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Straßenbahn zum Ostkreuz
geschrieben von krickstadt 
Zitat
Railroader
Nichts desto trotz ist es natürlich auch richtig, dass sich viele Anwohner hier offenbar nicht sehr demokratisch verhalten.

Tja, das ist genau das Problem. Jeder, der Maßnahmen/Beschlüsse einer demokratisch zustande gekommenen Regierung nicht unterstützt, nicht freudig umsetzt oder gar aktiv dagegen arbeitet, handelt im Grunde undemokratisch.
Es sollen aber nicht nur Halter von Kraftfahrzeugen sein, die persönlich gegen eine dicht getaktete Schienenbahn in einer bislang verkehrsberuhigten Wohnstraße ohne Durchgangsverkehr sind. Das wird noch spannend, welche Auflagen für den Betrieb daraus erwachsen.

so long

Mario
Anonymer Benutzer
Re: Straßenbahn zum Ostkreuz
16.08.2019 23:35
Zitat
schallundrausch

Man muss das doch nur mal Vergleichen: ein Leben mit Auto. Oder eins mit Lieferdienst.

Da siehst du mal wie vielfältig die Meinungen sind. Für viele Fürsprecher radikaler Maßnahmen beim Klimaschutz bin ich auch ganz ohne Auto und Führerschein ein Egoist, wenn ich mir Getränke liefern lasse. Man schaltet da dann irgendwann auf Durchzug und sagt sich, dass es einem völlig egal ist, was andere Menschen denken. Die sollen ihr Leben leben, ich meins. Hat den Nachteil, dass man dann auch die wirklich schlüssigen Argumentierenden unter den ganzen Militanten ungewollt ignoriert.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.08.2019 00:47 von Railroader.
Wenn ich mir hier angucke was neuerdings das Recht der "Demokratie" für eine Diskussion auslöst, mal abgesehen was es bedeutet was kleine Initativen damit bewirken, wundert es mich nicht wenn sich Ewiggestrige sich den Kommunismus zurück wünschen. Sag ich jetzt mal als ehemaliger Westberliner. Dieses aufgeflammte Thema und die Diskussion dazu hat mir zumindest eins gezeigt, dass zu viel Demokratie anscheinend auch behindern und verzögern kann und nur Unmut erzeugt.
Bzgl. des Themas bin ich schlicht der Meinung, dass der Senat und die BVG einfach ihre Linien dort bauen sollen wo es nötig ist. Punkt. Es gibt in allen Bereichen immer hundert Einwände. Würde man alle beachten würden wir einen Stillstand haben. Zu viel Bürgerbeteiligung kann auch nicht gesund sein da im Endeffekt jeder emotional nur seine persönliche Meinung vertritt und nicht die der Gruppe. Amen.
Zitat
GraphXBerlin
Bzgl. des Themas bin ich schlicht der Meinung, dass der Senat und die BVG einfach ihre Linien dort bauen sollen wo es nötig ist. Punkt. Es gibt in allen Bereichen immer hundert Einwände. Würde man alle beachten würden wir einen Stillstand haben. Zu viel Bürgerbeteiligung kann auch nicht gesund sein da im Endeffekt jeder emotional nur seine persönliche Meinung vertritt und nicht die der Gruppe. Amen.

Der Senat war auch mal der Meinung, dass Autobahnen quer durch Kreuzberg nötig sind.

Grüße
Nic
Anonymer Benutzer
Re: Straßenbahn zum Ostkreuz
16.08.2019 23:49
Zitat
der weiße bim
Jeder, der Maßnahmen/Beschlüsse einer demokratisch zustande gekommenen Regierung nicht unterstützt, nicht freudig umsetzt oder gar aktiv dagegen arbeitet, handelt im Grunde undemokratisch.

Wenn du es ganz genau nimmst, mag das stimmen. So sehe ich es aber im konkreten Fall nicht mal. Wenn sich die hier geschilderten Situationen aber tatsächlich so zugetragen haben, was ich jetzt einfach mal glaube, hat das schon etwas von Manipulation. Ich kenne es selbst hier von den Mietern, die sich von anderen anstacheln lassen, sich über etwas zu beschweren, was sie selbst nicht mal stört, nur des Miteinanders wegen, weil man sonst im Haus schnell als "schwarzes Schaf" gilt. Hier muss man schon etwas differenzieren, denke ich. Jeden Beschwerdeführer im Fall Sonntagstraße als undemokratisch zu verurteilen ist aber ebenso falsch. Genau so, wie alle Argumente nur auf die resultierende Parkplatzknappheit zu reduzieren und andere Argumente gar nicht zuzulassen. "Die 21 tötet unsere Kinder" ist zwar völlig jenseits von Gut und Böse, ein schweres Schienenfahrzeug mit entsprechenden Bremswegen birgt aber eben tatsächlich auch zusätzliche Gefahren, die man dann auch nicht einfach so unter den Teppich kehren kann. Da ich selbst mal in dem Kiez gewohnt habe weiß ich, dass Parkplätze ein großes Thema sind, Lärm und Sicherheitsargumente aber eben auch nicht vorgeschoben. Viele haben da eben tatsächlich Angst um die Kinder. Ob das rational ist oder nicht steht auf einem anderen Blatt. Aber das Argument ist nicht vorgeschoben. Diese Argumentation, dass am Ende doch eigentlich alles nur um Autos und Parkplätze geht, ist einfach auch nicht richtig. Auch das ist ein sturer, festgebrannter Gedankengang, der zur Spaltung beiträgt. Diese ständigen Feindbilder von allen Seiten nerven mich.



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.08.2019 01:12 von Railroader.
Anonymer Benutzer
Re: Straßenbahn zum Ostkreuz
16.08.2019 23:57
Zitat
GraphXBerlin

Bzgl. des Themas bin ich schlicht der Meinung, dass der Senat und die BVG einfach ihre Linien dort bauen sollen wo es nötig ist. Punkt.

So macht man es bei den Kommunisten in China und tatsächlich, das Netz wuchs in kurzer Zeit rapide und immer mehr Menschen fahren mit dem ÖPNV. Gibt aber auch ne Kehrseite.
Zitat
Nicolas Jost
Zitat
GraphXBerlin
Bzgl. des Themas bin ich schlicht der Meinung, dass der Senat und die BVG einfach ihre Linien dort bauen sollen wo es nötig ist. Punkt. Es gibt in allen Bereichen immer hundert Einwände. Würde man alle beachten würden wir einen Stillstand haben. Zu viel Bürgerbeteiligung kann auch nicht gesund sein da im Endeffekt jeder emotional nur seine persönliche Meinung vertritt und nicht die der Gruppe. Amen.

Der Senat war auch mal der Meinung, dass Autobahnen quer durch Kreuzberg nötig sind.
Nicht ausgeschlossen ist immer die Verhältnismäßigkeit /Notwendigkeit / der Nutzen.

Eine Straßenbahn nah am Bhf. Ostkreuz anzubinden ist sinnvoll. Andernfalls kann man ja auch der Initiative Dieselbusse vorschlagen. Fakt ist, dass irgendwo an einem der wichtigsten Umsteigepunkte Straßenbahn oder Busse halten müssen. Und dies nicht hunderte Meter entfernt.
Anonymer Benutzer
Re: Straßenbahn zum Ostkreuz
17.08.2019 00:39
Zitat
GraphXBerlin

Dieses aufgeflammte Thema und die Diskussion dazu hat mir zumindest eins gezeigt, dass zu viel Demokratie anscheinend auch behindern und verzögern kann und nur Unmut erzeugt.

Übrigens dazu: Ja, auf jeden Fall, damit hast du recht. Demokratie ist nicht immer nur schön, hat auch nie jemand behauptet. Überlege dir doch mal was passieren würde, wenn wir bei jedem Wehwehchen und Ärgernis demokratische Rechte abschaffen würden. Nach der Meinung einiger Foristen müsste dann das Ausschreibungsrecht weg, das Streikrecht sowieso, Bürgerbeteiligung auch... Alles für das Wohl des Fahrgastes. Wie gehts weiter? Jedes Mal, wenn es irgendwie kompliziert wird und der Schuh drückt, schränken wir weitere Rechte ein? Demokratie nur da, wo es allen gut tut? Ich finde diese Vorstellung beängstigend. Der Senat sollte Personalkapazitäten schaffen, um den von immer mehr Bürgern wahrgenommenen demokratischen Rechten Herr zu werden und keine Bestrebungen haben, diese abzuschaffen.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.08.2019 00:40 von Railroader.
Zitat
Railroader
Zitat
der weiße bim
Jeder, der Maßnahmen/Beschlüsse einer demokratisch zustande gekommenen Regierung nicht unterstützt, nicht freudig umsetzt oder gar aktiv dagegen arbeitet, handelt im Grunde undemokratisch.

Jeden Beschwerdeführer im Fall Sonntagstraße als undemokratisch zu verurteilen ist aber ebenso falsch. Genau so, wie alle Argumente nur auf die resultierende Parkplatzknappheit zu reduzieren und andere Argumente gar nicht zuzulassen.

Sie sind ja auch vorgeschoben:

Zitat
Railroader
"Die 21 tötet unsere Kinder" ist zwar völlig jenseits von Gut und Böse, ein schweres Schienenfahrzeug mit entsprechenden Bremswegen birgt aber eben tatsächlich auch zusätzliche Gefahren, die man dann auch nicht einfach so unter den Teppich kehren kann.

Nur: wenn die Kinder so wichtig wären, würde man einen Verzicht auf den Großteil der Parkplätze fordern. Und eine Durchsetzung der StVO gerade an Kreuzungen, denn Falschparker stellen für querende Kinder, die nicht über ein Auto hinwegsehen können, ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Aber soooo weit geht der Sicherheitswille dann doch nicht.

Zitat
Railroader
Da ich selbst mal in dem Kiez gewohnt habe weiß ich, dass Parkplätze ein großes Thema sind, Lärm und Sicherheitsargumente aber eben auch nicht vorgeschoben. Viele haben da eben tatsächlich Angst um die Kinder. Ob das rational ist oder nicht steht auf einem anderen Blatt. Aber das Argument ist nicht vorgeschoben. Diese Argumentation, dass am Ende doch eigentlich alles nur um Autos und Parkplätze geht, ist einfach auch nicht richtig.

s.o.

Zitat
Railroader
Auch das ist ein sturer, festgebrannter Gedankengang, der zur Spaltung beiträgt. Diese ständigen Feindbilder von allen Seiten nerven mich.

Nun denn: dann lasst uns auf die 21 verzichten - wenn im Gegenzug ein totales Parkverbot entlang der Trasse ausgesprochen wird. Wenn es um Kinder, nicht um Autos geht, und das Kinderargument nicht vorgeschoben ist, dürfte diese Maßnahme doch auf einhellige Zustimmung der besorgten Bürger sorgen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.08.2019 06:56 von def.
Zitat
Railroader
Zitat
GraphXBerlin

Dieses aufgeflammte Thema und die Diskussion dazu hat mir zumindest eins gezeigt, dass zu viel Demokratie anscheinend auch behindern und verzögern kann und nur Unmut erzeugt.

Übrigens dazu: Ja, auf jeden Fall, damit hast du recht. Demokratie ist nicht immer nur schön, hat auch nie jemand behauptet. Überlege dir doch mal was passieren würde, wenn wir bei jedem Wehwehchen und Ärgernis demokratische Rechte abschaffen würden. Nach der Meinung einiger Foristen müsste dann das Ausschreibungsrecht weg, das Streikrecht sowieso, Bürgerbeteiligung auch... Alles für das Wohl des Fahrgastes. Wie gehts weiter? Jedes Mal, wenn es irgendwie kompliziert wird und der Schuh drückt, schränken wir weitere Rechte ein? Demokratie nur da, wo es allen gut tut? Ich finde diese Vorstellung beängstigend. Der Senat sollte Personalkapazitäten schaffen, um den von immer mehr Bürgern wahrgenommenen demokratischen Rechten Herr zu werden und keine Bestrebungen haben, diese abzuschaffen.

Es gab Bürgerbeteiligung. Und einen demokratischen Beschluss. Die NIMBYs aus Friedrichshain verwechseln Bürgerbeteiligung und Demokratie aber mit einer 1:1-Umsetzung ihres persönlichen Willens. In dieser Hinsicht sind sie übrigens gar nicht so weit von den anderen besorgten Bürgern entfernt, die montäglich durch Dresden marschieren.
Zitat
Nemo
Bei diesem Projekt sehe ich eher das Problem dass man die ernsthafte Diskussionen viel zu spät gestartet hat. Zeit fürs Planen und Diskutieren hätte man ja während des gesamten Ostkreuz-Umbaus gehabt und mit der Bestellung des breiten Durchlasses war die Straßenbahn doch auch eigentlich gesetzt dementsprechend hätte man zu diesem Zeitpunkt auch mit der Arbeit an der Realisierung anfangen können.

Der Vorteil einer früheren Planung wäre natürlich gewesen, dass ein Großteil der jetzt Protestierenden beim Beschluss noch in Böblingen gelebt hätte...

Unabhängig davon: ja, die konkrete Planung begann zu spät. Aber dass es eine Straßenbahn geben soll, stand schon über ein Jahrzehnt fest, und ist auch immer mal wieder in der Lokalpresse aufgetaucht. Demokratie ist nicht nur eine Bringpflicht des Staates, sondern auch eine Holpflicht der Bürger. Und dazu gehört m.E., dass jeder Bürger sich über das aktuelle politische Geschehen auf verschiedenen Ebenen informieren muss. Es kann nicht Aufgabe des Staates sein, jeden Bürger an die Hand zu nehmen. (Auf welcher Grundlage treffen solche Bürger eigentlich ihre Wahlentscheidungen, wenn sie noch nicht mal Zeitung lesen? Und Wahlprogramme mutmaßlich auch nicht, nachdem gerade in diesem Viertel just jene Partei besonders stark ist, die sich den Ausbau des Straßenbahnnetzes auf die Fahnen geschrieben hat.)
Zitat
Florian Schulz
Zitat
T6Jagdpilot
Genau. .dann bringts der Lieferdienst.. der dann hier Zielscheibe wird, weil Lieferwagen/Lastenrad oder was auch immer in der zweiten Reihe/aufm Radweg/aufm Gehweg stehen, denn den Platz dafür wird es dann auch nicht mehr geben, wenn man die Schienen für die Bimmel und einen Radweg(vlt. noch mit Pollern abgegrenzt) in die enge Straße hineinpresst...

Die Sonntagstraße ist 22m breit. Die Wühlisch-, Weichsel- und Scharnweberstraße auch. Wie werden dort eigentlich die Läden beliefert?

Viele Grüße
Florian Schulz

Alle Lieferdienste etc stehen auf der Straße herum.....und der restliche Verkehr fährt drumherum.
Da gibts aber auch (noch) keine abgepollerten Radwege....

T6JP
Zitat
Florian Schulz
Zitat
schallundrausch
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T6Jagdpilot
Zitat
VvJ-Ente
Würde dir auch nichts nützen. Auch bei russischen Beleidigungen funktioniert der Meldebutton. Oder muss ich für dich Meldeknopf schreiben?

spakoina notschi! (Foren-Weichware mag keine kyrillischen Buchstaben)

Meldeknopf ist schon richtig.
Würde ich den jedesmal drücken, wenn hier einer mit englischen Brocken um sich wirft, käme ich zu nichts anderem mehr...

T6JP

Dinglisch steht ja nun auch nicht im Widerspruch zu den Forumsstatuten, n'est-ce pas?

Hätte er die von ihm so gern vorgebrachte Lieblingsquelle mal selbst bedient, wüsste er, dass der Whataboutismus "[...] eine oft als unsachlich kritisierte Gesprächstechnik [ist], die unter diesem Namen ursprünglich der Sowjetunion bei ihrem Umgang mit Kritik aus der westlichen Welt als Propagandatechnik vorgehalten wurde." [de.wikipedia.org]

Viele Grüße
Florian Schulz

Nochmals-ich störe mich an diesen Kauderwelschbegriffen in einem DEUTSCHsprachigen Forum genauso,
wie an diesem "hippen" Kauderwelsch was meine eigene Firma für bis dato vollig normale deutsche Redewendungen einsetzt,( samt diesem widerlichen Wort "Tram")
genauso wie an irgendwelcher Werbung die mich mit englisch etc zulabert, aber mir ein deutsches Produkt verkaufen will.
Also egal welches denglische oder was für ein Modebegriff auch immer hier jemand in eine Diskussion reinklatscht,
weil er damit denkt irgendwie zeitgemäß und ohne weiteres auf Beiträge o.ä. eingehen zu wollen, wird sich damit abfinden müssen,
das ich seine Beiträge als genauso unkonstruktiv empfinde wie er meine...

T6JP
Zitat
T6Jagdpilot
Zitat
Florian Schulz
Zitat
T6Jagdpilot
Genau. .dann bringts der Lieferdienst.. der dann hier Zielscheibe wird, weil Lieferwagen/Lastenrad oder was auch immer in der zweiten Reihe/aufm Radweg/aufm Gehweg stehen, denn den Platz dafür wird es dann auch nicht mehr geben, wenn man die Schienen für die Bimmel und einen Radweg(vlt. noch mit Pollern abgegrenzt) in die enge Straße hineinpresst...

Die Sonntagstraße ist 22m breit. Die Wühlisch-, Weichsel- und Scharnweberstraße auch. Wie werden dort eigentlich die Läden beliefert?

Viele Grüße
Florian Schulz

Alle Lieferdienste etc stehen auf der Straße herum.....und der restliche Verkehr fährt drumherum.
Da gibts aber auch (noch) keine abgepollerten Radwege....

T6JP

Es gibt am Ostkreuz auch keine Planung für abgepollerte Radwege. Daher sollte klar sein, wie das zukünftig mit dem Liefern läuft: Auf den Lieferzonen wird geparkt und auf dem Radweg wird geliefert. Und die Radler fahren auf den Schienen oder wie gehabt auf dem Gehweg oder außenrum.

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.08.2019 08:30 von Nemo.
Im Grunde geht es doch gar nicht um rationale Argumente, sondern um ein allgemein psychisches Problem: Egal wie, egal wo: der Mensch neigt einfach dazu, auf dem Status quo zu bestehen und jede Veränderung als einen Angriff auf seine persönliche Situation zu sehen: Flüsse werden in ein Bett gezwängt und dürfen sich nur noch mittels Planfeststellungsbeschluss verändern, obwohl sie dies Millionen von Jahren selbst durften. Die Fichtenmonokultur im Harz muss besser vor dem Borkenkäfer geschützt werden, weil der Wald sonst nicht mehr so schön aufgeräumt aussieht, obwohl die Monokultur bei steigenden Temperaturen und jährlicher Trockenheit jetzt schon nicht mehr überlebensfähig ist und schon deshalb auf einen natürlichen Mischwald umgebaut werden muss.

Neue Strecken wurden früher relativ einfach beschlossen und gebaut (man beachte das DIN-A4 Blatt zum Beschluss der Siemensbahn) und Strecken, die schon seit hundert Jahren liegen, wird jetzt das Bestandsrecht abgestritten, weil sie nicht nach heutigem Planungsrecht beschlossen wurden, obwohl die Dörfer erst durch die Bahn entstanden sind.
Es ist ja auch häufig so, dass Menschen zunächst gegen Veränderungen sind und nachher, wenn es gegen ihren Willen umgesetzt wurde, "es schon immer befürwortet haben" und dann zu den häufigsten Nutzern zählen.

Was man hat und kennt, fürchtet man nicht. Man weiß aber nicht, was kommt und versucht es allein deshalb zu verhindern, weil es ja ungünstiger werden könnte. Daher resultieren auch diese Argumente: "Die Tram fährt unsere Kinder tot". Es ist einfach die z.T. rationale Angst, dass es zu einem Tramunfall kommen könnte. Das es genauso zu einem Autounfall kommen kann, der dazu noch viel wahrscheinlicher ist, wird jedoch ausgeblendet, da man gelernt hat, dass es eben praktisch kaum vorkommt.
Obwohl man also viel mehr Angst vor den Autos im Kiez haben müsste, wird diese Gefahrenquelle viel geringer eingeschätzt, als die Gefahrenquelle Tram, obwohl sich dadurch vermutlich tatsächlich einige Autos oder Fahrräder von den Straßen holen ließen und so die Gefahr eines Autounfalls - wenn nicht hier, dann aber woanders - reduzieren würde.
Im Gegensatz dazu wird aber durch den fehlenden Stellplatz für das eigene Auto der eigene Status angegriffen. Denn nun müsste man ja bei Parkplatzmangel weiter laufen, was eben ein Angriff auf den eigenen Status darstellt.

Im Grunde könnte man das Parkproblem auch folgendermaßen hinterfragen: Wer gibt den Autofahrern eigentlich das Recht, das in Gemeinschaftseigentum befindliche Straßenland für ihre individuellen Zwecke zu annektieren? In einer ETW-Anlage darf ich das Gemeinschaftseigentum auch nicht für meine individuellen Zwecke missbrauchen. Warum also hier? Das Problem wäre in der Tat ganz schnell gelöst, wenn man diese Zweckentfremdung "Eine Straße ist kein Parkplatz" im Innenring verbieten würde. Oder zumindest kostenpflichtig machen würde: Jeder kann sich dann einen Parkplatz mieten. Dann bräuchte man auch keine Anwohnerparkausweise, sondern bekäme einen individuellen Stellplatz zugewiesen. Der Stellplatz müsste dann aber auch mal mindestens 1000€ im Jahr kosten. Und wenn gerade keiner frei ist, ist eben keiner frei und man muss so lange auf den Stellplatz vor der Tür verzichten oder sich einen in einem Parkhaus suchen, bis einer vor der Tür frei wird. Das Problem wird man aber immer haben, so lange jeder das Recht hat, sein Auto auf öffentlichem Straßenland abstellen zu dürfen und es dadurch mehr Autos als zur Verfügung stehende Fläche gibt.
Wenn man dann noch dem Staat das Sonderkündigungsrecht gibt, den Parkplatz bei Umgestaltung des öffentlichen Raums ersatzlos wegfallen zu lassen, da der Platz ja weiterhin der Allgemeinheit gehört, muss sich der Mieter eben einen anderen Platz suchen, den er dann individuell nutzen kann.
Danke def und DerMichael.

+1
Zitat
Railroader
Zitat
GraphXBerlin

Dieses aufgeflammte Thema und die Diskussion dazu hat mir zumindest eins gezeigt, dass zu viel Demokratie anscheinend auch behindern und verzögern kann und nur Unmut erzeugt.

[…] Demokratie ist nicht immer nur schön, hat auch nie jemand behauptet. Überlege dir doch mal was passieren würde, wenn wir bei jedem Wehwehchen und Ärgernis demokratische Rechte abschaffen würden. Nach der Meinung einiger Foristen müsste dann das Ausschreibungsrecht weg, das Streikrecht sowieso, Bürgerbeteiligung auch... Alles für das Wohl des Fahrgastes. Wie gehts weiter? Jedes Mal, wenn es irgendwie kompliziert wird und der Schuh drückt, schränken wir weitere Rechte ein? Demokratie nur da, wo es allen gut tut? Ich finde diese Vorstellung beängstigend. Der Senat sollte Personalkapazitäten schaffen, um den von immer mehr Bürgern wahrgenommenen demokratischen Rechten Herr zu werden und keine Bestrebungen haben, diese abzuschaffen.

+1
Es geht doch darum, daß die Tram 21 von der Boxhagener Straße in die Sonntagstraße verlegt wird.

D.h. der eine wird entlastet und der andere belastet. Die Belastung des gesamten Viertels wird nur verlagert, bleibt sich aber in der Summe weitgehend gleich (obwohl die Strecke durch die Sonntagstraße ein klein wenig kürzer zu sein scheint). Wenn die Belastung durch eine Tram in der Sonntagstraße unzumutbar ist, dann doch auch für die in der Boxhagener. Da kann man doch nicht sagen, daß die einen bessere Menschen sind, die höhere Rechte haben als die anderen.

Wenn die Betroffenen darüber abstimmen, dann doch nur die Anlieger beider Straßen, nicht nur der einen. Oder der gesamte Kiez. Oder die gesamte Stadt.

Es geht ja nicht um eine isolierte Änderung, die nur die Sonntagstraße betrifft, sondern um eine Verkehrsanlage, die der gesamten Stadt dient.

Demokratie ist nicht die Durchsetzung von Partikular-Interessen einer kleinen Minderheit gegen die große Mehrheit, sondern das Mehrheitsprinzip.


immer noch keine richtige sig



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.08.2019 10:58 von L.Willms.
Anonymer Benutzer
Re: Straßenbahn zum Ostkreuz
17.08.2019 11:18
Zitat
def


Nur: wenn die Kinder so wichtig wären, würde man einen Verzicht auf den Großteil der Parkplätze fordern. Und eine Durchsetzung der StVO gerade an Kreuzungen, denn Falschparker stellen für querende Kinder, die nicht über ein Auto hinwegsehen können, ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Aber soooo weit geht der Sicherheitswille dann doch nicht.

Vermutlich deshalb, weil die Gefahr als solche nicht wahrgenommen wird. Die Ängste vor Straßenbahnen gab es auch, als diese über den Alexanderplatz fahren sollte. Soweit ich mich erinnere hauptsächlich nicht von Autofahrern. Natürlich stehen solche Ängste nicht wirklich im Verhältnis zum Nutzen, aber sie sind eben nicht immer gleich vorgeschoben. Der Weg mit dem Auto zum Flughafen ist auch gefährlicher als das Fliegen selbst, dennoch haben mehr Menschen Angst vor dem Flug. Daher ist es schon wichtig, den Menschen auch zuzuhören und ihnen die Sorgen so gut es geht zu nehmen, statt ihnen gleich irgendwas zu unterstellen.
Anonymer Benutzer
Re: Straßenbahn zum Ostkreuz
17.08.2019 12:23
Zitat
DerMichael


Was man hat und kennt, fürchtet man nicht. Man weiß aber nicht, was kommt und versucht es allein deshalb zu verhindern, weil es ja ungünstiger werden könnte. Daher resultieren auch diese Argumente: "Die Tram fährt unsere Kinder tot". Es ist einfach die z.T. rationale Angst, dass es zu einem Tramunfall kommen könnte. Das es genauso zu einem Autounfall kommen kann, der dazu noch viel wahrscheinlicher ist, wird jedoch ausgeblendet, da man gelernt hat, dass es eben praktisch kaum vorkommt.
Obwohl man also viel mehr Angst vor den Autos im Kiez haben müsste, wird diese Gefahrenquelle viel geringer eingeschätzt, als die Gefahrenquelle Tram, obwohl sich dadurch vermutlich tatsächlich einige Autos oder Fahrräder von den Straßen holen ließen und so die Gefahr eines Autounfalls - wenn nicht hier, dann aber woanders - reduzieren würde.
Im Gegensatz dazu wird aber durch den fehlenden Stellplatz für das eigene Auto der eigene Status angegriffen. Denn nun müsste man ja bei Parkplatzmangel weiter laufen, was eben ein Angriff auf den eigenen Status darstellt.

Sehr schön formuliert.
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