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Der BerlKönig der BVG
geschrieben von Micha 
Hallo,

die Antwort auf eine Kleine Anfrage fasst nochmal Planung, "Erfolg" und mögliche Zukunft des BerKönig BC zusammen:

https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/18/SchrAnfr/S18-26771.pdf

Viele Grüße
André
Der Schlussabsatz bei Frage 9 ordnet das Ganze richtig ein. Anspruchsvolle Kundengewinnung ist nichts anderes als eine freundliche Umschreibung dafür, dass das Ganze am Markt ein Flop ist.
Und das der Senat dann bewusst noch die Folgen des Flops am Fahrgastmarkt für den Zuschussbedarf benennt, ist richtig und wichtig und zeigt nur zu gut, wie sich die BVG mit ihren BerlKönig-Projekten verrannt hat.
def
Re: Der BerlKönig der BVG
26.03.2021 07:21
Zitat
M48er
Der Schlussabsatz bei Frage 9 ordnet das Ganze richtig ein. Anspruchsvolle Kundengewinnung ist nichts anderes als eine freundliche Umschreibung dafür, dass das Ganze am Markt ein Flop ist.
Und das der Senat dann bewusst noch die Folgen des Flops am Fahrgastmarkt für den Zuschussbedarf benennt, ist richtig und wichtig und zeigt nur zu gut, wie sich die BVG mit ihren BerlKönig-Projekten verrannt hat.

Ich würde die Schuld nicht nur bei der BVG sehen. Wenn man aus Schulzendorf, wo mutmaßlich fast jeder Haushalt ein bis zwei Autos hat, bequem über die Autobahn und die vielspurig ausgebaute B96 ins Berliner Zentrum fahren kann, wieso sollte man sich dann einen Bus bestellen, der über die gleiche Autobahn zur U7 fährt und etwaige Staus genauso mitnimmt, und dann nochmal umsteigen? Zumal, wenn der auch nur sehr eingeschränkte Betriebszeiten hat und nicht klar ist, ob man auch zurückkommt?

Ein Problem ist m.E., dass es immer noch viel zu einfach ist, mit dem Auto einfach ins Zentrum durchzufahren. Und daran werden auch 500 BerlKönige und ein Zwei-Minuten-Takt auf allen S- und U-Bahn-Strecken nichts ändern, solange man sich nicht traut, das Problem bei der Wurzel zu packen. Aus allen Himmelsrichtungen lädt das Land Berlin Pendler/innen mittels breiter Magistralen förmlich ein, doch bitte mit dem Auto in die Stadt zu fahren, während die konkurrierenden Bahnstrecken fast überall deutliche Mängel haben - Eingleisigkeit bei den meisten S-Bahn- und einigen Regionalbahnstrecken, zu geringe Kapazitäten im Regionalverkehr (eigentlich fällt mir nur die Anhalter Bahn als Strecke ein, die einen ausreichenden Ausbau- und Angebotsstand bei S-Bahn und Regionalverkehr hat), und dazu eine nur theoretisch gesteuerte Siedlungsentwicklung, die immer mehr Gebiete mit äußerst mangelhafter ÖPNV-Anbindung schafft.

Man sollte bei der Bewertung allerdings auch fair sein: Der BerlKönig ist m.E. eine gute Idee, um Bedienungslücken zu schließen, er sollte also dort und dann unterwegs sein, wo und wenn regulärer ÖPNV beim besten Willen keinen Sinn hat - den ÖPNV also ergänzen, nicht kannibalisieren. Natürlich wird er allein deshalb nie wirklich voll sein. Die Frage ist, wie man dann über Erfolg oder Misserfolg entscheidet.

Beim Heiligenseer BerlKönig kann man auch durchaus fragen, wie aussagekräftig ein halbjähriger Test während einer Pandemie ist. Heißt es nicht für gewöhnlich, Angebote brauchen ein Jahr, um bekannt zu werden, selbst ohne Pandemie?



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.03.2021 07:24 von def.
Zitat
def
Ich würde die Schuld nicht nur bei der BVG sehen. Wenn man aus Schulzendorf, wo mutmaßlich fast jeder Haushalt ein bis zwei Autos hat, bequem über die Autobahn und die vielspurig ausgebaute B96 ins Berliner Zentrum fahren kann, wieso sollte man sich dann einen Bus bestellen, der über die gleiche Autobahn zur U7 fährt und etwaige Staus genauso mitnimmt, und dann nochmal umsteigen? Zumal, wenn der auch nur sehr eingeschränkte Betriebszeiten hat und nicht klar ist, ob man auch zurückkommt?

Ein Problem ist m.E., dass es immer noch viel zu einfach ist, mit dem Auto einfach ins Zentrum durchzufahren. Und daran werden auch 500 BerlKönige und ein Zwei-Minuten-Takt auf allen S- und U-Bahn-Strecken nichts ändern, solange man sich nicht traut, das Problem bei der Wurzel zu packen. Aus allen Himmelsrichtungen lädt das Land Berlin Pendler/innen mittels breiter Magistralen förmlich ein, doch bitte mit dem Auto in die Stadt zu fahren, während die konkurrierenden Bahnstrecken fast überall deutliche Mängel haben - Eingleisigkeit bei den meisten S-Bahn- und einigen Regionalbahnstrecken, zu geringe Kapazitäten im Regionalverkehr (eigentlich fällt mir nur die Anhalter Bahn als Strecke ein, die einen ausreichenden Ausbau- und Angebotsstand bei S-Bahn und Regionalverkehr hat), und dazu eine nur theoretisch gesteuerte Siedlungsentwicklung, die immer mehr Gebiete mit äußerst mangelhafter ÖPNV-Anbindung schafft.

Ganz nebenbei zeigst Du gut auf, warum das fadenscheinige Argument der Autolobby (ADAC und weitere mit Sekundanten CDU und FDP) zum dringenden Ausbau von P+R-Parkplätzen, möglichst in Berlin, genau das ist, eine reine Luftnummer. Warum sollte ich meine Karre da abstellen, wenn ich gleich durchfahren kann und selbst bei Parkraumbewirtschaftung nur geringfügige Strafen zu fürchten habe? Eher wird damit noch mehr Autoverkehr geschaffen, indem sich der ein oder andere dann den Bus im Vor-/Nachlauf spart.

Zitat
def
Man sollte bei der Bewertung allerdings auch fair sein: Der BerlKönig ist m.E. eine gute Idee, um Bedienungslücken zu schließen, er sollte also dort und dann unterwegs sein, wo und wenn regulärer ÖPNV beim besten Willen keinen Sinn hat - den ÖPNV also ergänzen, nicht kannibalisieren. Natürlich wird er allein deshalb nie wirklich voll sein. Die Frage ist, wie man dann über Erfolg oder Misserfolg entscheidet.

Zur Fairness gehört aber auch zu sagen, dass bisher nur Pilotprojekte möglich waren, weil es keine gesetzliche Grundlage gegeben hat. Das ist mit der Novellierung des PBefG, welches ausgerechnet heute im Bundesrat durchkommen dürfte, anders werden. Leider ist die Novelle medial etwas zu sehr unter dem Aspekt Taxi/Uber betrachtet worden. Für Ridesharing/-pooling und -hailing oder klassisch Linien- und gebündelter Bedarfsverkehr ist das aber wirklich eine sehr erfreuliche Entwicklung.

Ich bin mir auch sehr sicher, das es sogar mehr Zeit braucht als ein Jahr, um derartige Angebote beliebter zu machen. Gleichzeitig könnte mir aber dennoch eine Parallelität durchaus vorstellen. Vielleicht wäre etwas wie der klassische Berlkönig langfristig sogar die Rettung für das Taxigewerbe, wenn es mit einbezogen würde. Ich muss aber auch feststellen, dass die Wertschätzung der Deutschen für den ÖPNV, im Gegensatz zum Auto, generell zu gering ist. Derartige taxiartigen Angebote sind nun einmal ein Vollservice-Angebot, das darf man nicht vergessen. Dementsprechend finde ich auch den immer noch symbolischen Aufpreis mehr als gerechtfertigt.

Einen echten Mehrwert sehe ich für die Speckgürtelgemeinden in Brandenburg, wo derartige Angebote wie der BerlkönigBC den Busverkehr (bis auf vielleicht den Schülerverkehr) gut ersetzen und verbessern könnten. Ein Beispiel: Die Ringlinie 652 in Falkensee fährt heute schon nur während der Schulzeiten als "echte" Buslinie. In der NVZ als Linientaxi und in der SVZ (auch das ganze Wochenende) als Ruflinientaxi, also praktisch das Negative aus beiden Welten: 60 Minuten vorher anrufen, damit ein Taxi wie ein Bus fährt.

Als "Premiumangebot" könnte ich mir aber auch Expressminibusse aus dem Umland nach Berlin vorstellen. Das wird aber sicherlich nur mit einer Citymaut oder flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung in Berlin funktionieren.

Zitat
def
Beim Heiligenseer BerlKönig kann man auch durchaus fragen, wie aussagekräftig ein halbjähriger Test während einer Pandemie ist. Heißt es nicht für gewöhnlich, Angebote brauchen ein Jahr, um bekannt zu werden, selbst ohne Pandemie?

Wie schon von mir geschrieben: Das war ohnehin eine Verlegenheitslösung, weil es Probleme mit dem LK Oberhavel gab. Leegebruch wäre eindeutig besser geeignet gewesen, wegen der potenziellen Zielgruppe, deren Verkehrsbedürfnissen und den strukturellen Voraussetzungen. Aber es ist eben Brandenburg und nicht Berlin.
Habe gerade folgende E-Mail zur nun vollständigen Einstellung des Berlkönigs BC, mit dem Ende der Verbindung Schulzendorf-Rudow, erhalten.

Schade eigentlich. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass diese Form des ÖPNV in Stadtrandgebieten ein sehr großes Potenzial entfalten kann. Nur muss man offenbar einen Ansatz mit einem weitaus längerem Atem wählen. Wenn man jedoch von Bundesmitteln abhängig ist, gestaltet es sich eben schwierig mit dem eigenständigen langfristigen Erfolg. Hoffentlich geht es wenigstens, wie geplant, in Mahlsdorf-Süd/Waldesruh bald weiter. Zuträglich im Kundensinne sind diese häufigen Wechsel jedoch nicht.

Zitat
BVG
Liebe Kundin, lieber Kunde,

seit August 2019 erprobt die BVG auf der Verbindung zwischen Schulzendorf und Rudow ein neues Verkehrssystem, den BerlKönig BC.

Wir hätten gerne noch weitergemacht, aber im Sommer endet die finanzielle Unterstützung durch das Bundesverkehrsministerium, und es ist uns nicht gelungen, die weitere Finanzierung zu sichern. Deshalb müssen wir leider den Betrieb beenden.

Der letzte Betriebstag wird Mittwoch, der 23. Juni 2021 sein (letzter Schultag vor den Sommerferien).

Wichtig: Solltest du noch gekauftes Fahrguthaben für den BerlKönig BC haben, kannst du dieses noch bis zum 23.6.2021 nutzen.
Ab sofort ist es nicht mehr möglich, Guthaben über die App zu erwerben.

Die Entscheidung, das Angebot nicht mehr fortzusetzen, ist uns sehr schwer gefallen, auch weil es einige Stammkunden gibt, die jetzt bestimmt enttäuscht sein werden. Leider ist das Angebot aber auch nicht so gut angenommen worden, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wenn du den BerlKönig BC genutzt hast, wird dir aufgefallen sein, dass oft viele Plätze im Bus leer geblieben sind, auch schon vor der Corona-Pandemie.

Hoffentlich bieten dir die RVS-PlusBus-Linien 735 und 736 in Verbindung mit den BVG-ExpressBus-Linien X7/X71 oder dem FEX einen gewissen Ersatz. Gut, dass es inzwischen sogar eine Nachtbuslinie in Schulzendorf gibt (N36 zwischen BER und Wildau, KW und Mittenwalde)!
Zitat
hvhasel
Habe gerade folgende E-Mail zur nun vollständigen Einstellung des Berlkönigs BC, mit dem Ende der Verbindung Schulzendorf-Rudow, erhalten.

Schade eigentlich. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass diese Form des ÖPNV in Stadtrandgebieten ein sehr großes Potenzial entfalten kann. Nur muss man offenbar einen Ansatz mit einem weitaus längerem Atem wählen. Wenn man jedoch von Bundesmitteln abhängig ist, gestaltet es sich eben schwierig mit dem eigenständigen langfristigen Erfolg. Hoffentlich geht es wenigstens, wie geplant, in Mahlsdorf-Süd/Waldesruh bald weiter. Zuträglich im Kundensinne sind diese häufigen Wechsel jedoch nicht.

Zitat
BVG
Liebe Kundin, lieber Kunde,

seit August 2019 erprobt die BVG auf der Verbindung zwischen Schulzendorf und Rudow ein neues Verkehrssystem, den BerlKönig BC.

Wir hätten gerne noch weitergemacht, aber im Sommer endet die finanzielle Unterstützung durch das Bundesverkehrsministerium, und es ist uns nicht gelungen, die weitere Finanzierung zu sichern. Deshalb müssen wir leider den Betrieb beenden.

Der letzte Betriebstag wird Mittwoch, der 23. Juni 2021 sein (letzter Schultag vor den Sommerferien).

Wichtig: Solltest du noch gekauftes Fahrguthaben für den BerlKönig BC haben, kannst du dieses noch bis zum 23.6.2021 nutzen.
Ab sofort ist es nicht mehr möglich, Guthaben über die App zu erwerben.

Die Entscheidung, das Angebot nicht mehr fortzusetzen, ist uns sehr schwer gefallen, auch weil es einige Stammkunden gibt, die jetzt bestimmt enttäuscht sein werden. Leider ist das Angebot aber auch nicht so gut angenommen worden, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wenn du den BerlKönig BC genutzt hast, wird dir aufgefallen sein, dass oft viele Plätze im Bus leer geblieben sind, auch schon vor der Corona-Pandemie.

Hoffentlich bieten dir die RVS-PlusBus-Linien 735 und 736 in Verbindung mit den BVG-ExpressBus-Linien X7/X71 oder dem FEX einen gewissen Ersatz. Gut, dass es inzwischen sogar eine Nachtbuslinie in Schulzendorf gibt (N36 zwischen BER und Wildau, KW und Mittenwalde)!

Ist das eine Antwort vom normalen Kundenservice der BVG? Die ist ja mal richtig aussagekräftig! Hat sich da was geändert?

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Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.
Das sieht eher aus wie ein Rundschreiben, das an die registrierten Nutzer ging, zu denen die BVG ja sicherlich irgendwie Kontakt hat.

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Zitat
Philipp Borchert
Das sieht eher aus wie ein Rundschreiben, das an die registrierten Nutzer ging, zu denen die BVG ja sicherlich irgendwie Kontakt hat.

So ist es, das ist eine Rundmail von heute an die registrierten Berlkönig BC-Nutzer/Interessierten.
Zitat
hvhasel
Zitat
Philipp Borchert
Das sieht eher aus wie ein Rundschreiben, das an die registrierten Nutzer ging, zu denen die BVG ja sicherlich irgendwie Kontakt hat.

So ist es, das ist eine Rundmail von heute an die registrierten Berlkönig BC-Nutzer/Interessierten.

Ah, das erklärt einiges. Da geben die sich natürlich mehr Mühe.

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