Willkommen! Einloggen Ein neues Profil erzeugen

erweitert
Vehicle Sharing / Ride Pooling / Mobility Hubs / Bus on Demand - Thread
geschrieben von Nicolas Jost 
Einen hab ich noch, der so ziemlich alle hier angesprochenen Argumente und Studien beinhaltet. Am Ende muss aber wohl jeder selbst entscheiden, was und wem er glauben mag. :-)


[www.zeit.de]
Zitat
Railroader
Zitat
VvJ-Ente
Nur kurz, da auf dem Sprung zur Arbeit: Polizei und Rettungsdienste haben eine verzerrte Wahrnehmung, da dort natürlich jeder Einzelfall sehr belastend ist, gesamtgesellschaftliche Aspekte aber nicht ins Gewicht fallen.

Polizei und Rettungskräfte sehen eben vor allem die Realität und nicht nur die rosarote Blümchenwelt. Die sehen anhand der Verletzungen, ob ein Helm etwas hätte retten können. Von daher muss ich gestehen, dass ich die Aussagen von denen, die quasi an der Quelle sitzen, von der Prio sehr hoch einordne.
[...]

Du vergisst hierbei aber die psycholigische Komponente, die die Profis genauso wie jeden "Normalo" betrifft. Traumatische Erfahrungen sind im Gedächtnis deutlich stärker verankernt und wirken deutlich länger als "harmlose" Erfahrungen. So eine Kopfverletzung bleibt viel stärker im Gedächtnis verankert als ein paar Abschürfungen und ein gebrochener Arm.

Wenn ich an meine Straßenbahner-Karriere denke, dann ist mir mein erster Unfall sofort präsent, wenn mich jemand auf das Thema anspricht. Damit habe ich auch kein Problem. Woran ich hingegen deutlich stärker zu knabbern hatte und sogar kurz überlegt habe, ob ich den Dienst abbreche, war ein Beinahe-PU mit Kindern, die direkt vor meiner Bahn über das Gleis gelaufen sind und die vor mir schon "weg" waren.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Zitat
Jay

Du vergisst hierbei aber die psycholigische Komponente, die die Profis genauso wie jeden "Normalo" betrifft.

Ich verstehe ja was du meinst und streite das ja auch gar nicht ab. Was hier aber mitunter geschrieben wurde, relativiert und verharmlost die Sache total, bis hin zu Aussagen, ein Helm würde vmtl. überhaupt nichts bringen. Das ist ja nahezu Werbung dafür, auf eine zusätzliche Sicherheit zu verzichten und an der Stelle muss ich ganz ehrlich sagen, fehlt den Leuten, die soetwas behaupten, vielleicht auch die andere Sichtweise etwas, nämlich von denen, die regelmäßig an erster Stelle das Leid und Übel miterleben. Es ist ja nicht verschwunden, nur weil es sich bei denen mehr einprägt. Ich finde, der Artikel der Zeit hat es recht gut zum Ausdruck gebracht, Zahlen genannt und die verschiedenen Standpunkte gut erklärt und abgewogen. Es gibt Argumente für die Befürworter und die Gegner. Wenn aber ein Unfallmediziner sagt, 4 von 5 Kopfverletzungen wären mit Helm nicht tödlich verlaufen, kann man doch nicht einfach sagen ist nicht so, der hat nur eine individuelle Wahrnehmung? Das empfinde ich schon als bewusstes Ignorieren. Ich meine das auch wirklich alles nicht böse, aber ich verstehe einfach nicht, wie man da so festgefahren sein kann und sich irgendwas zurechtbiegt.

Def hatte gestern richtigerweise geschrieben, Nutzer von Scootern sollten nicht die Umwelt als Argument vorschieben, das wäre "geheuchelt". Ich finde, auch Radfahrer sollten ehrlich sein und einfach sagen, dass sie keinen Bock haben das Ding aufzusetzen, es ihnen zu unpraktisch ist, das Risiko gerne eingehen und sie es auch gar nicht einsehen, so ein Teil aufzusetzen. Das wäre zumindest ehrlich. So wirkt es aber tatsächlich etwas so, als wenn man hier Gründe vorschiebt, um das eigene Verhalten irgendwie zu rechtfertigen und ein gutes Gewissen zu haben.

Die letzten Wochen wurde hier immer wieder betont, wie gefährlich das Radfahren ist, vor allem durch das Verhalten der Autofahrer. Oftmals würden lebensbedrohliche Situationen entstehen, der Radfahrer sei stets mit seinem Leben gefährdet. Geht es dann aber um einfachste Sicherheitsmaßnahmen zu Ungunsten der Radler, ist Radfahren nun plötzlich doch nicht mehr so schlimm und überall anders passiert ja deutlich mehr. Es wird leider immer so ausgelegt, wie es zu den eigenen Interessen passt.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 22.05.2019 23:50 von Railroader.
Zitat
Jay

Wenn ich an meine Straßenbahner-Karriere denke, dann ist mir mein erster Unfall sofort präsent, wenn mich jemand auf das Thema anspricht. Damit habe ich auch kein Problem. Woran ich hingegen deutlich stärker zu knabbern hatte und sogar kurz überlegt habe, ob ich den Dienst abbreche, war ein Beinahe-PU mit Kindern, die direkt vor meiner Bahn über das Gleis gelaufen sind und die vor mir schon "weg" waren.

Absolut verständlich und ich hoffe, du konntest das verarbeiten. Auch bei uns prägt sich bspw. jeder Suizid, den eine Kollegin oder ein Kollege erlebt hat, ganz besonders in deren/dessen Gedächtnis ein. Die Allgemeinheit wird davon in der Regel, wenn überhaupt, nur sehr pauschal unterrichtet, sie hat dazu keinen Bezug. Dennoch stirbt in Deutschland durchschnittlich jeden Tag ein Mensch durch Suizid, allein auf den Gleisen der DB. Ist das nun ein zu vernachlässigendes Thema und man sollte keine Präventionskampagnen offerieren, weil man ja für die täglich 20 (fiktive Zahl) tödlichen Unfälle im Haushalt auch keine Kampagnen hat?
Zitat
Railroader
Was hier aber mitunter geschrieben wurde, relativiert und verharmlost die Sache total, bis hin zu Aussagen, ein Helm würde vmtl. überhaupt nichts bringen.

Es ist in zahlreichen Studien durchaus umstritten, ob Fahrradhelme in der Tat überhaupt einen nennenswerten Nutzen haben (im Gegensatz zu Motorradhelmen. Es ist ein komplexes Thema; mit jemanden, der sich damit ernsthaft beschäftigt hat, würde ich das gerne auch erörtern, wobei wir hier eh off topic sind.

Zitat

Das ist ja nahezu Werbung dafür, auf eine zusätzliche Sicherheit zu verzichten

Genau wie ich nicht jede Versicherung haben muss.
Du magst auch das anders sehen.

Zitat

und an der Stelle muss ich ganz ehrlich sagen, fehlt den Leuten, die soetwas behaupten, vielleicht auch die andere Sichtweise etwas, nämlich von denen, die regelmäßig an erster Stelle das Leid und Übel miterleben.

Gut, wie hast Du Dich entschieden? Trägst Du nun bei Deinen Verrichtungen im Haushalt einen Helm (wo ein vielfaches von Menschen an Kopfverletzungen sterben als aud dem Fahrrad)?

Zitat
Railroader
Ich meine das auch wirklich alles nicht böse, aber ich verstehe einfach nicht, wie man da so festgefahren sein kann und sich irgendwas zurechtbiegt.

Ich glaube Dir ja, dass Du das nicht böse meinst, aber ich finde vieles, was Du in diesem Thread geschrieben hast, einfach nur haarsträubend, sorry. Gut, *dagegen* würde ein Helm vielleicht wirklich helfen. ;-)
Wie würdest Du es finden, wenn Dir jemand die S-Bahn anhand von Zeitungsartikeln erklären würde?

Zitat
Railroader
Ich finde, auch Radfahrer sollten ehrlich sein und einfach sagen, dass sie keinen Bock haben das Ding aufzusetzen, es ihnen zu unpraktisch ist, das Risiko gerne eingehen und sie es auch gar nicht einsehen, so ein Teil aufzusetzen.

Och, das sage ich Dir gerne: Ich habe in der Tat keinerlei Bock darauf, so ein Ding aufzusetzen, weil das Risiko, durch eine Kopfverletzung ernsthaften Schaden zu erleiden, beim normalen Radfahren so gering ist, dass sich es nach meiner ökonomischen Schätzung nicht im entfernten Ansatz lohnt!

Zitat

Die letzten Wochen wurde hier immer wieder betont, wie gefährlich das Radfahren ist, vor allem durch das Verhalten der Autofahrer. Oftmals würden lebensbedrohliche Situationen entstehen, der Radfahrer sei stets mit seinem Leben gefährdet. Geht es dann aber um einfachste Sicherheitsmaßnahmen zu Ungunsten der Radler, ist Radfahren nun plötzlich doch nicht mehr so schlimm und überall anders passiert ja deutlich mehr. Es wird leider immer so ausgelegt, wie es zu den eigenen Interessen passt.

Und wenn Du wissen willst, warum ich Deine Beiträge hier in diesem Thread (im Gegensatz zu sonst bei Dir) teilweise arg haarsträubend finde: wegen solcher Absätze. Du kannst mir Fehler in *meinen* Beiträgen gerne um die Ohren hauen und wahrscheinlich bei den anderen Kollegen analog. Aber was soll dieses unbestimmte Konstrukt: "wurde hier immer wieder betont", was wohl irgendeine kollektive Radfahrerforistenidentität ausdrücken soll? Und dann findest Du Widersprüche zu Deinem eigenen Konstrukt? Ja, aber das ist doch alles nur in Deinem Kopf!

Aber um es - aus meiner Sicht - zu beantworten. Radfahren ist nicht sonderlich gefährlich. Der Nutzen für die Gesundheit überwiegt klar das Risiko. Und jeder der sagt: "ach, ich hab gerade keinen Helm parat. Da fahre ich lieber nicht Fahrrad sondern öffentlich (oder gar Auto)" schadet unterm Strich seiner Gesundheit. Auf der anderen Seite: Radfahren ist aber gefährlicher, als es sein müsste. Und das kommt eben aus den bekannten Gründen (rücksichtslose Autofahrer; unzureichende Infrastruktur). Und genau diese Punkte machen Radfahren nicht nur objektiv gefährlicher als nötig, sondern auch unattraktiver (sei es durch subjektiv empfunde Gefahr, oder weil es einfach nur lästig ist, zwischen den Autos zu fahren). Auch zum (gesundheitlichen) Nachteil vieler.

Und wenn Du schauen willst: das dort sind die Toten vom letzten Jahr:
adfc-Berlin

Und welche Schlüsse ziehst Du daraus?



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.05.2019 00:35 von Global Fisch.
Zitat
Railroader
Dennoch stirbt in Deutschland durchschnittlich jeden Tag ein Mensch durch Suizid, allein auf den Gleisen der DB. Ist das nun ein zu vernachlässigendes Thema und man sollte keine Präventionskampagnen offerieren, weil man ja für die täglich 20 (fiktive Zahl) tödlichen Unfälle im Haushalt auch keine Kampagnen hat?

Präventationskampagnen für wen? Für das Volk: "werft Euch nicht vor den Zug"? Gibt es so etwas? Oder für die Lokführer?
Dann bezieht sich das einer pro Tag auf eine wesentlich kleinere Grundgesamtheit; und da ist natürlich etwas zu tun (wenn man da überhaupt etwas tun kann).

Wenn ich mich recht entsinne, erlebt jeder Lokführer im Schnitt einen Suizid in seiner Karriere; das ist natürlich heftig.

PS: nachgelesen: etwa 10000 Tote durch Suizid pro Jahr; mehr als Verkehrsunfalltote insgesamt. Und auf DB-Gleisen waren es nach Robert Enke eher sogar zwei pro Tag.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.05.2019 00:45 von Global Fisch.
Dazu 2 lustige Statistiktricks, die ich in den 90er Jahren an der TU Berlin gelernt habe:

1. Fährst du ohne Helm Fahrrad und knallst bei einem Unfall mit dem Kopf gegen das Fahrzeug deines Unfallgegners, der dich anschließend überrollt, ist statistisch in den meisten Fällen die schwere Kopfverletzung die Todesursache. Das kannst du durch das Tragen eines Helms verhindern. Ohne Stuntman-Ausbildung wirst du auch in diesem Fall recht schnell vor den Rädern des Unfallgegners landen, und da insbesondere Eingeweide auf den Druck eines tonnenschweren Fahrzeugs ziemlich empfindlich reagieren, gehst du in dem Fall sowohl als Verkehrstoter in die Statistik ein, als auch als Radfahrer, dem der Helm das Leben gerettet hat. Und sei es nur für 2 Sekunden gewesen...

2. In der Regel gilt man als Verkehrstoter, wenn man in den nächsten 30 Tagen nach einem Unfall verstirbt. Man kann also die Zahl der Verkehrstoten nicht nur durch Erhöhung der Sicherheit verringern, sondern auch, in dem man Unfallopfer mit Hilfe der modernen Intensivmedizin 31 Tage lang am Leben erhält. Wenn man das Liegen an der Herz-Lungen-Maschine als Leben bezeichnet, wie es unsere Statistiker machen.

P.S.: Erwirbt man die Fähigkeit zu beurteilen, welche Geschwindigkeitsbegrenzungen irrelevant und welche sinnvoll sind, automatisch wenn man sich ins Auto setzt, oder braucht man dafür ein HVL-Kennzeichen? ^^



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.05.2019 00:48 von VvJ-Ente.
Zitat
Global Fisch
Präventationskampagnen für wen? Für das Volk: "werft Euch nicht vor den Zug"?

Das wäre in der Tat wünschenswert. Zumal mir auf Anhieb allein in Treptow-Köpenick mindestens 5 Stellen einfallen, wo ich im Fall von Suizidgedanken einfach bei grüner Fußgängerampel im richtigen Moment die Fahrbahn betreten muss, um einen ähnlichen Effekt zu erreichen wie auf Gleisen der DB. Nur erhöht meine Methode zusätzlich noch die Verkehrssicherheit, denn wer mit mir zusammenstößt, fährt zukünftig - selbst wenn er seinen Führerschein behalten darf - bestimmt nicht mehr mit Tempo 70 durch Vorfahrtstraßen in Ortsteilen...^^
Zitat
Global Fisch
Es ist in zahlreichen Studien durchaus umstritten, ob Fahrradhelme in der Tat überhaupt einen nennenswerten Nutzen haben (im Gegensatz zu Motorradhelmen. Es ist ein komplexes Thema; mit jemanden, der sich damit ernsthaft beschäftigt hat, würde ich das gerne auch erörtern, wobei wir hier eh off topic sind.

Die Frage ist hierbei, ob du dich auch mit den Studien beschäftigst, die den Helm als sehr nützliches Mittel belegen. Was sagst du zu dem Unfallmediziner, der die Leute am Ende im OP hat und sagt, 4 von 5 Kopfverletzungen hätten am Ende mit Helm nicht tödlich geendet? Ernsthaft beschäftigen bedeutet ja auch, nicht nur die Dinge zu konsumieren, die zum eigenen Weltbild passen (wobei ich dir nicht unterstellen will, dass du das tust). Der Artikel der Zeit ist kein klassischer Pressebericht, der sich auf eine Seite einschießt, auch wenn ich die Überschrift unpassend finde. Er setzt sich mit vielen Thesen auseinander. Hast du ihn gelesen? Warum sollte der weniger wert sein als die der Radfahrerlobby?

Zitat
Global Fisch
Genau wie ich nicht jede Versicherung haben muss.
Du magst auch das anders sehen.

Sehe ich nicht anders, solange du sagst, du willst diese Versicherung aus persönlichen Gründen nicht und gehst das Risiko ein, nicht aber anderen Leuten einzureden versuchst, dass diese Versicherung völlig nutzlos sei, nur weil du sie nicht hast.

Zitat
Global Fisch
Gut, wie hast Du Dich entschieden? Trägst Du nun bei Deinen Verrichtungen im Haushalt einen Helm (wo ein vielfaches von Menschen an Kopfverletzungen sterben als aud dem Fahrrad)?

Fahren alle Leute in den deutschen Haushalten mit dem Rad? Wie viele Menschen in Haushalten gibt es, wieviele Radfahrer? Wie viel Zeit verbringen alle Menschen täglich in ihren Haushalten und wie viel Zeit die Radfahrer auf dem Rad? Das dann bitte mal prozentual gegenüberstellen. Bist du auch gegen Airbags, weil ja mehr Menschen in Haushalten sterben als an Kopfverletzungen in Autos?

Zitat
Global Fisch
Ich glaube Dir ja, dass Du das nicht böse meinst, aber ich finde vieles, was Du in diesem Thread geschrieben hast, einfach nur haarsträubend, sorry. Gut, *dagegen* würde ein Helm vielleicht wirklich helfen. ;-)
Wie würdest Du es finden, wenn Dir jemand die S-Bahn anhand von Zeitungsartikeln erklären würde?

Was genau findest du denn haarsträubend? Gehe doch mal auf meine Punkte und die Punkte und Aussagen in den Artikeln ein. Es ist doch eigentlich ganz logisch: Trage ich einen Helm, habe ich mehr Schutz. Knall ich mit Helm bei 20 km/h auf nen Bürgersteig, ist es nicht so schlimm wie ohne. Nun kannst du ja sagen, mag sein, aber du gehst das Risiko dennoch ein. Das ist ja okay. Aber zu behaupten, das wäre ja gar nicht so, ist Quatsch. Das finde ich total "haarsträubend".

Die S-Bahn muss ich mir hier seit 1,5 Jahren aufgrund subjektiver Erlebnisse und Zeitungsartikel erklären lassen. ;-) Die Artikel wären aber nicht weniger wert als Studien, die die DB dazu rausgegeben hat. Man muss halt immer die Mitte finden und alles erstmal konsumieren, um sich eine Meinung zu bilden.

Zitat
Global Fisch
Och, das sage ich Dir gerne: Ich habe in der Tat keinerlei Bock darauf, so ein Ding aufzusetzen, weil das Risiko, durch eine Kopfverletzung ernsthaften Schaden zu erleiden, beim normalen Radfahren so gering ist, dass sich es nach meiner ökonomischen Schätzung nicht im entfernten Ansatz lohnt!

Deine Meinung, absolut zu respektieren. Nur bitte mit sowas nicht andere Leute bekehren. ;-) Nur weil ich der Meinung wäre, ich muss keine Warnweste im Gleis tragen, rede ich anderen Leuten nicht ein, es mir gleichzutun, weil es nichts bringt. Das ist aber rein hypothetisch,um ein Beispiel zu nennen. Ich trage die Warnweste natürlich immer, mindert sie doch zumindest eine Gefahrenquelle.

Zitat
Global Fisch
Aber was soll dieses unbestimmte Konstrukt: "wurde hier immer wieder betont",

Weil es immer wieder betont wurde. In den letzten Wochen wurde der Eindruck erweckt, Fahrrad fahren in Berlin wäre etwas Gefährliches wegen der Autofahrer, man würde sich ja gar nicht mehr trauen etc pp.

Zitat
Global Fisch
Aber um es - aus meiner Sicht - zu beantworten. Radfahren ist nicht sonderlich gefährlich. Der Nutzen für die Gesundheit überwiegt klar das Risiko. Und jeder der sagt: "ach, ich hab gerade keinen Helm parat. Da fahre ich lieber nicht Fahrrad sondern öffentlich (oder gar Auto)" schadet unterm Strich seiner Gesundheit.

Stimme ich zu.

Zitat
Global Fisch
Auf der anderen Seite: Radfahren ist aber gefährlicher, als es sein müsste. Und das kommt eben aus den bekannten Gründen (rücksichtslose Autofahrer; unzureichende Infrastruktur). Und genau diese Punkte machen Radfahren nicht nur objektiv gefährlicher als nötig, sondern auch unattraktiver. Auch zum (gesundheitlichen) Nachteil vieler.

Auch hier stimme ich zu, absolut, aber verstehe auch meine Sicht, wenn ich sage, auch der Verzicht auf den Helm macht für den Einzelnen das Radfahren gefährlicher, als es sein müsste.

Zitat
Global Fisch
Und wenn Du schauen willst: das dort sind die Toten vom letzten Jahr:

Und welche Schlüsse ziehst Du daraus?

Ich ziehe daraus folgende Schlüsse:

Die Radinfrastruktur muss ausgebaut werden (nichts anders habe ich je behauptet). Der tote Winkel bei LKW stellt ein Problem dar, hier müssen Warnsysteme her. Viele Straßenbahnen bergen im Zusammenspiel mit vielen Radlern ein Sicherheitsrisiko (welches ich aber insgesamt noch vernachlässigen würde). Helme sind wichtig, auch hier ist von Kopfverletzungen als Todesursache die Rede, wobei nicht hervorgeht, ob ein Helm getragen wurde. Und zuletzt die eben gerade wegen solcher Vorfälle gezogene Schlussfolgerung: Warum verwehren sich viele Radfahrer trotzdem dagegen, sich mit einfachen Maßnahmen gegen manche Gefahren zu schützen? Es wird mir eher noch unverständlicher, wenn ich diese Bilanz lese.

Jeder Einzelfall ist schlimm, gerade die Fälle mit Kindern berühren mich tatsächlich sehr.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.05.2019 14:30 von Railroader.
Zitat
Global Fisch

Präventationskampagnen für wen? Für das Volk: "werft Euch nicht vor den Zug"? Gibt es so etwas? Oder für die Lokführer?

Suizidhotline, Berliner Fenster mit Suizid-Prävention, Kampagne der S-Bahn für Suizidprävention (nicht für die Lokführer)... Alles nicht mitbekommen?

Zitat
Global Fisch
Wenn ich mich recht entsinne, erlebt jeder Lokführer im Schnitt einen Suizid in seiner Karriere; das ist natürlich heftig.

Wenn ich mich mit Kollegen unterhalte, die länger dabei sind, waren es in der Regel mehr.

Zitat
Global Fisch
Und auf DB-Gleisen waren es nach Robert Enke eher sogar zwei pro Tag.

Ja, nach Suiziden prominenter Personen steigt die Anzahl zeitweilig. Nach Enke war es echt schlimm.
Zitat
VvJ-Ente

1. Fährst du ohne Helm Fahrrad und knallst bei einem Unfall mit dem Kopf gegen das Fahrzeug deines Unfallgegners, der dich anschließend überrollt, ist statistisch in den meisten Fällen die schwere Kopfverletzung die Todesursache.

Knallst du mit dem Beckenbereich gegen das Auto und hinterher ohne Helm mit dem Kopf auf die Straße, ist sie es sicher schon. ;-) Wie gesagt, jeder soll das glauben, was er mag, nur andere nicht bekehren. Wenn man einem von der Uni mehr glaubt als einem Unfallmediziner oder einem Pathologen, soll man das tun.

Aber es ist richtig, Statistiken werden gerne zurechtgebogen, nicht nur bei Fahrradunfällen.
Zitat
VvJ-Ente
P.S.: Erwirbt man die Fähigkeit zu beurteilen, welche Geschwindigkeitsbegrenzungen irrelevant und welche sinnvoll sind, automatisch wenn man sich ins Auto setzt, oder braucht man dafür ein HVL-Kennzeichen? ^^

Beides. In dem Moment, wenn man sich auf den Platz vorn links eines beliebigen Pkws setzt, wird ein zweites Ich in höheren Sphären geboren, das in der Lage ist, über die Sinnhaftigkeit von Geschwindigkeitsbegrenzungen zu entscheiden (durch einen ganz dummen Zufall immer so, dass man selbst schneller fahren darf, weil die Beamten eh keine Ahnung haben). Hängt ein HVL-Kennzeichen am Pkw, wird sogar ein drittes Ich in höheren Sphären geboren, das Leute, die auf gleiches Recht für alle pochen, als realitätsferne Gutmenschen beschimpft. Zusätzlich lässt es seinen Namen erraten ("Ach, wie gut, dass niemand weiß...").

Machen wir uns nichts vor: wer nachts allein zu Fuß in einem Gewerbegebiet unterwegs ist, ist eh ein schlechter Mensch (was hat man da um die Zeit zu suchen??1!!!!1??!!EinsElf!!?). Da ist es auch nicht so schlimm, wenn ihn jemand mit Fahrpraxis, der dank seiner überlegenen geistigen, fast schon überirdischen Fähigkeiten, die Sinnhaftigkeit von Geschwindigkeitsbeschränkungen einzuschätzen, über den Haufen fährt.

Aber ehrlich: wenn die - durchs Nicht-eingeloggt-sein - die Beiträge des Havelländers mal überfliege, frage ich mich, ob das einfach Chuzpe, das Reflektionsvermögen eines schwarzen Holzbrettes oder eine Mischung aus beidem ist. Da kritisiere ich, dass in der öffentlichen Debatte mit zweierlei Maß gemessen wird, wenn man die paar Radler, die im Dunkeln ohne Beleuchtung bei Rot über die Ampel fahren für repräsentativ hält, die in Deutschland übliche Geschwindigkeitsübertretung um 10 km/h aber für normal - und er bestätigt das nicht nur ("Leute mit Fahrpraxis wissen das" etc.), sondern verteidigt es auch noch.

Wie er wohl reagiert, wenn der im Dunkeln unbeleuchtete Radfahrer, der bei Rot über die Ampel fährt, das mit Fahrpraxis begründete? Ich habe einen Verdacht. :)
Zitat
VvJ-Ente
P.S.: Erwirbt man die Fähigkeit zu beurteilen, welche Geschwindigkeitsbegrenzungen irrelevant und welche sinnvoll sind, automatisch wenn man sich ins Auto setzt, oder braucht man dafür ein HVL-Kennzeichen? ^^

Dazu braucht es einen Führerschein und viel Fahrpraxis und nicht nur gefühltes Wissen aus dem Erpelteich :-p

Gruß aus dem Speckgürtel :-)

Regio + S-Bahn + U-Bahn + Tram + Bus = nur gemeinsam stark
Zitat
Railroader
Die Frage ist hierbei, ob du dich auch mit den Studien beschäftigst, die den Helm als sehr nützliches Mittel belegen. Was sagst du zu dem Unfallmediziner, der die Leute am Ende im OP hat und sagt, 4 von 5 Kopfverletzungen hätten am Ende mit Helm nicht tödlich geendet?

Ich habe mich erst am Wochenende mit einer Ärztin unterhalten, die meinte, dass sie, seit sie in der Notaufnahme arbeitet(e), bewusst keinen Helm beim Fahrradfahren mehr trägt, weil nach ihrer Einschätzung die Fälle, in denen ein Helm möglicherweise das Leben rettet, die übrigen Schäden so stark sind, dass sie persönlich dieses Leben eher nicht weiter leben wollen würde.

Grundsätzlich sind aber beides Einzelmeinungen/-einschätzungen einzelner MedizinerInnen, eine wirkliche Entscheidungsgrundlage für eine Bewertung können nur systematischen Zusammenführungen solcher Einzelmeinungen in wissenschaftlichen Studien sein.
Die Zahl von über 14.000 schwerverletzten Radfahrern im Jahr 2015 finde ich hochinteressant. Laut Ärzteblatt liegt die Zahl der Schwerverletzten insgesamt bei etwa 18.000 pro Jahr. Hat man sich da etwa eine andere Definition rausgepickt, die dem ganzen mehr Dramatik verleihen soll? Beispielsweise die vom Krankenhausaufenthalt >24 Stunden, die bei Kopfverletzungen fast immer erreicht werden, weil man den Patienten erstmal unter Beobachtung hält?

Ansonsten sagen Zahlen wie "4 von 5" eben nur bedingt etwas über die Dringlichkeit. Anders gefragt - wenn man mit der flächendeckenden Wärmebildüberwachung von Bahnanlagen und Plexiglasschleusen an Bahnsteigen 9 von 10 Suiziden verhindern kann, muss die Bahn das dann nicht augenblicklich einführen?

Und wie schaffen das die Niederländer mit einer Helmquote von ~0 im Alltag, auch bei Kindern und mit massenhaft LKW auf den Straßen, sich nicht auszurotten?
Zitat
VvJ-Ente
Hat man sich da etwa eine andere Definition rausgepickt, die dem ganzen mehr Dramatik verleihen soll?

Ja, es wurden unterschiedliche Definitionen gewählt, bei der Fahrradfahreranalyse: ISS (Injury Severity Score) >=9, beim Artikel aus dem Ärzteblatt ISS>=16. Dadurch sind bei den analysierten Fahrradunfällen auch deutlich weniger schwere Verletzungen eingeflossen als bei der anderen Analyse. Ich würde aber nicht unbedingt eine größere angestrebte Dramatik als Ursache vermuten sondern eher der Bedarf eine möglichst große Zahl von Fällen einzubeziehen, um innerhalb der Analyse statistisch relevante Untergruppen bilden zu können.

Beim Artikel aus dem Ärzteblatt ging es dagegen zum einen um noch schwerere Fälle und zum anderen gibt es zu dem Artikel auch eine Berichtigung, die methodische Fehler erläutert.
Zitat
VvJ-Ente
Anders gefragt - wenn man mit der flächendeckenden Wärmebildüberwachung von Bahnanlagen und Plexiglasschleusen an Bahnsteigen 9 von 10 Suiziden verhindern kann, muss die Bahn das dann nicht augenblicklich einführen?

Es verlangt auch hier im Forum keiner die Einführung einer Helmpflicht. Bisher ist nur die Empörung groß, weil die Aussage, Helme tragen zur Sicherheit bei, eine offenbar ungeheuerliche Behauptung darstellt. ;) Sicherlich würde sich aber auch keiner derart mit Händen und Füßen gegen Bahnsteigtüren wehren, wenn die Bahn sie zur Unfallprävention installiert oder gar behaupten, dass sie gar nichts bringen. Das Thema wird zudem immer wieder genau so diskutiert wie das mit dem Helm. Unterschied ist eben, es ist eben keine einfach umzusetzende Maßnahme. Langfristig wird aber davon auszugehen sein, dass mit Weiterentwicklung der Technik und innovativen Ideen punktuell solche Schutzmechanismen installiert werden. Ich wäre auch dafür.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.05.2019 14:20 von Railroader.
Es hat auch niemand gesagt, dass die Bahn verpflichtet werden muss, ihre Strecken zu überwachen und Bahnsteige abzuriegeln. Aber warum tut sie es nicht, wenn man damit die Pünktlichkeit erhöhen und traumatisierte Angestellte vermeiden könnte?
Zitat
VvJ-Ente
Es hat auch niemand gesagt, dass die Bahn verpflichtet werden muss, ihre Strecken zu überwachen und Bahnsteige abzuriegeln. Aber warum tut sie es nicht, wenn man damit die Pünktlichkeit erhöhen und traumatisierte Angestellte vermeiden könnte?

Vor allem des Geldes wegen. Zudem gibt es technische Faktoren: Die Türen zum Einstieg müssten ja dann bei jedem Zug an gleicher Stelle sein, damit es mit den Bahnsteigtüren passt. Alles in allem aber wegen der Finanzierung. Lassen wir diese Faktoren jetzt einfach mal weg und entscheiden nur, ob es sinnvoll ist und schützt und man es machen sollte. Da sage ich auf jeden Fall genau so : Ja bitte, sofort! Warum auch nicht, wenn es schützt? Wenn das ohne viel Aufwand für nen überschaubaren Taler zu haben wäre, fände ich es sogar sehr unverständlich, es nicht zu tun.
Zitat
VvJ-Ente
Die Zahl von über 14.000 schwerverletzten Radfahrern im Jahr 2015 finde ich hochinteressant. Laut Ärzteblatt liegt die Zahl der Schwerverletzten insgesamt bei etwa 18.000 pro Jahr. Hat man sich da etwa eine andere Definition rausgepickt, die dem ganzen mehr Dramatik verleihen soll? Beispielsweise die vom Krankenhausaufenthalt >24 Stunden, die bei Kopfverletzungen fast immer erreicht werden, weil man den Patienten erstmal unter Beobachtung hält?

Ansonsten sagen Zahlen wie "4 von 5" eben nur bedingt etwas über die Dringlichkeit. Anders gefragt - wenn man mit der flächendeckenden Wärmebildüberwachung von Bahnanlagen und Plexiglasschleusen an Bahnsteigen 9 von 10 Suiziden verhindern kann, muss die Bahn das dann nicht augenblicklich einführen?

Und wie schaffen das die Niederländer mit einer Helmquote von ~0 im Alltag, auch bei Kindern und mit massenhaft LKW auf den Straßen, sich nicht auszurotten?
Alle die dreimal durch die Führerscheinprüfung gefallen sind haben gefühlt ein gelbes Kennzeichen,
fahren Blumen LKW oder Auto mit Wohnwagen hinten dran..fallen auch ausserhalb holländischer Straßen unangenehm im Straßenverkehr auf ;-)
Da wunderts mich in der Tat derart geringe Unfallzahlen zu lesen, oder der Ersteller der Statistik NL ist auch Grasrauchumnebelt gewesen, um das letzte Klischee zu erfüllen ;-))

T6JP
Sorry, in diesem Forum dürfen nur registrierte Benutzer schreiben.

Hier klicken, um sich einzuloggen