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Umverteilung von Verkehrsräumen
geschrieben von schallundrausch 
Vorbemerkung:

Ich finde es nicht zielführend für eine lebendige Debatte, wenn Beiträge, die nicht unmittelbar mit ÖPNV zu tun haben, sofort als Off Topic verschrien werden. Autoverkehr, Schwerlastverkehr, Fahrradverkehr, Wirtschaftsverkehr, und ganz zuvorderst der Fußverkehr haben alle ihre Berechtigung und ihre ganz eigenen Bedürfnisse und Probleme; sie stehen mit dem ÖV in ständigen Wechselwirkungen und ergänzen ihn oder stehen in Konkurrenz zu ihm. Nehmen wir den ÖPNV heraus und betrachten wir ihn ohne seine Interdependenzen mit den anderen Verkehrsträgern und -arten, dann diskutieren wir irgendwann im luftleeren Raum.

Von daher hoffe ich, dass diese Thema nicht wieder ins Nachbarforum abgeschoben wird - wo dann dieselben fünf User darüber diskutieren, die eh einer Meinung sind - obwohl es sich vordergründig um ein 'Fahrradthema' handelt. Die Konsequenzen und Implikationen reichen aber deutlich weiter.

Anlass ist ein trauriger: gestern wurde (wieder) eine Radfahrerin von einem rechtsabbiegenden LKW überfahren und getötet. Diesmal geschah die Tragödie am Kaiser-Wilhelm-Platz in Schöneberg.

Anders als bei vorangegangenen Ereignissen dieser Art (von denen es im letzten Jahr mindestens fünf gab und auch diese Jahr bietet schon eine traurige Bilanz - in dieser Woche erst wurde eine 22-Jährige in Wilmersdorf auf ganz ähnliche Weise Überrollt, sie überlebte nur schwerstverletzt und liegt noch immer im Koma) hat sich heute sofort die Politik eingeschaltet und das Problem nicht wie sonst ignoriert. Die Verkehrssenatorin war vor Ort und versprach Verbesserung durch Sofortmaßnahmen. Auch der Leiter der VLB war an der Unglücksstelle und kündigte eine Anordnung zur Änderung der Verkehrsflächenaufteilung an. Diese soll zugunsten de Radverkehrs aber zulasten des MIV gehen, dabei wurde aber explizit darauf hingewiesen, dass auch BVG-Busse davon benachteiligt würden, was aber für den Gewinn an Sicherheit zu verschmerzen und zu akzeptieren sei.

Zitat
Der Tagesspiegel
Ebenfalls zum Termin kam Axel Koller, der neue Leiter der Verkehrslenkung (VLB), um die geplante Ummarkierung der Unfallstelle anzukündigen: Im Frühjahr soll der schmale, in eine reguläre Autofahrspur gequetschte „Schutzstreifen“ für Radler von 1,2 auf zwei Meter verbreitert und rot markiert werden. So bleibt für die Autos nur eine breite Spur. Der absehbare Rückstau in der Kolonnenstraße, der auch drei BVG-Buslinien betrifft, wird zugunsten von mehr Sicherheit in Kauf genommen.

http://www.tagesspiegel.de/berlin/nach-toedlichem-fahrradunfall-in-schoeneberg-verkehrsverwaltung-will-mehr-platz-fuer-radfahrer-schaffen/20883310.html

Die Kolonnenstraße soll künftig nach Westen hin nur noch einspurig sein, was größere Rückstaus auch für die Busse an der Julius-Leber-Brücke bedeutet.

Die Berliner Zeitung dazu:
Tödlicher Radunfall Verkehrssenatorin Günther verspricht umfassende Untersuchungen
– Quelle: [www.berliner-zeitung.de] ©2018

Die Berliner hat außerdem auf Facebook ein live-Video gestellt, das die heutige Mahnwache und die Forderung von Radaktivisten dokumentiert.
https://www.facebook.com/berlinerzeitung/videos/2289389551074956/

Ich poste das ganz explizit hier im Nahverkehrsforum, weil das ein Problem berührt, mit dem wir uns schon oft auseinandergesetzt haben, mit dem wir aber zukünftig noch viel stärker konfrontiert sein werden: die Ansprüche auf und Konkurrenz um Flächen im öffentlichen Raum. Viel zu oft wurde - meiner Meinung nach wenigstens - hier die Meinung geäußert, eine Förderung des Radverkehrs stünde in Konkurrenz zu allem und würde alle anderen Verkehrsteilnehmer zwangsläufig nur behindern oder einschränken. Übrigens gilt das in einigen Fällen auch umgekehrt, viele Radfahrer sehen Straßenbahnschienen als Konkurrenz und Gefahr für sich. Aus der Radlobby gibt es z.B. Vorbehalte gegen die neue Tram am Ostkreuz.
Ich sehe das anders und denke, dass in den meisten Bereichen, wenn nicht allen (Reisekette, Bahnhofsumfeld, Stadtgestaltung, Urbanismus, Ökologie, Straßenquerschnittsaufteilung) Fahrrad und ÖV symbiotisch zueinander sind und sich gegenseitig unterstützen und fördern. Wie seht ihr das?
Generell sind Straßenbahnen im Straßenraum und das Fahrrad natürlich schwer miteinander zu vereinen. Allerdings finde ich das nur bei zweispurigen Hauptverkehrsstraßen* ohne Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30km/h und straßenbündigem Gleiskörper wirklich dramatisch. Derartigen Straßen sind in Berlin aber verdammt selten. Bei allen anderen Varianten fährt die Straßenbahn entweder auf der linken Spur und der Radler rechts, oder die Geschwindigkeit ist derartig reduziert, dass der Radler auch in der Mitte des Gleises fahren kann oder fahren sollte. Ärgerlicher sind da eher Schutzstreifen im Dooring-Bereich der parkenden Autos und natürlich wenn der Lieferverkehr die Radspur als Falschparkstreifen verwendet und der Autoverkehr dann wegen der Radspur beschleunigt vorbei läuft.


*:also eine Spur je Richtung

Gruß Nemo
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Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 24.01.2018 22:08 von Nemo.
@schallundrausch

Tut mir leid. Ich bin da gänzlich anderer Meinung. Dies hier ist das Bahninfo-Forum bzw. Nahverkehrsforum. Wenn wir jetzt hier anfangen Fahrradverkehr, Auotverkehr etc. zu thematisieren ohne, dass es im Bezug zum ÖPNV ist wird platzt es hier aus den Nähten. Der gestrige Unfall hat rein gar nichts mit dem ÖPNV zu tun. Letztendlich ging es nur um den Fahrradstreifen.
Der Diskussionsbedarf bzgl. dem Busverkehr ist dabei ziemlich gering.
Demnächst kommt dann hier einer an und will über Fahrradwege diskutieren die über Bahnübergänge o.ä. gehen. Irgendwo muß eine Grenze sein.
Dann mach bitte ein Berliner Verkehrsforum o.ä. auf. Hier soll es bitte nur um Regio, S-Bahn, U-Bahn, Straßenbahn, Bus und BVG-Fähren gehen etc. dies macht es schon genügend unübersichtlich da hier keine Kategorien der Verkehrsmittel vorhanden sind.

Dies ist meine persönliche Meinung.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 24.01.2018 22:31 von GraphXBerlin.
Zitat
GraphXBerlin
Tut mir leid. Ich bin da gänzlich anderer Meinung. Dies hier ist das Bahninfo-Forum bzw. Nahverkehrsforum. Wenn wir jetzt hier anfangen Fahrradverkehr, Auotverkehr etc. zu thematisieren ohne, dass es im Bezug zum ÖPNV ist wird platzt es hier aus den Nähten. Der gestrige Unfall hat rein gar nichts mit dem ÖPNV zu tun.

Zunächst mal hast Du Recht. Der Unfall gestern hatte nichts mit dem ÖPNV zu tun, der Unfall gestern hatte auch nur wenig mit dem Thema "Umverteilung von Verkehrsräumen" zu tun. Auch wenn man die Verkehrsräume auf weiten Strecken trennt und zugunsten von ÖPNV und Fahrrad verschiebt: an den Kreuzungen stoßen doch alle wieder zusammen. Kreuzungsfreie Separationen wird es an solchen Straßen nicht geben. Insofern scheinen mir die Erwartungen an die derzeit in aller Munde seienden "geschützten Radstreifen" doch reichlich illusionär zu sein, nicht nur an dieser Stelle.

Aber im Kern gebe ich Schallundrausch völlig recht, und ich danke ihm dafür, das Thema angestoßen zu haben, auch wenn das Beispiel nicht so ganz glücklich war. Das Thema "Umverteilung von Verkehrsräumen" ist akut wichtig, und es betrifft ganz entscheidend auch den ÖPNV.

In welche Richtung auch immer.
Zitat
GraphXBerlin
Der gestrige Unfall hat rein gar nichts mit dem ÖPNV zu tun. [...]
Der Diskussionsbedarf bzgl. dem Busverkehr ist dabei ziemlich gering.

Was denn nun?

Berlins Straßen sind zu eng, um sie nur dem MIV zu opfern!
Am gestrigen Unfall war das Schwerpunktproblem der LKW-Verkehr mit Berührung des Fahrradverkehrs. Und das ist in den meisten Fällen schwerer Fahrrad-Unfälle so. Obwohl ich auf die Schnelle keine Lösung sehe, so ist der LKW-Verkehr in engen Straßen und überhaupt im Stadtgebiet ein großes Problem und hat ja mit MIV nichts zu tun. Allerdings auch wenig mit ÖPNV. Die LKWs sind leider in ihrere Massierung Mordmaschinen, auch auf den Autobahnen. Und dieses Problem wird immer schlimmer werden. Ich sehe nicht, wo irgendetwas dagegen getan wird. Ich sehe keinen Ansatz. Abgesehen von der Lastenstraßenbahn wird sich der allerdings kaum im Rahmen der ÖPNV-Diskussion finden lassen. Es sei denn, man baut alle stillgelegten Güterbahnhöfe wieder auf.
Zitat
dubito ergo sum
Zitat
GraphXBerlin
Der gestrige Unfall hat rein gar nichts mit dem ÖPNV zu tun. [...]
Der Diskussionsbedarf bzgl. dem Busverkehr ist dabei ziemlich gering.

Was denn nun?
Eigentlich gar nichts bzgl. dem geplanten markierten Radstreifen.
Zitat
Global Fisch
Das Thema "Umverteilung von Verkehrsräumen" ist akut wichtig, und es betrifft ganz entscheidend auch den ÖPNV.

Ich halte dies auch für ein wichtiges Thema und würde es gern hier im Forum diskutieren. Nicht zuletzt, weil es hier zu diesem Themenfeld einen ziemlichen Sachverstand gibt, der sich auch aktiv in die Diskussionen, die in diese Richtung gehen, einbringt. Zudem hängt die Verteilung der Verkehrsräume auch stark mit Überlegungen zu neuen Busspuren und Straßenbahnstrecken zusammen, wie die heute von der FDP angestoßene Diskussion um die Leipziger Straße zeigt

Wen ein solches Thema nicht interessiert, der muss ja nicht in den entsprechenden Thread schauen. Das mache ich z.B. bei Threads über den Verbleib alter Straßenbahnen auch so.
Zitat
Lopi2000
Ich halte dies auch für ein wichtiges Thema und würde es gern hier im Forum diskutieren.
Allerdings müsste m.E. dafür die Fragestellung präzisiert werden. Reden wir über Einzelfälle (Kaiser-Wilhelm-Platz; Leipziger Straße; ...) und konkrete Umgestaltungsvorschläge unter Berücksichtigung aller Verkehrsteilnehmer oder über grundsätzliche Überlegungen, zu welchen Anteilen ÖPNV (mit all seinen Möglichkeiten), Rad, Auto & Co. den Straßenraum (in den dichtbesiedelten Gebieten der Stadt) teilen sollten? Auch müsste dann m.E. darauf geachtet werden, dass hier nicht ein weiterer wünsch-mir-was-Thread entsteht und allerlei Träumereien einsickern.


Zitat
Lopi2000
Wen ein solches Thema nicht interessiert, der muss ja nicht in den entsprechenden Thread schauen. Das mache ich z.B. bei Threads über den Verbleib alter Straßenbahnen auch so.
sic!
Um bei dem Unfall zu bleiben, aus meiner Sicht ist es eben doch ein Fehler, die Radwege auf die Fahrbahn zu verlegen. Ich weiß, dass das hier einem Sakrileg gleichkommt.
Zitat
Heidekraut
Um bei dem Unfall zu bleiben, aus meiner Sicht ist es eben doch ein Fehler, die Radwege auf die Fahrbahn zu verlegen. Ich weiß, dass das hier einem Sakrileg gleichkommt.

Ein Sakrileg ist das nicht, eher ein Zeugnis von Unwissenheit und/oder Ignoranz. Was - außer dem Winkel - hätte sich daran geändert, wenn der Radweg dort auf dem Gehweg wäre? Nichts!

x--x--x--x

Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Zitat
B-V 3313
Zitat
Heidekraut
Um bei dem Unfall zu bleiben, aus meiner Sicht ist es eben doch ein Fehler, die Radwege auf die Fahrbahn zu verlegen. Ich weiß, dass das hier einem Sakrileg gleichkommt.

Ein Sakrileg ist das nicht, eher ein Zeugnis von Unwissenheit und/oder Ignoranz. Was - außer dem Winkel - hätte sich daran geändert, wenn der Radweg dort auf dem Gehweg wäre? Nichts!

Da der Gehweg dort auch schmal ist, wäre der Gehweg weg gewesen. Falls man einen Hochbord-Radweg neu anlegen würde, wäre die Fahrspur weg gewesen. Das Ding ist halt, dass ein Bordstein zu verlegen eben viel Geld kostet, deswegen bevorzugt man Farbe.
Kurze und zu enge Radverkehrsanlagen sind gefährlich, weil das einfädeln in den fließenden Verkehr gefährlich ist. Gerade an dieser Stelle wäre es schlauer, den Radverkehr dazu zu erziehen in der Mitte der rechten Fahrspur zu fahren und dem Autoverkehr das rechtsabbiegen von der linken Spur zu verbieten. Aber da wird man ja weggehupt, zumindest glauben das die Radler, während sie bei der Führung rechts von den Autofahrern umgefahren werden - was ist besser?
Soviel Autoverkehr ist in dieser Straße übrigens auch nicht mehr - sie ist generell für den MIV nur einspurig.

Gruß Nemo
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Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Zitat
Heidekraut
Um bei dem Unfall zu bleiben, aus meiner Sicht ist es eben doch ein Fehler, die Radwege auf die Fahrbahn zu verlegen. Ich weiß, dass das hier einem Sakrileg gleichkommt.

Wenn man einen 3m breiten Radweg durch einen Bordstein abtrennen würde, wäre das ok. Bei Breiten von unter 2m stellt sich die Frage nach dem Überholen. Über den Gehweg ist es verboten. Über die Fahrbahn ist es nur erlaubt, wenn es sich nicht um einem benutzungspflichtigen Radweg handelt, wenn der Weg auf der Fahrbahn markiert ist, dann dürfte es in diesem Fall nur ein Schutzstreifen sein.

Bei einem blockierten Radweg ist das Umfahren des Hindernisses über den Gehweg übrigens auch verboten, auf die Fahrbahn kommt man da ja meistens nicht so einfach.

Außerdem erziehen Gehwegradwege Radfahrer zum Fahren auf dem Gehweg, und nicht zum Fahren auf der Fahrbahn, wo sie eigentlich hingehören.

Gruß Nemo
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Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.01.2018 09:12 von Nemo.
Man könnte natürlich auch das hier vorhandene Unterforum zum Radverkehr einmal zum Leben erwecken!

Zitat
B-V 3313
Ein Sakrileg ist das nicht, eher ein Zeugnis von Unwissenheit und/oder Ignoranz. Was - außer dem Winkel - hätte sich daran geändert, wenn der Radweg dort auf dem Gehweg wäre? Nichts!

Dem muss ich zustimmen!

In diesem Fall wäre die Stelle sogar noch gefährlicher, da die Radfahrer noch eher aus dem Blickfeld der abbiegenden PKW und LKW genommen würden. Das grundsätzliche Problem ist einfach, dass wenn Linksabbieger rechts von Rechtsabbiegern geführt werden, dies zwangsläufig zu Konflikten führen muss.
Zitat
hvhasel
Man könnte natürlich auch das hier vorhandene Unterforum zum Radverkehr einmal zum Leben erwecken!

Zitat
B-V 3313
Ein Sakrileg ist das nicht, eher ein Zeugnis von Unwissenheit und/oder Ignoranz. Was - außer dem Winkel - hätte sich daran geändert, wenn der Radweg dort auf dem Gehweg wäre? Nichts!

Dem muss ich zustimmen!

In diesem Fall wäre die Stelle sogar noch gefährlicher, da die Radfahrer noch eher aus dem Blickfeld der abbiegenden PKW und LKW genommen würden. Das grundsätzliche Problem ist einfach, dass wenn Linksabbieger rechts von Rechtsabbiegern geführt werden, dies zwangsläufig zu Konflikten führen muss.

Nein, das Problem sind ganz genrell die Abbieger. Hierzulande ist es üblich, dass Abbieger bedingt verträglich freigegeben werden und sich durch anderen parallel verlaufende Verkehrsströme durchsetzen müssen. Bei Rechtsabbiegern sind das Busse, die auf der Busspur rechts der Rechtsabbieger vorbeigeführt werden (ja, die meisten stellen sich einfach entgegen der StVO auf die Busspur), Radfahrer und Fußgänger. Bei Linksabbiegern kommen noch Straßenbahnen (Prenzlauer/Danziger) und der Gegenverkehr hinzu.

Die vermeintliche Lösung ist nun, dass keine bedingt verträglichen Verkehrsströme mehr freigegeben werden. Das sorgt aber dafür, dass es deutlich mehr Phasen inklusive Räumzeit braucht und damit ganz effektiv viel weniger Zeit zur Verkehrsabwicklung zur Verfügung steht, was auch die Kapazität eines Knotenpunktes sehr deutlich senkt.

Mal ein einfaches Beispiel:
Kreuzung mit einem Fahrstreifen pro Richtung.
Heute: Zwei-Phasen-Steuerung.
Erst wird die eine Straße in beiden Richtungen inklusive Fußgänger freigegeben, dann folgt die Räumzeit und die andere Richtung wird für alle Verkehrsteilnehmer freigegeben. Dann wieder Räumzeit und Phase 1. Abbieger müssen sich bedingt verträglich durchsetzen. Die Umlaufzeit kann sehr flexibel gewählt und je nach Verkehrsdichte auf die beiden Phasen verteilt werden. Abends kommt dabei häuftig ein 45s-Umlauf zur Anwendung, was schnelle aber kurze Freigaben ermöglicht.

Für eine Steuerung ohne bedingt verträgliche Führung wäre allerdings eine 5(!)-Phasen-Steuerung notwendig, denn jede Richtung müsste separat freigegeben werden, da ja nur ein Fahrstreifen zur Verfügung steht und die Ampel nicht weiß, wohin die Autofahrer wollen. Hinzu kommen die Fußgänger, die ja auch noch die Straßen queren wollen. Und das Ganze funktioniert auch nur, wenn die Radfahrer auf der Straße fahren. Müsste man Radfahrer nun auch noch getrennt signalisieren, dann sind wir bei der Unbeherrschbarkeit des Knotens angekommen. Wohlgemerkt für eine einfache Kreuzung.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Zitat
Jay
Für eine Steuerung ohne bedingt verträgliche Führung wäre allerdings eine 5(!)-Phasen-Steuerung notwendig, denn jede Richtung müsste separat freigegeben werden, da ja nur ein Fahrstreifen zur Verfügung steht und die Ampel nicht weiß, wohin die Autofahrer wollen. Hinzu kommen die Fußgänger, die ja auch noch die Straßen queren wollen. Und das Ganze funktioniert auch nur, wenn die Radfahrer auf der Straße fahren. Müsste man Radfahrer nun auch noch getrennt signalisieren, dann sind wir bei der Unbeherrschbarkeit des Knotens angekommen. Wohlgemerkt für eine einfache Kreuzung.

An vielen Kreuzungen könnte man auch schon viel erreichen, wenn rechts abbiegende Kfz und Rad- und Fußverkehr getrennt signalisiert würden. Der wesentlichste Nachteil wäre, dass die Kfz einen längeren Staubereich bräuchten und dadurch Stellplätze entfallen würden. Und was ist schon ein Radfahrerleben gegen einen Stellplatz, da fällt den Verkehrsplanungsbehörden die Entscheidung meist leicht.
Zitat
Nemo
Zitat
Heidekraut
Um bei dem Unfall zu bleiben, aus meiner Sicht ist es eben doch ein Fehler, die Radwege auf die Fahrbahn zu verlegen. Ich weiß, dass das hier einem Sakrileg gleichkommt.

Wenn man einen 3m breiten Radweg durch einen Bordstein abtrennen würde, wäre das ok. Bei Breiten von unter 2m stellt sich die Frage nach dem Überholen. Über den Gehweg ist es verboten. Über die Fahrbahn ist es nur erlaubt, wenn es sich nicht um einem benutzungspflichtigen Radweg handelt, wenn der Weg auf der Fahrbahn markiert ist, dann dürfte es in diesem Fall nur ein Schutzstreifen sein.

In der Tat, so ist es. Wobei das Wort Schutzstreifen in diesem Kontext schon fast zynisch klingt. Geschützt hat da nix.
Das Problem an der konkreten Situation (die aber sonnst hundertfach an anderen Stellen der Stadt genauso existiert) - der 'Schutzstreifen' (1,20 m) ist von der rechten Fahrspur 'abgezwackt'. Kfz-Lenker dürfen diesen bei Bedarf ganz legal befahren. Ein LKW muss den sogar benutzen, weil er seine 2,50 m auf dem rest-Fahrstreifen gar nicht unterbringt. Das ist das perfide an den Dingern - sie suggerieren Sicherheit und 'Schutz' an Radfahrer, welche objektiv nicht gegeben sind.
Zitat
hvhasel
Man könnte natürlich auch das hier vorhandene Unterforum zum Radverkehr einmal zum Leben erwecken!

Zitat
B-V 3313
Ein Sakrileg ist das nicht, eher ein Zeugnis von Unwissenheit und/oder Ignoranz. Was - außer dem Winkel - hätte sich daran geändert, wenn der Radweg dort auf dem Gehweg wäre? Nichts!

Dem muss ich zustimmen!

In diesem Fall wäre die Stelle sogar noch gefährlicher, da die Radfahrer noch eher aus dem Blickfeld der abbiegenden PKW und LKW genommen würden. Das grundsätzliche Problem ist einfach, dass wenn Linksabbieger rechts von Rechtsabbiegern geführt werden, dies zwangsläufig zu Konflikten führen muss.

Die Frage ist ein bisschen falsch gestellt, denn der Winkel, in dem die beiden zusammentreffen, ist bei dieser Art Unfälle das wichtigste.
Gibt viele Untersuchungen dazu. Konflikte und Unfälle entstehen vor allem in dem Bereich, wo Laster und Radler noch parallel fahren. Verschiebt man den Konfliktpunkt weiter nach vorn, wo der Laster schon halb 'um die Kurve rum' ist, sind die Sichtbeziehungen viel besser.
Im allerschlimmsten Fall kommt es dann zum frontalen Zusammenstoß. Ist aber unwahrscheinlich weil es reicht, wenn einer von beiden bremst. Das Problem mit dem Unterfahren in Fahrzeugmitte, was meist unbemerkt abläuft, kann damit aber vermieden werden.
Bei der typischen 'holländischen' Kreuzung wird der Radweg deswegen schon vor der Kreuzung nach außen gezogen. Radfahrer geradeaus und Rechtsabbieger treffen dann fast im rechten Winkel aufeinander.
Zitat
Lopi2000
Zitat
Jay
Für eine Steuerung ohne bedingt verträgliche Führung wäre allerdings eine 5(!)-Phasen-Steuerung notwendig, denn jede Richtung müsste separat freigegeben werden, da ja nur ein Fahrstreifen zur Verfügung steht und die Ampel nicht weiß, wohin die Autofahrer wollen. Hinzu kommen die Fußgänger, die ja auch noch die Straßen queren wollen. Und das Ganze funktioniert auch nur, wenn die Radfahrer auf der Straße fahren. Müsste man Radfahrer nun auch noch getrennt signalisieren, dann sind wir bei der Unbeherrschbarkeit des Knotens angekommen. Wohlgemerkt für eine einfache Kreuzung.

An vielen Kreuzungen könnte man auch schon viel erreichen, wenn rechts abbiegende Kfz und Rad- und Fußverkehr getrennt signalisiert würden. Der wesentlichste Nachteil wäre, dass die Kfz einen längeren Staubereich bräuchten und dadurch Stellplätze entfallen würden. Und was ist schon ein Radfahrerleben gegen einen Stellplatz, da fällt den Verkehrsplanungsbehörden die Entscheidung meist leicht.

Man braucht nicht ein bisschen von irgendwas, sondern einen komplett eigenen Fahrstreifen für die Rechtsabbieger. Dafür reicht vielerorts der Platz nicht aus, zumal man einen solchen Fahrstreifen ja schon für die Linksabbieger braucht. Da, wo der Platz vorhanden und das Abbiegeaufkommen groß ist, kann man das gern tun und hat es ja in vielen Fällen auch schon geschafft. Da fehlt dann wirklich nur noch der Schritt vom Zusatzsignal, das zusammen mit den von rechts kommenden Linksabbiegern geschaltet wird, zum vollwertigen Signalgeber, der nur noch diese Phase zulässt und beim Geradeausverkehr rot zeigt. Das gibt es nur an relativ wenigen Stellen. Anderseits gibt es aber auch schon einige Kreuzungen, wo die Radfahrer links von den Rechtsabbiegern geführt werden, so dass diese "nur" noch auf die Fußgänger aufpassen müssen.

Alles in allem ist aber der Punkt: Mehr Sicherheit durch getrennte Ampelschaltungen funktioniert nur mit hohem Platzverbrauch durch den MIV. Und da stellt sich eben auch die Frage, ob wir gewillt sind ihm diesen zuzugestehen, oder nicht eigentlich das Ziel ist den MIV-Anteil zu verringern und mehr Platz für andere Mobilitätsformen zu schaffen.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Man kann auch alle Fahrzeuge aus einer Richtung immer zugleich fahren lassen, und dann die Fußgänger (alle gemeinsam, auch diagonal) Bei einem 4-armigen Knoten kommt man dann nur dummerweise auf 5 Phasen. Beim Kaiser-Wilhelm-Platz wäre das vielleicht sogar eine Idee, einen Vier-Phasen-Umlauf zu erwägen, zumal dann mit dem Bau der Straßenbahn die Anlage von Abbiegespuren entfallen könnte.

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
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