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Straßenbahn zum Hermannplatz
geschrieben von Latschenkiefer 
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Nemo
"Gegenwärtig befindet sich der Ausbau der bestehenden eingleisigen Kehranlage am S+U-Bahn-hof Warschauer Straße zu einer provisorischen zweigleisigen Anlage in Planung. Nach aktuellem Planungsstand soll sie - zusammen mit dem Verlängerungsabschnitt am anderen Ende der Linie M10 vom Hauptbahnhof zum U-Bahnhof Turmstraße - bis zum Jahr 2023 in Betrieb gehen und mit der Neubaustrecke zum Hermannplatz wieder überplant werden.
Gleichzeitig soll die Umstiegssituation der Linie M13 zur den U-Bahnlinien U1 und U3 verbessert werden. Die Linie soll bis zum U-Bahnhof Warschauer Straße verkehren, wozu die Errichtung einer Kehranlage in der Mühlenstraße erforderlich wird. Perspektivisch soll dieser Streckenab-zweig in die Mühlenstraße in Richtung Ostbahnhof verlängerbar sein."

Da stehen ja noch ein paar interessante Dinge drin: Man möchte also bis 2023 noch für eine paar Jahre eine zweigleisige Kehranlage errichten. Ist ja grundsätzlich sinnvoll, allerdings denke ich, dass man den heutigen Zustand auch noch die paar Jahr(zehnt)e aushalten könnte.

Es kommt zwar gut zwanzig Jahre zu spät, aber besser spät als nie. Ich hoffe, dass man diese Art von Pragmatismus künftiger häufiger zeigt und kleine, wirksame Maßnahmen schneller umsetzt, statt auf eine große Lösung zu warten - auch auf die Gefahr hin, dass es am gleichen Ort mehrere Umbauten innerhalb weniger Jahre gibt.
Mobilitätsforscher Andreas Knie polemisierte übrigens in der Berliner Zeitung vom 02.12.21 gegen die Straßenbahnplanung zum Hermannplatz: "Auch ein Teil der Straßenbahnprojekte, die der Koalitionsvertrag auflistet, werde nicht benötigt, ergänzte der Wissenschaftler. „Ein Beispiel ist die geplante Strecke von der Warschauer Straße durch Kreuzberg zum Hermannplatz. Als Vorhaben, das schon zu Beginn der 1930er-Jahre erwogen wurde, ist es ein weiteres Beispiel für die alten Projekte, die von der Koalition jetzt aufgewärmt werden.“"
[www.berliner-zeitung.de] (Bezahlschranke)
Zitat
phönix
Mobilitätsforscher Andreas Knie polemisierte übrigens in der Berliner Zeitung vom 02.12.21 gegen die Straßenbahnplanung zum Hermannplatz: "Auch ein Teil der Straßenbahnprojekte, die der Koalitionsvertrag auflistet, werde nicht benötigt, ergänzte der Wissenschaftler. „Ein Beispiel ist die geplante Strecke von der Warschauer Straße durch Kreuzberg zum Hermannplatz. Als Vorhaben, das schon zu Beginn der 1930er-Jahre erwogen wurde, ist es ein weiteres Beispiel für die alten Projekte, die von der Koalition jetzt aufgewärmt werden.“"
[www.berliner-zeitung.de] (Bezahlschranke)

Ja, das habe ich auch gelesen, aber nicht verbreitet, weil sich Knie hier im Grunde selbst disqualifiziert. Bei der Wiederaufnahme des Trambetriebs zwischen Warschauer Straße und Hermannplatz geht es um die Schließung einer seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bestehenden Angebotslücke im Oberflächenverkehrsnetz der BVG.

Dies nicht zu sehen, spricht nicht für Knie,

Marienfelde.
Den Knie nimmt doch sowieso niemand ernst...
Zitat
Marienfelde
Ja, das habe ich auch gelesen, aber nicht verbreitet, weil sich Knie hier im Grunde selbst disqualifiziert.

Der hat sich schon seit Jahren mit dem Argument "In den ÖPNV wurden Milliarden investiert, ohne dass sein Anteil am Modal Split gestiegen ist". Ja, klar, in den MIV wurden ja auch Milliarden investiert - entweder man vergleicht absolute Zahlen oder relative (den Modal Split).
Zitat
def
Zitat
Marienfelde
Ja, das habe ich auch gelesen, aber nicht verbreitet, weil sich Knie hier im Grunde selbst disqualifiziert.

Der hat sich schon seit Jahren mit dem Argument "In den ÖPNV wurden Milliarden investiert, ohne dass sein Anteil am Modal Split gestiegen ist". Ja, klar, in den MIV wurden ja auch Milliarden investiert - entweder man vergleicht absolute Zahlen oder relative (den Modal Split).

Dann ist seine Aussage doch nicht falsch.

*******
Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.
Stimmt, das war zu kurz formuliert. Er hat darauf einen Beitrag aufgebaut, demzufolge Investitionen in den ÖPNV eh nichts nutzen, weil die Leute halt lieber Auto fahren (und dann kam das übliche Blabla von flexiblen ÖV-Lösungen) - und diese Schlussfolgerung ist dann doch ziemlich gewagt. Die Frage wäre, wie der Modal Split aussehen würde, wenn man nur in den ÖV Milliarden investiert und sich bei MIV-Infrastruktur auf Instandhaltung beschränkt hätte.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 16.12.2021 17:18 von def.
Zitat
def
Stimmt, das war zu kurz formuliert. Er hat darauf einen Beitrag aufgebaut, demzufolge Investitionen in den ÖPNV eh nichts nutzen, weil die Leute halt lieber Auto fahren (und dann kam das übliche Blabla von flexiblen ÖV-Lösungen) - und diese Schlussfolgerung ist dann doch ziemlich gewagt. Die Frage wäre, wie der Modal Split aussehen würde, wenn man nur in den ÖV Milliarden investiert und sich bei MIV-Infrastruktur auf Instandhaltung beschränkt hätte.

Man könnte ja auch schreiben, dass es trotz Millardeninvests in den MIV immer noch Stau gibt (oder gerade deswegen?) und daher Investitionen in den MIV nichts nutzen...

Bei dieser Strecke sehe ich die Konkurrenz aber eher beim Fahrrad und diesen neuen elektrischen Gehwegterrorisierern. Fürs Auto wirkt die Straßenbahn hier in Form der Parkplatzwegnahme. Allerdings spielt das Auto in dieser Gegend beim Modalsplit eine wesentlich geringere Rolle als beim Flächenverbrauch.

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 16.12.2021 17:36 von Nemo.
Zitat
Marienfelde
Zitat
phönix
Mobilitätsforscher Andreas Knie polemisierte übrigens in der Berliner Zeitung vom 02.12.21 gegen die Straßenbahnplanung zum Hermannplatz: "Auch ein Teil der Straßenbahnprojekte, die der Koalitionsvertrag auflistet, werde nicht benötigt, ergänzte der Wissenschaftler. „Ein Beispiel ist die geplante Strecke von der Warschauer Straße durch Kreuzberg zum Hermannplatz. Als Vorhaben, das schon zu Beginn der 1930er-Jahre erwogen wurde, ist es ein weiteres Beispiel für die alten Projekte, die von der Koalition jetzt aufgewärmt werden.“"
[www.berliner-zeitung.de] (Bezahlschranke)

Ja, das habe ich auch gelesen, aber nicht verbreitet, weil sich Knie hier im Grunde selbst disqualifiziert. Bei der Wiederaufnahme des Trambetriebs zwischen Warschauer Straße und Hermannplatz geht es um die Schließung einer seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bestehenden Angebotslücke im Oberflächenverkehrsnetz der BVG.

Dies nicht zu sehen, spricht nicht für Knie,

Marienfelde.

Dieser Hr. Knie sollte vielleicht auch einfach mal einen Blick in alte Stadtpläne werfen. Da wäre ihm aufgefallen das es lediglich auf der Glogauer Straße zwischen Reichenberger und Wiener Straße niemals eine Straßenbahnstrecke gab. Die Querung Görlitzer Bahnhof ignoriere ich jetzt mal, dieser wurde damals einfach östlich umfahren.
Aber die Berliner Zeitung hat es nicht so mit dem ÖPNV, bei denen wundert mich nichts mehr.
Zitat
ECG7C
Aber die Berliner Zeitung hat es nicht so mit dem ÖPNV, bei denen wundert mich nichts mehr.

Sowohl die Berliner Zeitung mit Peter Neumann als auch der Tagesspiegel mit dem früheren Redakteur Kurbjuweit und dem jetzigen Redakteur Hasselmann bringen nach meiner Meinung eine gute Arbeit, wenngleich ich mir manchmal größere Genauigkeit, mehr Recherche oder mehr Wissen über Zusammenhänge wünschen würde. Dabei ist insbesondere zu berücksichtigen, dass die Redakteure eben Journalisten sind und keine gleichzeitig voll ausgebildeten Straßenbahnfahrer, Verkehrsplaner, Ingenieure, Betriebswirtschaftler, Schlosser oder Elektroniker. Wer hier ein Mehr an Fachwissen fordert, muss dafür sorgen, dass die Zeitungen sehr deutlich mehr gekauft werden, dann kann sich die Berliner Zeitung auf den zusätzlichen Einkauf von Fachleuten zu Fachfragen leisten. Vergiss bitte nicht, dass die Zeitungen mit den niedrigen Auflagen auch ohne Einkauf von Fachleuten zu jedem beliebigen Thema gerade so überleben.
Du könntest natürlich auch für dich beschließen, dass Du wegen fehlender 100-prozentige Genauigkeit im Verkehrsbereich auf die Artikel der Zeitungen verzichtest, brauchst Dich aber nicht zu wundern, wenn es dann in absehbarer Zeit überhaupt keine Artikel mehr gibt, weil die Zeitung eingestellt wird...

Mit besten Grüßen

phönix



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 16.12.2021 18:31 von phönix.
Zitat
Logital
Zitat
def
Zitat
Marienfelde
Ja, das habe ich auch gelesen, aber nicht verbreitet, weil sich Knie hier im Grunde selbst disqualifiziert.

Der hat sich schon seit Jahren mit dem Argument "In den ÖPNV wurden Milliarden investiert, ohne dass sein Anteil am Modal Split gestiegen ist". Ja, klar, in den MIV wurden ja auch Milliarden investiert - entweder man vergleicht absolute Zahlen oder relative (den Modal Split).

Dann ist seine Aussage doch nicht falsch.

Ganz richtig ist sie jedenfalls auch nicht, weil der bundesweite Anteil des ÖV an den Pkm vor der Pandemie von zwischenzeitlich 14 auf 19 % gestiegen war. Man mag diesen Zuwachs - gemessen am Aufwand für den ÖV - für zu gering halten. Das Argument von def (große Parallelinvestitionen in den MIV) muß aber auch gesehen werden.

Außerdem: Der ÖV steht in gewissem Sinn für einen Verlust an Souveränität: Der Fahrgast hat sich in der Regel nach von anderen gemachten Fahrplänen, Linienführungen, Anschlußgestaltungen usw. zu richten. Die Freiheit, an einem schönen Sommermorgen um 3 Uhr an einen See in Brandenburg zu fahren, um den Sonnenaufgang zu betrachten, wird der ÖV wohl niemals bieten können.

Der ÖV steht für einen verantwortlichen Umgang des Menschen mit seiner Umwelt, aber er ist dennoch nicht sonderlich beliebt, was seine Förderung nicht einfacher macht. Hier wären wir wieder bei der Wiederaufnahme des Straßenbahnbetriebs zwischen Warschauer Straße und Hermannplatz, mit der der ÖV in dichten Innenstadtquartieren an Attraktivität gewinnen wird. Er wird hier Fahrgäste gewinnen,

Marienfelde.
Zitat
Marienfelde
Außerdem: Der ÖV steht in gewissem Sinn für einen Verlust an Souveränität: Der Fahrgast hat sich in der Regel nach von anderen gemachten Fahrplänen, Linienführungen, Anschlußgestaltungen usw. zu richten. Die Freiheit, an einem schönen Sommermorgen um 3 Uhr an einen See in Brandenburg zu fahren, um den Sonnenaufgang zu betrachten, wird der ÖV wohl niemals bieten können.

Naja, kommt drauf an: dafür hat man halt das Auto als Klotz am Bein, um das man sich ja auch kümmern muss. Und ich finde es beim Spaziergehen/Wandern eigentlich ganz angenehm, mich treiben lassen zu können, ohne zum Startpunkt zurück zu müssen.
Zitat
def
Zitat
Marienfelde
Außerdem: Der ÖV steht in gewissem Sinn für einen Verlust an Souveränität: Der Fahrgast hat sich in der Regel nach von anderen gemachten Fahrplänen, Linienführungen, Anschlußgestaltungen usw. zu richten. Die Freiheit, an einem schönen Sommermorgen um 3 Uhr an einen See in Brandenburg zu fahren, um den Sonnenaufgang zu betrachten, wird der ÖV wohl niemals bieten können.

Naja, kommt drauf an: dafür hat man halt das Auto als Klotz am Bein, um das man sich ja auch kümmern muss. Und ich finde es beim Spaziergehen/Wandern eigentlich ganz angenehm, mich treiben lassen zu können, ohne zum Startpunkt zurück zu müssen.

Das sehe ich ganz genauso. Zum Startpunkt zurückzumüssen, finde ich bei einer Wanderung ausgesprochen öde. Und lustigerweise macht das kaum jemand bei ner "richtigen" Wanderung. Man kann beim Wandern wunderbar sehen, wie sich im 1km Umkreis um einen Parkplatz eine Völkerwanderung entwickelt, danach hat man wieder Ruhe.

Und übermüdet nachts um 3 Autofahren zu müssen? Sorry.
Ansonsten, zumindest am Wochende geht das. 2.44 -> Brandenburg (Havel). Entweder dann mit dem Rad zum Plauer See oder man muss leider 40 Minuten warten, bis ein Zug nach Kirchmöser fährt. Oder 2.46 -> Wünsdorf (Rangsdorfer See, Wünsdorfer See). Man müsste dann freilich noch für den Sonnenaufgang auf die andere Seeseite, ist aber machbar. Ansonsten hat man auch in Berlin schöne Seen, wo man einfach per Nachtbus, am Wochenende auch per S-Bahn hinkommt (dann kommen auch Erkner oder Potsdam hinzu, oder der Grabowsee bei Oranienburg). Und um die Zeit wird's selbst am Müggelsee herrlich einsam sein.
Zitat
phönix
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ECG7C
Aber die Berliner Zeitung hat es nicht so mit dem ÖPNV, bei denen wundert mich nichts mehr.

Sowohl die Berliner Zeitung mit Peter Neumann als auch der Tagesspiegel mit dem früheren Redakteur Kurbjuweit und dem jetzigen Redakteur Hasselmann bringen nach meiner Meinung eine gute Arbeit, wenngleich ich mir manchmal größere Genauigkeit, mehr Recherche oder mehr Wissen über Zusammenhänge wünschen würde. Dabei ist insbesondere zu berücksichtigen, dass die Redakteure eben Journalisten sind und keine gleichzeitig voll ausgebildeten Straßenbahnfahrer, Verkehrsplaner, Ingenieure, Betriebswirtschaftler, Schlosser oder Elektroniker. Wer hier ein Mehr an Fachwissen fordert, muss dafür sorgen, dass die Zeitungen sehr deutlich mehr gekauft werden, dann kann sich die Berliner Zeitung auf den zusätzlichen Einkauf von Fachleuten zu Fachfragen leisten. Vergiss bitte nicht, dass die Zeitungen mit den niedrigen Auflagen auch ohne Einkauf von Fachleuten zu jedem beliebigen Thema gerade so überleben.

Deiner Einschätzung und Darstellung kann ich nur teilweise zustimmen. Meine Kritik bezog sich nicht auf Berliner Zeitungen sondern konkret auf die Berliner Zeitung. Zum Handwerk und zur Vorgehensweise eines Journalisten gehört neben klassischer Recherche auch Fragen zu stellen um Antworten zu erhalten. Das sehe ich insbesondere in den Artikeln der Berliner Zeitung als nicht gegeben und kritisiere ich somit.
Zitat
Global Fisch
Zitat
def
Zitat
Marienfelde
Außerdem: Der ÖV steht in gewissem Sinn für einen Verlust an Souveränität: Der Fahrgast hat sich in der Regel nach von anderen gemachten Fahrplänen, Linienführungen, Anschlußgestaltungen usw. zu richten. Die Freiheit, an einem schönen Sommermorgen um 3 Uhr an einen See in Brandenburg zu fahren, um den Sonnenaufgang zu betrachten, wird der ÖV wohl niemals bieten können.

Naja, kommt drauf an: dafür hat man halt das Auto als Klotz am Bein, um das man sich ja auch kümmern muss. Und ich finde es beim Spaziergehen/Wandern eigentlich ganz angenehm, mich treiben lassen zu können, ohne zum Startpunkt zurück zu müssen.

Das sehe ich ganz genauso. Zum Startpunkt zurückzumüssen, finde ich bei einer Wanderung ausgesprochen öde. Und lustigerweise macht das kaum jemand bei ner "richtigen" Wanderung. Man kann beim Wandern wunderbar sehen, wie sich im 1km Umkreis um einen Parkplatz eine Völkerwanderung entwickelt, danach hat man wieder Ruhe.

Und übermüdet nachts um 3 Autofahren zu müssen? Sorry.
Ansonsten, zumindest am Wochende geht das. 2.44 -> Brandenburg (Havel). Entweder dann mit dem Rad zum Plauer See oder man muss leider 40 Minuten warten, bis ein Zug nach Kirchmöser fährt. Oder 2.46 -> Wünsdorf (Rangsdorfer See, Wünsdorfer See). Man müsste dann freilich noch für den Sonnenaufgang auf die andere Seeseite, ist aber machbar. Ansonsten hat man auch in Berlin schöne Seen, wo man einfach per Nachtbus, am Wochenende auch per S-Bahn hinkommt (dann kommen auch Erkner oder Potsdam hinzu, oder der Grabowsee bei Oranienburg). Und um die Zeit wird's selbst am Müggelsee herrlich einsam sein.

Nein. Auf Tatsache A ("Freiheitsverlust durch Abhängigkeit von Fahrplänen usw.") antwortet Ihr mit Tatsache B ("Freiheitsverlust durch stets erforderliche Rückkehr zum goldenen Kalb, dem eigenen PKW"), die ich überhaupt nicht bestreite, aber an Tatsache A nichts ändert.

Die teilweise recht guten Angebote im Wochenendnachtverkehr sind mir natürlich bekannt; sie relativieren meine Aussage aber nur etwas: Bei einer kleinen Verspätung ist der Zug evtl. abgefahren - beim eigenen PKW gibt man einfach ein wenig mehr Gas (oder Strom?). Mit dem eigenen PKW entfällt die Bindung an irgendeinen Fahrplan, über den man sich vorab informieren muß - einfach volltanken (oder laden) und losfahren.

Nach allen Umfragen, die ich kenne, ist der ÖV in schöner Regelmäßigkeit die unbeliebteste Art der Fortbewegung in unserem Land, um diese Feststellung ging es mir eigentlich nur. Eine wirkliche Lösung für dieses Problem kann ich nicht erkennen - allerdings ist es mit Sicherheit nicht verkehrt, eine ÖV-Angebotslücke wie die hier thematisierte zu schließen,

Marienfelde.
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phönix
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ECG7C
Aber die Berliner Zeitung hat es nicht so mit dem ÖPNV, bei denen wundert mich nichts mehr.

Sowohl die Berliner Zeitung mit Peter Neumann als auch der Tagesspiegel mit dem früheren Redakteur Kurbjuweit und dem jetzigen Redakteur Hasselmann bringen nach meiner Meinung eine gute Arbeit, wenngleich ich mir manchmal größere Genauigkeit, mehr Recherche oder mehr Wissen über Zusammenhänge wünschen würde. Dabei ist insbesondere zu berücksichtigen, dass die Redakteure eben Journalisten sind und keine gleichzeitig voll ausgebildeten Straßenbahnfahrer, Verkehrsplaner, Ingenieure, Betriebswirtschaftler, Schlosser oder Elektroniker. Wer hier ein Mehr an Fachwissen fordert, muss dafür sorgen, dass die Zeitungen sehr deutlich mehr gekauft werden, dann kann sich die Berliner Zeitung auf den zusätzlichen Einkauf von Fachleuten zu Fachfragen leisten. Vergiss bitte nicht, dass die Zeitungen mit den niedrigen Auflagen auch ohne Einkauf von Fachleuten zu jedem beliebigen Thema gerade so überleben.

Deiner Einschätzung und Darstellung kann ich nur teilweise zustimmen. Meine Kritik bezog sich nicht auf Berliner Zeitungen sondern konkret auf die Berliner Zeitung. Zum Handwerk und zur Vorgehensweise eines Journalisten gehört neben klassischer Recherche auch Fragen zu stellen um Antworten zu erhalten. Das sehe ich insbesondere in den Artikeln der Berliner Zeitung als nicht gegeben und kritisiere ich somit.

Blöderweise habe ich die gedruckte Ausgabe auch schon entsorgt, kann das Interview (?) mit Knie oder das Zitat also nicht mehr nachlesen. Ich bin seit Jahrzehnten Abonnent der Berliner Zeitung und halte Peter Neumann für einen ausgewiesenen "Schreiber für die Öffis". Außerdem gibt es natürlich immer ein Spannungsverhältnis zwischen Information und Meinung. Vielleicht fehlte in diesem Fall eine kritische Nachfrage an Knie, aber seis drum.

Gelegentlich äußert Peter Neumann seine Meinung ja auch in einem Kommentar, z.B. hier mit dem Fazit: "Berlin braucht keine Seilbahnen.": [www.berliner-zeitung.de]
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Marienfelde

Ganz richtig ist sie jedenfalls auch nicht, weil der bundesweite Anteil des ÖV an den Pkm vor der Pandemie von zwischenzeitlich 14 auf 19 % gestiegen war. Man mag diesen Zuwachs - gemessen am Aufwand für den ÖV - für zu gering halten. Das Argument von def (große Parallelinvestitionen in den MIV) muß aber auch gesehen werden.

Ja unter ganz bestimmten Randbedingungen. Schaust man sich den Anteil der Wege an blieb der Modal Split gleich.
Und selbst bei der Verkehrsleistung hat sich beim öpnv Anteil kaum was getan. Von 2008 18% auf 2017 mit 19%. Während das Auto stets über 70% blieb.

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Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 16.12.2021 21:39 von Logital.
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Marienfelde

Nein. Auf Tatsache A ("Freiheitsverlust durch Abhängigkeit von Fahrplänen usw.") antwortet Ihr mit Tatsache B ("Freiheitsverlust durch stets erforderliche Rückkehr zum goldenen Kalb, dem eigenen PKW"), die ich überhaupt nicht bestreite, aber an Tatsache A nichts ändert.

Wir sind nicht im Grundsatz verschiedener Meinung. Nur finde ich, taugt gerade dieses von dir genannte Beispiel wenig als Argument. Das ist einer der Fälle, wo ich nun wirklich (natürlich subjektiv) keine Vorteile für das Auto sehe. Da gibt es für mich bessere Beispiele.

Was mich betrifft, halte ich die Kombination ÖPNV und Fahrrad für mich für durchaus für meine Reisebedürfnisse völlig adäquat. Ich bräuchte da kein Auto.

Aber ohne die Kombination mit dem Fahrrad sähe es in vielen Relationen deutlich schlechter aus. Auf meinem Arbeitsweg, 17km in Berlin, bin ich rein mit ÖPNV: 8 Minuten Fußweg, U-Bahn, U-Bahn, M-Bus, 2 Minuten Fußweg genauso schnell (knapp 55 Min) wie mit Fahrrad allein.

Sofern alles klappt. Wenn eine U-Bahn ausfällt, verpasse ich den Bus und brauche so 10 Min länger; wenn der Bus selbst ausfällt, dito. Das passiert in ca. 50% aller Fälle.

Und das ist eben alles noch Berlin, nicht einmal die ganz absoluten Randgebiete.

In der Kombination U-Bahn oder S-Bahn/Fahrrad bin ich etwa 10 Minuten schneller, trotz überschaubarer Fußwege, wenn ohne Rad. Aber ich spare mir einen Umsteigevorgang und die Abhängigkeit vom Bus.

Die Idee, alles in der Stadt mindestens alle 5 Min fahren zu lassen, finde ich gut, und die bringt mehr, als alle Neubauten.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 16.12.2021 22:17 von Global Fisch.
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Logital
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Marienfelde

Ganz richtig ist sie jedenfalls auch nicht, weil der bundesweite Anteil des ÖV an den Pkm vor der Pandemie von zwischenzeitlich 14 auf 19 % gestiegen war. Man mag diesen Zuwachs - gemessen am Aufwand für den ÖV - für zu gering halten. Das Argument von def (große Parallelinvestitionen in den MIV) muß aber auch gesehen werden.

Ja unter ganz bestimmten Randbedingungen. Schaust man sich den Anteil der Wege an blieb der Modal Split gleich.
Und selbst bei der Verkehrsleistung hat sich beim öpnv Anteil kaum was getan. Von 2008 18% auf 2017 mit 19%. Während das Auto stets über 70% blieb.

Mir fällt da ein schönes Zitat ein. "Der Teich war im Durchschnitt einen halben Meter tief, trotzdem ist die Kuh ersoffen", um die Situation zu beschreiben.

Nimmt man den gesamtdeutschen Durchschnitt - vom kleinen Dorf bis zur allergrößten Stadt, vom kleinen Kind bis zum Greis, dann ergeben sich über viele Jahre weiterhin nur minimale Unterschiede.
Es lohnt sich da schon mehr in die Erhebungen und deren Auswertungen zu schauen, da zeigen sich bei einer Aufschlüsselung der Daten doch einige Unterschiede - zum Beispiel zwischen großen Städten und ländlichen Räumen. In den einen steigt die ÖV-Nutzung tendenziell, in den anderen schrumpfen selbst die bereits heute mickrigen Anteile noch weiter.

Und es gibt dann ja auch weitere Effekte, die Bemühungen zu Gunsten mehr "Umweltverbund" ersteinmal weitgehend in der Statistik neutralisieren können. so verschwindet jetzt endgültig die letzte (Senioren-)generation, die insgesamt noch im Durchschnitt über weniger Führerscheine verfügten - dahingegen kommt die Generation immer mehr ins Rentenalter, die ihre gesamte Mobilität einzig mit dem Auto abwickeln - weil sie es ab dem 18. Lebensjahr so gewöhnt sind. Der Effekt ist aufgrund der deutlich alternden Gesellschaft deutlich stärker, als eine sich (wenn auch langsam) verändernde Verkehrsmittelwahl in den jüngeren Generationen oder Veränderungen in den größeren Städten etc.

Wir brauchen uns übrigens auch nichts vorzumachen, trotz nominell hoher Investitionen in den ÖPNV ist davon in vielen Regionen nichts zu merken. Denn was sehr gerne in der Diskussion vergessen wird, ist die Finanzierung des laufenden Betriebs. Und da tun wir uns hierzulande weiterhin schwer mit auskömmlichen und nachhaltig wirksamen Strukturen. Auch jetzt ist dies schon wieder spürbar: in vielen Regionen beginnen wieder Ausdünnungen der Angebote, geplante Ausweitungen werden auf Eis gelegt etc.
Die Realität für einen sehr großen Anteil der Bevölkerung hierzulande ist weiterhin ein bestenfalls stagnierendes Angebot.

Einige aufbereitete Daten dazu finden sich hier in einer Präsentation:
[tu-dresden.de]

Ingolf
Vorallem sind ja ÖPNV-Investitionen nicht zwangsweise gut für den ÖV. Es gab da ja schon so manche U-Bahnstrecke, die eher darin motiviert war, Platz für den MIV zu schaffen - oder sowas wie Stuttgart 21, wo man mit einer Milliardeninvestition städtebauliche Ziele verfolgt - mit eher wenig nutzen für die Bahn und man teilweise sogar -Verschlechterungen schafft, wie z.B. bei der Strecke Stuttgart-Zürich, für die es noch keine vernünftige Lösung der Anbindung an den Bahnhof gibt. Dann darf man sich nicht wundern, wenn der Modalsplit sich nicht in die richtige Richtung verändert.

Bei der hier genannten Straßenbahnstrecke ist das natürlich anders, diese wird dem ÖV nutzen.

Gruß Nemo
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Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
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