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Jay
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dubito ergo sum
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Jay
Die Kreuzung wäre eigentlich auch ideal für die Diagonalfreigabe geeignet, wie sie ein paar Meter weiter an der Kochstraße als Muster umgesetzt wurde.
Bitte? Dort geht kaum einer diagonal über die Kreuzung. Stattdessen stauen sich die Fahrgäste im U-Bahnhof, auf der schmalen Treppe und der lächerlich winzigen Fußgängerinsel, weil es parallel zur Kochstr.-Phase kein Grün für Fußgänger mehr gibt.
[…]
Die Räumzeit läuft ab dem Zeitpunkt, ab dem die Fußgängerampel auf Rot schaltet und wird immer(!) für die komplette Querung der Furt berechnet.
Bei simultaner Signalisierung von einer durch Mittelinsel geteilter Furt an einem KP-Arm soll die Freigabezeit mindestens bis zu Mitte der zweiten Richtungsfahrbahn reichen (S. 17 RiLSA 2010). Bei sonstigen Furten bis zur Mitte der Richtungsfahrbahn (S. 23 RiLSA). Die Räumzeit muss aber soweit ich informiert bin nur von/bis zur Mittelinsel berechnet werden.
In diesem Fall wäre für die Freigabezeit ein Weg von 12 Metern (Furt mit Mittelinsel) und für die Räumzeiten die anderen Furten ohne Mittelinsel mit ca. 13 Metern relevant. Das ergibt eine Zeit, bis die Fahrzeuge an der Konfliktfläche ankommen können, von etwa 21 Sekunden. Da muss man schon sofort bei grün auf dem direkten Weg den Knotenpunkt zügig und auch wirklich diagonal passieren (ca. 24m), dass man das schafft. Und man muss auch wissen, dass man noch 10 Sekunden hat, wenn es rot wird.
Wenn man die Schaltung nicht gerade kennt, wird man wohl eher "über Eck" laufen. Dann hat man einen Weg von 36 Metern. Funktioniert nur, wenn man rennt und der erste ist. Damit das bequem geht, bräuchte man also eine Freigabezeit für Fußgänger von wenigstens 30 Sekunden, bei Andrang und herumstehenden Touristen eher mehr.
Wenn wir aber mal diese 30 Sekunden mal nehmen und dazu mal zur Vereinfachung annehmen, dass die Zwischenzeiten zwischen dem Kfz-Verkehr und vor der Fußgängerphase jeweils 6 Sekunden betragen und die Nebenrichtung mindestens eine Freigabe von 14 Sekunden braucht, würden dann bei einer Umlaufzeit von (eher schon langen) 80 Sekunden noch 24 Sekunden für die Friedrichstraße übrig bleiben. Klingt eher nach einer Sportwagen-Schaltung.
Dazu kommt, dass die Wartezeit für Fußgänger in diesem Fall bis zu einer Minute betragen kann, wenn sich gerade zum Ende der Freigabezeit (und zu Beginn der Räumzeit) ankommen. Mit einer klassischen Zwei-Phasen-Steuerung hätte man weniger Sperrzeiten für Fußgänger und den Verkehr auf der Fahrbahn und geringere Wartezeiten. Wenn man die 80 Sekunden zwischen Haupt- und Nebenrichtung zu 40/28 Sekunden aufteilen würde (Fußgänger müssten dann 6 Sekunden vor Ende der Freigabe des Fahrzeugverkehrs gesperrt werden), hätten wir Höchstwartezeiten von 52 Sekunden für die Querung der Friedrichstr. und 40 Sekunden für die Kochstraße. Zudem kann ich den Knotenpunkt mehr oder weniger in einem Zug queren oder mit geringen Wartezeiten queren, da ich in der jeweils nächsten Phase über den benachbarten Arm gehen kann.
Zudem soll das Verfahren "Diagonalgrün" nur angewandt werden bei starkem Fußgängerverkehr und schwachem Kraftverkehr. Da die Friedrichstraße eher stärker befahren ist, würde ich das Verfahren dort als ungeeignet betrachten. Da man eine dritte Phase braucht, steigen die Zwischenzeiten und die Wartezeiten für alle Verkehrsteilnehmer. Insbesondere für Fußgänger, weil deren Freigabezeitanteil am stärksten sinkt.
Ich erkenne deshalb wenig Vorteile an dem Verfahren, außer für Insider, die wissen, dass sie jetzt losrennen können, wenn grün ist.
Aber zur Verkehrssituation und städtebaulichen Gestaltung der Friedrichstraße kann man sicher ein eigenes Thema eröffnen. ;)