halt auch mal die Voraussetzungen dafür schaffen.

Das ganze Problem hätte man aber auch nicht, wenn die ganze Planung um den S-Bahnhof Warschauer Straße nicht dermaßen vermurkst gewesen wäre und man gleich einen Zugang zum S-Bahnhof von der Westseite der Warschauer Brücke errichtet hätte; wie es bei neu- und umgebauten Schnellbahnstationen eigentlich seit Jahrzehnten üblich ist. Leider fiel die Planung für die Warschauer Straße ja in eine Zeit, in der die BWL-Ideologie wirklich jeden Bereich des Lebens durch Drang und ein paar gesparte Euros wichtiger waren als die mittel- und langfristigen Kosten.
Zitat
def
Ich frage mich deshalb schon seit längerem, ob es nicht sinnvoll wäre, wenn große Unternehmen wie die DB oder auch die BVG nicht wieder verstärkt eigene Kapazitäten im Baubereich aufbauen sollten (gerade auch im Gleisbau, um mal etwas ins OT zu gehen), um dem Markt nicht dermaßen ausgeliefert zu sein. Ich verstehe ja, dass die SRS oder die Woltersdorfer Straßenbahn sowas nicht vorhalten können - aber ist die DB nicht groß genug, um einen Baukran immer irgendwo zu verwenden? Hat die BVG nicht genug Gleisanlagen, um entsprechende Gleisbaukapazitäten stets auszulasten?

Ich bin mir nicht sicher, aber das geht weil es öffentliche Ausgaben, teilweise gefördert, sind gar nicht so einfach. Ich glaube die Leistung muss immer ausgeschrieben werden...weil eben öffentliche Gelder vergeben werden.
Ideal wäre das natürlich schon. Ganz ähnlich wünscht man sich das beim Wohnungsbau.

Am Bahnhof Warschauer Straße hat der "Projektleiter" mehrmals gewechselt und auch von einigen Insolvenzen wurde die Baustelle heimgesucht.
Grundsätzlich kann man sagen: ist der schnelle zufriedenstellende Bauablauf auch an der Extravaganz des Gebäudes selbst gescheitert.

Man würde das heute sicherlich nicht noch mal machen. Besser wäre hier doch eine wesentlich einfachere Lösung gewesen.
Ein durchgehende Überdeckelung der Gleise auf mindestens der Breite der U-Bahntrasse neben der Warschauer Brücke.
Auf dem Deckel wäre Platz für Fahrräder, Aufenthalt, Empfangsgebäude und U-Bahnhof gewesen.
Alles hätte sich viel mehr verteilt. Nun bleibt es mit den ganzen Stegen und Zugängen ein einziges unübersichtliches Gedränge.

Und es wird sich noch verstärken. Wer es vielleicht schon mitbekommen hat: auf der Süd-Westseite haben die Gründungsarbeiten für den 140 Meter Büroturm begonnen und auf der Nord-Ostseite darf nach dem Beschluss der BVV von letzter Woche ein 100 Meter Büroturm entstehen. Der für 5000 weitere Büroarbeitsplätze vorgesehene 90 Meter hohe STREAM-Tower ist bereits im Bau.

--
Neues vom Ostkreuz im Ostkreuzblog



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 11.06.2019 08:44 von Stefan Metze.
Zitat
Stefan Metze
Ich bin mir nicht sicher, aber das geht weil es öffentliche Ausgaben, teilweise gefördert, sind gar nicht so einfach. Ich glaube die Leistung muss immer ausgeschrieben werden...weil eben öffentliche Gelder vergeben werden.
Ideal wäre das natürlich schon. Ganz ähnlich wünscht man sich das beim Wohnungsbau.

Naja, wie auch von Railroader im anderen Thread (zur Bezahlung der Bahnmitarbeiter) angemerkt: das sind ja letztlich keine Naturgesetze, sondern politische Vorgaben, die auch politisch geändert werden können. Aber müssen denn Leistungen tatsächlich ausgeschrieben werden, wenn sie ein öffentlicher Betrieb selbst erledigen kann?

Zitat
Stefan Metze
Und es wird sich noch verstärken. Wer es vielleicht schon mitbekommen hat: auf der Süd-Westseite haben die Gründungsarbeiten für den 140 Meter Büroturm begonnen und auf der Nord-Ostseite darf nach dem Beschluss der BVV von letzter Woche ein 100 Meter Büroturm entstehen. Der für 5000 weitere Büroarbeitsplätze vorgesehene 90 Meter hohe STREAM-Tower ist bereits im Bau.

Ich hoffe doch ernsthaft, dass man sich darüber Gedanken macht, welche Auswirkungen diese Planungen auf das Verkehrsbauten haben. Vielleicht kommen zumindest die westlichen Zugänge zur S-Bahn doch schneller als gedacht, und sei es erstmal ohne Aufzüge. Das wäre nicht schön, aber besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.
Zitat
schallundrausch
Na gut, kompliziert ausgedrückt, aber ich finde das alles nachvollziehbar. Außer VLB und SenUVK sind keine weiteren Stellen zuständig. Von daher verstehe ich den Vorwurf der Bürokratie nicht.
[…]
Genauso logisch finde ich, dass die Behörde keinen Finger rührt, solange der Vorhabenträger nicht mal aus dem Knick kommt. Er wollte ja schließlich den Reibach machen, indem er das 1. OG als EG vermarktet. Dann muss er halt auch mal die Voraussetzungen dafür schaffen.

Mal unabhängig davon, wie man jetzt persönlich zu dieser Mall steht: Dass die dort gebaut wurde, war ja (neben dem Interesse des Eigentümers natürlich) auch im Interesse des Landes, dokumentiert in dem - in demokratisch gewählten Gremien - erarbeiteten und verabschiedeten Bebauungsplan. Und dann ist es Aufgabe der Verwaltung, ein solches Vorhaben auch zielführend zu unterstützen, sprich im Interesse des Bauherren zu arbeiten. Hier passiert aber nach meiner Wahrnehmung das Gegenteil, einzelne Behördenmitarbeiter auf Arbeitsebene finden die Mall offensichtlich persönlich nicht so toll, und spielen jetzt Beamten-Mikado.

Viele Grüße
André
Zitat
andre_de
Mal unabhängig davon, wie man jetzt persönlich zu dieser Mall steht: Dass die dort gebaut wurde, war ja (neben dem Interesse des Eigentümers natürlich) auch im Interesse des Landes, dokumentiert in dem - in demokratisch gewählten Gremien - erarbeiteten und verabschiedeten Bebauungsplan. Und dann ist es Aufgabe der Verwaltung, ein solches Vorhaben auch zielführend zu unterstützen, sprich im Interesse des Bauherren zu arbeiten. Hier passiert aber nach meiner Wahrnehmung das Gegenteil, einzelne Behördenmitarbeiter auf Arbeitsebene finden die Mall offensichtlich persönlich nicht so toll, und spielen jetzt Beamten-Mikado.

Viele Grüße
André



Volle Zustimmung André.

Die Verachtung gegenüber jeglicher Privatinvestition kommt im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg sogar von höchster Ebene...vom Baustadtrat Florian Schmidt (Die Grünen).
Im Anhang sein hämisches Statement zur Eröffnung der East Side Mall, als die versuchte mit einem provisorischen Übergang den geplanten Zugang zur Warschauer Brücke zu erhalten.

Der Tweet richtet sich entweder auch gegen ihn selbst, weil er nicht unterstützend mitgewirkt hat oder man hat den Investor eben vorsätzlich ins offene Messer laufen lassen und erfreut sich nun daran.

Damit beschäftigen sich nun die gewählten Volksvertreter. Man hätte den Hirnschmalz zum Beispiel auch dafür verwenden können westliche Zugänge an der Warschauer Brücke zu bestellen, aber dazu müsste man sich dann erst ein mal herablassen.
Und dann ist die Denke da auch vielleicht so, dass man den fiesen Investoren nicht auch noch Zugänge zum S-Bahnhof auf der anderen Seite der Brücke gönnen möchte.
So bleibts eben bei der jetzigen und sich in Zukunft weiter verschärfenden Situation.

--
Neues vom Ostkreuz im Ostkreuzblog


Ich kann dem Schmidt nur voll zustimmen. Diese Mall braucht niemand! Du kannst dir aber sicher sein, dass der Schmidt da gar kein Hirnschmalz für verwendet hat. Der hat die Leute einfach machen lassen, was für einen Linken eigentlich bereits Unterstützung ist. Wenn diese Bauherren dann nicht in der Lage sind, anständige Anträge abzugeben, dann ist es doch nun wirklich nicht die Schuld von Herrn Schmidt!

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Zitat
Nemo
Ich kann dem Schmidt nur voll zustimmen. Diese Mall braucht niemand! Du kannst dir aber sicher sein, dass der Schmidt da gar kein Hirnschmalz für verwendet hat. Der hat die Leute einfach machen lassen, was für einen Linken eigentlich bereits Unterstützung ist. Wenn diese Bauherren dann nicht in der Lage sind, anständige Anträge abzugeben, dann ist es doch nun wirklich nicht die Schuld von Herrn Schmidt!

Du und Herr Schmidt und noch einige andere mögen die Mall unnötig finden, ich finde aber dass sie ein guter Ersatz für den vor ein paar Jahren weggefallenen Kaufhof am Ostbahnhof ist.
Ich erreiche die Mall in 10 Gehminuten zu Fuß und der Zugang auf der Brücke würde mir und vielen anderen aus dem Kiez sehr nützen.
Es ist nicht nur äusserst fragwürdig wie er sich als mitverantwortlicher Politiker dazu äussert, es ist auch eine Herabwürdigung der in der Mall eingemieteten Mieter.
Es sind eben nicht überwiegend die großen Ketten. Das Konzept lautet nämlich Regionalen Läden eine Basis zu geben.
Viele kämpfen bald um ihre Existenz, weil ihnen die ausreichenden Kunden fehlen. Da ist so ein Kommentar auf Twitter schon ein ordentlicher Schlag ins Gesicht.

Er mag ja diese Meinung haben, als Politiker und verantwortlicher Baustadtrat darf er die aber auch gern mal zu Hause lassen und an anderen Stellen äussern.

Schon fast zynisch ist es wenn es um die Frage der Notwendigkeit geht.
Während die Politik ständig damit wirbt wie Berlin immer beliebter wird, immer mehr Menschen anzieht und wächst (ca. 40.000 im Jahr), wird von privater Seite Konsequenz getragen und eben für die Nahversorgung gebaut.
Die Politik hingegen schert sich um die Erweiterung der Daseinsvorsorge recht wenig oder überhaupt nicht ausreichend. Keine neuen Feuerwachen, Polizeiwachen, Schulen, Kindergärten, bezahlbaren Wohnraum in öffentlicher Hand, mehr ÖPNV usw. usf. Sie müsste eigentlich proportional mitwachsen.
Stattdessen wird alles im öffentlichen Sektor ans Limit und auf Verschleiss gefahren.

--
Neues vom Ostkreuz im Ostkreuzblog
Hallo zusammen,

der Zugang wird aber doch jetzt irgendwann geöffnet:
Morgenpost Artikel

Über den Sinn der Mall lässt sich streiten, insgesamt passt aber alles zur vergurkten Warschauer Brücke.

Grüße
Zitat
def
Ich frage mich deshalb schon seit längerem, ob es nicht sinnvoll wäre, wenn große öffentliche Infrastrukturunternehmen wie die DB oder auch die BVG nicht wieder verstärkt eigene Kapazitäten im Baubereich aufbauen sollten (gerade auch im Gleisbau, um mal etwas ins OT zu gehen), um dem Markt nicht dermaßen ausgeliefert zu sein. Ich verstehe ja, dass die SRS oder die Woltersdorfer Straßenbahn sowas nicht vorhalten können - aber ist die DB nicht groß genug, um einen Baukran immer irgendwo zu verwenden? Hat die BVG nicht genug Gleisanlagen, um entsprechende Gleisbaukapazitäten stets auszulasten?

Die DB hat mit der "Bahnbau-Gruppe" ein solches internes Bauunternhmen von Reichs- und Bundesbahn geerbt, muss dieses aber bei größeren Vergaben leider gleich einem externen Bieter behandeln - Direktvergaben "in house" gehen im Baubereich gar nicht...

Die BVG hat größere Bauleistungen übrigens schon immer extern vergeben.

Viele Grüße
Arnd
Zitat
Nemo
Ich kann dem Schmidt nur voll zustimmen. Diese Mall braucht niemand!

Jedoch ist die private Meinung von Herrn Schmidt bei der Ausübung seines öffentlichen Amts völlig irrelevant. Wenn er sich davon leiten lässt, missbraucht er sein Amt und die ihm anvertraute Macht. Allerdings hat er ja ohnehin ein sehr merkwürdiges Verständnis seiner Rolle und von Demokratie und Rechtstaatlichkeit im Allgemeinen. Ich glaube, als kleiner Feudalherr würde er sich sehr wohl fühlen.

Viele Grüße
André
Zitat
Bauart Bernau
Hallo!
Ich halte die Antwort an Arnd Hellinger im Angesicht der aufgtrenenen Probleme und ihrer korrekten Darstellung in der Anfrage für eine Bankrotterklärung oder schlicht gesagt einen Witz. Sowas harmloses wie die Begründungen muß man sich erst einmal einfallen lassen. Irgendwie stimmt hier die Dimension nicht. Ich glaube behaupten zu können, daß ein Bauherr in Deutschland noch immer in der Lage ist, ein qualitativ hochwertiges und kompliziertes Projekt mit einer guten Vertragesgestaltung einigermaßen termingerecht zu realisieren. Aber eben trifft das in der Regel für private Bauherren zu. Nur der öffentlichen oder halböffentlichen Hand Ablaß zu erteilen , weil das ja alles so kompliziert ist, wie es die Politik (also sie selber) eingerichtet haben, geht mir irgendwie gegen den Strich. Leider ist das System perfekt auf Verantwortungsvermeidung ausgelegt. Und deshalb wird es sich wiederholen.

Hmm, das kannst Du aber so generalisiert auch nicht sagen. Hier gegenüber meiner Wohnung sollte auf dem Grundstück Hönower Str. 5-7 (Karlshorst) schon vor zwei Jahren mit dem Bau von Eigentumswohnungen begonnen und selbiges Projekt im 3. Quartal 2019(!) abgeschlossen werden - außer Beräumen und Planieren der Baufläche passierte bis heute rein gar nichts. Ein anderer (ebenfalls) privater Bauträger benötigte sage und schreibe fünf Jahre für den bau eines Ensembles aus vier nicht gerade übermäßig großen Viergeschossern an der Ecke Ehrlich-/Lehndorffstraße. In beiden Fällen lagen Genehmigungen etc. der zuständigen Behörden rechtzeitig vor.

Das nur zur These "Private bauen besser und schneller"...

Viele Grüße
Arnd
Zitat
Arnd Hellinger
Hier gegenüber meiner Wohnung sollte auf dem Grundstück Hönower Str. 5-7 (Karlshorst) schon vor zwei Jahren mit dem Bau von Eigentumswohnungen begonnen und selbiges Projekt im 3. Quartal 2019(!) abgeschlossen werden - außer Beräumen und Planieren der Baufläche passierte bis heute rein gar nichts. Ein anderer (ebenfalls) privater Bauträger benötigte sage und schreibe fünf Jahre für den bau eines Ensembles aus vier nicht gerade übermäßig großen Viergeschossern an der Ecke Ehrlich-/Lehndorffstraße. In beiden Fällen lagen Genehmigungen etc. der zuständigen Behörden rechtzeitig vor.

Das nur zur These "Private bauen besser und schneller"...

Das ist völlig normal. Da kein Bauträger einfach mal so ein paar Millionen herumliegen hat, um ein Haus mit zu verkaufenden Eigentumswohnungen zu errichten, muss er das Bauvorhaben finanzieren - üblicherweise bei einer Bank. Die Bank gibt Gelder für den jeweils nächsten Bauabschnitt aber nur dann frei, wenn der Bauträger den zumindest überwiegenden Verkauf an Endabnehmer nachweist, die zumindest nach Baufortschritt bezahlen. Die Bank mindert somit das Risiko, ein Bauvorhaben zu finanzieren, das nicht verkäuflich ist und somit nur Verluste für sie und ihren Darlehensnehmer produziert.

Mit besten Grüßen

phönix
Zitat
def
Zitat
schallundrausch
Dass da keine extra Ampel hinsoll, finde ich - solange man die Warschauer nicht zur Fußgängerzone macht - irgendwie logisch. Genauso logisch, wie den Fakt, dass Leute sich stets den kürzesten Weg suchen, egal ob der nun erlaubt ist oder nicht. Ich persönlich hasse diese Gitter, aber ich kann verstehen, warum SenUVK darauf besteht.
Genauso logisch finde ich, dass die Behörde keinen Finger rührt, solange der Vorhabenträger nicht mal aus dem Knick kommt. Er wollte ja schließlich den Reibach machen, indem er das 1. OG als EG vermarktet. Dann muss er halt auch mal die Voraussetzungen dafür schaffen.

Das ganze Problem hätte man aber auch nicht, wenn die ganze Planung um den S-Bahnhof Warschauer Straße nicht dermaßen vermurkst gewesen wäre und man gleich einen Zugang zum S-Bahnhof von der Westseite der Warschauer Brücke errichtet hätte; wie es bei neu- und umgebauten Schnellbahnstationen eigentlich seit Jahrzehnten üblich ist. Leider fiel die Planung für die Warschauer Straße ja in eine Zeit, in der die BWL-Ideologie wirklich jeden Bereich des Lebens durch Drang und ein paar gesparte Euros wichtiger waren als die mittel- und langfristigen Kosten.

def, ich mag deine Große Klappe (ernstgemeint, keine Diss), aber hör doch mal auf mit diesem BWL-gebashe. Sag doch einfach: der Senat war zu geizig. Punkt.
Ich habe ja selber etliche Semester an der Wiwi-Fakultät verbracht, und natürlich kenne ich diese Klischeschnösel, die schon im ersten Semester mit Businessanzug oder besser noch mit den hochgestellten Polohemdkragen rumrennen. Und ich habe die damals genauso verachtet wie Du die jetzt.

Aber vernünftige Wirtschaftler sind für eine erfolgreiches Unternehmen genausowichtig, wie kompetente Techniker. Der Ingenieur, der aus einem Technikfetisch heraus unfinanzierbare Luftschlösser baut ist genauso häufig anzutreffen, wie der .ppt-verliebte Dünnbrettbohrer, der mit ein paar Flipcharts ein Unternehmen vernichtet: in der Realität sehr selten.
Ich war schon in so vielen Läden wo ich hätte schreien mögen "Holt Euch doch mal nen BWLer ins Haus! Dann würdet ihr nen Businessplan machen und auf den ersten Blick sehen, was hier bei Euch schief läuft und womit ihr seit Jahren Zeit, Geld und Energie verschwendet!"
Diese Totschlagformel: "Die BWLer haben die Bahn kaputt gemacht!" ist genauso brauchbar wie andere einfache Erklärungsmuster auf komplexe Fragestellungen, gesellschaftliche Herausforderungen und globale Probleme. Nämlich gar nicht.
Zitat
Stefan Metze
Zitat
Nemo
Ich kann dem Schmidt nur voll zustimmen. Diese Mall braucht niemand! Du kannst dir aber sicher sein, dass der Schmidt da gar kein Hirnschmalz für verwendet hat. Der hat die Leute einfach machen lassen, was für einen Linken eigentlich bereits Unterstützung ist. Wenn diese Bauherren dann nicht in der Lage sind, anständige Anträge abzugeben, dann ist es doch nun wirklich nicht die Schuld von Herrn Schmidt!

Du und Herr Schmidt und noch einige andere mögen die Mall unnötig finden, ich finde aber dass sie ein guter Ersatz für den vor ein paar Jahren weggefallenen Kaufhof am Ostbahnhof ist.
Ich erreiche die Mall in 10 Gehminuten zu Fuß und der Zugang auf der Brücke würde mir und vielen anderen aus dem Kiez sehr nützen.
Es ist nicht nur äusserst fragwürdig wie er sich als mitverantwortlicher Politiker dazu äussert, es ist auch eine Herabwürdigung der in der Mall eingemieteten Mieter.
Es sind eben nicht überwiegend die großen Ketten. Das Konzept lautet nämlich Regionalen Läden eine Basis zu geben.
Viele kämpfen bald um ihre Existenz, weil ihnen die ausreichenden Kunden fehlen. Da ist so ein Kommentar auf Twitter schon ein ordentlicher Schlag ins Gesicht.

Er mag ja diese Meinung haben, als Politiker und verantwortlicher Baustadtrat darf er die aber auch gern mal zu Hause lassen und an anderen Stellen äussern.

Schon fast zynisch ist es wenn es um die Frage der Notwendigkeit geht.
Während die Politik ständig damit wirbt wie Berlin immer beliebter wird, immer mehr Menschen anzieht und wächst (ca. 40.000 im Jahr), wird von privater Seite Konsequenz getragen und eben für die Nahversorgung gebaut.
Die Politik hingegen schert sich um die Erweiterung der Daseinsvorsorge recht wenig oder überhaupt nicht ausreichend. Keine neuen Feuerwachen, Polizeiwachen, Schulen, Kindergärten, bezahlbaren Wohnraum in öffentlicher Hand, mehr ÖPNV usw. usf. Sie müsste eigentlich proportional mitwachsen.
Stattdessen wird alles im öffentlichen Sektor ans Limit und auf Verschleiss gefahren.

Man kann die Mall mögen oder auch nicht. Ich zum Beispiel sehe die sehr kritisch, viel mehr aber noch den Totalausverkauf der Stadt ein paar Meter weiter mit der Durchkommerzialisierung und Vollprivatisierung des öffentlichen Raumes der sich da Mercedes Platz (im corporate Schreib ohne Bindestrich) nennt. Gut, anderes Thema.
Der Schmidt ist doch (linker) Grüner, aber kein Linker, oder? Und er macht doch ziemlich genau das, wofür er gewählt wurde?
Ok, egal, wir müssen nicht über politische Präferenzen streiten, aber eins ist doch unstrittig: die East Side Mall ist definitv kein Nahversorger! Oder anders gesagt: Wenn wir gerade versuchen, Wege unter 3 km komplett und unter 5 km weitgehend ohne Auto abzuwickeln, wieso braucht dann eine 'Nah'-versorger 720 Parkplätze?

Ich gehe ja mit Deinem Argument der Wachstumsschmerzen mit, aber das hat hier ja nichts mit zu tun. Natürlich brauchen wir öffentliche Einrichtungen, und richtig: vor allen Dingen Wohnraum, aber wenn Berlin eines im Überfluss hat - mit 70 Einkaufszentren (ohne Warenhäuser!) also rund einem auf 50.000 Einwohner - dann ist das Einzelhandelsfläche.
Zitat
schallundrausch
... und richtig: vor allen Dingen Wohnraum, aber wenn Berlin eines im Überfluss hat - mit 70 Einkaufszentren (ohne Warenhäuser!) also rund einem auf 50.000 Einwohner - dann ist das Einzelhandelsfläche.

Die Planungen gehen auf die Zeit von vor 20 Jahren zurück. Die Flächennutzungspläne (1994 beschlossen durch das Abgeordnetenhaus, auch die Folgeänderungen wurden demokratisch beschlossen!) beinhalteten immer auch Einzelhandelsnutzung. Wenn das Land Berlin öffentliche Einrichtungen auf dem Gelände hätte unterbringen wollen oder Wohnungen bauen wollen, dann hätte das Land Berlin eben (viel) Geld in die Hand nehmen müssen, um die Grundstücke (von Anschütz?) zu erwerben und die gewünschten Nutzungen unterzubringen. Das fällt aber in die Zeit, in der das Land Berlin mangels geringer eigener Steuereinnahmen von der Hand in den Mund lebte und die Gelder dringend gebraucht wurden, um bei hoher Arbeitslosigkeit und recht großem Niedriglohnsektor soziale Projekte nicht völlig finanziell abzuklemmen.

Mit besten Grüßen

phönix
Zitat
phönix
Zitat
schallundrausch
... und richtig: vor allen Dingen Wohnraum, aber wenn Berlin eines im Überfluss hat - mit 70 Einkaufszentren (ohne Warenhäuser!) also rund einem auf 50.000 Einwohner - dann ist das Einzelhandelsfläche.

Die Planungen gehen auf die Zeit von vor 20 Jahren zurück. Die Flächennutzungspläne (1994 beschlossen durch das Abgeordnetenhaus, auch die Folgeänderungen wurden demokratisch beschlossen!) beinhalteten immer auch Einzelhandelsnutzung. Wenn das Land Berlin öffentliche Einrichtungen auf dem Gelände hätte unterbringen wollen oder Wohnungen bauen wollen, dann hätte das Land Berlin eben (viel) Geld in die Hand nehmen müssen, um die Grundstücke (von Anschütz?) zu erwerben und die gewünschten Nutzungen unterzubringen. Das fällt aber in die Zeit, in der das Land Berlin mangels geringer eigener Steuereinnahmen von der Hand in den Mund lebte und die Gelder dringend gebraucht wurden, um bei hoher Arbeitslosigkeit und recht großem Niedriglohnsektor soziale Projekte nicht völlig finanziell abzuklemmen.

Ist ja alles richtig und bekannt, das kritisiere ich auch gar nicht. Also: schon, aber ich weiß, dass man da nichts ändern kann. @Stefan argumentierte aber mit der Notwendigkeit, mit Bedarf und mit Nahversorgung. Drei Dinge die ich dort nicht gegeben sehe.
Hallo Arian!

Zitat
schallundrausch
So einen 'Kümmerer', wie Du ihn Dir wünschst, gibt es tatsächlich auf _jeder_ Baustelle. Nennt sich Bauleitung. Meine Freundin macht das gerade - für eine Bauträger der öffentlichen Hand. Und Du glaubst gar nicht, wie da auf jeden Euro geschaut wird, wie oft geprüft, kontrolliert, nachgemessen, validiert und abgestimmt wird. [...]

Im engen Freundeskreis habe ich selbst Architekten - dass jede Baustelle einen Bauleiter hat und welche Aufgabe dieser hat, ist mir auch klar. Aber es gibt schon extreme Unterschiede, wie diese Funktion tatsächlich ausgefüllt wird. Ob jemand wirklich regelmäßig vor Ort präsent ist und sich um alles kümmert, oder ob er die Sache eher aus der Ferne verwaltet und sich alle paar Wochen mal vor Ort blicken lässt. Ich erinnere mich an den legendären Bauleiter Hany Azer vom Berliner Hauptbahnhof, der sich wirklich ständig vor Ort um alles gekümmert hat, mit meiner Meinung nach herausragend gutem Ergebnis. Den aktuellen sowie die früheren Bauleiter vom Bahnhof Warschauer Straße kenne ich nicht, aber ich kann mich einfach nicht des Eindrucks erwehren, dass sie eher letzterer Kategorie angehören beziehungsweise angehörten. Vielleicht waren sie aber auch in dieser Rolle zu unerfahren oder zu durchsetzungsschwach, denn der Bau ist tatsächlich ziemlich komplex. Völlig unnötig komplex, siehe unten.

Zitat
schallundrausch
Was sie mir abends so erzählt reicht von vertrauensvoller, produktiver Zusammenarbeit bis hin zu blankem Wahnsinn. Gewerk A sind die coolsten Dudes. Gewerk B sind lahm und pfuschen. Gewerk C ist kompetent und arbeitet sauber, meldet aber wegen jeder Kleinigkeit Bedenken an, vor allem, weil Gewerk A nicht innerhalb der Toleranzen geblieben sei. Mit denen will man es sich aber nicht verscherzen weil coole Dudes und so. Gewerk D hat gute Leute auf dem Bau, aber der Chef ist unerträglich. Gewerk E ist unauffällig, aber man kann nicht mit ihnen kommunizieren, weil es alles Ukrainer sind. Gewerk F wollte den Job unbedingt haben, hat deswegen viel zu tief geboten und sitz nun in der Klemme und stellt wegen jedem und allem ständig Nachforderungen. Gewerk G ist hochnäsig und arrogant und antwortet nicht auf Anfragen. Gewerk H hat bis jetzt jedes Bauteil falsch produziert aber trotzdem eingebaut. Dadurch müssen Gewerke I, J und K komplett nochmal überarbeitet werden und haben deswegen Verzug angemeldet. Dazu ist in der letzten Woche dreimal die Baustelle abgesoffen.

Geile Beschreibung. Ja, ist so.

Aber dann sind wir beim zweiten Punkt:

Zitat
schallundrausch
Wenn Du mit 'privaten Unternehmen' so gesichtslose flächenoptimierte Investorenarchitektur meinst, dann hast du natürlich recht. Das liegt aber vor allem in der geringstmöglichen Komplexität, Erdgeschoss, Keller, Regelgeschoss. Wenn eins passt, passen alle anderen auch.

Ja, klar. Aber es gibt auch noch etwas dazwischen. Hier wurde von Architekten und Bauherr aus unbekannten Gründen die höchstmögliche Komplexitätsstufe gewählt. Hier fehlt echt nur noch eine Entrauchung unter den Gleisen hindurch. So ist es kein Wunder, dass das Projekt von der Bauzeit her Kopf an Kopf mit dem BER liegt.

Warum musste man in dem Gebäude ein dreigeschossiges (!) Restaurant einplanen? Und erst im weit fortgeschrittenen Rohbauzustand bemerken (Betonbau damals nahezu abgeschlossen), dass man Räume mit 2,50 Meter Rohdeckenhöhe eben nicht als Restaurant vermieten kann? Wozu diese ganze irrsinnig aufwendige Logistik- und Technikebene? In der Ringbahnhalle am Ostkreuz gibt es vermutlich mindestens genauso viel vermietbare Fläche, ohne dass dazu eine gesonderte Logistik- und Technikebene nötig wäre. Müllplatz nebenan, fertig. Funktioniert einwandfrei.

Und warum nicht eine Lösung, wie sie Stefan skizziert hat und wie sie am Bahnhof Gesundbrunnen erfolgreich realisiert wurde und schon deshalb naheliegend gewesen wäre?

Zitat
schallundrausch
Und dann die Architekten. Eine vollkommen zu unrecht vielgescholtene Zunft. Es ist vollkommen natürlich, dass ein Projekt nicht bis zum letzten Lichtschalter und jeder Fliesenfuge durchgeplant ist, bevor es begonnen wird. Viele Dinge wie Materialien für den Innenausbau werden ja erst entschieden, wenn der Rohbau schon längst begonnen ist. [...] Das alles unter normalen Bedingungen, wenn nichts umgeplant wird. Bei der Warschauer Straße wurde aber so viel und so substanziell umgeplant, geändert, hinzugefügt, das ist schon außergewöhnlich. Neben den geänderten Bauteilen müssen ja auch die Anschlüsse zu allen anderen Bauteilen im Plan angepasst werden, ganz zu schweigen, wenn die schon gebaut wurden. [...]

Ich denke nicht, dass ich für Architekten-Bashing anfällig bin, siehe oben. Du darfst davon ausgehen, dass ich so etwas schon einschätzen kann. Ich habe mir die Baustelle auch schon mehrmals zusammen mit befreundeten Architekten angesehen. Und es ist keineswegs so, dass von der ursprünglichen Planung kaum noch etwas übrig ist. In den meisten wesentlichen Punkten hat sich ebenso wie in den meisten Details rein gar nichts gegenüber der ursprünglichen Planung geändert. Jeder kann das anhand der bis heute auf der Website der Architekten verlinkten detaillierten und vermaßten Grundriss- und Schnittzeichnungen der ursprünglichen Planung (Stand 2013) im Vergleich mit dem tatsächlich Gebauten nachvollziehen.

Du zeigst sehr schön und meiner Ansicht nach absolut treffend auf, welcher Wahnsinn aufgrund der "Eigenheiten" mancher Gewerke auf einer Baustelle herrscht. Die Rolle des Architekten und insbesondere des Bauherrn kommt bei Dir aber m.E. viel zu kurz.

Ich kann Dich gerne mal über die Baustelle führen und Dir die fraglichen Details zeigen. Da wirst Du aber vom Glauben abfallen. Und dafür sehe ich, wie schon gesagt, eben nicht zweifelhafte Baufirmen in der Verantwortung.

Viele Grüße
Manuel



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 11.06.2019 23:50 von manuelberlin.
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schallundrausch
Das ganze Problem hätte man aber auch nicht, wenn die ganze Planung um den S-Bahnhof Warschauer Straße nicht dermaßen vermurkst gewesen wäre und man gleich einen Zugang zum S-Bahnhof von der Westseite der Warschauer Brücke errichtet hätte; wie es bei neu- und umgebauten Schnellbahnstationen eigentlich seit Jahrzehnten üblich ist. Leider fiel die Planung für die Warschauer Straße ja in eine Zeit, in der die BWL-Ideologie wirklich jeden Bereich des Lebens durch Drang und ein paar gesparte Euros wichtiger waren als die mittel- und langfristigen Kosten.

def, ich mag deine Große Klappe (ernstgemeint, keine Diss), aber hör doch mal auf mit diesem BWL-gebashe. Sag doch einfach: der Senat war zu geizig. Punkt.
Ich habe ja selber etliche Semester an der Wiwi-Fakultät verbracht, und natürlich kenne ich diese Klischeschnösel, die schon im ersten Semester mit Businessanzug oder besser noch mit den hochgestellten Polohemdkragen rumrennen. Und ich habe die damals genauso verachtet wie Du die jetzt.

Aber vernünftige Wirtschaftler sind für eine erfolgreiches Unternehmen genausowichtig, wie kompetente Techniker. Der Ingenieur, der aus einem Technikfetisch heraus unfinanzierbare Luftschlösser baut ist genauso häufig anzutreffen, wie der .ppt-verliebte Dünnbrettbohrer, der mit ein paar Flipcharts ein Unternehmen vernichtet: in der Realität sehr selten.
Ich war schon in so vielen Läden wo ich hätte schreien mögen "Holt Euch doch mal nen BWLer ins Haus! Dann würdet ihr nen Businessplan machen und auf den ersten Blick sehen, was hier bei Euch schief läuft und womit ihr seit Jahren Zeit, Geld und Energie verschwendet!"
Diese Totschlagformel: "Die BWLer haben die Bahn kaputt gemacht!" ist genauso brauchbar wie andere einfache Erklärungsmuster auf komplexe Fragestellungen, gesellschaftliche Herausforderungen und globale Probleme. Nämlich gar nicht.

Da hast Du ja durchaus Recht. Das Problem ist allerdings, dass eben anderthalb bis zwei Jahrzehnte eben die Hochgestellte-Polohemdkragen-Schnösel die gesellschaftliche Debatte geprägt haben, nicht nur in der Verkehrspolitik, sondern in allen Bereichen des Lebens (Bildung, Rente, Hartz IV, um nur einige Bereiche zu nennen) - und angesichts der bemerkenswerten Stille im Rest der Wirtschaftswissenschaften umgedreht das gesellschaftliche Bild der Betriebswirtschaftslehre (-leere?). Inzwischen ist es nach meinem Empfinden etwas besser geworden, von der absoluten Fehlannahme, einen Staat oder auch Infrastruktur könnte man wie eine Orangensaftfabrik managen, ist man zum Glück weggekommen. Aber auch hier sehe ich den Beitrag der Wirtschaftswissenschaften nicht, den Fehler, der von ihnen ausging, der dank menschenverachtender "Sozialpolitik" Millionen Menschen in die Armut gestürzt hat, in irgendeiner Form zu korrigieren.

Um zurück zur Warschauer Straße zu kommen: warum war der Senat denn seinerzeit zu geizig? Eben wegen der Sparsamkeitsideologie ("Sparen um jeden Preis, koste es, was es wolle!"), die von den Wirtschaftswissenschaften ausging. Zu Hochzeiten hat ja sogar ein rot-roter (!) Senat hunderttausend Wohnungen und die Wasserversorgung privatisiert.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 12.06.2019 08:58 von def.
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