Willkommen! Einloggen Ein neues Profil erzeugen

erweitert
BVG-Mitarbeiter schlägt Kunden: Gericht verhängt Geldstrafe
geschrieben von Hansgram 
Berliner Morgenpost vom Sa., 09.04.2005:

Franz W. ist Rechtsreferendar und an sich schon von Berufs wegen sehr korrekt. Am 25. April 2004 wollte er sich im BVG-Pavillon am Bahnhof Zoo ein Schreiben an die Verkehrsbetriebe quittieren lassen. Er war aus Hamburg nach Berlin gezogen. Es ging um eine bestellte Jahreskarte, die er an seine neue Adresse schicken lassen wollte. Die Endgegennahme derartiger Schreiben gehört jedoch nicht zu den Obliegenheiten der für guten Service zuständigen BVG-Mitarbeiter im Pavillon. Sie weigerten sich also. Sie weigerten sich auch, ihre Namen zu nennen. Und der 53jährige Wolfgang G., nunmehr verurteilt wegen Körperverletzung im Amt, war nicht einmal bereit, seine Dienstausweisnummer herauszugeben. "Wenn sie ein Problem mit der BVG haben", soll er zu Franz W. gesagt haben, "dann gehen Sie doch zum Verkehrssenator."


Rechtsreferendar W. wollte sich das nicht gefallen lassen und drohte mit Beschwerde. Was folgte, ist umstritten: Wolfgang G. sagt, der Rechtsreferendar habe sich über die Ballustrade gebeugt und versucht, auf den Monitor zu schauen. Das habe ihm nicht gepaßt und er habe den jungen Mann "mit der Rückhand" leicht zurück gestoßen: "Immerhin mußte ich ja auch das Eigentum der BVG schützen."

Franz W. schilderte es anders: Er habe vor dem Schalter gestanden und sich Notizen für seine Beschwerde gemacht. Daraufhin sei der BVG-Angestellte aufgestanden und habe ihm unvermittelt mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen. F.s Brille wurde verbogen, seine Augenbraue blutete.

Ob Rückhand oder flache Hand - letztlich war das ohnehin egal. "So geht es nicht", sagt der Richter, "man schlägt einem lästigen Fahrgast nicht einfach ins Gesicht." 1500 Euro Geldstrafe muß Wolfgang G. nun zahlen. Für ihn letztlich schon die zweite Strafe. Die BVG hatte nach dem Vorfall sofort auf Kündigung gedrängt und ihm nach einer Zahlung von 21 500 Euro Abfindung nach 20 Jahren Dienstzeit den Laufpaß gegeben.

Rechtsreferendar Franz W. hatte schon vorher seine Lehren gezogen. Er fährt immer noch mit der BVG. Aber den Fahrkartenkauf regelt er nur noch über das Internet.
Die Zeitungen haben anscheinend kein anderes Thema mehr als die BVG. Unglaublich wie man Europas größten Verkehrsdienstleister fast täglich auf sehr polemischer Art und Weise angreift. Ich frage mich was das für ein Ziel hat.



[www.ostkreuzblog.de]
Das Onlinetagebuch zum Ostkreuz-Umbau.
Hallo,

Agent Flash schrieb:
"Die Zeitungen haben anscheinend kein anderes Thema mehr als die BVG. Unglaublich wie man Europas größten Verkehrsdienstleister fast täglich auf sehr polemischer Art und Weise angreift. Ich frage mich was das für ein Ziel hat."

Wahrscheinlich ganz einfach das Bild der Autofahrer vom ÖPNV bestätigen. Dass die Berichterstattung über den ÖPNV eher negativ ist, ist ja wirklich nichts neues. Das letzte Mal zeigte sich das nach dem 12. Dezember, wo es zwar berechtigte Kritikpunkte gab und gibt, wo aber durch die Medien die Verbesserungen nahezu vollständig unter den Tisch gekehrt wurden. Wo war schon etwas über die Verdichtung des Taktes in der Danziger/ Warschauer Straße und der Treskowallee zu lesen/ hören? Oder über den M41? Den ganzwöchigen Betrieb (im 10-min-Takt) zwischen Wollankstraße und Bahnhof Pankow im Zuge der Linie 227/ M27? Den 10-min-Takt zwischen Petersburger Straße und Schwartzkopffstraße via (dieses Wort benutze ich aus Trotz...) Rosa-Luxemburg-Platz und Invalidenstraße auch am Sonntag?
Teilweise wurden Maßnahmen, die ich als Verbesserung ansehen würde, als Verschlechterung dargestellt: Ich finde es z.B. durchaus sinnvoll, dass der Bus aus Buckow-Süd (früher 144, jetzt 172) jetzt über U-Bahnhof Johannisthaler Chaussee statt U Lipschitzallee fährt, da dadurch das laut eigener Aussage größte EKZ im Umkreis von 500 km direkt erreicht wird und der Weg via Lipschitzallee für den Fahrgast Richtung Innenstadt einen Umweg darstellt. Außerdem ist der U-Bahnhof Johannisthaler Chaussee behindertengerecht ausgestattet. Was hat irgend ein Boulevardblättchen geschrieben? Die armen Blumenhändler am U-Bahnhof Lipschitzallee mussten Einnahmeverluste hinnehmen, das Gesundheitszentrum sei nicht mehr erreichbar. Kurz: Alle sind unzufrieden und wollen den alten Zustand zurück. (Dass der 172er am Gesundheitszentrum auch lang fährt, interessiert ja erstmal nicht!)

Anderes Beispiel (das ich hier glaube ich schon mal aufführte): Schenkt man den Zeitungen Beachtung, dürfte man nur unter folgenden Bedingungen nachts öffentliche Verkehrsmittel benutzen:

- man hat sein Testament gemacht,
- führt mindestens eine Waffe und ein Handy mit sich und
- man hat mit dem Leben abgeschlossen.

Ich bin öfter nachts unterwegs, hier meine bisher schockierendsten Erlebnisse:

1. Erbrochenes in der Straßenbahn
2. eine umgekippte Bierflasche
3. Ich bin im Nachtbus eingenickt, plötzlich endet eine Umleitung, es ist statt des üblichen Gongs vor der Ansage die lange, ausführliche "Achtung Fahrgäste"-Melodie zu hören. Ich erschrecke mich/ schrecke auf.

Wie ihr seht, war das eigentlich alles völlig unspektakulär. 1. und 2. geschah übrigens in der damaligen 23 von Wedding zum Fennpfuhl/ Weißenseer Weg, zwei Quartieren, die allgemein als lebensgefährlich dargestellt werden (Letzteres ist sogar ein Plattenbaugebiet, die sind ja grundsätzlich zu meiden!).
(Beim letzten Mal gab es, wenn ich mich Recht erinnere, Einwände à la "Dann sei mal nach 20 Uhr am Kottbusser Tor!". Ihr könnt diesmal darauf verzichten, extra deshalb noch einen Eintrag zu verfassen, ich kenne diese Einwände bereits. ;-) )
Ich persönlich finde diese Berichterstattung der Morgenpost absolut legitim.
Das dass Gerichtsurteil ein Jahr auf sich warten ließ, spricht für die Bürokratie der deutschen Gerichte aber dafür kann doch die Zeitung nichts.
Wenn in einem Unternehmen mit Kundenverkehr derartige Vorkommnisse passieren, muss sich das Unternehmen auch gefallen lassen das in der Öffentlichkeit darüber berichtet wird. Deshalb hier gleich einen "Komplott" gegen die BVG zu vermuten finde ich mit Verlaub leicht übertrieben.
Das an den Vorwürfen gegen den Mitarbeiter etwas dran war, spricht doch 1. das Urteil und 2. die meines Erachtens richtige Kündigung durch die BVG!
Hallo,

ich habe mich in meine Medienkritik irgendwie so hineingesteigert, dass ich den Urpsrungsfall völlig aus den Augen verlor. Eigentlich bin ich eher auf die Aussage von AgentFlash eingegangen. Dieser schrieb:
"Die Zeitungen haben anscheinend kein anderes Thema mehr als die BVG. Unglaublich wie man Europas größten Verkehrsdienstleister fast täglich auf sehr polemischer Art und Weise angreift. Ich frage mich was das für ein Ziel hat."
An den Ursprungsfall hatte ich dabei wirklich nicht mehr gedacht.
Natürlich war auch aus meiner Sicht die Entlassung des Mitarbeiters völlig gerechtfertigt, ebenso das Urteil. Andererseits habe ich auch schon viele freundliche Mitarbeiter erlebt, auf die solche ausschließlich das Negative betrachtende Berichterstattung ein schlechtes Licht wirft - na ja, wir leben in Deutschland, da wird halt lieber über schlechte Nachrichten, die zum Nörgeln anregen, berichtet, als über Fortschritte (sei es im Kundenservice, bei der Technik, bei Fahrplänen)...
.-
11.04.2005 01:08
..



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.02.2012 00:28 von André Loop.
Sorry, in diesem Forum dürfen nur registrierte Benutzer schreiben.

Hier klicken, um sich einzuloggen